Pester Lloyd - Abendblatt, September 1859 (Jahrgang 6, nr. 190-214)

1859-09-12 / nr. 198

Adresse zu Gunsten Umbriens und Venetiens zu richten und dabei zu erklären,die National-Versammlung sei geneigt,alle möglichen Geldopfer zu Gunsten Vene­­tiens zu bringen.Umbrien ist bekanntlich durch die Ein­­nahme von Perugia und die»Erklärung des Belagerungs- Zustandes in Ancona in päpstlicher Gewalt­­ geblieben. Bologna war am 7. Abends beleuchtet und es herrschte durch Die ganze Stadt große Lestfreude. Vom 1. Septem­­ber angefangen ist das päpstliche Wappen aus dem Post­­marken verschwunden. Nach Berichten aus Rom hat er das Befinden v8 Papstes gebessert; er hütet noch das­ Zimmer, be­­absichtigt, jedoch für einige Zeit nach Eastel Gandolfo über­­zusiedeln. — Herzogs. Grammont lebt in auffallender Zurichgezogenheit zu Brascati. Seit der Abgabe des Pa­­zifer­ Mandats im Batican trat z­wischen ihm und beson­ders dem Kardinal Antonelli eine allgemein bemerkte Kälte ein. Es ist in unterrichteten Kreisen kein Geheimniß mehr, Daß Pius IX. sich Durch die Haltung Napoleon’s III. der Koalition des Aufstandes in Mittel - Italien gegenüber, zumal in Betreff des Abfalls der Romagna von Rom, tief verlegt fühlt. — Eine Korrespondenz Des „Ami de la Religion“ hebt nachdrüclich hervor , dad Norceta, inwel­­es so furchtbar dur ein Erdbeben heimgesucht wurde. Die einzige­ Stadt der Delegation Spoleto war, welche nach dem von Perugia gegebenen Beispiele die dreifarbige Tahne aufzog. An sünfigen Nachrichten liegen uns heute vor: Aus Madrid, 3. September, wird nach einer. Der Hofe von Gibraltar, 7. September Abends, der Tod des Kaisers von Marokko und die Aussicht auf den for­fortigen Ausbruch einer U­mwälzung in diesem Lande gemel­­det. Zwanger sol jedoch ruhig ge­wesen sein, und zu Bez und Mequinez ward Sivi Mohamed , der Sohn des Verstorbenen, proklamirt. — Weiteren Berichten aus Madrid zufolge wur­­den die Chef der republik­antischen Bereich w­­er­ Jung in Sevilla entdeckt und hingerichtet, ein großer Theil der durch diese Berscehwdrung F kompromittirten. Indvvi­­duen wurde in Freiheit gefegt. — Die Spanier haben die Feindfeltgren­zen gegen die Stämme in Ceuta’s Umgegend eröffnet. Die jüngstee Konferenz wegen der Donau fürfenthgümer hat zwar die vollbrachte Thatsache gutgeheißen, daß Milz -Oberi Couza in Safy und Bufarest zum Hofpodaren erwählt wurde, sie ist aber nicht auf den Wunsch der rumänischen Minister eingegangen , Couza von der Investiturreife zu entbinden ; dieser wird also nach Konstantinopel gehen müssen, und man wird ihm dort, nach­­dem er die üblichen Verpflichtungen eingegangen und nament­­l­ich versprochen hat, seiner zwiefachen Verwaltung den separaten Charakter für jedes Türstenthrum zu waffen, den Dasalleneid abnehmen und dann einen Terman für die Mol­­dau und einen andern für die Walachei einhändigen, die Pforte aber wird ein unwachsames Auge auf Erfüllung dieser Verpflichtungen halten, und der Orosherr übt nur sein gutes, von Neuem anerkanntes Net, wenn er im Weltertretungsfalle als Suzerain mit Zwangsmaßregeln vorgeht. In der Kon­­ferensfigung kam auch Die Frage wegen der Klostergüter in den Donaufürstenthümern und Die wegen der Donauschiff­­fahrt flhüchtern zur Sprache,, man beschloß aber eiligfh, die Tötung dieser Schwierigkeiten noch bis zum Oktober zu vertagen; bis dahin sollen die Donauuferstaaten gehalten sein, sich über Diese Trage zu verständigen, in Konstantinopelis eine iiberieffr­ihe Deputa­tion angenommen und hat sich den Gesand­­ten Frankreichs, Englands, Desterreichs und Amerikas vorr gestelt. Diese Deputation hatte der Pforte Reklamationen wegen der sich über das ganze Land ausbreitenden Sayaflon vorgelegt. Sie erklärt, wenn der Sultan sie im Stiche raffe, werde Üiderreisten sich unterwerfen. — Auf Candia haben bei Gelegenheit der Steuererhebung wieder Unruhen Platte gefunden; es sind von den Griechen fünf Einnehmer verstüm­­melt und ermordet worden. Zwei Bataillone sind abgesandt, um den Aufstand zu unterdrücen­; die NRädelsführer hat man bereits verhaftet. Die Pforte wollte eigentlich 3000 Mann hinfe­iden, hat es aber bei zwei Batailionen bewenden Yaffen. — In Serbrenht Fürst Mil­osch, der energisch ber dacht ist, überall Einfachheit und Kürze einzuführen, befohlen, daß in Eingaben an Ministerien der bisher übliche Titel „Hohes“ wegzubleiben habe und selbst der Geistlichkeit kein anderer Titel al „Herr“­­ geben sei. Die „Zeitung des Gouvernements von SrTutsk”­mel­­det amtlich, daß der Kaiser genehmigt habe, auf Regierungs­­tosten eine Telegraph­enlinie von Moskau nach dem Amur an­­zulegen. Der Kapitän Romanoniw ist mit den speziellen Unter­­suchungen der Route von Iikutsi über Kiadra bis ans stille Meer für diesen Zweck beauftragt worden.­­ Gleichzeitig be­­treibt Rußland mit größter Thätigkeit die Eisenbahn von Moskau über Tiflis nach Pott durch den Kaukasus. Aus Nemwyort wird berichtet: Ein ernster Streit hat sich zwischen den Vereinigten Staaten und England in Betreff der Berlgergreifung der Insel San­ Suan in der Nähe des Staferflufses durch den General Har­­vey erhoben. In London wollte man am 9. wissen, die eng­­lische Regierung habe deshalb bereits energische Vorstellung an den Gesandten der Vereinigten Staaten gerichtet. In Amerika ist wieder, wie man der „Deutsch. Allg. 3." schreibt, von einem neuen Gehheimbunde die Rede, welcher Eroberungszweckk mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung verfolgt. Diesmal handelt es sich um die Ero­­berung Mexikos ohne Verlegung der Neutralitätsgefege. Der Orden is in Virginien gestiftet worden und nennt sich „die amerikanische Legion K, G, C,”, was Ritter vom gol­­denen Kreuz“ bedeuten sol. Am 6. August und den folgen­­den Tagen fanden auf Einladung des Präsidenten ©. Bid- Yey geheime Berathungen statt, welchen eine Menge Politiker und Militärpersonen beigewohnt haben sollen. Es heißt, die Region sei bereits 13.000 Mann stark und habe über bedeu­­tende Geldmittel zu verfügen. Der zum Führer der Expedi­­tion bestimmte General Ridley ist 38 Jahre alt, mit Meriko ne jartam und hat aug viele Reisen fur Europa gemacht. Aus Shangshai vom 15. Juli ft folgende De- Heide eingetroffen : Die Flotte, welche die europäischen Ge­­sandten begleitete, fand die Pelhomündung versperrt, Der die Zafuforts befehligende Mandarin widerlegte sich dem weiteren Bordringen am Peiho Hinauf und erklärte, es müsse der Landweg vom Golf nach Peking eingeschlagen werden. Da dies ein namhafter, beschwerlicher und bedenklicher Um­­weg gewesen wäre, versuchte die Flotte am 25. Junt­ressen­­ungeachtet weiter zu fahren. Nach dreistündiger K­anronade wurden Die englischen Kano­nenbote und Dampfer zum Rückzuge ge­schwungen, sie erlitten großen Verlust,­ erbst der Ad­mi­­ral sol verwundet sein. Ein Landpax griff mit­ Yang ebenfalls. Fünf Kanonenbote wurden ebenfalls ein­­gebüßt. Die Engländer verloren gegen 464 Zochte und vermwundete, unter legteren auch 22 Offiziere; die Franzosen büßten 66 Mann ein. Das britisfche Geschwader is zurückgekührt. Dem amerikanischen Gesandten sol der Zutritt nach Heling gewährt worden sein, weil er mit seiner Abtheilung am Kampfe nicht THeil genommen habe. Die Hoffnung auf Erfüllung des festgeschlossenen Vertrags fehmwindet , neue Kämpfe scheinen vielmehr bevorzustehen. — Aus Canton vom 20. Sult wird gemeldet , Aller Verkehr mit dem Sin­­neren von China ist gehemmt, Die Macht der Hineft- Then Insurgenten scheint noch ziemlich groß. Die westmächtlichen Verbündeten halten die Stadt wo befeit. Ein Kalluttaer Telegramm som 8. Aug. berich­­tet: Das erste Telegramm som rotlden Meere ist mit­­telst des neugelegten Drahtes mit Nachrichten bis 18, Sult angekommen, Ost indische Zivilbeamte überreichten der Regie­­rung eine Beschmerde wegen drohender Besoldungsv­er­­minderung. Der Oberbefehlshaber erließ einen anwarnenden und zugleich befäwichtigenden Tagsbefehl an die euro­p­äi­­schen Truppen. Die Rebellen treiben sich in den Nepaulbergen, ungefähr 8000 Mann stark, umher. Aus Venedig wird der „Sr. Big.“ geschrieben : Sämmtliche Individuen, welche wegen sostematischer Berbrei­­tung falscher Nachrichten und Aufweisung des Boh­fs zu Un­­ordnungen während des Krieges nach Spfefstadt in­ternirt worden waren, sind nun, da sie von seiner Ma­­jestät begnadigt worden, wieder in den Schuß ihrer Familien zurücgekührt, d Zmwischen Venetien und der Lombardei für der Pol- und Schienenverkehr in wenigen Tagen wieder hergestellt werden. Die Agitation für die sogenannte „beutshegirage” i­n Berlin im Wachen. Eine publisirte Einladung an die Wahlmänner des ersten Bezirks schließt mit der Auffor­­derung : „sich recht zahlreich einzufinden, um demnächst auch einen Vorschlag in Betreff der Deutschen Trage in Erwägung zu­ nehmen.” — In Bremen ist eine fn dem Eisenacher Programm anschließende Erklärung mit zahlreichen Unter­­scriften publiziert worden. — Auch in Wolfenbüttel ist eine ähnliche Erklärung von einer Anzahl angesehener Bürger unterzeichnet worden. — Dem „Frankfurter Journal” schreibt man aus Süddeutschland vom 4.­­September : , Es ist die Gründung einer riesigen Zeitung, In dem Format eines gro­­ßen amerikanischen Blattes, für die Union Deutsch­­lands im Werke, woran bereits mehrere Journalisten sich zu betheiligen zugesagt haben. Man will die Gründung Pier des Unternehmens als eine Demonstration zu Gunsten der deutschen Einheit, wie zur Zeit der Gründung einer deutschen lotte , betreiben, und fordert alle Vaterlandsfreunde so­­fort zu thätiger Untersü­gung auf. Der Zentralausschuß wird seinen Si& in Frankfurt nehmen.” — Die schon in Eisenach verabredete dritte Versammlung d­eutscher Pa­­trioten zur Bildung einer deutschen Nationalpartei aus den verschiedenen Sra­tionen der liberalen Partei in Deutsch­­land sol schon in diesen Tagen (vom 12. bis 16. Septem­­ber) in Frankfurt a. M., also gleichzeitig mit dem volfsmirts­­chaftlichen Kongresse stattfinden. Stationaltheater. „Ilka és a huszärtoborzö“. Vierter Stadttheater, Fräulein Delta als Gast, „Bänschen von Buchenau“, diesem folgt : , Beisprechen hinter'm Herd." Dfner Sommertheater. „Viehhändler aus Oberösterreich.” * Wien, 10. September. Ungeachtet der Umtag in den Spielpapieren heute ziemlich lebhaft war, so Blieb doch die Stimmung der Börse durchgängig matt; die Spekulation wußte so die jüngste „Monitenr“-Note noch nicht auszulegen und ist deshalb mehr begliffen, die alten Engagements zu­ ord­nen, als auf neue einzugehen. Bart matter noch als die Spe­­kulation gefreiten waren die Schranfenpapiere ; selbst das starre Steigen der Devisen stellte dem Aufgebot nur einen schwachen Damm entgegen, Kreditaktien gingen von 209,50 auf 206,80, Nordbahn von 1810 auf 1800, Staatsbahn von 259 auf 258,20 zurück. Bei der Erklärung notizten Kredit 208,50, Nordbahn 1805, Staatsbahn 258,50. Die Börse schloß Für die Spielpapiere in matter Haltung. Staatsfonds erfuhren einen nicht unbeträchtlichen Rückgang, National wurden mit 78,10, 5perz, Metalliques mit 74 gegeben. Die Grundentla­­stungspapiere büßten durchschnittlcch 12—5/­ pEt, ein. Banf­­aftien verloren 4 fl., Donaudampffifferttien 8—10 fl.; Es­­sompteaftien wurden mit 3 fl, billiger als gefterun ausgepaten. Einen neuersten Rückgang um 1 pCt, erfuhren die verlos­­baren Bankpfandbriefe ; sie wichen bis 82,50. In Kreditiofen wurde 95,75 gemacht ; schließlich legte man indes umsonst 96 Geld. Die fremden Devisen und Baluten gingen um 2­0Ct. in die Höhe, Augsburg und Frankfurt notirten 104,25, Lon­­don wurde bis 121,75 bezahlt, Paris mit 48,30, GoId 121’, Silber 119, ohne Abgeber. Das Abendgeschäft verkehrte in etwas besserer Stimmung : Kredit, die für Frankfurter und Berliner Rege nung gekauft wurden, hoben sich von 206,80 auf 208,60, Sie Staatsbahn wurde einiges mit 259,50 gemacht ; Nordbahn blieben außer Verkehr. ATS später die Partser Rente mit 68,35 und 68,50 gemeldet wurde, gewann das Aufgebot wie­­­­der die Oberhand, und man notirte um 61% Uhr : Kredit 208— 208,20, Nordbahn 1803—1805 , Staatsbahn 258,50 bis 258,80, verantwortlicher Redakteur: Karl Weisskircher­ , Schellpfeifenbruch von Emil Müller, Dorothengafse Nr. 12. — Berlag bei Petter Lloyd gefellfinfk.

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