Pester Lloyd - Abendblatt, September 1862 (Jahrgang 9, nr. 200-224)

1862-09-12 / nr. 209

ex­pert;,»znfeneen,witv von den versprengten Garibaldianern, melde nach Neapel, Palermo, Meffina sc. die Kunde von dem Ereignis von Aspromonte brachten, bestätigt. Was mit Garibaldi gefliehen wird, weiß das Publikum noch immer nicht, die Turiner Regierung wahr­­scheinlich an nicht. Nach dem „Debats” soll­ er vor die Affiren gestellt werden. Der Berliner „B.­ u. $.­­ig."­chreibt man aus Wien vom 8. b. : Man hat hier zuverlässige Turiner Nachrichten, die aus von Paris bestätigt werden, das Napoleon darauf bringt, daß der Saribaldi’schen Insurrektion der Prozeß Her macht und­­ die Führer nebst allen mit ihm gefangenen Ge­­nossen vor Gericht gestellt werde. Frankreich empfiehlt, 096 ohne daß es hierin seinen Rath maßgebend sein Tasfen will, eine Militärkommission. In Turin sträubt sich das Konstitu­­tionelle und patriotische Ge­wilfen gegen eine gerichtliche Prozedur überhaupt und gegen eine militärgerichtliche im Besondern. Auch aus politischen Bründen würde der König ebensowohl wie das Kabinet­ts vorziehen, dem Rab­e, den England ertheilt, den Vorzug zu geben und die ganze Ange­­legenheit mit Entfernung Garibaldi’s nach dem Zustande zu aboh­ren. Der Rath der Zuiler­en wird jedoch durch Saribaldi’s’ eigenes Verhalten Insofern unterstüßt, als dieser von Amnestie und Vautlofer Verbannung nichts wissen, seine Sache vielmehr mit dem Worte vertheidigen will, nach­em ihm das Schwert aus der Hand genommen ist. Ein Turiner Bericht spricht von einem geheimen Besuch, den Biktor Ema­­nuel dem an seinen Wunden schwer darniederliegenden Hel­­den In einer Verkleidung, welche ihn gleichwohl der Umge­­bung nicht unfeintlich machen konnte, abgestattet habe. Der General soll dem König die Hand gereicht, ji dann aber abge­­wandelt und der König darauf sich schweigend entfernt haben. (2­2) In Neapel fand am 8. b. ein großer Bolfs­­andrang in Piedegrotta statt. Das militärische Sahreg­­fest hat nicht stattgefunden, General Cialvini ist nach Genua abgereist. — Durch die Unterdrückung der Prei­­freiheit und der Die strenge­ Zensur , welche auf der Post an Journalen sowohl als an Briefen ausgeübt wird, ist es der Regierung glücklich gelungen Neapel in der volständigsten Unmisfenheit über alle, selbst über die in den neapolitanischen Provinzen vorkommenden Ereignisse zu verhalten. Die erlaubte ministerielle Presse besorgt ihr Leshaft mit einer selbst in Frankreich noch nicht erreich­­ten Schamlosigfett. Wenn man den Anfang eines Leit­­artikels ber, Patria" Liest : „Obgleich, die römische Frage fest als gelöst zu betrachten ist”, so kann man sich einen ungefähren Begriff von der Glaubwürdigkeit vieler Blät­­ter machen. — Ein Korrespondent der ministeriellen „Per­­sen." meint, der Belagerungszustand sei für Neapel „eine wahre Himmelemanna," Baribaldi wohnt, nach der „France“, im Barignano in den zu Offizierswohnungen bestimmten Ge­bäulichkeiten. Cbenva selbst befinden sich auch sein Sohn Menotti und seine ersten Offiziere. General Birio ist mit Erlaubnis der Regierung in La Spez­ia. Er wohnt mit dem jüngsten Söhne Garibaldi’s in einem Gasthofe ; sie begeben si beide täglich nach dem V­arignano. Die Täter Garibaldi’s, welche au angekommen ist, wurde sofort zu ihrem Vater gelassen ; ihr Gemahl mußte erst auf eine Erlaubnig aus Turin warten. Das Barignano sol dur einen Telegraphen mit Turin in Verbindung gefegt werden. Als Garibaldi wafelhst, von 8 Mann getragen, an’s Land gebracht wurde, riefen verschiedene Solaten und Matrosen mit halblauter Stimme ihr Viva Saribaldi. Dieser legte läcjelnd den Finger auf den­­ Mund und rief „Pazienza !" . | Am 6. fand eine Konsultation der bedeutendsten Aerzte von Florenz, Pavia, Bologna, Genua und Turin statt. Die Wunde scheint sehr ernstlicher Natur zu sein. Man kann die Kugel sehr unmöglich ausziehen und wen­­det sorgfältig Alles an, um dem Hinzutreten gefährlicher Erscheinungen vorzubeugen. Ein Telegramm aus Gregzia vom 9. meldet eine ernstliche Verschlimmerung der Fuß­­wunde Garibaldos. Das Blutgeschwür nimmt in sehr betropischer Weise überhand. „Diritto” Beklagte sich bitter Über Die Behandlung, welche Laribaldi unwiderfährt: „In unserem Jahrhundert wer­­den die Kriegsgefangenen zum eilen noch getöbtet, aber nicht mehr gemartert”, habe Garibaldi selbst am 4. b. M. in Bar­rignano ausgerufen. Schon am Bord des „Duca di Genova" habe er dur die unbequeme Lage und Mangel an frischer Luft gelitten und sei daselbst viel länger festgehalten worden als erforderlich war. In Barignano habe er kein Bett, son­­dern ein Sunpriane gefunden 5 63 sei Keine M­ärche,, Feine Charpie, Feine Binde vorhanden gewesen. Es habe an Eis gemangelt , dessen Stelle habe eine grobe, sü­nfende Salde versehen müssen. Am 2. habe er ein wenig Fi verlangt, und am 4. sei die Erlaubniß dazu noch nicht von Turin ein­­getroffen gewesen. Ein Schreiben Birio’s an den Redakteur des „Diritto” bestätigt im Ganzen diese Angaben. Nichts von Allem, was zur Pflege eines Ver­wundeten gehöre, sei bis zur Stunde in Bereitschaft gehalten, ja die Aerzte selbst, welche zu Garibaldi gefdjidt wurden, hätten nir in das Zimmer desselben gelangen können,, weil der dortige Mili­­tärkommandant seine Befehle hatte. „Discussione" meldet, daß der Schluß der legis­­lativen Gefsion d. h. die Auflösung d­er Kam­mer bevorstehe. Das Ministerium hat entschieden, bit Gefangenen unter 18 Jahren ihren Familien zurückzufühiden. Die „Opintone” schreibt : Es verlautet, Die Verhand­­lungen mit Stanfreid­ wegen Abf­luß eines Handelsvertra­­ges seien, wie es scheint aus politischen Gründen, unterbrochen. Der diesseitige Besollmächtigte Seialoja ist von Paris abberufen. — Der Almosenier des Königs, Herr Stellardi, ist nach Rom abgereist. Er überbringt einen Brief der Prinzessin Maria Pia an den Papst, ihren Pathen , worin sie ihm ihre Bermáhtung mit dem Könige von Portugal meldet. — Der städtische Ausschuß von Ere­­mona wurde aufgelöst, weil er an andere Munizipalaus­­schüsse ein Zirkular erlassen, um er über eine Adresse an­ den König zur Erwirtung einer Amnestie und einer Nenderung des Ministeriums zu verständigen. Großes Aufsehen in den höheren Sphären­ von Yartis macht ein Schreiben, welces die Ra íz ferin an einen Prälaten gerichtet haben soll, um den­selben über das Schicksal des Papstes zu beruhigen. „Der Kaiser”, sol eine Stelle in dem Schreiben wörtlich Taus­ten, „wird dem Oberhaupte der katholischen Kirche seinen Schub nimmermehr entziehen , es wäre denn, daß dieser Schub unnöthig geworden sei; so lange Ich­iebe und Kaiserin der Franzosen hin und solange die französische Armee die Ehre ihrer Fahne zu vertheidigen weiß, mird­­om die Hauptstadt der katholischen Welt sein und bleiben. Die Verhaftungsbefehle, welche der Kaiser Hrn. Be­n­nedetti mündlich ertheilt haben sol, als dieser zu St.­­€loud den herföümmlichen Abschiedsbesuch machte, enthielten dem Sinne nach folgende Punkte: Es sind dem Turiner Ka­­binet auf’8 Neue die Bereicherungen zu geben von der uner­­sHütterlic freunds&aftlichen Gesinnung Stanfreigs für Sta­­­en; es ist der Wunsch des Kaisers auszubrüchen, sich der Regierung des Königs Viktor Emanuel bei jeder Gelegen­­heit gefällig zu erweisen und die Truppen aus Rom zurück­­zustehen, sobald sich dies mit den Verhältnissen und Umstän­­den vertrüge ; eine Allianz Italiens mit England ist dadurch zu verhüten, daß der Gesandte die Möglichkeit einer Allianz zwischen Frankreich und Desterrei­ durchbilden läßt. — Der zweite Artikel Togueronniere’s Über die voomishedirage mm — f

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