Pester Lloyd - Abendblatt, September 1858 (Jahrgang 5, nr. 199-221)
1858-09-18 / nr. 213
Abendblatt des Pesters Lloyd. Samstag, 18. Septemb. Nr. 218. Pest, 1858. $ Ce. Laif, Hoheit Herr Erzherzog Albrecht Generalgouverneur 9, Ungarn sind am 16. 9. M. Abend in Wien eingetroffen, und haben sich ohne Aufenthalt an Schloß Weilburg bei Baden begeben. +. Das Ef. Handelsministerium hat unterm 6. Sepember I. 5. im Einverständnisse mit dem f. f. Ministeriat des Innern und dem FEFE. Armeeoberkommando dem "Oberungarischen Bergwerfs-Hütten- und Eisenbahnfomité" die Bewilligung zu den Bararbeiten für eine sondeft nach Balaffa-Öyarmaty hnerbauende Eisenbahn, im Sinne des Eisenbahnkonzessionsgesethes vom 14. September 1854 und für die Dauer eines Jahres ertheilt. Politische N Rundschau, 17. September, Die lebten Berichte un Konstantinopel melden: Das Ersparungssystem wird im Hofstaate bes Sultans konsequent und energisch durchgeführt, und es sind in ben Yegten Tagen wieder gegen 190 Kutscher und Stallbedien- Grenze und zu deren Instandlegung besteht aus neun Mitgliedern, die sorgfältig unter den Fachmännern des Landes ausgewählt werden, Präsidentit Selim Paschha, Divisionsgeneral, Gouverneur der katserlich türkischen Genieschule. Die Kommission ging am 31. August nach der asiatischen Küste ab und wird ihre Arbeiten sofort beginnen. Diese Arbeiten werden sich über das ganze türkische Armenien und namentlich sicher nachfolgende Städte erstreden . 1) Batbut oder Batburdt, nordwestlich von Erzerum. Nicht weit davon sind Die Hupferbergwerke von Maaden, welche die Geschoßgießereien des Reichs versehen. 2) Erzindjan, am Euphrat, ein wichtiger strategischer Punkt, dessen Bewnlferung früher 30.000 Seelen starf war. 3) Kars, Hauptort des Parchalifs, Sertensplap ersten Ranges, für die Türfet. Die durch die gegen die Russen 1828 und 1855 rußinsoll bestandenen Belagerungen berühmte Zitadelle gilt als die stärfste des ganzen Reichs. Dieser Plab, der Schlüssel Armeniens, sol beträchtliche Befestigungsarbeiten erfahren. 4) Bayazid, welches eine Zitadelle und zahlreiche Festungswerke aus den Zeiten Mahomer’s III. (1598) hefist. Diese Stadt steht in lebhaftem Handel mit Georgien und Persien und beherrscht die Strafe nach Teheran. Die Bevölkerung dürfte 15.000 Einwohner nicht Übersteigen. Obwohl sie nur Hauptort eines Sandjaks ist, wohnt dort dennoch, ein erblicher Kafka. Die Paschamwürde wurde 1759 dem Ahnen des gegenwärtigen Pascha’s verliehen, weil er dem Gultan Mustapha III das Leben rettete. 5) Wan, eine der merz würdhaften Städte Armeniens, am östlichen Ufer des See’3 gleichen Namens. ‚Sie ist von Mauern umgeben und durch eine sehr starre Zitadelle auf einem steilen Berge vertheidigt. 6) Ant, die frühere Hauptstadt von ganz Armenien. Diese Stadt, am Arpatshat gelegen, ist im Norden undosten von einer duppelten Linie mit Rinnen versehener Mauern und viereckigen Thürmen vertheidigt. Die Festungsmwerfe sollen ausgebessert und armirt werden. Am Westende der Stadt liegt noch der wohlerhaltene Palast der ehemaligen Könige von Armenien. Hartifer Korrespondenzen melden : Das „Journal des Debats” bringt nachträglich einen langen Artikel über Cherbourg aus der Weber des Herrn Xavier Raymond. Die Bedeutung dieses Wunderwerkes wird darin sehr herabgefegt: „Was man auch sagen mag, Cherbourg kann im Falle eines Krieges mit England nicht als Grundlage für große Operationen dienen. Erstens ft seine Rhede zu sein, und dann ist sie zu blosgestellt, um zum Bersammlungsplage eines Seeheeres oder einer so beträchtlichen Engypedition zu dienen, wie sie gegen England in vite gestellt werden müßte. Die Rhede ist zu eng und in der That ist die größte Entfernung zwischen Damm und Land nur 3000, vom Damm bis in die Mitte des Kriegshafens nur 2400 Metres. Zur Bett der Segelflotten genügten die Werte auf dem Damme, den Feind in ehrerbietiger Entfernung zu halten ; bei der Siherheit, welche der Dampf heutzutage dem Mandoriren gewährt, ist dies nicht mehr der Fall, so dag die Befestigungen Cherbourgs gegen die hohe See zu einer völligen Umgestaltung bedürfen. Man ist thätig damit beschäftigt , aber wird sie und völlige Sicherheit gewähren .... Cherbourg ist ein Meisterinwert der Geduld und der Sindustrie,, eines der Wunder der Welt, aber esst Fein Hafen erstien Ranges und um es dazu zu machen, müßte der Damm 2 oder 3 Meilen weiter in die See gerückt oder es müßten gegen das Land zu Arbeiten ausgeführt werden, die unberechenbare Zeit und Opfer hosten würden." Herr Raymond schließt mit der tröstlichen Versicherung, daß dagegen Brest heute nichts zu wünschen übrig haffe. An dem refersirten Thelle des Tuilettengartens Wird fleißig gearbeitet, aber Die Arbeiten sind doch wo nicht so weit vorgerückt, daß man daraus die künftige Einrichtung Dieses Theiles des Tuilettengartens erkennen könnte — man sieht nur, daß er durch einen mehrere Fuß tiefen und eben so breiten Graben von dem fibrigen Theile des Gartens getrennt werden wird. Einen Streit der ermöglichsten Art hat der händelsüchtige fonts Bend 1ot, heraufbeschworen, und die Wahrheit des alten Spruces , Gott bewahre ıalch vor meinen Freunden“ , ist nie mehr zu Ehren gebracht worden als durch diesen Hader. Diesmal hat es Louis Deuillot nicht mit dem „Stecle” zu thun, den er im Vorbeigehen abthut, der, „Faum eines Ausbruchs der Verachtung würdig ist“; auch nicht mit dem „Journal des Debats”, dem gottlosen, diesem unverbessert len Schüler Voltaire’s, hat er es zu thun, sondern mit der „Batrie“, der gut Fatferlichen, und der Gegenstand, um den es sich handelt, sind die Ordensverleiihungen durch das Ministerium Napoleon, der Napoleon selbst. Beuillot findet die Personen b. h. die Zivilpersonen, und unter diesen besonders Schriftsteller, Künstler und Gelehrte, der Auszeichnung um so wentger würdig , welche ihnen bei den Testen Ordensverleihungen zu Theil wurde, als er und seine Kollegen beim ,‚‚Univers‘’ munderbarerweise von dieser Ehre ausgeschloffen blieben. In den Bureaus der ‚‚Watrte‘‘ aber, wo es von Kreuzchen und Bändchen wimmelt, tut man begreiflicherweise durchaus nicht der Dieinung, daß irgendjemand den Orden der Ehrenlegion unverdienterweise erlangen könne. Bor Furzem widersprach die " Patrie" einer Angabe, der zufolge 272.000 Ehrenlegionorden verliehen sind. Nicht als ob das halbamtliche Abendblatt diese Angabe durch eine andere aus guter Duelle geschöpfte umgestoßen hätte, wozu das auch? Die „Patrie” macht ganz einfach den Schluß, daß es unmöglich in Frankreich 272.000 so ausgezeichnete Männer wie ihre Mitarbeiter geben könne, folglich müsse die Ziffer unrichtig sein. Wer möche gegen diese Logis etwas einwenden ? Gründlter verfährt sie gegen die Klagen des „Univers”, und ohne Rücksicht auf die Regierung, der sie dient, und das Gelächter, welches sie nah und fern erregen müsse, führt sie die Worte des Präsidenten Ludwig Napoleon vom 3. Februar 1849 an, die er bei Gelegenheit der ersten Ordensverleihungen aussprach: „Die Orden, welche ich auszutheilen habe, sind gering an Zahl; sie sind aber um so ehrenvofer für bie, welche sie erhalten. Das Kreuz der Ehrenlegion wurde oft verschwendet unter den Regierungen, welche mir vorhergegangen sind, das wird fernerhin nicht mehr so sein. Ich will derart verfahren, daß der Orden der Ehrenlegion nur die direkte Belohnung für dem Vaterlande geleistete Dienste und nur dem unbestrittenen Oerdienste verliehen sei. Auf diese Weise hoffe, ich der Einrichtung ihren ruhmreichen Glanz wiederzugeben.” Kann es etwas Ungeschickteres geben, als diese Worte, welche in den spaltenlangen Ernennungen, wie sie der „Moniteur“ zu bringen pflegt , begraben und vergessen lagen, heraufzubeschwären zur KISS ne KRESTT S AAA ő