Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1858 (Jahrgang 5, nr. 275-299)

1858-12-03 / nr. 277

Dänemark aber würde seine Einwilligung nicht dazu geben.—i mit ihrer Arbeit­ in­ die Kaufläden werden,je­ nachdem es in Mecklenburg ist,in Folge des bekannten Auftritts in der Landtagesiyung vom 20.v.M.,mittelst landesfürstlichen Reskripts der Vizelandmarschall von Maltzahn auf St.Luckow auf«2 Jahre von seinem Amte suspendirt,und dem Ritter v. Plüskow auf Cowalz·,weil er,,sowohl die Landtagsversammlung als Un-deshalb um Verzeihung gebeten hat««,mit einem ernst­­lichen Verweise belegt worden.Dem Ritter Pogge wird dagegen eröffnet-daß auf eine Beurtheilung seines Benehmens in der Versammlung nicht eingegangen werden solle. Herr Louis Veuillot ist kürzlich dem kai­­serlichen Dekrete,welches jüdische General­­räthe in Algerien ernannte,mit der wegwer­­fendste Schärfe entgegengetreten,und behauptete ent­­gegen dem Prinzen Napoleon,die Individuen seien in Frankreich gleich,die Konfessionen aber weder gleich,noch frei,noch anerkannt.Die,,Oesterr.Ztg.««bemerkt nun in einem»Die Konfessionen in Frankreich­«über­­schriebenen Artikel folgendes: Als der erste Napoleon die Kirche wiederherstellte,trug er dafür Sorge,die Kircche vom Staate so zu scheiden,daß dieser wohl jene beaufsichtigen,aber von ihr keine Dienstlei­­stungen irgendeiner Art zu empfangen nöt­ig hätte.Die Be­­stimmungen des Konkordato und die organischen Gesetze sind bekannt. Der Staat führt hier die Geburtsmatrikel, die Sterbe­­listen 5; er vermählt, er begräbt, ohne sich auch nur um das Glaubensbekenntniß zu besüimmern. 34 habe noch kein staat­­liches Dokument gesehen, wo die Konfession genannt gewesen wäre. € s kann hier Jemand geboren werden, heirathen, leben und sterben, ohne irgend einer S Konfession anzugehören. Der Staat weiß und fragt nie, welcher Konfession ein Individuum angehört. Seit dem Jahre 1789 befleiden Protestanten und Suden in der Armee und im Zivildienste die Höcbsten Stellen, Herr Guizot ist Protestant , der Präsident des jüdischen Kon­­sistoriums,­ Herr Cerf Beer, ist ein alter Oberst, der Chef des Sanitätswesens im orientalischen Kriege, Herr Michel Levy, ist ebenfalls Sude, und die französische Armee zählt derzeit vier jüdische Generale, die es Alle auf dem Schlachtfelde wur­­den, Zould , Goudc­eaur, und Eremieus, der Vertheidiger Karls X. und Louis Napoleon’s, sind ebenfalls Juden. Iin der Akademie, in den Berichtshöfen und dem legislativen Körper figen Männer aller Konfessionen neben­einander, ohne bag­­e­mandem beistele, das solle anders sein. Das ist ein fastischer Zustand, ein historisch gewordener. Der erste Kaiser, "eiferfürchtig darauf, Daß Feinem Stande, seiner Genossenschaft ein Vorrang werde, daß er sie alle gleich im Auge haben künne, traf sogleich nach Abschluß bei Konfor­­dats Anstalten, auch mit den übrigen Konfessionen eine Art Webereinkommen zu treffen, das ihre staatliche Geltung zur Folge hatte. Er­ versammelte protestantische, kalvinische und jüdische Synoden, leß von ihnen Statuten für ihre resp. Kulte ausar­­beiten und feßte für einen jeden ein Konsistorium ein. Die Sub­charte sagte ausdrücklich . Obgleich die katholische Religion jene der Mehrheit der Franzosen ist, so gibt es dennoch keine Staatsreligion. Auch hat bisher kein Gefeg oder Statut einer Art irgend einer Religion einen Vorzug gesichert. Das Staats­­budget enthält Posten, womit die Bedürfnisse aller Kulte be­­stritten werden . Im Unterrichtsrat he­­igen außer den Bischöfen auch die Superintendenten der augsburgischen und helvetischen Konfession und der grand rabin von Frankreich. Daß in Al­­ater, wo die Mohamedaner und Suden weit zahlreicher als die Europäer sind, auf jene Rückicht genommen werden muß, liegt in der Natur der Sache. Ihrerseits genießt die Katholische Kirche auf rituellem Gebiete die unbedingteste Freiheit. Der französische Klerus ií arm, aber er ist sehr unterrichtet, sehr patriotisch, sehr moralisch in seinem Wandel, sehr thätig und sehr liebevoll auch gegen Andersgläubige. Der Kalfer und die SKalferin unterfrügen persönlich alle diese schönen Bestrebungen , aber der Staat als solcher bleibt Dabei ganz neutral. Der Kalfer ist nament­­li durch die Erziehung seiner Mutter ein frommgeschulter Ka­­tholit, erfüllt auch seine Pflichten als solcher pünktlich und öf­­fentlich, aber als Regent hält er fest an der religiösen Freiheit. Der Staat schliept an den Festtagen seine Bureau’s und stellt seine Arbeiten ein, ohne daß jedoch Privatpersonen zu einem ähnlichen Verhalten gezwungen würden. Die Rabriten aber halten eben­so wenig als die Privateisenbahnen am Sonntage ! verantwortlicher Redakteur s Karl Weisk­ircher, Schneiprefendrud von Emil Müller, Dosotheagafe Nr. 12. — Verlag der Perler­logdgesellschaft, ihren Inhabern beliebt, am Feiertage geöffnet oder geschlossen. Die Theater feiern blos am Charfreitage sämmtlich, am Char­­samstage spielen nur die aus Staatsmitteln unterhaltenen Thea­­ter nicht. Der eine wirken für die Sonntagsfeier, die gouver­­mentalen Blätter unterfrügen sie, aber der Arm des Staates bleibt fern. Das Brfeg untersagt religiöse Aus- und Pro­­zessionen allenthalben, wo Andersgläubige eine Kultusgemeinde haben. Als in den erst­en Jahren des restaurirten Kaiserreiches sich das Gerich­t verbreitete, es würde am Großn­eichnamstage eine große Prozesston stattfinden, bei welcher der Kaiser­ anwe­­send sein würde, erzeugte dies eine solche Aufregung, daß der , Montteur" veranlaßt wurde. Dieses Gerücht zu widerlegen, und zu versichern, bag die bestehenden Bestimmungen unverlegt Teen DENT, ei Leichenzügen findet auch durchaus kein kirchlicher Aufzug statt. Beim Erscheinen einer Todtenbahre un Leichenwagens zieht Jedermann ehrerbietig den Hut; die Vers nachjlässigung dieser Sitte wird als Beilegung alles Anstandes betrachtet, und wann Unannehmlichkeiten zur Folge haben, möge der­ Leichenfond oft wem immer angehören, die geistlichen Be­­amten aber folgen, wenn sie im Ornate sind, nur in gefahrof­­fenen Wagen. Diese V­orseristen gelten für alle Konfessionen, ohne Unterfehlen. Die Stadt Paris und der Staat lassen die atholischen Kirchen restauriren , geben Grundftücke und Geld zur Erbauung neuer Kirchen her, verfügen aber das Gleiche mit den protestantischen Bethäusern und den jüdischen Syna­­gogen. Die Lehrer der Sakultaten und der Mittelschulen wer­­den bestallt, ohne daß man auf nach ihrem Bekenntnisse fragt, die Aufseher der Spitäler, Gefängnisse und unwohlthätigen An­­salten, in­sofern sie Staats- und nicht Privatinstitute sind, werden ohne Unterfechten der Religion gewählt. Denn diese Uebung, fließt die „Dest. 5tg.", nicht Gleichheit der Konfessionen macht, so müßte sie erst erst funden werden. Aus Wien vom 2. wird geschrieben : Prinz Barbo Stirbey is von Bufureft angenom­­men. — Der hier auf der Durchreise mweilende inpisce Häuptling Obeltyp Sting­le erhielt gestern einen Be­­such des f. englischen Gesandten Korb Loftus, dem er anleth­ nach seiner Ankunft eine Bifite gemacht hatte. — Es ist bek­­annt, daß mit dem Urkundenstempel nicht selten da­­durch Mißbrauch getrieben wird, daß selten verwendete Stem­­pel abgelötet und neuerdings Schriftstücken angeheftet werden, um die Stempelsteuer zu umgehen. Um diesem Weberstande vor­­zubeugen, sollen die Stempelreihhen Fünfzig mit der Jahreszahl der Ausgabe bezeichnet werden, wodurch der Möglichkeit eines Un­­terschleifes mindestens nur ein sehr kurzer Zeitraum gegönnt wäre. — Die Direktion der Natiponalbank zahlt für das Ber­­mwaltungsjahr 185859 statt der einzelnen Beflger der Arzten die Einkommensteuer aus den Erträgnissen des Institutes. — Der Krankenstand zeigt in dieser Woche nur eine ge­ Ai Abnahme. Im Allgemeinen werden die Typhusfälle eb­ener. In Wien, 2. Dezember. Das Bargeschäft eröffnete mit denselben niedrigen Kursen wie die gestrige Abend­­börse, und fühlen die Baiffe weitere Sortschritte machen zu wollen. Der Banfaus­weis brachte jedoch eine merkliche Befseiung hervor, da man denselben mit Recht als einen verhältnißmäßig günstigen betrachtete. Auch die Nachricht von der Begnadigung Montalembert’s lie­­ferte der Spekulation, welche auf Grund derselben höhere Rentensurfe erwartete, eine erneute Anregung und nahm demzufolge die zweite Werfenhälfte einen ziemlich lebhaf­­ten Verlauf für Spekulationseffekten, welche zu fteigenden Kursen getauft wurden. Auch National etwas hefser, Grundentlastungen aber durchgehende etwas niedriger. MWechsel, namentlich deutscher Pläbe, billiger, Südbahn­­aktien wurden mit 12pCt. Agio gehandelt. — Die Nah­börse fhloß nur Geministrealisationen gedrüht : Kredit 244.80, Nordbahn 1736, Staatsbahn 263.30, Orient­­bahn 66.80, Westbahn 88.50, Kreditiofe 101.20,

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