Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-28 / nr. 122

ci- Schnellpfeifenbruch von Emil Müller, Dorotheagafe Nr. 12, — Verlag der Defter Bloydgesellscaft, zu breibem auch nach Umständen gemeinschaftlich zu operiren. Natürlich könnte das preußisch-englische Geschwader keinen an­­deren Zweck haben,als das Eindringen französischer Kriegs­­schiffe in die Ostsee zu verhindern.Der Schutz gegen etwaige Angriffe russischer Fahrzeuge würde alsdann den zur Zeit in Stralsund liegenden 42 preußischen Kanonenboten anheim­­fallen­ die sämmtlich wohl ausgerüstet und gut bemannt sind. Die Proklamation,die,wie bereits tele­­graphisch gemeldet,Prinz Napoleon bei seiner am 23.Mai erfolgten Ankunft in Livorno erlassen, lautet vollständig: Rhede von Livorno an Bord der „Reine Hotense”, 23. Mai, Einwohner von Toskana! Der Kaiser fdtdt mich in Euer Land auf Anruhen Eurer Repräsentanten, um hier den Krieg gegen unsere Feinde, die Unterbrüder Italiens, zu führen. Meine Mission ist Lediglich militärisch. Mit Eurer inneren Organisation habe ich mich nicht zu beschäftigen. Napoleon III. erklärte, daß er nur Einen Ehrgeiz habe, den, der heiligen Sache der Befreiung eines Boltes den Sieg zu verschaffen, und daß er nie dur Familieninteressen geleitet werden werde. Er sagte, daß der einzige 3wed des mit sei­­ner Macht zufriedenen Frankreichs der sei, an seinen Grenzen ein befreundetes Bolt zu haben, das ihm seine Wiedergeburt ver­­danke. Wenn Gott uns befehtigt und uns den Sieg verleiht, so wird Italien sich frei konstitutren und, von nun an unter den Natio­­nen zählend, das europäische Gleichgewicht befestigen. Bedenkt, daß es sein zu großes Opfer gibt, wenn die Unabhängigkeit der Preis Eurer Bemühungen sein wird. Heigt Der Welt durch Eure Einigkeit und durch Eure Mäßigung, wie durch Eure Energie, daß Ihr würdig seid, frei zu sein, Der Prinz, Oberkommandant des 5. Korps der italienischen Armee, Napoleon (Serome). Auf diplomatischem Gebiete sind folgende Nachrichten eingelaufen : Lord Derby erklärte einer Eitydeputation, die Re­gierung wünsche und beabsichtige zunörderst nicht, ihre Richtinterventionspolitik­ abzuwandern. — Graf Pourtales ist wieder von Berlin nach Paris durchgeführt. — Im Anschluß an die Nachricht der Ernen­­nung des Sreicheren 9. Kübed zum Bundestags­­gesandten wird gemeldet, daß derselbe bereits am 25. in Stansfurt eingetroffen war. — Der Graf Damremont, französischer Gesand­ter in Sannopyer, ist nach Pariser Blättern, wegen des „unqualifizirbaren Beneh­­mens jenes kleinen Staates” auf Urlaub abberufen worden. — In Madrid hatte Die Regierung eine Verbindung ge­stattet, die zum Uiviwede hatte, jene Italiener zu unterfragen, die nach ihrer Heimat­ abreisen wollen; als jedoch diese Kon­­zession das Ansehen eines aggressiven Amtes gegen Oesterreich gewann, und dem Geiste einer volständigen Neutralität nicht zu entsprechen fehlen, ward sie von der Regierung zurückge­­nommen. In der Konferenz wegen des neutralisirten Thet- Yesson Savoyen verlangte Sardinien, daß in jedem Ein­­zelfalle die betreffenden Mächte um ihre Zustimmung befragt werden, sowie auch die Negulirung der Angelegenheit für be­­ständige Zeiten Seitens des Bundesrathes. — Aus Rom wird der „Wien. 3." als zuverlässig geschrieben, daß der heil, Bater nicht einmal seiner vertrautesten Umgebung, geschweige denn dem General Goyon die Regierung, sich von Rom ent­­fernen zu wollen, Fund gethan habe. Pius IX. scheint, im Gegentheile dies Mal eher entfehloffen zu sein, wenn es sein muß, das Los Pius’ VII. zu theilen, als sich von Rom zu entfernen. Einer Meldung aus Hongkong vom 10. April zufolge ist Baron Gros nach Frankreich, Sir John B­o­w­­ring nach England zurückgekührt. In Butureft hat das­­ Kultusministerium fol­­gende Publikation in der Klösterangelegen­­heit veröffentlicht : In Folge der Verordnung, daß alle Klosterbefisungen den sterten Thetichhhres Einkommens als eine zeitweise Aushilfe an den Staatsschag abzuführen haben, ist dem Ministerium eine Protestation mit den Unter­­­­schriften von 24 Klostervorstehern überreicht worden. Sie erk­­lären, dass sie Diese Mafregel nicht annehmen künnen, indem selbe gärßer ihrem Wirkungskreise sei, und sie im Falle einer Folgeleistung für ihre Personen in die größte Verantwortlich­keit gerieten, um so mehr, als bei ihrer Sinstallirung von derlei Verbindlichkeiten durchaus keine Erwähnung gesche­­hen wäre. Das Ministerium, ohne sich auf eine nähere Beleuchtung der B­ollmachten , welche Diesen Herren­ ertheilt worden sind, einlaffen zu künnen, macht sie blos aufmerksam auf das ber­­ränkte Grundeigenthumsrecht, welches den ausländischen Klöstern in Anbetracht der inländischen Grundbefigungen von altersher eingeräumt it, und erinnert sie, daß es Leuten, welchen solche Genüsse im Lande eingeräumt sind, zukommt, zuerst die Verordnungen der Landesregierung zu beobachten und nicht die aus der Fremde ertheilten Vollmachten ohne N­üdsicht der Verhältnisse hartnäckig festzuhalten. Ebenso daß die Regierung durchaus seiner weiteren Anerkennung von Seite der Nugnießungspartei, in Angelegenheit einer Innern Grund und Boden betreffenden Brage, bedarf — und erinnert, daß diejenigen Fremden, welche glauben, durch Befolgung der Lan­­desverordnungen in irgend eine Verantwortung bei ihren aus­­ländischen Borgeregten zu fallen, es das Ministerium sogar für ihre Pflicht Halt, selche aufzufordern, ohne Weiteres über die Landesgrenze zu gehen, — und macht sie hiermit aufmerksam, daß im Falle einer weiteren Widerleg­­lichkeit sowohl den Landesadministrationen als der Polizei­­präfektur strikte Befehle in dieser Beziehung bereits ertheilt worden sind. Schliefih, um­ den Herren Klostervorstehern jeden Zweifel zu benehmen und sie in Hinsicht ihrer Bolmadsten zu sictern, ladet sie das Ministerium hiermit ein, sich im Lokale des außerordentlichen Ministerrathes einzufinden, wo eine geeig­­nete Regelung und Erklärung stattfinden wird. Kultusminister s N, Krezulesfu. Aus Wien vom 27. wird uns geschrieben: Eine Silbersendung im Gewichte von 120 Zentnern ist heute mittelst Nordbahn von Schemnik eingelangt und wurde in die Nationalbank abgegeben. Eben von dort sind gestern 204 Zentner an Kupfermünzen hieher gebracht worden. Die erste Sendung von Silberfedlern ist heute aus dem lombardisch-venetianischen Königreiche hier eingetroffen, wo diese Scheinemünze nächsten Mittwoch den 1. Juni außer geieglichen Umlauf tritt. Für die bevorstehende deutsche Opernsaison werden Novi­­täten in großer Zahl vorbereitet, Meyerbeer’s neue Oper: „Die Wallfahrt nach Ploermel“ wird bereits eingeübt, Werner werden noch aufgeführt : Wagners „Tannhauser“, Alberts „Anna von Landstron”, Dopp­­ler’s „Wand“, Dettendorfs „Doktor und Apotheker“ und endlich Gluds „Armida” mit glänzender Aus­­stattung. * Wien, 27. Mai. Das DBorgeschäft eröffnete heute in sehr angenehmer und fester Haltung : Kredit 135.10, Nord­­bahn 147.20, Staatsbahn 203.60. Bei lebhaftem Verkehr in allen Gattungen Fonds und Arzten stellten sich Die Kurse fast durchgängig höher; einer vorübergehenden Ermattung folgte später ein um so lebhafteres Geschäft, namentlich in Grund­­entlastungen, Banfaktien, Nordbahnaktien und Kreditlofen. Für ungarische Grundentlastungen wurde 63,50 gemacht, Kre­­ditose wurden bis 88,50 bezahlt, Bankartten stiegen um 10 ff., Wechsel waren stark ausgeboten und stellten sich 1 pCt. niedriger. Die Nachbörse Schloß fest : Kredit 133,80, Nordbahn 1475, Staatsbahn 204, Bankartten 728, Dampfschiffahrten 343, Kreditiofe 88,50, Augsburg 125, London 143,50, Münzduka­­ten 6,75, Silber 41. Die Koupons der Nordbahnaktien, welche am 1. Sufi fällig sind, werden bereits fegt bei der Kaffa der Nordbahn gegen Essomptevergütung eingelöst. Verantwortlicher Redakteur: Karl Weisskircher, ;

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