Pester Lloyd, August 1861 (Jahrgang 8, nr. 179-203)
1861-08-01 / nr. 179
EEE Auswärtige Stimmen über unsere . Verhältnisse. Die Wiener Blätter beschäftigen sich fest angelegentlich mit der meglett Braga die Beschlüsse des Agrazer Landtages"i werden jewohl in Beziehung zu Ungarn, als zu dem Gesammtreiche vielseitig beleuchtet. Die „Donauzeitung‘ läßt sich folgender Maßen vernehmen : Der Landtag zu Agram steht auf dem Punkte, wichtige Beschlüsse zu fassen. Wir wünschen, daß dies in jenem Geiste verchieht, der das Diplom durchmweht, nämlich in ausgleichender Verbindung der thatsächlichen Bedürfnisse der Monarchie mit den Rechtsgefühlen und Rechtsansprüchen des Eroatischen Volfes. Daß die mith der altungarischen innigst zusammenhängende Eroatische Verfassung Dur die Ereignisse alterirt wurde, war eine unleugbare Thatsache, der man sich nicht entwinden konnte. Daß ihr Rechnung getragen werden mußte, versteht sich von selbst. Daß die Kroaten dies selbst anerkannt hatten, indem sie 1848 49 den Bes ichluß faßten, sich in den wichtigsten, die Reichseinheit betreffenden Angelegenheiten Oesterreich und seiner Vertretung anzuschließen, ist ein Vorgang, dessen staatsrechtliche Bedeutung an fett unwandelbar feststert. Eben so gewiß ist ferner, daß die Deutung, welche manchen Gefesartikeln vom Sahre 1790 gegeben werden will. Nichts gemein haben dann mit der Personalunion, sondern wesentlich nur auf das Gut der Landesautonomie in Landesangelegenheiten sich besteht, und zwar bezüglich Kroatiens um so mehr, als jene Angelegenheiten, die nicht strikte Landessachen waren, hauptsächlich im ungarischen Landtage behandelt wurden. Auf diese Prämissen uns fragend, können wir uns mit allen Punkten des vom Zentralausschüsse vorgeschlagenen und vom Landtage angenommenen Gutachtens nicht einverstanden erklären, dürfen übrigens nicht verfemnen, daß troß mancher Abirrungen aus den Agramer Landtagsverhandlungen ein Geist uns entgegentritt, der nicht als Österreichfeindlich bezeichnet werden kann. Möge nun namentlich die hochwichtige Trage der Beseldung des Reichsrathes in einer Welfe erledigt werden, die unser Vertrauen nicht tauschen, unseren Glauben an die österreichische Grundgesinnung des kroatischen Volkes befestigen wird ! Daß das Diplom an Kroatien gegenüber maßgebend sein solle, ja müsse, erscheint uns selbstverständlich. Nur innerhalb der Grenzen und Bestimmungen desselben, die durch das lette f. Rescript erneuerte Weihe erhielten, kann daber von einer Wiederanknüpfung und Bortregung des alten staatsrechtlichen Verhältnisses ziwischen Ungarn und Kroatien die Rede sein. Was jedoch die Beschietung des Reichsrathes betrifft, so bestimmt die Reichsvertretungsurkunde, dag das dreieinige Königreich neun Abgeordnete in das Unterhaus aus dem Schafe seines Landtags zu entsenden habe. Es wäre auch gegen das Interesse desselben, wenn es in dieser Beziehung sein Benehmen erst von dem des ungarischen Landtages abhängig erklären sollte. Oesterreichs Wohlfahrt und Ehre gebieten ihm, auf dem betretenen Wege zu verharren, und nicht zu gestatten, daß die Verhandlung der höchsten Reichsangelegenheiten fortan in anderer als einheitlicher, durch die Februarverfassung bezeichneter Weise stattfinde. Ein Rückchritt auf diesem Wege, und Oesterreich würde sich selbst aufgeben, die Verwirrung seiner staatsrechtlichen Verhältnisse in Permanenz erklären, die Anarchie legitimiren, und die Dronung, nach der alle Welt sich innig sehnt, von sich scheuchen, statt sie endgültig festzustellen. Daß Oesterreich sich je verleiten lassen könne und werde, einen solchen Rückchritt zu thun, mögen jene wähnen, welche die Tage der Dinge nicht begreifen, oder die Gottlob mehr und mehr abnehmenden Verlegenheiten der Regierung als Faktoren in den Kreis ihrer Berechnungen ziehen. Aber Anschauungen, die entweder aus Unkenntniß oder Perfidie entspringen, nachzugeben, kann verständiger Weise Niemand Oesterreich zumathen. In Konsequenz des eben Gesagten glauben wir daher, daß eine Verständigung Ungarns mit Kroatien nur in jenen Punkten noch gesucht werden künne, welche sich auf die Landesautonomie beider Königreiche beziehen. Eine darüber hinausgehende Interpretation der Artikel vom Jahre 1790 scheint uns darum unstatthaft, weil, wenn auch nicht die ungarische Verfassung dur die Ereignisse von 1848 49 entfallen wäre, dieselben zum größten Theile sich, wie gesagt, nur auf die spezielle Autonomie der Königreiche beziehen. Die Reichsinteressen sind durch den DOktober und Februar gewahrt, darüber hinauszugreifen, kann in Nord und Süd, in Ost und West nicht mehr zulässig sein. Bezüglich des Maßes der Landesautonomie hingegen , die Kroatien mit Fug und Recht beanspruchen kann, scheint uns auch im T. Reffripte wieder die umfassendste Bürgschaft gegeben zu sein. Der Kaiser und König hat seinen festen Entschluß fundgegeben, die Länder der ungarischen Krone nir mit dem Administratiyíteme der Länder diesseits der Leitha „‚verschmelzen‘ zu wollen. Kroatien gehört zur ungarischen Krone. Somit ruht sein provinzielles Schtejal in seiner eigenen Hand. Es fann sich auf dieser Linie Ungarn an:schliefen wie zuvor, es fann aber aus dem Inhalte der biesfälligen a. b. Handschreiben gemäß, ohne seinen Willen, seine vollkommen freie Zustimmung zu einer derartigen Transaktion nicht zwangsweise verhalten werden, was in der Adresse Deak zwar nit Har ausgesprochen, aber doch so sehr durchsichtig als Gravamen zu erkennen gegeben wurde. Hiedurch findet sich Kroatien in eine entfehteden günstige Lage verfegt. Es hat das Recht der freien Wahl und Entscheidung, nur nicht, wie wir jedes Mal geltend machen müssen, in den die Reichseinheit betreffenden, höchsten Belangen. Kroatien wird Nichts mit dem engeren Reichsrathe zu schaffen haben, jedoch von dem weiteren "kann es sich nicht ausschließen, ohne sich selbst seines Legitimen Einflusses zu berauben. Es scheint uns aber gerade deshalb, weil es von der Kompostenz des engeren Reichsrathes in seinen autonomen Lebensfunktionen nicht berührt wird und nicht berührt werden sol, nicht statthaft, daß im Schoße des Agramer Landtags Anträge formalist und gestellt werden, welche auf eine andere als diejebige Konstituirung der im engeren Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder abzielen. Denn man kann Rechte überhaupt, somit an Rekonstituirungsrechte nur in so weit aussprechen, als man bei einem Gegenstande betheiligt ist, und bezüglich desselben auch Pflichten erfüllt. Einen richtigeren Standpunkt als" das ministerielle Organ nimmt das fuveralistische , Ort und Weit” ein Als gewiß fönnen wir"annehmen, dag der Trvattitáre Landtag nicht die Absicht Hatte, auf die hiesigen Verhandlungen über Ungarn eine Preision zum Nachtheile Ungarns und seines Rechtes auszuüben : er wollte nur sein eigen Recht und seine Unabhängigkeit wahren, und darob ist Niemand berechtigt ihn zu tadeln. Eine andere Frage ist aber die, ob in dem gegenwärtigen Momente die Opportunität dazu vorhanden und ob die Form des Beschlusses eine politisch richtige war , und diese Frage möchten wir nicht bejahend beantworten. Gerecht gegen Freunde und Gegner wollen wir von allen persönlichen und nationalen Sympathien absehen und diese rein politische Frage von rein politischem Standpunkte erörtern. Kroatien steht, wie uns die Landtagsverhandlungen gezeigt haben, ganz auf demselben Rechtsboden wie Ungarn ; es faßt sein Verhältniß zu Oesterreich wie zu Ungarn als das der Personalunion auf, es fordert für ich dieselbe Autonomie, dieselben konstitutionellen Garantien wie Ungarn, und kämpft für das Prinzip der Föderation in Oesterreich. In allen diesen Punkten ist Kroatien nicht der Gegner, sondern der Bundesgenosse Ungarns. Ungarn hat durch den Mund De Ps jedes Rewt auf Kroatien als pars adnexabdesanpuirt und dessen reale Unabhängigkeit anerkannt. Von einer N Rückkehr in das vor 1848 bestandene Verhältniß, oder von der Reforanti, hinsichtlich der Schmälerung der Landesrechte, konnte nach dieser Erklärung keine Rede mehr sein; der einzige zwischen Kroatien und Ungarn [hier bende Differenzpunkt, der noch zu lösen blieb, war die Territorialfrage (Murinfel und Fiume), und so wenig Entgegenkommen die Magyaren in dieser Beziehung zeigten, so zweifelten wir doch nicht, daß der Geist der Versührlichkeit und Klugheit am Ende überwogen ae auch dieses Linderniß eines vollständigen Einverständnisses befettigt hätte. Man schreibt uns aus Agram, daß man sich dort aller Miflichkeiten und Gefahren bewußt sei, welche die am Frontischen Endtag herrschende Richtung mit sich bringt. Man ist dort der Ansicht, daß dieselbe Politik, welche man im Jahre 1848 befolgt und welche zur Anerkennung der Unabhängigkeit Kroatiens von Ungarn geführt hat, an im Jahre 1861 heilbringend sein müsse. Darin legt nach unserer Ansicht ein großer Irrtum, da die Grundverhältnisse nicht mehr dieselben sind. Kroatien hat heute keinen Kampf gegen Ungarn zu bestehen, sondern vielmehr denselben Kampf für sein Recht zu führen, den Ungarn führen muß. Kroatiens Interesse erforderte‘esbaber, Ungarn den Kampf nicht zu erschmweren, sondern es vielmehr darin zu unterfragen. Das geschah nicht und dies ist ein großer politischer Fehler, weil man im gleichen Kampfe die zusammenhaltenden Kräfte wersplitterte. Man sagte sich in Kroatien vor, man hate k ein gemeinsames Interesse mit Ungarn. Dies ist entschieden unrichtig. e Die Froatische und die ungarische Verfassung sind wesentlich identisch ; wird die eine gewaltsam erberüct, so verliert die andere gleichfalls den Boden, da man in Wien zwischen der , verwirften" und aus Gnadenwiederhergestellten ungarischen, und der nicht vermwirkten, also feiner Wiederherstellung im Gnadenwege benöthigenden kroatischen Verfassung wer Unterfohren macht, sondern beide ohne weiteres einseitig abändert. Man verfolgte also in Kroatin die Politik , der freien Hands und nannte sie ‚‚südfrantische Politik”‘. Wir sind weit entfernt den Kroaten das Anrecht auf eine sehr bedeutende Stelle in dieser Posit streitig machen zu wollen ; aber wir glauben, daß diese Politik nur dann Sinn und Zweck hätte, wenn Kroatien für Kiefelde alle füßslanischen Stämme gewonnen haben würde. Anstatt bessen hat man in Kroatien den alten Hader mit den Serbenwieder heraufbeschworen und dazu Durch veraltete und un realisicare Ansprüche auf Theile des slowenischen Territoriums auch die Slowenen von sich abgefoßen. gef Eine fünflaunige Politik ohne Zustimmung der Serben und Slowenen sowie der Bulgaren, die man in Kroatien dabei gänzlich eh zu haben scheint, ist heute eine Sache der Unmöglichkeit, Karoatien allein zu schwach if, um diefelde zu realisiren. Sie kann den Ungarn ihre Stellung zu DOesterreich wesentlich erschweren, aber ob sie unsere flavischen Interessen zu fordern vermag, ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Er wünschten, daß uns die Troattischen Blätter hierüber eine Freundschaftliche Andeutung geben wollten, die uns hierüber mehr aufklären würde, als die zahllosen Landtagsreden. Die Pariser gouvernementale „Patrie“ vom 28. bringt aus Pest die Nachricht, der ungarische Reichstag sei entschlossen, als legtes Mittel gegen die Durchführung der im b. Resfript aufgestellten Grundfäge die Erklärung abzugesben , da die bisherigen Staatsschulden Oesterreichs, als ohne Bewilligung des Reichstages eingegangen, von Ungarn nie anerkannt worden sind, und daß Ungarn auch die fünfstig zu fontrahirenden Schulden des Staates nie anerkennen, und weder zur Tilgung des Kapitals noch zur Binsenzahlung beitragen smerbe.”’ Ohne voraus bestimmen zu wollen, welche Mittel der Reichstag seinerzeit zur Wahrung seiner Beischlüffe fafsen wird, müssen wir doch bemerken , daß die Finanzfrage noch gar nicht angeregt worden it, daher der Reichstag auch über dieselbe eine Meinung nicht äußern konnte. X Pet, 31. Suli. Im der heutigen Generalversammlung der hiesigen Stadtrepräsentang; wurden vorerst mehrere Bewegungsanträge der Organisirungsfomsmission verhandelt, und auf Grund derselben die Systemisirung von 6 Astuaren mit jährlichen 800 fl. beschlossen,, dann eines Kanzleidieners, eines Amtsdienerd für das Oberfapttanat, oerer neuer Gefangenaufseher und zweier Beschließer. Bei Verhandlung dieses festeren Gegenstandes ist auch die Nothwendigkeit der entsprechenden Unterbringung der Gefangenen in den aufer dem Stadthause befindlichen Arrestlofalitäten zur Sprache gebracht, und dies fand eine besondere Kommission entsendet worden. Spyftemisirt wurden ferner noch für die TIherisienstant 3 Patrouillenführerposten und ein stabiler Kommissär zur Beaufsichtigung des Stadtwäldchens. Die oberwähnten Astuarsstellen wurden an Johann Böreg, Karl Gerlóczy, Anton Német, Johann Rosafy und N. Andreanßfy, legterem speziell für die Verschönerungskommission, verliehen. Im Lauf der Verhandlung machte der Herr DVorfigende auf den an der Tagesordnung befindlichen wichtigen Kommissionsantrag über die künftige Einrichtung des Zimentierungsamtes und über die für dieses Amt ausgearbeitete Instruktion aufmerksam, und wurde zur Verhandlung vieles Gegenstandes der 2. August I. 3. festgelöst, damit Alle, welche der Gegenstand interessirt, an der Verhandlung theilnehmen künnen.Es kam hierauf ein vom Ofner Stadthauptmann Anton Aldåsy und vom Magistratsrathe Kamill Kunhegysi gefertigter Aufruf zur Beisteuer für das in zu Ofengründende ungarische Theater zum Vortrage,auf Grund dessen die Wirthschaftskommission den Antrag stellte,daßnachdem die Finanzlage der Stadt Pest größere Opfer nicht gestattet,für dieses gemeinnützige nationale Unternehmen aus der Kammerkasse ein Beitrag Vonössoft zur inneren Einrichtung gewidmet werde,welcher zur Hälfte all sogleich,zur anderen Hälfte aber nach beendigter Herstellung des Theaters auszufolgen wäre.Der Kommissionsantrag wurde von allen Seiten auf das lebhafteste bekämpft,und demselben eine zu engherzige Auffassung der durch dieses Unternehmen geförderten hochwichtigen Interessen zum Vorwurfe gemacht.Walther machte geltend,daß es Angesichts der vielen Hindernisse haupsächlich demspatriotismus des dermaligen Ofner Munizipiums zuzuschreiben ist,wenn der schon längst gehegte Wunsch,das ungarische Theater auch in Ofen eingebürgert zu sehen,seiner Erfüllung nahegerückt ist,doch müsse das Unternehmen allseitig unterstützt werden,da es sonst kein Gedeihen verspricht.Wenn die Stadt Ofen 2000 fl.spendete, sokssnie für die Stadt Pest ein Beitrag von wenigstens 1000 fl.nicht zu hoch erscheinen;auch müsse er für die allsogleiche Ausfolgung dieser Summe stimmen,und atk das Sprichwort erinnern,.bis dat quoitodat««.Aul ist der Ansicht,daß,nachdem sich die Ofner Brüder,bei denen das deutsche Element noch vorwiegend ist,für die Errichtung dieser Schule der«nationalen Sprache so opferwillig zeigten,auch die Stadt Pest nicht nachstehen dürfe«;er stimmt für eine1 Beitrag von 1000 fl.und zwar jährlicher 1000 fl. —Szilágyi tritt der Ansicht der Vorredner bei.— Stupa weiß es zwar zu würdigen,wenn die"«"Wirthschaftskommission bei Erstattung ihrer Anträge die Finanzlage der Stadt wohl im Auge behält und ihrem Standpunkte gerecht wirdz im gegenwärtigen Falle hätte siedoch gewünscht,wenn die Kommission auch die hochwichtige Interessen,um deren Förderung es sich handelt,mehrberücksichtigt hätte.Er sei versucht,fährt Redner fort,an einen Schreibfehler zu glauben in dem es vielleicht statt 500fl.5000fl.heißen sollte,was auch gar nicht übertrieben erscheine, wenn erwogen wird, daß noch nicht gar lange aus der Kammerraffa für einzelne Abende 15.000 fl. und darüber verausgabt wurden. Wenn 5000 fl. auf einmal zu lästig sind, so möge diese Summe in 5 Jahresraten 1000 fl. getheilt werden. Ahtalos spricht sich auch für einen größeren Beitrag aus, Simon $lorenz hebt besonders besvor, daß die Förderung des ungarischen Elements in Ofen gewiß auch auf die Stadt in gleicher Richtung eine wohlthätige Rückwirkung äußern müsse, er stimmt daher für die jährlichen 1000 fl. und zwar auf so lange als das Unternehmen dieser Aushilfe bedarf. Der vor=eigende Herr Stadtrichter glaubt, die Verhandlung hätte ihn los auf Den für Diesmal zu bewilligenden Beitrag zu beschränken, ohne sich für Fünfzighin, wo vielleicht die Verhältnisse ein Mehreres gestatten, die Hände zu binden. Ertl. erinnert daran, daß Ofen zur Errichtung des Pester Nationaltheaters einen Beitrag von 5000 fl. W. W. gegeben habe, und daß nun die Reziprozität der Stadt Pest die Verpflichtung auferlege, auch wenigstens 2000 fl. 8... zu bewiligen. Hava 8 zweifelt an der Lebensfähigkeit des Unternehmens, weil auf fremdem, für kurze Zeit blos gepachteten Grunde großartige Baulichkeiten ausgeführt werden, deren Bestand von der Laune des Pachtgebers abhängig ist; er beantragt daher für diesmal 1000 fl. Das Weitere aber möge der Zusunft vorbehalten bleiben. Warther Konstatirt, mag das fragliche Theater + auf vier der Kettenbrüche gehörenden Grundparzellen erbaut wird, deren jene 40.000 ff. kostet ; fände sich für diese Gründe ein Käufer, So wäre der Bestand des Unternehmens wirklich in Frage gestellt, und dies habe ihn auch bestimmt blos 1000 fl. zu beantragen. Nachdem zufolge vieler Förterungen auch Ertl seinen auf 2000 fl. Taufenden Antrag zurücknahm, wurde von Borzfienden die allfogleiche Slüffigmachung eines Beitrages von 1000 fl. ausgesprochen, und die Bewilligung weiterer Beiträge für fünfzighin vorbehalten. 1.10 Zum Schluffe wurde ein die Vermehrung des Gerichtspersonals betreffender Antrag vorgetragen, "die" Verhandlung desselben jedoch bis zur Feststellung der neuen Gerichtsordnung nach dem JubersEurial operate vertagt. Da ver bezügliche Erlaß des Juver Guriae während der Debatte einlangte, wurde zur Verhauplung desselben für Samstag den 3. August 1.93. eine außerordentliche Generalversammlung angesagt. R. Wien, 30. Juli. Die von verschiedenen Seiten gemachten Angaben, daß hauptsächlich dem Einflusse französischer Agenten die antimagyarischen Beischlüsse 08 Agramer Landtages zugutschreiben seien, sind auch in den hiesigen diplomatischen Kreisen besprochen worden, und hat die französische Botschaft davon Veranlassung ge nommen, um alle derartigen Angaben in sehr entschiedener Weise dementiren zu lassen. Da es Niemandem eingefallen ist zu glauben, die französische Regierung werde die Thätigkeit ihrer Agenten in Agram anerkennen, so konnte jenem Dementium so weniger irgend eine Bedeutung beigemessen werden, da die Thatsache, daß französische Agenten wirklich in dem angedeuteten Sinne in Agram thätig gewesen sind, sollfrommen sichergestellt ist. Die Anleihbegerüchte erhalten sich fortwährend und ist es sicher, daß Herr v. Plener in kürzester Zeit mit einem derartigen Pros jeste vor den Neidgrath treten wird. In Börserreifen erzählt man sich, daß für den Fall, als die Ungarn von Reichdrath nicht befchiden, ein Zwangsansehen in Aussicht genommen ist. Das scheint mir jedoch durchaus unglaubwürdig, da man doch nicht annehmen kann, daß die Finanzverwaltung darauf ausgeht, mit eigenen Händen dem österreichischen Krebite ven TIopesftog zu verfegen. — Die Nachrichten aus dem Feldlager Omer Pafda8 lauten noch immer nicht günstiger für die türkischen Waffen. Der Serastier ist ungeachtet der ihm in festerer Zeit zugenommenen Verstärkungen noch immer nicht in der Lage, die Offensive gegen die Insurgenten ergreifen zu künnen, welche festeren übrigens ebenfalls jedem offenen Kampfe auszumeichen suchen. Die durdiie Vermittlung der fremden Konsuln mit vem Fürsten von Montenegro angeknüpften Verhandlungen haben sich wieder zerchlagen. In Wien, 30. Juli. Graf Nechberg hat heute eine vor vier Wochen an ihn gerichtete Interpellation in einer Form beantwortet, die durchaus nicht geeignet it, die Wölfer Oesterreic8 von seiner Forresten konstitutionellen Sesinnung zur Überzeugen, obgleich vereine Graf im Verlaufe seiner kurzen Rede die Worte ‚‚konstitutioneller Rechte« staat" recht oft und mit einer gewissen „Disentation im Munde führte. Er begann mit der Erklärung, Dag er eigentlich dem Reichsrathe in einer, die auswärtigen Verhältnisse betreffenden Angelegenheit gar nicht Rede und Antwort zu stehen habe, was ihn aber, wie gesagt, nicht verhinderte, dem Reichsrathe seine Bemühungen um die Freiheit Kurheisens in’s hellste Licht zu geben und die Versicherung daran zu knüpfen, daß Oesterreich eifrig bemüht sei, die Grundlagen des konstitutionellen Berrafungslebens in Kurhessen im Verein mit den andern deutschen Regierungen zu befestigen. Allein die Versammlung war von diesen liberalen Kundgebungen des Ministers nicht sonderlich erbaut und selbst, als er die Befürchtungen zu bes tgen suchte, die Oesterreiche Haltung in der Farbe fiften Brage erregte, erhob sich sein Laut der Zustimmung. Das erste Debut des Herrn. Grafen in der netten konstitutionellen Nichtung ist nicht sehr glücklich ausgefallen, und sah man ihm offenbar den Zwang an, wenn ihm die Beantwortung der Interpellation verursachte, obgleich er Damit eigentlich nichts Neues besagt und die Zuhörer ohne dtes auf die kürzlich veröffentlichten Affenftünde hinwies. | |: : a nen Enthüllungen über den Proze Mires. Es ist bem Xefer, welcher die Debatten des Prozesses Mires mit Aufmerksamkeit gelesen, sicherlich eine gewisse Unklarheit aufgefallen, die in der Anklage, besonders aber in der Vertheidigung vorherrschte. Die Worte des Adoptaten Marie : „Ich habe die Namen der Conti Correnti in meiner Brieftasche, aber ich werde sie nicht nennen,‘ waren gewiß befremdender Natur bei einer Verteidigung, wo es sich um ein so bedeutendes Objekt und ein so hohes Strafmaß handelte. Ebenso ist es bekannt, daß Mires erst buchstächlich in der legten Stunde, welche ihm das Gefäß gestattet, Appell eingelegt hatte, also offenbar noch auf einen Zwischenfall zu warten lesten, der indessen nicht eingetreten is. Wir wollen dem Leser nach den Mittheilungen eines gut unterrichteten Korrespondenten eine Aufklärung über das Mysterium zu geben versuchen. Der Arm der Gerechtigkeit gegen Mircs war bekanntlip durch eine Klage, oder besser eine Denunziation des Herrn v. Pontalba aufgerufen worden. Dies geschah in den ersten Tagen des Dezembers 9. I. Der Kaiserliche Staatsanwalt die eine Haussuchung in dem Lokal der „Allgemeinen Eisenbahnkarse“ vornehmen. Mires wurde von dem Instruktiongrichter verhört, und in den Tagen vom 17. bis 20. Dezember die Berlegung des Banguters in den Anklagestand beschlossen. Der Staatsanwalt erklärte in der öffentlichen Verhandlung, das seitdem die Anklage nicht suspendirt worden sei, und man muß sich bei diesem Umstande mit Erstaunen fragen, warum die Verhaftung des Mires erst am 19. Februar erfolgte, während welcher Zeit, wie ber feier sich aus den großen Anzeigen in den Zeitungen erinnern wird, der Rangquter das türkische Ansehen in alle Welt hinausposaunte. Sonderbare Zeit z — sonderbare Justiz in Frankreich Man verfolgt einen Mann wegen eines gemeinen Verbrechens ; aber man verdedt Dies und läßt dem Angeklagten Zeit, während dieser Untersuchung im Auftrage einer befreundeten Macht Hunderte von Millionen zu borgen; man gestattet ihm, durch jene Ankündigungen, in denen er sagt, , da er das Königreich Spanien gerettet habe, und daß es sich darum handle, die Türkis zu retten", das Geld der Einwohner Frankreichs und das des Auslandes in seine Kaffen zu Iogen! Und während er diese prünfenden Anzeigen veröffentlicht, wird Mires wegen Betrugs verfolgt! Aber während dies vor den Augen Europas geschah, ereignete er vor den Augen Frankreichs noch ein anderes Schauspiel von hohem Interesse, er des Betrugs Anger Hagte beruft die Aktionäre der Eisenbahnkasse zu einer Generalversammlung zusammen , der Graf Simeon, Senator und Präsidet des Ueberwachungsansschusses, hält den Aktionären eine Rede, in welcher er den blühenden Zustand der Gesellschaft hervorhebt, ihnen glänzende Aussichten, rodende Versprechungen macht. Dies Alles geschieht mit sgiweigender Zustimmung des Staatsanwalts ! Der Schlüssel zu diesen rätbfelhaften Erspeinungen liegt indessen wohl in folgenden Umständen : Die Denunziation des Herrn Pontalda gegen Mires war von demselben nicht nur an den Staatswalt, sondern auch an jeden einzelnen Mutter gesendet worden. Nachdem einige Tage mit Zweifeln, unter Zaubern und Vorbesprechungen hingegangen, kam die Sade endlich in dem Ministerrath unter dem Norfib des Kaisers "zur Sprache. Einige Mitglieder des Kabinets waren der Ansicht, daß es raubsamer sei, ‚den Skandal zu vermeiden, den der Proz. $ machen würde. Es war nämlich gleiczeitig ein öffentliches Geheimni, bag Mires auf einem Geheimbuche, welches er selbst führte, die Namen einer großen Zahl mehr oder minder offizieller Personen als Debitoren aufzuführen Gelegenheit gehabt hatte, mit denen er in Rechnung stand, die sich aus einem Geschäftsverkehr herehrten, den man gewöhnlich ‚‚Bestechung‘‘ zu nennen pflegt. Herr v. Persigny, ein bersünlicher Feind des Mires, der Übrigens damals gerade von London mit der Ansicht allräbgekommnten war, wer sich von den Anhängern des Stanzestreichs während der zehn Jabre nicht zu bereichern gewußt habe, sei ein Eit, auf den keine Rücksicht mehr zu nehmen sei, und man müsse ‚eine neue Aera der Tugend auf die des Lasters folgen Taffenz. — Herr 9, Persigny vertrat dagegen die Absicht, es sei Dies die beste a He zum ein der Reinigung des großen Augtastfalles der Stanzestreicher. Herr Delangle, Dropftegelbewahrer seines Amts, stimmte auch für die Reinigung, und der Saiser trat der Ansicht seiner beiden jugendlichen Diener bei. Die Verfolgung gegen Mires wurde beschlossen. Dies geschah eines Samstags. Aber selbst unter den Minterniger als vierzehn Seiten umfaßte und wurde unmittelfiern hatte Mirös seine entschiedenen Freunde, bar von dem Beschluß in Kenntniß gefegt, und am Sonntag eilte der Schwiegersohn des Bankiers, der Fürst Polignac, nach den Tuilerien, um eine Audienz bei dem Kaiser zu erlangen. Obgleich es nicht mit den Regeln der Etiquette in der Ordnung war, gelang es im doch, Zutritt zu dem Kaiser zu bekommen, zu welchem er sagte, daß er nicht gekommen sei, um auf das Stefuhl des Kaisers zu wirten, sein Mitleid oder seine Gnade für Mires anzuflehen, sondern daß er es für seine Pflicht gehalten habe, Sr. Majestät wissen zu lassen, daß mehrere Personen, für welche sich der Kaiser persönlich interessire, unfehlbar in den Zuchtpolizeiprogen mit verwidelt werden würden. Gleichzeitig überreichte er dem Kaiser die sollständige Kiste der betreffenden Personen, unter denen besonders eine, dem Thron sehr nahe stehende, einen tiefen Eindruck auf den Kaiser machte. Nach Verabschiedung des Fürsten Lich Napoleon sofort den Justizminister rufen, und erklärte ihm, daß der Prozeß unterbrücht werden müßte. Der Minister erwiderte, daß dies nicht in seiner Macht fände, wenn nicht die Klage des Herrn Pontalba zurlcgezogen würde. Und hierin siegt der Höhere Humor der Sache. Die Klage des Herrn Pontalba war seine Klage, sondern eine Denunziation, und die Voruntersuchung hatte bereits Umstände ergeben, welche eine Unteruchung gegen Mircs von Seiten des Staatsanwaltes im Namen der öffentlichen Sicherheit nothwendig machten. Aber der Justizminister machte das Unterdrücken des Prozesses von der Rücknahme der Klage des Herrn Pontalba abhängig, der befandlich eine Forderung von einer Million siebenmal hunderttausend France an Mires machte. Der Justizminister wollte, daß Pontalba bezahlt werde, um einen Verbrecher Taufen zu Lassen,, und die „„Chronique feandaleuse“ will wissen, bag der Minister Fein Conto bei Mireg, wohl aber eins bei Pontalba hatte! Wie dem auch sei, der Kaiser ergriff den Ausweg, den ihn der Justizminister gerathen, und leg noch am nämtlichen Abend Morny hoten, der von jeher in faulen Geldgeschäften eine große Webung gehabt hat. Morny kam und wenige Stunden reichten für ihn hin, ein Arrangement zwischen Mires und Pontalba zu Stande zu bringen, welches durch die beiden Rechtsbeistände der Parteien, den Advokaten Senard und den Notar Mocquard, in gewegliche Formen gebacht, und von beiden Parteien gegen Ende des Dezember unterzeichnet wurde. In Folge dieses Arrangements wurde die Sypothetenschuld von 1.077.000 Francs, die Herr Pontalba der vereinigten Eisenbahnwaffe schuldete, gestrichen, ohne daß er einen Pfennig dafür bezahlte, und außerdem erhielt er noch eine beträchtliche Summe, man weiß noch nicht wie viel, in Bar ausgezahlt. Von dem Abschluß des Sesihaftes an, ließ man, obgleich der Staatsanwalt das Gegentheil behauptete, die Anklage gegen Mires fallen. Der beste Beweis dafür it die oben erwähnte Generalversammlung der Aktionäre, die doch fost der infamste Skandal wäre, der jemals, seit es eine Justizverwaltung gibt, vorgenommen. Aber Mires war von dem Erfolg, den sein Schwiegersohn bei dem Kaiser gehabt hatte, berauft. Allerdings mußte er sich sagen, daß er den Ministerath, den Arm der Gerechtigkeit durch seine Drohungen zu abweichen gemacht habe; aber er sagte sich nicht, daß die erste Bedingung eines solchen Sieges die unbeschränkteste Diskretion und Bescheidenicht er füdere. Statt diesen wurde er gerad zu widermüthig. Er forderte seine Beinde heraus, er spottete über Die Minister und benahm sich so unvorsichtig, daß man ihm eine Mahnung, wann eine Drohung zugehen ließ. In Folge dieser Drohung beging er die Dummheit einen Brief an den Kutfer zu schreiben. Dieser Brief, der nicht wenn welchem Mirés alle Namen, alle Details über die „‚Großmuth‘, wie er geht, aufzählte, , Drohung, hatte selbst nicht mehr den formellen Ton der Bitte, sondern den ber £ £ 8 war darin von Geheimnissen die Rede, melde ‚‚den Thron erschlittern würden,’’ Eine solche Sprache konnte man natürlich nicht bufben, Dare interessanten Mittheilungen ; aber jenes Interesse, welches er an den auf, bag Mires der „„Gesellschaft‘“ gefährlich war, tam es nit an; aber wenn er meinte, bag er dem , Netter" der Gesellschaft gefährt mer en Fünne, mußte man mit Ihm aufräumen. Der Kaiser dankte in sehr verbindlichen Ausdrüchen dem Herrn Mires für seine Persönlichkeiten nehme, würde den Arm der Gerechtigkeit gegen keine der Felsen aufhalten. Gleichzeitig erfolgte die Verhaftung des Banquiers. Der Umstand, daß derselbe bei der Behandlung drei Monate im geheimen Gefängnis gesessen zu haben behauptete, während der Staatsanwalt nur von drei Tagen sprach, läßt ebenfalls vermuthen, daß die Untersuchung selbst von seltsamen Umständen begleitet war. Offenbar hat nun Mires geglaubt , die Diskretion, mit welcher er bei seiner Vertheidigung zu Werke gegangen, werde seine Stetsprechung zur Folge haben. Darauf beziehen sich die oben angeführten Worte seines Vertheidigers und die des Herrn Duval, des präfaten des Grafen Siméon, welcher, sein Portefeuille öffnend, sagte : „Ich habe hier die berühmte Liste der Conti Borrenti in meiner Hand, aber ich werde sie nicht vorlesen. Einen Augenblick hat man vielleicht auf die Erbitterung des Grafen Stimeon gerechnet, aber man hat sich geirrt. Er weiß zu schweigen ! Und wenn ich diese Namen hier nicht nenne, so bestätige ich doch ihre Zahlung sae und ich bestätige sie gerade dadurch, daß ich sie verweige :" Aber diese allgemeine Drohung, wenn sie auch das Publitum singen machte, brachte bekanntlich auf die Richter seine Wirkung hervor. Mires wurde verurteilt. Aber auch nach der Verurtheilung scheint er noch eine Art Intervention gehofft zu haben, weil er sich erst im Testen Augenblicke zur Appellation entschloß. Bekanntlich hatte er anfangs die Adnotaten Berryer und Dufaure zu seinen Vertheidigern gewählt, dieselben aber ihr Mandat nur unter der Bedingung angenommen, bag er, Mires, ihnen Alles sage, und daß sie Alles sagen könnten. Aber Vrires hatte dies abgelehnt. Es ist daher unzweifelhaft, daß die auf den 12. nächsten Monats angefeste Appellationsverhandlung ein noch größeres nteresse darbieten wird , als der Prozeß felbst. Wird man die Namensliste der Conti Borrenti veröffentlichen? Wir werden leden. Jedenfalls wird der Ueberwachungsrath, dessen Präsident der Graf Simon war, tiefer in die Sade hineingezogen werden. Eines der fünf Mitglieder dieses Komitees war Herr Wontalba, der der Kaffe, wie gesagt, elfmal hunderttausend Frances geduldete. Das zweite Mitglied, der Graf Richemont, der dreizehnmal hunderttausend Franke schuldete, erbenkte sich den Tag nach der Verhaftung des Mires. Herr Barodhe (Sohn des Ministers), der kurze Zeit vorher zum Generaldirektor der Abtheilung für den auswärtigen Handel ernannt war, ist nach Amerika „verreist‘‘ ; die Schuld oder Unschuld des abgefechten Generaleinnehmers Collet-Meygret ist ebenfalls noch nicht berührt worden. Furz, der neue Akt des Drama’s verspricht die interessantesten Szenen. (Nordd, Wochenbl.) * (Au Paris). Eine Frage, welche schon seit zwei Jahren viel Lärm in der vornehmen Welt verursacht hat, ist vor Kuzem gelöst worden. Der Sohn eines sehr Hochsiehenden Mannes war damals mit einer jungen Schauspielerin auf und davon gegangen und seitdem trug aller Darstellungen und Anstrengungen seines Vaters nicht zu bewegen gewesen auf die Bermählung mit jener Person zu verzichten. Es fehlte sogar nicht an standaldfen Händeln ziotschen ihm und seiner Familie, die endlich nichts mehr von ihm hörte. Liest erfährt sie plöslich aus Berlin, daß die Verheirathung in bester Form vollzogen sei. Auf den Boulevards ging vor einigen Abenden die Nachsicht, Milde ganz besonders unsere Damen der , Salbnwelt"" interesirt, von Mund zu Mund. Das Glüd, was einer geblüht hat, kann ja auch anderen beschieden sein. Diese „„Halbmwelt‘“ betrieht und regiert immer mehr in den brillanten Cafes der Boulevards von der Rue Montmartre an bis zur Chauffee d’Antin. Zahl der Bars ist dort fast so groß als die Zahl der Häuser, und die neuen, welche seit einiger Zeit eingerichtet wurden, sind sämmlich mit einem Einbau versehen,, welcher in der Nacht einen ganz hübschen Anblie bietet. Denn in biesen prächtig ausgeföhmlichen und erleuchteten Hallen erscheinen nach Mitternacht die jungen Damen der Halbwelt in sehr eleganten Toiletten und bienen den Borübbergehenden zum point de mire, und mander Stembe geht in die flak gelegten Fallen. Ohne es zu wollen, hat der Polizeipräfest dafür gesorgt, daß dort nur ganz bühfehe Damen, welche die Helle des Gas- Lichts nicht zu fedetten brauchen, ihren Sorbet schlürfen, denn sie birten oie Begleitung wohl in dem Café, nicht aber vor und neben demselben Rat nehmen. Das ist so zu verstehen: In den seltenen Sommernächten flaniiren alle Kimonadiers ihre Etablissements mit einer möglichst langen Reihe von Tischen und Stühlen längs der benachbarten Häuser, sobald diese geschlossen sind. Natürlicher Weise figen die Gäste dort in einem Halbdunkel. Nun, der Polizeipräfekt will nicht erlauben, daß dort eine , Dame", welche ohne männliche Begleitung erscheint, Pag nimmt; fawn hat sich eine, melde Dieses hoch noch peinliche Betet noch nicht rennt, auf einen der Stühle gefest, so nähert sich ihr ein Garcon und läßt ihr, in der höflichsten Weise, das versteht sich von selber, die Wahl, sich zu entfernen, Ober si in den hererleuchteten Einbau zu begeben. Hat sie sich zufällig neben einen Herrn gefegt, der in die Milliterien der Boulevards eine geweiht ist und weichherzig ist, so ist sie gerettet, denn er nüpft auf der Stelle eine Unterhaltung mit ihr an, wodurch sie aus einer unbegleiteten in eine begleitete Dame verwandelt, und dem Garcon und der Polizei gegenüber Herrin der Situation wird. Der Kaiser wird im Anfange der künfzigen Mode nach Fontainebleau zurückehren. Ohne Zweifel werden die Mitglieder des diplomatischen Korps, welche die Abwesenheit des ‚„‚Gouvernements‘’’ zu Ausflügen benügen, ebenfalls auf ihre Worten eilen, um sich aus eigener Anschauung darüber aufzuklären, wie Sr. Majestät die Bäder von Vichy bekommen sind. — Die demoFatisch-militärische Dundrilfe in Vichy hat in den Köpfen der Diplomaten die Dimensionen eines politischen Ereignisses gewonnen. Er ist zehn’ gegen eins daran zu wetten, daß der Kaiser sich nichts Besonderes dabei machte, als er die Damen des Hofes mit Korporalen und Tambourmajors tanzen Lich, aber er ist jedenfalls ein Zeichen der Zeit, und 28 Femmert in mehr als einem Kopfe, und ist der Ge als einer telegraphischen Depesche. Und weshalb nennen Die