Pester Lloyd - Abendblatt, September 1858 (Jahrgang 5, nr. 199-221)
1858-09-02 / nr. 200
bcndblattdcsåpcstcrksloyd. Donnerstag,2.8tzptemb.Nr.200. Peft, 1858. * Ge, Faiserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Generalgouverneur sind geflern an Marezalyi Tommend, nach 6 Uhr Abende in Ofen ingetroffen, versuchen, die Ausführung zu hemmen. Dagegen hofft £ effept, allen Widerstand bald überwunden zu haben. Ueber die finanziellen Verhältnisse des Projektes seten wir in der „Nr. 3." : Bekanntlich ist das zum Bau des Suezkanals erforderlice Kapital auf 200 Millionen, Franks angeschlagen, und folgendermaßen veetheilt + Vicekönig von Egypten 32 Mil., Türkei, Egypten und Syrien 21 MI, Trankreich und England je 40 Mill, Oesterreich 20 MIN, Rußland 12 Mill., Deutschland mit Schweden und Dänemark, der Schweiz, den Niederlanden und Belgien 15 Mill., Verein St, von Nordamerika 10 Mill, Spanien,, Portugal, Italien und Griechenland 10 Mill. Dieses Kapital zerfällt in 400,000 Akten zu 500 $rancs, und wie wir vernehmen, übersteigt in einigen Ländern der Betrag der Unterzeichnungen bereits den auf dieselben entfallenden Antheil. Zur Vollendung der von der internationalen Kommission bezeichneten Arbeiten, die binnen 5—6 Jahren stattfinden sol, dürften 160 Mill. genügen . Herr v. Leffeps Art. sogar überzeugt, daß der Süßwasserkanal von Cairo nach dem Timiahsee, mit Bewässerungsabzweigungen , nach Suez und Pelusium von binnen einem Sabre zu Ende geführt sein werde, und daß dann im Laufe von zwei Jahren, und mit Feinem größeren Kostenaufwande als 80 Mil. eine Wasserverbindung zwischen beiden Meeren hergestellt werden könne, die für neun Zehntel der gegenwärtigen Handelsschifffahrt hinreiche. Die jährlige Bruttoeinnahme des Kanala wurde auf 30 Mill. B Francs bios für Schfffahrtsgebühren bereint (3 Mil. T. zu 10 Fr. pr. T.) und dürfte durch die Zunahme der Schifffahrt, durch die Schifffahrtsgebühren auf dem Süßmwasserkanale und den Ertrag der Ländereien noch bedeutend vermehrt werden. Dur das Zustandekommen des Suezkanals wird die Insel Madagaskar erhöhte Bedeutung für Frankreich gewinnen, daher die wiederholten Bestrebungen daselbst für ihren Erwerb. Die „Wien, 3." bringt nun folgende interessante Skizze aus der Vergangenheit Frankreich’ gegenüber Madagaskar : Schon Ludwig XIII. verkündete dur ein Patent vom 24. Juni 1642 die Herrschaft Frankreichs über Madagaskar und Ludwig XIV. bestätigte die Befigergreifung im folgenden Jahre. Kurze Zeit darauf ließ Herr von Prony, der sich auch der Sinfel Bourbon bemächtigt hatte, die künigliche Fahne auf den wichtigsten Punkten der Westküste Madagastars aufziehen und im Jahre 1644 bereits wurde der Grund zu dem Fort Dauphin gelegt, an das sich bald mehrere Niederlassungen schlossen. Von dem Augenblickk an, als die französische Fahne auf der Insel wehte, haben sich die übrigen europäischen Nationen von ihr zurückgezogen und die Franzosen behielten sie im unbestrittenen Besibe. Colbert bat Alles, um ihre Bedeutung noch zu erhöhen. Er 3a9 die im Jahre 1664 gegründete Indische Kompagnie in’s Interesse und stellte die Insel im Jahre 1666 unter die unmittelbare Autorität der Königlichen Regierung. Zu dieser Zeit erkannten die eingebornen Häuptlinge die Souveranietät Frankreichs an und leisteten dem Vizekünig, Marquis von Mondevergue, den Eid der Treue, Innere Intriguen, Angriff und DVerrath der Bevölkerung von Madagaskar hinderten das Aufbühen der Kolonie. Der König aber verstand es, zu wollen. Vergebens war die Muthlosigkeit eines Admiral, unnüs eine fürchterliche Meselet, die an die sizilianische Berper erinnerte. Ludwig XIV. ergriff gerade diesen Augenbild, um Madagaskar feierlich der Krone einzuverleiben, um 1686 die Sinfel zum „orientalischen Frankreich“ zu erklären. Ludwig XV. übernahm die Erbschaft dieser Politik. Der Duc de Choiseul stellte die Befestigungen her und öffneten wieder die Häfen, die dem heldenmüthigen La Bourdonnaye eine Zufluchtsstätte boten, als er zu Autongil die Schäden der improvisirten Flotte ausbessern kann, mit der er sich, die Engdung gebracht, England, heißt es, soll zum legten Male Länder besiegend und Madras erobernd, an die Küste Indiens ernste Lektion zu ertheilen. Herr aller Berwiclungen im Innern zu werden, sowäre er allerdings ganz der Mann, eine solche Expedition zu organisiren und auch zu führen sei ft ein vorzüglicher Soldat, rasch zur That und fest in seinen Entschließungen . Keiner rennt die Armee so gut wie er, und man kann dreist behaupten, bag Niemand so viel ausrichten kann mit spanischen Truppen als O’Donnell. Die " Times" enthält eine Depesche mit folgenden Nachrichten aus Bombay, 4 Augus : Die Rebellen von Gmwaltor haben Bundaor no nit passirt, am 30. Juli bedrohten sie Beachore und Bughore. Ihre Zahl ist beträchtlich, man schäbt sie auf 4—5000 Mann und sie führen 6 Kanonen mit sich, Truppen marschiren gegen fi. Sir Hope Grant verließ Ludnow am 20. Juli um Mantefing zu Hilfe zu t eilen und sich Iyzabad’s zu bemächtigen. Oberst 90 Ime verfolgt die Rebellen vor Radjehputana. Die Reise Lord Niedeliffe’s nach Konstantinopel wird auch mit der Suezfrage in BerlinPolitische Rundschau, 2. September. Die Ratadter Begahungsfrage hat bekanntlich, zu vier preußischen Note Anlaß gegeben, in welcher der inifter 9. Manteuffel sich sehr energisch gegen die durch die Heinern Staaten zusammengebrachte Majoritätsabstimung ausgesprochen haben sol. Aus Stansfurt wird jebt iber dieselbe Mote der „Deutsch. Allg. 3." geschrieben : ‚Manteuffel verwahrt sich gegen den Mißstand, dag Staaen, welche zusammengenommen nit die Crőfe einer reußischen Provinz haben, den Ausschlag und die Entscheidung über die Angelegenheiten und Interessen der entsehten Großmächte geben, und verweigert im amen seiner Regierung bis zu einer günstigeren Erlebiung der Sache die Zahlung der Matricularbeiträge für die Letzungen." Diese Note, schließt der Korrespondent, wird nun wahrscheinlicherweise die Zurücknahme des österreichisch-badischen Vertrages zufolge haben. (2) Eine Madrider Korrespondenz der „N. Pr. tg.” berichtet über einen bevorstehenden Krieg gern die Riffpiraten Folgendes : Der Ministerpräsident O’Donnell ft entslossen, eine Imee gegen die Bewohner des Riff an der Küste Afrifa’s Riffpiraten zu senden. Es ist das ein Krieg, der unumgänglich nothwendig ist zur Erhaltung der Befigungen , welche wir n jener Küste haben, und die Regierung dünnte für diesen Sieg auf die Unterflagung aller Parteien rechnen; aber alle Ministerien, die sich bisher folgten, hatten viel zu viel mit inneren Angelegenheiten zu thun (b. h. um sich am Ruder zu erhalten), als daß sie Zeit ihrig behalten hätten, um an die Erde und die Sicherheit des Landes in jener Hinsicht zu den Mann nach Afrika senden; aber man zwweifelt flarf, das es