Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1860 (Jahrgang 7, nr. 226-252)

1860-10-20 / nr. 242

nn­­ Schreibens-da­ der Oberkommandent der Land-und Sees­truppen in Algerien,der General Martimokey,an seinen Präsidenten richtete. In diesem Schreiben drüht der General in Höchst energischer Sprache seine Unzufriedenheit darüber aus, daß der Präsident es gewagt hatte, den Wunsch laut werden zu lassen, mag die arabischen Steuern in derselben Weise erhoben­­ würden, wie die französischen Grun­dsteuern. Dem Schweizer Bundesrat heist eine fran­­zösissche Note zugestellt worden, in welcher über eine abermalige der französischen Flagge und einem französischen Unterthan unter ähnlichen Umstän­den, wie bei dem bekannten früheren Borfalle, angethane Beschimpfung Beläwerde geführt wird. Frankreich dringt auf eine Untersuchung, auf Bestra­­fung der Schuldigen,, als die ihm gebührende Gatisfaktion. Der Bundesrath hat die Note den Behörden des Kantons Waltz mitgetheilt, und diese haben bereits eine Untersuchung eingeleitet. Nach einer Medersicht der seit dem Jahre 1830 flottge­­habten russischen Vermögensfonstsfatio­­nen beriefen sich Dieselben blos in den westlichen Gubernien Kiew, Grodno, Minsk, Podolien, Mobile, Wolhynien, MWitenst, Wilns) auf die ungeheure Summe von 311.182,000 Gulden poln. Tut Michael hat eine ausgedehnte Amnesie erlassen, in­folge deren bereits mehrere der angesehensten Ek­listen. Darunter Herr Crrobarac, ge­wesener Justizminister, Herr Alera Sankovic, gewesener Senator, Ritter Smnezenic nach Belgrad zurü­ckgeführt. Berner hat der Fürst 300 Duka­­ten aus Eigenem angewiesen, um in Belgrad die Verbindung der oberen Stadt mit dem Savetheile herzustellen, da der bisherige Ausgang sehr steil und Äußerst unbequem gewesen is. Ebenso bat, — wie der Korrespondent des „Wand,’ schreibt,. — der Fürst der Belgrader Stadtgemeinde 30,000 Dufaten zu 3pCt, Überlassen , um ihre Gemeindeausgaben zu beten. Noch freigebiger war der Fürst gegen die Landesre­­gierung, welcher er 50,000 Dufaten ohne Interessen zur Vers fügung stellte, wie man glaubt, gegen seinerzeitige Rückzahlung. Neber Walker Liegen fest in den Newyorker Blät­­tern ausführliche Biographien vor. Willem Walker, — sagt die „Staatszig,", — wurde von schottischen Eltern zu Nafpuise, Tennesse, im Jahre 1824 geboren, widmete­ sich als Süugling erst der­­ Rechtsnwissenscaft,, sodann der Medizin , bereiste Europa, kehrte 1850 von da zurüd und gründete in New-Dorleans eine Zeitung, in welcher er gegen den damals in Süd-Amerika vorherrschenden STlibustiergeist schrieb. Im Jahre 1851 übernahm er ein Blatt in St. Franzisco und änderte hier Hlöglich seine Meinung ; er machte sich im Jahre 1853 zum Bührer einer Schaar von 53 Flibustiern, welche im nördligen Mexiko einfielen, die Stadt La Boz eroberten, eine Republik Unter- Kalifornien gründeten und Walker zum Gou­­verneur derselben macgjten. Bon den Mersfanern bald vere­lagt, wurde er zwar vor das Distriktsgericht der Vereinigten Staaten wegen Verlegung der Neutralitätsgesebe gestellt, jer­be freigesprochen. Bon nun an it sein Leben eine Reihe verunglückter Unternehmungen gegen ZentralAmerika, wobei er zwar die Kühnheit eines Streibeuters, niemals aber die Fähigkeiten, eine militärische Expedition zu Leiten, erwies. Sole Expeditionen waren­ im Jahre 1855 gegen Nicaragua, wo er bis zum Mai 1857 als Kommandirender General und sodann als Präsident eine Rolle spielte, vieles Elend anrich­­tete und endlich von der Regierung der Vereinigten Staaten selbst gezwungen wurde, das Land zu verlassen. Er hatte sich als ein ungeschicktes Werkzeug be­wiesen. Noch in demselben Jahre unternahm er dennoch einen neuen Fiibuftierzug, wurde aber bald beim Beginn der die amerikanische Regierung abermals angehalten und nach Hause geschafft. Bei dem dritten, durch das Scheitern der „Susan” bekannten Zuge gegen Zentral- Amerika imiderfuhr ib dasselbe durch die Engländer ; sein vierter und legter Fretschaarenzug war nun der, welcher mit seinem Tod dei­ Truxillo geendet hat. Lieber dieses lobte Ereigniß äußert die „‚Staatszeitung‘‘ : „Walter hat an auf diesem legten Zuge den größten Man­­gel an Klugheit, Bereinung und Gewissenhaftigkeit bewiesen und die ganze Unternehmung war so verkehrt von ihm einge­­bettet worden, daß nur ein so durch und dur von Shufionen verblendeter Mann, wie er, an ihren Erfolg glauben konnte. Er wird indessen, wir sweifeln nit daran, wie ein muthiger Mann, wie ein Amerikaner von echtem Schrot und Korn ge­­froschen sein; ein Mann, der in der Unternehmung aller die­­ser Expeditionen so große Kühnheit be­wiesen hat, wird an dem unvermeidlich gewordenen Tode Jed in’s Auge geblicht haben. Wie hiesige persönliche Freunde von ihm meinen, hätte er sich dadurch , dag er die Vermittelung des englischen Commodors angenommen und unter dem Beisprechen, für immer seinen Plan auf Zentralamerika entsagen zu wollen, um Pardon gebeten hätte, retten Tannen; wir bezweifeln dies indesfen­s; einmal in der Gewalt eines Generals des grausamen Präsidenten Guardiola war ihm der Tod gewiß und die Enge­länder, die durch sein heimliches Entwesen aus dem Fort Truriflo, mit dem er ihre Aufforderung, sich unter ihren Sang zu begeben, beantwortet hatte, erbittert worden zu sein seinen, haben ihn Hödin wahrscheinlich nur deshalb den Behörden von Honduras ausgeliefert, damit endlich einmal an diesem in der That unverbesserlichen Sretbeuter ein Eren pel fiatutst würde. Das Nähere darüber wird bald befannt werden. Zu wünschen wäre nur, das auch wirklich mit dem Tode Walker’s ein warnendes Beispiel aufgefellt worden; man möchte es jedoch fast bezweifeln, wenn man schon feßt wieder biesige Blätter, nachdem sie erst einige Tage vorher Walker auf's Entschiedenste verdammt haben, mit der An­­regung zu Invasionszügen gegen Mexiko und Cuba hervor­­treten sieht.’‘ Walker hat, wie die „Montgomery Mail“ erzählt, vor seiner Hinrtäpfung wiederholt versichert, die französische Regierung habe ihm ihre Unterfragung zugesagt, für den Ball, daß er in Nicaragua festen Fuß fallen könne. Er hat ferner versichert, es habe awifcgen ihm und besagter Re­gierung ein festes Webersinsommen bestanden, daß, Wwoferne er ein Sklavereigefeg in Nicaragua zur Geltung bringen könne, die französische Landelsmarine so viele Sklaven dahin einführen würde, als es sich nur verlohnen könnte. Auf die Frage, „ob Kaiser Napoleon diesen Plan gebilligt habe“ er­­wiederte Walker aufs bestimmteste : , da wohl if Die Mei­­nung des Kaisers Darüber eingeholt worden, und ich habe Garantien oder doch Zusagen, die dieser gleichkommen,”’ — Ein Telegramm aus Neuorleans meldet, bat der Komman­­d­eur des britischen Kr­iegssgriffes „Sla­­diator”, welcher die zersprengten Genossen Walfer’z von Honduras herübergestaut hatte, am 29. in einer Schenke durch einen Freund Walker’s zu Boden geschmettert wurde, ein Bor­fall, der große Aufregung verursachte.­­ Wien, 19. Oktober. Die heutige Borbörse ver­­fehrte, ungeachtet der niedrigeren Pariser Kurse, in freundlicher Stimmung. Die Börse selbst behauptete mehr eine zu mar­­tende Haltung. Die Tagespapiere waren Anfangs in Folge von Realisirungen Seitens der Spekulation matter , bete­­sigten sich aber später wieder. Grundentlastungsobligatio­­nen, namentlich­ ungarife und siebenbürgige, waren zu­­meist begünstigt und gingen neuerdings höher. Auch Anle­­henslose wurden mehr verlangt, ebenso wurden auch einige Gattungen der Kleinen Privatlose besser bezahlt. National, Met., Bantatt, fehe fe, der Verkehr jedoch beschränkt. Dampfsaiffakt, unverändert, Devisen und Komptanten je gestern, Schluß­felt , Kreditaktien 171,70-80, Nordbahn 1842-43 , Stantsh, 257— 257,50, National 75,80—76, Berlin, 18, Oktober, 5pEt, freiw. Anl. 101, pCt, Metalliques 48 , Wien 74, 1854er £ ofe 651%, Nationalanl. 56", österr. S tantsh. 1271, Kreditaft, 62 °/.. Amsterdam, 18. Oktober, Dort verzinsítáj 681/,, 5p&t, Metall, 449/,, 21,PEt, Met, 244, Wien 86, Natige­nalanlehen 52 °/ı, Frankfurt, 18. Oktober, Sperz, Met, 46, Alypery, Met, All, Neueste Líterre Anl, 66%, Wien 87Y,, Banf­­astien 666, 1854er Lore 64, Nat,­Anl, 55, Staatsbahn 227, Krebitaft, 147Y London, 18. Oktober, den ?/. Silber 61 °/ı, Berantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher, Shlußfonfols 927%, Lombar« emezt Schnellpfeffendeud von Emil Müller, Dorotfengasse Mr. 12, Per, 1860, — Berlag der Bester Slopbgefelfihaft,

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