Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 225-251)

1861-10-23 / nr. 244

| Aittuch, 23. Oktober. ger. BUN. (Die einzelne N­u­mmer Kostet 4 Er. 3. AB.)­­­ ­ Den Schwergunst der Situation bildet Die R­epräsentation des ungarischen Statt­halterretrathes an Se. Majestät den kai­ser, und unseren holstischen Streifen bietet der neue Berfuch dieser zentralen Behörde zur Rettung der Au­­tonomie den vorwiegenden Stoff des Tagesgespräches. In Folgendem versuchen wir es ein Bild teffen zu geben, das von verschiedenen Seiten über den Inhalt der hochwichtigen Staatsschrift­ verlautet. Die Repräsentation des Statthal­­tereirathes wird uns als ein umfangreiches Aftenstűdt geschil­­dert, das mehr als 5 engbeschriebene Bogen fassen soll. Es beginnt mit einer freien­ und rackhaltlosen­­ Darstellung der Tandesbefrwerben und jen­er Angriffe, welche seit dem 20. Oktober gegen die ungarische Ber­affung gerichtet wurden. Die Tage sei in Folge davon eine so abnorme geb­orden, Daß Se. Majestät mit sich selbst in Widerspruch gerathen mußte, und die Komitate sowohl, als auch der G Statthaltereirath nicht mehr mußten, woran sie sich zu halten hätten. Um aus diesem Widerspruche herauszukommen, macht das Konsilium den D­orschlag : Se. Maletät, möge sich nach Ofen in die Mitte seiner getrennten Ungarn begeben und hier, dem Einflusse der ihn umgebenden fremden Näthe entzogen,d­or dben versammelten Obergefränen hier Klärung abgeben,das&@rentschloffenfet, Konsitutionellz­u regieren Dann würden Die Sefpani haften neuen Muth für ihre fehmierige Mission ge­­winnen, ihre Schatkraft würde wachsen, und es gelänge ihnen auch, sich eine Partei in den Komitaten zu schaffen. Die Repräsentation soll bei diesem Anlasse auch den Sefesartikel anrufen, nach welchem der­ König von Ungarn in Ungarn restviren sol, doch wird hieraus von Seiten des Statthaltereirathes nicht die Folgerung gesogen, daß Se. Majestät den bleibenden Aufenthalt in Ungarn nehme, sondern es wird unter Anerkennung jener Motive, welche dem Kaiser von Oesterreich den Aufenthalt im Zentrum seines Reiches vorschreiben, der vermittelnde Vorschlag gemacht, Daß Seine Majestät einen Erzherzog als Statthalter bteher sende, wodurch die V­erhältnisse unwesentlich an Klarheit gewinnen würden. Der Statthaltereiratb nämlich habe sich nicht der für die Erfüllung seiner Misstion unumgäng­­­ig nothwendigen Autorität zu erfreuen, sind seine Maßnahmen werden nicht selten durch die Verfügungen der Finanz und Militärbehörden durchkreuzt. Ein Statthalter Sr. Majestät würde jedoch, dasjenige Ansehen besiten, welches erforderlich is, um seinen Anordnungen Geltung zu verschaffen, == Unseren Morgenblättern entnehmen wir zu­­nächst einen Bericht über das erste Auftreten des Herrn von $apy im Peer Komitat unterm 21, d.; im „Naplo” lesen wir nämlich : Der Herr Obergespan-Stellvertreter erschien heute Bors­mittag 10 Uhr im Seomitatshause verfünk­lich, suchte zunächst das Archiv auf, Wo er mit dem Oberarchivar Emerich Ger- Leczy sich beratbend , den Wunsch aussprach‘, daß das noch vorhandene Amtspersonal in einen Saal zusamm­enberufen werde. Mitt Ausnahme Der Abwesenden und Heilblüttigeren erfichienen auch Die Beamten im Sipungssaale, wo der Herr Obergespan-Stellvertreter eine faire Ansprache hielt, in dier er er fagtes Er fet, nachdem der mit Achtung genannte, von­­ patriotischen Gefühlen beseelte, an Verdiensten reiche Obergespan-Stellvertreter des Pester Komitates, Grf. Stephan Kırolpi, und der gesammte Beamtenkörper abgedanft, Durch Se. Ef, Majestät zum Obergespan-Stellvertreter ernannt worden. " Er habe diese Stellung nach nicht geringen Ein­wen­­dungen aus reiner politischer Absicht übernommen, und zwar’ gen geblieben und hat sich hiebei eine Ausdehnung einer­­­weil — wenn jeder Ungar seiner ungarischen Besinnung ge­ x, Wien, 22. Oktober. Ein hiesiges Blatt hat von einer Krankheit des Grafen For­gách berichtet. Von einer Krankheit in des Wortes voller Bedeutung is nicht die Rede. Der Hofkanzler ist auf seiner jüngsten, so viel kommentirten Berliner Reise mit dem Fuße an einem Eisenbahn­wagen hän- Sehne in der oberen Schenfelgegend zugezügen. Er hat nach seiner Rückkehr nicht darauf geachtet, bis der zunehmende Schmerz ihn zur Schonung des Fußes zwang. Der Graf bittet Derzeit nicht das Bett, sondern nur­ das Zimmer und ist nur in der freien Bewegung des Fußes gehemmt. Seine Arbeitsthätigkeit it in ungestörtem Gange. Ein ernster Cha­­rakter ist dem Sufleiden nicht beizulegen. — Ein Mit­­gli­ed Shwlcommission der Statthalterst in Det war Tngst in Wien. Seine Anwesenheit hängt mit der Prüfung des Schulplanes und der allmäligen Einführung des­­selben zusammen. — Der gestrige Abend» „Wanderer“ komme etwas verspätet auf die Kanzlerschaft des Baron Gehrtin­­ger zurück. Sie fennen die neueste Wendung der Dinge aus meinen Korrespondenzen und willen, hat dieser Name vorerst­­ wieder in den Hintergrund getreten, nachdem Vorgah selbst si entfehlofen hat, der Minister der starren Hand — bis zu einer gewissen Grenze — zu sein. Die Kombination aber, in welcher der „Wanderer“ das Gerücht brachte, nämli­chaß er ungarischer und siebenbürgischer Hofkanzler zugleich sein werde, ist völig haltlos, nachdem in einer solchen Kombina­­tion sich Die Union Siebenbürgens mit Ungarn ansprüden wü­rde, und man auch nur den Schein einer solchen, Vermit­­telt Durch die angedeutete „Kanzler-Personalunion”, vermtei­­den würde. Der General Urban, als­ Zukunfts-Kommandiren­­der von Ungarn genannt, kann nicht als ernsthafter Kandi­­dat für diesen Posten gedacht werden, und auch in entschei­­denden Sreifen werden, meisn von der eventu­ellen militäri­­schen Maßregelung Ungarns die Rede ist, ganz andere Namen genannt. (Wir hielten Diese Meldungen des „Wdr.” allso­­gleich für Leere Gerüchte und erwähnten ihrer Deshalb gar nicht; auch seine Aufgabe, der bevorstehende Nachtritt des Tavernitug stehe mit der a. b. Entschliefung über die an den Nethstag gerichtete Adresser der Pester Stadtrepräsentang in der Steuerangelegenheit in Verbindung, entbehrt jeder Be­gründung. D, Red,)

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