Pester Lloyd - Abendblatt, August 1859 (Jahrgang 6, nr. 165-189)

1859-08-01 / nr. 165

Belt, 1859. Montag, 1. Auguft. Nr. 165. (Die einzelne Nummer Eoftet 3 Fr. ő. MB.) Abendblatt des­ ­ Ge. Tt. E Npostolische Majestät Haben das nahe fießende Allerhöchste Landschreiben zu erlassen gerußt : „Lieber Freiherr v. Bag! Ich Habe von den vielfachen freiwilligen Leistungen, mit welchen Die Bevöl­­kerung aller Klassen zu den Durch den Krieg bedingten au­ßerordentlichen Bedürfnissen in jeder Weise opferfreu­­digst beigetragen hat, mit gerührtem Herzen Kenntniß genomm­en. Die im reichlichsten Maße eingetroffenen patrioti­­schen Gaben, die durch ergiebige Beiträge unwesentlich ver förderte Errichtung von Freiwilligenforps, die Bereitwil­­ligkeit, mit welcher die Abstellung von Dienstpferden für den Kriegsbedarf allseitig gefördert wurde, die sehr ei­­npriegliche Wirksamkeit­ der patriotishen Vereine, so wie insbesondere die Hochverdienstliche freiwillige Mitwirkung zur Pflege verwundeter Krieger, geben Mir neuerdings die erfreulichsten Beweise von der in den Zeiten ernster Prüfung jederzeit bewährten Opferunwilligkeit und Hinge­­bung Meiner treuen Belfer, Ich folge dem Drange Meines herzens,indem ich Allen,welche sich an diesen zahllosen und Mit stets un­­vergeßlichen Kundgebungen echter Vaterlandsliebe und Menschenfreundlichkeit betheiligten,und namentlich den Bewohnern Meiner getrennten Residen­z-und Reichshaupt­­stadt Wien,welche hiebei mit leuchtendem Beispiele vor­­anging,den wärmsten Dankausspreche und Liebeauf­­trage diesen Ausdruck Meiner vollsten Anerkennung all­­gemein zu verlautbaren." Laxenburg,den 28.Juli 1859. Fraanosephm­p. . Politische Rundschau, 1. Augus. Zu dem fortdauernden Streite über die preußisher of­fisd-englische Mediation bringt die „Preuß. 319." folgende weitere Erklärung : In verschiedenen Zeitungen, deren Quelle auf das „Main­­zer Journal“ zuriegeht, werden noch immer Nachrichten ver­­breitet, welche bezwehen, Preußen in irgend­eine Beziehung zu dem son. dem Vogt erwähnten Blatte veröffentlichten angeblichen Vermittlungssorschlage der neutralen Mächte zu bringen. Es wird namentlich behauptet, daß jenes ursprünglich von Frank­­reich nach London mitgetheilte Projekt bei Preußen Billigung und Zustimmung gefunden habe, und war in Der Weite, das Oesterreich, wenn es sich den darin enthaltenen Bedingungen nicht unterwarf, von Preußen weder materiellen noch selbst moralischen Beistand hätte erwarten dürfen. Auch die „In­­dependance beige“ vom 28. und 29. Sul­ b, 5. enthält ähn­­che Ausführungen. . Honsporfchläge weiter ausgegangen, noch auch solche von an­derer Seite her zu ihrer Kenntniß gebracht worden sind. ’ Wir sind ermächtigt,diesen ganz unbegründeten Nach­­richten gegenüber unsere Erklärung vom 23.Juli zu wie­­derholen,welche dahinging,daß außer den allgemeinen An­­deutungen über eine Vermittlungsgrundlage,wie sie in der nach London und St. Petersburg gerichteten und von uns veröffentlichten preußischen Depesche vom 24. Sunt­h. DI. ent­­halten sind, von der K Königlichen Regierung feinerlei Media söster Lloyd. Zugleich machen wir darauf aufmerksam, daß der preußischen­­ Zur Beweisung jener falschen Angaben eine ähnliche der eng­lischen und der russischen Regierung gefolgt ist. Die im , Journal de St. Petersbourg” abgedruckte „Berichtigung” lautet nach einer telegraphischen Depesche, wie folgt : Die Journale, auf öffentliche Verhandlungen sich fragend, haben behauptet, Daß zwischen den neutralen Mächten Grund­­lagen der Mediation vor dem Veitrage von CBillafranca feste gefegt worden wären und daß diese Grundlagen nach ihrer Kenntnisnahme insbesondere für nachtheiliger erachtet worden seien, als die von Frankreich­ vorgeschlagenen, wodurch der Kaiser von Oesterreich bestimmt worden sei, die legieren an­­zunehmen. Wir sind ermächtigt , zu erklären, das man nicht nur nicht über irgend­welche Grundlagen zur Mediation, zu denen ein Entwurf abgefaßt worden, übereingefonmmen sei, son­­dern daß dieselben nicht einmal diskutirt worden seien. Die Friedenspräliminarien sind von den friegführenden Mächten unterzeichnet worden, ehe das Prinzip der Mediation selbst, welches Gegenstand der Unterhandlung der neutralen Mächte bildete, definitiv festgestellt war. Was die Züricher Konferenz anbelangt, so überläßt der „ Constitutionnel“ sich heute nahe fließenden Betrachtungen . Die „Opintone“, welche die Abreise des Grafen De 3­­ambrois aus Turin nac Züri­ ankündigt, kommt aber auf die Tragen zurüc, die in dieser Konferenz verhandelt wer­­den sollen, und spricht dabei den Wunsch aus, daß „der Tragen so viel als möglich entschieden werden möchten.“ Dieser Wunsch der „Opintone“ ist uns nicht recht erklärlich. Bek­ennt das Turiner Blatt denn ganz, daß die Mission der dort vereinigten Diplomaten bestimmt vorgezeichnet ist und sie nur die ihnen zustehenden Fragen zu erledigen haben­­ wer­­den? Die „Opinione” mag einen Kongreß wünschen, das ist ihr gestattet; sie mag von diesem Songreffe „eine bessere Ge­staltung Italten’s erwarten”, das ist auch natürlich , aber sie vergißt ganz vor allen Wünschen und Hoffnungen, daß diese Zürtcher Konferenz eben die Aufgabe hat, Die Grundzlige die­­ser besseren Gestaltung festzulegen, und daß diese Grundzlige eben wieder nichts Anderes sind , als die zwischen den beiden Kaisern vereinbarten Friedenspräliminarien von Billafranca. Ein europäischer Kongreß, wenn derselbe für nothmendig erachtet werden sollte, wird dann seinerseits eine wehlbe­­grenzte Aufgabe finden, und die „Opintone“ ist übel der rathen, wenn sie dem sardinischen Gouvernement anräth, sich dem zu widerlegen , daß das Konfoöderations­projekt in Zdhich „auf das Tapet‘“ gebracht werde, um dasselbe später einem Kongresse der Großmächte zu unterbreiten. Danach gewinnt es also den Anschein, das an die Basen des italienischen Bundes im Wege österreichisch­­französischer Separatierhandlungen festgestellt werden sol­­len. ‚Medrigens war Graf Desambrois, der für die Züricher Konferenzen designirte Bevollmäctigte Pie­­monts — heute Vizepräsident der Senatorenkammer und des Staatsrathes — einer der Minister Karl Al­bert’­, welche das konstitutionelle Statut unterzeichneten); er is­t wie man aus Turin schreibt — ein Mann von ausgezeichneten Kenntnissen und von dem ehrenmerzhaften Charakter, der bei allen Ministerkrisen um die Annahme eines Portefeuilles angegangen wurde, dieselbe aber im­­mer verweigert hat. Auch bei dieser Gelegenheit war es jedr schwer, seine Abneigung, wieder thätig in die Poli­­­ ­­ tik einzugreifen, zu überwinden. Die sonstigen Nazid­­­en aus Italien resumiren wir dahin : Das „Stöcke“ theilt mit, daß die Herzogin von Parma durch Übermäßige d­iplomatische Anstrengungen ihre Sache bei den zwei Katfern etwas kompromittirt habe. Sie hot ich vorher an jeden besonders in einem Schreiben ge­­wandt, und ihm auch wahrscheinlich besondere Eröffnungen gemacht haben. In der Zusammenkunft von Villafranca hät­­ten sich Die beiden Katfer diese Schreiben gegenseitig mitge­­theilt , und er wäre jeder Über den Inhalt dessen, was die Enge Herzogin an den andern geschriehen , wenig erbaut ge­­wesen. Auf Diese befremdliche Nachricht gefragt, versichert das französische Blatt, „daß die Schritte der Herzogin seinen Erfolg haben, da der Kaiser Napoleon und der Kaiser von Desterreich wohl wissen,­ was sie von der Aufrichtigkeit der eigenhändigen Briefe dieser Fürstin zu halten haben."­­ Stécle" fegt hinzu : „Parma und Piacenza haben sich Piemont angeschlossen, wir glauben zu wissen, daß bei Annahme der Prä­­lminarien zum STrieden Oesterreich die Einverleibung d­ieser beiden Herzogthümer ins Königreich Sardinien zugestanden hat.” Nichts­destoweniger ist Graf Rettet, im Jahre 1848 fran­­zösiischer Gesandter in Turin, in außerordentlicher Mission nahe Parma, Modena und Florenz abgegangen. Seine Aufgabe­­ 08 sein, auf friedlichen Wege die Rückkehr der ent­­thronten Kürsten anzubahnen. Graf Reifer war es, der im Jahre 1848 bei Rabegky den für Piemont so günstigen Waffenstilstand erwirkte. Die „Debats” melden: „in M­o­­dena sind flarfe Abtheilungen tostantischer Truppen einge­­troffen, um sich der Rückkehr des Herzogs zu unwiderlegen. Die provisorische toskanische Regierung thut ihr Möglichstes, um die Bevőferung der drei Herzogthü­mer zu veranlassen, gemein­­schaftliche Sache gegen die Wiedereinlegung ihrer früheren Regierungen zu machen.­ Der „Monitore Toscano” vom 24. Suli meldet, daß die Regierung von Toskana den Oberst-­lieutenant Carlo Venzi zum Kommandanten der National- Garde von Florenz ernannte. Dasselbe Blatt versichert, daß nach den neuesten Nachrichten von seiner Seite eine Interven­­tion Durch Truppen in Toskana beabsichtigt ff. Nach einer „anderen Korrespondenz wird indessen das Landvoll im Groß­­herzogthum stark im Sinne der Restauration bearbeitet; man spiegelt ihm vor, „die provisorische Negierung wolle eine neue Aushebung machen, um das Land gegen die Kontre-Re­­solution zu vertheidigen.“ . . Der Pariser „Prefse” wird aus Turin, 24 Sult, geschrieben : Sartibaldi habe auf die­ Bitten Lamarmo­­ra’ seine Entlassung bis nach den Konferenzen aufgeschoben. Ebendorther vom 28. wird gemeldet, der Gouverneur von M­o­­dena, Cavaliere Forini, habe auf Befehl des Königs von Sardinien die Bolmachten der sardinischen Behörden zu­­rückgezogen und durch eine Proklamation den Munizipien wie­der übertragen , die legieren haben. Farini zum Diktator er- Hart. Farini hat Die Sronifostihe Regentschaft­ in­ der Ab­­sicht übernommen, Die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhal­­ten, und wird eine Versammlung berufen, welche über die Geschiete des Landes zu entscheiden hat. In Jodi kam es am 27.­­ Unruhen, wel­­che­ Gemeindebehörden­­ unter­­"laffen hatten, von dem Eintreffen französischer Truppen, denen man Ehren erzeigen wollte, zeitig Nachricht zu geben. Die Behörden mußten sich zurücziehen. Der Intendant des Kö­­nigs hat eine prosisorische Munizipalkommission ernannt und die Ruhe ist wieder hergestellt.­­ Endlich berichtet man unter dem 25. aus Cham­­béry : „Es hat sich in unserer Stadt etwas Bedeutungsun­­­les zugetragen, in wobei es sich um den Anschluß Sa­voyens an Frankreich handelt. Eine beträchtliche Zahl Einwohner unserer Stadt haben si versammelt, um die Interessen des Landes zu berathen. Mach einer ernsthaften Debatte ist bes­chlossen worden, gleichzeitig beim Kaiser der Franzosen und beim Könige Viktor Emanuel Schritte zu tun. Dieser Versammlung wohnten mehrere Deputirte, Ade­­lige, die Hauptvertreter der Justiz, der Bourgeoisie und des Handels, sowie Hohe Geistliche bei.“ Außerdem sind noch folgende Einzelnheiten von Sintereffe : 2 In Hannover it­am 29. 9. M. der Königliche S Proflamation die außerordentliche fländische Diät geschlossen worden. Der Minister v. Borries erklärte die in einer Sin­­terpellation des Abgeordneten v. Bennigsen enthaltene Ber­hauptung, daß Hannover Preußen von Aggressionafregeln ab-

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