Pester Lloyd - Abendblatt, April 1859 (Jahrgang 6, nr. 74-97)

1859-04-20 / nr. 90

Ris- Abendblatt as Pester Lloyd, m Mittwoch, 20. April, Ar, 90. Pest, 1859. R, Wien, 19. April. In diesem Augenblice werden zwischen den deutschen Bundesstaaten Verhand­­lungen gepflogen,, auf daß im Namen des deutschen Bundes mit allem Maderade von Frankreich gefordert werde, daß es entweder offen seine, friegerischen Absichten ausspreche oder durch Einstellung seiner, durch seine Angriffsgefahr motivierten Rüstungen seinen Friedensversicherungen eine reelle Grundlage gebe. Gutem Vernehmen nach würde fon in nächster Zeit eine, derartige Anfrage ‘geschehen. Motivirt würde sie Damit, das Deutschland unbedingt das nächste Interesse hat, sich volle Sicherheit darüber zu verschaffen,, welche Endziele den Rüstun­­gen des Nachbarlandes vorschweben,. Der gemeinschaftliche An­­trag Preußens und Oesterreichs­ auf t­eilweise Mo­bilmachung wird im Laufe der nächsten Tage eriwartet. Vorläufig handelt es sich um Aufstellung einer Obsersations- Armee am Ober- und Mittelrheine, bestehend aus süddeut­­schen und preußischen Bundestruppen. Doc sind bereits auch entsprechende­­ Verabredungen­ gepflogen worden,­­welche sich auf den Fall beziehen, daß die Aufstellung einer aktiven Bundesarmee noth­wendig sein sollte, zu der dann auch Oester­­reich sein Kontingent stellen würde. Politische­­ Rundschau, 20. April. Schon das kurze Telegramm über die Erklärungen im "Parlament und im „Moniteur", das ung gestern zugenommen, schen ung nicht so „friedselig“ , wie es die Wiener Börse aufgenommen. Heute liegen uns ausführlichere Depeschen über diese Erklärungen vor, und feiner künnen wir auch aus ihnen feine, dem Frieden günstigere Anschauung gewinnen. Die Depesche aus London lautet: : London, 19. Ceftrige Unterhausífig und DS Sraeli erklärt: Lord Cowlews Reife sei erfolgreich gewesen, doch habe England den mittlerweile eingebrachten Kongreßvorschlag Rußlands unter den bekannten d­er Bedin­­gungen acceptirt.­ Oesterreich verlangte als fünfte Bedingung Sardiniens Entwaffnung. Doch verweigerte England, Sardi­­nien dazu zu­ drängen. Ein anderer V­orschlag, daß alle Mächte garantiren sollen, daß Sardinien nicht angegriffen werde, wurde gleichfalls­ verworfen, worauf Oesterreich die allgemeine Entwaffnung vorschlug. Frankreich stimmte bei, wollte jedoch diese Entwaffnung erst auf dem Kongresse als erste Frage diskutirt willen. Sardinien andererseits wollte nicht entwaffnen, anscheinend,­ weil ihm die Theilnafme am Kongresse, zu der es faktisch nicht berechtigt sei, verweigert wurde. Befriedigend sei AzegIio’s heutige Ankunft, die­­ser habe bereits mit Lord Malmesbury Konferk­t und seine Diffion set Hoffentlich f­riedfertig. D’Israeli spricht zum Schlufse die Ueberzeugung aus, ein italienischer Krieg müßte bald ein europäischer werden, aber noch sei guter Grund zur Hoffnung vorhanden, der Geduld und Fertigkeit Europa den Frieden zu erhalten. Lord Palmerston tadelt die Regierung, weil sie nicht Defterreichs und P­rantreichs formelle Beistimmung zu Lord Cowleys Propositionen forderte; erfreulich sei, Daß Oesterreich statt einer unbilligen, einseitigen Entwaffnung Sardiniens die allgemeine Entwaffnung­sorfehlug. Aber Zeitverschwendung wäre es, lebtere im Kongresse zu beratben, vielmehr sollte dieser sofort die Räumung Mittelitaliens nebst der Verpflichtung, dort niemals wieder einzumarschiren, erbre­tern, denn dies sei die Hauptsalte, Palmerston, Glad­­tone, Ruffell und Duncombe meinen überein­­stimmend ,­­ Sardinien sollte Mitglied des Kongresses sein oder nicht entwaffnen, wogegen Andere behaupten, Sardinien solle dem Freundes»­leute Englands, Frankreichs und Auslands vertrauen, Oberhaussigung Lord Malmesbury’s Mittheilungen sind im mit denen D’Ssrael’s übereinstimmend ; ansprüclich hebt er hervor, daß die ü­br­i­­gen Staaten Italiens Kongresse sandte senden, diese aber von den Berathungen ausgeschlosfen bleiben sollen. Lord Blarendon spricht ungefähr wie Lord Palmerston, und Lord Derby mit Malmesbury, scheint jedoch am Nede­­rschluffe andeuten zu wollen, daß einige Mächte es mit dem Kongresse nicht ernst nehmen, in welchem Sale England sie seiner Würde entsprechend, total als neutral zurück­­ziehen und für alle Eventualitäten vorbereiten wü­rde. So wenig thatsächlich Neues wir aus diesem Si­­bungsbericht erfahren, so ist das wenige Neue gleichwohl nicht gerade tröfflich . Die Opposition, erfahren wir, nicht Sardinien zu unterstoßen, namentlich seinen Eintritt in den Kongreß. Das Derby’sche Kabinet Dagegen hatt ee für England" Würde entsprechend, ss als „völlig neu­­tral" zurückzuziehen! — Auch in der Erklärung des „Moniteur" haben wir, — außerdem daß in den, von ihm angeführten , Punkten von den B Verträgen von 1815 seine Rede, während ansprüchlich von einem ita­­lienischen Bunde die Rede ist,­­ das größte Gemischt auf die Befürwortung des Eintritts Sardiniens in den Kongreß zu legen. Der „Moniteur" sagt : Nachdem die fünf Mächte dem russischen Vorschlage, die italienische Angelegenheit einem Kongresse zu übertragen, beigestimmt hatten, erachteten sie es für nüßlich, sich ü­ber die Grundlagen der künfzigen Berathungen zu verständigen. Sie kamen über vier Punkte überein, (die unsere Kiefer bereits aus dem heutigen Morgenblatte rennen, b. Ned.) Nachträglich re Hamirte das Wiener Kabinet die vorhergängige En­te­waffnung Sardiniens, wobei es erklärte, daß die Maßregel ihm als die unerläßliche Bedingung seines Beitrit­­tes zum Leongreffe gelte. Da diese Bedingung allge­­meine Einwendungen hervorrief, substituerte ihr Oesterreich die der allgemeinen Entwaffnung noch vor Eröffnung des Kongresses. Die englische Regierung erachtete es für genü­gend , wenn das Prinzip der allge­meinen Entwaffnung, vorbehaltlich der nach der Eröffnung zu regelnden Ausführung aufgestellt würde. Frankreich hat nicht geräumt , seine Zustimmung zu geben, gleichwohl gab sich seither eine Meinungsverschiedenheit über die Frage fund, ob die offizielle Zustimmung Sardiniens zu dem fol­ SHergestalt festgefesten Entwaffnungsprinzip unerläßlich sei oder nicht. Die Regierung des Kaisers dachte, sie fünne weder jogischer noch billiger Weise Piemont einladen, sie dem Prinzipe anzu­­schließen, wenn es nicht unter Einem von den Mächten zum Kongresse geladen würde. Da das englische Kabinet leb­­haft bei Frankreich darauf bestand, daß dieses Piemont angehe sie vorläufig dem allgemeinen Entwaffnungsgrundlage zu fü­gen , so weigerte sich die Negierung des Kaisers nict, ein neues Pfand der Verfährlichkeit zu geben, und ver­brach Die­sem Verlangen beizupflichten, vorausgefegt, daß man überein­­komme, sowohl Sardinien als andere italienische Staaten zur Theilnahme am Kongresse einzuladen. In einer vollkommen analogen Rage auf den Konferenzen zu Troppau im Jahre 1820 ergriff Oesterreich selbst die Initiative eines ähnlichen Vorschlags. Fürst Metternich stellte die Nothiwendigkeit, Ge­rechtigkeit,, Möglichkeit vor, die verschiedenen­ italienischen Staaten einzuladen, Bevollmägtigte zum Kongresse zu fohiehen. In diesem Präzedenzfalle finden wir Grund zu hoffen, dag die angedeutete Bedingung die allgemeine Zustimmung finden werde. Was vollends die Entwaffnung betrifft, so hat die Regierung des Kaisers, nachdem sie das Prinzip zugegeben, nichts gegen den Augenblick einzuwenden, der als der zweck­­mäßigste erschiene, um die Ausführung zu regeln — und wenn die Mächte der Meinung wären, selbst 90 r dem Stongreffe Mesentlichen­­­e ne

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