Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 225-251)
1861-10-10 / nr. 233
Younkknqg,10 mtitovec. Nr.233. Def, 1861. (Die einzelne Nummer Eostet 4 Er. ö. B.) hellxdades X Wien, 9. Oktober. Die Journale haben die Nachricht gebracht, daß die Statthaltereträthe über ihr Zurüctreten oderVerbleiben im Amte berathen und gewisse Bedingungen an das Lestere geknüpft haben. Weder eingezogene Erfundigung habe ich in Erfahrung gebracht, daß die Hofkanzlei sogleich nach Einfangen der diesfältigen Pester Sour»talnachrichten an die Statthalterei in Vert eine telegraphische Anfrage gerichtet hat, was an der Nachricht Wahres sei. Heute ist nun die telegraphische Nachantwort eingetroffen, das sorerst von einem Aurüdtreten von dem Amte nicht die Rede sei. Ein ausführliches Erowofe wird in Aussicht geített. Ich glaube, dieses Affenstück wird Interessante Streif-richter auf Die Stellung und Haltung dieser Behörde und ihrer Mitglieder inmitten der ganzen Bewegung werfen und ich hoffe darauf noch zurückkommen zu können. Vielleicht wird die Nachricht von dem beabsichtigten Zurchritte des Statthaltererkörpers nach Inhalt der schriftlichen Antwort minder unbegründet erscheinen, als nach der telegraphirten. == Neber die Vereidigung des Hrn. v. Kayy als Administrator des Pester Komitats schreibt der Wiener Korrespondenz des „Sarg.” : te ich vernehme, tauchte die Frage auf, ob im Sinne der vaterländischen Gesebe Diese Bereidigung vor sich gehen könne, und man tam schließlich Darin überein, daß Se. Majestät im Sinne der Artikel 60 : 1486 , und 35: 1536 den Eid annehmen könne. Hr. 9. Kapy wird, wie ich ferner vernehme, erst nach einigen Tagen in Pest erscheinen ; heute (8.) retste er auf sein Gut im Nevgrader Komitat, um seine häus Ken Angelegenheiten zu ordnen. — Sr. Frank, Fünigl, Kommissar im Barser Komitat, hat daselbst bereits als erster Komitatskommissar fungirt. Bezüglich der bis zum Reichstag verscundenen Befruttrung in Ungarn láßt si , Sírnet" aus Wien schreiben : Die Listen, welche mittlerweile in den ungarischen Regimentern entstehen, werden vorläufig durch jene ungarische Mannschaft ausgefüllt werden, die jebr Deutschen, böhmischen und polnischen Regimentern zugetheilt is. Und es versteht sich von selbst, daß die so entstehenden üden aus den ohnehin bevölkerten deutschen, böhmischen und polnischen Nefrativungsbezirfen erregt werden. " Wie wir sorbergesagt, , Napló" antwortet bereits energisch genug auf den gestrigen Angriff des „Hirnds“ gegen die „ungarischen Zentralisten“ : Wer, — beginnt die Entgegnung, — sind die ungarischen Zentralisten ? wird der Leser fragen. Es sind Diejenigen, deren Programm in den Adressen Desi’s enthalten ist, es sind sämmtliche Subspitionen, welche sich auf der’ 1848er Basis Konstituirt haben, auf derselben Basis, von welcher „Hirn,“ verkündet, sie habe die Komitate vernichtet, — Ferner das Volk, welches unter derselben Losung seine Repräsentanten wählte, — schließlich beide Häuser des Landtags, welche die Wiederherstellung der 1848er Gefege forderten, 250 gibt es in Diesem Lande eine Partei, welche über dieses Programm hinausgehen möchte? Wo ist eine Partei, welche als gefeilthe ‚Balls weniger anzunehmen undinschte ? Nie hat von Seiten einer ungarischen Regierung die Komitate eine größere Gefahr bedroht, als da ihr konstitutionelles Recht, sich über die Ausübung der Majestätsrechte im Sinne einer Kontrole zu Äußern, in Trage gezogen wird ; aus Diesem Grunde werden gegen sie, dem 5. A. 1805 entgegen, Künigl. Kommissariate syrtemtsirt ; einzelne Surtsditionen werden mit Waffengewalt aufgelöst ; anstatt des gefehhthen Komitatsorganismus wird uns außerhalb des Landtags ein mit dem Geist unserer Gefege und Beraffung in Widerspruch stehendes Komitatssystem oktroyirt . Die Komitatsbeamten werden, der Ueberwachung ihrer Kontrole entzogen, als Bh reaufraten von Negierungskommissären abhängig gemacht 5 die Muniziyien werden ihres Rechtes, ihre Steuern zu repartiren, und Somit ihrer Subsitenzmittel beraubt ; und Alles weit darauf hin, daß man die Ssurtspiktionen anstatt politischer Sonstitutionen in rein von oben abhängige Verwaltungsorgane ummwanden will u. f. mw. Und während deshalb die sogenannten ungarischen Zentralisten ihre Stimme erheben, was thut der Held der ungarischen Muntzmen, Der „P. Hiímnet" ? Er schimpft Die ungarischen Zentralsten, spricht von verbregerischen Kabalen, von eitler Parteigängerei, von einer resolutionären Partei, welche nach der Bernichtung der Komitate fliebt, während — wie er fügt — andererseits „dem Hoffanzler die Rettung der Komitate so spiel Sorge macht !" Nie zweifelten wir an den guten Kilbsichten des Hoffanzlers, aber wir helten al Se, Erzellenz nicht für unfehlbar, Und wahrlich, das Resultat hat es bewiesen, daß sein System der königlichen Kommissäre und seine Sinstruktion zur „Retzung der Komitate” schlecht berechnet war. Zur Berathung des siebenbürgischen Guberniums über das Einberufungsresfript wird dem "M. Orf.", in Ergänzung unserer gestrigen Mittheilung, geschrieben . Die Berathung dauerte drei Tage. Außer dem Gouverneur waren 7 ungarische, 3 rumänische und 2 fachlifche Räthe anwesend. Zwei ungarische Räthe, Die Freiherren Soh. Bornemißa und Dominti Telek nänlich, waren nit zugegen. Diesen ließ der Gouverneur telegraphiren, Daß sie unverzüglich erscheinen mögen, und nach 24 Stunden fragten sie al Antwort, wann sie kommen sollen? Die 7 ungarischen Räthe haben das Gefeh vertheidigt und dringend die Adresse verlangt. Die romantischen Räthe haben zwar den Landtag als ungeieslich erklärt, und die Adresse unterstübt, aber zur Beruhigung der Gemüther die Publizirung des Einberufungsschreibens verlangt. In dieser Weise hat sich auch einer der sächsischen Näthe Herr Schreiber geäußert. Aber Konrad Schmidt behauptete mit erstaunlichem Cynismus, daß unsere Rechte verwirkt, daß die einzige Rechtsbasis die Patente vom 20. Oktober und 26. Februar seien. Der Herr Souverneur und der Herr Bisihnf Haynald entwickelten die Ungefeslichkeit der Behauptung des Herrn Natdes und verwahrten sich gegen einen derartigen Gefeßesbruch. Herr Schmidt vertheidigte sich damit, daß er „eine besondere Stellung“ einnehme „Hier — bemerkte der aadere Rath Bogdan Sakfab — fand Herr Schmidt nur in seiner Eigenschaft als Nath zugegen fein, und ist als solcher verpflichtet, das Gefeg zu vertheivngen“, eine besondere Stellung erkenne er nicht an, er (Herr Schmidt) möge eine geheime Mission, einen besonderen Auftrag haben, aber er dürfe denselben an diesem Blase nicht geltend machen, die Erfülfung desselben gehöre auf den Privatweg. — Die Adresse ging durch. Das Gubernium erfüllte seine Pflicht, Siest mag ein Königl. Kommissir fommen, die That der Regierung findet lediglich in der materiellen Stärke der Macht: das Werkzeug der Bollstrebung. est ist die Neihe an den Komitaten und den Stühlen. Auch diese werden, — wir glauben es — ihre Plicht erfüllen. Herr Roma Schmidt ging nach der Sigung in das Telegraphenamt und verehte eine valb Stunden nach Wien. Die „Defterr. 3." tik sehr ärgerlich Uber den Grafen Miks :