Pester Lloyd - Abendblatt, November 1859 (Jahrgang 6, nr. 241-265)

1859-11-23 / nr. 259

­­m Mittwoch, 23. Novemb. Nr. 269. eft. 1859. (Die einzelne Nummer fostet 3 Nr. 8:8.) bendblatt as Pester Lloyd. == Weber Geschäftevereinfachung und Kostenerspa­­rung in der Verwaltung, bringt die „Desterr. Zeitfehr, für innere Verwaltung" einige sehr zweckmäßige Vorschläge, "— die wir im Morgenblatte ausführlich er­­wähnen wollen, — Italienische Seiden ‚händler,.— s­reibt man uns aus Wien, — melde bis, jebt in Wien Domizilirten, beabstätigen im nächsten "Frühjahre in ihre Heimath zurückehren oder nach Berlin "zu übersiedeln. Mehrere betreiben Liquiditen bereits, um mit Neujahr ihre Geschäfte in Mailand fortlegen zu können. »Politische Nundschan, 23. November, ©­ar­ribaldo hat sich am 17. 9. nach seiner Ritterstadt Nizza begeben und, — wie uns bereits ein Telegramm gemeldet, — eine P­roflamation an die Italiener erlassen. Diese Proflamation ist, wie wir einer ausführ­­­icheren Depesche entnehmen, am 19. b. in der „Önzz. der Nice", erschienen und sol Garibaldi in derselben er- Hären : „daß er sich vom Dienste zurückgezogen habe, ‚wegen der Hemmnisse, meldhe Mittelitalien in der Drei­­teit seiner Aktion erfahren, und weil eine tägliche und arglistige Politik den Gang vor Angelegenheiten trübe. Er beschwört, — berichtet Das Telegramm weiter, — bie »Italiener, sich um den royalen König Viktor Emanuel zu schaaren, und erklärt, an dem Tage die Waffen wieder zu­­ ergreifen, wo­ der König ale seine treuen Soldaten zum Kampfe rufen wird." Einige Turiner Blätter wollen indeß wissen, Garibaldi sei zum Adjutanten des Königs ernannt worden. — Anfangs befürchtete man in Turin, Daß Die Entfernung: Garibaldi’s Die Auflösung der Ligaarmee Herr beiführen könne; Garibaldi Hat jedoc mit seinem ganzen Einfluß dahin gearbeitet, daß Die anderen Chefs der Ar­­mer­ ihren Pläne behaupten, man hofft daher, Daß die Bri­­gadiers' Eofenz und Medici, die Oberst­en Bíriv, Sachhi, Dum­tint u. sew. ihre Entlassung wieder zurücknehmen werden, — Es­ gewinnt an Wahrsceinlichkeit, Daß der Machettt Garibaldi’s mit der jebigen Lösung der Negent- Thhaftsfrage in Zusammenhang steht, so schreibt man der „Nat­urg." aus Paris: 3. Ein­ Zeugniß von dem Einfluß Tranfreichs ist der Nach­­tritt Garibaldi’s, den kein Geringerer als der Kaiser Napoleon selbst verlangt und­ erreicht hat. Dem König von­­ Sardinien stand­ eigentlich sein Recht zu, Garibaldi abzufegen, aber er hat ihn nochmals nach Turin kommen lassen, an seinen­ Patrio­­tismus appellirt und so seine allerdings nicht ganz freiwillige Abdankung zu­ Wege gebracht. Man betrachtete Hier Garibaldi "als­­ besonders gefährlich, weil er den Krieg in Italien jeden Augenblick, wieder entzünden konnte. Außerdem gilt er als ‚persönlicher Feind des Schaffers, und Personen, die mehr als die offizielle Geschichte des Friedens fennen wollen, schreiben ihm gefährliche Pläne zu, die er kurz vor dem Tage von Bille­­franca gehegt haben sol. So viel ich­ weiß, wurde dieser Maffenbruder mit seinem französifgen Orden geyiert. Nachdem die sardinische Regierung dieses große Opfer gebracht hatte, Sollte je ale Gegenleistung in der Regentschaftsan­­gelegenh­eit von Frankreich freie Hand zu erhalten, indem sie darstellte, sie habe durch die Entfernung Gattbaldi’s einen unzweideutigen Beweis gegeben, daß Ihre Absicht nur­ sei, die Ordnung in Mittelitalien bis zur Entscheidung des Kongresses aufrecht zu erhalten, und daß auch die Regentschaft nur diesem Zwecke dienen, nicht aber den Beschlüssen der Mächte vorgreifen solle. Die Toskaner haben bekanntlich gegen die Hebestragung der Regentschaft auf Buoncompagni prote­­stirt ; nach einem Telegramm vom 20. aus Turin dü­rfte jedoch Der Gegenfall bald ausgeglichen sein. Ueber Bion­­compagni­ wird ferner berichtet : Sein erster Regierungsakt sol die Zusam­­menberufung der verschiedenen V­ersammlungen sein, um seine Ernennung von ihnen bestätigen zu lassen und die Konzen­­tration der politischen, administrativen und militärischen Ge­­walten zu bewerfstelligen. Das Ministerium für Zen­­eralital­ien sol folgendermaßen gebildet werden : Ba­­ron Ricafoli, Inneres ; Sarint, Aeußeres ; Minghetti, öffent­­lie Bauten ; Giorgini, öffentlicher Unterricht ; General Fanti, Krieg ; Salvagnoli, geistliche Angelegenheiten. An Detailberichten aus Italien liegen­ vor: Aus Turin wird gemeldet: Alle von 1830 bis 1838 gebornen Lombarden, welche schon früher zum Kriegs­­dienste bestimmt waren, sollen nunmehr in die Armee ein­­gereiht werden. Für die Befest­igung von Ronato, Pizzighettone, Cremona und Pasta sind AO Mill. Lire ange­­wiesen worden. — In Modena Wird gegen den früheren herzoglichen Fiscus das Manöver einer gerichtlichen Zitation versucht, angeblich wegen Wegnahme von Medaillen u. bg]. — In Florenz haben Ricafoli und Mon­tanr­i­t sich versöhnt, und legterer tritt somit der Anne­­xionspolitik bei, was man natürlich in Turin­ mit großem Bergnügen sieht. Die neapolitanisce Regierung bat auf eine Anfrage des piemontesischen Kabinets über die Bedeutung der Truppenkonzentrirung in den Abruzzen, sich im Wesentlichen dahin ausgesprochen, Daß die Regierung der piemontesischen nit Das Recht zuerkenne, Erklärungen über Truppenaufstel­­lungen auf neapolitanischem Gebiete zu verlangen, da durch eine­ solche Konzentrirung die piemontesischen Staaten nicht im Entferntesten beproßt werden könnten ; ein solches Recht würde im vorliegenden Valle nur der römische Hof haben, weil die Truppen eben an den römischen Grenzen zusammengesogen würden. Bezüglich der Frage, ob Neapel zu Gunsten beg b. Daters in den Regationen mit bewaffneter Hand zu In­terveniren gebenfe, erlaube man sich, jede Antwort abzuleh­­nen, während man sich andererseits vorbehalte, je nach den Umständen zu handeln. Wenn der König von Sardinien fs für berechtigt halte, den Völkern gegen ihre rechtmäßigen Souveräne Borshub zu let­ten, so würde wohl das Zuriner $tabinet dem König von Neapel nicht das Recht streitig ma­­chen, zu­gunsten eines Souveräns zu interveniren, der sich gegen empörte Unterthanen vertheidigt, namentlich wenn der Chef dieser Rebellen öffentlich ankündigt, da­ er, falls nur einmal dieser befreundete und alleiste Souverän gestürgt sein würde, ale Anstrengungen gegen den König von Neapel selbst ehren wolle. Eine Korrespondenz aus Rom in der , Gazz, Di Venez." Lautet : Wir sind jegt ohne Fremde, was für Rom ein sehr großes Unglüc­­ft. Den Finanzen wird in vertale­­bener Weise, mitunter auch mittelst der Bruderfunft, abgehol­­fen; das Papiergeld steht jedoch al pari; sonst erfolgte keine neue Besteuerung, die alte wurde nicht erhöht, und weder im Inlande no im Auslande ward ein Ansehen unternommen. An die Reformen wird gebracht, mehrere Stättchen in den Provinzen und einige administrative Stellen , die früher in den Händen der Priester waren, sind bereits fätularisirt. Auch sol der unter der Regierung Pius VII. und Confalvis !

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