Pester Lloyd, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-129)

1859-05-01 / nr. 100

-Kaiser leischer Armeeb­efehl. Se.Majestät der Kaiser haben am 27.April den­ nagfolgenden Armeebefehl an die unter dem Kom­­mando des Feldzeugmeisters Grafen Gyulát stehenden Trup­­pen der zweiten Armee zu erlassen geruht : Nach fruchtlosem Bemühen, seinem Reiche den Frieden zu erhalten, ohne seine Würde in Frage zu stellen, bin 34 gezwungen , zu den Waffen zu­ greifen. Mit­ Zuversicht Tege 94 Oesterreichs gutes Recht in die besten und bewährten Hände, in die Hände Meiner braven Armee. Ihre Treue und Tapferkeit , ihre musterhafte­ Disziplin, die Gerechtigkeit der Sache, die sie verfieht, an­ eine »glorreiche Vergangenheit ver­­bürgen Mir den Erfolg, Soldaten Der zweiten Armee ! An Eu­ ist es, den Sieg an die unbeflecten Fahnen Oesterreichs zu binden. Geht mit Gott und dem Vertrauen Eueres Kaisers in den Kampf. Stanz; Josephm.p, Finanzielle Verordnungen.­ ­Kaiserliche Verordnung vom 28. April 1859 wirksam für den ganzen Umfang des Reiches , womit bez­­üglich der Besteuerung des Einkommens an Zinsen von Staats-, Öffentlichen Fondss und ständis­chen Obligationen eine Uenderung in den bisherigen dies­­fältigen Bestimmungen festgelegt wird. Sc finde Mich nac­h Vernehmung Meiner Minister und nach Anhörung Meines Reichsrathes veranlaßt, im Nachhange zu Meinem Patente vom 3. September 1858 über die Au­­­sbreifung der direkten Steuern für das Verwaltungsjahr 1859 zu bestimmen , daß fortan nach dem 30. April 1859 von den fällig werdenden Zinsen, von Staaten, öffentlichen Fonds- und standischen Obligationen, mit Ausnahme derjenigen, die aus Ansehen herrühren , bei deren Aufnahme die Steuerbefreiung zugesichert wurde, die Einfommensteuer nicht mehr auf Grundlage von Bekenntnissen , sondern glei­cnmittelbar dar) Die zur Auszahlung dieser Zinsen berufenen landesfürstlichen Wassen,, mit dem für die dritte Klasse des Einkommens festge­­fegten Prozente, ohne Rücksicht auf die Eigenschaft des Befibers und die Höhe des Zinsbetrages zu bemessen und in Abzug zu bringen ist. Ein Landes­- oder Kommunalzuschlag zu dieser gleich unmittelbar. in­ Abzug kommenden Steuer hat jedoch nicht ein­­zutreten.­­ Insoferne von den bezeichneten Zinsen die Steuer auf Grundlage von DBe Kenntnissen bereits für das ganze Jahr 1854 dargeschrieben sein sollte, so ist über Anlangen der Steuerpflich­­tigen Die Diesfällige Steuervorschreibung zu berichtigen und der davon vielleicht auch schon für den zweiten Semester 1859 ein­­gezahlte Steuerbetrag sammt Zuschlägen zurück zu vergüten. Mein Minister der Finanzen und Mein Minister des Jnntern sind mit dem Vollzuge dieser Verordnung beauftragt. Wien,der 1 28.April­ 1859.­­Frattz J Josephm­.p. Gr.Buol-Schauensteinm.p.Freih.sv.Bachm.p. FreiherrV.Bruckm.p. Aquilerhöchste Anordnung- Freiherr v.Nansonnem­.-p. I. gatterliche Verordnung vom 29. April 1859, wirksam für den ganzen Umfang des Reic­es, die Anord­­nung eines Anlehbens von zweih­undert Millionen Gulden österreichischer Währung und die Ermächtigungaper privilegirten Österreichischen Na­ti­o­­nalbank, Noten zu fünf Gulden zu emit­­­ t tiren,betreffend.s Sch habe Mich nach Vernehmung Meiner, Minister und nach Anhörung Meines Neid­erathes bestimmt gefunden, zur Deckung des unter den gegenwärtigen Verhältnissen nothunwendig gewordenen außerordentlichen Aufwandes ein Ansehen von zwei­ Hundert Millionen Gulden österreichischer Währung in fünf per­­zentigen Schuldverschreibungen anzuordnen. Da die Begehung desselben unter den bestehenden Zeitverhältnissen nicht ange­­messen erscheint, so ermächtige Ich Meinen Finanzminister nach Maßgabe des eintretenden Bedürfnisses die Belohnung der Staatsschuldnerschreibungen des gedachten Ansehensg mit zwei Dritttheilen­­ des Nominalwerthes bei der E T. privilegirten österreichischen Nationalbank einzuleiten , indem Ich zugleich die Nationalbank ermächtige, zu diesem Zweckk Noten zu fünf Gul­­den österreichischer Währung Hinauszugeben. Da diese Noten zu fünf Gulden in den zu übergebenden Staatsschuldverschrei­­bungen ebenso wie die Noten zu einem Gulden in den der Nationalbank überlassenen Staatsgütern ihre­­ gesonderte Bez­iehung finden, und für die Noten zu Eintausend Gulden, Einhundert Gulden und Zehn Gulden österreichischer Währung die mit Meiner Verordnung vom 30. August 1858 vorge­­schriebene Bededung aufrecht bleibt, so sollen auch die Noten zu fünf Gulden gleich allen Noten der privilegirten österreichi­­schen Nationalbank die im §. 4 Meiner Verordnung vom 30. August 1858 ausgesprochenen Privilegien und Begünstigungen genießen und in allen Beziehungen den Noten zu Eintausend Gulden, Einhundert Gulden, Zehn Gulden und Einem Gul­­den gleichgehalten werden. Wien, den 29. April 1859. Franz Josephinp, Graf Buol- Schauenstein m. p. Freiherr 9. Bruch m. p. Auf Allerhöchste Anordnung ; Freiherre 9. Ranfonnet m. p. II. Erlaß des Finanzministeriums vom 25. April 1859, (gültig für alle Kronländer) über die Regelung der Zahlungen für Ko­pons aus der Nationalanleihe Nachdem eheftend die Einzahlung auf die mit dem kaiserlichen Patente vom 26. Juni 1854 ausgeschriebene Nationalanleihe beendigt und Diese ganze Finanzoperation zum völligen Abschlusse gebracht sein wird, ist es nunmehr aus Nachrichten eines gepraneten Kaffadienstes und einer verläßlichen Liquidirung der fälligen Zinsen unumgänglich nothwendig, in der bisherigen Art der Zinsenbehebung jene Renderungen eintreten zu lassen, welche die Sicherheit des Staatsschabes und die Pünflichkeit in der Auszahlung der fälligen Interessen erfordern. Das Tf. Tf. Finanzmini­­sterium sieht sie daher zu folgenden Verfügungen veranlagt:­t. Vom 1. Juli 1859 angefangen, werden Die National­­anlehensroupons sämmtlicher Kategorien nur mehr bei der 1,­­ Universal- Staats und Banjo Schuldenraffa in Wien, oder bei der Kreditsahtheilung derjenigen Landeshaupt- oder Silialfaffe allfogleich be­­richtigt, auf welche sie zur Zahlung förmlich überwiesen worden sind. 2. Ohne eine solche förmliche Zinsen­­über­weisung werden nur die Tf. 1, Landeshaupt- und Silialfaffen zu Prag, Brünn, Troppau, Linz, Salzburg, Inns­­bruck, Grab, Klagenfurt, faibach, Triest, Zara, Lemberg, Czerz­nowis, Ofen, Agram, Temeswar, Hermannstadt, Krakau, Pres­­burg, Oedenburg, Kaskau und Großm­arbein, dann die Filial­­freeitstaffe in Görz, die, nicht länger als ein Jahr, fälligen Koupons der Nationalanlehensobligationen — angefangen vom 1. Juli 1859 — erst binnen Dreißig Tagen nach er­­folgter Anmeldung und Ueberreichung Der Koupons bezahlen, wenn sich bei der inz­wischen vorgenommenen Prüfungsliquidi­­tung sein Anstand ergeben hat. In diesen Fällen kann aber die Anmeldung und Ueberreichung auch schon dreißig Tage vor der Beifallszeit geschehen. Ueber die gehörig konsignirten, oder, wenn es weniger als zehn Stücke sind, mit dem Namen und dem Wohnorte des Befibers bezeichneten Koupong, erhalten die Parteien sodann von der Tf. f. Krevitstaffe, bei welcher sie ein­­gereicht, aber zur Berzinsung nicht förmlich über­wiesen worden sind , amtliche Rezeptife nach dem unten beigedruckten Muster, gegen deren Zurückstellung binnen 30 Tagen, wenn sein An­­stand ob­waltet, die Zahlung erfolgt. Die Verwendung der Nationalanlehensroupons aller Kategorien zu Steuerzahlungen bleibt hiedurch, in­­soferne unberührt, als sie von Parteien beigebracht werden, welche den Steuerwaffen wohl bekannt sind , so wie es sich von selbst versteht, daß die Zinsen von den, auf Gemeinden und Stiftungen, Körperschaften, Kirchen, Pfarren, Schulen Ic. Tau tenden Nationalanlehensobligationen und der in gerichtlicher Aufbewahrung befindlichen, auch fernerhin bei allen Steueräm­­tern wie bisher bezahlt werden. In Folge dieser Bestimmungen erhält der Abfab II. der Kuntmachung­ des Ef. Finanzministerums vom 13. Juli 1854 eine theilweise Abänderung. Freiherr v. Bruch m. p. Die Parteien haben diesen Empfangsschein wohl zu ver­­wahren, weil die Realisirung der zur Zahlung eingereichten Effekten nur gegen Bermweisung desselben erfolgen kann. IV. Finanzministerialerlaß vom 29. April 18 °­9, die zeitweilige Enthbebung der prim österreichischen Nationalbank von der Ber­pflichtung, ihre Noten bar einzuleifen, betreffend. Mit Nacsicht auf die gegenwärtigen kriegerischen Zeitverhältnisse haben Se. f. f. Apostolische Majestät mit Allerhöchster Entschließfung vom 11. 9. M. die priv. österreichisc­he Na­­tionalbank von ver, im §. 2 der Allerhöchsten kaiserlichen Verordnung vom 30. August 1858 auferlegten Verpflich­­tung, ihre, auf österreichische Währung lautenden Noten auf Verlangen der Inhaber bei ihrer Hauptwaffe in Wien jederzeit gegen vollwerthige Silbermünze bar einzulösen, zeitweilig zu entheben geruht. V.Erlaßves ff. Finanzministeriums vom 29. April 1859, über die E­­inhebung oder Zölle und iiniger Bolrnebengebühren oder Verfallenen werden. It­­ten zur Zahlung jenen Silbermüngforten geleitet in Silbermünze Kronländer). In Folge Allerhöchster Entfehlie­rung vom b. M. wird angeordnet, daß die Einz, Ause und Durchfuhrzölle, dann das Waggeld, Siegelgeld und das Zettelgeld und ganze Reich außer Münzsorten im Reiche nothwendigen tritt mit dem Tage Silbermünze oder in 30. Dezember 1858, womit die Annahme der auf Österreichische Währung oder auf EM. Silbermünze Finanzministerialverordnung som­men lautenden Bannnr­­fügten BVerzeichnisse unter littera A. und B. gelten. Zahlungen in den unter littera C. dieses Verzeichnisses aufgeführten Scheidemünzen dürfen nur zur s Ausgleichung un­­giftig eingehoben 23. September für das ala gefegliche Reiten unter fünf und zwanzig Neukreuzern angenommen werden. Diese Bestimmung Wirfsamfeit, an a, die bezügliche Weisung den Zollämtern zugeforn­­für in verfallenen Koupond des Nationalansehens alle ist, ausschließend Wirksamkeit eine Koupons wird nur des in Nationalanlehens Hiedurch werden die Erlässe vom dieser Gebühren gestattet wurde, gefecht, solche Als angesehen, Zahlung welche wird, die nach dem in in der 12. August 1858 beige­­scn 3riftunlarerlas des faiserlich österreichischen Ministers des Aeufern, Graz feng. Buol-Schauenstein, an die kaiserlichen Gefandschaften Cov. Wien 29. April 1859. Em­ sende ich in der Anlage einen Abbruch der von un­serem kaiserlichen Herrn an Seine Völker heute gerichteten An­­sprache. Die Worte des Kaisers verkündigen dem Reiche den Entschlag Sr. Majestät, die kaiferliche Armee über den Tieino vorladen zu lassen. Noch den rechten Der Vermittlungssor­­schläge Großbritanniens hatte das kaiferliche Kabinet angenom­­men ; unsere Gegner aber folgten dem Beispiele nicht, und die D­ertheidigung unserer Sache ist nunmehr den Waffen anheim­­gestellt. Im diesem ernsten Augenblick siegt es mir ob, uns­­eren Vertretern im Auslande die Thatsachen nochmals darzu­­legen, an deren unheilvoller Macht alle Versuche zur Erhaltung des so lange glücklich bewahrten Friedens Europa’s ge­scheitert sind. Der Hof von Turin, indem er unsere Aufforderung zur Ent­waffnung aus­weichend beantwortete, hat bhierard nur von Neuem denselben feinpieligen Willen bekundet, der schon allzu­­lange das dreifach unglückiche Vorrecht ausübt, unantastbare Rechte Oesterreichs zu bekämpfen, Europa zu beunruhigen und die Hoffnungen der Revolution zu ermuthigen. Da dieser Wille sich an Desterreichs Langmuth nicht gebrochen hat, so mußte zulegt für den Kaiserstaat die Nothunwendigkeit herantre­­ten, zu den Waffen zu schreiten. Eine lange Reihe von Be­leidigungen, zugefügt von dem sehmnächeren Gegner, hat Oester­­reich ruhig ertragen, weil es sich des hohen Berufes bewußt ist, den Frieden der Welt so lange als möglich zu wahren, weil der Kaiser und seine Völker die Arbeiten friedlich fortschreitender Entwirlung zu höheren Stufen der Wohlfahrt fennen und lieben, An Oesterreichs Necht zum Kriege gegen Piemont aber kann Fein gerader Sinn, fein redlic­hes Herz unter Den Zeitgenossen zweifeln Niemals hat Piemont den Vertrag aufrichtig angenommen, dur melden es vor zehn Jahren zu Mailand Frieden und Freundschaft mit Oesterreich zu halten versprach. Zwei Mal den Waffen erle­­gen, die seine Anmalung herausgefordert hatte, hielt Dieter Staat den fchwer gebüßten Wahn mit einer bedauerlichen Hart­­nädigkeit fest. Der Sohn Karl Albert ’s­ccien sich leidenschaftlich nach dem Tage zu sehnen, wo Das Erbe seines Hauses, das er von Desterreiche Mäßigung und Großmuth ungeschmälert zurückempfangen hatte, zum dritten Male den Ein­­sat eines völferverderblichen Spieles bilden würde. Der Ehrgeiz einer Dynastie, deren eiteln und toten Anspruch an Italiens Zukunft weder Natur no­ Geschichte Dieses Landes, noch ihre eigene Vergangenheit und Gegenwart rechtfertigen, schredie nicht Davon zurück, das unnatürliche Bündniß mit den Ge­wal­­ten des Umsturzes einzugehen. Taub gegen alle Mahnungen umgab sie ss mit den Unzufriedenen aller Staaten Italiens , die Hoffnungen aller Feinde der rechtmäßigen Throne der Halb­­insel suchten und fanden ihren Brennpunkt in Turin. Ein frevelhafter Mißbrauch des Nationalgefühles der italienischen Bevölkerungen ward von Turin aus geübt. Jeder Keim der Unruhe in Italien ward sorgfältig gepflegt. Damit, wenn die Saat aufginge, Piemont einen Vorwand mehr hätte, heuch­­terisch Die Zustände der Staaten Italiens anzufragen und für sich selbst in den Augen der Kurzsichtigen und der Thoren die Rolle des Befreiers in Anspruch zu nehmen. Diesem vermege­­nen Unternehmen mußte eine zügellose Presse dienen, täglich bemüht, einen moralischen Aufruhr gegen die rechtmäßige Ord­­­­nung der Dinge der Nachbarstaaten über die Grenze zu tra­­gen, ein Beginnen, wie es sein Land Europa’s auf die Dauer ohne tiefe und gefährliche Aufregung ertragen könnte. Um dieser hohlen Zukunftsträume willen, sah man Piemont, damit es ich auswärtige Stüßen für eine Haltung verschaffe, mit der die eigene Kraft in grellem Mitverhältnisse steht, zu einem es­nst berührenden Kriege gegen eine europäische Drog macht sich prängen, für fremde were seine Soldaten opfern, — dann aber in den Konferenzen zu Paris, mit einer in den Annalen des Völkerrechtes neuen Ueberhebung, gegen die Regierungen des eigenen italienischen V­aterlandes, — Regierungen, die es nicht beleidigt hatten, — eine jede Gensur ausüben. Damit aber Niemand glauben Fünne, al auch nur ein Bunfe aufrichtiger Theilnahme an Italiens friedlichem Gedei­ ben fie in Diese ungeregelten Wünsche und Bestrebungen mische, verdoppelten sich jedesmal Sardiniens Leidenschaften , so oft einer der Souveraine Italiens den Eingebungen der Milde und Versöhnung folgte, so oft zumal der Kaiser Fra­nz I.­sep b belleuchtende Beweise der Liebe zu seinen italienischen Unterthanen, der Sorgfalt für den glücklichen Fortschritt der gesegnetsten Länder Italiens ablegte. Als das erhabene Kai­serpaar die italienischen Provinzen bereiste, Die Huldigungen treuer Unterthanen entgegennehmend, und jeden seiner Behritte mit einer Fülle von Wohlthaten bezeichnend, — da war es in Zurin erlaubt, ungehindert in öffentlichen Blättern Den Kö­­nigemord zu preisen. Als der Kaiser die Verwaltung der Lombardie und Benedi­gs Seinem Durchlauchtigsten Bruder, Erzherzog Ferdinand Maximilian anvertraute, — einem Prinzen, ausgezeichnet dur hohe Eigenschaften des Geistes , von Milde und Wohlwollen befeelt und dem echten Genius des italienischen Volkes innig befreundet, — da ward von Turin aus nichts unversucht gelassen, damit den edlen Abe­fichten des Prinzen so viel Undanf begegne , als tägliche ge­­häffige Aufstachelungen selbst inmitten einer wohlgesinnten Bez­völferung zu erzeugen vermögen. Der Turiner Hof, einmal fortgerissen auf der Bahn, auf der ihm nur die Wahl blieb, entweder im Gefolge der Revolution oder an ihrer Spike voranzuschreiten , mußte im­­mer mehr die Macht und den Willen verlieren, die Gesethe des Verfehrs zwischen unabhängigen Staaten zu achten, ja noch irgend­eine der Schranken für sich anzuerkennen, die durch das Völkerrecht dem Handeln aller gefitteten Nationen gezogen sind. Unter den wichtigsten Vorwänden sagte Sardinien sich von Ma­ven Vertragspflichten los, wie das Beispiel seiner B Verträge mit Desterreich und den italienischen Staaten wegen Aus­­lieferung der Verbrecher und der Deserteure zeigt. Seine Sendlinge durchstreiften die Nachbarstaaten, um die Sol­­daten zur Untreue gegen ihren­­ Kriegsherrn zu verloren , alle Regeln militärischer Disziplin mit Füßen treten, öffnete es den Salinenflüchtigen die Reihen seines eigenen Hee­­res. Dies waren die Thaten einer Regierung, die sich einer Sendung der Zivilisation zu rühmen liebt, in deren Staaten es aber Schreiber und Leser für Zeitungen gibt. Die, nicht mehr zufrieden mit der einfachen Apologie des Meuchelmordes, seine blutigen Opfer mit einer wahrhaft ruchlosen Freude zählen. Wen­nann­eg noch verwundern, wenn diese Regierung vor allem Oesterreiche vertragsmäßige Rechte als das mächtige Hinderniß betrachtete, dessen sie sich mit allen Mitteln einer treulosen Politik zu entledigen traten mußte? Längst für Niemanden ein Geheimniß, sind Piemonts wahre Absichten im ersten Augenblide eingestanden worden, wo­­ Dieser Staat hin­­reichende Zuversicht auf fremde Hilfe gewonnen hatte, um keine Maste mehr für seine auf Krieg und Umsturz gerichteten Pläne für nöthig zu halten. Europa, das in der Achtung Der beste­­henden Verträge das Palladium seines Friedens erblicht, hat mit gerechtem Unmillen die Erklärung vernommen, daß die Ne­­gierung Sardiniens sich von Desterreich angegriffen glaube, weil Desterreich nicht auf Die Hebung vertragsmäßiger Rechte und Pflichten verzichte, weil es fein von den Großmächten Europa’s­­ verbürgtes Carnisongrecht in Piacenza behaupte, weil es wage, mit anderen Souveränen der Halbinsel fr­ i­ber ge­­meinsame Wahrung rechtmäßiger Interesen zu einigen. — Eine rebte Anmufung blieb übrig, und auch diese ist begangen worden. Das Kabinet von Turin erklärte, daß es für die Zustände Italiens nur Palliativmittel gebe, so­lange die Herrschaft der österreichisc­hen Kaiserfrone­n­ über italien­­­fche Gebiete erstrebe. Damit war nun auch der Territorial­besiß Oesterreichs offen angetastet, die Ausßerge Grenze war überschritten, bis zu welcher eine Macht wie Oesterreich die Herausforderungen eines minder mächtigen Staates hinnehmen kann, ohne mit den Waffen zu antworten. Dies ist, entfleidet von dem Gemebe trügerischer Entstel­­lungen, die Wahrheit über die Handlungs­weise, zu Der­fi sett zehn Jahren das Tüniglihe Haus von Savoyen durch gewissenlose Rathschläge Y Hinreifen Tief. Sprechen wir nun auch aus, daß die Beschuldigungen und Vorwürfe, durch welche das sardinische Kabinet seine Angriffe auf Oesterreich zu besehönigen sucht, nichts als muthwilige Verleumedun­­gen sind, r Oesterreich ist eine konservative Macht, und Religion, Wiener Briefe, (Der Telegraph. — Die Wiener Kriegspartei — Stieg der Spournale über The­ater und Börse — DerSrhiedensstoff des Teuilletons,) 0. R. „Schlaf, Kindehen, fehlaf, es spielt der Tele­graph!“ — so begann vor einigen Jahren Kladveradath­ sein Haffisches W­egenk­en für den Stammhalter der Dynastie Bonaparte. Nun ist 28 in gegenwärtigem Augenblicke keines­­wegs ausgemacht, daß Kinder, und wären sie selbst Kinder von Frankreich, nie durch das Spielen des Telegraphen gestört wer­­den konnten, und unmandelbar fest fleht es, daß wir unglück­­liche Er­wachsenen durch diese heillose Erfindung des neunzehn­­ten Jahrhunderts um alle Ruhe bei Tag und Nacht geprellt werden. ‚Er ist groß geworden, der­ Telegraph, seit den Tagen des oorientalischen Krieges, groß und mächtig, aber sein Renom­­­mee hat so wenig dabei­ gewonnen, daß man nächstens sagen wird : „der lügt wie telegraphirt." Meldet man von Paris schwarz , so lautet die Parole von Berlin grün, von Zurin roth, von Petersburg gelb, und dem Zeitungsleser sch­wimmen schließlich alle­ Farben des Negenbogens vor den Augen. In den Zustand eines Tondsheffters kann sich nun gar Niemand hineindenken, der nicht selbst mit Werthpapieren gesegnet ist, und in diesem Falle sind. Zeitungsschreiber gewöhnlich nicht. Auf ihn, den Zeitungsschreiber, wendet sich aber der Zorn aller Unbefriedigten, ihm geben sie alle Schuld, ohne zu bedenken, daß Niemand mehr unter der Telegraphenplage leidet, als er. Der Loser versucht sich zu seinem Privatvergnügen aus den mis­dersprechenden Nachrichten einen Vers zu machen, und belehrt ihn Der folgende Tag, daß er sich irrte, so hat er höchstens mit sich selbst darüber zu rechten , der Sournalist ist, ex oflo dazu verpflichtet, und Hohn, Verachtung, Haß treffen ihn, wenn er sich in seinen Berechnungen täuschte., Er wird Dafür ver­antwortlich gemacht, wenn auf seine Konjekturen hin gün­­stige Konjunkturen erwartet wurden und si nachher als trüge­­risch erwiesen,, und wir hoffen es noch zu erleben, daß ein Börsianer seine Zeitung zur Zahlung seiner Differenzen ange­­halten wissen will. Als ob es nicht für die Zeitung selbst ärger­­lich genug wäre, wenn der neidische Telegraph mit einem Schlage ihre schönsten Gebäude zu­nichte mat! Wenn er seine Nachtruhe mehr habt, so sind wir menigsteng um nichts besser daran. Mit Telegrammen stehen wir auf, mit Telegram­­men gehen wir zu Bette — ab, nicht zur Ruhe! — denn im Iraume noch hören wir das ruhelose Tiden des Apparates, sehen die bekannten Boten mit den bekannten großen Konvers ing Zimmer stürzen, im Schmeiße, nicht blos unseres Angesichts, verquälen wir uns, eine Depesche zu entziffern, Die der nefiische Traum­­gott unlösber verwirrte. Da lautet es förmlig Sturm am Hausthor, einige Minuten später an unserer eignen Thür, es bedarf schen Traum und Wirklichkeit — leider ist es unbestreitbare Wahrheit, ein Bruderjunge steht vor der Thür, Die BDeperche in der Hand. Sie ist wahrhaftig noch dunkler, als Die ge­­träumte, zwanzig Worte stehen Yaronisch, mysteriog nebeneinan­­der, Teine Interpunktion ist da, um als Wegweiser zu dienen. Wie in jenem schriftlichen Bescheid des Herzogs Bogislav von Pommern, was mit einem gefangenen Raubritter zu geschehen habe : „Kopf ab nnc­ Tat leben" Tiegt in der Hand eines sim­­plen Komma’s die Entscheidung über Leben und Tod, ein fort­­gelasfener Accent verwandelt das Passivum in ein Aktivum, wer geschlagen ist, hat geschlagen, die Reminiscenzen der Traum­­bilder tauchen Darmwischen auf, und wenn wir am Morgen die Botschaft gedruckt seien, trauen wir vielleicht unsern eigenen Augen nicht. D Telegraph, was bist duz kommen ? hast Ruh und Frieden uns genommen ! Wer kann übrigens kniffen, ob nicht der „ZTelegraph” ganz Ähnliche Monologe hält, wie wir, sich ebenso bitter ber fchwert, für Dinge verantwortlich gemacht zu werden, die ihm selbst zur Plage gereihen. Dem armen Burtchen mag es man­­chen Tag mehr sein, als ginge ihm mehr als ein Mühlrad im Kopfe herum. Die Oeffentlichkeit erfährt ja zum Clüde nur den Fleinsten Theil von dem, was er sich täglich erzählen haffen und weiterplaudern muß. Es ist zu verwundern , Daß er nicht längst Geduld und Besinnung verloren, die tollsten Kon­­fusionen angerichtet hat. Als ob er noch nicht genug zu tra­­gen hätte an dem müften Hin und Her und Kreuz und Quer von Staatsschriften, Kammerreden, Gerüchten, Kursberichten, Kaufs= und Berfaufsordres u. |. w. u. s. w. muthet man ihm neuerdings auch noch zu, m weiterzumelden, wie oft eine in Par­vis gastirende Sängerin gerufen und mie viel Gage ihr angeb­­lich geboten wurde. Armer Telegraph, Zigaro des neunzehn­­ten Jahrhunderts, man kann dir nicht zürnen, du bist am Ende Doch no­ gequälter als mir. Und bei alledem sind die jebigen Nöthe vielleicht nur das Barspiel. Bei dem Gedanken ergreift uns, wir wissen nicht wie, mit doppelter Gewalt jene Sehnsucht in die Zerne, die Seven zu überformen pflegt, sobald die Bäume ausschla­­gen und jeder Wasserspiegel einen unwolfenreinen Himmel wieder­­strahlt. In die Ferne — wohin? Gleichviel ! Nur auf kurze Suift aus der Umgebung, welche unsere winterlichen Drangsale sah. Ihr getreuer Korrespondent konnte diesmal dem Drange nicht widerstehen. In Schöner Selbsttäuschung redete er sich ein, in der „stillen Woche“ werde auch die Weltgeschichte stil stehen, schnürte sein Bündel und flüchtete sich gen Norden. Meine Reifeerlebnisse auf dieser Fahrt von ganzen vierund­­zwanzig Stunden sind mit zwei Worten erzählt: gefroren habe ich, entfeßlich gefroren, und der Spruch, daß Gefährten im Unglücke zum Troste gereichen, bewährte fi Diesmal nicht, denn Dadurch, daß ich rechts und links und mir gegenüber Zähne­­längerer Zeit, bis wir uns Für werden über die Grenze zwi­­ Happen hörte, wurde mir ganz und gar nit behaglicher zu Muthe. Der Polizir entfloh ich natürlich nicht, überall wurde dieputirt und Fonjefturirt, überall wollte man Auskunft haben über österreichische Zustände. Das diese Geschmnäs von der „Wiener Kriegspartei" hat bei den Leuten „praußen“ wirklich nach und nach die sonderbarsten Borstelungen erzeugt. Man will kaum glauben, daß wir noch in die Geschäfte, in den Prater, in die Theater gehen wie sonst. Wir dürften stets mit gezogenem Gabel spazieren gehen, mit dem Bajonnette fohreißen, Pulver als Streufand benuken, um den Phantasie­­bildern unserer nordischen Brüder zu genügen, und nachdem wir einige D Vierundzwanzigpfünder als Nachteffen zu uns ge­nommen, dann Und von dieser Art der Kriegsbereitschaftfin wir Doch in der That noch sehr weit entfernt. Es gibt no Leute in Menge, welche über einem neuen Hosenstoff, dem En­­gagement einer Tänzerin alle Dinge im Himmel und auf Er­­den vergessen, die Darüber, ob Frau Lafont oder Frau Mer in dieser oder jener Partie größer gerweten, mit einer Hite dieputiren, als ob E38 sich um eine ganz andere italie­­nische Trage handelte, und die, während das Kriegsmanifest fi an die Belfer wendet, es für das Dringendste Halten, Die Pflichtvergessenheit der Wiener Theaterfritis zu erörtern. Diese Schaar wird auch den Theatern unter allen Umständen treu bleiben. Im Uebrigen dürften die Helden und Heldinen, welche lange Sabre hindurch ein fast absolutes Regiment über die Seselsschaft der Städte geführt Haben, mit Staunen bemerken, daß ihre Zeit plößlich um sei. Man denke si ein Jahr zur Jüd, und nehme an, es wűre Fräulein Goßmann vor mehr als halbjähriger Ab­wesenheit zum besten Mal als „Grille“ aufgetreten! Acht Tage vorher und vierzehn Tage nachher mürde von nichts anderem die Nede gemesen sein, gestürmt hätte man die Pforten des Schauspielhauses und ob die Be­feierte mit gesunden Gliedmaßen unter dem obligaten Berge von Sränzen und Bouquets wieder hervorgekommen wäre, daz­für würde Niemand Garantien übernommen haben. Soll nun alle zugegeben werden, daß die Zeit überhaupt ihre ernüc­­hernde Wirkung geäußert, daß das häufige Antizipiren des Anschiedsschmerzes die Leute endlich etwas abgehärtet habe, so war doc unverkennbar, daß die „politischen Sonstellationen” das gestrige Fest unwesentlich beeinträchtigten. Es war Alles da, Applaus, Kränze, Sträufe aber die Verve mangelte, man schien doch nur mit halber Seele bei der Sache zu sein. Die schönen Tage sind eben einmal wieder vorüber, höhere und nähere Interessen beschäftigen die Welt, und noch so viele, ver­hungerte Chefleute­, Ballets und Zauberposten werden nicht im Stande sein, die Konkurrenz der Theater mit­­ den Rei­tungsverschleißern zum Siege zu führen. „Wir­ gehen jegt hognládelnd durch Die Strafen, vor den Reitungsexpeditio­­nen und Tabastrafifen drängt und stößt sich Die Menge, wie­­ einst in jenem Winter des Burghofes, von dem man zur Duce der Sperrfige gelangt, die Abendblätter reißt man sich gegen­­seitig aus den Händen, wie ehemals die Eintrittsfarten. Und wo über einen anderen Konkurrenten triumphiren wir. Wie mitleidig sahen uns bisher die Herren auf Der Nenngaffe und dem Auwinsel über Die Ach­sel an: sie waren es, die die Weltgeschichte machten, Dreiviertel und Dreiachtel, Geben und Nehmen, darin lag der Stein der Reifen verborgen, wir waren nur die armseligen Handlanger ihrer schöpferischen, unweltbewegenden Thätigkeit. Und siehe va! das Blatt hat sich gewendet, L Unsere Die Drei- und Bier- Treugerpapiere steigen und floriren, — sie wären froh, wenn sie die ihrigen, die großen, vornehmen Papiere loswürden. Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Börsen­­weisheit si träumen läßt! Soll ich endlich auf die „Ereignisse" zu sprechen kommen, mit welchen wir in friedlicheren Zeiten unsere Veuillerung füllten, so sehe ich meinen Borrath, erschrecend Fein. Die erste Hälfte der Duinzaine war eine sü­lfe Woche ex officio, die zweite aus freiem Willen. Man hat wieder einiges demon­­strirt, im „Testament des großen K­urfürsten” mehr als je ten­­denziösen Beifall gespendet, aber diese Aeußerungen, so gut sie gemeint sind, fangen an, etwas roccoco zu werden. Wenn die Soldaten bereits im Felde stehen, ist mit Theaterdemonstratio­­nen nichts mehr gethan. Die nächsten Tage sollen und auf der Burgbühne den „verarmten Edelmann” von Detave Beuillet, auf dem Karltheater abermals eine Offen­­bagg jede Operette bringen. Der Name Fenillet’s ist sonst ein guter Empfehlungsbrief, aber dem besagten verarmten, oder wie Spötter sagen,, „verhungerten” Edelmann geht von anderen Orten kein sonderlicher Ruf voraus: „Die männliche Waise von Lomwood­ hat man den edlen jungen Mann genannt, wel­­cher, blos um nicht interessirt zu erscheinen , sein und seiner Schwester Vermögen verbrennt. Das ist freilich eine Sorte von Tugend und Edelmuth, Die wir glückkic glaubten überwunden zu haben, und jept wird sie als neueste Mode aus Frankreich importirt! Ein besseres Prognosticon laßt sich wohl dem Offen­­bach’schen Singspiel stellen, welches Genre in Deutschland ein»­gebürgert zu haben ein unleugbares Verdienst des Karltheaters if. Dann kommen die englischen Schauspieler, welche, nach der Probe, welche ich von ihnen gesehen , einen großen Theil ihres Berliner Beifalls auf Rechnung der preus­sisch-englischen Freundschaft und der Popularität der Prinzessin Bictoria schreiben dürfen. Inzwischen erfreut Renz seine Säfte durch immer neue Requisitionen, worunter der berühm­te Kauffehnfmann, und im Prater feiern Casanova’s vierbeinige Schüler mehlverdiente Triumphe, Sajt hätte ich des fehmellen, sanften Dahinscheidens der tugendsamen Philippine Weller, ge­­bornen Redmwich, zu erwähnen vergessen: sanft ruhe das Manustript im Archive Des Theaters an der Wien­ . Dort „sei du mein Nithebette, zerschoffene Ltafette 1”

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