Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1859 (Jahrgang 6, nr. 266-289)

1859-12-05 / nr. 269

Its«1.1tag,5.Dezemb. se. Nr. 269. (Die einzelne N­ummel Postet 3 Nr. 5. 93.) Pest, 1859. . nahlattdiskestorlloyd­. = Eine faiserliche Verordnung vom 29. November, Die Sudenehen betreffend, lautet: 1, Der §. 124 des allgemeinen bürgerlichen Gesehhu­­des, wornach zur giltigen Eingehung einer Sudenehe bisher die kreisamtliche Bewilligung erforderlich war, wird außer Kraft gefegt, und es sind in Zukunft in denjenigen Kronlän­­dern, in welchen besondere Vorschriften bezü­glich des politischen Ehefontenfes bestehen, dieselben so mie bei Christen gleich­­mäßig aug bei den Suden in Anwendung zu bringen, — 2. Auch die vor Kundmachung dieser BVerordnung ohne kreisämtliche Bewilligung eingegangenen Sudenehen sind wegen dieses Drangels allein, wenn ihnen sonst kein geiegliches Hinderniß im Wege steht, nicht mehr als ungiftig anzusehen, — 3. Denjenigen Personen, welche sich durch Eingehung einer Sadenehe ohne kreisämtliche Bewilligung, oder der Mitwir­­kung hierbei der im §. 507 des allgemeinen Strafgefehes und im $. 781 des Militär-Strafgefeges bezeichneten strafbaren Handlung, schuldig gemacht haben, erlasfe Sch­liemit aus Gnade die dadurch unverwirfte Strafe, und es find all alle Strafuntersagungen, wenn solche etwa wegen dieser strafba­­ren Handlung anhängig wären, sogleich einzustellen. An der verfroffenen Woche sind zwei Wiener Blätter vermwarnt worden: An der den „Neuesten Nachrichten" zugegan­­genen Verwarnung heißt es : „Wenngleich die Regierung in der lechten Zeit im Allgemeinen einer maßvollen und wohl­meinenden Besprechung innerer Staatsangelegenheiten in der einheimischen Presse nicht entgegengetreten ist, so dürften doch bei solchen Besprechungen die eigentlichen Staatsgrundsäte, und in dieser Richtung Insbesondere die Trage der Rei­ch­s­­verfassung, seinen Gegenstand der Diffusion abgeben. Die Redaktionen der hiesigen Tagesblätter wurden auch dem­­gemäß entsprechend belehrt und ihnen bedeutet, daß ein Dar­widerhandeln ein amtliches Einschreiten auf Grund der Preß­­ordnung nach sich ziehen würde. Ungeachtet dieser w­ohlmei­­nenden Erinnerung Lädt sie dennoch Die Redaktion der „Neue­­sten Narichten” beigehen, in einer Reihe von Artikeln, Die sie einer Besprechung der Edischs’schen Brock­re widmet, immer wieder auf diesen Gegenstand zurü­czusimmen und den­­selben, der ertheilten gegentheiligen Weifung ungeachtet, in tendenziöser, dem bestehenden Regierungsprinzipe feindseliger Weise zu besprechen.’ — Die Verwarnung an die „Pfeffe‘” wird mit den Worten motivirt + . Das Journal ‚Die Presse‘ hat während der jüngst flattgehabten Berathungen der im Al­­lerhöchsten Auftrage Sr. Majestät berufenen Vertrauens Kommission zur Berfaffung eines Gemeindegesebes die Arbeiten derselben in einer Reihe von Artikeln mit Hohn und Spott verfolgt, die gefaßten Beschlüsse derselben Bet deren Besprechung völlig entstellt, und Überhaupt den mit biesen Vertrauenstommissionen betretenen neuen Weg der Befehge­­bung zu verdächtigen geführt. Berner hat dasselbe Journal in der Nr. 307 in dem Artikel „Spyanten und Ma­co Efo‘ Ausfälle gegen eine befreundete Regierung sich err­­aubt, die so geartet sind, das sie als den Grundlagen der Staats­­gesellschaft entschieden Feindselig betrachtet werden müssen." Ueber die beabsichtigte Uebertragung der Leiche Kisfaludy’s seien wir in den amtlichen Blättern : Wie wir erfahren, wurde das bei dem F. E. Statthal­­tereiabtheilungspräzidium von einem Hörer der Rechte einge­­brachte Gefühl um Gestattung der Uebertragung der Ueberreste des verstorbenen Dichters Karl v. Kisfaludy abmweistich be­­schieden, weil das Recht zur Erwirkung einer solchen Neber­­tragungsbeiwilligung vor Allen nur den noch Lebenden Fami­­liengliedern der Berfundenen zustehbt; demnach an im vore liegenden Falle dieses Recht gegenüber den noch am Leben befindlichen Angehörigen der Familie Kisfaludy dem fremden Dittsteller nicht eingeräumt werden konnte. Der dem Ver­storbenen zunäcst stehende Anverwandte ist unseres Willens wag der in Ofen lebende pensionirte Tf. T. General o. Kis foludy. — Alte Gerüchte von einer fon in nächster Zeit zu erfolgenden Niedertragung der Gebeine des genannten Dichters erweisen sich hiermit als unbegründet. Politische Nundschau, 5. Dezember. Die Be­­dingungen des „herzlichen Einverständnisses“ zwischen Srankreich und England sollen folgende sein : England verzichtet auf die Vergrößerung Sar­­diniens und Überläßt das Arrangement wegen Erhaltung der weltlichen Magt des Papstes Trantreich, wogegen Iegteres so­manche im Programm von Billafranca enthaltene, nach Ansicht Englands mit dem Selbstbestimmungsrechte der mittelitalienischen Bestilferungen unver­einbare Stipulationen für undurführbar ansehen und erklä­­ren wird. — In einer englischen Zirkularde­­pes­che wird dem­entsprechend erklärt , daß auch die Majo­­rität des Kongresses die Restauration nicht gemaltsam ein­­führen dürfe. In London war die Einladung zum Kongresse bereits am 1. b. eingetroffen und ein Telegramm will wissen, Palmersion werde, einem Ministerkonfeilbefehluffe zufolge, der erste Bevollmächtigte Englands bei dem Kongresse, Lord Comley der zweite sein. Die , Times" wußte am 2. b. noch nichts von dies­­em Beihluffe, obschon sie den Tag vorher energisch für Palmerston das Wort ergriff; sie sagt: Auf dem­ Kongreß von Verona wurde England von seinem größten Manne (dem Herzog von Wellington) vertre­­ten, Wir besigen jegt nur Einen Mann, von dem in einem gewissen Sinne fr­ fagen läßt, Daß er die Stelle des Herzogs einnimmt , helfen langjährige und mannigfaltige Erfahrung und neutrale Stellung zwischen verschiedenen Meinungsschulen zum so viel Öffentliches Vertrauen sichern, als In unsern Tar gen Überhaupt möglich it. Wenn Lord Palmerston selbst nach Paris ginge, würde er die Gefahr vermeiden, der eine gerin­­gere Kraft ausgefegt wäre; er hätte keinen Kritiker, den er zu fürchten brauchte ; und die britische Nation würde ihm gern glauben, daß er gethan, was unter den Umständen das Best­­mögliche war. Daß er selbst hinzugeben wünschen sol, Kön­­nen wir kaum erwarten; aber er würde gewiß England zum größten Dant verpflichten und den Ruf, den er in Europa hat, von mancher alten Verleumdung reinigen. Was man ihm bisher vorzumerfen pflegte, war die Störung geordneter Zu­­fände, die Zertrimmerung gewisser Dinge, die dann von An­­kern geflicht werden mußten. Im gegenwärtigen Falle kommt die Störung von einer andern Seite, und Stallon wurde in Regen gerissen, ohne daß England nur gefragt wurde. Korb Palmerston war dies Eine Mal Zuschauer geblieben und wird nun gerufen, um das gebrochene einmal schon vergebens ge­­gebotterte Osten wieder zurechtzufegen. Selbst wenn er schet­­tern sollte, wie dies Leicht möglich ist, wird das Bestreben an sich ein edles gewesen sein; und Alles, was sich darüber je sagen lassen wird, ist, das es ihm eben nur gelingen wollte, der zwiespältigsten Race, dem zerrüttetíten Lande, der größten geistlichen Usurpation und den zwei größten Militärmächten der Welt einige gute Rathschläge anzubieten.“ Der radikale Rovebud hat sich gleichfalls, bei einem liberalen Meeting über den Kongreß verneh­­men lassen und sagte : „Ich möchte zu Englands Negierern sagen : Mischt euch nicht in Die kontinentale Politik. England müßte, wenn es auf den Kongreß geht, erklären : ‚Wir sind bereit, uns für Die Prinzipien, die wir hier vertreten werden, zu fra­gen.‘ Wenn wir dazu nicht bereit sind — und ig glaube, | | |

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