Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1859 (Jahrgang 6, nr. 1-24)
1859-01-26 / nr. 20
schaft zu halten.—Massimo d’Azeglio,hernach gekommen war,um dort den Winter zuzubringen,hat diese Stadt am 18.d.M.plötzlich verlassen.—Der in Turin lebendeneap.Advokat Taiani,Vertheidiger der Angeklagten von Sapri,erhielt unlängst meuchlerischer Weise einen Dolchstich in den Arm. — —Der,,Courier des Alpes«erzählt ein Gerücht von einer Demonstration,die bei der Landung des Prinzen Napoleon zu Genua vorgekommen und von den Mazzinisten jener Stadt ausgegangen sei.Der,,Courier des Alpes«versichert überdies,man trage sich in Genua mit Gerüchten von baldiger Auflösung der Kammer,Beschränkung der Presse,Einführung eines militärischen Regimes u..dgl.,um der Regierung vollkommen freie Hand bezüglich der Maßregeln,welche sie treffen werde,zu belassen.Der »Courier«hält die Gerüchte zwar für übertrieben,meint jedoch,es scheine etwas daran zu sein. Die Berichte aus dem Lombardisch-Venetianischen melden. Die Frau Herzogin von Parma ist am 24.Früh von Venedig nach Parma zurückgekehrt.—Der Prinz von Wales ist an demselben Tage Vormittags 10 Uhr von Berona nach Bologna abgereist. Der Verwaltungsrath der lombardisch-Venetianischen Eisenbahn ist von dem Ministerium aufgefordert worden,längstens binnen 5 Wochen die Arbeiten zu vollenden,die auf der Eisenbahnstrecke Verona-Botzen noch erübrigen,und gleichzeitig die einzelnen Stationen mit den zum regelmäßigen Betriebe erforderlichen Materialien zu versehen,damit die Eröffnung baldmöglichst erfolgen könne.—Die,,Gazzetta di Venezia«spricht die Hoffnung aus,das lombardisch-Venezianische Königreich werde im Laufe des Jahrses 1859 eine eigene Hypothekenbank bekommen.— In Folge der Schließung der Universitätspavia und der zeitweiligen Suspendirung der Vorlesungen in Passaua hatte.s l?ajest ist der Kaiser den Durschl.Generalgouverneur des lombardisch-Venetianischen Königreichs ermächtigt, die Erlaubniß zu Privatstudien auch auf jene Studirenden der drei ersten Jahrgänge der juridischen Fakultät auszudehnen bei welchen ihr Betragen,sowie jenes ihrer Eltern oder Verwandten Bürgschaft darbietet,daß sie von dieser Gunst einen guten Gebr«auch machen. Aus Mailand wird der,,Oe.Z.«unterm ZZd. geschrieben:Als ungefähr vor zwei Wochen im hiesigen Palais Samegloff das bejahrte Ehepaar,der Verwalter G..... i und seine Frau, des Nachts in ihrer Wohnung während des Schlafes meuchelmörderisch überfallen und auf die grausamste Weise ermordet wurden, sprachen sich bei der Reztrung der beiden Leichen die Herren Aerzte dahin aus, daß jene Wunden nur von einem Säbel hätten verfegt werden können, weshalb man sogleich den Verdacht auf die in jenen Hause befindlichen Ordonnanzen lenkte und dieselben auch arretiven [ek Mit unbeschreiblichem Tanatismus beeilten sich die Regierungsfeinde diesen neuen Akt „Kroatischer Grautantfett” zu verkünden, als vorgestern der wahre Mörder in dem entlassenen Bedienten des Ehepaares, der das Verbrechen eingestand, sich herausstellte. Iun Bezug auf die Donaufürstenthümer laufen wichtige Berichte ein: Die Pforte, schreibt unter Wiener Retorrespondent, trägt auf Annullirung der Hofpontratswahl in Saffy an. Aus Bujarest vom 21. 0. wird dem , Nord" geschrieben : „Die Beziehungen der Konvention werden immer zahlreicher und flagranter, die Wahllisten sind gefalselt, Truppen nach den Departements geschidt worden. Die fortwährenden Protestationen von Seiten der Wähler bleiben ohne Wirkung. Die Konsuln haben untersenkt. Die Kaimakamte versprach die durch die Tribunale gefällten Sentenzen anzuerkennen , aber sie erläßt ein Doppelsinniges Rundschreiben, das zudem vor der Abstimmung nicht in die Distrikte gelangen kann. Allenthalben wurden Befehle ertheit, damit die Wahlen unter dem Drude der Bajonnette stattfinden. Hier ist ein solcher Befehl, der über alle andern ein Urtheil gestatten wird : „Zur Aufrechterhaltung der Ordnung haben Sie sich — gemäß den Instruktionen, welche Die Unterpräfektur aus Anlaß Der am 8. d.M., stattfindenden Primärwahlen der Deputirten für die nächte Nationalversammlung erhalten hat — Mittwoch in der Amtswohnung der Unterpräfektur mit allen unter iprent Kommando stehenden Gensparmen, und aller zur Disposition stehenden Kriegsmunition einzufinden, und daselbst bis Freitag zu verbleiben. Gez. der Unterpräfekt 3. Dasralezin.“ Auf den mehr erwahnten Artikel des „Konstitutionnel" in der Belgradfrage antwortet jebt die „Wiener Ztg.": · .... »Nach ihm zu urtheilen,sagt das offizielle Blatt,schien die Sache wenigstens in den Augen jener,der an Angebungen erfolgt,allerdings noch ein anderes als ein rein spektives Interesse zu haben-es Interesse,das wir vielleicht richtig bezeichnen,wenn wir es sein spekulatives nennem Es mußte uns-insbesondere ausfallen, daß das gottvernem«en"tale« gott in feinen Aeußerungen über die Lage,dies uns hier bei--schäftigt,beiant der Sympathie für den europäischen Grundsatz der Selbstständigkeit und Integrität der Türkei fallen ließ,und daß die Gefahr,welche man für das Garnisonsrecht der Pforte in der Festung Belgrad während der letzten Wirren in dem Fürstenthume einen Augenblick lang als möglich anzus nehmen berechtigt war,seine Theilnahmie nicht im mindesten erregte.Es läßt uns dies fast vermuthen,daß der»Constitutionnel«»noch weitere Vorgänge in Serbien ahnt und sie in den Kreis seiner Berechnungen und Wünsche in einer Weise zieht,die uns zweifeln ließe,ob sie den Zwecken des letzten orientalischen Krieges und des Pariser Friedensvertrages entspricht. Ueber dannlehen im Betrage von 1200.000 fl., welches Fürst Milosch Obrenowitsch in Wien kontrahiren wollte.Verlautet jetzt eine neue Version Die thatsächlich in Wien eingetroffenen Agenten unterhandeln nämlich nicht für Die Privatwaffe des Fürsten, sondern für Die serbische Regierung. Wie es heißt, sol in Belgrad an eine serbische Nationalbank mit dem Nechte zur Herausgabung von Banknoten des Fürstenthums Serbien gegründet werden. Aus Wien vom 25. b. wird uns geschrieben : Bei der Bestvorstellung, welche heute in den Appartements Ihrer Tr. - Hoheit Frau Erzherzogin © v=phie stattfindet, werden sechs große Tableau’s und ein französisches Lustspiel von Mitgliedern des hohen Adels dargestellt und aufgeführt werden. Der a. k. Hof und die Mitglieder des hohen Adels werden dieser Vorstellung, welche zur Feier des übermorgigen Geburtsfestes Ihrer E Hoheit Frau Erzherzogin Sophie stattfindet, beimohnen. = Wien, 25. Jänner. Der bekannte „Moniteur“ - Urtikel scheint in Paris nicht Die hier erwartete Wirkung ausgeübt zu haben. Die Nede fan nur um 10 Cs, besser, was den gehegten Borausseßungen nicht entsprach. Die heutige Börse eröffnete daher mit einer Baiffe, welche Kredit bis auf 218, Nordbahn auf 1710, Staatsbahn auf 234.50 herabprückte. Auf das Gerücht, daß England an Sardinien eine zum Frieden mahnende Note gerichtet habe, gestaltete sich Das Geschäft günstiger und fliegen Kredit auf 219.90, konnten sich jedoch in dieser Tendenz nicht erhalten und schlosfen nach mehrfachen Schwankungen abermals matter, Staatsfonds sowie Grundentlastungen blieben fest und stellten sich nicht unwesentlich Höher. Die Nachbörse war stürz mild und verkehrte in steigender Tendenz, da dort Auslande zahlreiche Kaufordies eingetroffen waren, Wechsel stellten si etwas fester. Man notirte Schließlich: Kredit 219, Nordbahn 1720, Staatsbahn 235.80, National 81.10, 5 Prozent, Metalliques 79.25, ungar, Grundentlastungen 80, Krevitose 97.50. Verantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher, Schnellpfeifendrud son Emil Müller, Dorsthengafe Nr. 12, — Berlag der Pester Uoydgesellgaft, Florenz, NE EE , .