Pester Lloyd - Abendblatt, August 1861 (Jahrgang 8, nr. 175-199)

1861-08-02 / nr. 176

«­­ A Beide bemü­hten sich nun gemeinschaftlich "in die königliche­­ Armee aufgenom­men zu­ werden. Da sie jedoch die­ Sacie­­­ etgierten, welche mit ihrem Eintritt in die Armee verknüpft waren, einfaden und von allen Hilfsmitteln entblößt waren, so ersuchten sie die italienische Regierung um eine Unterfläsung, bis sich ihr tot gebessert habe. V­ereint mit anderen Emi­­grirten, sandten sie ein Gesuch wegen Aufnahme in die ame­­rikantfe Armee an Herrn Marih und sobald sie von Dem­­selben erfuhren, daß sie von seiner Regierung günstig aufge­­no­mmen würden, aber Die Neffefoften selbst bestreiten müßten, fuhr­­ten sie durch alle möglichen Mittel Leute zu veranlassen ihnen das nöthige Reifegeld vorzuschießen. Aber auch dieses Mal wurden ihre Hoffnungen getäuscht. Sie wandten sich hierauf an Personen, deren es sie durch Zufall gemacht hatten, um dieselben zu bitten, sich zu ihren Gunsten beim Minister zu verwenden, damit er sie unter die mobilisirte Nationalgarde aufnehme. Sie weigerten sich in die ungarische Legion zu treten, unter dem Vorwande, daß sie als Oesterreicher von den Ungarn nicht gern gesehen würden. In Wirklichkeit fürchteten sie, un­­ter den ungarischen Offizieren einige alte Kameraden anzu­­treffen, welche ihre Vergangenheit nannten. Vor einigen Jahren hat Groeben zu einer hannoverant­­ren Gesandtschaft in Jerusalem gehört und ward von dem Patri­­on­sum Ritter des heiligen Grabes gefäl­gen. — Die mit Besschlag belegten päpstlichen Medaillen und Kreuze sind Ge­­genstände, welche diese Individuen in Oesterreich an verab­­schiedete päpstliche Offiziere vertheilen sollen. Es läßt sich ihnen nichts von Umtrieben gegen die italienische Negierung nachweisen. Es sind Abenteurer, melche immer bereit sind, den Weg zu wählen, der ihnen am bequemsten ft." Aus Rom berichtet die „N. 3." : Die Unduldsamkeit der römischen Kurie hat dem Bischof von Novara einen verdrießlichen­ Prozeß zugezogen. Ein Pfarrer seiner Diözese hatte nämlich eine Brosdüre heraus­­gegeben, deren Inhalt gegen den Gehissenszwang gerichtet ist, wie er von Rom aus gegen die Meinungen eines Theiles des Klerus über die geistliche Gewalt des Papstes auszuüben ver­­faßt wird. Der Bischof denunzirt die Schrift der römischen Index congregazione, welche sie verdammte. In­folge dessen wurde der Berfaffer aufgefordert, zu widerrufen, wogegen er remonstrirte, man solle ihm Die verdammlichen Fegertschen Säge angeben , die in der Schrift enthalten , dann werde er diese widerrufen. Der Bischof ließ ihm als Antwort ein form­­les Monitorium zusammen, worin unter Androhung der Suspension­a divinis anbefohlen wurde, die ganze Schrift in globo zu widerrufen, und zwar in Folge der von dem Emi­­nentissimo Cardinale segretario della Congregazione del Santo Uficio der römischen Inquisition ertheilten Anordnun­­gen. Der Pfarrer theilte das Monitorium dem Fiskus mit, der nun gegen den Bischof den Prozes einlettet, weil er ein­en aus Nom ihm zugenommenen Aktenfun­de Folge gab, ohne vor­her das von den Staatsgefegen vorgeschriebene Erequatur er­halten zu haben. Man ist auf den Ausgang dieser Verhand­lung sehr gesbannt. Ein anderes Kuriosum ist die dem Migr. Liverati ertheilte päpstliche ‚„„venia annorum”“ . Man fand es in Rm nicht zweckmäßig , gegen dessen Schriften einen Inquisitios­­prozeß zu eröffnen, sondern begnügte sich, ihn seiner geistig­en Würden wegen ungefelicher Abwesenheit verlustig zu erkläen. Die römischen Konstitutionen verlangen aber, daß zur gel­­eiden Aberkennung der Würden die Abwesenheit wenigens fünf Jahre gedauert haben müsse. Dies ist bei Liverant nicht der Fall und so hat ihm der Papst aus eigener Madvolk­­­ommenheit die venia für die fehlenden Sabre ertheilt. Man erinnert si, daß Gregor XVI. ein ähnliches Beifahrer ent­­flog, als es sich darum handelte, ein Todesurtheil gegen einen pokitischen Verbrecher, der das geiegliche Afr für Hő ESA Verurtheilung noch nicht erreicht hatte, wogtehen offen. Die „Opinion Nationale“ veröffentlicht ein Zeichen aus Rom, 24. Sult, mit dem Wunsche, daß es der­­anziff­­ten Regierung doch endlich belieben möge, folgendes Nähere über die Gewehrangelegenh­eit zu mirrlegen: „Der Er-König von Neapel stellte einen Scheinart her ‚den Verkauf aller seiner in Rom befindlichen Waffen an die PAPIL­sche Regierung aus. Unter Vorlegung dieses Akten ver­­langte Hr. 9. Merode von der französischen Militärerhaltung die Auslieferung von 35.000 Stäb. Gewehren und 40 Kan­­nen. Die Beamten des Generals von Goyon mwagten nicht, dem Ansinnen zu unwiderstehen. Als der päpstliche Kriegsmini­­ster im Resike der Waffen war, wurden mit denselben die Banditen ausgerüstet, die täglich in Maffe nach den neapoli­­tanischen Provinzen abgingen. Dies die reine Wahrheit.­ Das (als unverläßlich bekannte) Telegrammbureau von Marseille bringt: Der Korrespondent von Nom meldet un­­term 27. v. M., daß die päpstliche Gendarmerie an der Grenze Sadhsinnen verhaftet hat, welche demokratische Banden bilde­­ten. Die eraltirte Partei is in den Nachbarländern sehr thätig, um eine Invasion in die römischen Staaten zu veran­­stalten , die italienischen Behörden unwidergehen si aber dem. — Der Sintendant von Perugia hat das des Mazzinismus verdächtige Invasionsfomite aufgelöst. — Man versichert, daß Stanfreich dem Papst neue Erklärungen gefatdt hat, worin gesagt ist, dab Frankreich entschlossen sei jedes gewaltsame Unternehmen zu verhindern. Aus Neapel von 1. August wird telegraphirt : Die päpstlichen Offiziere Duatrebarbes und Oberst de Billant, und der Abbe Duats wurden verhaftet. " Bial­­int for Herrn de Boni, Redakteur des , Popolo d’Sta- Ha", die Versicherung gegeben haben, daß, solange seine Hand nen Degen zu führen vermöge, es Niemand wagen­ solle, an Ye Sinsel Sardinien oder anderes Italienisches Befisthum u rühren. Aus London, 1. August, wird geschrieben : „E83 hat si hier das Gerücht verbreitet, daß Die ame­­rkantische­­Regierung beabsichtige, auf dem englischen Markt e­in Ansehen von 50 Millionen Dollars zu machen.” Die "London Review" bemerkt über Defterrei 8 Nartnehhilfsquellen: Die Hebung der Seemacht änge in jedem Staate von zwei Momenten ab: von der Malität der Sclffe und der Vortrefflichkeit der Bemannung u­nd erstere fe bedingt durch die Blűte des vorhandenen Roh­­materials und Durch Die Geschielichkeit, e8 zu verwenden. In England seien alle diese Bedingungen im höchsten Grade ver­­b­ildet : Holz, Eisen, Kohle, eine ausgebildete Industrie und ertrefflige Matrosen. Frankreich stehe­­n der Ausbildung der Industrie feinem andern Staate nach, künne sich aber ner ausgezeichneten Seeleute rühmen, wogegen Rußland war reich am Rohmateriale für Schiffe und Bemannung, aber­­ feiner Industrie so gar weit zurüc fet, Oesterreich da­­gen befige nächst England alles, was eine Seemacht herau­­fen könne, im bliödgsten Grade : Hai, Eisen, Kohlen, Hanf,­archinenmerkstätten, Schiffswerfte und die alervortrefflichsten Ratrofen in Sftrten und Dalmatien, die von den Galliziern und Böhmen in Gefiielichkeit und Anstelligkeit stelle iht noch bertroffen würden. Nur Eines habe ihm bisher zur Hebung vier Blotte gefehlt: Gelo,­ber bei dem ernsten Willen is Reichsraths und mit einen so begeisterten Flottenchef fe Erzherzog Ferdinand Mar werde sich auch Diese Schmwie­­fert besiegen lassen. — So angenehm uns dieses Lob aug­t, können wir doch auf das Urtheil eines Mannes, der von Gylands Holzreichthum spricht, keinen großen Staat machen. Romen hat übrigens, seit Shakespeare’s ‚Wintermärchen’’, w­as an der See lag, seine Matrosen gehabt, Galtzien aber useres Wissens auch selbst in der Poesie niemals. Aus Belgrad 31. Juli meldet „Oft u. Weft“: Nach einem Telegramın beruft ein Fürstl­ier Úfas vom y ges . Gefäft zu Stande. 31 Sutt die serbische National - Skuptshina nach Kragujevac in den 6. (18.) August. „Oft und Welt‘ hält viese Einbe­­tung für­ eine Schatfache von ,‚höchter” politischer Bedeu­­tung nicht b­08 für Serbien, sondern für alle flantschen Pro­­vizen ber­­­artet. Bürst Michael werde wahrscheinlich von den Brauche seines Vaters , der Skuptfehlna alle auf die stattliche Stellung Serbiens Einfluß habenden politisgen Tra­­ger zur Berathung und Beschlußfassung vorzulegen, nicht ab­­meiden, sondern eben zu deren Lösung die Theilnahme des Boltes in Anspruch nehmen. Solche Fragen gebe es heute in Serbien in großer Anzahl. Die Stellung der Pforte erhet­­fe in erster Linie eine genaue Bestimmung ; zunächt sei dann in der Inneren Verfassung Serbiens vieles abzuändern, was theils Durch die Form der von der Pforte astroyirten Berfaf­­fb b le | | | fing , theils durch die seit 23 Jahren so sehr veränderten Verhältnisse unhaltbar geworden. Drittens würden, w­ie „Of und Weit’ meint, die Angelegenheiten der christlichen Naja in Bulgarien, Alt-Serbien, der Herzegowina und Bosnien um so weniger von der Diskussion ausgeschlossen werden kün­­nen, als die Flüchtlingsfrage Serbien in unmittelbarster Weise berühre. Aus Newport vom 17. Juli wird geschrieben : „Der Kongreß seh rettet in Erfüllung seiner Aufgabe rüstig fort und wird höchst wahrscheinlich seine Arbeiten schon gegen Ende dieser Mode beendet haben. Das Haus hat den Serat sogar aufgefordert, sich von morgen zu verkagen , dieser wird aber wahrscheinlich noch bis zum 22. in Götung bleiben. Selten oder nie hat wohl eine gefeggebende Ber­­sammlung mit solchem Eifer und solcher Energie ihre Pflichten erfaßt und durchgeführt. Halt sämmtliche wichtigeren Beschlüsse grenzen an Einstimmigkeit, und zum ersten Male in der par­­lamentarischen Gc­hichte der B Vereinigten Staaten wird die Minorität durch nur fünf Stimmen vertreten. Senat und Haus arbeiten einander in seltener Eintracht in die Hände und haben die zur Vertheidigung der Union und zur energi­­schen Durchführung des Krieges erforderlichen Maßregeln be­­reits alle genehmigt. Statt der vom Präsidenten verlangten 400 Millionen Anleihe sind deren 500 Millionen, und statt der 400,000 Mann sogar 500,000 bewilligt, die Gefege für Re­organisation und vorläufige Vermehrung des stehenden Heeres angenommen, die Milizgesebe verbessert, die Hüh­nerrathabe­­simmungen schärfer gefaßt, als dies bisher in der Ber­assung der Fall gewesen war, und die südlichen Häfen als Einfuhr­­häfen nicht allein geschlossen, sondern deren Blofade auch ver­­tärkt. Reben werden wenig oder gar feine gehalten, und die unerläßlich nöthigen Bemerkungen auf je fünf Minuten per Redner beschränkt. So sind die Yangathmngen, Ergriffe, die früher für die Wähler gehalten wurden und mehr als zwei Drittel jeder Kongressibung in Anspruch nahmen, zum Mythus geworden. Das Bolt ist glücklich über diese Ausnahme von­ der Regel, während die Schnelligkeit in Erledigung der nöthi­­gen Geschäfte das ganze Land mit Vertrauen in die Zukunft erfüllt , die Börse ermuthigt und die Rebellen entmuthigt. Vor Allem hat diese Energie des Kongresses die gute Folge, daß sie selbst dem belieften Gedanken an eine feige Vrierdens­­und Vertuschungspostt­f die Spise bricht, und wak die Regie­­rung, wenn sie wirklich den Wunsch nach einem Kompromis gehabt haben sollte, ihn jegt, um sich nicht selbst zu kompro­­mittiren, unterdrücken muß. Bezeichnend für Die bherrschende Stimmung ist es jedenfalls, das der von einem im Sinteresse des Südens stimmenden Abgeordneten gestellte Antrag auf Berufung eines Nationalkonvents mit ungeheurer Majorität im Hause niedergestimmt, und dag gar nicht darüber debattirt wurde. Dem bewaffneten Aufruhr gegenüber gibt es keine friedliche Lisung mehr, das Schwert kann einzig und allein die Entscheidung bringen — das war der Inhalt aller bei dieser Gelegenheit gefallenen Neuierungen, selbst im Munde früherer Demokraten. Uebrigens sorgen fest auch" die Trup­­pen im Felde dafür, daß die Vermittlungsversuche von vorn­herein durchfallen müssen. ‚Wien, 1. August. Bei fortdauernd sehr stillem Ge­schäft wurden an der heutigen Vorbörse Kreditaktien­i mit 172,90 umgefest, Schluß 173,50. In Nordbahnaktien kam fein Die Börse war tendenz- und geschäfts- 108. Weder die eingegangenen Telegramme noch die Berichte über die heutige Stzung im Abgeordnetenhause äußerten ir­­­­gend­eine nennenswerthe Wirkung. Valuten waren etwas bil­­l­liger angeboten. Staatsfonds fe. Donaudampfschifffahrts­­aftien etwas mehr begehrt. £oie von 1860 nach der Stellung fest und Faum */10/ niedriger als gestern. Westbahn- Silber- A prioritätsobligationen wegen des um 1/4%­ niedriger, heute abgelösten Koupons Kreditaktien wurde auf 1 Monat mit 9 fl. gestellt. Schlußfurfe : Kreditaktien 173, Nordbahn 1950, Dampfsetfffahrtsatt. 423, ungar. Grundentlastungsobligatio­­nen 68,50, London 138,50, Silber 137. " Verantwortlicher Redakteur-Karlweisskircher. iem Schnellpressendruck von Emil Müller,DorotheagasseRx«12.Pest,1861.­—Peklag der spester Lloydgesellschaft-

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