Pester Lloyd - Abendblatt, November 1860 (Jahrgang 7, nr. 253-277)
1860-11-26 / nr. 273
m Montag, 26. 9M Novemb. Jh. 278. Pest, 1860. (Die einzelne Nummer Kostet 3 Er. 6. 33.) Abendblatt as Pester Lloyd. £& Graf Georg Andräaffy, Särofer Obergespan i, — wie das „Kaf.-Eper. Blatt" meldet, — am 21. 9. in Kafkau eingetroffen und am 22. nach Eperies gegangen. — Aus Zót- Megyer wird und berichtet, dag daselbst am 22. Die Konferenz zur D Organisirung des Neutraer Komitates begonnen. — Einer an uns gerüteten Korrespondenz aus Temespär entnehmen wir, dag die Bernehmungen, welche in den legten Tagen beim Herrn FMEL. Grafen Menő Dorff-Pomilly über die Wiedereinverleibung der Bofiwodschaft stattgefunden, dieselde in hohem Fragen befürworten. Auch unser Arader Korrespondent weiß uns zu beiräten, daß die um ihre Meinung befragte . Gemeinderepräsentang von Neu-Arad am 24. 0. einsimmig den Wiederanschlag an Ungarn vor tirt hat. Politische Rundschau, 26. November. Die fransöftifge Regierung rüstet zum Stühzlingskampfe, und wie sie bisher Die materiellen Waffen vorbereitete, geht sie rebr daran, das Arsenal der mortalischen Waffen zu bereichern. Louis Napoleo erweitert Die fonstitutionelle Thätigkeit der Franzosen“ ein Telegramm aus Paris vom gestrigen. Datum meldet ung : Der Heutige „Montteur bringt folgendes Dekret: „Indem wir den großen Staats- Körper (Haften eine größere direkte Theilnahme an der allgemeinen Holttis unserer Regierung gewähren, und einen glänzenden Beweis unseres Vertrauens geben wollen, betreiben wir : Somohl der Senat als auch die Kammern werden eine Adresse auf unsere Eröffnungsrede votiren. Diese Adresse wird in Gegenwart , von Regierungskommissären bisfutirt werden, welche jede Aufklärung über die innere und äußere Politie zu geben haben. Um den gefeggebenden Körper den Ausbeut seiner Meinung bei der Abfassung der Ge fee, und die Ausübung des Rechtes Seiegesabänderungen vorguffplagen (droit d’amendement) zu erleichtern, ist das Reglement geändert. Maßregeln für eine rasche Veröffentlichung sind getroffen. — Während der Session werden die Minister ohne Portefeuille mit den Präsidenten und Mitgliedern des G Staatsrathes die Gefegesvorschläge vertheidigen. Düne Hier fon näher in die Würdigung Dieser Konzession einzugehen, bezeichnet sie jedenfalls den Anbeginn jener Politik der Freiheit, mit welcher der Kaiser sein Regierungssystel zu „Trönen" verspracht, — sie bezeichnet aber gewiß andy die Berirtlichung jener äußeren Politik, über deren Charakter Franfres’ Unterflüßung der italienischen Bewegung seinen Zweifel läßt. — Dasselbe Telegramm meldet nach dem ‚Moniteur‘ folgende Ernennungen und Maßregeln : Das Ministerium Des Fatserlichen Hauses is mit den Attributen des Grosmarschalls des Palastes gereinigt. Das Ministerium für Algerien und die Kko- Leuten is aufgehoben, und sind die Angelegenheiten der Kolonien mit jenen der Marine vereinigt. Chaffeloup- Laubatif zum Marineminister, Admiral Samelin ann Großkanzler der Ehrenlegion, der Herzog von Mar Yaeoff zum Generalgouverneur von Algerien ernannt. Dem Bereiche des Ministeriums des öffentlien Untersitätes werden alle Diensteszweige, welche nur unmittelbar den Öffentlichen Unterricht oder die speziellen Einrictungen der Universität betreffen, entzogen, und dem Staatsministerium zugewiesen. Nach einer Neapel 22, datieren Deposite der Times" Hatte König Franz II. Tags vorher einen Blutsturz bekommen, so das ein Dampfer aus Gaeta auslaufen mußte, um Werzte herbeizuholen. Leber von Stand der Dinge und insbesondere über die Haltung der Franzosen vor Gaeta laufen fort und fort Die widersprechendsten Berichte ein. Das Neueste darüber enthalten zwei Telegramme, die indefsen, sole der Leser ficht, au nicht in allen widetigen Punkten miteinander übereinstimmen : Zurtin, 24 November. Die Heutige „Do pintone” treibt : Frankreich und England haben Franz II. wie überholt gerathen, Gaeta zu verlassen ; man glaubt, das dieser Rath Gehör finden werde, falls nicht, sol die französische Flotte die Gewässer von Gaeta verlaffen. In Rom wird ein Palast zur Aufnahme Franz’ II. vorbereitet; die päpstliche Regierung wird mittelst einer Zirer das den bourbonien Truppen gewährte Asyl rechfertigen. Mailand, 25. November. Die heutige „Perse- Heramaza’‘ meldet aus Turin vom 24. b. : Richt nur die Waffen, sondern auch die Pferde der in das päpstliche Gebiet geflüchteten neapolitanischen Treuppen verbleiben bis nach beendigtem Feldzuge in den Händen der französischen Osfupationsarmee. Es wird versichert, daß die französischegtlotte so lange vor Gaetah bleibe, als si König Franz II. in dieser Festung befindet. Bezüglich der Zitadelle von Mefftina wurde in einem Kriegsrat betroffen, deren Eroberung erst nach dem Falle Garta’s einzuleiten. Weber die Vorgänge zwischen Barbier Detian und Perfano beriätet die "Lith. ital. Corresp." : Über den Zusammenstoß der französischen und sardinischen S Kriegsschiffe vor Gaeta treibt man aus Neapel vom 16.: „Le Barbier degt nan fol dem Admiral Perfano im Auftrage der fatserischen Regierung angezeigt haben, daß ich die farbinifgen Schiffe wenigstens auf die Entfernung eines doppelten Kanonenschhsses von den Werken der Festung zu entfernen hätten. Sollte diese Distanz — fügte Le Barbier Hinzu — durch die Manöver der fardinischen Schiffe überschritten werden , so würde er dies dem farbinischen Admiral dur drei Schiffe anzeigen lassen. Wenige Tage nach dieser Mittheilung wollte die Fregatte „Marta Adelaide ihren Unterplag ändern , was die Franzosen für eine Verlegung der flipulirten Entfernung ansahen und demzufolge der Fregatte drei Schüffe aufschiitten, wovon einer das Taufwert und eine NRane beschädigte.’’ Dagegen schreibt man der „Köln. 3." aus Tur ein vom 20. November : € scheint, das man sich in Paris ein wenig nahegiebiger zeigt und daß es dann Piemont freigestellt werden wird, Gaeta vom Hafen aus zu Beschhiehen Man sphät wenigstens in Negierungstreffen laut und mit einer gewissen Bestimmtheit die Hoffnung auf dieses Ergebniß der fewebenden Unterhandlungen aus. Graf Cavour sol in einer Note auf die Unmöglichkeit hingewiesen haben, die Ruhe im füdlichen Italien herzustellen und zu erhalten, so lange der König Franz in Garza bleibt und der seine Agenten im Lande wirken läßt. Es hat sich aus den Geständnissen der zu Neapel verhafteten Unruhestifter ergeben, da sie um geringes Geld für die Demonstration erfauft waren. Die Biemontesen fiehen im Begriffe, 80 Mörser auf dem Monte Secco aufzutreflen, welcher nur weiter als einen Kilometer (s deutsche Meile) von der Heilung entfernt it, und von wo man also hofft, den Aufenthalt des Königs Franz erreichen zu können. General Menabrea, Direktor des Gente’s , zieht die Annäherungslinien, welche die piemontartigen Truppen in die Lage verlegen sollen, das Feuer gegen die Letzung von anderen Seiten zu eröffnen. Doch wird bdiese Arbeit einige Zeit in Anspyruch nehmen, da man mehrere Meilen weit die für die Schanze Zörbe nöthige Erbe holen gehen muß. Die „Opintione" vom 23. 9. rechnet in dem bevorstehenden S Kampfe um Benetten blos auf die Finanzen und die Marine Italiens, und gefleht zu, Das italienische Landheer sei vorläufig dem österreicischen no nit gewachsen. Nur große Geldmittel, welche Italien aufbringen kann und wird, und die Herrschaft im abhatiigen Meere, werden Italien den Sieg verfaffen. Einer Meldung aus London zufolge ist das englische Kabinet entschlossen, einen Gesandten statt einem Geschäftsträger bei dem König Buctor Emanuel zu beglaubigen, sobald der König Trans das Land verlassen haben würde. Außerdem sind aus Süditalien nahe liegende Details zu registriren : Der neapolitanische Korrespondent der „Debats” gibt Näheres Über die jüngse Kundgebung der Borstadt von Neapel, Borgo-San Antonio : Ein Geistlicher von San Giovannis Reduccio durchzog am 15. Nov., gefolgt, von Lazzaroni und Weibern, im Borgo-San- Antonio die Straßen dieses Stadttheiles mit dem Rufe: „Es lebe Viktor Emanuel, der ein Dekret erlassen hat, welches rang II. wieder auf den Thron feßt!" Das Belt machte sich nun daran, die dreifarbigen Fahnen herunterzureiben, die weiße Sahne mit dem bourbonischen Wappen aufzupiffen und die Lampen, die zu den neapolitanischen Munizipalfeste bestimmt waren, zu zertrümmern. Die Nationalgarde verstand jedoch keinen Spaß. An die fünfzig Weiber und ebenso viele Lazzaroni wurden gefangen genommen und auch der Priester, der Anfangs entwischt war, eingeholt und in’s Gefängniß gebracht. Auch der „Aufstand“ in Zuori-Orgtta bei Neapel hatte dieselbe Tendenz und dasselbe Häglie Ende. Biltor Emanuel wird eine allgemeine Amnestie für alle seit 1848 begangenen politischen Bergehen erraffen. In dieser Amnestie wird auch Joseph Mazırnt begriffen sein. Lesteres ft. der ansprüchliche Wunfeg Garibaldi’s. Nach Briefen aus Caprera som 17. b. hat Saripaldi auch den Grad eines ‚‚Generals der Armee’ abgelient. Sein Abschied von der neuen Regierung in Neapel wird als überaus frostig geschiltert. Am 20. ist in Genua der Sohn Garibaldi’s aus Caprera angekommen, um seinen Onkel, den Obersten Deivert, abzuholen , der auf der Insel seinen bleibenden Aufenthalt nehmen wird. Eben bort sind am 16. aus Marseille mehrere ungertige Offiziere, unter ihnen Oberst Szereby, die Majore ftutaf , Tördi und Centerhauptman Weindel eingetroffen , während General Türr am 22. in Mailand anlangte. Mehrere piemontesische Blätter nennen die Aufnahme Nungiante’s in die farbinische Armee mit dem Range eines Generallieutenants eine Schande für dieselbe :an haben mehr als 700 Garibatovide D Offiziere bereits ihre Entlassung gegeben. Auf den Kiigenstaat beziehen sich folgende Nachrichten : Nach Kent, was man in Turin der die Mission des Herrn v. Morny in Rom weiß, merzen die Borschläge Mornys zurückgewiesen Morny gibt hie 3 u- :