Pester Lloyd, Januar 1859 (Jahrgang 6, nr. 1-24)

1859-01-26 / nr. 20

wenn fan. Die Seupfchti um Pest,25.Jänner­. Die serbische Nationalskupfchtina hat den Spruch: »der Mohr hat seine Dienste gethan,·der Mohr kann ge­­ben«=11 unfchon so oft auf ihre pfaßnmnnkostenm Scenefetzen sehen,daß es ihr kaum zu«Ver«denken ist,wenn sie diesmal fest entschlossen zu sein,fcheint­ der Welt zu be­­weisen,wie das Worn wonach­,die Erfah­rung der Väter für die Söhne Verloren ist«,denn doch nicht immer eine absolute Wahrheit zu sein braucht.Noch nach jeder, mit ihrer Hilfe unternommenen Thronummwälzung war das Erste, was Die triumphirende Partei b­at, sobald sie sich erst fest im Sattel fühlte, die Nationalversammlung nach Hause zu fehd­en und als das fünfte Rad am Magen zu behandeln, bis man sie nach und nach wieder gänzlich in Vergessenheit gerathen anders hatte lieh. seiner ersten Regierung, hatten­ es seine Söhne, nicht für Katastrophen eintreten mochten :­­ und als 1858 Ethem Palcha den schwe­­ren Konflikt zwischen Herrscher und Senat zu Gunsten bes kebteren und der Pforte beilegte, ward das uralte Institut der Landesvertretung auch nicht einmal daß sie endlich als Obsieger So hatte große Masse des Volkes war von vorne­herein sicher, nichts Dabei zu ges­­innen. Im Jahre 1859 wie 1843 war die Krisis kaum überstanden, als die Gemalthaber sich der Stupfahtina au fhen entledigten mit einer Silbe erwähnt, obschon die Senatoren es lediglich den energischen ‚Kundgebungen der Öffentlichen Meinung zu danken hatten, demüthigende perflimmenden aus noch es Miles, während die einmal Was immer einem Kampfe hervor­­gingen, der im Herbste zur Zersprengung der ganzen oligar­­chischen Körperschaft geführt und die Mehrzahl ihrer Mit­glieder in das Zuchthaus von Gurgofesag gebracht in das Elend der Verbannung getrieben hatte. Die Stupfchtiwaren von 1859 haben offenbar aus der Vergangenheit gelernt. Nicht sie die einer Leiter spielen , welche die Em rüdlings fortstoßen, sie die oberste Sprosse erreicht, sich auch der endliche Ausgang gestaltet : mindestens werden ihre Com­­mittenten ihnen diesmal zugestehen müssen, daß sie Die Be­­­ürfnisse des Landes richtig erfannt, sie die Klippen der Situation scharf in Auge gefaßt und es verstanden haben, sie, theils durch rechtzeitiges Lasiren, theild durch genaues Einhalten des Fahrwassers zu umsciffen. Sie hat­ten sich der Stimmung angeschlossen, die mit un­widerstehlicher Gewalt auf die Wiedereinlösung des ver­­triebenen Milofch hindeutete , aber der allgemeine Enthur­siasmus bat sie nicht zu sichern. Sie sind, so lange es sich um die Entfernung Alexanders handelte, mit dem Senate Hand in Hand gegangen, aber sie Ehrgeizes bildet. Sie haben sich fehlieglich ver Pforte für die Erreichung ihrer 3wede zu bedienen gewußt , aber, zu ihrem Ruhme der Senat, der Ethem Pascha zum Dant für seine Streben der Landesverfassung , sowohl regieren, Der erste des Wolfes despotischen so der Schritt in dieser der tt Das Und wie daß so weit verblendet, daß sie darüber das frühere Treiben des Hauses Obrenowitsch vergessen und die Nothunwendigkeit außer Acht gelassen hätten, gleich set von sorne herein Garantien gegen eine ähnliche Rill­­formwirthschaft haben, so viel an ihnen war, auch dafür gesorgt, daß die zukünftige Geschichte Serbien’s ein anderes Schauspiel darbietet, als dasjenige einer Nas­tion, die in den Differenzen zwischen Fürst und Senat ab­­wechselnd den Schemel oder oligarchischen sei es gesagt, sie sind weit davon entfernt geblieben, deshalb zu Berruthern an den Nationalinteressen zu werden, wie im Frühjahr 1858 Unterstüßung wider den Für­­sten ein gutes Stüd­terbischer Unabhängigkeit und­­ Selbst­­ständigkeit zum Opfer darbrachte. Milosh Obrenowitsch — das fest das unverfennbare Nachfehr die konstitutioneller die Bolfsversammlung und das Verhältnis des Staates zur fugerainen Macht anbetrifft, und unerschütterlich geordnet finden, daß fein früher so rücsichteloser Eigenwille jeden Bersuch, anders denn als weder von dem Senate, noch von der Türfei wirksamen Beistand zu einer abermaligen Befestigung Stupfditina erhoffen Richtung hin war das Stupfctinagefäß, welches die regelmäßige Ein­berufung der Nationalrepräsentang zu einem integrirenden Theile der Constitution erhebt. Mehr der Öefesge­­bung, der Steuerbewilligung, ruht in den Händen jener Versammlung ; ein bis fortan Einzelne geordnetes Gesammtheit der auch immer der wird. Was den Numainen die Pariser Convention ges fchenkt hat, das haben die Serben sich selber errungen , und Angesichts dieses Stupfdhtinagesehes solche Bestrebungen zur Begründung senatorischer Omnipotenz, wie wir sie zur Zeit der vergangenen Ostern erlebt, son­dest ab in das Bereich der Unmöglichkeit, so lange seine fremde Intervention ft­­örend ein­­mischt und Die Serben die ihnen durch das Stupfehtina­­gefeb verbürgten Freiheiten mit Mäßigung und Patriotis­­mus gebrauchen, mit 5 Milofch in dem einträchtigen Zu­­sammenleben mit der Volfsvertretung die einzige zuverlässige Stüte seiner neubegründeten Macht erblichen, wie sehr ihn auch seine persönlichen Neigungen auf den inrest entgegengefegten Weg hinweisen mögen. Wo auch sollte er ein Gegengewicht suchen, nachdem er selbst solle zwei, und sein Hang über anderthalb Decennien von dem heimischen Boden entfernt gemwesen ist, so Daß seine Dynastie erst wie­­der ganz auf’s Frische Wurzel treiben muß? nachdem er den Thron, nicht mehr als der Held, der in dem Ber­­reiungskampfe an der Seite seiner Landsleute gestanden, bestiegen, son­dern allein durch den freien Willen der Na­­tion darauf erhoben worden ist? Kann er erwarten, in dem Senate einen Hebel zu finden, mittels dessen er der Skupiehtina nochmals den Boden unter den Füßen fortzuziehen vermochte . Meilofch ist zu Flug, um nicht für fort zu begreifen, ie diese oligarchische Krücke so morsch geworden ist, daß Sever, der sich auf sie lehnen mollte, sofort mit ihr zusammenbrechen würde. Der unverhotene Egoismus, mit dem jene Körperschaft im Frühjahre 1858 mit Ethem Palha auf Kosten der serbischen Autonomie eine Transaktion zur Beschränkung der Fürstengewalt ab­­schloß, die Mantelträgerei, mit der sie dann im Winter desselben Jahres dem eben noch so hart verleumdeten Alexander zur Sprengung der Stupfditina die Hand bot; die Muthlosigkeit, mit der sie bei allen diesen Gelegenhei­­ten sich immer in dem Bereiche versteckter Intriguen hielt, ohne je die Masse abzu­werfen oder offen mit ihrer Ueber­­zeugung hervorzutreten, haben Ansehen und Einfluß der Corporation auf lange Zeit, wenn nicht für immer gebro­­chen. Heute den Senat gegen die Stupfditina gebrauchen wollen, heißt, sich mit einem Zwerge verbünden, um gegen einen Niefen zu Tonspiriren, das beweisen Die jüngsten Ereignisse unwiderleglich. Der Senat hat an dem Stup­­fsciim­ageres zu rütteln versucht — und nach einem werben Verweise für eine derartige Kühnheit hat er am 22. ver­­­prochen, „noch an demselben Nachmittage alle seine Amen­­dements zu widerrufen und den Nationalwillen in seiner ursprünglichen Form zu proflamiren.” Eben­so widerstandg­ 108 hat er es geschehen lassen, daß am 24. seine Haupt­­anhänger aus ihren Aemtern entfernt und Des Landes ver­­wiesen wurden. Ja, ehe wo Milosh in Belgrad einges­zogen ist, wird die Stupfscitina gleichzeitig mit allen seinen persönlichen Gegnern oder Nisalen, wie Wutfchitsch, Mirche, Sarafchanin — zugleich aber auch mit allen Führern der alten Oligarchenwirthschaft reinen Tisch gemacht haben. Denn nach langem vergeblichen Weigern hat der Senat sich endlich herbeizulassen versprochen, der Stupfschtina das Protokoll der Lisung auszuliefern , in welcher er den Er­­fürsten in die Mitte der serbischen Truppen berief, um die Nationalversammlung auseinanderzujagen. Schon denten daher die verdächtigen Senatoren an nichts mehr, als durch rechtzeitige Hinreichung ihrer De­­mission einer Auflage vorzubeugen, daß der restaurirte Milosh in dem Senate keine Wider­­sacher mehr finden wird, die ihn zu Gewaltschritten gegen die Oligarchie herausfordern , so wird er Doc) Dort auch schwerlich auf Helfershelfer zu einem Haupttreib­e gegen die verfassungsmäßig sanctionirten Kon­stitutio­­nellen Elemente des Staates stoßen. Und sollte er bei der Pforte suchen, was der Senat ihm nicht zu bieten vermag? So lange die gegenwärtigen Verhältnisse nicht einen radikalen Umschwung erlitten haben, wäre das augenscheinlich mehr als albern. Denn die Stupfditina hat nach dieser Seite hin gleichfalls aufs ungmwerdeutigste bewiesen, daß sie eher selber zu Uebergriffen entschlossen ist, als der frzerainen Macht die Ausübung eines nur irgendwie zweifelhaften Oberhoheitsrechtes zu gestatten. Mit großer Gewandtheit hat sie lavert, bis sie der Aner­­kennung Milofch’8 in Konstantinopel gewiß war und für mittbatsächlich Alles erreicht hatte, dessen sie moz­mentan bedurfte. Dann aber ist sie alsbald daran ge­gangen, für die Zukunft auch die Princeipien zu wahren. In einer eigenen Adresse an den Sultan hat sie gestern die Abdanfungsurkunde für ungiftig erklärt, die Alexander bei dem Divan eingereicht, da er auf Grund des Nationalunwillens abgeseßt sei, und hinzu­­gefügt, daß sein serbischer Fürst verpflichtet sei, sich seine Inyestatur in der türkischen Hauptstadt zu holen, vielmehr im alle der Thronerledigung der von der Stupfditina proklamirte T­hronerbe ohne weiteres als geietlicher Nach­folger dastehe. Fürst Milosch wird demnach wohl am besten thun, den streng verfassungstreuen Herrscher, wenngleich­ vielleicht etwas wider Willen, zu spielen und nicht zu­ vergeffen, wie die Stupfditina nicht einmal seine Bestallung Stemt­­id­a ’8 zu seinem einstweiligen Stellvertreter — troß Der ansprüchlichen Ermächtigung, welche Die Pforte ihm zu einem solchen Akte ertheilt, und wie genehm ihr Die Wahl an sich auch war — süillsehmeigend hinnahm , sondern in sehr bestimmter Weise aussprach, „daß Iediglich ihr das Recht zustehe zu bestimmen, wer bis zur Ankunft des Für­­sten das Land regieren solle", und daß sie daher ihrerseits "beschließe", ihr Vicepräsident Stewtscha Michajlo­­witsch möge dies Amt führen, nicht weil der Fürst und die Pforte es so gewollt, sondern weil der Mann das „solle Vertrauen der Stupfhtina geniese.“ Rolle fo es Fürst Alexander mit einem gemacht. A Fußtritte was den Skrupfhtina — soll bei Volksvertreter im wirfliche Anspruch bes­in’g daß die Großen und Ganzen von vornherein aufgeben feiner Senat wollen muß und sich Wahlreglement sorgt Dafür, oder als was Fürst zu Ministeranfrage D Wolfswillengs gehören sein Menn­eg also feststeht, fen, 24 Der den abgedankten Fürsten gestrigen dekorativen Der Ball des Frauenvereines. M­arneval, der seit einigen zählt, SGrauen sei einsbakll sich gegeben, bei melchen die Phantasie die geistigen Einbrüche es eines Ballfestes Charakter desselben mit größerer Treue festhält, behaupten zwar, sei im stattliche eine bis zur Höhe Junge Mädchen, im resignirte, zu der sie der Jugend sowie durch Schönheit in gleicher­­­­­eise berechtigt war. Auch die aus den Tagen der Allunge­­perücden wieder auf den wandelbaren Thron der Mode emport gehobenen Roben­s deux jupes waren in ein oder zwei Exemplaren vorhanden. Unter den Tänzen nahm, wie billig, der Egardbás den obersten Plat ein. Er fand die begeistertsten Tänzerpaare, die rasch und unermüdlich dahinflogen, wie der Bogen auf der Geige Pauikarus’, dessen Bande die heimischen Weisen eben­so charakteristisch wie feurig und energievoll spielte. Die Blide der Zuschauer waren aber vorzugsweise einem Tänzerpaare zu­­­gewendet, das in der Durchführung des nationalen Tanzes eine Ausdauer an den Tag legte, die nicht so sehr durch kür­­perliche Kraft, wie durch die wahre Luft am Zange erreicht wird. Der Ball dauerte bis 5 Uhr Morgens, Wir nehmen Abschied von demselben, indem wir daufend der Veranstalterin, des Pompes hinansteigt, welche ökonomische Gemüther zu geharnischten Auslassungen über die verwerblichen Bolgen des Lurus­feldes vergangenen Tritte herausfordert. „Illusion“ erfanden, bis zur schweren rat­chenden Seide, deren Dualität die den sich schon der Sammetrobe, zu Ehren gebrachte Balltradht jener eine würdige Vertretung, anmefenden Mal die effektiolle Draperie einer Dame, welcher der mehr historische als galante Gothaische Kalender nur 22 Sommer zuschreibt, und die demnach auf eine Unterhaltung der edlen­­ Vorsteherin des Frauenvereines, der Frau v. Boz Hus-SzegHEnyi, gebennen, deren unausgefechte Ber­mühungen den Armen, deren Mutter sie ist, geweiht sind. Dem nächsten Ball des Damenvereines wird hoffentlich auf ein rei­­cherer Zuspruch zu Theil werden. Da es eben nur darauf an­­fang, dem sauer verzogenen Antlite des Starnevals ein erstes Lächeln abzugewinnen. Kennzeichen von Schmüdung der Loyalitäten Besuch etwas schmwächer, man konnte sich dafür in den schönen Räumen freier ergehen, und man hatte nicht Grund über die­ jener weite Gemwandung der Damenwelt oft gehörte und vergebliche Stla­­gen anzubringen. Die Toiletten gehörten welche reizend genug poetischen Namen gleitet. Auch die aber nicht wie ist, um das Jahren reichere gewesen, Auge angenehm Vorjahre waren aus den verschiedenen Stoffen geformt, artigen fpricht, wieder u. i­. Gemebe, für mit welchen sie dem einen oder anderen Grunde zes verzichten , fand unter jedoch, dieses Stauen, bei uns so auch zu hat nichtsdestoweniger durch den ein geräufschnolles wer die Gesebgeber der Mode auf das Vergnügen des Tan­­der schöne Sammelstoff bildete wie den Jahre die ausgefallen, die in Tester schönen Ans­­ist beliebt gewordene Trägerin aber den Zeit juste milieu an, von jenem hauch­­in den Tönen aus Toiletten eine zu überra­­welche aus Die Kleider bei der­­ K Belgrad, 22. Jänner. Eine Bewegungsperiode wie die­jebige legt den Individuen ernste Prüfungen auf, glücklich diejenigen, deren Patrotismus rein und unbefleckt aus ihnen hervorgeht. Herr N­efrem Druitsc, bis­­heriger Sekretär der Stupfehtina, nunmehr vom Fürsten Milosh zum Sekretariat des Statthalters berufen, zählt zu diesen tüchtigen Charakteren. Die sonst mit ihren­­ Aus­erkennungen sehr sargende National-Stupfihtina hat ihm deshalb auch vor vier Tagen folgende Danjadresse votirt : „Derr ! Die serbische Nationalstupfditina hat Sie fast einstimmig zu ihrem Sekretär erwählt. Sie haben sich in den verhängnißvollsten, gefahrsolisten Stunden durch, Ihre Weisheit, Beständigkeit und Ihren Patriotismus im höchsten Maße des großen Zutrauens der Skupfehtina würdig gezeigt. Die Skupfehtina hatte schon wiederholt Gelegenheit, sich selbst für eine so gläd­­liche Wahl zu gratuliren ! Sehr treten Sie auf Befehl Sr. Durchlaucht des Fürsten Milosh Obrenowitsch aus der Mitte dieser Nationalversammlung, um auf ein anderes, nicht minder wichtiges Feld überzugehen. Trot des sehnlichsten Wunsches, Sie in unserer Mitte (u­nedrima) bis zur Beendigung un­­serer Aufgabe zu erhalten, Tann doch die Skupfehtina nicht um­ hin, die Verordnung ihres Durchlauchigsten Fürsten und Herrn zu erfüllen , jedoch indem sie sich von ihnen verabschiedet, Hält die Skupfehtina es für ihre angenehmste Pflicht, ihnen ein öffentliches Zeugniß ihrer Erfenntlichkeit und Dankbarkeit, für Ihr meifes, beständiges und patriotisches Thun, zu geben. Dies ist der Zwer Dieses Schreibens, welches die Skupfhtina Ihnen zum Andenken übergibt. — So bekräftigt und profla­­mirt in der Sikung der Nationalsfupfhtina am 8. (20.) Sän­ner 1859 in Belgrad." Der Belgrader Deputierte, Gjora Atsimo­­wits­ch, führt Klage darüber, daß die österreichi­­sche Damp­fihifffah­rtsgesellschaft den ganzen Savequat eingenommen, und serbische Schiffe sich mit dem unbequemsten Ausladungsplan begnügen müssen, ein Unterdrücken ausruft — beim Herannahen einer großen euro­­päischen Kritis fi beeilen — eifrig und prahlerisch sich beei­­len wird — das ganze Gewicht seiner Autorität in die Waag­­schale zu werfen gegen das tapfere Bolt, das erst un­längst für England’s Sache eintrat und Englan­d Gefahren theilte, und dies obendrein um die Macht zu deden, die bei jener selben Gelegenheit sich zaudernd und sehnanfeld fern hielt. Und doch konnten die Handlungen und Erklärungen Sardiniens seit wie vor dem Kriege auch den Schwachsinnig­­sten überzeugen, daß Sardinien — gleichviel ob kluger oder unbesonnener Weise — fortwährend ein und dasselbe Ziel verfolgte — die Verdrängung der Oesterreicher aus der Lom­­bardei nämlich ;, daß es die erste beste europäische Krisis bes nügen und vielleicht herbeirufen wird, um zugleich die ganze italienische Halbinsel zu befreien und das Haus Savoyen zu vergößern. OB es Hug oder unbesonnen von Sardinien war, so dieses Ziel zu stellen, man kann unmöglich leugnen , daß es in der Wahl seiner Mittel eine seltene Klugheit an Tag gelegt hat. In der That hat die sardinische Regierung seit 16 Jah­­ren eine merkwürdige politische Voraussicht bewiesen, und in der Politik Carlo Alberto’3 war wenigstens 3 Jahre vor Pio Nono’s Ermählung ein auffallender Umschwung bemerkbar. Vor 15 Jahren legte Graf Balbo seinem Souverän eine Staats­­schrift vor, die den Plan einer Allianz zwischen England, Frank­­reich und Sardinien enthielt; eine Allianz, deren Zweck es war Nußlandg Uebergriffen Einhalt zu thun, und Desterreich, wen nicht zur Kooperation, so Doch zur Neutralität zu veranlassen. Die Sdeen L­alleyrand’s und des Prinzen Eugen wieder ins Leben rufend, wollte er Desterreich mit den Donauprovinzen für sein italienisches Gebiet entschädigen, welches natürlich dazu bestimmt war, die Macht des Hauses Savoyen zu vergrößern. Ein englischer Staatsmann von hoher Stellung (Palmerston 2) schien dem Plane des Grafen Balbo sehr gewogen. Da das Palmerston’sche Organ nicht anders argu­­mentiren möchte, wenn der „englische Staatsmann" an der Seite des Ministeriums stünde ?! Das Schuß­ und Trugbindung zwischen Sardinien und Frankreich wird voraussichtlich für einige Zeit das Thema entgegengefester Behauptun­­gen bilden, bis­s die Ansprache des Kaisers an das Corps legislatif wohl die Zweifel lösen wird. Heute registriren wir blos : das vorgestern erschienene „Memorial diplomas­tique” glaubt im Stande zu sein, auf Grund bestimmter Erfundigungen zu behaupten, Daß man an einer Stelle, wo man am besten unterrichtet sein sollte, nichts von einem solchen Bertrage wire” ; ein Korrespondent der „Köln. Itg." erklärt Dagegen den Abschluß als ein fait accompli, gleich­­siel, ob Dieselbe bereits Gegenstand eines Doku­mentes ges­worden oder nicht; der Korrespondent der „Indep.” erz­wähnt schließlich zur Bekräftigung des Gerüchtes den Ur stand, daß das Pariser Telegraphenamt mehreren Bankiers unbedenklich gestattet habe, die Nachricht in der Provinz zu verbreiten, während Dies wenige Tage vorher mit der Nachricht von Der Berberratbung des Prinzen Napoleon nicht ber Fall gewesen sei. Als eine weitere Bestätigung Dafür mag das am 22. d. an der Pariser Börse Furfirende Gerücht gelten, die pyremontesische Regierung werde eine Anleihe von 200 Millionen in Paris unter der Garantie Frankreidhs abschließen. In England rannte man am 22. 09. Diese Nach­­richten noch nicht. Das Palmerston’sche Organ thut dage­­gen, als hätte auch England nichts Eifrigeres zu thun, als Sardinien zu unterstoßen. Die „Morn. Pott“ sagt: Nie wurden die Interessen und Wünsche der englischen Nation auf größere Weise entstellt, als während der lebten drei Wochen. Etwas Unedleres, Unmännlicheres, Unenglische­­res, dem englischen Gefühl mehr Widerstrebendes, den engli­­schen Namen mehr Entehrendes als die von gemissen Drafeln der Presse geführte Sprache und empfohlene Politik Tapt sich unmöglic er denfen. Nach den Angaben dieser Blätter zu urs theilen, wird die Aufrichtigkeit englischer Betheuerungen und der Werth englischer Freundschaft einfach darin bestehen, daß England, — das sich selbst als Beschünder der Gefrankten und Bemerkungen über die Pläne des Sparkassa: Gebäudes, Der Veit, 20. Jänner. Die größeren Bauunterneh­­mungen, die sowohl in der Nefivenz als hier Schon für die nächte Zukunft in Aussicht stehen, haben mehr als gewöhn­­lich die Aufmerks­amkeit auf das Gebiet der Baukunft gelenzt und die Öffentlichen Blätter füllten manche Spalte mit Beur­­theilungen, die sich auf Bauentwürfe bezogen. Dies kann in mehr als einer Beziehung erfreulich genannt werden und wird sicher anregend auf die Baufünftler wirken, vorausgefest, daß die Beurtheilung nicht nur mit Sachkenntnis, sondern auch mit Umsicht geschieht und allen Verhältnissen genau Rechnung trägt. Das lebtere Fünnen wir von dem Berichte nicht sagen, der bezüglich der Baupläne für das Spartaffagebäude im „Pe­­ster Lloyd" vom 13. Jänner, Nr. 9 erschienen ist. Derselbe ist Feinesmegs eingehend, wohl aber zum Theil einseitig, zum Theil nicht ohne irrige Angaben, und dies eben veranlaßt­ung, einige berichtigende und ergänzende Bemerkungen darauf folgen zu lassen. Niemand kann zwar etwas Dagegen haben, wenn ein Berichterstatter den einen Plan mehr mit seinen Ansichten über­­einstimmend findet als Den anderen ; wohl aber darf man Ein­­sprache erheben, wenn nicht nur das zum Vorzuge gerechnet wird, was eben nur sein­ Fehler ist , sondern auch dasjenige sogar, was offenbar zu den Mängeln gehört. Und fole Wen­­dungen glauben mir in dem erwähnten Aufgabe zu finden. So hebt namentlich der Referent als einen Vorzug des von Herrn Architekten Diesc­er eingereichten Planes her­­vor, daß dieser Plan im Geiste der im Senfureprogramme aufgestellten Bedingungen, wonach die Loyalitäten für die Sgar­­faffa nicht in der affenfronte, sondern gegen den Hof sein sollen, kombinirt sei. Im dem angezogenen Punkte, aber auch nur in Diesem, waren indessen alle eingereichten Pläne im Geiste des Programmes gearbeitet; alle haben die Loyalitäten für die Sparkasse in den Hofraum verlegt. Wenn daher aus der Er­­füllung dieser Bedingung ein D Verdienst erwächst, so sind in Die­ser Hinsicht alle Pläne verdienstlic­hnd Der Dietscher’sche Plan besigt in dem erwähnten Punkte nicht den geringsten Vorzug vor den übrigen. Auch der insbesondere betonte Vorzug mit dem 2. Ein­­gange in der Kohlbacher Gasse erscheint sehr problematisch, wenn die maßgebenden Umstände genauer erwogen werden. Es sind nämlich, wie bekannt, die Räumlichkeiten gegen Die leit­­erwähnte Gaffe zu einem Kaffeehaufe bestimmt, und eben an dieser Seite solte nach dem Dietscher’schen Plane und zwar tief in der Gaffe am Äußerstien Ende des Hauses der 2. Ein­­gang angebracht werden. Bei der erwähnten Bestimmung for­dert aber die Nachsicht auf Die Rentabilität, daß dem Miether des Kaffeehauslofales alle die Vortheile zugemendet werden, deren andere Kaffeefieber in Beziehung auf Kofale und Witz­gebung genießen. Diesem zufolge muß namentlich das Trot- SZMSZ LASER LETI­TE Ungarische Akademie, Situng der Seftivonen für Geschichte, Phi­losonicte, und Toztalerchienb­arten UM 2 On ET (Der Ursprung des Wortes Magyar — Stu­dien über Aristoteles,) d. j. Herr Josepp Poohraczky, der bekannte un­­garische Geschichtsforscher, hielt als neugew­ähltes ordentliches Mitglied einen Vortrag über den Ursprung und die Bedeutung des Wortes magyar Bir find nur im Stande, einen zusammenhängenden Bericht über den Vortrag zu schreiben, denn wir konnten nur einzelne Bruchstüre verstehen. Herr Podhraczey stellte die Hypothese auf, daß Die Urwölfer ihre sozialen Einrichtungen den himmlischen Erschei­­nungen anpasfen, und Die Benennungen ihres Landes eine re­­ligiöse Bedeutung haben. Zur Begründung dieser Hypothese berief er sich auf die Bibel, auf Konstantin, Thuróczi und viele andere Autoren, deren Namen wir nicht verstanden haben. Dann führte er einige Stellen aus den Schriften des von d­ichten Nebeln umgebenen Stephan Horvát an, in welchen von den Ma­­gyaren die Nede ist, bis in Egypten und Abifsinien in der Nach­­barschaft der Deutschen wohnten! Ob Herr Podhraczky sich für oder gegen die Meinung Horvat’s erklärt habe, das kün­­nen wir nicht angeben; wir konnten nur so viel entnehmen, daß das Wort magyar mit Mezra und Mizraim und N­amef­­jes und endlich mit dem persischen Mithra und Meher oder Meger in Beziehung stehbe! — Wir müssen uns offen gegen eine Methode aussprechen, die mit Zitaten aus allen möglichen Schriftstelern von den ältesten Zeiten bis auf DBunfen herab ausgerüstet, nichts als eitle Luftschlöifel aufbaut, und wünschen, daß endlich die von Horvát beliebte Art und Weise der Ge­schichtsforschung ins Grab finden möge. Wer Geschichtsforscher sein will, halte sich streng an die Historischen Daten und Denk­­mäler, will er nebenbei auch etymologisiren, so studire er zuerst die betreffenden Sprachen. Derjenige, der die altegyptische, soptische, persishe­se­ Sprachen nicht versteht, sol sich auch mit der Deutung der egyptischen und persischen Wörter nicht abmühen. Hierauf begann Herr Paul Hunfaldy einen Eyflus von Vorträgen, unter dem Titel: Aristoteli­­sche Studien, und besprach namentlich Das Buch von den Kategorien. — Wir bemerfen auch in unserer Literatur einige philosophische Bewegungen, und hoffen, daß diese Be­­wegungen noch zunehmen werden. Es ist noth­wendig, daß auf dem Gebiete der Philosophie­ eine neue Thätigkeit beginne, und der europäische Geist wird auch hoffentlich zu neuer Thätigkeit erwachen. Dazu wird er aufgefordert einerseits Durch Das ein­­seitige materialistische Streben, andrerseits Durch den mächtigen Fortschritt Der Naturwissenschaften. Es wird und muß also eine neue Philosophie entstehen, und wir hoffen auch bei und wird die Philosophie immer eifrigere Pfleger finden. Die Auf­­gabe dieser neuen Philosophie wird es sein, nachzuwessen, welche Modifikationen die Dinge durch das Medium des Be­dankens und der Sprache erleiden, denn, wie Aristoteles sagt: die Sprache ist das Zeichen des Gedankens, wie der Gedanke das Abzeichen der Gegenstände­n­. Von Thales an hat man sie mit der Lösung der philosophischen Probleme beschäftigt, die neue Philosophie sol von der Vergangenheit m wenigstens das Lernen, wie die Fragen nic­t gestellt werden sollen und wie man nicht philosophiren sol, um die Aufgabe zu löten. Dies haben weder Kant noch Hegel gethan, bei uns hat man nicht einmal das Werk des Apáczai Eserei berücksichtigt und gehörig fludirt. Die Philologie will aus den Schichten der Sprachen die Gefebe des Geistes erforschen und Darstellen, sie bedarf oft der Philosophie. Die ebenfalls Die Gefebe Des Geistes sucht. Der Philolog muß auch Philosoph sein, er ver­­sentt fi vorzüglich in die Vergangenheit, und Herr Hunfaloy will fr nun auch als Philosoph in die Vergangenheit ver­­senfen, deshalb machte er den eigentlichen Begründer der Phi­­losophie, Aristoteles, zum Gegenstand seiner Studien. — Die spezielle Erörterung der Kategorien Finnen wir hier natürlich­ nicht mittheilen. * Der Entbindung der Frau Pringgeffin Friedrich Wilhelm wird mit fteigender Ungeduld entgegen­­gesehen. Bast täglich bezeichnet das Gerücht das frohe Ereigniß als eingetreten, und einige Kanonenschüffe, welche die Artillerie jüngst bei einer Uebung abfeuerte, dienten abermals dazu, die Stadt in den frühesten Taumel zu verlegen. Eine hübsche umlaufende An­ek­dote mag ich Sihnen bieber nicht vorenthalten. Der Prinz-Regent leg unlängst den Kommandeur der Gardeartillerie, Oberst 9. U., zu sich rufen, um ihm einige Instruktionen über die Aufstellung der Kanonen zu ertheilen, durch welche der Stadt das eingetretene hohe Familienereigniß notifizirt werden sollte; zugleich bezeichnete derselbe die Zahl der Schiffe bei der Geburt eines Prinzen wie bei der einer Prinzessin, und wandte sich dann, da dringende Geschäfte desselben barrten, zu Andern Dingen. Der Oberst v. U., der sich hiedurch ver­abschiedet erachten konnte, blieb jedoch unschläfig stehen, so daß sich der Prinz nach einer kleinen Pause mit einem fragenden BI noch einmal zu ihm ummandte. „Königliche Hoheit halten zu Gnaden“, bemerkte der Offizier, verlegen den Schnurbart drehend, „wenn es aber nun ein Prinz und eine Prinzessin wird “?" Lächelnd erwiederte der Prinz mit dem altpreußischen Wahlspruch : „Saum cuique”, und entließ den Offizier mit freundlichem Gruß. * Don E. Didens ersche­int demnächst ein neuer Band Novellen. Der Herzog v. Budingh­am hat 2 Bände „Memoi­­ren vom Hof George’s IV." aus Familienpapieren unter der Presse, * In Berlin ist am 19. b. M. der sehrerliche Fall vor­gekommen, daß ein dreizehnjähriger Schulm­abe sich erhängt hat, muthmaßlich weil er in der Schule einen Verweis erhalten. * Auch in Dresden sind zwei Opfer der Krinoline gefallen ; zwei Fräulein 9. ©, sind, vom Testen Hofball zurückgekehrt, beim Auskleiden in Flammen gerathen und so gefährlich verlegt wor­­den, daß an dem Wiederaufkommen namentlich der einen jungen Dame gezweifelt wird. « In Gorkum waren dreißig Landleute unter der Beschul­­digung, an einem Sonntage ihr Heu bei bestehender Wassergefahr unweggeschafft zu haben, vor das Kantongericht geladen ; der Richter verurtheilte sie mit Ausnahme Einiger, deren Betheiligung an jener Mitfelhat nicht erwiesen werden konnte, wegen Uebertretung der­en in eine Geldbuße von fünf Cents zehn Pfen­­ningen. * Folgendes sind die von den verschienenen Theatern von Paris im Jahre 1858 bezahlten Tantieme-Gebühren: Komische Oper 127,252 Fre, Porte St.-Martin 98,637 Fr8. Bar­risteg 87,450 Frs., Cymnafe 76,059 Fr8., Palais-Royal 68,496 818., Lyrishe Dyer 66,097 Frs., Gau­se 65,805 Fre, Ambigu 63,901 Fr8., Baudeville 63,401 Frs., Eiique Smyertal 62,463 Fre. Comsche Frangatte 61,510 Frs., Opera 55,166 Frs., Tolles Dra­­matiques 36,185 grs., Odeon 30,745 r8., Bouffes 30,013 $ré., Delaffements 13,111 Frs., D­eaumarchais 7876 Frs., Larrembourg 5554 Fr8. Folies Nouvelles 3860 Fre., Debureau 2069 Frg., Star K­entsche Oper 276 Frs. Im Ganzen 1,025,937 Tre. gegen 993,621 im Jahre 1857, * Aus London wird getrieben: Es ist bekannt, daß die Kaiserin Eugenie vor einiger Zeit sechs ihrer Hofdamen zur Probe ohne Kriinoltine erscheinen Tief und daß die Unglüc­­b­en von dem ganzen Hofe mit einem einstimmigen quel horreur­­ empfangen wurden. Ihre Majestät hat seitdem eine Kommission niedergefeßt zur Reform der Damentracht, namentlich zur Begutach­­tung der zwei Fragen, ob und wie weit die Krinoline zu entbeh­­ren, und ob und wie weit die Nöde — so würde man in Deutsch­­land sagen ; das feutsche Albion sagt, die Säume, skirts — zu ver­­kürzen. Als leitender Gesichtspunkt bei der zweiten Frage sind die Knöcel bezeichnet; die Verkürzung sol jedenfalls so weit gehen, dag man die Knnöchel sieht. Darin siegt aber eine Ktriegserklärung gegen England, denn die Königin Victoria ist es, die unter anderm, weil sie von kurzer Statur, die langen Kleider eingeführt. Die un­­geheure Mehrzahl ihrer getreuen Unterthank­en wird in dem Streite fest zu ihr stehen, denn der Fuß der Engländerin ist in der Regel unbarmherzig groß, namentlich in den Engeln. Wenn die Ansich richtig tut, die man in französischen Schriftstellern des 18. Jahrhun­­derts findet, der feine Fuß der Pariserin sei zu erklären aus dem­ tiefen Koth und feigen Pflaster, die sie zwängen, auf den Zehen zu gehen, so würde sich die entgegengefeßte Erscheinung in London in Herrührendem Sinne aus den vortrefflichen Londoner Trottoirs ab­­leiten lassen. * Die Aktionäre des Krystallp­alastes in London ha­­ben dieser Tage unter sich abgestimmt, ob sie den Krystallpalast an Sonntagen zu ihrer und ihrer Familie ausschließlichen Benäsung offen halten ioffen oder nicht. (Das Publikum für Geld zuzulassen ver­bietet der Charter ansprüclich.) 75,764 simmten gegen, 92,785 für die so sehr verschrieene Sabbatschändung, somit ist Die Schändung mit einer Majorität von 17,021 beschlossen. nn

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