Pester Lloyd - Abendblatt, November 1858 (Jahrgang 5, nr. 251-274)
1858-11-26 / nr. 271
Schnerpreffendend von Emil Müller, Dorotfengafe Nr. 12. — Berlag der Seiter Lloydgesellsgaft, Beleidigung zurücknehmen.Das habe ich Herrn von Plüsikow gesagt.«" Nachdem sowohl von vielen Mitgliedern der Beisammlung,als auch von Seiten des Direktoriums die Mißbilligung über das Verfahren der Herren v.Plüskow und v.Maltzahn ausgesprochen war,und der Erstere erklärt hatte,daß es ihm leidthue,das Wort"Hundsfott"in der Landtagsversammlung gebraucht zu haben,trug ein Ritter v.Plessenvarius an,die Versammlung möge die Aeußerung des Eage über die Versammlung zu Rothenmoor mißbilligen ; dieser Maprofigiett gegenüber erklärte der Vorfigende des Direktoriums, Landrath von Blüher auf Kuppenzien, seiner Ansicht nach habe Page nichts gesagt, was beleidigend für den Randrath v. Malbahn auf Rothenmoor sei, und dieser Lestere verstand sich dann auch großmüthig dazu, die Versicherung zu geben, „daß er von der weiteren Verfolgung der Sache abstehe.” Hiermit wurde die Angelegenheit verlassen, und die Versammlung ging ruhig zu anderen Verhandlungsgegenständen über! Nachträgeh wird mitgetheilt, daß Herr Rogge bei der Justizkanzlei die Anzeige von der geschehenen Forderung zum Duell gemacht, zu gleicher Zeit aber auch eine Beschwerde seinerseits an den Großherzog über den Vorfall abgegeben hat. Aus Paris wird geschrieben ; Frankreich allein hat 200 Millionen für den Suezkanal gezeichnet. Die Zeichnungen aus dem Auslande können als Nebelschuß betrachtet werden. Ein gewisser Latturade hat alle politischen Evoquis, Porträts, Karikfaturen und Zeichnungen gesammelt, welche in der Zeit 1759—1848 in Paris erschienen sind. Diese seltsame Sammlung wird in diesem Augenblik in dem Hotel des commissaires priseurs im Aufstreich verkauft. Heute hat der Verlauf der ersten Serie stattgefunden. " Sie geht bis zum Konsulate. Die Porträts Ludewig’s XVI sind sehr zahlreich, ebenso die der Königin Marie Antoinette, und man kann auf diesen Porträts dem Gange der Ereignisse folgen; man flieht den König auf seinem Thron bei der Eröffnung der Generalstaaten, erst bededt mit dem breieigen Hute mit Bederiz neben diesem Gemälde drei andere, welche den unglücklichen Monarchen mit der Sasobinermuse darstellen. Wir nähern uns dem 21. Januar, denn wir sehen Ludwig XVI. in einem kleinen Rahmen, traurig und niedergedrückt durch den Schmerz. Unter dem Bilde stehen die Worte „Louis le faux“. Neben ihm flieht man den treuen Elery (felsnen Kammerdiener). Von Ludwig dem Siebenzehnten gibt es nur ein Bild, der Knabe trägt einen dreiecigen Hut und hat die Hand an einen Degengriff gelegt. Darunter steht + Domine, refugium meum et fortitudo mea. — Neben dem Bilde Guillotine Heft man die Worte civi optimo, eine Menge von Guillotinen umgeben ihn. Eine Karrkkatur, die offenbar nach dem 9. Thermidor gemacht wurde, zeigt Robespierre am Fuße einer Leichenpyramide mit den Worten „tombeau de la France”, im V Vordergrunde ficht man mehrere Guillotinen „en repos“, nur eine ist thätig , Robespierre guillotinirt den Henker, weil er keine andern Köpfe mehr abzuschlagen hat. Ueber die am 24. und 25. d. in. Triest eingetroffenen Nachrichten der Tevante und Ueber Landpoost gehen uns folgende Telegramme zu : Konstantinopel, 20. November. Brigadegeneral Said Vardaif als außerordentliger Kommissär in Betreff der Entschädigungsfrage wegen der Vorgänge zu DiheddaH nach Alexandria abgereist. Oberst Bidolph it mit einem zahlreichen Personale zur Legung des Fleinaflattfen Telegraphen nach Simid abgegangen. Teheran, 19. Oktober, Sir Murray ist hergestelt und am 16. nach England abgegangen. Der vormalige Sadrazam iI noch immer gefangen. Die Einfälle der TZurromanen dauern bei Afterabad fort. Ein belginder Geschäftsträger beabsichtigt die persischen Provinzen zu bereifen. Die russische wissenschaftliche Expedition unter Khanikoff ist nach Herat abgegangen. Kalkutta, 23. Oktober. Der Erkönig von Delhi iat mit Weib und Sindzieher gebracht worden. Hongkong, 13. Oktober. Die Hinesischen Zolltarifskommissäre sind in Shanghai angenommen; am 21. September hat ein Sturm dort großen Schaden unter den Schiffen angerichtet, Nachrichten aus Turobat vom 24. September melden nicht dies die (Beereits bekannte) Einnahme der Stadt Turow, sondern an aweier Borts in Seuppo. Die Anameten haben große Verluste erlitten und 200 Kanonen verloren. Die Afftrten suchen landeskundige Führer nach Hue. Aus Wien vom 25. b. wird geschrieben: Morgen wird auf der erzherzoglichen Befigung Schön- Eichen bei Wiener-Neustadt eine Hofjagd abgehalten, zu welcher ein Theil des Adels und des diplomatischen Korps geladen wurde. — Der Adel der Refedenz hat heute folgende Anzeige empfangen: Otto Graf v. Sünftirchen, LE. Kämmerer und Aloisia Gräfin v. Fünffirchen, geborne Gräfin 9. Wurmbrand, Sternkreuzordens- und Palastdame Ihrer Majestät der Kaiserin , geben hiermit Nachricht von der beborstehenden Bermählung ihres Sohnes Franz Grafen 9. Fünf- Tirchen, f. £. Kämmerers und Statthaltereikonzipisten, mit: Ferdinandine Gräfin 9. Brigudor Brefonig. — Dieserlautet, ft eine Recision des A. b. Punzirungspatentes beantragt: Einem norddeutschen Blatte wird von hier geschrieben : Die Katholischen Blätter enthalten eine erzbisőőfitde „Warnung“, die in den Erzdiözesen Prag, Wien und Salzburg von den Kanzeln verlesen werden sol. Sie enthält unter Anderen Folgendes : „In Böhmen, Mähren und Oesterreich wandern vielfach In Schenfen, Werfstätten, Bauernhöfen und Bürgerhäusern Leute herum, welche in Berlin gedruckte sogenannte Katholische Artikel mit Bildern empfehlen und zu Substriptionen veranlassen. Diese Substriptionen sind auf Bibeln und Monatsblätter gerichtet, die das Gegentheil des Katholizismus predigen und doch mit Berufung auf katholische Autoritäten, namentlich auf Geistliche, angepriesen werden, Wir haben uns darüber so weit zu orientiren gesucht, Daß wir gegen alle derartigen Substriptionen warnen müssen. ... Wir möchten aber auch hierbei zugleich noch in anderer Beziehung warnen, daß man besonders bei welthistorischen und naturwissenschaftlichen Büchern nicht auf die gewöhnlichen Anpreifungen in den Zeitungen sich verlasse, sondern immer vorher sc bei dem Seelsorger befrage, ob das angefüindigte Werf der Christ- Uen Offenbarung nicht widerspreche oder Thatfachen der Offenbarung leugne, um Unglauben und Materialismus und Feindseligkeit gegen die katholische Kirche zu verbreiten, wie das z. B. der Hal ift mit Notte’s Weltgeschichte, Dullers deutscher Geschichte, mit Zimmermann’s naturgeschichtlichen Werten, Michelets sogenannten „naturwissenhaftlen” Beobachtungen und Reflexionen über das Wesen und Treiben der Insektenmwelt, die nichts als menschliche Einfälle enthalten, und so vielen anderen, die als populäre unübertreffliche Arbeiten und Ergebnisse tiefer Forschungen den Leuten aufgeschwast werden, da doch an eben so gediegenen als wahrhaft schriftlichen Werken in diesen Zuweisen der Wissenschaft sein Mangel is.” Die Eröffnungsfahrt auf der Bahn Innschbruc- Kufstein hat am 24. 9. Mmn. glücklich stattgefunden. Gegen 600 Personen nahmen daran Theilen 7 * Wien, 25. November. Die DBöıse bewahrte heute eine mehr zumartende Haltung, da die Spekulation in Erwartung der Nachwirkung des Montalembert’schen Prozesses auf die Pariser Börse zu seinen umfangreichen Engagements zu bewegen war. Die meisten Effekten litten unter dem Druck der daraus resultirenden Geschäftslosigkeit und wurden sowohl Staatseffekten als Spekulationspapiere billiger abgegeben. Dagegen blieben Grundentlastungen zu vorigen Notizungen in guter Nachfrage... Wer hiel zum Theil Höher, der Eskompte etwas schwieriger. Die Nachbörse blieb flau, Kredit 246.20, Nordbahn 1744, Staatsbahn 262.40, Orientbahn 68,30 Krebstiese 101,70, 5 Beranttpnrklicher Redakteur : Karl Weiskircher, ı