Pester Lloyd - Abendblatt, August 1862 (Jahrgang 9, nr. 176-199)

1862-08-01 / nr. 176

» — blutiges politiker gefundent werden und sich wirklich über ein Programm einigem was ist damit"gewonnen?Die Sache muß dann doch vor eine große Versammlung kommen,und diese wird sich das Fünfziger Elabokat gewiß nicht oktroyiren lassen.y Die Konsequenz des Vorschlages wäre dabei:Gar keine­ öffentliche Versammlung,also gar kein deutsches Par­­lament,sondern der Bundestag verstärkt durch fünfzig Brim- Rechbauer’sche Vertrauensmänner!Diese Versammlung wird dann die deutsche Reformfmgetuhig,leidenschaftslos und gründlich­ zu Grund richte­n. Richt unpassend glauben wir hihr den»Privatbrief eines einflußreiche­n österreichischen Politikers««anzureihem aus dem die,,Südd.«Z."unter der UkbeTschrift»Dir-Deutsch- Oesterreicher«"Folgendes mitthellt: Hohe Zeit ist es,daß Oesterreich in die deutsche Fmge hineingezogen werde—,,hineingezogen««,denn von selbst —springt es kaum hinein.Daran hindert«es einerseits die Apathie der Mehrzahl der deutschen Bevölkerung,anderer­­seits aber unscr ministerieller,,Liberalismus'«,der sein Heil einzig in der buteaukratischen Zentralisation zu erkennen meint und auch ganz richtig erkennt.Herr v.Schme1­­­Ting äußerte gegen eine Deputation von Wiener Turnern, denen er verwehren wollte, mit der deutschen Fahne nach Berlin zu ziehen: „Nehmen Sie lieber die österreichische Fahne, Ich war deutscher Reichsminister und kann Sie, meine Herren, versichern, nie ein brutsches Band getragen zu haben.” Was kann die deutsche Sache von diesem Staats­­­mann erwarten ? Der Briefsteller versichert nun, daß er und seine Freunde in entschiedener Opposition gegen die Inten­­tionen der jedigen Regierung stehen ; sie vertheidigen die Autonomie der Gemeinde gegen die Bureaufratie und die freie Bewegung der Nationalitäten egen die Zentralisationsbestrebungen der Regierung. Wenn in Steierer, den Salzburger, den Kärntner Ic. das gemein­­same Stammesgefühl mit seinen übrigen deutschen Brüdern je erfassen und durchdringen soi, so muß er vor Allem die Zentralisationsstränge zerrissen haben, es müssen die zerbrö­­delten „Deutsch-Desterreicher” in eine kompatte Maffe öster­­reichischer Deutscher, in eine abgefonderte Nationalitäts­­gruppe zusammengeschaffen sein. Das aber ist in einem zen­­tralisirten Defterreich nicht möglich, und darum muß vor Allem Defterreich dezentralisirt werden. In einem zentrali­­sirten Defterreich sind die Deutschen allen Nationalitäten gleich verdächtig und gelten diesen nur als Repräsentanten der Bureaufratie ; im Dezentralisirten Oesterreich sind die Deutschen die mächtigste Nation im Kaiserstaate. Denn hin­­ter ihnen stehen 40 Millionen Stammesgenossen und Brüder, die gewiß mehr Sympathie bei den übrigen Böltern der Monarchie haben als die Nachbarn im Osten und Westen. Aus diesen Gründen muß das thatkräftige Streben jedes deutschen Mannes in Oesterreich auf Einwesselung Oesterreichs von der Yureinfratie und auf die Bildung einer kompatten deutschen Wartet — nicht zu verwechseln mit der sogenann­­ten „deutschen Partei” des Herrn v. Schmerling ! — gerich­­tet sein, und dieses Streben ist auch das unsere, , , + bei einem Diner bei Pallasieino brachte er einen Toast aus, welcher mit den Morten schloß : „Mom oder den Tod, aber diesen in Rom! Bilter Emanuel an unserer Spike," Die Mitstimmlung zwischen ihm und der Turiner Regierung hat offenbar einen hohen Grad erreicht. S­chreibt man der „Sternzug." aus Paris vom 28. Sult: Man theilt mir aus guter Quelle mit, dag Rat­­tazzi den Kaiser gebeten, allein gegen Garibaldi einzuschreiten und deshalb seine Kreuzer an die Küsten von Sizilien zu seeiden, um die von Garibaldi gemietdeten 5 Schiffe zu beobachten und eventuell festguhalten, da ihm, Rat­­tazzt, ein solches Einschreiten durch die eigentüimliche Si­­tuation des Ministeriums nicht gestattet sei. Die Antwort auf diese Degefiche, welche dem Kaiser nach Bichy gesandt worden, ist noch nicht erfolgt. Auch der fette, von Garibaldi an Viktor Ema­­nuel gerichtete Brief, von dem wir bereits eine kurze Analyse geliefert, weist auf diesen Zwiespalt hin. Der Suriner Korrespondent des „Bild.“ schreibt von diesem Briefe : Charakteristisch ist besonders folgende Stelle jenes Briefes: „Si­e, glauben Sie denn, daß Neapel sich Turin für die Dauer unterord­nen werde ? Nur Rom als Hauptstadt Italiens is im Stande, den alten Munizipalgeist niederzu­­halten, von dessen Erwachen ich bereits so manche betrübende Anzeichen bemerkt habe. Darum nach Rom — um jeden Preis nach Rom — und wäre es auch über die Leichname der und den Eingang verwehrenden Franzosen. Zögern Sie nit lange, Sire, Sie — der erste Soldat Staliens — dürfen Sid nit der Tremdlinge den Eintritt in Ihr Haus ver­­wehren lassen, Glauben Sie mir, die Lehe und Begeisterung Ihres Volkes wird Ihnen eine festere Stüge sein, als die demüthigende Hilfe des Fremden, die Eostbare französische Al­­asz." Das Schreiben hat auf Riktor Emanuel einen urt geheuren Eindruck gemacht, und derselbe wäre gern bereit, ich an die Sorge eines solchen Unternehmens zu stellen, wenn nicht mächtige und einflußreiche Personen sein Verhalten ber­gen würden. Heute Morgens nun ist wieder ein Adjutent des Königs nach Sizilien gereift, um mit Garibaldi zu Art» verhandeln, bereits der fünfte königliche Bote, den bis Res­gierung in ihrer töchtlichen Berlegenheit an ihn entsendet. Die Aufregung hat auch bereits die Armee Viktor Emanuel’ ergriffen; der „Scharffchen Korr." schreibt man aus Turin vom 29. Sult : Gestern machte ich hier in der Kaserne, in welcher das 45. Regiment einquartiert ist, eine große Aufregung be­­merkbar und die Rufe: „Wir wollen nach Rom!” fanden unter den Truppen lebhaften Widerball, ein Turiner Korespondent der „Deutsch. Allg. 3." will wissen, daß England die Aktionspartei unterstübt : Cs geht mir ford, — schreibt er vom 26. b., — die höchst wichtige Mittheilung zu, daß im Hafen von Sa­­lerno ein englisches Kriegsschiff Anker ge­­worfen hat, Ich glaube Anzeichen zu befiten, welche darauf hindeuten, daß England und­ Kräften bemüht ist, Del in die Flamme zu gießen und materiell sowie moralisch den Bemü­­hungen der Aktionspartei jeden möglichen Borschub zu Tet­ten. Garibaldi soll auf Indirese Veranlassung Englands die Reise nach den südlichen Provinen angetreten haben. Die Wer­­bungen sollen den Bestrebungen Englands nicht fern stehen. Man i­ in gewissen Kreitn bier fon Längst im Klaren dar­­über, daß England MORAL TUR­ läßt, um seinen frühern Einfluß in Italien wiederuge­winnen und die Allianz mit Frankreich zu Iodern. N­zéjaélátánt ááá­ger, Urtheil Wie aus Landesgericht den von verlust auf Balds Prag das von der Redakteur vier Verluft verschärft, politische Rundfehan, Datum berihtet : „Baribalpi gefdhríeben Monaten Kerfer wird, zehnmonatlichen Kerfer und hat das Ober- fl. Kautions­­fl. Kautions­­ersten Instanz wider Dr. Gr­e­­der „Narodny Kiffy“, geschöpfte if nach Mesfina abgereift ; und 1000 3000 1. August. Telegramme und Korrespondenzen haben es immer noch mit Gari­ zu thım. Ein Turiner Telegramm vom gestrigen

Next