Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1860 (Jahrgang 7, nr. 26-49)
1860-02-25 / nr. 46
»Die Kommunikation ist die Sentenz,durch welche die Kirche diejenigen ihrer Mitglieder,die sie für unwürdig hält,vekwirft.Es gibt zwei Arten der Exkommunikation, die einfache,in welcher dichtrafbane nicht genannt wix«d, Und die,inwelcher«der Name genannt wird.Beide beraubenden Exkommunizirten der Betheiligitctg an den Sakrasmenten,den Gebeten und dem Leben der christlichen Gesellschaft,aber die äußeren Wirkungen der zweitwikt von Exkommunikation sind viel fürchterlicher.Hat ein Mensch das Unglück,von dieser Sintenz betroffen zu sein,so hat er nicht mehr das Recht,eine Kirche zu betreten,that er es dennoch-so ist der durch sein Eigenwart entweigte Tempel dem Interdikt verfallen,sodaß man darin keinen Gottesdienst mehr feiern kann,solange den Bischof nicht die Zeresmonie der Entsühnung vollbracht hat.Außerdem ist der Exkommunizirte des christlichen Begräbnisses beraubt,und es ist verboten nach seinem Tode seinen Namen in den öffentlichen Gebetet o der Liturgie auszusprechen.Die Priester kösten die einfache Sentenz aufheben, aber nur der Papst und sein Delegirter die andere. Gibt es etwas Schredliceres, sagt der Bischof von Segur, für Jeden, der nur noch eine Spur von Glauben in seinem Herzen bewahrt hat?" An sünfigen Nachrichten sind eingelaufen : Die wuffische Erklärung auf die englischen Kropositionen ist fest in Paris übergeben ; sie spricht den Gedanken aus , daß die italienischen Angelegenheiten durch eine Konferenz der fünf Großmächte geordnet würden. Mit diesem Gedanken wird jedog nur Die Ablehnung der englischen Vorschläge motisert, er tritt keineswegs als selbstständiger Vorschlag des Petersburger Kabinets auf. — Preußen hat formell wenigstens bis zu diesem Augenblick noch gar keine Erklärung gegeben. — Im englischen Unterkaufe erklärte Ruffell, die englische Regierung sei durch den türkischen Gesandten gefragt worden , ob sie bereit wäre in Verbindung mit der französischen Regierung Die Std erbeitde3 Suerz;3- Rama! 8, sorausgefekt, daß er zu Stande käme, zu garantieren? Die Antwort der englischen Regierung habe dahin gelautet, das sie es ablehne eine solche Garantie zu Übernehmen, — Meter wird aus Fondon geschrieben : Man schmeichelt sich hier mit der Hoffnung, daß — woferne das Budget der Negierung durchgeht — Gepäckfüde von Reisenden,die vom Kontinent her überfommen, feiner Untersuchung der Zollbeamten weiter unterworfen sein werden. Auf jeden Fall wird die Durchsuchung nur ausnahmsmeise stattfinden, da es sich im Äußersten Hale Teniglich um das Schmuggeln von Cigarren und etwa von Külnerwasser handeln kann, welches Xeitere auch freigegeben worden wäre, wenn sein Hauptbestandtheil nicht aus Sprit bestünde. Die Reduktion der Hallbeamten u. dgl. wird zu einem Ersparniß von mindestens 60.000 8. jährlich führen. — Nachrichten aus Newyork vom 11. b. Mm. kündigen große Unfälle an, welche der Drfan verursacht. In Buenos Ayres herrschte große Bestürzung in Folge der feindseligen Maßregeln, welche die englischen Schiffe gegen den General Bogota ergriffen hatten. Aus Kalifornien wird der Untergang des Dampfers Northern mit 30 Passagieren gemeldet. Unter ihnen befand sie ein Sohn des frühern Bischofs von London, Dr. Blomfield. Die Schleswigsche Ständbesersammlung ward am 21. b. in sonderbarer Weise überrascht. Auf der Tagesordnung, berichten Korrespondenzen aus Slensburg, Hand die Motivirung der Proposition des Abgeordneten der Ritterschaft Graf Raupdiffin, wegen Beantragung der Preffreiheit und des Versammlungsrechts, bevor Indessen der Antragsteller zur Verlesung und Begründung seiner Proposition das Wort nehmen konnte, erhob sich der Jünigt. Kommissär und verlas zum Erftaunen der Bersammlung ein längeres, mit vielfachen Investiven gegen die Ständeversammlung ausgestattetes Nestript, welches allem Anschein nach die DVBestimmung hatte, der Bersammlung als Antwort auf die bekanntlich zur definitiven Nedergabe nicht gebiochene Adresse derselben an den König zu dienen und in welchem die Regierung in einer bisher durchaus unerpörten Weise sich herausnimmt, über das ganze Verhalten der Ständeversammlung den Stab zu brechen. Dieses Reskript beginnt mit der Erklärung, das die Regierung, sich nicht dazu verstehen werde zur Einführung der Preßfreiheit die Hand zu bieten, da die Verkündigung der Preffreiheit im März 1845 das Stanal zum Aufruhr gegeben habe ; dann heißt es weiter , die Ständeversammlung befinde sich auf bösen Wegen ; so lange dieselbe tiese Richtung nicht verlasse, so lange man ferner, von Deutschland aus ív ohne Scheu zu agitiren for.fahre, mie dies neulich von der preußischen Kammer geschehen, die sich erlaubt habe, sich in Veranlassung der vor 400 Jahren gefliehenen Verbindung Schleswigs mit Holstein mit einem Gratulationsschreiben an die in Hamburg versammelten Scleswig-Holsteiner zu wenden. Chieses Gratulationsschreiben war nicht von der „‚preußischen Kammer‘‘, sondern von einer Anzahl von Mitgliedern der Fraktion Dinde-Wenzel erlassen worden, so lange endlich Ritterschaft und Gutsbefiser an ihren Privilegien festhielten, — werde auch die Negierung der Versammlung keine Konzessionen machen, sondern beharrlich alle Anträge verfehlen auf Aenderung des gegenwärtigen Syitems von der Hand messen, . Auch könnten überhaupt erst dann mieder bessere Zeiten für das Herzogthum Schleswig kommen, wenn alle Standesunterschiede aufgehoben und alle Siintlegten vernichtet seien, und möge die Versammlung daher durch Anträge in dieser Richtung — auf welche die Regierung, deren Bestreben auf allgemeine Freiheit und Gleichheit gerichtet sei, sehr gern eingeben werden zeigen, daß ihr wirtlich das wahre Wohl des Landes am Herzen: Siege, Das Erstaunen, mit welchem die Mitglieder der Versammlung Anfangs den fg. Kommissär anhörten, ging, als die Absicht des Neffripts, Die verschiedenen Btände gegeneinander zu bießen, immer sichtbarer heruntrat, in ein Gefühl der Entrüstung über, das sich vielfach zu erkennen gab. Als der Kgl. Kommissär die Berlefung des Neffripts beendet hatte, erhob sich Graf Baudiffin und protestirte, während die Versammlung laut ihre Zusimmung äußerte, gegen die unnwürdigen Infinuationen, welche die Versammlung soeben habe mit anhören müssen. Der Präsident unterbrach indessen sofort den Redner und entzog ihm das Wort, mit der Erklärung, daß er wegen der gegenwärtig im Saale herrfhenden aufgerenten Stimmung, die Strung aufhebe, Schwertpreisendend von Emil Miller, Dorotpengaffe Telegraph, Depetched. „Weiter Lloyd.“ London, 25. Leber. Bei der Abstimmung des Ducane’schen Antendements in der Budgetfrage, erhielt Die Regierung eine Majorität von 116 Stimmen. Gefern ist Die Kanalsflotte nach Lissabon ausgelaufen, wahrscheinlich um gegen Spaniens Friedensbedingungen zu Demonstriren. * Wien, 24. Beber. Bei ziemlich stilem Geschäft waren an der heutigen Barbörse die Anfangsklurse : Kreditaktien 197,80 , Nordbahn 1967, Nationalanlehen 77,9». Die Börse verkehrte in ziemlich Fester Haltung, Für Nordbahnartien entwwicelte sich einige Thűtigfett , und sie wurden bis 1975 bezahlt, Staatsbahnaktien waren bis 265,50 im Ber fehr. Kreditaktien schwankten zwischen 197,20 und 198,30, 5p0th Met, wurden mit 70), Nationalanlehen mit 77,80 bis 77,90 bezahlt. Die anderen Papiere erfuhren keine wesentliche Veränderung. Banfaktien hielten sich mit 872, Dampffahrffattien mit 443, Essompteattien mit 572 und Eloydattien mit 214 in Nachfrage. Anlehenstofe und Grundentlastungs- Obligationen waren zu den gestrigen Kursen begehrt. Devisen und Komptanten Anfangs etwas Hoher, schloffen wieder mehlfeiler und stelseitig angeboten, wie denn überhaupt die zweite Börsenhälfte sowohl für Fonds als Artten sich fester gestaltete. Koupons des Nationalansehens wurden um Torbesfer als Silber, mit 30'/pCt. Auto bezahlt. Schließlich stellten sie : Kreditaktien 197,80 , Nordbahn 190, Stäatebahn 265, 5pCt, Metall, 70.10 , National 77,90, ungarische Stundentlastungen 72, Augsburg 112, London 131, Verantwortlicher Nogafteur : Karl Verschröder Mr, neun 12, Port, 1860, — Verlag der Pester Kroppgesellchaft,.