Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 225-251)

1861-10-22 / nr. 243

Wienllags22.slbktahcc» Nr.M4T-5. Edle einzelne Nummer kostet zekr.ö.-W.) P.Wien,21.Oktober.Seit gestern wird auffällig viel von der Ernennung eines neuen Präsidenten der Sie­­benbürgischen Hofkanzlei gesprochen und zwar nennt man drei Namen Bar,Jissika,Bar.Apor und­ Hraf Tvldalagiz bei Sr.Exz.dechr in Varon Gehringer schei­­nen die Dinge doch noch nicht angekomm­­en zu­ sein.Dagegen höre ich von zentralistischer Seite mit vieler Bestimm­theit be­­haupten,daß die von ihrem Blatte zuerst vollständig mitge­s­theilte Repräsentation des dortigen Guber­niums gegen die Einberufung des Landtages mit der Auslösung des Guberniums beantwortet werden soll.Auch eine Antwor­t 1 Z Agram,20.Oktober.Ihr Agranter Telegram­m vom 18.d.im.,5p.Ll.«vom 19.d.,welchemzufolge Herr Ladislaus v.Szalay zum Ehrenbürger Agrams ernannt und den Adreßdeputirten Ruslan und Kraljevic e im­ Fackelzug mit Musik gebracht worden sein soll-ist eine mir unbegreifliche Mystifikation,da daran auch nicht Ein Wort Wahres ist,obgleich wir die Verdienste der genannten Herren­ gewiß zu würdigen wissen.Sie können überzeugt sein,daß ich niemals es unterlasse,Sie von etwas Bemerkenswerthem alsogleich in Kenntniß zu setzen und hätte es auch diesmal nicht unterlassen,wenn ich Anlaß dazu gehabt hätte. =In Betreff der Repräsentation,in wel­­cher die h­ ungarische Statthalterei es untern­nommen hat,Sr.k.k.Majestät über die gegenwärtigen Zu­­stände Ungarns geeignete Vorstellungen zu m­achen,meldet ,,P.Hlrnek«.Von zwei­ verschiedenen Entwürfen wurde dem Vernehmen nach derjenige einstimmig angenommen,welchen der Kammerherr und Statthaltereirath Franz Péchy vertrug.Da Se.Exz.der Tavernikus eben­ in Wien ist,so präsidirte in der betreffenden Sitzung der erste stellvertretende Vizepräsident,Ladislaus Karolyi.Der Statthaltereirath Graf Stephan Szapáry ging Samstag Abends mit der Adresse nach Wien, um sie dem Hofkanzler behufs der Ueber­­reichung an Se. Majestät zu übergeben. Es it kein Zweifel, sagt „BP. 9.", daß der Prim­as und jene unter den Reichs­­würdenträgern, welche de lege zum Statthalteretrath gehören, über den Zweck der Repräsentation vorläufig in Kenntnis ge­­fegt wurden. „m. Dr PB.” weit auf die jüngste Meldung des „Sarg.” hin, in welcher gesagt wurde, der Obergespan-Stellvertreter Herr v.Rapy werde im Sinne des Konstitutionel­­len Cides mit Konstitutionellen Mitteln vorgehen . Es werde sich bald zeigen, sagt „M. D.", ob der Herr Obergeiian-Stellvertreter durch dieses Communique “zu VET ehen geben wollte, daß die, die Auflösung der Netzer pmitats-Kommission Defretirende Verordnung zurliegenor­­m wird, und was er unter konstitutionelen Mitteln wer­­e. In dem jüngsten Sofkanzleischreiben wurden die Ober­­päne aufgefordert sich zu erklären, ob und inwiefern sie Refruttirung etwas beitragen werden, und was in Meinung nach geschehen solle, damit das Ziel erreicht­e. Mas gedenkt, fragt „M. D.", der Herr Obergespansstell- TA in diesem Fall zu thun und anzurathen ? Der Herr espang- Stellvertreter wird fo auch in Diesem 344 Konstitutioneller Mittel bedienen, und im Leu­te seines Eides Vorsschläge machen, daß Se. Majestät den Reichstag einbe­­rufe, der zur Gesettgebung befähigt, die Staatsbedü­rfnisse ge­wis berücsichtigen und auch in Betreff der Rekrutirung im Interesse des Baterlandes und der Monarchie vorgehen­ wird. An der Seite des gestrigen Abendblattes der „Wiener Ztg.” seien wir : Se. f. Tf. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 17. d. M. den Lud­wig Trei­­herrn von Bay der ihm verliehenen Würde eines Oberge­­spans des Borsoder Komitates allergnädigst zu entheben ge­­nd. — Wie „Alfrid“ berichtet, ist Popontich Simon zum En. Kommissär für das Temeser Komitat er­nannt worden. — Aus Siebenbürgen wird berichtet : Der griechsche unirte Erzbischof von Fogaras, Ale»­xander Sterfa-Sulusp, hat­ an die siebenbürgische Hof- Tanzlei eine lange Repräsentation gerichtet, worin er die Beschwerden der Rumänen folgenderma­­ßen zusammenfaßt : „Im Unteralbenser Komitat und ander­­wärts wo das rumantische Element weit Überwiegend is, ha­­ben die Rumänen umsonst verlangt , daß an­stelle der ASer Komitatsausschüsse andere Ausschüsse und durch Diese die Ber­amtenkörper ernannt werden. Ebenso wurde die rumänische Sprache nicht als der magyarischen Enordinirt anerkannt, ja, es wurde für das Zarander Komitat, welches kaum 300 Ma­gyaren neben 26.000 rumänischen Bewohnern zählt, von der ungarischen Hofkanzlei die magyarische Sprache als Amts­­sprache vorgeschrieben . Kurz die Magyaren üben 1861 bie­­telde suprematistische Willkür wie 1848, fest wollen sie un­serem passiven Widerstande terroristische Maßregeln, geh­ät­­fte und militärische Verfolgungen entgegenlegen, welche 907 10 Jahren den Bürgerkrieg heraufbesch­woren haben und auch heute die Rumänen zur Selbstvertheidigung zwingen müssen.” — Die man „Saito” aus Klausenburg schreibt,, if an das kön. Gubernium zum dritten Mal die Weisung gelangt, seinen Antrag in Betreff der tön. Beamten zu stellen. Sept arbeitet eine aus vier Mitgliedern — von je einer Na­­tion — bestehende Kommission des Guberniums an der Zu­­sammenstellung eines Verzeichnisses der Fön. Beamten, und sol das Elaborat am 21. Oktober vorgelegt werden. — Ferner wurde das Proto­foll­ der zum Behuf der land­ tagsadresse gehaltenen Berathungen verlangt. Aus Fiume, 11. Oktober, schreibt man dem , taple": Seit einigen Tagen betreibt unter den Bewohnern der Stadt eine besonders schlechte Stimmung. Aus PoTa sind auf den Kriegsdampfern 2000 Grenzer angelangt, die in den geräumigen Kasernen seinen Plag fanden, und in Privat­­häuser Famen. Die­ Regimenter kehren angeblich in ihre Heimath zurück; seltsam ist es aber, das sie den Nadweg nicht über Triest nehmen, was doch der kürzeste Weg wäre. Garimberti, der neue Voltzeffommissär in Stume,­­ef am Beginn seiner Amtsthätigkeit die Herren Mala he­ntag un Saul Huber als die Führer des hiesigen leb­­hafteren Geistes, zu st rufen, um mit ihnen bekannt zu werden. Nach zweistündigem Politisiren erklärte ‚der Herr Kommissir mit ganzer Offenherzigkeit, daß er das Tragen ungarischer Kleider, wenn es noch weiter Aufmerksamkeit er­­regen und zu Demonstrationen Anlaß geben sollte, verbieten wird. . Die beiden Herren antworteten hierauf, ungarische Kleider zu tragen, jet Ledermann erlaubt, warum sollten daher gerade sie Dieselben ablegen, da sie Doc früher zu Un­­garn gehört haben und binnen Kurzem wieder dazu gehören werden. Sie würden, erklärten sie, in dieser Beziehung nur fastischer Gewalt weichen. .­­ Aus Wien vom 21. 9. wird uns geschrieben: "Mit dem heutigen Frühzuge der Súbbhapn ist, abermals, eine Abtheilung der Hofdienersgaft nach Venedig abge­­gangen, um für die Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin daselbst Vorbereitungen zu treffen. Es werden sich der ganze Hofstant und die Kammer der Kaiserin auf die Dauer des Aufenthaltes Allerhöchstversehlen in Venedig dahin begeben. — Der­­, ruffische, General Für Bartatinsty Hi.vom Kaufasıs kommend hier eingetroffen und hat sich­­ heute sammt seiner Familie nach Weit begeben. Ebenso ist der enge­lische Gesandte am vuffischen­ Hofe, Lord Napier, heute, hier ee und nach kurzem Aufenthalte nach Pest­ weiter­­gereist, In Prag ist der 20. Oktober feich begangen worden. In der Teinstrhe wurde ein Hochamt gele­h­rt, wohei­ der Bürgermeister, die Stadträthe und Mitglieder­ des Stadtverordnetenkolegiums. Darunter auch der Dr. Pinkas, wie Die Herren Rieger und Palady, die Kommandanten, und Offiziere der Bürgerkorps, mehrere Herfonen im National­­fortume­nt eingefunden. Nach vollendetem feierlichen Hochbe­amte begaben sich Die Stadtvertreter vor das Rathhaus, wolle die Bürgergarden unter Eringendem Spiele vorüber der ih­ren Hehen, die aus der Kirche kommenden Herren .Nieger und Palady wurden mit Hüteschweinen, von vielen Jün­­gern Perionen auch mit Stävarufen begrüßt, worauf sich Die Menge ruhig zerstreute. Abends wurden das Rathhausge­­bäude, Die Teinkirche und andere öffentliche Gebäude beleuch­­tet. Auf dem Wenzeleplage und ín der neuen Allee waren zwischen den Tenstern des Hauses, in dem sich die ezechische Buchbruderei Pospifopil’s befindet, die Bilder Nieger’s und Palady’s, wie die Büsten Havlice’s und Celafonsky’s von brennenden Kerzen umgeben, aufgestellt.­­ Dem „Dyteritt Polsti“ wird berichtet : Das Lemberger Generalkommando hat an. ale. Personen, welche ehemals in der österreichischen Ar­­mee als Offiziere, gedient haben, ein Zirkular gerichtet, in welchem dieselben aufgefordert werden, fid. des Tragens der Nationalkleider, namentlich des „Konturh” K Oberkleid) und des Grübels (Karabela) zu enthalten. Das sol sich­ selbst auf ehemalige­­ Offiziere beziehen, welche ohne Beibehaltung­ des Charakters quittirt haben, also nicht etwa blos auf Penitant­ Ken. In Lemberg hat man Übrigens umfassende Maßregeln für die Erhaltung der Ruhe getroffen. Starre Patrouillen durchziehen des Nachts die Stadt. Die Zitadellen sollen ar­­mirt worden sein. St. Paris, 18. Oktober, Das Haus Murat s­eint sich der alterlichen Gunst in jüngster Zeit in hohem Grade zu erfreuen. Die Kaiserin hat die Prinzessin Murat in ihre unmittelbare Nähe gezogen und würdigt sie ihres vere­rtrauten Umgangs. Der Schaffer selbst beabsichtigt, seinem Vetter Murat und seiner Familie eines der großen Hotels zu schenken, welche er in der Nähe des Elisee bauen säht. So wird dem Prinzen das Warten auf den neapolitanischen Thron wenigstens so angenehm wie möglich gemacht. Wie­­­der sprißt man von einem Projekte, welches von Paris aus dem Papste vorgelegt werden sol, um die römische Frage dur ein Bilariat Bitter Emanuel’s im­ Rhrenstaate zu regeln; der Plan wille wahrscheinli Widerstand auf­ bei­­den Seiten finden. Natazzi ist von Thousenel mehr befrie­­digt, als er es erwartet hatte. Es wird von offizieller Seite in Abrede gestellt , daß eine Szene zwischen Thousenel und ‚Berfigny stattgefunden habe. — Der König von Holland hat heute Morgen Paris verlassen, um in Compiègne Ab­­sechien zu nehmen und diesen Nachmittag seine Reise fortzu­­fegen bis Lüttich , wo er vom König­ der Belgier empfangen wird. Es is dies das erste Mal, daß die Könige von Hol­­land und Belgien zusammentreffen. . AuthaIien erfahre ich,daß die Sache mit­ E­a­­strucci noch lange nicht zu Ende ist.Der,,Osserv.Rom.k« hatte behauptet,«Alles­ sei nur eine abgekartete Verschwörung, um der römische Regierung Verlegenheiten zu bereiten,un­d sich dabei auf einen­ Brief Castruccks an seine Peutter beruf fe«n,in welchem er seiner öffentlichen Erklatsung widersprich­t. Castrucci hat jedoch alsbald dem königlichen Aptokurator von

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