Pester Lloyd - Abendblatt, September 1863 (Jahrgang 10, nr. 198-222)

1863-09-26 / nr. 219

Samstag 26. September. Ar. 219. (Die einzelne Nummer. Koftet 4 Er. 5. W.) “ Vet. 1863. Telegr. Depefchen des „Pester Lloyd“ Paris. Samstag, Die , Nation" theilt mit, daß Ftanfreich Oesterreich aufgefordert habe, es­ möge die Initiative ergreifen, um von Rußland die formelle, Zu­­simmung zu von sechs­­ Punkten zu fordern, Prinz Ma­poleon sol in eine­ Mision nach London­ gehen. Berlin, 26. September. Die „Banl- und Han­delsleitung”. berichtet , Muramieff werde in Wilna seiner Sanktionen enthoben, und im Oktober nach Berlin gehen, rasher vorwärts sehreiten werden. Man hofft fenad­ant Zuversicht, daß noch im­ Laufe des Monats Oktober He Frage wegen Befridung des Neidsrathes," und’ bar durch dessen ermöglichte Kombeu­tung volkommen " erledigt sein wird, zinsberathung den 5. bis 6. Oktober begonnen. X. Herm­annstadt, 24. September. Der Berlauf und die Dauer der siebenbürgischen Landtagssession Tapt ih’ nun von mindestens annäherungs­weise mit einiger Zuverlässigkeit bestimmen. Bis Ende dieser Woche dürfte man mit der pe­­zialdebatte über das Gyradengefek zu Ende Tomaten ı und­ die dritte Refung desselben Anfangs künftiger Woche stattfinden. Darauf unmittelbar wird der bereits ausgearbeitete GEfeent­­wurf behufs SInartifüh­rung des DOttober-Diploms Und Leber- Patents in Verhandlung genommen und diese im Laufe­ der kommenden Woche, also bis zu den ersten Tagen des­ Monats Oktober, beendet. Mittlerweile wird die sterte königliche pro­ position, die Befchrkungsmodalität des Reicherathes betreffend, einem Ausschusse zur Berathung zugewiesen und deren Spe- Wenn die­selbe dann auch zwei Wochen in Ansprug nimmt, so kann der Gefegentwurf doch um den 20. Oktober zur alterpläften Sanktion unterbreitet und auf Grund desselben die Wahlen am Anfang des Monats November vorgenommen werden. Die Beftagung des Landtages über die Dauer der Reihe­­rathesession könnte somit um den 10. November eintreten. Wohl ist auch von einer k­urzen Befragung des Landtages um die Mitte des Oktober , wegen der Weinlese, die Rede ; allein es ist unter diesen Umständen fchwer daran zu­ glauben. Somohl der Kriegentwurf über die Inartikulirung der Diplome, als der über die Befceidung des Reichsrathes selbst, wird voraussichtlich zu heftigen Debatten Anlaß geben. "Die rumänische Partei will an die Spartikulirung einige Bedin­­gungen anü­pfen, namentlich bezüglich der unversehrten Auf­­rechthaltung der Bestimmungen des Oktoberdiploms und der schleunigsten Durchführung des bereits nolliten Gefeßes, über die Steb­berechtigung der rumänischen Nation und ihrer Kon­­fessionen. Die vierte Proposition dürfte, insbesondere den Wapt­­modus betreffend, große Schwierigkeiten hervorrufen. Die Gyg­ fen wollen nämlich, um nicht der rumäni­gen Majorität auf­ Gnade und Ungnade überliefert zu sein, die Wahlen zum Reichsrathe durch die Abtheilungen des Hauses vornehmen hasfen, da sie in zwei derselben fast ausschließlich vertreten sind und sie daher die Wahl von 7—8 Reichsratheabgeordneten ihrer Na­­tionalität mit Zuverlässigkeit durchzufegen vermöchten. Nur wird es dann mit der 3. und 6. Abtheilung, welche'durch' das Ausbleiben der ungarischen Deputirten gar nit beftgt ‚Ki (in der 3. Abtheilung ‚befinden si 3 Deputirte, in der 6. gar feiner), feine Schwierigkeiten haben, wenn manı nicht'zu dem Auskunftsmittel greift, die Wahl der 26 Deputirten auf­­ die noch verbleibenden Mitglieder zu repartiren. — Die Rumänen ihrerseits werden die Wahlen aus dem Plenum befü­rworten, nachdem In Diesem Falle das Ergebniß ganz von ihrem ‚Belie­­ben abhängt, = Wien, 25. September. Sie willen wohl schon, das in den jüngsten Tagen eine Besprechung österreichischer Abge­­ordneten wegen Betheiligung an der deutschen Reform stattge­­funden habe und zwar ohne jeden Erfolg. Ich kann ihnen darüber folgende Details mittheilen: Die Besprechung hat bei Kuranda stattgefunden. Sie war von Berger und Rehbauer angeregt, welche beide in Deutschland ihr Wort verpfändet haben, für die deutsche Sache und speziell die Be­­theiligung an dem deutschen Abgeordnetentage zu wirken. Die Frage der Antheilnahme an dem mebreren war denn auch Gegenstand der Debatte, Entschieden hie­für spra­­chen ih Berger, Rehbauer in Kuranda, dann Brinzaus. Gistra war dagegen, wesentlich gegen die Parität zwischen Oesterreich und­ Preußen gestimmt, und überhaupt wenig geneigt, auf die Sache einzugehen. Herbst sagte, wer zu dem Abgeordnetentag geben molle, miüsse mit sich im Slaren sein; man werde dort fragen, wie man ich das Verhältnis der Febersverfas­sung zur Reformfrage denke und man werde darauf eine klare Antwort geben müssen. Darüber wartet aber die größte Meinungsverschiedenheit ab. Er selbst getraue sich nicht mit einem klaren Programm zu antworten. Wer es künne, möge gehen. Berger, Rechbauer , Kuranda und Brinz beton­­ten die Nothwendigkeit der Vereinbarung eines Ko­llektiv­­programmes; insbesondere schlug Berger, unterfrügt von Rechbauer, einen deutsch - österretätischen Abgeord­netentag vor, um dieses Programm festzu­­stellen. Die Spee fiel aber, wie denn auch jedes positive Re­­sultat der Versammlung mangelte. Es machte sich eine totale Zerfahrenheit in den Ansichten geltend; dieser zog hin, und jener her, und so brachte man es einzig zu dem Beschlusse, in diesen Tagen noch einmal zusammenzukommen. Einige wenige Abgeordnete , als Berger , Rechbauer, Brinz, Kuranda wollen mit Ernst in die Diskussion der deutschen Frage und in di­e deutscche Bewegung eintreten ; die Apathie der Meisten ist schwer zu überwinden. Man wird wahrscheinliich wieder zusammenkom­­men um ebenso wieder auseinander zu gehen. SE­P, K. Wien, 25. September. Unseren Berichten aus Hermannstadt zufolge ist es dem Einfluß der Ministe­­stellen gelungen, eine gewisse Einhelligkeit zwischen ven­ Deut­­sen und Rumänen zu erzielen, so daß nunmehr die Arbeiten­­ . "

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