Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-26 / nr. 120

Donnerstag,26.Mai. Hr. 120. PVest, 1859. enthlattess Telegraph. Depeschen 0. „Peter Lloyd“. Mien, 26. Mai. Feldmarschalllieutenant 9. U­r­­ban ist gestern Abends gegen Barese gezogen, wo Garibaldi mit 5000 Mann steht. Es heißt, die Finanzwachen von P­iggia, Clivio, Bungo seien entwaffnet worden. Ein gestern von Triest aus­­gelaufener Holländischer Dampfer is vor Venedig mit scharfen Schüffen empfangen, untersucht und zurücknstrudirt worden. Politische N Rundschau, 26. Mai. Das gestrige Abendblatt der "Wien. Ztg." brachte einige neue De­­tails über das Treffen bei Montebello, ein Telegramm fette und fihon in Der d verfloffenen Nacht in Kenntniß derselben, Doc konnte Die Deperge nur in einem Theile unserer Morgenblätter aufgenommen wer­­den, wir lassen deshalb den amtlichen Bericht, wie er nun vollständig vorliegt, hier folgen, — er lautet : Abtheilungen Faiserlich österreichischer Truppen — theilg dem vom­ FML. Grafen Stadion kommandirten 5. Sinfanteriearmeekorps, welches seit Kurzem nach La Becca und Baccarizza verlegt war, theilg der Division des TML, Baron Urban angehörig, stießen bei einer ausgedehnten Nekognosie­­rung gegen DBoghera — bei Lafteggio und Montebello auf den sehr starren und verschanzten Feind und zwangen ihn zur Entwicklung seiner Kräfte, wie dies durch die Rekognoszerung beabsichtigt war. Er konnte dies nur mittelst eines heißen Kampfes geschehen, der drei Stunden anhielt, worauf unsere Truppen wieder ihre ursprüngliche Stellung einnahmen. Der Verlust an Todten war bei Abgang dieser Nachrichten noch nicht genau­ ermittelt, dürfte aber bei der Bravour, mit der sich unsere Truppen in den Kampf stürzten, nicht gering sein. Die Verwundeten wurden sämmtlich in die Spitäler nach Pavia gebracht, ihre Zahl beläuft fi etwas über 300, dar­­unter der Generalmajor Braum und 16 Offiziere. Der Feind bestand fast ausschließlich aus Franzosen, verbunden mit nur wenig piemontesischer Kavallerie, und gibt seinen Berlust wie bekannt selbst auf beiläufig 700 Mann an. Nach weiteren vom Kriegsschauplage eingegangenen Meldungen hat FZM, Graf Gyulat gegen den Über Arona und Angera im österreichlichen Gebiet eingefallenen und bis Bar­rese vorgedrungenen Bandenchef Garibaldi, sowie auch gegen das feindliche Korps des Generals Niel, welches dem Ersteren auf der Straße von Biella nachzufolgen scheint, Gegenbe­we­­gungen angeordnet, über deren Erfolg binnen wenigen Tagen bestimmtere Nachrichten zu ge­wärtigen sind. Der Kurier mit dem ausführlichen Berichte wurde noch gestern Abends in Wien erwartet, lebterer wird nie daher wahrscheinli­cheute Abends zugehen; gegenwärtig entnehmen wir über dasselbe Gefecht einer Korrespondenz der „De. 3." aus Pavia.21. 9. folgende Zeilen : „Die von dem, Feldmarschalllieutenant Stadion Tom­­mandirten Truppen unternahmen gestern Vormittag eine Mer fognoszirung und trafen­­ bei dieser Gelegenheit vor Monte­bello auf den Beind , der sich so lange zurückgezogen, bis er in seinen Beschanzungen angelangt und die nöthige Verstär­­kung erhalten hatte. Nun aber wurden unsere Truppen, die stete vorgeräht, von allen Seiten mit einem Kugelregen em­pfangen, und Das Gefecht begann ein sehr libiges zu werden. Diese Todte und Verwundete bedeuten das Schlachtfeld, dar­unter unverhältnismäßig viele Offiziere, woraus hervorgeht, daß unsere braven Soldaten dem Feind kräftigen Widerstand geleistet haben. Als Kriegsgefangener wurde heute ein piemonte­­sischer Rittmeister bieder gebracht und beim Generalkommando einquartiert. Er zollte unseren Truppen die lebhafteste Bewunde­­rung. „Man fennt die Tapferkeit der österreichischen Soldaten”, sagt er in französischer Sprache, „aber einen so kräftigen Wider­­stand hat keiner von uns erwartet.“ Bast mit dem Einbre­­chen der Nacht endete der Kampf, der nur zum Zwed der Re­­fognosierung geführt wurde. Interessant ist noch zu erwäh­­nen, daß­ die Franzosen mit ihren sogenannten „gezogenen Kanonen“ wohl sehr weit, aber Höchst unsicher fehleten. Die Kugeln zerplagen alle weit hinter unserer Armee und hat­­ten im Allgemeinen nur sehr wenig Schaden­­ angerichtet ; fast sämmtliche V­erwundungen rühren vom Gewehrfeuer her, sind jedoch hauptsächlich fehmere. So wurde einem Oifi­­ster das halbe Gesicht, mehreren Gemeinen die Füße zerschossen und Mande sind ganz verstümmelt. General Braum hat eine leichte Schufmwunde auf der Brust erhalten, die jedoch seineswegs lebensgefährlich ist. Dem „Mouniteur" wird aus Alexandria. vom­ 24. telegraphirt : „Die Verwundeten von Montebello wurden nach Ales­­sandria­­ transportirt. Die österreichischen Gefangenen sind nach Genua abgegangen, von wo sie nach Marseille gebracht werden. Vor dem Abgang der Kriegsgefangenen ließ der Kaiser Geld unter sie vertheilen,” An fonffigen Nachrichten vom Flriegs­­fchyauplaße liegen vor: Ein Berner Telegramm berichtet aus Lugann, das die Franzosen auf der ganzen Linie vorladen. — Ein Zuriner Telegramm in der „Pr.“ meldet: Die modene­­sischen Truppen haben sich von Reggio nach Brescello zur rückgezogen, wo der Herzog Vertheidigungsanstalten trifft. Die Defterreicher haben allerwärts bei Androhung strenger Strafen die Ablieferung von Waffen angem­etet. Dasselbe Blatt bringt folgenden Brief der , Indep." : „Die Defterreicher verschanzen sich in Bercelli und in der Um­­gegend. Mehrere Metereien in der Umgegend (cascine) wur­­den gleichfalls von ihnen befest. Das in Bercelli stehende Korps wird von General Zobel befehligt ; vor einigen Tagen machte General Gyulat in Person eine Inspektion in Ber­celli:" Demselben Blatte zufolge hat der König von Sardi­­ninien dem Scaffer folgenden Brief aus dem ‚großen Dorfe Nicoreo, das zwischen Robbio und AMortara in der Lomellina liegt, und feines­­ Reichthums wegen berühmt ist , geschrieben ; n Btv haben hier fein Körnchen Reis , Fein Körnchen Weizen, fein Körnchen Mais, Feinen Tropfen Wein mehr. Man hat uns die Pferde genommen, unsere Ochsen geschlachtet, unsere Aeder wie Landstraßen hart getreten, unsere Maulbeerbäume niedergehauen,, unsere Tuhrwerfe weggenommen, Wenn wir noch drei Tage in dieser Lage bleiben, müssen wir alle Sän­­gers sterben." König Viktor Emanuel wollte den Bauern zu Hilfe kommen und losschlagen, der Kaiser Napoleon hat jedoch den Brief mit den Worten eingestellt, er begreife, daß den König die Ungeduld erfafse, doch müsse er, der Kaiser, der merken, daß er noch nicht sooperiren k­önne. So grell, als es immer nur angeht, schildert uns der Kriegskorrespondent des „Nord“ die Ankunft Louis Na­poleon’s in Tortona Der Syndikus dieser Stadt habe den „Befreier” mit einer Rede begrüßt, in welcher Alles gesagt war, was die Oesterreicher in Tortona „Schredi­des“ begangen. Die Einwohner haben es natürlich an Epvivag nicht fehlen lassen und auch das fürchterliche Wort , Bentetta" wurde gehört! Auf diplomatischem Gebiete wird berichtet:

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