Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1863 (Jahrgang 10, nr. 147-173)
1863-07-10 / nr. 155
Freitag, 10. Jal. Nr. 158. Del. 1863. (Die einzelne Nummer Kostet 4 Er. ö. RB.) Abendblatt aes = Der siebenbürgische Landtag beschäftigt auch Heute wieder die dann haben , Gen .Korr." ; das offiziöse Dregan sagt : Die Rumänen Siebenbürgens sind In ein wahres Kreuzfeuer gerathen, von den Organen der ungarischen Partei, welche sich in den gehegten Erwartungen offenbar getäuscht sieht, werden ihnen in zahllosen, oft sehr abenteuerlichen Berichten über die einzelnen Wahlakte die ernstesten Anschuldigungen von Wählereien, von kommunistischen Tendenzen 9c, vorgehalten *) und ihnen gerade in das Gesicht gesagt, daß sie nicht einmal die Namen ihrer Kandidaten nannten, weil sie z. B. im Szt. Nadaser Bezirk des Küköllder Komitates nicht nur für den Kandidaten Berens Hofer, sondern auch für Joseph Bedenus IC. gestimmt hatten. Diese Anschuldigung scheint nun allerdings glaubwürdig, weil es vorkommen konnte, daß nicht alle Wahlzettel den Regeln der Orthographie volkommen entsprochen haben; zur Sache aber dürften sie wenig beitragen, da, wie der Berichterstatter selbst gesteht, diese fehlerhaft verriebenen Wahlzettel in die Majorität, welche der so verschiedenartig benannte Joseph Bebeus oder der ebenso verfchieden angeführte Alexander Boherzelu erlangt haben, nicht eingerechnet wurden. — Noch können si die Rumänen aller dieser Anschuldigungen nicht erwehren, so rückt ihnen von anderer Seite ein Serbe statt zu Leibe, um sie von dem Vorhaben, in den Diener Reichsrath zu geben, abzuhalten. i In einem Artikelzyklus im „Srhstt Dneonti" führt der für die rumänische Nation sehr besorgte Serbe den Rumänen Siebenbürgens auf das ernsteste zu Gemüth, daß die rumänische Nation fi ihre politische Existenz erst erkämpfen müsse. Wo sei nun für diesen Kampf ein glücklicherer Erfolg zu erwarten, wenn die Rumänen Ungarns wie Siebenbürg en vereint, mit ungetheilter geistiger und physischer Kraft auf einem und demselben Kampfplage (dem Landtage in Pest) erscheinen, oder wenn die Rumänen Siebenbürgens im Reichsrathe zu Wien durch Die Deutschen, und die Rumänen Ungarns auf dem Landtage in Pest dur die Magyaren majorisirt werden ? Die Rumänen Siebenbürgens hätten zu wählen zwischen dem Reichste in Wien und zwischen dem Landtag in Pest, gehen sie nach Wien , aus Ungarn zu treffen; doc selbst für den Fall, wenn wirklich die Rumänen Ungarns in den Wiener Reichsrath sichderirren sollten, haben sie keine Hoffnung der die deutschen Zentralisten einen Sieg zu erringen. Ganz anders sei dies in Pest. Schon auf dem legten Pester Randtage erschienen fünfzehn rumänische Vertreter ; wenn man nun annimmt, daß von Siebenbürgen eine gleiche Anzahl an den ungarischen Landtag kommen, so mürben sie dort zusammen schon eine ansehntliche und gewichtige Fraktion bilden. Wenn dann die Nationalitätsfrage zur Sprache kommt, würden sie in den Slawen, Serben und Ruthenen Ungarns für ihre nationalen Ansprüche natürliche Bundesgenossen finden.” Der für die rumänische Nationalität so begeisterte und besorgte Serbe, schließt die „Gener.-Korr.“, gesteht zwar zu, daß die Magyaren bei ihrer politischen und parlamentarischen sei, falls er griech-Eath, Dechant Taktik ungeachtet ihrer Minderzahl über alle Übrigen Nationalitäten zusammengenommen sich die Suprematie auf dem Landtage zu erhalten sciffen werden, dessen ungeachtet ermahnt er die Rumänen nir nach Wien , sondern nach Pest zu gehen. Der serbische Rathgeber scheint aber vergessen zu haben, daß die Frage Über die rumänische Nationalität und ihre Wahrung nicht im Wiener Reichsrathe , sondern zunächst im siebenbürgischen Landtage zur Sprache kommen, wird und die Rumänen sich in diesem in einem Ziel günstigeren Verhältnisse als im Pester Landtage befinden werden. Der Wiener Korrespondent der „Bohem.” schreibt : Es wird als bestimmt versichert, daß der Neichsrath unmittbar nach Erledigung des Vereinfachungs - Gefegts aber,mals eine Befragung von 3 bis 4 Wochen in seinen Berathungen eintreten lassen, und daß Inzwischen die Einberufung des böhmischen Landtags zur Vornahme neuer Wahlen stattfinden wird, Sz. Parid, 7. Sunt, Die Polen freundliche Presse fühlt, daß die Zeit genommen ist, die Sriegsluft der Franzosen noch, einmal so stark wie möglich anzufachen. Das „Stecle“ bemüht sie daher nochmals zu bemelsen, dass eine maritime Expedition nach den russischen Küsten und die Landung eines kleinen Korps Dinge seien, die für Frankreich kaum der Rede werth wären. Zugleich gibt es eine Liste der französischen Kriegsschiffe und erinnert an die Höhe des Marinebudgets, das doch nicht umsonst vorhanden sein dürfe. Die „Patrie” enthält einen noch wett heftigeren Artikel, der don Krieg für den einzigen der Mächte würdigen Ausweg erklärt. Der Kaiser hat gestern die legten Gäste von Vontainebleau fest an den Bahnhof begleitet; zu diesen gehörte auch der preußische Legationssekretär Prinz v. Neuß. » Politische Rundsch am 10.Juli.Was wir hexzte aus der französischen hauptstadt vernehmen-deutet darauf hin,daß Louis Napoleon noch immer das treibende Moment in der diplomatischen Aktion gegen Rußland bilde.Der Kourier,Von dem wirbel-kits berichtet,daß er nach einem Besuche Drohin’øin Fenstainebleau nach Petersburg abgegangen, hat, wie wir jegt erfahren, Keinen andern 3wed, als den Fürsten Gortshakoff von dem BVBorhaben zurückzubringen, mit seinen Antwortnoten bis nach den Berichtungen des englischen Parlaments über den Hennesley’schen Antrag zu warten. Der französische Minister dringt in der neuen Note auf eine möglichst feileinige Radäußerung des russischen Kabinetes, und benuht die Gelegenheit, um auf den schlimmen Eindruck aufmerksam zu machen, den das Verfahren des Generals Muramieff in der öffentlichen Meinung Hervorz bringe. — Von großer Bedeutung ist ferner,.das gegenwärtige Bestreben des Pariserkabinetes, der diplomastischen Aktion ohne Betzug eine nachprüfliche Sanktion zu geben, welche in der Unterzeichnung eines Protokolls bestehen sol, worin die drei Großmächte die Bedingungen und das Terrain der Gemeinschaftlichkeit ihrer weiteren Intervention für den Fall feststellen, dag die Konferenzen doch nicht zu Stande som« fie Feine Hoffnung die rumänischen Brüder Nu ar sz ISTR-LLOY.; Pester Lloyd, nicht ‚Ihrem Kandidaten, dem Hrieger Peter Map seine Stimme gebe.” *) In einer an uns gerichteten Korrespondenz über die Deputirtenwahl im Hunyarer Komitat wird berichtet: „Als die griech.-katholische Geistlichkeit merkte, daß einige Bauern ihre Stimmen dem von ungarischer Cette aufgestellten Kandidaten gaben, entsendete sie ihre Mitglieder unter die Wähler, die ausschließlich ihrer Konfessionen angehören, und es wurde jedem Einzelnen erklärt, daß nicht nur er und seine Familie, sondern auch sein Same (samuncza) verflucht