Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1859 (Jahrgang 6, nr. 124-139)

1859-06-04 / nr. 125

Sanftag, 4. Suni­­eft, 1859. Shelltb­lauck­­­­­ster Lloyd. s 19 s7 & Ge. faiserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Generalgouverneur im mit dem gestrigen Nachzuge wieder nach bessen gegen­wärtigem Dienstort Wien racgeführt. Höchstverfehle hatten während der hierortigen Furzen Anwesenheit die neu auf­­gestelten 5 Bataillone, so wie das IL. Pester Freiwilli­­genbataillon besichtigt, — der Remontenaffentirung bei­­gewohnt, b:im Landesgeneralkommando einer Sikung prä­­sißirt, — endlich mit dem Chef der Militär- und Zi­­vilbehörden in Dienstesangelegenheiten Rüdsprache gepflo­­gen, — und um 6 Uhr Abends das in Oien neu ein­­gerückte 18. Jägerbataillon besichtiget. Politische NRundschau, 4. Juni. Ueber die Affaire Garibal­di liegen uns heute amt­­licher und Privatvereichen in ausführlicherer Fassung vor : Ein authentisches Telegramm aus Berona vom 2. meldet: FMEL. Urban ist gestern vor Barefe gerüct, hat die Stadt betroffen, oderselben eine Kriegskontribution aufer­­legt und die rechtmäßigen Behörden wieder eingefest. Die im Zintlspttale von Barefe zurü­ckgebliebenen E. f. Soldaten wur­­den in guter Pflege gefunden. — Eine Berner Privat­­depesche vom selben Datum lautet: Aus Varese, Comp und dem Beltlin ziehen sich die Kompromittirten nach dem Schweizergebiete. Die f.­­ Österreichtschen Truppen rücen gegen das Beltlin vor. Ein österreichi­­sches Korps steht bei Sestto Calende, ein anderes bei Como Garibaldi sol zwar ein Borwert bei Laveno genommen haben, seine Lage aber sehr kritisch sein. Den vofftstelten Derailberichten aus Carrasco entnimmt die „Wien. Ztg." nach­folgende Mittheilungen, welche, wie sie bemerkt , geeignet sind, den Zusammenhang der in jüngster Zeit vom Kriegs­­schauplage übernommenen telegraphischen Nachrichten in ein helleres Licht zu sehen. Bereits am 21. Mai — namentlich aber in den nächst­­folgenden Tagen — hatten von feindlicher Seite an verschie­­denen Punkten der Seftalinie, der den eingetretenen niedrigen Wasserstand begünstigt, Allarmirungen und Demon­­strationen stattgefunden. So wurden, wie bier bereits aus telegraphisc­hen Berichten bekannt ist, am 21. Mai die Bor­­posten der Halbbrigade Ceschi in Borgo-Bercelli von bezo­genen feindlichen Abtheilungen angegriffen und gegen Orfengo zurücgedrängt, bei welcher Gelegenheit wir den Verlust des Hauptmanns Böhm vom Sinfanterieregimente Freiherr von Drueber zu befragen hatten. Nachrücenden Abtheilungen des 7. Armeekorps gegenüber hielt der Feind nicht Stand und zog sich in seine frühere Position auf das rechte Seftaufer zurück. Diesen ersten Bewegungen folgten im Laufe der nächsten Tage Nedereten und Uebergangsversuche auf anderen, weiter südlich gelegenen Punkten der Seftalinie bei Palestro, Breme und Sandra, am 24. Mai aber, nahe der Einmündung dieses Flusses in den Po, jene anscheinend stärkere Demonstration, welche TIME. Baron Reifhach in der Nacht vom 24. auf den 25. auf die bereits telegraphisch mitgetheilte Wetfe kräftig abwehrte. Am 24. Nachmittags mit der Brigade Lebzeltern zur Unter­­ftügung und Ablösung der angegriffenen Brigade Dondorf aus Coo uadh Candia abgeruset, hatte nämlich der FME, in der ere­rwähnten Nacht 4 Stück Zwölfpfünder und 4 Haubisen in eine Batterie zusammengestellt und durch die Brigadepiom­iere in die Damme an den bedrohten Uferstellen einschneiden lassen. Aus diesen vollkommen gedechten Piecen ward bei Tagesanbruch ein so wohl gezieltes und überraschendes Feuer gegen den auf der Sofiainsel bei Porto-Terrasa aufgestellten Feind eröffnet, daß derselbe erst den 18. Schuß zu ermiedern vermochte und endlich nachdem sein anfänglich aus zehn Sechzehnpfündern gegebenes Feuer auf die Hälfte reduzirt worden, zur gänzlichen Räumung des Feldes gezwungen ward. Unter dem Schube dieser Demonstrationen und Allar­­mirungen hatte einstweilen der­­ Parteiführer­ Garibaldi eine Bewegung in die Provinz Como unternommen. Aus Biella abgerückt, sammelte Garibaldi in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai in Borgo Manero 5—6000 Mann und rückte in zwei Kolonnen theils nördlich über Orta, Dmegna­ und Pallanza, theils fünlich über Arona an den Lago Maggiore, befegte am 23. Mittags Castelletto , überfiel um 1 Uhr, Sesto Calende und Angera und traf um 3 Uhr in Barese ein. Streif­­kommanden, welche auf die erste Nachricht von jenen Bewe­­gungen sowohl aus dem Hauptquartier­ der Armee, als dur) das Militärkommando in Mailand, unter Kommando der D­bersten Bafalovich und Schindleder theils gegen Dieggio und Borgo Ticino, theils gegen Gallarate und Sesto Calende entsendet wurden, stießen auf seinen feindlichen Widerstand, nur die leitere Kolonne wechselte bei Sesto einige Schüffe. Gari­­baldi hatte einstweilen naht Barese eine starre Stellung eingenommen und barrifabirt, welche ihn in die Lage fethte, den am 26. Mai durch 2 Bataillone Kellner-Linfanterie, 4 Kompagnien Szluiner Grenzer, 2 Eskadronen Haller-Husaren und 2 halben Batterien­ unternommenen Angriff mit überle­­genen Kräften abzuwehren. Bei diesem Gefechte haben wir einen Gesammmtverlust von 132 Mann an Toden und Ver­­wundeten zu befragen. — Die Hauptleute Kapitano­wicz und Della Torre, dann Leutenant Gebauer von Kellner-Sinfanterie, sowie Hauptmann Drufas des Szluiner Regiments zählen zu den legteren. — Den namhaften Streitkräften, welche gegen­­wärtig unter Kommando des FTME, Baron Urban konzentrirt sind, wird es gelingen, den Einfall dieses Parteigängers zu züchtigen und Deffen metterem Bordringen kräftig entgegen­­zumirfen. Nach diesen offiziellen Details über die Sämpfe zwischen dem 21. und 24. 9. M an der Sefia wird man die Ruhmredigfeit und Aufschneiderei vollkom­­men tü­rdigen künnen, von der die Turiner Bulletin’s fliegen. Ein Tagesbefehl des piemontesischen Armeekom­­mandanten vom­ 27. Mai meldet nämlich­ : „Am 21. d.M. bat der Kommandant der vierten Divi­­sion, General Cialdini, zwei Kolonnen beordert, die Sefta bei der Brücke vor Vercelli zu durchmwaten, um die Oesterreicher vom linken Ufer zu vertreiben. Die erste Kolonne, bestehend aus dem 1. Bataillon des 19. Regiments, befehligt vom Ka­­pitän Seft, trat ohne Rücksicht auf die tiefe und unsichere Surth entfiehloffen in den Fluß, und wenige Augenblicke nach der traten die Truppen auf­ dem andern Ufer an. Die Muni­­tion war auf dem Marsche durch’s Wasser durchnäßt, und so griffen Die Truppen geradenwegs den Feind mit dem Bar­yonnete an. Bestürzt über diese Kühnheit, ergriff der Feind eilig die Flucht, Todte, Verwundete, Waffen, Munition und Gepäck zurlchaffend. In diesem Augenblickk durchschritt die zweite Kolonne, bestehend aus dem 6. und 7. Tirailleurba­­taillon und zwei Schwadronen Chevauflegers­ von Alessandria, unter dem Oberstlieutenant Reccagni die Sefla und warf, den Feind von Stellung zu Stellung, zum Erfolge des Tages bei­­tragend. Seit ist das ganze Iinie Seflaufer von Albano bis Ter­­rione vom Feinde befreit; unsere Stellung wurde noch am selbi­­gen Tage, so wie am 22. und 23. durch Fahne Nesognoszerungen seitens der vierten Division und mehrerer Schwadronen der Li­­nienkavallerie mehr gesichert. Den 22. und 23. , während einige Rekognoszirungen durch den König selbst gegen die Sefla und den Po geleitet und durch die Artillerie bemwundernswürdig unterflagt wurden, hielten wir die Terranuova gegenüber gele­­gene Insel befest. Das Verhalten der Truppen bei allen diesen Umständen war, wie immer, würdig des größten Lobes. Se. Majestät der König hat, indem er befahl , den Truppen seine hohe Zufriedenheit auszudrücken, denjenigen, die sich am meisten ausgezeichnet, Belohnungen bewilligt. Der König hat zum Obersten ernannt den Oberstlieutenant Spion Reccagni und ihm das Offizierkreuz des Militärordens verliehen ; der­­selbe hat die Kolonne, welche die Sofia durchschritten, ausge­­zeichnet geführt und hat im Kampfe die größte Energie, In­­telligenz und Bravour be­wiesen. Die goldene Medaille für Kriegeriihen Muth wurde dem Kapitän Seft verliehen. (Fol­­gen die Listen der Soldaten, Unteroffiziere u. s. w., die Kreuze und Medaillen oder Todeserhebung empfingen.) Hauptquartier Cafale , 27. Mat 1859, Gezeihnet : della Rocca” Zu den nicht offiziellen Berichten übergehend, Hat­ben wir mehrerer interessanter Mittheilungen zu erwähnen : Aus Sarrasceo, 28 Mal, wird der , Gazetta di Milano" geschrieben: , Der Feind beginnt einzusehen, welche Wichtigkeit die von der­ österreichischen Armee zwischen dem 9%, der Sesta, dem Ticino und der Agogna eingenommenen Stellungen haben. Unser Heer hält ein strategisches Qua­­drat befest, welches von den Streitkräften, die uns gegen­­über stehen, schwer wird durchbrochen werden können, und so lange wir uns in dieser Stellung behaupten, kann sein Ar­­meekorps ungestraft weder Die Lombardei vom Ticino aus an­greifen, noch den Uebergang über den Po nach den Herzog­­thü­mern versuchen. Blos um uns zu zwingen, unsere Opera­­tionsbasis aufzugeben, wurde die Expedition von Garibaldi ins Werk gefeszt, aber sein Mann von den Unfrigen rührte ih. Seine Bersuche können die großartigen Operationen, welche den Ausgang des gegenwärtigen Feldzuges bedingen, in seiner Weise modifiziren. Die Franzosen, welche das De­­file zwischen Sortona und Casteggio befest halten, suchen fest eine Flansenbewegung auszuführen, und möchten, wenn es ihnen möglich wäre, den linken Flügel auf den Mo in der Umgegend von Torre Berretti, den rechten auf Bobbio und die ersten Anhöhen der Apenninen tigen. Die Unfrigen werden diese Esolution gewiß nicht gestatten. Der Ueber­­gang über den Po ist nicht möglich, so­lange der tapfere Benedet bei Romello steht . Die in Bobbio aufgestellten Trup­­pen fürchten weder den Andrang, noch die Demonstration der französischen Generale.­ In Mailand ist unterm 30. v..M. die nachfol­­gende vom Militärgouverneur der Lombardie, ML. M­e­­­­ezer v. Kellemes, unterfertigte Kundmachung erschienen: „Bewaffnete Berfchwörerbanden dringen aus Pie­­mont in die Lombardei. Die Städte Barese und Como, unter deren Einwohnern sich viele Feinde der Ruhe und Ord­­nung befinden, haben mit jenen verzweifelten Horden gemein­­schaftliche Sache gemacht und sind daher in offenem Auf­­stande. Zur­­ Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung reichen also die orfentlichen Gefeguerschriften nicht mehr aus; es wird daher zur allgemeinen Kenntniß gebracht, Daß vom Tage der gegenwärtigen Kundmachung an alle Diejenigen, die sich in den erwähnten Städten oder in anderen revoltirenden Or­­ten der Provinz Como der nachstehend spezifizirten Verbrechen schuldig gemacht haben, standrechtmäßig behandelt und die Schuldigen binnen 24 Stunden mit dem Tode bestraft wer­­den. 1. Hoeverrath ; 2. Beleidigung Str. E E. Majestät und der Übrigen Mitglieder des­ Fatserlichen Hauses­; 3. Aufruhr­ und Rebellion; 4. Unerlaubte Zusammenrottung ; 5. Berleitung oder Borfehubleistung zum Treubruc­h des ge­schwornen Fahneneides; 6. Spionage und alle anderen Aähn­­lichen direkte gegen Die Kriegsmacht des Staates gerichteten Handlungen; 7. Abfassung und Verbreitung aufrühreriscer Schriften und Proklamationen; 8 Raub; 9. Unberechtig­­ter Befug oder­­ Verheimlichung von Waffen und Munition; 10. Widerfeglichkeit gegen die bewaffnete Macht, entweder ge­waltthätige oder mittelst gefährlicher Drohungen; 11. Deffente Iche Gewahltthaten dur boshafte Zerstörung von Eisen­­bahnen und Telegraphenrettungen”. Die bereits telegraphisch gemeldete Kundmachung, welche I

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