Pester Lloyd - Abendblatt, September 1860 (Jahrgang 7, nr. 201-224)

1860-09-17 / nr. 213

Veontag, 17. Septemb. Nr. 218: eft, 1860. (Die einzelne Nummer Eostet 3 Er. 5: W.) Abendblatt as Pester Lloyd. ‚Telegraph. Depeschen­d. „Wester Lloyd“. Turin, 16. September. Das Parlament is auf den 2. Oktober einberufen worden. Beirut, 9. September. Mufdar Ahmet Aga, die Obersten Dosman Bey und Abdul Selm Bey, die zu Hasbeya und Deir­ el-Samar kommandirt hatten, und meh­­rere andere Offiziere sind in Damaskus erschoffen worden. Politische N Rundschau, 17. September. Eine Züriner Depesche vom 14. b. will wissen, der König tanz II. habe Gaeta­no nit verlassen, sondern daselbst ein neues Ministerium gebildet, in ‚welches Bar­son Carbonelli und General­ Casello reingetreten, — die Revolution schreitet gleichwohl in’ Neapel wie im Kir­chenstaate konsequenz vorwärts, und weder Cavour noch Garibaldi raffen uns länger über ihre ASsichten in Zweifel : Die piemontesische Flotte bleib­t, — wie die , N­' melden, — fest dem 14. b. Ancona, wo Lamoriciere eine S­tadt liefern will. Die Zitadelle von Ancona, wird berichtet, liegt auf­ dem Berge Artagno, der 315 Fuß über die Meereshöhe sich erhebt; die Stadt felbet Liegt am Berg­­abhange und dehnt sich bis zur See aus, umgeben von Hü­­geln, von denen, ber Montagnelo und der Monte Guasco (bei Cappucini) die höchsten sind. Die Ostseite dieses­ Iegie­­ren Berges ist von einem Theile der Stadt Hededt, die sich in Ellenbogenform (daher der Name Ancona) nach dem Ha­­fen hinzieht. im Sabre. 1859­ unternahmen die Oesterreicher gewaltige Rettungsbauten, welche sie nach ihrem Abzuge nebst einem großartigen­ K­riegsmaterial dem­­ Papste überliehen. Seitdem hat Lamorichere noch­­ mancherlei Berbefferungen an­­gebracht. Die Zitadelle gilt für sehr Hark, hat aber den Lehler, daß sie seine flarfe Befabung fallen kann und bas die Magazine sehr klein sind. Die „‚Nationalitss‘ melden, dad türzlich in Ancona, auf­ 30. ungeheure Kisten aus Rom mit der Aufschrift „Militärfachen‘‘, eingetroffen seien, men sermuthe jedoch, daß biese Kisten nicht Bomben und derglei­ Sen enthielten, sondern Kostbarkeiten, die dem Papst und den Kardinälen angehörten. General Fanti soll mittels eines Generalstabspffi­­siers von Lamoriciere verlangt haben, daß er die Inforgirten Städte sich frei aussprechen lasse. Lamomietere habe erwiedert, er wolle darüber nach Rom berichten. — Gleichzeitig wird aus Rom vom 13. berichtet : Gr. Dela Minerva, der das piemontesische­ Ultimatum überbrachte, wurde vom re­­ichen Hof nit empfangen. Man erwartet die große Er­ommunik­ation gegen Piemont, der Papst und der größte Theil der Kardinäle sind entfahlossen , lieber zu steiben als den Rechten des heil. Stuhls etwas zu verger­ben. Kardinal Antonelli wird eine Dentschrift an die Mächte richten, in welcher er auseinanderfegt, daß der Eintritt von Freiwilligen in das päpstliche Heer, über den Diemont sich befrage, In den Rathk­lagen Frankreichs und Oesterreichs seinen Grund habe, da diese Mächte nach dem Kongreß von 1856 auf der Bildung eines päpfilichen Heeres bestanden hätten. « Garibaldi erklärt in seiner Profilamation an das negypolitantióe Heer: „Italten, die Reste feiner gefseln mit Füßen "treten­ , weist uns den Weg der Ehre nach Norden“ Und die französlige „Datrie" vom 15. berichtet: Die neapolitantsie Armee wird auf 150.000 Mann ge­bracht. Nach Vollendung ihrer Organisation werden die Operationen für die H­erstellung der Einheit Italiens bis zur gänzlichen­ Vollendung verfolgt werden. Hermann wird die neapolitanische Flotte befehligen ; fünfzehn große Barken (chalands) zu Landungen werden gebaut. Die „Patrie“ bemerkt hierzu : Dieses Zeuge von der Wichtigkeit der Operationen im apriatischen Meere und mag Garibaldi Nichts vernachlässige, um seine Pläne auszuführen. — Das bereits erwähnte Cavoursche Me­­morandum will freilich die Wahrheit noch nicht ganz eingestehen ; in demselben heißt es unter Anderem : „Unglüc-­licherweise bei der GriechensfähT auf von BillafrtancaPDenetien und­ Desterreich. So lange dies dauert, wird Europa keinen bauern­den Frieden gewiesent; in Italien wird stets eine mäch­­tige Quelle der Unruhen und Revolutionen verbleiben, und träg ‚der Anstrengungen aller Regierungen, unaufhörlich der Ausbruch des Krieges und­ der Empörung im Herzen des Kontinentes drohen. Aber diese Lösung will Piemont der Zeit überlassen. Europa, wohlsympathiserend für Benetton, wünscht den Frieden Piemont wird diesen Wunsch. Klugerweise respektiren.” — Wenn dies Etwas bedeuten soll, so ift es, da dies abermals Garibaldi sein dürfte, der die Kastanien aus dem Feuer zu holen hat, während Cavour Frieden im Munde trägt. Der Korrespon­­dent des „Konstitutionnel” schreibt denn au­cn Betreff der Bolfsopffimmung auf Stzd­ten, welche der fanntlich am 15. September stattfinden sollte: „Es scheint recht , daß­ Garibaldi dem Pro-Diktator Depretis , der natür­­ich nicht zu widerstreben wagt, Gegenbefehl hat zusommen lassen.. Garibaldi behauptet nämlich, seine Mission gehe erst in Rom und Venedig zu Ende, und will sich der Hilfsquel­­len, die ihm das Königreich beider Sizilien bietet, bedienen, um den Zwed zu erreichen, den er nie­ erlangen künnen würde, wenn durch die sofortige Annerton ihm jede Treiheit des Han­­delns benommen würde.‘ Und gewiß wird Sardinien dem Fürgehen Garibaldi um so weniger Schwierigkeiten­ bereiten, als der Zorn Napoleons es nicht zu frreden scheint. Die ,D Hp ie nione‘ von­ 15, b. bemerkt, nämlich: aber die Abberu­­fung Zalleyrand’s + Dieselbe »bedeute seinen d­ipylomatischen Bruch. Frankreich, welches an der Entwicklung Staliens, so seor betheiliget ist , und ein so­­ gro­­ßes Recht auf Staliens Anerkennung hat, wollte durch diese Maßregel bi­s die Verantwortlichkeit für Piemonts Politik gegenüber dem Papst von sich weisen. Frankreich müse wün­­schen, daß Stalten jenen Einfluß­ bewahre, zu dem es ihm verhelfen. Die Ansichten beider Regierun­gen können nicht bivergiren. Piemont habe Verpflichtungen gegen Italien, welche Frankreich gewiß achtet, dnch an Detailberichten aus Neapel fehlt es Heute nit : So schreibt zunächst der Korrespondent der „times unterm 6. September “ , Der Entschluß , dem Palatte seiner Ahnen den Rüden zu kehren, wird dem König feiwerer denn je — nun es sich nur noch um Stunden handelt. Seine Generäle hatten gestern eine Audienz und erklärten ihm, was er gestern von der Flette hören mußte, daß Se. Maj. auf seine Truppen nit länger rechnen könne. Darauf fljicte der König nach den Chefs der Nationalgarde und redete sie in fo­rűhrender Weise an, das Einigen von ihnen die Thrän­­nen nahe waren. Er kaufte ihnen für ihr­ Betragen um sagte, er habe Befehl gegeben, die Stadt nicht zu beanzupi­gen. Er verlangte schließlich vom Ministerium einen Krat von 260.000 Dukaten zur Erhaltung einer Garnison mit 8000 Mann in Gaeta. Ob er ihn erhalten wird, ist ein andere Trage. General Pianelli, der loyalste und frei­­müthigste Diener des Königs, ist von ihm gestern des Bere­zaths beschuldigt worden und ausgetreten, Wären, feine Szt szemes EE — —

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