Pester Lloyd - Abendblatt, April 1859 (Jahrgang 6, nr. 74-97)

1859-04-02 / nr. 75

Pest, 1859. Abendblatt as Pester Lloyd. Samstag, 2. April. Nr. 78. R Wien, 1. April, Die Sinen von mir am 30. 9. I. gemachte Mittheilung, der Trankfreich die von Oesterreich aufgestellten Bedingungen ange­nommen, daß somit über das aufzustellende Präliminar- Programm ein Einverständniß erzielt sei, wird nun auch durch das „Dresdner Journal“ vom 31. März bestätiget. Das err­zielte Einverständnis besteht sich jedoch vorläufig nur auf die Basis, auf welcher der Kongreß zusammentreten soll; dar­gegen sallen die Anträge, welche Oesterreich zusichtlich der Stellung­sver italienischen Mächte zu dem Kon­gresse gemacht hat, von Brantreich noch nicht angenommen worden sein. Ebenso sagt man, daß Louis Napoleon zwar die­sem Wiener Kabinet vorgeschlagene Basis angenommen habe, daß er si aber, rücsichtlich der Tragen selbst, melde zur Sprache gebracht werden sollen, zu nichts verpflichtet habe. Dies sei namentlich­ von dem, die Revision der Österreichischen Separatverträge betreffenden Punkte gelten, rudficpthi deffen eine den Intentionen Frankreichs sollsommen entsprechende Mo­difizirung der bisher beobachteten Holitis Oesterreichs nicht zu erwarten sein sol. Nederhaupt haben sie Die Hoffnungen auf ein die Sintereffen des SBriedens forderndes Resultat des Kongresses in der Iecteren Zeit nicht gebessert; dazu­ tragen wohl am meisten die Rüstungen bei, melche noch von seiner Seite fiftirt, sondern im Gegentheile mit erhöhtem Eifer fort­­gefebt werden. — Sin Uebereinstimmung mit einer Korrespon­­denz der Turiner „Opinione” ist auch her Die Nachricht ein­­getroffen, daß­ der Kardinal Antomelli seine De­­mifftion zu geben entfälroffen se. Im Falle ihrer Bestätigung dürfte dieselbe als ein Beweis angesehen werden, daß die rö­­mische Negierung ihre Ansichten über Die Stelung, welche sie dem in Aussicht stehenden Koongresfe gegenüber einzunehmen hat, wesentlich geändert hat. E­in Bifurett Brachte, wie der „Tem. 3." berichtet wird, der Stinanzminister am 22. März bei der Kam­­mer sein Projekt betreffs der Mittel und Wege ein, wie Der Handelstrists abzuhelfen sei. Dieses Projekt ist in D­orberathungen festgestell worden, die der Finanzminister mit Deputirten des Handelsstandes gepflogen hat. ES soll dem­­nach ein Fond von 200,000 Dufaten. (ungefähr: 6.400,000 Diafter) zu Bor­üffen an Kaufleute disponibel gemacht wer­­den. Zu diesem Fond werden die in den Staatskasfen befindl­ichen Depositen im Betrage von 70.000 Dufaten verwendet, der Rest aber wird durch Anleihen aufgebracht. Die Modali­­täten, unter denen die Borfehüffe ertheilt werden, sind fol­­gende: Es werden sorgfältige Listen der solventen Kaufleu­te aufgestellt. Diese wählen aus ihrer Mitte eine Kommission­­ von fünf Mitgliedern, die vom Türsten bestätigt werden. Sie haben die Geruche um V Borfhüffe zu prüfen, und auf ihre Em­­pfehlung und unter ihrer moralischen und materiellen Verant­­wortung dürfen den darum Nachsuchenden Borfhiffe bewilligt werden. Der Darlehensucher muß entweder einen von Drei zahlungsfähigen Dutstehern unterzeichneten Schuldigeln aus­­fertigen, oder eine Hypothek stellen, oder ein in seinem Refik befindliches Hypothesendokument niederlegen. Der Fiskus wird das Geld zu 8—10 Prozent aufnehmen, und zu dem doppelten Greife ausborgen, um sie für die Kost­en und etwaigen Ber­­luste schadlos zu halten. Dies wäre für die­jebigen Umstände noch Fein zu theurer Kredit, da ein Handelsmann fett auf Privatwegen kaum zu 25 und 30 vom Hundert Geld bekommt. — Der Korrespondent zweifelt, daß die Summe von 200.000 Dukaten genüge, um eine Durchgreifende Hilfe zu gewähren, wenn namentlich, wie es doch billig wäre, die Operation der Borshütte nicht bIoß auf die Bujarester Kaufleute sich erstreben, sondern auch auf die anderer Städte, besonders Krajova und Brad­a ausgedehnt werden würde. Das Projekt des Finanz­­ministers it einer Kommission zur Berathung überwiesen wor­­den, welche den 26. März Calfo übermorgen­ ihren Bericht er­­statten sollte. « PolitischeRtmdfchmy2.April.»Soyeztran— quille,vous aurez la guerre««,sollen die Trostworte gewesen sein,welche Louis Napoleon dem Gr.Cavour mit auf die Reise gegeben,und so wenig wir sonst offi­­ziellen Zusicherungen von französischer Seite Glauben theinen. Diesmal dürften die Worte : „Seien Sie ruhig, Sie werden Krieg haben“, wirklich die wahre Absicht des Kaisers ausbrüchen. Was wir über den französisch-sardi­­nischen Vertrag, über die Kongrespräliminarien und über die Kriegsvorbereitungen erfahren, spricht mindestens sehr dafür: Heber den Vertrag wird zunächt der „AL. A. 3." berichtet : Frankreich verpflichtet sich, mit einer Armee Piemont zu Hilfe zu ko­mmen, und Oesterreich aus seinen italienischen Beu­gungen bis an­ die Alpen zu verjagen, folglich auch aus dem Italienischen Tirol, das einen ntegierenden Theil des deutschen Bundesstaates bildet. Die Herzogthümer Parma, Modena, die Legationen und Toskana sind mit inbegriffen, und würden ein Königreich für Piltor Emanuel bilden. Na­­poleon hätte ferner die Absicht,­­ fährt der Korrespondent fort — nachd­em ‚einmal, das neue Königreich Italien feste Wurzeln gefaßt und eine Hinreichenne Macht befige, um Oesterreich vom Süden aus im Schach zu halten, Deutsch­­land, in Verbindung mit Rußland, anzugreifen, und jene politische Suprematie Frankreichs und Auslands herzustellen, welche Emil Girardin immer träumt. Die Demüthigung Englands, jener alte fite Plan der Napoleonisdhen, würde dann dem dritten Napoleon leichter werden als Dem ersten. Das die Rüustungen betrifft, so wurde in Paris der Befehl gegeben. Die „capitaines adjutants-majors“ ber­­itten zu machen; Kag aber geschieht nur kurz vor Beginn eines Feldzuges. Für Den Uebergang einer französischen Ar­­mee über den Mont-Cenis sind noch in den legten Tagen umfassende Vorbereitungen getroffen worden. Bon St.-Michel, einem reinen fanoyischen Dorfe, bis zum Gipfel des genannten Baffes sol man in der That 30,0­0 Mann mit Hinzuziehung der Kasernen von Lanslebourg, den Hos­­pizhäusern und den neuerbauten Schuppen am Tunnel unter­­bringen können." ·­­Die,,Patrie«bestätigt die Nachricht bezüglich der Neubildung von hundert französischen Ba­­taillonen in folgenden Ausdrü­cken:»Man wird,so ver­­sichert man,die Bildung eines vierten Bataillons in denloo Infanterieregimentern beschließen.Jedes dieser Bataillone wird mit ders und«6.Kompagnie der übrigen Bataillone gebildet werden.Diese zur Formirung des 4.Bataillons be­­stimmten Kompagnien werden sich sofort nach dem Depot des Regimentes begeben.“ Um die Tragweite dieser Mairegel zu verstehen, muß man wissen, daß­ jedes Regiment bisher 3­0 Bataillone zu 8 Kompagnien hatte. Bei der Bildung des sierten Bataillons entnimmt man jedem der übrigen 3 Bataillone 2 Kompagnien, so daß Dasın das Regiment aus 4 Bataillonen , jedes zu 6 Kompagnien, besteht. Der Bestand eines Batailliones is ungefähr 800 Mann. Derselbe bleibt bei der Bildung­ des 4.­­Bataillons unverändert, da man die Stärke der 6 Kompag­­nien, die dann ein jedes Bataillon hat, vermehrt. Dieses ge­schieht, damit man nicht genem­igt ist, die Zahl der Offiziere eines jeden Regiments zu erhöhen, die mit Ausnahme eines neuen Bataillonschefs dieselbe bleibt. Nach der neuen Ein­­richtung wird also jedes Regiment 3200 bis 3500 Mann statt sein, statt mie bisher nur 2400 bis 2500 Mann, und der ganze Bestand der Iinfanterie um mindestens 80.000 Mann vermehrt werden. — Die Trupp­enmärsche nach dem Süden Frankreichs dauern fort, Go hat jegt Die 12. Batterie des 13. Artillerieregiments, die in Rouen liegt, Befehl erhalten

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