Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1861 (Jahrgang 8, nr. 1-25)

1861-01-02 / nr. 1

­ ER · A «­­si­ 1­ er Bor­igen Nesidenz auf Besuch verweilen- Vert­­ifehof Ladisl. Bem er am 31. Dezember ein et , deg Sadelzug gebracht wurde, von den Nátóczy- und Szözat­­-Hängen begleitet. Der hohe Gast konnte si jedoch ver­mut­­­egen Unwohlseins der Bevölkerung nicht zeigen. — Weber den Bischof Sektelfaluffy zirkulier seit einigen Tagen die irrige Nachricht , oderselbe sei von Omunden, wo­rinternirt war, nach Ungarn zurückgekührt. Die Sache verhält sich, wie der , Mor." berichtet, nicht so: Sefelfaluffy war schon 1848 Titularbischof und wurde 1849 zum Zipser Bischof designirt, aber nicht soniefritt. Am 10. Juli 1849 brachte die ,‚Wiener Zettung‘’ jenen fa­­mosen Artikel gegen den hohen Klerus in Ungarn und mel­­dete, daß der Primas Ham seine Würde in die Hände Sr. Ma­­jestät zurüctgelegt habe. Gleichzeitig wurden auch die im Zuge befindlichen Ernennungen von Bischöfen, darunter auch­ jene Sefelfaluffy’s , aufgehoben, Sefelfaluffy selbst vor ein Kriegsgericht gestellt , von diesem aber freigesprochen ; er er­­hielt dessen ungeachtet nicht das Zipser Bisthum , sondern einen Jahresgehalt von 4000 fl., worauf er freiwillig Gmun­­den zum Aufenthaltsorte wählte; er war also nie , internirt"" und konnte daher auch nicht aus der Internirung heimkehren. Graf Bela Széchenyi hat, wie wir in dem­­selben DBlatte seien, nach langem Bedenken die Hebennahme der Administratorimwürde für Das Oedenburger Komitat endlich doch abgelehnt, und zwar mit der beschei­­denen Bemerkung, daß es ihm bei seiner Jugend an der für Diesen wichtigen Posten unumgänglich nothmendigen Erfahrung und Geschäftsfenstung mangle. Die oberste Leitung des Deydenburger Komitates wird somit vorläufig in den Händen des erblichen Obergespans (Fürst Eter­­házy) verbleiben. Graf Ödön Széchenyi, der jüngere Bruder Bela’s, fungirt bereits als" Komitatsao­­rar im W­ieselburger Komitat", und erfreut si­cn selbst großer Beliebtheit. Die Polen beginnen sich zu regen und ihre nationalen Wünsche auszusprechen. So veröffentlichte der in Arakan erscheinende „Eras” vor Kurzem ein politisches Programm, nachdem er das bisherige Schweigen durch Die Heberzeugung moti­ert hat: „Daß unser Land nur ein Bruchtheil des großen polnischen Baterlandes ist, daß es also nicht in dem unbeschränften Maße, wie z. B. in Ungarn, im Namen der nationalen Rechte das Wort zu ergreifen berechtigt ist",­­ fährt er fort: „Das, was unser Land meinfeht, ist nicht neu und so sehr nothunwendig, daß selbst jene Verträge, Die das andere Unrecht an unserem Bolfe sanktionirte, es als unumstößlic hingestellt haben. Galizien fordert nationale Auto­nomie Es will nicht zu jenem deutschen Prosinzensampler auf Grund einer gemeinsamen DBerfassung gehören, von der fest so viel in den Wiener Blättern die Rede ist. Ungarn 10ll eine Ausnahme bilden Warum nicht auch Saltzten? Unser Land hat ein gleich gutes Recht dazu. Es gehört nicht zum deutschen Bunde. Es hat eine besondere ausgeprägte Nationalität, feine eigene Sprache, feine Sitten, feinen Charakter, feine historischen Traditionen, ist mit einem Worte ein Theil von Polen. Es will, daß seine Nationalität ebenso gut anerkannt und geachtet werde, wie es selbst in Bezug auf andere thut. Gerade aus dem Grunde, weil es die deutsche Nationalität achtet, will es nicht selbst durch eine Konstitution in den deutschen Bund gezogen werden. Es will nicht dazu gehören, um nicht gezwungen zu sein, mit allen Kräften an seiner­ Sprengung zu arbeiten. Ein solches zerlegendes Element würden aber unzweifelhaft die galizischen Abgeordneten in einem deutschen Reichstage sein, deren erste und einzige Pflicht es wäre, für die nationale Autonome von Saltzten aufzutreten... . Es mwünscht Galtzien eine nationale Autonomie, also einen eigenen Landtag und eine Repräsentation, die, nach des Kaisers eigenen Morten, eine wirkliche Ver­­tretung der nteressen des Landes mire. Es will für diesen bischöflichen Landtag diejenigen Rechte, die ihm­­ selbstverständlich einge­­räumt werden müssen, damit er die Organisation der Gemein­­den und Kreise, ohne die Kalizien seine Konform­irung zu er­­warten hat, durchführe ; namentlich aber auch das Recht, über die materiellen Hilfsquellen des Landes und anderseits über seine Bedürfnisse gültig zu beschließen. Unser Land verlangt weiter nichts, als was ihm gerechterweise gebührt; die Ein­­zelheiten mögen von der Landesvertretung erwogen werden. Es ist dadurch keineswegs einer allgemeinen Konstitution ent­­gegen, wenn es nur darin seine eigene Autonomie findet.” Auch von einer Ad­resse an den Staats­­minister wird berichtet, welche am 29. Dezember in Krakau im Salon des Herrn 9. Trzeciesfi von einer Versammlung beschlossen wurde, der über 600 der her­­vorragendsten Persönlichkeiten von Stadt und Land bei­ wohnten : Die Adreffe, — schreibt man dem ,,Wdr,‘ — meldhe die bekannten Forderungen formulirt, ward unter raushhendem Beifallssturm verlesen und nach kurzer Diskussion einhellig an­genommen. Es wurde ferner beschlossen, die Adreffe durch 30 aus der Mitte der Versammlung zu m wählende Deputirten in Wien übergeben zu haffen, als deren Präsident Smolfa und ihm zur Seite Fürst Sapieha und Graf Moszelinski als Obmänner ernannt wurden, in welchen zugleich das Recht zuge­­standen wurde, die übrigen 27 zu wählen. Am 30. fand eine von über 100 Personen besuchte Versammlung statt, in welcher die Resultate der Beratfung vom 29. dem Publikum mitge­­theilt wurden. Ebenso­­ wurden die Beistimmungsadressen der Gemeinderäthe von Lemberg, Krakau, Saroslau, Praemysl, Mzeszow, Tarnow und N­adymno und des Domkapitels von Krakau und der Sudengemeinde von Przemysl verlesen und der Borschlag­ern, Bartlowstt’s aus Lemberg, vor der Abreise nach Wien nach alter Vätersitte ein feierliches Hochamt in der Marienkirche abzuhalten, mit Lubel angenommen. Der Wiener , Mpost." entnehmen wir, daß eini­­gen Mitgliedern der Deputation die Mittheilung gemacht worden ist, daß vorerst die Bewilligung des Ministeriums abzumarten wäre, bevor Die Deputation zur Reise nach Wien sich anfdicht. Am 30. v. M. sind einige polnis­­che Herren in Wien eingetroffen, um die gedachte Be­willigung möglichst zu beschleunigen. In Brünn vereinigte am 30. v. M. Graf Mittrovsky in seinem Salon die angesehensten Glieder der mahlerischen Aristokratie, um sie ü­ber die Prinzipien der Politik, über die Stellung zur Re­­gierung wie zum Lande zu einigen. Nach eingehenden Debatten kam die Versammlung, — wie wir im „Tag. a. B." Tefen — über folgende Punkte überein : 1. vollständig dem Programme des Staatsministers Schmerling beizutreten; 2. von der Aufrechthaltung des Kon­­kordats abzusehen ; 3. dahin zu wirken, dad das ‚Vaterland‘ seine Richtung ändere und den Redakteur wechsle. Politische Nundfehan, 2. Jänner. Aus der Allolation, welche Piv Nono am 17. Dezember im K­onsistorium gehalten, liegen uns heute einige Bruch­­stücke vor, die wir hier folgen lassen : Eine Handvoll Rebellen von der Hölle ausgespien fehren­ nicht zurück, die Throne der Fürsten umzustürzgen, welche durch das legitime Recht seit so vielen Jahren in den verschiedenen Staaten Italiens regieren. Die Anschläge Dieser Höflischen Feinde (infernali) sind hauptsächlich gegen den heiligen Stuhl gerichtet. Sie geben sich der Hoffnung hin, daß, wenn die Kirche volständig um ihr Patrimonium gebracht sei, sie um so leichter die Würde ihres Oberhaupts in den Staub ziehen kün­­nen, wodurch sie freie Hand erhielten, unserer heiligsten Kirche das größte Uebel zuzufügen. Was uns aber am meisten schmerzt, ist, daß wir einen König mit den Rebellen verbunden sehen. Wir hoffen, daß die göttliche Güte die gerechte Sache unter­fügen und die Treulosigfett eines Königs strafen werde, in wel­­­­cher mit allen möglichen Mitteln den Umsturz und die Ver­­treibung eines legitimen Souserang aus feinen Staaten anstrebt. Wir verhehlen es Euch nicht, ehrw­ürdige Brüder, daß Wir ungeachtet der weichlichen Gaben, die Uns aus allen Theilen der Erde zufließen, von dem Nöthigsten entblößt sind, und wenn nicht Gott in seiner großen Güte und die katho­lischen Mächte mit allen ihren Mitteln Uns unterfrügen, so fünnen Wir und die von Uns vertretene heilige Sache einer ernstlichen Gefahr entgegengehen. Die Treufofigfett und der OBerrath herrscht überall, und es erfüllt Uns auch mit Schmerz, die Kirche in Frankreich verfolgt zu sehen, wo frü­­her das Staatsoberhaupt sich bereitwillig zeigte, sie zu beschm­­­men. Es ist in der That [hmwer zu entscheiden, ob wir gegenwärtig durch Freunde beshnkt — veder durch Feinde im Gefängnisß gehalten sind, aber die Strafe des Allerhöchsten wird nicht auf sich warten Waffen. Wir rufen ihn an, daß er ein sehredliches Eremyel für die V­erhärteten und Ungläubigen ftatuire, welche der Kirche so großes Uebel zugefügt haben. Ferner wird aus Italien berichtet : Barini hat definitiv um seine Demission angefucht und wird sich, sobald seine Gesundheit es erlaubt, nach Sa­­luggia zurückziehen. Ein noch unverbürgtes Gerücht behauptet, da tamarmora mit seinen Korps Cialdini und dessen ermüdete Truppen von­ der Belagerung Gaeta’s ablösen. Die beschleunigte N Rückehr Viktor Emanuel’ nach Turin sol Bezug haben auf die zu treffende Wahl eines neuen Statthalters für Neapel; man glaubt, es sei Natazzi in Bes­­chlag gebracht. Der Extdeputirte Bankier Genero wurde von der Regierung nach Paris gesendet, um wegen eines Anlebens von 300 Mill. Frances, welches die Negierung von dem neuen Parlamente verlangen wird , Verfehrungen zu treffen. Der in Bujarest erscheinende „Romanul“ berichtet : , wer von den bei Konstantinopel gelaperten, mit Kar­nonen, Gewehren und viel Munition beladenen sarpini­­schen Schiffen sind entronnen und glücklich bis nach Salat angelangt ; hier aber hat dieselben die mo­ld­autsch­­walachtsche Regierungsbehörde in Beschlag genommen, mocet sie anderthalb Batterien und 17 bis 18 Tausend Ge­­wehre so­wie auch eine Menge Kriegsmunition Konfiszirte. Das Ministerium hat gleichzeitig das in der Walachei ohne Willen und Willen der Behörden gebildete und in Wirk­­samkeit getretene magyarische Revolutionsfomile aufgehoben Alle die Mitglieder desselben dem betreffenden Gerichte über­­geben.’’ Nur einzig und allein bei mir sind n­o­ch zu bekommen : Kreditlose für heutigen Vorbörfe herrschte ziemliche Lebhaftig fett, und die Stimmung war An­­fangs sehr beliebt ; es wurden namentlich 5perz. Met. in No­­vember-Ausständen, Nordbahnakt., Grundentlastungsobligatio­­nen und Kreditlose, welche prompt bis 111%, bezahlt wurden, stark gekauft, während Valuten um Y, pet, billiger abgegeben wurden. Späterhin wurde es 1860er Lose auf 81,50 zurück, mieder flauer und schloffen : Kreditaktien 157, Nordbahn 1950, Staatsbahn 275, National 73.70, ungarische Grundentlastungen 68, Augsburg London 144. Auf das Gerücht, in 123.25, in London sei der Banfdis­­fonto­son 5 Et. auf 6 pEt. erhöht worden , sowie auf Arbt­­trageverläufe eröffnete das Abendgeschäft matter Haltung. Kreditaktien wichen von 157 auf 155,90, Nordbahn hielten sich zwischen 1947 und 1942, National gingen auf 73 Die Kreditanstalt [es benannt an eine Sperr. Dividende, so­­geben, da sie vom nach 10 ff. ver Arzte, auszahlt; Eindritt, Die Pariser Rente ohne wurde schwächer (67,55) ge­­meldet. Um 61 Uhr notizte man : Kredit 156,90, Nordbahn 1946, Staatsbahn 275,50. Verantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher. (Singesendet.) erfolgende Ziehung. S. Herzberg, W­ien, die die heute Abend Ede der Brüd- und Wienergasse. 31. Dezember. An 2. Sänner der Nachricht blieb Sc­hnellpfeifendruch von Emil Müller, Dorsthengaffe Nr. 12, Pest, 1860, — Verlag der Pester Lloydgesellschaft.

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