Pester Lloyd, Januar 1859 (Jahrgang 6, nr. 1-24)

1859-01-02 / nr. 1

Tel. Depefchen­t. „Bester Lloyd.“ Belgrad, 31. Dezember 11 Uhr Vormittags. Eine­­ Deputation geht stromabwärts auf belahnten Zillen nach Bufarest, um Milosh die Fürstenwürde anzutragen, und seine Rackehr zu erbitten. Die Dampfschifffahrtsgesellschaft zögerte ein Dampfboot zu diesem Zwecke herzugeben. Die­s verlangt die Entfernung Alexander’s über Die TEN­e.. 2 Belgrad, 31. Dezember 4 Uhr Nachmittags. Der Senat hat das Stupfcitinagefeg ohne Bemänglung ange­­nommen. Die provisorische Regierung erklärt die um der Ruhe des Landes willen suspendirten Beamten für unver­­luftig ihrer Rechte. "Die Stupfditina erklärt die Topfeht­­derer Landwirthischaftsschule fer schlecht organisirt. . Die Kragujevager Bürgerschaft überbringt den Belgradern eine Danjadrefse. Belgrad,­­31. Dezember 71, Uhr Abends. Milosch erwartet die Deputation auf der Herrschaft Poljana bei Kalafat. Die Deputationen aus dem RKanve haben Jans fonitsch’”8 Vorschlag, alle Anhänger Alexander’8 brüderlich zu sehonen, angenommen. Großer Jubel im Rande. Dani­­­ ­adreffen allerfeits. Eine Jahresbilanz. Beft, 31. Dezember. Sind wir gleich Deine unbedingten Anhänger des Altenmweiber-Sprichwortes, dem zufolge man den Todten nichts Mehres nachsagen darf : so können wir doch dem zur Neige gehenden Sabre, und zwar aus stichhaltigeren Gründen, das Zeugniß nicht verweigern, daß es besser ge­wesen it als sein Ruf. Kaum war es zwei Wochen alt­­ geworden, als er einen so barbeinigen Anstrich annahm, wie seines seiner Vorgänger, während des legten Decent­riums. Die Explosion der Granaten, die Orsini vor dem Eingange des Pariser Opernhauses geschleudert, fand einen donnernden Wiederhall in ganz Europa , und Niemand kann diejenigen der Beichtgläubigkeit beschuldigen, die da­­mals befürchteten, jene Katastrophe werde in Einem allge­­meinen Einsturze den kümmerlichen Nest aller der Freihei­­ten begraben, deren der Kontinent sich noch erfreute, werde selbst die Rechte beg­ü­­nftigen alten England’s‘ beschädi­­gen und versümmern, werde endlich die für die Kulturhis­torische Entwicklung der Menschheit segensreichste Errun­­genschaft der jüngsten Zeit, die anglofranzösische Allianz zerreißen und in ihr Gegentheil verkehren. Das kaum den Windeln entschlüpfte Jahr schritt Schon mit so ehernem Bußtritte einher, daß die­ Besorgniß, es möge, wenn es erst zur vollen Mannesfraft gelange, mit einer­ wahren Derfulesfaust rechts und links auch Die Teifeste Regung individueller Selbstständigkeit und Unabhängigkeit eriu­den, Feiner Seele zu verargen war. Man erinnere sich noch des ersten Einpruches, den der Erlaß des Sicherheitsgesehes hervorrief — und man wird gestehen, daß die Epoche vor der Thüre zu stehen schien, wo Montalembert’s Ausruf von 1849 sich verwirklichen sollte : „wir brauchen Ruhe um jeden Preis; wir brauchen eine römische Expedition im Innern !” Doch in zwölf Monden hat sich viel verändert. Der ehrenunwerthe Graf ist zu einem Heros und Märtyrer der liberalen Sache geworden , und das Jahr, das wir recht bald „das alte" nennen werden, nimmt von uns unter weit freundlicheren Aufpieien Abschied, als Bin­ar­ren, unter denen er seine Laufbahn begonne Täufchen nicht alle Anzeichen, so inte bestimmt den Marsstein­ zu bilden, wo die seit einem Decennium unabläfig steigenden Wogen der Reaction ihren Höhepunkt erreichten, wo sich aber au, nach dem allgemeinen Naturgefege, das die Bäume in den Himmel zu wachsen verhindert, ihre wilde Brandung brach, ihr Spiegel sich wieder zu glätten und ihre Strömung in das gewohnte Bett zurückzufehren be­­gann. Zehn lange Jahre hindurch war es nicht blos ver­­pönt, so war „mauvais genre“ gewesen, Worte wie „Par­­lamentarismus“ oder „Liberalismus“ auch nur in den Mund zu nehmen. Wahrheiten, die vor 1848 als unums­­tößlich gegolten hatten, die von seiner Seite her angefoch­­ten, sondern nur verschieden interpretirt worden waren — Säge wie­der, daß man sich auf Bajonnette wohl fügen, nicht aber fegen künne, dag eine jede, gleichviel ob sonstii­tutionelle, oder absolute Regierung ihre Hauptkraft aus der Kdentifie­rung mit den Bedürfnisen und Wünschen des Bosfes fangen müsse : sie waren auf Ein Mal zu so „abs­­urden Trivialitäten” herabgefunden, daß jeder Schulbube sich berechtigt glaubte, der Staatsmänner zu spotten, wie einst soldbe „alberne Gemeinpräse" im Munde geführt. Kurz, in dem ersten dumpfen Schreden, wer sich nach der’ Mordthat vom 14. Jänner über halb Europa gelagert, war es, also folle hinfort der Ausspruch, den Ein französis­­her General in den Lagen des Staatsstreiches arkan, daß „der Fleiille Tambour eine­ wichtigere Person sei, als­ der größte Dichter” an Stelle aller bisherigen politischen Marimen, Doktrinen und Systeme zur obersten gouverner­mentalen Richtschnur erhoben werden. Wir wünschen seine Illusionen zu erwecken, noch wollen wir unsere eigenen bescheidenen Hoffnungen zu hoch spannen. Allein wenn wir das Tableau betrachten, welches das entschwindende Jahr ung darbietet, glauben wir­­ die Ueberzeugung aussprechen zu dürfen , daß mir an dem Punkte angelangt sind, wo die steil abschüssige Bewegung,­ welche die Ereignisse von 1848 angeregt, zum Stillstande­n gebracht is; wo die Regierungen allerwegen zu der Erkenntniß kommen, daß den negativen Anforderun­­gen der Ruhe und Ordnung einstweilen genug geschehen , daß selbst durch Die väterliche Sürsorge für die Hebung der materiellen Wohlfahrt und durch den großartigsten Auf­­schwung von Handel und Wandel em­ilifirten Nationen der alte Sat, nach welchem der Mensch nicht allein vom Brode lebt, sich nicht für immer aus dem Gedächtnisfe ver­wischen Laffe­ f kurz vag der Augenblick gekommen sei, wo durch Wiederherstellung einer freieren geistigen Circulation auch den intellektuellen Ansprüchen ohne Gefahr für den Konsersatismus Rechnung getragen werden künne — hat mit die mühsam errungene und theuer erfaufte Ruhe nicht zu einer „Ruhe des Grabes’‘ werde. Und fragt man uns, aus welcher Constellation wir viefeg erfreuliche Horostop herauszulesen glauben , so sind wir allerdings nicht in der Lage, auf großartige Ereignisse oder auf einen rabifalen Umschwung in der Politik irgend­eines der hervorragenderen europäischen Kabinete hinzu­­weisen. Wohl aber dürft es uns, als sei — und mehr haben wir nicht behauptet, noch behaupten wollen — als sei der rückgängigen Bewegung, die fast ein Jahrzehnt schneller und schneller dahinrollte, die Seite abgebrochen worden , wenn wir bebenfen, mit welchem noch nie dage­­wesenen Ungestüme das Tuilerienkabinet nach dem Atten­­tate seine seit dem 2. Dezember chronisch gewordenen For­­derungen wiederholte — und wie dies Begehren, alle Kin­­der sollten ihre heimischen Institutionen derartig ummwan­­deln, daß Frankreich, oder richtiger gesagt Die napoleoni­­sche Dynastie dadurch nicht geüi­t werde ! bei sämmtlichen Regierungen auf taube Ohren, bei den machtlosesten höch­­stens auf halben, langsamen und­­ widermilligen Gehorsam stieß. Preßfreiheit ; Asylrecht , jene mit­ Jubel, begrüßten Paßerleichterungen, welche die meisten Staaten, und Defterz­reich allen anderen voran, im Laufe der legten Sabre den Bildern bewilligt hatten. Alles das schien im Beginne des Jahres 1858 durch die stereotypen Forderungen des Grafen Walewski in höherem Grave , gefährdet als je. Nirgends aber, nirgends im strengsten Sinne des Wortes ist diesen Bemühungen des französischen Ministers ein nen­­nenswertlicher Erfolg zu Theil geworden, wenn er nicht etwa die Ausweitung eines halben Duzend italienischer Flüchtlinge aus Genf, oder die Entfernung des Obersten Charras aus Brüsfel, oder das Gefeb Deforesta, welches in Sardinien die Kompetenz der Geschmorenen befehnitt, als einen solchen zu­ registriren gedenkt. Mehr noch­ die Bestrebungen des Tuilerienhofes sind vielfach in ihr direktes Gegentheil umgeschlagen. #50 in Belgien, wo Ftankreich mühsam eine Situation­­rofgezo­­gen, die im Sommer 1857 bei Wohlthätigkeitsgesebes mer­gen in einen offenen Kampf der Florifalen Regierung mit der Nation auszuarten drohte, und wo nunmehr das frei= sinnige Kabinet Rogiers Freie erst recht feste Wurzel gefaßt hat, seit die Besorgung vor Uebergriffen des Imperialis­­mus die vollständigste Einmüthigkeit z­wischen ihm und der liberalen Kammer bewirft hat. So ganz vornehmlich in England, wo wir dem Geiste der Zeit eine Huldigung darbringen sehen, wie sie ihm seit lange nicht zu Theil ges­worden ist. Nicht das dort Reformen aller Art theilg zum Mbfchluffe gelangt, theild im Anzuge sind, sondern daß die Tories, bieredt eigentlich Graf Walewett in den Sattel gehoben, es sind, welche bei­ dieser Bewegung die Initiative ergriffen haben — das ist derjenige Triumph, durch den das scheidende­ Jahr sein anfänglich barsches Auftreten am meisten Rogen gestraft hat. Niemals noch hat sich jenseits des Kanales so wie jehr das alte Waradoron bewährt, daß die Tories, in ihrer Verlegenheit um Freunde­­ und Anhänger, berufen sind, die Fortschritte in’S Leben zu rufen, von denen die Whigs predigen, so lange sie in der Opposition fiben, die sie aber sofort vergessen, sobald sie auf den Schultern der unabhängigen­ Liberalen in Amt und Würden eingezogen sind. Oper Flingt es nicht fast wie ein Märchen, daß es Lord Derby ist, unter dessen Verwaltung das Land eine gerechtere Vertheilung der werz­haften Kirchensteuern und den Zutritt der Israeliten ins Unterhaus erhalten hat, unter dessen Ministerium Bright sich mit stets steigendem Erfolge zur Heranbildung einer das ganze Land umspannenden League für Parlaments­­reform rüstet ? ! Aber auch wenn wir zum Schluffe noch den Blick von der Gruppe jener Staaten abwenden, welche durch die Folgen des Attentates am unmittelbarsten berührt wurden , begegnen wir so manchem günstigen Omen, ohne daß dort ein bíiefter äußerer Anlaß zu einer Schwenkung vorgele­­gen hätte. In Spanien sehen wir O’Donnell am Ruder — nicht mehr den Staatsstreichsheld­ von 1856, auch nicht den z­veideutigen Führer der Viralvaristenrevolte von 1854; ‚Ar sondern, was mehr sagen will, den Staatsmann, der, gez­nöthigt sich auf die Progressisten zu stoßen, durch Amalga­­mirung der gemäßigten Elemente dieser Startion und der Moderados eine große nationale Partei zu schaffen sucht, um die Charte zu einer Wahrheit zu machen. In Preus­sen ist mit Einfegung der Regentschaft eine völlig neue Epoche angebrochen. Das Land durchzieht ein frischer Wind, vor dessen lebenskräftigem Dbem das ganze ges­­preizte Gebahren der Dunkelmänner in Nichts zerstoben­­­, nachdem der Ausfall der Wahlen vor den Augen aller Welt die völlige Ohnmacht ihres Treibens und die Halt­­losigkeit des von ihnen aufgeführten Gebäudes bioigelegt hat. Rusland hat bewiesen , daß es ihm heiliger Ernst ist mit den großen Civilifizings- und Gmanzipationsarbeiten, an deren Tötung es sich gemacht. Oesterreich endlich hat die Stellung, die er inmitten der in einer erfreulichen Um­wandlung begriffenen Situation einzunehmen gebenft, gel nügsam dadurch marsirt, daß er die Schmelle des neu­en Jahres mit völlig geordneter Baritta und mit einer Sßreffe überschreitet, die fernerhin nicht mehr durch eine allzu hoch gegriffene Zeitungsstempelsteuer untergraben sein wird. Als lein und isolirt steht in Diesem schönen Concerte nur Frank­reich da, Das es v­orzieht, von Hegemoniechimairen zu zeh­­ren und sich an den unfruchtbaren Herrlichkeiten der Paz­riser ‚Conferenzen zu ergüßen ! 27 &p glauben wir denn mit Recht dem neuen Sabre ein „Sindauf !" zurufen und auf den Grabstein des al­ten, ohne daß man uns um deswillen beschuldigen wird, wir­ beteten genantenlos ein Altweiber-Spricwort nach, Schreiben zu dürfen: „Reden wir nichts Uebles von den Todten u­m­ DS­R. Wien, 30. Dezember. Nachsichtlich der Verhält­­nisse in Serbien deutet Alles darauf hin, maß Dester­­reich und Preußen ein und dieselbe Politik verfolgen wer­­den. Man wird ss auf das strengste jeder unmittelbaren Einmischung enthalten, dem Beschlusse der Pforte aber, eine neue Fürstenwah­l anzuordnen, beistimmen , woraus folgt, daß Milotch wieder von der­­ Pforte noch von den übrigen Mächten ohne Weiteres als regierender Fürst anerkannt werden dürfte, troß dem Nuß­­land und wahrscheinlich­­ auch Frankreich diese Anerkennung durchzugeben bemüht sein werden. In defsen wird man sich wohl erinnern, daß es im Jahre 1843 gerade Rußland war, welches, nachdem Milotch vertrieben und Aber. Ka­­rageorgemwitsch zum Fürsten ausgerufen war, den septeren nicht anerkannte und eine neue Fürstenwahl durchzulesen mußte in der Hoffnung, daß sein Schügling doch noch den Sieg über seinen Nebenbuhler davontragen würde. Was man damals für Necht fand, wird man als wohl heute für bilfig finden. Aus Konstantinopel sind gestern Depeschen für den türkischen Botschafter, Fürsten Ballimart, hier ein­­getroffen. Die Ministerfrisis dauert daselbst zwar noch fort, man hofft indessen, dag Ali Paskha das Staatsruder behalten werde. Dagegen wird aber die Demission Niza Pasha’s als sicher betrachtet. Die Banspirestion wird morgen von Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen wer­­den, um ihren Dant für die kürzlich veröffentlichten Fi­­nanzmaßregeln, welche die Solvenz des Institutes sicher­­stellen, auszusprechen. Die denkwürdigen S­tupfcitinaberathungen von 22. und 23. Dezember.­ ­ Belgrad, 27. Dezember. Die für die Geschichte Serbiens bedeutsamen Beischlüffe, welche die Stupfcitina am 22. und 23. b­ faßte, drängten einander so sehr, was der Korrespondent seiner Pflicht hinreichend zu entsprechen glaubte, wenn er sie möglichst wafc­, obschon nur sehr kurz, dem Papier übergab. Heute erst gewinne ich etwas mehr Mufe, um auf die beiden Situngen ausführlich zurückzu­­kommen, in denen über das Schiefal des Fürsten Aleranz ber­ Karagjorgemiwitsch entschieden worden. Die Siegung vom 22. ward um 91. Uhr er­­­ffnet. Der Belgrader Ablegat hält eine lange Beichwerderede über Die ungefeslihe Gebahrung der Nez gierung in den leten 10 Jahren. Die Stupfschtina aner­­kennt alle Beschwer­den als richtig und wahr. Der Ablegat und Präses des Smederenoer Kreisz­gerichtes Simo Protitsch besteigt nun die Ned­nerbühne und hält eine fulminante Rede, deren Furzer Anhalt beiläufig it: die serbische Nation hat mit Blut das Recht errungen, seine eigene Regierung in Person des Fürsten und des Senats zu haben, somit entstehen die Nechte des Fürsten und des Senats aus den Nechten des Dorfes, nicht aber umgekehrt. Somit hat das Bolt vol­­les Recht, den Fürsten und Senat zur Verantwortung zu ziehen für jene Thaten, die gegen den Uftas und die Lars desinteressen sind. Dann folgte die Herzählung vieler schlechten Thaten der Regierung 1. f. w. Einstimmig rief die Stupfscitina, „es ist nicht mehr möglich, diese schänd­­lichen Umngefeglichkeiten zu dulden.” Der Belgrader Ablegat Mishka Barlowas erhält wieder Das Wort und spricht über die Liebel, die von der höchsten Landesgewalt ausgehen. Er zählte Un­­geseßlichkeit nach Ungefeglichkeit auf und auf seine Frage, wer daran Ursache sei, antwortete einstimmig die ganze Stupfhtina: „nie oberste Gewalt!" Hierauf wurde­ über Mittel berathen , durch welche die Ursachen aller dieser Uebel entfernt werden könnten und einstimmig wird befehloffen, ven Fürsten zu erz­auben, der Regierung zu ventsagen und diese der Sfupfehtina zu übertragen. Folgenden Art nimmt die Sfupfehtina an: „Durchlauchtiger serbischer Fürst Merander Karageorges with! Die National-Skupfhtina hat im Namen des serbischen Bolfes in ihrer Heutigen Lisung einstimmig den einstimmigen Wunsch der ganzen serbischen Nation ausgedrückt, daß Eure Durchlaucht auf die Würde des Fürsten von Serbien abvdi­­jk­en und Ihre Macht auf die Skupfihtina übertragen möge. Die National-Sfupfehtina sendet Ihnen eine Deputation aus ihrer Mitte zur Webergabe dieses Attes und zugleich zur Heber­­reihung des Entsagungsaftes, welchen Eure Durchlaucht unter­­fertigen möge. Die National-Sfupfhtina hofft, daß Ew. Durch­­laucht diese Stimme Ihrer ganzen Nation erhören und dem Slüde , der Nähe unseres und Ihres V Vaterlandes zu Liebe selbstwillig der Regierung entsagen, und so wie Ihnen 1842 die National-Skupfhtinga die Macht übergab. Sie, Durchlaud)­­, dieselbe jebt der Cfupfhtína amd dur­ch­ der Nation zurückgeben. So proflamirt in der Sihung der National Cyr­ina, den (22.) Dezember in Belgrad.” Der erwähnte Entsagungsaft lautet: Entsagung des fürfen. »So wie die serbische Nation,mich im Jahre 1842 zu­ ihrem Fü­rsten erwählend,die fü­rstlich­e Macht und Wü­rde mit anvertraute, so übergebe ich Heute auf das allgemeine Verlan­­gen der Nation der St. Andreaser Skupfcitina die ganze Macht und Segen geleisteten Schwures.* Glück und Gottes Alle meine Beamten entbinde ich ihres mig] Dieses Affenftüd übergab eine Skupfcitinadeputation G­leichzeitig ward der Senat davon benach­­richtige und die Garnisonskommandanten aufgefordert, Stupfschtinaanordnungen mittag eröffnet. Zwei Deputirte 9 Uhr Bor Daß nicht protofoliirt wurde, wie gestern Die in Den Senat be>­sandte Deputation die Nachricht brachte, der Senat habe dem Fürsten den Rath ertheilt, abzudanfen, wer Fürst aber darauf geantwortet , lieber sterben als abdiziren zu wollen. Der Präsident sagt dann, der Fürst habe si gegebenes Wort nicht gehalten, daß er binnen 24 Stu­­­ben Der Stupfohtina­­betreffe verlieh der so lautet : Abpiration werde, sondern flüchtete in der Nacht die­se und betrog Cisneverios Antworten sein Bolt. Hierauf beschließt die Stupfehtina, daß eine Deputation In den Senat gehe und offiziell erfrage, wo Der Fürst sei und ob er das Vaterland verlassen hat. Die rückehrende Deputation sagt, daß man ihr im Senate durch deren Präsidenten und den Minister des Innern erklärte, daß der Fürst wirklich des Nachts in die Festung gegangen se und sich noch dort befinde. In viesem Augenblick fomm ein, Senatsschreiben vom 11. (23.) Dezember Datirt, Nr. 1641, welches A VAa NALA OEM LT E­MD­EN „Der Senat stimmt in Folge des Berichtes F­ürsten von Serbien Der bat volle Senat begab sich zu Gr. Durchlandt und sie mit lebhaften Vorstellungen, dem Wunsche der Nation war, mit der Nation zu genügen und die Abdifation auf die Sürstenwürde zu beschließen, mit dem Beirate, daß der ganze an dieselbe Meinung ferbei­­gen Nation. Die Nationalffupfhtina gibt theilend, wasselbe möglich Hierauf beschließt die Nationalfupfehtina einstim­­mig, den Fürsten Alexander Karageorgewitsch seiner Würde zu entjesen und erklärt ihn verlustig der Gewalt, die ihm die Nation 1842 amvertraute. Die Stupfehtina beschließt über diese Entfeßung einen Aft zu redigiren, der durch Die Deputirten dieser Art lautet so: bestätigt gefertigt wurde und „Entfebungs-Att.” So ward der Zürftenstuhl dem Uftag dermaßen ken erledigt und die Stup­­fehtina beschloß sogleich, den Fürsten Milosd Obrenowitsch zur Würde des Fürsten von Serbien mit Nachfolgerechten zu erheben, welche ohfte dies der Familie Obreno­witsch laut : „Erhebungsart (wospostawljenja) Des Mi­­lofd Obrenvowitsch zur Würde heg für Serbien. Fürst Alexander Karageorgemitsch erhebt die Nationalffupfehtina im Namen der Nation den Fürs­­ten Milosh Dobrenowitsch zum Fürsten von Serbien mit Na“­folgerechten, die ihm im Uftay gegeben sind. . So befrä S ar Ihtina am 11. (23.) Dezember 1858 in Belgrad.” Die Nationalffupfehtina beschließt + ferner, daß die Nationalfluß fehtina Die ganze Macht und Gewalt in ihre Hände nimmt bis zur Ankunft Fürst Milosh’s, und erläst folgende Proflamation: F Fund : Nachdem die Geiegwidrigk( sakonija) des Fürsten Alexander Durchgesehen (pretresana) und eine Deputation den Fürsten bitten seines Vaterlandes der fürstlichen Würde entsagen. Der Fürst wünsche, das bis zu dem Wunsche unseres Fürsten, nicht Wort, sondern was mehr, uiger­ürít ganzen Wunsche, Ehre durch Glück und werde, und dilaje­ hielt der 10. fürstliche Würde, für ‚Die Nationalflupfhtina von Diesem Augenblicke so Proflamabsin erbittend, bis heute dem Fürsten. entspreche. — ihm verlange. — Namen der der Würde Nation Folgendes bis heute Morgens Die das Vaterland warffupfhtina demselben Datum bei, auf die Würde der Senat seine Stimme gen und trachten möge, und jede Macht verloren, übergegangen sei. der Nationalstupfchtina, bekräftigt und publiziert 11. Dezember 1858 Der Art hierüber ver Stuyfu: schonen, beschlossen — ‚ von und Liebe son „Nachdem freiwillig Stupfchtina. fi überzeugt hat, Macht anvertrauen Fann , hat Nation : eines zukommen, proflamirt in jederzeit seines Namens Harst som des meine sich Nation zu fügen. beschließt von betrachtet ihm nicht Sigung som 23. Gestrigen daß früh daß Fürsten und So der daß und auch wird um mit der Stimme von Gikung man die Würde zu des Fürsten der Ruhe unseres in bemerfen, Nr. 51 ihrem Beschluffe Fürst Alexander Karageorgewitiiz, daß der Fürst dem Wunsche der Nation von worauf der Fürst antwortete: er könne in die Abvikation geben !* Fürst Alexander Karageorgemcht ich er daß Diese auf die Nationalflupfchtina der serbischen Nationalff heute Morgens gewartet und versprach ihm zu warten. Zur großen Trauer und Schande sowie die Skupfchtinadeputation abdiziren und der daß Nation vereint­­und Serbien werde, im Namen zu Tieß sich entfeßt als Tauter in der Karageorgemitfu; ferner (sbacı) habe folgen , da die Sup die NUN, die Nationalstupfchtine Inffen, gestern ,­­ den A 1 Der > 9­yproflamirt im der Sibung in Belgrad.“ entfernt ist, wahren und­ und geftern er möge dem herbei­­ snizho­­er warb dem “u der zu Zum Zahreimwechsel. 1 Bon Leuten, welche den Wechsel über Alles lieben, und deren Empfänglichkeit nicht so sehr durch den Charakter als die Bartetät der Erscheinungen geweht wird, von diesen wird der Journalist und zwar aus dem­ Grunde beneidet, weil sich ihm das Beden von seiner pilanten Seite präsentirt, weil ihm der Tag zuerst seine Geheimnisse anvertraut, und­­ weil er ihm gegönnt ist,Ffisch an den schillernden Farben zu sonnen, melche das nie fich­leerende Füllhorn der Ereignisse ausstrahlt. Da es nun ein Verdienst ist, die Wurzel des Neides auszurotten, so bringen wir es über uns aus der Schule zu [hwasen, und gestehen es gleich, daß auch in unserem Reiche bei dem jeten Wechsel zwischen Berg und Thal die Steppen der Monotonie nicht fehlen; die oft wiederkehrende Wiederholung ist Tange Feine Unmöglichkeit und es gibt Pflichten und Gepflogenheiten, die sich in bestimmt abgemessenen Zeiträumen mit­ soldatischer Präzision einzustellen pflegen. So gilt es alljährlich, wo andere Men­­schenfinder der Insrerefegung ihres Spivestervergnügens nach­hängen, dem alten Jahr ein Grablied und­ eine Hymme der Begrüßung für das neue anzustimmen. V­ergeblich würde man nach einem neuen Epitethon sinnen, um ihn, den weitherrschenden Regenten, zu­ bezeichnen, der in der Mitternachtsstunde seinen von den Fluthen der Ewigkeit begrabenen Vorgänger das Szep­­ter der Herrschaft entringt. Bei seinem Negierungsantritt rafft sich wie bei jeder neuen Herrschaft das ganze Heer verrathener Hoffnungen wieder auf, und das Schifflein der Wünsche zieht mit geschwellten Wimpeln einher, um aufs neue an den Klip­­pen der Enttäuschung zu s­eitern ! Aber wenn die Zeit in der einen Hand mit dem verwun­­denden Schwerte gewaffnet ist, so führt sie auch in der andern den Balsam mit sich, und jedes­ einzelne Jahr ist eine Welle jenes glücklichen Stromes , welchen der Mythus der Hellenen mit dem Namen Lethe bezeichnet. Das Jahr ist zwar ein fast­ 108 hineilender Pflug, der die Stirnen denkender und gedanken­­loser Mensen mit Furchen durchzieht, aber es freut Dafür auch die fruchtbringenden Heime der Erfahrung aus, und weil es die großen Gedanken des Jahrhunderts zur Reife bringt, wollen wir es ihm nicht nachtragen, daß es der kleinen mensch­­lichen Eitelkeit den Krieg erklärt und die Haare bleicht. Springt es doch selbst zumeist mit weißem Haupte aus feiner Wiege. Das „weiße Haupt" bringt uns auf den meteorologischen Charakter des Jahres, oder eigentlich auf das, was im gegen­wärtigen Augenblicke in der ersten Reihe der Erwägungen steht, auf den Charakter des Winters, der nach valendarischer Erbfolge am 22. Dezember sein, wie wir big jet gestehen müssen, mildes Regime antrat. Bis jept haben sich zwei ge­wichtige Autoritäten über die Natur dieser Saison ausgespros­hen. Die Säger haben aus dem langen Blühen des Hai­­defrautes einen frengen Winter prophezeit, während die Schiffer die in Angst verseßte Hemisphäre mit der Vor­hersagung eines äußerst milden Winters beruhigten. Uns versucht man aber die Glaubunwürdigkeit dieser beiden Propheten, so wird man finden, daß die Nachfolger Nimrop’s vermöge der ihnen innewohnenden exemplarisch gewordenen Sucht zur Ueber­ treibung dem Freunde der Wahrheit nur sehr geringe Garan­tien bieten, während die Schiffer zur Wahrheit auf einem nicht minder gespannten Fuße stehen. Diese ehrenwerthe Klasse von Menschen hat ihr Eramen in der Kunst Münchhausens während des orientalischen Krieges mit eklatantem Erfolge abgelegt, und die Enten, die sie von den Gestaden der Dostsee nach allen Weltgegenden ausfchtete, waren, wie wir, uns doch Alle erin­­nern, so mustergiftiger Art, daß fortan jede Kunde, welche den Stempel der Lüge an sich trug, als „Schiffernachricht" bezeich­­net wurde. Die Spekulation über das Wetter ist überhaupt eine mäßige und die wegen ihrer Weisheit berühmt gewordene Bauernregel hat in diesem Jahre wie in seinem anderen Fiasto gemacht. Bestimmtere Anhaltepunkte liegen über den ar­neval vor, die erste Spende des Frohsinns, welche das, fei­­nen Stresflauf beginnende Jahr ausstreut. Es ist dem heuti­­gen Karneval eine ausnehmend lange Lebensdauer zugemessen, und erst um 3 Wochen später als im früheren Jahre tritt der . Bor einigen Tagen wurde in Stuttgart ein alter ©­r­ne­berling begraben, der, auf er einer Menge Wertässchriften, nicht weniger als 22.000 fl. baares Geld (in Gold) hinterließ. Aber der Alte wahrte auch seinen Scha& auf das sorgfältigste. In der Mitte seines Zimmers hatte er einen eichenen Blech angeschraubt und an der Thüre ebenfalls einen, so daß er alle Abende mit einem Balfen die Thüre forteßen konnte ; zu weiterer Sicherheit legte er noch eine Kette quer über , so das er, förmlich verbarrifadirt, sich zur Ruhe niederlegte. * MWeihnachtsfest in London Boringday — schreibt man aus London vom 28. — Boringday, der Tag nach dem Weihnachtsfeste, an dem die Christmas-Bores, (die Bettge­­scheine, welche in der substanzrei­len Form von Trinkgeldern auftre­­ten) vertheilt werden, zt vorüber, und London sah gestern so heiter aus, wie lange nicht. Die Tadenbefiger und Arbeiter hatten sich in eigener Machtvollkomm­enheit einen halben Feiertag befreib­t. Das Wetter lief nichts zu wünschen übrig, blauer Himmel vom Morgen bis am­ Abend, und die leibhaftige Sonne nbendarein als seltener Gast. Das gab denn ein Yufiges Treiben auf den Strafen von früh bis spät in die Nacht Hinein, wo die Theater und andere Ber­­ustigungsorte förmlich belagert und erstürmt wurden. Leider kam bei einer solchen Belagerung ein furchtbares­ Unglück vor, Es war im Victoriatheater, einem der Heinsten Schauspiel­­häuser auf dem rechten Shemfeufer, mitten in einem elenden Quar­­tier gelegen, und ein beliebter Belustigungsplan für die armen Leute der Nachbarschaft, die für 3 Pence, auf der Gallerie, für 6 Bence im Sarterre ein Rauberftüd , eine Poffe und eine Pantomime an einen Abend zu sehen bekommen. Den Anforderungen des Publi­­kums am Boringday zu genügen hatte die Direktion gestern zwei Bprstelungen nach­einander angefindigt, und ehe Die erste noch zu Albermittwoch ein, der über das bewegte Bild der Freude den Schleier breitet. Aber leider bieten die Falendarischen Gren­­zen des Karnevals keine Gewähr für den heiteren Inhalt Des­ jelben, und fast scheint uns das Gegentheil bevorzustehen, zum mindesten lassen die bis­her wahrnehmbaren V­orführungen ver­muthen, es werde der Diegjährige Karneval nur eine Wieder­­bholung des vorjährigen sein, in welchem bekanntlich die Ball­­freuden nur spärlic ausgelärt waren. Das Schellengeflingel an der Narrenfappe hat seine luftige Wirkung eingebüßt, aber leider nicht deshalb weil wir weiter und Eiiiger geworden, son­­dern weil jener Gegenfall verloren gegangen, der zum Verständnig der Narrheit nothwendig ist ! Ende war — gegen 5 Uhr Abend — waren bereits alle Zugänge zur Kaffa und zu den Gallerieen mit Leuten, die der Abendvorstel­­lung beitroßnen wollten, vollgedrängt. Da­z plöglich entstand ein blinder Feuerlärm. Aus der Gallerie stürzten Leute der Treppe zu um sich zu retten, stiefen hier auf die auf Einlaß Wartenden, risfen diese mit sich fort, es gab ein furchtbares Sefc­ret, Storen und­ Drängen, und ehe man sich’8 ver­­sah, war dag Unglüc geschehen, 15 Menschen­­ wurden todt­­gedrückt, gegen 40 Andere kamen mit Tetchten Verlegungen davon. Die das bt folchen Katastrophen immer der Fall ist, will Niemand Schuld haben. Die Direktion versichert eine besondere Treppe für die Auf- und Abgebenden frei gehalten zu haben, und wie der Feuer­­lärm entstand, und ob überhaupt blinder Feuerlärm an der D Verwir­­rung Schuld war, Taßt sich noch nicht bestimmen, wird sie lleicht nie ermittelt werden. Die übrige Stadt erfuhr das Schredliche heute Brauch aus den Zeitungen, und selbst in der Nachbarschaft des Thea­­ters, in dem es sich zutrug, mag man gestern Abend weiter nicht viel Davon gehört haben, denn die Abendvorstellung ging ohne Weiteres vor sich, und war gedrängt voll, als ob nichts vorgefallen wäre. Wie sonst nirgends Menschen zu Schaden kamen, ist ein wah­­res Wunder, denn Ueberfülle an Leuten gab es auf allen Punkten, nicht blos am Abend, sondern den ganzen Tag über in allen Bil­­dergallerien, Museen und Panoramen, und gewiß nicht am allerwe­­nigsten im Krystallpalaste, wo an 25.000 Menschen bei­­sammen gewesen sein mögen. Als ein gutes Zeichen fortschreitender Gesittung unter den ärmeren Klaffen verdient übrigens der Umstand hervorgehoben zu werden, daß man weniger Betrunfenen, als sonst an diesem Tage der Universaltrinsgelder die Neger war, auf der Straße begegnete, und wurde diese Bemerkung auch von mehreren Polizeirichtern gemacht, denen nur etwa die Hälfte von Fällen dieser Art im Vergleiche mit früheren Jahren unter die Hände gekommten war. Heute geht alles wieder den alten Geschäftsgang. Es war eine gar fröhliche Zeit, heiterer als in irgend­einem der legten Jahre, wo die Festtage durch z­weifelhafte Berichte aus Indien, durch die Geldfrise im Lande, durch Geschäftslosigfett in den Fabriksbezirken und durch die Noth strenger Wintertage gestört worden waren. Diesmal war Fröhlichkeit auf allen Gesichtern geschrieben , es bat der Arbeiter seine Veranlassung zu Hagen, in den Häusern der be­güterten Staffen erblühten den Freunden, Kindern und Hausgenossen gemüthlich heitere Bette, und daß der Armut gedacht wurde, bar für Kiefern die zahllosen in den Journalen verzeichneten Spenden am Ende doch nur einen sehr geringen Beleg. Was sonst im Lande gesehendt und gegeben wurde, m w würde eine ganz unglaublich große Summe Geldes ausmachen, | \

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