Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1863 (Jahrgang 10, nr. 99-122)
1863-05-26 / nr. 118
b · Dientag, 26. Mai. Nr. 118. (Die einzelne Nummer Eoftet 4 Er, 4 2.) Yet, 1863. sti· 82, Maris, 23. Mai. Die österreichische Antwort bezüglich der Französisch -englischen bratt no nit Hier angenommen , obwohl Fürst Metternich sie für gestern oder heute verheißen hatte, Stanfield und England werden wahrscheinltch nicht länger warten, sondern schon morgen oder Übermorgen ihre neuen Noten nach Petersburg absenden. Rodebrume hat sich mit den übrigen polnischen Chefs nicht verständigen können,, und ist fest wieder nach maris genommen und zwar um hier zu bleiben. X, Y. Berlin, 24. Mal, Was man voraussehen konnte, is eingetreten + Der König wird die Deputation des Abgeordnetenhauses nicht empfangn. Die Moreßdeputaton hat geeignete Winke, die dem rästdbenten Brabow zugegangen,, richtig begriffen und hat si über Pfingsten nach allen Richtungen hin zerstreut. Das Schiefal wird es nun wollen, dag ihrselbe Abreffe, welche das Ministerium antragt, und seine Ennleffung verlangt, von Herrn 9. Bismard entgegengenommen werden wird. Die Strengritterliche entfegt fh sor dem Muthe ber’ Sammer, welche beim König anfragt, ob eine Deputation zur Empfangnahme eins solchen Altenftüdes sorgelassen werden könnte. „In der That”, wir sind weit genommen, fügt sie schaudernd hinzu, „und es bleibt den Hersen Fortschrittlern kaum noch etwas übrig, als mag sie ohne Umschweif die Republif groflamiren.” Die finanziellen Kapazitäten des Ministerium Bisrrard halten Dafür, daß eine Seiftonfälterung des zandbtags für die Dauer von sechs Monaten keine Versoffungsverlegung sei, weil man nach dieser Brit das Budget vorlegen und somit Innerhalb eines Jahres dasselbe für das nächstkommende Jahr festfegen kann. Dieser Theorie Bodelfgwingh’s schließt sch auch die Offiziere an und meint mit einem bedeutsamen Winfe, daß damit alle jene beruhigt werden seien , , welche an dem Gebauten geben, daß erst alle verfassungsmäßigen Mittel erschöpft sein müssen, um das Budget zu Stande zu bringen.” Mit richtiger Erkenntniß der Stimmung im Lande gefleht das Organ des Minister-Präsidenten ein, daß eine „Auflösung“ nur der Sorttrittspartei zu Gute kommen würde und das dies zu vermeiden sei, Herr 9. Zernforff fühlt sich auf seinem Londoner Posten im hohen Grade unbehaglich und in diplomatischen Ziffeln will man willen, daß er um seine Enthebung nachfiudien werde , wenn nit in Bälbde ein Minister"töedfel einteitt, welcher ihn aus seiner kompromittirten und bets neuen Ungesetzlichkeiten ausgefesten Position befreit, = Ge. Moseslät der Kaiser hat am 23. b. eine Reise nach Steiermark unternommen und Fehrt morgen zutod, — TME. Baron Sofcsevics is von Wien nach Agram abgereist, — Die „Gen.-Korr.” bementirt das Gerücht von dem Demissionsanfuchen des Grafen Nadaspy. Bahr sei nur, das der sehr angegriffene Zustand der Augen bei St. Erzellenz die größte Schonung gebietet. — Bezüglich der Mittheilung, als beabsichtige Herr Gozsdu im Staufenburger Komitate als Kandidat bei den nächsten siebenbürgischen Landtagswahlen aufzutreten, meldet heute der „Kol. Közlöny", bag diese Nachricht fch nicht zu veriflichen seine. Die Wiener „Pr." brachte am Sonnabend die Meldung von einem Attentat auf Pfarrer Hodzia: „Der Pfarrer Hodsfe und Brofefforr Marfowiczy, Dieß es, sind in der Nähe von St. Nikolaus in der S Slowakei auf einem Spaziergange durch siver Komitatsbeamte angefallen und graßlich mißhandelt worden. Ein Beamter flog, mit dem Jupe auf der Brust Hodzia’s Intenp, ihn mit seinem „Bolos“. Malowichy soi bereits gestorben sei. Das Boot wollte das Komitshaus stürmen,wei Kompagnien Wiilktär wurden von Leutschau requirert; Hobyfa verlor ein Auge und liegt an vielen Wunden barnieros.” Dagegen lesen wir in der offiziösen „Ben.-Korr.” . Allerdings hat am 15. d. M. in der Nähe von Szt. Milos ein trauriger Erzef stattgefunden und hierbei Hobyfa in Folge eines Mortwoifels auch mehrere Beilegungen erlitten. Von einer lebensgefährlichen Verwundung oder Erblindung desfelden kann jedoch um so weniger die Rede sein, als derselbe nach der Affaire persönlich beim 8. Kommissär er spien, um seine Befchtwerde vorzubringen. Der Schullehrer nnt Drofefor Makoviczky wurde nur einmal verlegt, viel Weniger eifschlager, Ueber den ganzen Vorfall it die frafgeistliche Untersagung bereits im Zuge, deren Resultat die Sache näher aufklären wird, Der , Pozor" in Agram will aus sicherer Duelle erfahren haben, Daß die Professoren Klaic und Danilo In Zara, Abgeordnete am dalmatinigen Landtag, wegen ihrer Freisinnigkeit des Dienstes enthoben wurden. E s sei auch zu befürchten, daß dieses Los dem Herrn Bulic bervorsteht. Politische Rundschau, 26. Mai. In Paris und London Herrfajt eine unleugbar kriegerische Stimmung, dafür Iirgen uns zahlreiche Belege vor. Zunűgst die Meldung unseres Pariser Sz.-Korrespondenten, demzufolge die Westmächte zur Stunde bereits ihre Noten nach Petersburg abgesendet haben dürften, ohne die Zusimmung Oesterreich’s erst abzuwarten, — ferner die Mittheilungen zweier anderen Pariser Korrespondenten in der „Ofd. B." und , Morgen“." So beginnt der Berichterstatter des erstgenannten Blattes seinen Brief vom 21. b. mit der Mederzeugung, „daß wir bent Striege sufteömen", und fährt dann fort : Im Gegensage zu den sanftmiüthigen und friehlichen Reden des Lord Palmerston und Ruffell im britisch Ihnen die Versicherung gebenden Parlamente glauben zu können, daß die zwischen dem engstiejen und dem hiesigen Kabinett vereinbarten. Schritte in der polnischen Frage darauf hinauslaufen, Rußland su pronoziieten! Im einer mehrstündigen Uinterredung, die gestern zwisen Herrn Drouin de Lewys und Korb Comley stattgefunden hat, ist zwischen beiden Regierungen die vollständigste Nebeleinstimmung auf der ganzen Linie der gegenwärtig in der Schmwebe befindlichen Gragen hergesellt worden. Das englische Kabinet, welches, bisher, den, moderisenden Theil bildete, hat eine Wendung nach der entgegengefegten Richtung gemacht und bildet heute die vorwärs brännende Partei. So weit, geht der „accord complet“, bag man in London auch,in Bezug auf die Kongresidee, gegen melche bisher dort ein sentschiedenes Widerstreben berrfäte, den französischen Borfájlagen ein geneigtes Ohr ferentt. — Der nächste Schritt, den die beiden Mächte in St.Vetersburg machen werden, betrifft den Waffenstilstand in Polen. Man zweifelt nit einen Augenblick, dag Rufland sich tief in feiner Würde verlegt "fühlen und hierauf nicht eingeben wird ;aber nunebenbieser Borausfthrm wird die Aufforderung gemacht werden. Das unwürdige Spiel, , welches mit dem Amnette- Mal von Seiten Rußlands getrieben wurde; bie . Kühnpeit, welche Für Gottscharoff hatte, sich in seinen Depetchen auf jenes Manifest zu berufen, während es doch bloße Täuschung und reine, Spiegelfechterei war, wird sowohl von der. .hiesigen als von der englischen Regierung als eine Berleidigung aufgefaßt, und der, Ausbruch dafür wird in beiden Antworten ein energischer sein, Daß die Eventualität eines Krieges in dem "accord complet" der beiden Mächte bereits besprochen wurde, Art 6 stimmt. England acht von dem Gesichtspunkt des Lokalisirten Krieges aus,wobei zuerst bu Slottenabtheilungen Zwangsmaßregeln ausgeführt werden sollen, Baron Budberg halt sich tapfer Er erhlärt unverhoßfen, daß sein Gouvernement sich seine Tätigung barliner mache, man wolle es mit einem Kriege heimsuchen, das es aber keine Hardt vor einem solchen habe. Rußland habe vor 50 Jahren bewiesen, daß ein Sinuasionsfrieg in seine Mitte dem Frenden unheilvoller, sei als dem eigenen Rande, In diefer Besiehung habe sich in Rußland nichts geändert, Daß mittlerweile der Schrimmfrieg stattgefunden, beffen scheint der ruffite Diplomat sich nicht erinnern zu können. Auch ist man hier der Anfiat , daß eine Flotte im baltischen Meere und im finnischen Golf diesmal gan andere Resultate zu Stande bringen werde, als es im orientalischen Kriege der Fall war, wo die Marine und die Artillerie weit entfernt war , die HF... tttel zu befiben , die ihr heute zu Gebote siehen. Mit den Kanonenboten, Panzerfregatten, scmimmenden Batterien und Armstrong- Kanonen, über welche die Seemächte heute gebieten, glaubt man, Kronstadts sich mit nicht allzu großen Schwierigkeiten bemächtigen zu können und St. Petersburg in die Gewalt zu bekommen. Sterbei aber läßt sich die Schatfache nicht befestigen , daß es in diesem Jahre bed fon zu spät ist für einen Feldzug im baltischen Meere, der tod auf keinen Fall vor dem August seinen Anfang nehmen könnte. Die russische Diplomatie müßte sehr ungefälscht sich anflehen , wenn es ihr nit gelingen sollte, durch Verzögerungen den größten Theil des Sommers zu vergetteln, bevor der casus belli eintreten konnte. Und der „Morgenpost“ schreibt man aus der französischen Hauptstadt vom selben Datum : „Die Dinge reifen der Entfeidung entgegen, es gilt in einigen Streifen als eine ausgemachte Thatsache, daß der Vertreter Stantreiche beim Petersburger Hofe, der Herzog von Montebello, in Eurer Zeit, wenn auch unter der mildernden Form eines „Urlaubes", abberufen werden wird. Noch einen Berfuch, vielleicht der Form wegen, sollen die Tuilerten beim Kaiser Alexander machen wollen. Man sagt, daß General Fleury , der in manchem wichtigen Momente die rechte Hand Napoleons III. war, mit einer besonders vertraulichen Mission nach Betershburg beauftragt werden wird. Der General, heißt es, wird dem Satfer von Rußland’ ein Projekt vorlegen , welches dahin geht, Alexander II. solle aus „eigenem Antriebe” einen Waffenstillstand anbefehlen. Das hieße in der T hat so viel, als Rußland auffordern, den Kampf einzustellen, die Waffen niederzulegen und sich den weiteren Entfeldungen zu unterwerfen. Niemand glaubt deshalb, da die Sendung des Generals Bleury einen Erfolg haben könnte, und in allen Kreisen, die als unterrichtet gelten, wird nur vom Kriege gesprochen. Im Hotel Lambert, dem Wohnslge der Czartopls, iít man Übrigens unablässig bemüht, die Polen zum Ausharren zu bestimmen. Für die Konservative Stattirung der Polen ist, nebenbei gesagt, eine kriegerische Lösung der polnischen Frage zur Lebensfrage geworden, weil sie erfahren hat, dag in dem Dytafynski’schen Prosehe Warschauer Persönlichkeiten des hohen Adels Tompromittirt erscheinen, die bisher als „geliedt” gegolten haben. Wie einflußreich dieser Umstand auf die Machtmittel des Aufstandes werben muß, das bedarf seines Nachweises. „Man kann hier in Paris die Haltung der österreichen Blätter nicht begreifen, die mit so großer Zuberfittlichkeit behaupten. Daß ein gemeinsames Vorgehen Oesterreichs mit den Westmächten für den Fall eines Krieges gegen Rußland „unmöglich” wäre. Hier tt. man durchaus anderer Ansicht, und man spricht in bedeutungsvoller Weise davon, bag ein Öesterreichisßer Erzherzog im Einvernehmen mit England der Begründer einer neuen Dynasie zu werden besimmt ist. Die Frage wegen Galizien, das weiß man hier ebenso gut, wie überall, ist eine sehtwierige und bedenfenuolle,, aber, wie die Kombinationen von heute íidh gestalten, sagt man in Paris, das Deferreiä nicht in Sefohris, eine Provins zu verlieren, sondern im Gegentheil im Begriffe eht, ein röntgrete zu gewinnen: „Endii freut man si in den diplomatischen Kreisen Stanfreis, daß England so Ins Zeug geht und man tut fast Überrafen von der entfährebenen und überaus energisen Haltung des Londoner Kabinets. Man wäre schon hier zufrieden gewesen, schiffe DOftfee 4 England die Transporteventuellen Operationen hergesellt Hätte, allein es scheint, England will noch ein Mehreres thun" Man wird die rechterwähnte Kombination mit gutem Bete anzweifeln; aber die allgemeine kriegeringe AnsHauung scheint auf Wahrheit zu berufen. Auch tien br." sagt in ihrem Leader : Bir wollen Eine Kriegspropheten sein, aber es fleht aufer Zweifel, daß die Besorgnis vor einem Krieg cftmälig die hierrehende Stimmung im unseren offiziellen Kreisen geworden ist, und bag man sich durch die neuesten Beiräte aus Paris und London mehr als man Wwünscht veranlaßt sint, diese Eventualität ernsthaft in das Auge zu fallen. Während aber unser Pariser Korrespondent und ebenso die „Pfeiffer das öserreichische Karbinett“ als umnentschieden darstellen, will die „Europe” wissen, auch, das österreichische Kabinet Habe in einem Konfett vom 19. b. betäroffen, im Bunde mit den Westmächten vorzugehen; und szivar würden die drei Mächte vorläufig die gemeinsame Schlußrebastion der präzisen und peremivris zu formulierenden Forderungen als Rüdermwiberung auf die russische Antwort , in London verabreden; ein Korrzspondent der „Brel, 3." stellt zwar in Abrede, dag ein defiaitiner Befehluß gefaßt worden sei, fügt aber Hinzu : „So kann Ihnen die wichtige Thatsache melden, dag Oesterreich dem Borfujlage Frankreichs beitritt , welcher dabin geht, Faktische Waffe enruhe oder wie der biplomatife Ausbruch lautet , Armistice tacie eintreten zu lassen. Diese Angelegenheit wird nicht mittelst der diplomatisgen Note der drei Mächte zu Stande kommen, sondern Stanfreid übernimmt es mittelst der in Paris befindlichen Delegation des polnischen Nationalsomites, die waheseinlich vom Fürsten Storys Fire präsentirt wird, die Polen zur Einbes Kampfes zu bewegen, während berufftische Kinetisch engagiert, jeden Angriff einzustellen , sobald die Bürgschaft für die Untätigkeit, der Insurgenten erlangt it. Ohne Zweifel wird ein bestimmter Tag für die Waffenrufe verabredet werden.” “ es kehren wir zur Stimmung in England zurück, so führen wir zunächst ein brettes Schreiben aus London in der offiziösen "Den.-Korr." an; in demselben heißt es: „Die Stellung unserer politischen Seelie ber herrschjetre ben tagesfrage gegenüber wird mit jedem Tage entschiedener. Es ist sein Zweifel, daß die leitenden Geister in den politischen Kreisen Londons in dieser Frage gegen Ausland fliehen und hierin von der öffentlichen Meinung in ganz England getragen werden. Man scheint entfaloffen zu sein, diesmal nicht, siehen zu bleiben, da man die Frage nit vertagt, sondern einmal wirklich gelöst willen will. — In alle Verfprefungen und Zusicherungen Ruslands fept betrng Niemand mehr Vertrauen, da man die jüngsten Lehren vor si hat, wie Rußland eingegangene Verpflichtungen zu balten pflegt. Das schwarge Meer, die Tiderfiffn und die fünflavfschen Provinzen der Pforte werden hier als Beispiel zitirt, Bier belästigt man fineussiens mit dem Empfang, welcher jüngst der vom Brofessor Beesy geführten Handwerferinnungen-Deputation von fort Palmerton zu Theil geworden. Es ginnt Übrigens gang den Anschein, daß sich unser Premier in der polnischen Frage und zwar wie es scheint, nicht ungern, ganz von der Öffentligen Meinung werbe tragen Lassen. Hierauf deuten nebst bent berührten Empfang der Diputation an mehrere von Lord Palmerston bei anderen Gelegenheiten gethane Aeußerungen, die sich dahin reaffumiren Yaffen, daß seiner Ansicht nach vntersprechungen Ruslands kaum weiter zu trauen sest, als wohind die Sanonen retiden. Was die erwähnte Deputation der Handwerserinnungen betrifft, so erfahren wir darüber folgendes : Die Deputation erklärte dem Premier, daß die arbeitenden Klassen Englands der Meinung seien, die Hosen müßten wieder eine Nation werben, und der gegenwärtige Augenblick sei eine sehr gute Gelegenheit dazu. Die arbeitenden Staffen seien gegen die Nachtheile eines Krieges nicht blind, aber sie wären bereit, sich diesem Machtheile zu unterziehen, alle Entbeirungen und selbst eine erhöhte Besteuerung zu ertragen, wenn Volen dadurch frei würde. Ein Tischler bemerkte Korb Palmersson, die Deputation wünsche, daß die Regierung unmittelbar eingreife, damit Rußland Bolen aus den Klauen Laffe, und wenn dieses es nicht thun wolle, so sol es dur M Waffengewalt dazu gezwungen werden. Dies wünsche die große Maffe der arbeitenden Klauen. Ein Schuhbmacher erinnerte den Lord-Premier daran, die englische Regierung habe mit Neapel gebrochen, wegen des barbarischen Verfahrens der dortigen Regierung, sie möge all fest, wenn Rußland in seinem teuflischen Benehmen verharre, ihren Gesandten von Petersburg abberufen, Herrn 9. Brunnonw beimfätden, „mit Majestät Regierung einnimmt, wie ich es the, die Anflenk und Gefühle jener zahlreichen und wichtigem sßrafe” kennt, 2 et ee su wenn -