Pester Lloyd - Abendblatt, November 1860 (Jahrgang 7, nr. 253-277)

1860-11-02 / nr. 253

· (Die einzelne Rummer Kostet 3 Er. 5. 8.) Abendblatt; Pe. Freitag, 2. November. Nr. 2687 = Se. Maj. der Kaiser wird am Samstag von SIHL wieder in Schönbrunn eintreffen. Ihre Maj. die Kaiserin wird dem Vernehmen nach in der Mitte des Monates November eine mehrwöchentliche überseeische D Badereife, wie es Heißt, nach Madeira, antreten. — Die Pferde, Wägen und ein Theil der Dienerschaft des Heren TZM. Nitter v. Benedet sind bereits in Wien angekommen, indeß sol das Erfranken des Türsten Liechtenstein Veranlassung sein, daß der Here FZM. noch einige Zeit in Ofen bleibt. — Frh. v. Mersery hat die Leitung des Polizeiministeriums übernommen. XWie wir erfahren,wurden gestern bereits bei InExzellenz dem Herrn Feldzeugmeister Ritter von Benedek über die Reorganisirung der Statt­­halterei Berathungen gepflogen.Dieselbe wird un­­verzüglich in Angriff genommen und noch vor Ablauf dieses Monates beendet werden.Bei Bestallung des Personales werden vor Allem die im Jahre 1847 angestellt gewesenen Statthaltereibeaakten in Betracht ge­­zogen. =Das.,P.N.«springt eine Erklärung von Tipa Kälmån,in welcher derselbe die Annahme der Bi­­harer Obergespanswürde ablehnt.Die Erklärung lautet: Erklärung:Mit der größten Uebmaschung sab ichsn der heutigen Nummer der,,Wiener Ze­itung«'meine Er­­nennung zum Biharer Obergespan,wemzufolge ich nichts ans deres tbun kann,als auf demselben Wege,auf welchem ich es erfahre,das heißt auf publizistischem,zu wissen zu machem daß ich dieses Amt meinens prinzipiengemäß nicht annehme. Pest,31.Okwl­er 1860. Tßahälmåm An weiteren Mittheilungen,die U­ngarn speziell berühren,liegen folgende­ vor- Zur Persönlichkeit des tiefsen Tavernicuz bei Herrn Georg v.Majlath,bkmexkt dt­ r·Wand.«:An Glastizi­­tat die Genies,an Schärfe der­ Logik,an Gewandtheit im Ausdrucke und das wohl das Wichtigste ist,an gründlichek Kenntniß der ungarischen Verhältnisse hatte Heik von Maj­­lat v im Reichsrathe kaum einen Rivalen.In vormärzlicher Zeit war er Avministmtorves Baranver Komitatee und schloß sich ih­mzen der konservativen Parteien­ jedoch ohne die Prinzipien derselben bis in die äußersten Konsequenzen zu verfolgen,in einzelnen Fragen sogar mit der liberalenspartei Dand in Hand gehend.­—Den Skizzen des»Frischr.«-über die neuen Obergespane entnehmen­ Nikolaus Somi­­st’ch,Vater des Paul Somisich,ist ein Greis von 80—90 Japk­n,aber frisch,kräftig und lebhaft-ein Veterane­r Opposition—-viel Geist,große Kentnissez-—Baron Lud­­wig BaV,Bruder des ungarschen Kanzlers,reformirt,stand immer in den vordersten Reihen der Opposition, der seine großen Talente wohl zu flatten kamen . — Graf Lulius Andraffy war Obergespan unter der ungarischen Mer­sterung im Jahre 1848, wurde im Hochsommer desselben Jahres von Ministerium Barthyanyi in Diplomatischen Auf­­trägen nach Konstantinopel gesendet und blieb daselbst bis nach der Revolution, sodann ging er nach dem Westen Euro­­p 46 und weilte namentlich in Paris fast acht Sabre. Ers im Jahre 1858 sehzte er heim, — KazinezH ist reformirt und ein Neffe des unsterblichen Dichters, dessen Monument in neuester Zeit auf dem Friedhofe von NIE errichtet wurde. Tu Yaul&Interházy wird sich dieser Tage nach Oedenburg begeben und eine Bereifung des Komitates vornehmen. Wie die „Wien, Ztg.“ berichtet, haben Ge. Mar jefät den Präsidenten des Eperieser Oberlandesgerich­­tes, Ignaz Ritter v. Strett, zum zweiten Präsidenten des böhmischen Oberlandesgerichtes zu ernennen, — dem f­a" fe all­er Landesgerichtspräsidenten, Wilhelm Schweid­le­r, die angefachte Niederfegung zu dem L­andesgerichte in Troppau in gleicher Eigenschaft allergnä­digst zu bewilligen gerußt. politische Lundschau, 2. November, Ueber das Treffen vom­ 29. Wiegen noch seine weiteren Details vor — do scheint die Niederlage der P­iemontesen nicht so arg­ gewesen zu sein, wie es nach der Depesche den Anschein hatte, da aus Neapel vom 31. tele­graphirt wird : „Viktor Emanuel ist an den Carigliano gegangen. Capua wird von Caribaldi belagert und bombardirt" Ia, Thon nag dem Treffen bei Sfernia sol man in Capua die Parlamentärflagge aufgezogen haben. „Es ist unmöglich — schreibt der „Cort. Merc." — daß dieser Plab,der täglich enger eingeschlossen und doch imposante Maffen bedroht wird — noch lange widerstehen kann." Was die Haltung Sranktr­ei­de anbe­­langt, so meldet der „Messager Du Midi" vom 27. Ok­­tober : „Das piemontesische Geschwader bombardirte das zöniglicherlager in der Mündung des­ Carigliano. Der französishe Admiral entsendete eine Fregatte, um das Seuern einzustellen. Der piemontesische Ad­­miral 308 fid unter Bedauern über die erhobene Pro­testation surűd und fehete nach Neapel zurück." Webri­­gens Art, Pariser Briefen zufolge, der französische Admi­­ral Barbier de Tinan durchaus sein französischer Ge­schäftsträger bei König Franz, wie es Brenner gewesen, der ohnehin noch nicht faktisch abberufen ist, sondern hat nur die Bollmacht, dem Könige von Seeweg zur Flucht offen zu halten. Den Detailberichten aus beiden Deerlagern am Bolturno und Garigliani entnehmen wir Nachstehendes : Der „Nazionale“ enthält aus Sfernia vom 23. folgende Origi­nalkorrespondenz : „Die Stadt wird von einer langen, fomalen Straße durchzogen, welche jene ungefähr in zwei gleiche Theile scheidet. Da bei dem legten Kampfe die Neapolitaner Miene machten, diesen Hauptzugang der Stadt zu verscheidigen, so befahl General Cialdini dem Bandherrittmeister Montiglio, den Feind in der Straße anzu­­greifen. Die Kavallerieharge wurde so glänzend ausgeführt, das den Piemontesen bei dem ersten Angriff eine neapolita­­ne Batterie nebst 200 Gefangenen in die Hände fielen. — An den Straßen fand man der feldjname ermordeter Weiber und Männer, welche der Wuth der bourbonischen Feinde zum Opfer fielen. Die Bewohner hatten fast alle seit mehreren Tagen die Stadt verlassen und iraten, von Allem entblößt, in den benachbarten Gebirgen umher. — Die legte reaktionäre Bewegung ging Hauptsächlich von den Familien Merogito und De Sellis aus, welche den Pabel gegen die­­ ide­ale Familie Sadozzi zu den fjenflicíten Berbrecjen aufftaegelte., Ein Sohn ver Yebteten, ein hoffnungsvoser junger Mann von 21 Jahren, wurde auf das graufamile ere H­­eft, 1860, mordet, nachdem ihm früher die Unmenschen mit glühenden Messern die Augen ausstachen. Nur die gleifalls liberale Familie CL­aurelot konnte sich durch sehr bedeutende Geld­­opfer vor der Radewutb der bourbonischen Truppen und ihrer Afftlik­ten retten. General Cialdini it im Haufe der Familie Laurelli abgestiegen.‘ König Bikd vor Emanuel sol­lem Minister S­a­­int DBefrhl gegeben haben, alle Greuelthaten der bourbo­­nisgen Truppen in Sfernta erblich und protokollartich feststellen zu hasfen, um darauf­hin den europätigen Mächten en Memorandum überreichen zu können. Die "Oazzettadt Gaeta" vom 17. meldet: „Bestern Morgens hat im hiesigen Hafen die französische Esfadre — bestehend aus dem Liniendampfer , Bretagne­, aus der Schraubenfregatte , St. Louis‘ und den Korvetten „Descartes und ‚­‚Mouette”’ — unter dem Befehle des Vize­­admirals Barbier de Tinan — Anker geworfen. Diese Schiffe, welche von Neapel kamen, begrüßten unfern Hafen mit den üblichen Salutschüffen, welche von der küniglich neapolitani­­fen Fregatte , Sartenope" und der spanischen Pirofregatte, die sich hier befindet, sofort erwiedert wurden. Der französische Vizeadmiral war kaum ans Land gestiegen, als er um eine Audienz bei Sr. Majestät dem Könige nachhsuchte, Die ersterem an eine Stunde nach seiner Ankunft gewährt wurde,’ — Man s­reibt aus Marseuille vom 27. b. M. : „Es sol­­len hier zwei höhere Tönigli neapoltitanische Offfiziere aus Gaeta eingetroffen sein, m Ihe ber­auftragt wären, für Rechnung der königlichen Regierung bedeutende Duantitäten Blei, Gußeisen, Saliter so­wie fer­­tige Munition anzufaufen. Gelbstverständlich wird bei diesen Einläufen von den Dabei Betheiligten das größte Infognito beobachtet, und man versichert aug, Daß fon mehrere Schiffe mit diesen Kriegsvorräthen beladen, nach Gaeta gemiethet sein sollen.‘ Sonder, Unttattal­ana'!esen wir ein Schrei­­­ben mehrerer spanischen Offiziere, welche in der Armee Garibaldi’s dienen und die gegen die Angabe des „Nazionale” protestiren, daß die spanischen Kriegsfájiíie vor Gaeta dazu bestimmt seien, gegen die Freiheit Italiens Par­­tei zu ergreifen. Der Brief fließt mit den bemerkenswer­­then Worten : „Es wäre ein ewiger Schandfled für Die ta­pfere spanische Marine, mit den Bourbonen gemeinschaftliche Sache zu machen ! “ Einen opnlihen Protest enthält auch das neue neapolitanische Journal , 37 popolo d’Italia‘ (mazzinski f.) von dem spanischen Demokraten Kimenes, dem Berichterstatter des republikanischen „EI Porvenir‘‘. — In E Civitavecchia hieß es, daß dort am 24. ein Cour­­zier des Königs 9. Neapel angekommen wäre, um dem Napfte Diperßen von Franz II. aus Gaeta zu über­­bringen. Man­ch auch willen, daß es in Gaeta an Pul­­ver zu mangeln beginne, und die päpsliche Regierung meh­­rere Munitionstransporte nach jener Wettung gefehtet hätte. In der „Bazzgetta uff, bt Gaeta" vom 13. b., welche uns heute auf Umwegen angeht, befindet sich ein­önigliches Dekret, welches den D­ezissen von Mola, Sora, Pedimonte und Benafro eine Kriegssteuer­ von 500.000 Ducati auferlegt, welche binnen zehn Tagen von den Outs befigern, Inbustriellen und Negozianten aufgebracht werden sollen­ . Das Geld’ — heißt es ferner ín dem Defrete — for dem Zivil­ommissar Marshal Scotti abgeliefert werden, welcher angewiesen sei, den Kontribuenten Bons auf das Königliche Schagamt in Neapel auszustellen, welches erstere nach der Herstellung der legalen Ordnung sofort eine Yösen würde. Der bourbonische Generalfaffter Scottt if aber bekanntlich von Cu­ardini bei Sfernta gefangen wor­­den. Das berührte , Defret" ist von den Ministern Trancesch Casella, Leopold del Re, Cav. Pietro Ulon und Baron Carbonelli unterzeichnet. Zu Abstimmung vom 20. und 21. 9. Mm. sind noch folgende Details von Interesse : In Neapel haben die F­üchtlinge in sehr auf­­fälliger Weise ihr Votum abgegeben. Baron Poerto be­gab sich von einer großen Menge umringt auf das Stadthaus von Monte Ofiveto. Hr. Spavgenca stimmte auf dem Monte Calvario unter großem Zulauf: Er reichte der bekannten Sangiovannara den Arm. Es wurde dieser Heroine wegen ihrer mannhaften Shaten von dem Präsidenten der Munizi­­yalität ausnahmsweise die Gunst gefaslet, einen Stimmzettel abzugeben. Sie hat unter dem Jubel des Bolts ein Sa in ÉTÉ ESZSEKSES a.­nn. Er

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