Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1859 (Jahrgang 6, nr. 141-164)

1859-07-02 / nr. 141

Sankstag;2.Juli. ir. 111. Veit, 1859. «LhetulhlattassPostoklsloytl. Zelegraph. Depeschen­d. „Weiter Lloyd“. Wien, 2. Zul. Graf Rehberg hat sich nach Verona in’s Hauptquartier begeben. Die­­ preu­­ßischen Vorschläge sollen bereits nach X­­o­n­ Don und Petersburg abgegangen sein. Wien, 2. Suli. Die „Des terr. Kor." meldet : Nach dem „Moniteur” befindet sich das französische Haupt­­quartier in Baleggio (am Tiefen Ufer des Mincio). Prinz Napoleon hat mit seinem Korps von 35.000 Mann die Vereinigung mit der Hauptarmee bewerkstelligt. Die Piemontesen haben die Belagerung Peschieras bes gonnen. « London,2.Juli.Bobden hat das Portes feuille refusirt,sich jedoch mit der Politik des Kabinetts einverstanden erklärt.­Gladstone wurde wiederge­­wählt.In der gestrigen Oberhaussitzung sprach Lord Ellenborough lebhaft gegen Napoleon,indem er Besorgnisse wegen einer Invasion äußerte.Die Mi­­nister beobachteten Stillspweigen. .. " Neueren Nachrichten zufolge sol, wie die , Dítb. BP." mifsen will, die Ankunft Sr. Maj. des Kaisers in Wien noch auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben sein, Politische Rundiehan, 2. Suli. Es war vor­­herzusehen, daß der Pariser „Montiteur” in seinem ausführlichen Berichte über die Schlacht bei Sol­ferino den Mund voll­nehmen wird; er entspricht dieser unserer, Erwartung vollkommen und,­­ in Selbstüberhebung verfunden, vergift et der Opfer ganz, die der Kampf ‚gefoftet und enthält sie jeder Angabe be­­züglich der Zahl versehben. Das offizielle Schreiben aus Capriana vom 25. Juni lautet: Der entschlossene Rückzug der Oesterreicher hinter den Mincio hatte den Zweck gehabt, uns ein abenteuerliches Ver­­trauen einzuflößen,, der Schnelligkeit unserer Bewegungen ein weites Feld zu eröffnen und so unsere Heersäulen einem plöß­­lichen­ Angriffe auszulösen, wenn die Marschordre fe verein­­zelte und schwächte. Aber je weiter die verbündeten Armeen vorrücten, desto enger schlosfen ihre Kolonnen fi aneinander. In der Nacht vom 23. auf den 24. erfuhr man, daß die Desterreicher wieder über den Mincko gingen. Solfering, San Saffrano,, Cagriana , lauter furstbare Volitionen, waren von dem Feinde befeßt , Der von einer zahlreichen Artillerie unter­­sügt, alle Höhen bis Bolta Frente. Auf der Linien der Oesterreicher drangen in der Ebene zwischen Volta, Guidizzolo und Merole zahlreiche Mafen mit Artillerie und Kavallerie vor, die unsere­ Rechte überflügeln und umgehen wollten. Außerdem hatte der Feind zwischen Solferini und Peschiera beträchtliche Streitkräfte, die der von Defenzani auf Pozzo­­lengo marscitrenden Armee Viktor Emanuel’s Widerstand ret­ten sollten. Die Heere nahmen diese Stellungen­­ ein, als um 5 Uhr Früh Marschall Baraguay d’Hiliers mit dem 1. Korps der Kampf vor Solferino begann. Nach einem verbisfenen Kampfe wurden die Höhen und das Dorf mit dem Bajonnette genommen und offupirt. Unterdessen entfaltete sich das Korps Maria Mac Mahon­, das in der Ebene rechts von dem ersten fand, nach seiner eigenen Rechten hin, um die Verbindung mit dem , auf Medole zu marschirenden 4. Korps des General Niel herzustellen. Der Kaiser hatte den Oberbefehl über die ganze Armee übernommen. Er lieh die Infanterie und die Artillerie der Garde vorrüden , die sich zwischen dem ersten und zweiten Korps festfegen und San Cassiano nehmen sollte. Sodann fliete Napoleon , um die wegen ihres Abstandes von Ge­neral Niel etwas verwundbare rote Flanke Mac Mahon’s zu verstärfen — die ganze Gardekavallerie und die beiden Kavalleriedivisionen des 1. und 3. Korps (Canrobert) ab, um die Lücke zwischen dem 2. und 4. Korps auszufüllen. Marshall Canrobert war beauftragt worden, die Bewegungen der Oesterreicher, auf welche man von Mantua her gefaßt war, zu Überwachen. Man schlug sich den ganzen Tag, lang­­sam aber fortwährend und in guter Ordnung vordringend, wobei die Korps sich immer mehr aneinander schlossen. Nach der Eroberung Solferino’s nahm das 1. Korps alle Positio­­nen in der Richtung auf Pozzolengo hin nacheinander , die Nacht allein war im Stande es aufzuhalten. Die­ Garde feste sich gegen San Caffiani und Cagriana in Marsch ü­ber den Kamm der Hügel hinziehend. Lesteres Dorf wurde, unter den Augen des Kaisers, der selber das Feuer der Geschüge leitete, mit großem Enthusiasmus erstürmt. Das 4. Korps drang Schritt vor Schritt vor, ununter­­brochen mehr Boden gewinnend. Gegen vier Uhr Nacmit­­tags machten die Oesterreicher zur Reckung ihres Rackzuges einen Augenblick­gang einen äußersten Versuch, sich zwischen das 4. und 2. Korps einzuschieben. Ein erbitterter Kampf folgte , die Infanterie und die Artillerie nahmen Theil daran, die Kavallerie endlich entferied durch mehrfache Angriffe vol­­lends den Erfolg des Tages. Das mar ber­legte Alt der Schlacht. Die Oesterreicher traten auf der ganzen Linie den Rüdzug an. Ein furchtbarer Orkan, der über eine Stunde anhielt, begünstigte diesen Rüdzug : Donner , Hagel, Wind, zulegt eine abscheuliche Wasserhose hatten eine solche Wirkung, daß man auf dem Schlachtfelde nicht mehr die Hand vor Augen sah. Als das Unwetter sich gelegt, war der Feind verschwun­­den: nur in weiter Ferne konnte man die Richtung verfolgen, welche seine Leersäulen auf Ihrem Rildzuge einschlugen. Einem Berichte der ‚amtlichen „Cazz. Di Verona“ entnehmen wir : Am 24. und drei Uhr Früh überschritt das Heer an ver­­schiedenen Stellen den Mineto. Es lag in der Absicht, sich jenseits des Bluffes zu Tonzentriren, aber keineswegs schjen an demselben Tage oder an dem­ folgenden die Offensive zu err­greifen, es­­ handelte sich blos um eine Vorwärtsbewegung ; allein der Feind, von unserer Bewegung gut unterrichtet, überschritt während der Nacht die Chiefe, um uns den Weg abzuschneiden. Ser Majestät der Kaiser hatte sich mittlerweile mit seinem Gefolge nach Volta begeben, um überall, wo die Gefahr drohte, herbeizueilen. Um fünf Uhr Früh griffen die Tranzofen­­ unser Zentrum mit sehr überlegener Maut an. Gleichzeitig attaquirten die Piemontesen in Defenzano am linken Gardaufer auf der Straße zwischen Verona und Brescia das 7. und 8. Armeekorps, wurden aber kräftig zurückge­worfen. TIME, Benedek Tief ihnen Feine Ruhe, sie wichen von Position zu Position , warfen Waffen und Rode von sich und Tiefen in seiner Hand viele Gefangene. Der Kampf dauerte hier bis zwei Uhr Nachmittags mit dem glücklichsten Erfolge für uns. Die ungarische Kavallerie brachte den feindlichen Ba­­taillons eine völlige Niederlage bei und die Artillerie richtete unter ihnen eine wahre Verheerung an. In demselben Augen­­blice wurde wegen des Ausganges des Kampfes in anderen Richtungen der nunmehr nöthige Befehl zum Nachzuge gege­­ben, und der tapfere General Benedef unternahm ihn mit feuchtem Auge unter dem Rufe. Ich gehärde dem Willen meines Monarchen. 2. 1 Die Franzosen, welche uns Anfangs im Zentrum, Dant am linken Flügel angegriffen hatten , wurden bei Solferino ebenfalls zurückge­worfen. Dieser Ort wurde aber nun der Mittelpunkt der Schlacht. Auf den Feldern ringsumher lagen die Leichen der Oesterreicher und Franzosen haufenweise über­­einander ; Verwundete suchten sich zu den Ambulancen hinzu­­f­leppen, hielten sterbend gleichsam zur­ festen Berb­etöigung die Faust an die Flinte ‚geflammert. Mittlerweile spte das schwere Geschüs­ f ein mörderisches Teuer aus; dichte Rauch­­wolfen entzogen dem Auge den Anblick des Schlachtfeldes, und nur hin und wieder gewahrte es die Wederbüsche der Husaren, welche mit verhängtem Zügel dahin brau­­sten und die feindliche Infanterie niederriegelten. Unser Kaiser stand, wo die Gefahr am größten war, mitten im Teller, das jeden Augenblick den Tod um ihn leer verbrei­­tete. Die Soldaten empfingen ihn allenthalben mit dem leb­­haftesten Ausbruch des Enthustiasmus, zufrieden für­ ihn zu srerben. Fünfmal wiederholte sich der Angriff auf das Gros der französischen Armee ; ein­ hartnäßiger Artilleriekampf ent­­wickelte sich, in welchen die Franzosen einige Mal in Unord­­nung geriet­en , allein in Folge der ersten Angriffe von Geite der Franzosen am frühen Morgen, wurde unser linker Flügel von dem Gros getrennt, so daß unsere Vereinigung dadurch unmöglich wurde. Der Kampf 308 fich dann nach Poztolengo mit zweifelhaftem Erfolge, r und um zwei Uhr blieb man zur Bereinigung, um vom 7. und 8. Armeekorps nicht getrennt zu bleiben. Eine Korrespondenz der „Bohemia“ aus Berona schreibt: : Die Verluste an Menschenleben und Gefangenen, welche F­ranzosen sowohl wie Piemontesen am 24. Suni erfahren, sind thatsächlich ohne Vergleich größer, als die auf unserer Seite. Sie müssen sehr groß sein, so groß, daß Tranfreich niemals deren wahre Ziffer erfahren wird, denn wie wir aus dem Munde­ der­ Gefangenen hören, die ein Train nach dem andern von Peschtera hier einbringt, und von den vielen Verwundeten aus den feindlichen Reihen, welche neben den Unteren hier in den Spitälern liegen , haben ganze pie­montesische und französische Bataillons aufgehört zu bestehen und sind nicht wenige eben solche unter dem stürmenden Bajon­­nette der Unfern bis zu einem kleinen Häuflein von 100—200 Mann zusammengeschmolzen. An einen errungenen Greg dachte in den gelichteten feindlichen Kolonnen Niemand, und dürfte selbst am späten Abend , nachdem­ beide Theile ihren Rückzug angetreten, Niemand gesprochen haben, als der nach Bart­ spielende Telegraph. Wie entfernt man davon war, an einen solchen zu glauben, davon zeugt beispielsweise der Umstand, daß man sich nicht einmal Zeit genommen, einige Kanonen, die auf unserer Seite, weil zu fest in den Boden gerammt, siehen ge­­lasfen worden waren, als sonst nicht Leicht verschmähte Zeichen des Steges mit sich fortzuschaffen ; ferner, daß zu einer Zeit noch zahlreiche Gefangene sich den Unseren ergaben, als von einer erfolgreicen Fortfegung des Kampfes auf unserer Seite weiter nicht mehr die Rebe sein konnte, endlich die thatsäclh­­che Ber­ichtleistung auf die erwartete Wiederaufnahme des Kampfes am folgenden Tage. Denn das gestern in der Nähe von Defenzano vorgefallene Gefecht, in welchem unter 8. Ar­­meekorps einen feindlichen Berfuch, eine Brüce zu fehlagen, mit entschiedenem Erfolg und großem Berluste auf gegnerischer Seite abwies, und der heutige Zusammenstoß bei Monzam­­bano , können täglich nicht als Verfolgungen des vom „Mo­­niteur” in die Welt herausgerufenen , Sieges" angesehen wer­­den. Jene Kanonen übrigens haben unsere Braven Soldaten von der Stelle, wo sie Tags zuvor stehen geblieben, gestern selbst wieder abgeholt, und sie als ein Zeichen der Unentfehte­­n des Kampfes heute mit Borspannspferden herein erfortirt. « Verlusteingaben über die Schlacht a­ms 24.Juni. Z.Aus Viona vom 27.Juni werden der »Wien.Ztg.«folgende Verluste berichtet: Von der Generalität und dem Armeestabe: Die FML.Graf Crenneville,Baron Blomberg, Graf P­alffy(leicht,bereits wieder eingerückt),GM.Bal­­tinz die Hauptleute:V.Appel,Merkel,Ettner

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