Pester Lloyd - Abendblatt, November 1860 (Jahrgang 7, nr. 253-277)

1860-11-08 / nr. 258

brauche­,oder ob dieses erst nach Abschluß des Kontraktes erlaubt worden sei,erwiederrichten.Mein ursprüngliches Offert hat auf weiß gebleichte Waare gelautet.Als ich aber vorgestellt hatte,daß der Stoff,wenn er nicht ganz weiß gebleicht zu sein brauche,haltbarer werden könne,habe ich mit Zustimmung des Armee-Oberkommandos neue­ probiert anfertigen lassen..««—P.:Welche Verfügungen haben Sie zur Ausführung der übernommenen Lieerung getroffen. Waren Sie in der Lage,die Waare selbst zu erzeugen?— R.:Meine Absicht bei dieser Lieferung war,die Waat­ von anderen Fabrikanten liefern zu lassen und diesen selbst die Garne zur Fabrikation zu liefern.in Folgedessen trug ich meinem Geschäftsleiter Krumbholz auf,auf nahezu 70.000 Stück zu bo­llen abzuschließen;dieser war aber größerespars­eien abgeschlossen.—P.:Wurde bei Zusammenkunft zwischen ihnen und Krumbholz etwas­ von dem neuen Projekte ver­­handelt?—R.­Daß wir uns zu vemeecke zusammenge­­funden,um eine Abrede zu pflegen,wie die Anflage sagt­ ist nicht wahr.Krumbholz hat seine Schuldigkeit gethan,indem er mir diesproben nach Wien gebracht hat.Mit der Ueber­­nahme so großer Geschäfte sind auch große Risiken verbun­­den,ich mußte mich mit ihm also besprechenzich kann aus meinen Büchern nachweisen,daß ich indes­ Zeit von 4 Mo­­naten 46003tr.Baumwolle gekauft,das läßt sich nicht briefi lichthun,was will besprochen werden..3quingsten hat Krumbholz gewußt,mich ruhig zu finden,und deshalb ist er nach Wien gekommen.—P.:B­elche Instruktionen haben Sie dem Krumbholz gegeben,bezüglich der feinen Nummern desGahns­ ob Nr.18 oder ls zu verwenden sei.—R.: Ich kann den Beweis liefern,daßt zur Nr.1s genommen wurde,und meine Kortespondenz», ergibt dies.—P.­Sie sagten,bei diesen 80,000 Stück hatten Sie schon ursprünglich an die eigene Weberei gedacht.Mit welchem Antheils R.: Ursprüngli nur 10,000 Stück, eine Erzeugung von vier Mo­­­aten, Die anderen 70,060 Stüd hätten durch Krumbholg an die Subkontrahenten übergeben werden sollen. Dieser hat aber 84,500 Stüd angefäafft, was ein­ Fehler oder vielmehr ein Beziehen gewesen wäre. — 9.: Das scheint mir doch bei deutlich, — R.: Namentlich für mich in seinen Folgen. — Richter erzählt ferner auf Befragen, das er im September in seine Fabrik gekommen sei, und dort mit Krumbhols Rüd­­sprache genommen habe, und auf die Frage, ob Krumbhols fhon damals Aufträge, zu rebusiren, hatte, erwiderte Mich­ter: „Er mußte es von selbst, da er zu viel­ abgeschlossen hatte. Ich glaube, ich habe ich darüber geschrieben, und wenn niet, so hat er doc die Pflicht gehabt, auf Die Re­duktion­ der Stoffe hinzuarbeiten, besonders da er dazu in der Lage gewesen, denn die Subkonirahenten haben den Lie­­ferungsvertrag nicht streng erfüllt, sondern haben später ab­­geliefert, als verabredet worden war. Er war in der Lage, nicht blos den größten Theil zu rebusiren, sondern hätte die Beiträge sogar auflösen können.“ 9. Hat Krumbholz Ihnen damals gesagt, das es ihm Schwierigkeiten machte , die Subkontrahenten zur Reduktion zu bewegen? — R. Es war gar keine Schwierigkeit, die Subkontrahenten waren lauter, gute Freunde, denen ich die besten Dienste geleistet. Ich konnte mich nicht selbst mit der technischen Durchführung der Sache befallen, und gab bespald Krumbholz den Auftrag, die Sade durchzuführen. — Richter gibt an, daß er zwar wirklich bei dem Oberkommando erklärt habe, er könne seine Reduktion vornehmen, daß er aber sich vorbehalten habe, in anderer Art einen Ast der Loyalität zu vollziehen. Er wollte nämlich Die Subkontrahenten zu einer Reduktion bewegen lassen, indem er si­cher Ueberzeugung hingab , daß ihnen durchaus Fein Schaden daraus erwachsen werde, und dann dem Aerar eine Barsumme nachlafen. Eine Reduktion sei auch schon deswegen nothwendig gewesen, weil man die Wanne nur nach Stüden, sondern nach Ellen über­­nommen habe. Es waren­ 80,000 Stüd vorhanden, und nur 77,000 notwendig , um vier Millionen Ellen zu liefern. Er habe sich auch durch Bayer bewegen haffen, 200,000 Ellen von jungen Anfängern zu­ übernehmen, und seine nachweisen, das er dabei durchaus seinen Gewinn gehabt habe. — Der Staatsanwalt befragt darauf den Angeklagten über die Karten der Ganz- und Halbbleiche gegenüber derjenigen Appretur, die Richter der Baare gab. — R. Ich habe die Ganzbleiche angenommen mit "a Er, per Ele. Die Halbbleiche fommt Ich kann jedoch den Beweis liefern, daß die die Appretur, wie gefottet auf die Hälfte. Zurichtung bei er sie ausführte Zappert und Smekal für , bei 32,000 Grad mid 22,000 ft, " « bat, — Die­ weiteren Frage des Staatsanwalts bestehen sich­­ darauf, dem­ Angeklagten nachzumelsen, uad die vor ihm durch­­geführte Appretur eigentlich nur eine Halbbleibe wäre, Nig­­ter stellt dies in Abrede. — St. Welche Mutter sind dem Armeeoberkommando gelegentlich des Vertrags vorgelegen ? — R, Die von Schroll, — St. Alfo waren die Mutter von Schroll Grundlage des Vertrags? — R, Nein, sondern die­som 26. Sul, — St. Warum ist Schirmer Bitth­oj bei Ihnen eingefäh­rten um die Abnahme jener 200.000 Ellen? — R. Sc bitte, biese Trage von Bayer beantworten zu lassen, ich bitte ihn zu fragen, wie dringend er mich gebeten, diese jun­­gen Anfänger mit ihrer Waare nicht figen zu lassen. Der Staatsanwalt glaubt, daß in dem ganzen Vorgange nur ein Beleg für ein monopolisii­äres Bestreben des Angeklagten zu finden sei , und er meint, daß fi tiefer Kauf dadurch am besten ilufiitze , das er Die Waare für 20 Kreuzer per Elle gegen einen opergentigen Skonto - Abzug bekommen habe. Richter gibt in einer längern Auseinanderlegung nur zu bedenken, daß diese Waare im Suft verfauft wurde, mit­­hin zu einer Zeit, wo die Deviren bereits auf 120 standen, während sein Kontrakt mit dem Armee - Oberkommando und die höheren Preise in eine Zeit fallen, wo die Devise Lon­­don Über 140 fand. Was nun die Bemerkung, daß er die Baumwülllieferungen monopolistisch betrieben habe, betrifft, so erlaube er sich vor Allem auf ein Berzeichniß von verschie­­denen Sabrifanten gelieferter Stoffe hinzudeuten. Aus diesem Berzeichnisse werde man­ den Beweis finden, daß vom April bis Mat­son Anderen: 1,800,000 Eilen Stoff geliefert worden sind, und dieses Verzeichnis, glaube ich, sagt Richter, thut am besten dar, daß ich Fein Monopolist war. Was nun die weitere von der Anklage vorgebrachte Bemerkung betrifft, als sei diesen Lieferanten Fein Weg offen gestanden, zur Lieferung zu kommen, so müsse er bemerken, das zur Zeit der Einbrin­­gung solcher Offerte ihm von einer solchen Konkurrenz nichts bekannt war. Man dürfe auch nicht vergessen, daß der Ab­­schluß jener Lieferungen in eine Zeit fäll, wo der Krieg am heftigsten entbrannte, wo die Kurt vor weiterer Steigerung der Baluta und die Besorgnis wegen der österreichischen Sie­lungen allgemein verbreitet waren, und wo die meisten Kapi­­talisten es vorzogen , ihr Geld in ausländischen Devisen an­­zulegen, als eine halbe Milion in ein solches Geschäft zu stehen. Er müsse auch weiter zu bedenken geben, daß nur durch die Hilfe der Kreditanstalt die ihm 32.000 Pf. St. eingekauft, es möglich war, zur Deckung von 10.000 Zentner Baumwolle, welche dem Auslande mit Silber bezahlt werden mußten, und für die in Österreichischer Baluta der Werth zu­rückerahlt wurde, solche riesige Einkäufe zu veranstalten: er wolle nicht sagen, daß Niemand dagewiesen ist, der gleiche Offerten gemacht hätte,aber das sei sicher,waß von allen Offerten keine den Verhältnissen entsprochen habe.Allerdings seien die Herren Ritter und Rittmayer,sowie die Hmen Stametz mit Offerten ist eingeschritten,allein diese seien im Mo­­nat November,mitbritzler Monate später,Angel-tachten­­der­ und außerdem Ware die Lieferung von vier Millionen­­ Ellen durch Ritter nach den Bedingungen,die derselbe in seinem Ossert aufstellte,erst nach zwei Jahren vollständig effektiirt worden.Er glaube daber,daß sie nicht im Stande waren,ihm am 4.Juni Konkurren Humachem St.­Ioh habe meine Aeußerung bezüglich des Monopols dahinverstanden,daß ich eine Tabelle besitze,aus welcher her­­vorgeht,daß Sie um diese Zeit elf Millionen Ellen mit ih­ Um Kompagnon geliefert haben.—R.(ein Verzeichniß einst legend):Dies Verzeichniß dürfte auch den Beweis führen, daß­ wenn ich auch das Meiste geliefert habe,ich dennoch der billigste Lieferant gewesen bim DiesVerzeichniß wird bewei­­sen,daß der Staat bei der Lieferung von diesen vier Millio­­nen Ellen 60.000 fl.erspart hat,nach den Durchschnittsprei­­sen,welche der Staat an andere Lieferanten bezahlte,daß er bei den 5090 Stück Leintücherstoffen,welche Schroll geliefert hat, ungefähr an 8000 fl. an dem bewilligten Preise ersparte ; das Berzeichniß wird ferner beweisen, daß die von mir gelie­­ferten 12.500 Elfen gegenüber den anderen Preisen 8000 fl. dem Staate ersparten ; dieses amtliche Verzeichnis wird end­­lich dorthun, daß die von mir empfohlenen Herren Hebieg und Hellmann um 10,000 fl. billiger geliefert haben , und schließ­­­ig, daß ich die bretteste Waare Lieferte , denn nach­­ Diesem amtlichen Verzeichniß ist nur mit einer einzigen Ausnahme mit 2912 300 Breite geliefert­­ worden. Ich glaube daher, daß dieses Verzeichniß von den Sacherständigen geprüft mie­den und für mich sprechen wird. — Auf die Trage fe Dertheidigers, Dr. Berger, erklärt Richter, daß art. Sunt der Vertrag bezüglich der A Millionen Ellen abgesch­­s­sen wurde, daß er jedoch auf denselben nur unter lan "e der unterm 26. Sunt allerdings erfolgten Bewilligung fetztes” unter dem 14, Sunt eingereichten Gesuches einging. — Dr. Berger: Ich bitte den Herrn Direktor, mir zu sagen, welche Provision Sie der Kreditanstalt für die 32.000 Pfp. St. ‚London‘ zusicherten. — R.: 4 Perzent vom Brutto­­werth, erstens dafür, Daß sie sie herbeigelassen hat, zu einer solchen Zeit in so ausgiebiger Weise mich zu unterflagen, dann in Berücsichtigung heffen, Daß ich als Hauptdirektor verpflich­­tet gewesen bin, sie an meinem Geschäft partizipiren zu haffen, nachdem ich ihr Kopf und Zeit verkauft habe. Zum­ Schluß theilt er auf Befragen des Dr. Berger mit, daß der Freiherr v Eynatten es war, der ihn mit den Worten : , Sie­ sind ja Baummollen-Industrieller, Ste miffen und Baummwoll­­stoffe Iiefern," zur Lieferung aufgefordert habe, Der Borsi­­­gende läßt hierauf den Mitangefragten Stumbholz aus der Untersuchungshaft vorführen, Derselbe erscheint und gibt auf die ersten an ihn­ gerichteten Tragen eine so große Befan­­genheit zu erkennen, daß er vom Borfibenden ermahnt wird, mit weniger Zurückhaltung zu antworten. Der Mitange­­kragte erwidert,. .er fühle sich sehr aufgeregt, und erhält darauf die Erlaubnis , fitend zu antworten. Davon Ge­­brauch) machend , verläßt ihn jedoch, die sichtliche Aufre­­gung nit, welche ihm die Zunge zu Yähmen " scheint. Auf die an ihn gestellten Bragen gibt er im­ allgemei­­nen die Auskunft, daß sein Chef ihn von dem Abschluf der großen Calicotlieferungen telegraphisch unterrichtet und beauftragt hat, 70,000 Stück an Sublieferanten­ zu ver­­geben­­; das. habe er gethan und aus Beriejen 30,000 Stück vergeben, und dabei auf die Nichtersche Weberei vergessen. Was die späteren Reduktionen der eierung bei den Sub-­lieferanten betrifft, so habe ihm sein Chef dazu den Auftrag ertheilt , und zu diesem Z­wed nach vorangegangener mündli­­cher Verabredung einen Brief geschrieben, worin er sagt, ‚das Armeeobek­ommando fordere die Reduktion der Lieferung um 25 Perzent. Sein Chef habe ihm allerdings auch gesagt, daß er selbst fi dieser Forderung nicht unterwerfe, indessen auch hinzugefügt, er werde doch dem Aerar nachträglich einen Nach­laß an Geld oder Waare bewilligen, und er sei gewohnt, daß sein Chef Wort halte. Nass drei Uhr wurde die Verhandlung abgebro­­chen, und bis zum 7. b. 9 Uhr Morgens vertagt. Telegraph. Depesehe b. „Peiter­ Hopp" Wien, 8. November, Dir Urvzekg Nichter ist wegen Kopfleiden des Präsidenten Schwarz vertagt worden ; Bertfebung unbestimmt. * Wien, 7. November. Das Borgeschäft in der Eff feftenrozietät begann mit schwächeren Kursen in Krebitaftien. Hierauf traten Ausbietungen, und Berliner Verkäufe m­­­io starrem Grade auf, daß man solche als Folge von­ Berstim­­mungen ansah. Gerüchtweise besprach man den erfolgten Ball Oaeta’s, Nordbahn partizipirten gleichfalls an der sehr rauen Tendenz und wien bis 1840. Die Leihgebühr für Krebit­­aketen­ blieb anhaltend eine theure. An­ der Mittag­s­­börse erhielt sich im Schranken nur für Drundentrafun­g oblig, eine segere Nachfrage, während National, Metalfgu­es und junge Bahnen von der herrschenden flauen Tendenz afft­­sírt wurden. Die günstigen Einnahmen der Nordbahn und Staatsbahn machten den Markt nur für die bezüglichen Aktien belebt und­ avancirien biese nicht unmerklich.. Auch Esktompre­­aktien befserten sich mit 2 fl. per Stüd, Banfaktien, anfäng­­­ b billiger, flofsen wieder. feier. Eine empfindliche Pi­lge­erhebung fand­en Devisen und Komptanten statt, erstere bei reger Nachfrage, leptere trogp geringem Verkehr, London f&loß 13350 Geld. Sc­hlußfurfe : Kreditaktien­­ 169,30—40, Mordbahn 1850—1851, Staatsbahn 263,50—264,50,­ Na- Schnelpreffendend von Emil Müller, Dorotheagafe Nr. 12, eft, 1860, — Borlan bei Defter Lloyd gefetfast, ' . ” '

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