Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1860 (Jahrgang 7, nr. 26-49)

1860-02-21 / nr. 42

Dienstag, 21. Februar. Nr. 42. (Die einzelne Nummer Eostet 3 Br. 6, WB.) Pest, 1860. "Abendblatt. Pester Lloyd. T­ USIETNEEUENETERE NEE Sur SCHI Telegraph. Depefde­d. „Wester Lloyd.“ IN Wien, 21. Leber. Die „Wiener Zeitung“ ent­­hält zwei kaiserliche Verordnungen vom 18. d., welche die JIsraeliten zum Besibe unbe­­weglicher Güter in Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Schles­ien, Ungarn, in der Moiwodschaft , im Banate, in Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen, im Kü­­­stenlande und in Dalmatien befeistigen. In Galizien, in SKrafau und in der Bukowina sind Diejenigen Ieraeliten, welche Untergymnasien, Unterrealschulen, Han­­dels-, landwirthschaftliche, Forst-, Berg-, oder nautische Schulen absolvirt haben oder Offizierscharakter haben, in Bezug auf die Befisfähigkeit gleich Den Schriften zu behandeln. Andere galizische Seraeliten sind vorläufig nur zum Besige derjenigen Realitäten berechtigt, zu deren Er­werbung sie bereits vor dem Jahre 1848 befugt waren; auch konnen sie wohl landtäfliche Güter, nicht aber Rusti= talwirthschaften pachten. & Die Details des neu zu emitti­­renden Ansehens, anlangend, — schreibt der Wiener Korrespondent im Frankfurter „Aftionar”, — bin ich in der Lage einige verläßliche Daten mitthei­­len zu können . Dasselbe wird jedenfalls die Form eines Lotterie Ansehens haben und wird die Höhe desselben eine solche sein, daß sie dem Staate den Nettobetrag von 180 Millionen zur Verfügung stellt. Der Emissionsprei­s ist noch nicht firirt . Die Offerten einiger in- und ausländi­­schen Gesp­ächte wurden zu hoch befunden, und sollten sich diese nicht nur in der siebten Stunde ermäßigen, so wird die Finanzverwaltung jedenfalls die öffentli­ch­e Sub­­skription vorziehen. Sie dürfte auf auf diesem Wege zum Resultate gelangen. Die Finanzverwaltung ist erbötig, eine jährliche Verzinsung von 6 pCt, zu gewähren, nur ist es noch nicht festgestellt, ob hievon 4 pEt, aus Zinsen und 2 pCt, als Gewinnste, oder 5 PEt, Binsen und S p&t,­­als Gewinnst­­rumme normirt werden. Außerdem sol der Spielplan einige verlockende Momente enthalten, wie sie bis fest noch keinem Lotterieunternehmen eigen waren. Man beabsichtigt sierma­­­ge Ziehungen im Sabre mit jedesmaligen Haupttreffern solcher Beträge, die gleichfalls bisher noch nicht dagewesen sind. — Die Verwendung der Gesammtsumme dieser neuen Anleihe sol zunächt der Begleichung des Defi­­sits im Staatshaushalte gewidmet werden, welches sich auf ungefähr SO Mill. beziffert. Weder die Verwendung des reic­­hien Betrages hat man hohen Ortes selbst noch seinen end­­gültigen Beschluß gefaßt: man schwankt zwischen der Ve­r­­minderung der Nattionalanleihe um jene Summe, welche die durch Aufhebung des Tilgungsfonds zu amprtifirenden 29 Mil, von den bekannten 111 Mil. übrig hießen, und der weiten Ab­sch­lagszahlung auf Rege­lung der Staatsschuld bei der Bank. Dog ist es wahr­­scheinlich, daß bei der Dringlichkeit, mit der das ganze wirth­­schaftliche Leben des Kaiserstaates auf die wiederhergestellte Solvenz der Nationalbank hinweist, sektere Maßnahme — nämlich die weitere­­ Kontozahlung an die Bank — eher senfftzen dürfte, als die minder­bringliche Deputtion der Nationalanleihe. Im Gömörer Seniorate haben sich, — sie Die amtlichen Blätter berichten, — die evangelischen a 2 SNARRA - Kirchengemeinden augsburgischer Konfession Bradn 6, Saat Dintrn, Kamorae, Dr­zesret und Chizingo bereits auf Grund des Allerhöchsten Patentes vom 1. Septemb. 1859 fonstituirt. R. Wien, 20, Teber, Wenn es unwirflich wahr ist, was übrigens nach Allem, was man vernimmt, sehr zu ber­zweifeln steht, Daß wilden Stanfrei und Sar­dinien wegen der Annorationsfrage Differenzen bestanden haben, so ist es jedenfalls gewiß, daß Dieselben gegenwärtig als ausgeglichen betrachtet werden müssen. Man wird sich hie­­von binnen Kurzem überzeugen, da man vernimmt, daß der Kaiser der Franzosen die Absicht haben sol, dem gefekge­­benden Körper, dessen Eröffnung bekanntlich am 1. März er­­folgen wird, die Annexion Savoyens an Frank­reich als fait accompti anzufü­ndigen. Von der Einver­­leibung Nr33a8 in Frankreich wird vorläufig seine Rede sein, hauptsächlich wohl, weil man den Widerstand Englands fürchtet. Dieselbe fol e­ft dann wieder zur Sprache gebracht werden, wenn der Vertrag von Plombieres in allen (2) fei­­nen Punkten realisirt sein würde. Auch Sardinien erhält die mittelitalienischen Länder bis dahin nur prontfortfert. Politische Anndsehau, 21. Februar, Anges­sichts der Mittheilung unseres Wiener R-Korresponden­­erscheint es von Steresse, den Inhalt eines Schreibens kennen zu lernen, welches der englische Gesandte in Wien, Lord Loftus, unterm 12. Dezember an Lord­­ Ruffeld­ gerichtet, dasselbe lautet: Mylord! In der Zusammenkunft, welche ich gestern mit dem Grafen Rechberg hatte, drehte sich die Unterhaltung um Venetien und ich fragte Se, Erzellenz, ob Oesterreich nicht die Verpflichtung übernommen habe, dieser Provinz eine nationale Regierung mit nationalen Institutionen zu geben. Graf Rechberg antwortete, es sei Feine Verpflichtung dieser Art übernommen worden und der Kaiser wirde niemals seine Einwilligung geben zu einem Beisprechen‘, welches ihn gegen irgend eine Macht bezüglich der Negierung eines TIped­es sei­­ner Monarchie verpflichte. Ich drückte nunmehr mein Erstau­­nen darü­ber aus, daß Oesterreich die Zeit, welche seit der Unterzeichnung der Präliminarten von Billafranca vertloffen ist, nicht bewust habe, um dem Benetianisschen eine Verfassung zu geben, welche den italienischen Staaten zum Muster ge­­dient hätte und welche, indem sie die Venetianer befriedigte, das sicherste Mittel gewesen wäre, jede Animosität gegen die österreichissche Regierung zu beseitigen. Graf Rechberg ant­­wortete, er sei dies nicht nöthig. Das Prinzip der Wahl sei im Benetianisehen weiter durchgeführt als in irgend einem andern Theile Stalten’s, und die repräsentative Negierung sei auf breiter Basis in Wirksamkeit gerecht; es gibt z. B. eine gewählte Munizipalität, gewählte Provinzialstände und eine gewählte Konsulta, welche die oberste regierende Autori­­tät bilden. Er fügte hinzu, in ganz Venetien gebe es nur 87 Beamte, welche nicht Italiener seien. Wie fommt es dann, fragte ich, daß nach authentischen Quellen eine so allgemeine Unzufriedenheit und ein so tiefer Widerwille gegen die österreichische Herrschaft herrscht 2 Se. Erzellenz antwortete: Die Ursache ist sehr einfach, Wie Fün­­nen Sie hoffen, daß ein Bolt glücklich und zufrieden sei, wenn der Nachbarstaat unablässig thätig ist, um die Bevöl­­kerung zu revolutionären und zu verführen? Sardinien hat überall hin Emissäre geäehtet, welche Unzufriedenheit säen und Resolution predigen. An unserer Grenze hat er mehr­­ere Bureaus errichtet, mit beträchtlichen Geldsummen ver­­sehen, um die junge Bevölkerung zu verführen und unter die nationale Sahne einzureihen. Ich fragte Se, Erzellenz, ob

Next