Pester Lloyd, November 1863 (Jahrgang 10, nr. 250-274)

1863-11-22 / nr. 268

Die dänische Frage. Pest,21.November. «Der völkerrechtliche Prozeß zwischen Deutschland und Dänemark währt schon so lange,daß gar Viesen die ur­­­sprüngliche Veranlassung und der frühere Verlauf aus dem­ Gedächtnisse entschwunden sein mag.Von allem parteiischen Beiwerke befreit,stellt sich inszem die Sachlagereder­­aus.Das Königreich Dänemark besteht aus zwei Theilen: dem eigentlichen sogenannten Königreich,woquin­land und die Inseln gehören und den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg.Die beiden letztgenannten Länder sind Theile des deutschen Bundes,jedoch liegt Lauenberg vorläufig außerdem Streite.Schleswig kam im Mittelal­­ter an Dänemark,Holstein in viel späterer Zeit und stückweise, sodaß der letzte selbstständig gewesene Theil erst 1767 er­­worben wurde.Das staatsrechtliche Verhältniß dieser Län­­der zum Königreich im engeren Sinne war­ ursprünglich eine Personalunion,wogegen Schleswig mit Holstein seit 1460 in einer,bis in das jetzige Jahrhundert festgehaltenen Realunion steht.Im Jahre 1721 erklärte der König von Dänemark die unnennbare Vereinigung Schleswigs mit dem Königreich,und diese beiden Akte,die ewige union der Herzogthümer einerseits,und alsedererseits die Proklamation von 1721 sind es,über deren Rechtsbeständigkeit und Aus­­­legung die deutsche und die dänische Partei vorzüglich strei­­ten.Die eine will,daß die Proklamation eine wirkliche Realunion des Königreiches mit Schleswig begründet habe, nach der Meinung der anderen war diese Proklamation eine eigenmächtige Handlung des Dänischen Königs, welcher an dem Staatsrechte Schleswigs und namentlich an seiner Realunion mit Holstein nichts ändern konnte. So viel was Schleswig betrifft. Außer den staatörechtlichen Akten suchte Dänemark die Bereinigung aller Landestheile auch durch die Unterprüfung der deutschen Nationalität zu befestigen, die in Schleswig theilweise, bei der ungemischt deutschen Bevölkerung Holsteins gar nicht gelang. Der Streit Dänemarks mit dem deutschen Bunde, wer bei dem Umstande, daß Holstein allein zum Bundesgebiete ge­­hört, b­08 dieses Herzogthum und nur mittelbar wegen der Union von 1460 auch Schleswig betreffen konnte, begann 1846 mit dem „offenen Briefe” Christian’s VIII. In dieser Urfunde erklärt der König, bat Schlesw­ig und ein Theil von Holstein mit Dänemark untrennbar verbunden sei, und hofft, waß es gelingen werde, anf den Nest von Holstein in die Realunion hineinzuziehen. Es ist bekannt, welche Auf­­regung dieser Proklamation folgte, und wie die Erbitterung­­ in den Herzogthü­mern 1848 und 1849 zum offenen Kriege führte. Nachdem der Widerstand der Herzogthüimer besiegt war, lebte die Regierung ihre Versuche zur Unverleibung fort. Nicht nur wurde Die deutsche Sprache und Nationalität mit steigender Härte verfolgt . Dänemark, in welches inzwischen die konstitutionelle Staatsform angenommen hatte, schuf in einem „Reicherathe” Für den Gesammtstaat eine zentralfii­ente Vertretung, welche bestimmt war, von althistorischen Land­­tagen der Herzogthü­mer ein wesentliches konstitutionelles Be­fugniß, nach dem anderen zu entziehen. Daneben hatte der dänische Hof noch eine andere Sorge. Mit Friedrich VII. ging der Mannsstamm des küniglichen Hauses zu Enve und der Unterfhren im Staatsrechte des Königreichs und der Herzogthümer mußte sich in ganz au­ßerordentlicher R­eife geltend machen. In Dänemark trat nämlich die weibliche Erbfolge ein, in den Herzogthü­mern konnte nur die männ­­ge, obgleich von dem Stammvater weiter entfernte Linie Augustenburg erben. Er war der „hohen Politik” jener traus­rigen Zeit vorbehalten, hier den Ausweg zu finden. Die fünf Großmächte und mit ihnen Schweden, erklärten in einer am 2. August 1850 zu London abgehaltenen Konferenz ihren Wunsch, auch nach dem Tode des Finderlosen Friedrich VII. die Integrität der dänischen Monarchie in ihrem gegen­wär­­tigen Stande aufrecht zu halten, und in dem zwei Jahre später geschlossenen Vertrage, welcher gewöhnlich mit dem Namen des Londoner Protokolles bezeichnet wird, erhielt dieser Beschluß seine praktische Folge, indem dieselben Mächte die Verwerbung der Gesammtmonarchie auf den Repräsen­­tanten der weiblichen Zinte, von Herzog Christian von Glacs­­burg, mit Niedergehung der Augustenburger anerkannten. Was nun das Londoner Protokoll betrifft, so ist dessen Nichtigkeit seinem Zweifel unterworfen. Es fest ft­llfchwei­­gend voraus, das in den unter väntsischer Herrschaft flehenden Ländern verschiedene Erbfolgen vorhanden sind, sonst wäre es nicht nöthig gewesen, eine Webertragung des Erbrechtes auf den Prinzen Christian zu veranstalten und das Z­usam­­menbleiben­ der Länder anzuerkennen. It aber die Erbfolge anders in den Herzogthü­mern als im eigentlichen Dänemark, so konnte sie auch nicht ohne Zustimmung der Betheiligten, nämlich einerseits der erbberechtigten Augustenburger, ander­­seits der Stände von Schleswig und Holstein abgeändert werden. Weder von der Landesvertretung noch von der ausgeschlossenen Linie ist eine solche Einwilligung erfolgt, und hiemit ist das Londoner Protofol ein ungiftiger Aft, ein Verfügung der Mächte über die Nechte Dritter, selbst ihre Worte verstehen wollen, und nur ihre eigene Aus­legung hat einen praktischen Werth, wenn auch eine andere richtiger wäre. Weiter wurde die Ansicht ausgesprochen, Oesterreich und Preußen hätten nur als europätische Mächte, nicht als deutsche Bundesstaaten die Nachfolge Christian’s IX. gebilligt. Aber diese Einwendung hat höchstens den Werth eines Advokatenfriffes ; wenn die Deutschen Großmächte noch fest der Succeffion Christian’s IX. geneigt sind, so werden­­ie auf dem Buntentage so gut wie außerhalb für dieselbe wirken. Die Frage dreht sich einfach um den Punkt , sind die Groß­­mächte auch noch heute der Ansicht, daß die Integrität der dänischen Monarchie ein europäisches Interessen ist,"wem alle anderen in Betracht kommende I nteressen nachgefecht­­ wer­­den müssen ? Im dieser Beziehung ist allerdings "einige Hoffnung zum Befreien vorhanden. Die Weltlage ist heute nicht dieselbe wie vor eilf Jahren, und Frankreich, England und Rußland mögen wohl geneigt sein. Die Erhaltung Dä­­nemarks nicht mehr als Selbstzweck, sondern im Verhältnisse zu den großen europäischen Fragen zu betrachten. SDester­­reich und Preußen aber, die erst jüngst mit ihren Anläufen zur deutschen Bundesreform so sehr die Sympathien der­­ Öffentlichen Meinung gesucht haben, würden sich selbst den größten Schaden zufügen, wollten sie eine Sache verlassen, für welche sich die Deutsche Nation mit seltener Entfohlevenheit und Einstimmigkeit erklärt hat. Denn fest ist ein Augenblick zur Auseinandergebung z­wischen Deutschland und Dänemark gekommen, wie er viel­­leicht in Jahrhunderten nicht wie verfehrt. Es ist die Ge­­legenheit geboten, dem furchtbaren Drud der däniischen Ne­­gierung in den Herzogthümern, der Entnationalisirung der Besölkerung auf die einfachste Art ein Ende zu machen. Die Trennung der Herzogtüümer von Dänemark erscheint nicht mehr wie in dem ersten Veriege unter dem fehtredenden Bilde der Revolution, sie is in Die legitime, von Diploma­­ten handbare Form eines Erbfolgestreites gefleitet. Wird das Recht der Augustenburger anerkannt, so gewinnt Deutsch­­land anstatt eines auswärtigen Monarchen, wessen Interessen oft genug den deutschen gerade entgegengefest sind, ein treues Mitglied des Bundes. Seht man die unselige Politik des Londoner Protokolles fort, so nehmen all die Beprühun­­gen der Deutshen in den Herzogthümern ihren Fortgang, Bem­ühungen die weniger in der Regierung als in der Nation der Dänen ihren Ursprung haben und beinahe als Nothmwehr des kleinen Staates’ gegen seinen probenden Bei­fall erscheinen. Im der Erbitterung aber, welche in dem zähen, an seinem Rechte festhaltenden Stamm der Schled­­wig-Holsteiner gesteigert fortdauert, wenn man ihn Däne­­mark preisgibt, nährt dann die Diplomatie selbst ein Element der Revolution , welches bei künfzigen Verwidlungen eine gefährliche Eifehlitterung erzeugen kann. Um Tagesgeschichte. Bet. 21. November. Die Schleswig-Holsteinischen Stände Abgeordneten haben­, wie zu erwarten war , ihre Pflicht gethan ; Groß des dänisschen Verbotes versammelten sich 24 verfellen am 19. d. In Kiel, und befehloffen einstim­­mig. Die Bun­desversammlung um fichleunigsten Schuß der Rechte des Landes zu bitten. Das Ge­­fuchg is bereits­ abgegangen. Die anderen, we­gen des Verbots jeder Zusammenkunft nicht erschienenen Ab­­geordneten sind aufgefordert worden, si­­chem Gesuche anzu­­schließen. — In Hamburg wurde am 19. b. Abends eine Volfsversammlung aus Schleswig - Holsteinern und Hamburgern bestehend, in der Vorstadt St. Pauli wegen der beprohblichen Nähe Altonas auf drei verschie­­denen Orten von der Polizei aufgelöst . Die Volfsversamm­­lung zog sich über die Alster nach Uhlenhorst zurück und er­­ließ eine Adresse an den Prinzen von Aug­stenburg, denselben auffordernd, si an die Spike des Bosfes zu stellen. — Der Norden läßt es also, wie man sieht, an Manifestationen nicht fehlen. In Wien wird man, einer offiziösen Stimme zu­­folge, Preußen in dieser Frage die Initiative überlassen und sich dessen Schritten anschliegen. „Man hat, heißt es, allen Grund, Preußen vorangehen zu lassen, um es Pefto ficierer im Auge zu behalten, falls er plöglich Kehrt machen wollte. Au ist Preußen wirflich berufen, in dieser Ange­­legenheit das erste Wort zu haben, theild meil die Elbeher­­zogthümer sein Machtgebiet zunächst berühren, theils weil die preußischen Küsten bei einem Kriege mit Dänemark be­­droht wären.” — Aber nicht nur das Wiener Kabinet, auf die Abgeordneten daselbst scheinen vor dem ernsten Einschrei­­ten in dieser Frage zurückzuschreden, wird doch Die Ned­bauer’sche Interpellation heute selbst von einem ihrer Un­terzeichner, von Herrn Dr. Kuranda, so ziemlich desavouitt. Wir seien nämlich in der , Drtb. B." von de I­nterpella­­tion: — „Wie wir hören, sol sie seinesweg­s der Gesinnungsausbruch des Hauses sein, namentlich nicht, was die Moti­erung der eigentlichen Anfrage betrifft ; selbst meh­­rere hervorragende Mitglieder sollen Dieselbe nur im Testen Momente unterfertigt haben, um die deutsche Demonstration, die in der Anfrage liegt, zu unterflaßen, nicht aber, weil sie mit den Motiven und Erwägungen, welche dieselbe ein­­leiten, einverstanden wären. Die Ursache dieser Erscheinung liegt wohl darin, daß bei dem gänzlichen Mangel eines Klubblebens diese Interpellation nicht vorher berathen und geprüft werden konnte." I­st dies nicht ein vollständiger beipflichten, wenn sie einem solchen Vorgehen gegenüber die „ÜBerwunderung” nicht unterbrüht, „Daß Interpellationen und Fragen von solcher Tragweite derart ex abrupto und Haus geschleudert werden." — Was diesen raschen Rack­­zug herbeigeführt hat — darüber fehleigen die Herren noch. Um so wärmer, dürfte man sich der Angelegenheit in Berlin annehmen, und sehen meist das Organ der Altlibe­­ralen darauf hin, daß man d­ieser Frage ge­genüber selbst Herrn» Bismarc unter­sűben müsse Wir haben — sagt die „Berl, Allg 3tg." — Yange den Wunsch aehegt, daß die Entscheidung über das Los der nordalbin­­aischen Länder hinausgeschoben werde, bis Zeiten eingetreten seien, die uns mit größeren Hoffnungen des Belingens erfüllten. Dieser Wuns­­t nicht mehr zu erfüllen, was in den nächsten acht Tagen versäumt wird, bringen Sabre uns nicht zurück, Veriorne und ver­­kümmerte parlamentarische Rechte stellt die konstitutionelle Ent­wick­­lung im natürlichen Laufe der Dinge W­ieder her; eine verlorne Provinz müssen wir als verloren Betrachten für ewig,... er seine Stimme erhebt für das Recht Schleswig. Holfleins, der mag sich zu­­vor wohl prüfen, ob er bereit is, dem Wort bie­r hat, den Mün­­zen die Opfer folgen zu Yaffen. Ein tägliches Schauspiel m würde Deutschland der Welt gewähren, wollte es seine Stimme gegenwär­­tig nicht erheben; ein flußwürdiges und elendes Schauspiel aber, wollte es große Worte ertönen Yaffen, und alsdann, wie im Jahre 1850, nach Strömen vergosfenen Blutes, was es unternommen, nicht darführen. Würde das Abgeordnetenh­aus auf der einen Seite Preußen anstadeln, für Schleswig-Holstein einzutreten, und auf der andern Seite das Ministerium Bismarc zurückhalten, dieser Aufforderung nachzukommen, es würde unermeß­­liches Unglück auf Schleswig-Holstein und die Schmac) der Lädder- Eichleit auf den preußisen Namen herabziehen. Wie wir demselben Blatte entlehnen, ward der Herz 3994 von Schleswig-Holstein am 18. b. auch vm König empfangen. Der Herzog v. Augustenburg und der Erbprinz (Herzog von Schleswig-Holstein) leben in Preußen, der erste auf Primsenau in Niederschlesien, der andere auf Schloß Dolzig In der Niederlausis. Beide stehen auch in preußischen Diensten . der Herzog als General der Kavallerie à la suite der Armee und der Erbprinz als Ma­­jor à la suite des ersten Garderegiments. Dieser ist gegen­­wärtig 34 Jahre alt und mit der Prinzessin Adelheid von Hohenlohe-Langenburg vermählt,­ aus welcher Ehe bisher nur zwei Töchter entsproffen. — Noch ist zu bemerken, das in diese vermittelte Thronfolgefrage in Schleswig-Holstein, an der, wie gesagt worden ist, beiläufig dreißig Prinzen und Prinzessinnen betheiligt sind, eine neue Verwiclung zu­sommen droht. Man hört nämlich schon von einer neuen Kandidatur reden. Der Prinz Woldemar von Schles­­wig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg — also auch ein Augustenburg — ein General in preußischen Diensten und Geschwisterfind des Prinzen Friedrich, sol seinerseits Ansprüch auf die Nachfolge in Schleswig-Holsten erheben, und zwar, wie es scheint, weil er aus „ebenbürtiger Ehe“ entsproffen ist, was mit dem Prinzen Friedrich nicht der Fall sein sol. Mit diefer Berwiclung wird es allerdings wohl nicht so gefährlich werden, denn der Streit zwischen den beiden Augustenburgern wird nicht nur die Waffen entschieden werden. In Englan­d hat der P­rote­st des Herzogs Ernst von Gotha gegen die Giftigkelt DES Londoner Protokolls aufs Höchste überrascht. Noch­­ heißt es in der „Engl. Korr.", fällt es keinem Engländer ein, den deutschen Mäch­­ten jene Kühnheit zuzutrauen, aber schon das Gerücht von der Möglichkeit eines Derfuchs zur Auflehnung gegen das Londoner Protokoll sagt Die anglonärischen Politiker In Har­­nisch , und mit stolzer Miene wird versichert, dag , Europa" gesprochen habe, und damit Punktum , Deutschland sei „na= fortfirt" und habe sich zu fügen. So äußert die­ heutige mein­e Unter den Landsleuten des Herzogs Ernst ist zwischen der Aufstel­­lung und der praktischen Ausführung eines Prinzips ein weiter Weg. Selbst den abwenseichen Fürsten, die in Frankfurt vertreten sind, muß sich der Gedanke aufdrängen, daß heutzutage das Ausrücken einer Armee, um gewisse feine genealogisge Unterfeldungen aufrechtzuhalten, ein seltsamer Vorgang wäre. Die Prätention der Gotha’schen Regie­­rung — und ihr werden ohne Zweifel andere folgen — gründet sich auf die reinsten und strengsten Prinzipien der Leattimität. Den Ade­lgen und den Demokraten, den Reaktionär und den Liberalen findet man ausnahmsweise einmal auf derselben Seite. Se bringen gleich sehr auf die genaueste technische Auslegung alter Gefege, und ber stehen auf den veralteten Rechten seiner Familien, während se alle Prinzipien des modernen erz pőlichen Staniawesens ignoriren, um das dänische Söntgrei zu sprengen und um Holstein und Schleswig solständig in ihren sehwerfälligen Staatenbund zu bringen, — 3n unseren Tagen, wo die höcsten und untersten Nationen, von der französischen bis zur griegischen und ferbsfegen, ihre Herrsäer wech­­seln, wo die Erbfolge selbst im unbeweglichen Spanien aus Gründen politischer Zuträglichkeit umgemandelt worden ist,­­kann man auf den Schleswig-Holsteinern das Recht zugestehen, sich einen eigenen Verzog anstatt des dänischen zu geben? fagt das bie „Times 2 ° nein, sondern­ kann man bie unveräußerlichen Rechts­­ansprü­che der Legitimität sich nicht aufdrängen, kann man nicht einen Erbfolgekrieg wegen 200 oder 400 Jahre alter Akten beginnen haffen. Die Theorie der Deutschen ist, daß die Familie der Augustenburger nicht übergangen werden künne, selbst nachdem ihr Oberhaupt Ber­­icht geleistet hat. Dies müssen wir für ganz unzulässie Halten. In einem solchen Falle bindet das Oberhaupt sichern­ die Jüngern Mit­­glieder und alle bie darp ihn. erben oder Erbrichte beansprunen, sonst könnte nie eine Fensterung bewirkt werden.­­ Um Inter den immer lauter werdenden englischen Kundgebungen für den König Christian ein Paroli zu bie­­ten, bereiten die in London lebenden Deutschen eine Demon­­stration zu Gunsten des Herzogs Friedrich von Hol­­stein vor. Was die Kongres- Frage betrifft, die selt dem Thron­wechsel in Dänemark so ziemlich in den Hintergrund getreten ft, so will man in Paris das Bustandekommen des Kongresses durchaus nicht bezweifeln und man trifft bereits in den Tuiletten sowie im Palais Noyal Vorbereitungen zum Empfange der Gäste. Die Anmervungen von Geite Professor Gneist, gegen die oftrogirte Pre­­verordnung­­ „Die gefeggebende Gewalt, so wie sie früher vom König dur­­f einen Kanzler, geheimen Rath, und später Durch die Minister gebt wurde, wird jegt vom König gelibt, durch Die beiden Häuser des Landtages. Es gibt aber nur eine gefeggebende Ge­­walt, und kann im heutigen Staate nur eine geben. Es folgt dar­­aus, daß Verordnungen, welche der König jept durch seine Mini­st­er erläßt, der Gefeggebung untergeordnet sind : sie sind nur zur Ausführung der Gefege bestimmt, wie dies der Artikel 45 der Beifaffungsurkunde ausspricht. Verordnungen küönnen also Nichts den Gefegen Widersprechendes enthalten, denn der König würde sich sonst selbst widersprechen. Ein Gefeggeber, der heute durch seinen Landtag einen Grundtag ausspräce, und morgen durch seine Minister den entgegengefegten Grundtag, würde selbst das Ansehen und die Würde der s­chönsten Gewalt tiefer untergraben , als alle sogenannten Feinde des Königsthums. Es gibt au­f einen Grundfag, welcher wohlthä­­tiger und sichernder für den Bestand der Monarchie selbst wirkte, als jene ausfließliche Geltung der verfassungsmäßigen Gefege. Hält die zeitige Regierung Renderungen der Grundinstitutionen des Landes für zweckmäßig, beansprucht sie neue, den ü­bernom­­menen Staatshaushaltsetat überschreitende Ausgaben, fo ft es ihre Sache, die Häuser des Landtags durch überzeugende Grü­nde zur Annahme der Renderung zu bestimmen, und jede Regierung hat dazu die Mittel der Meberzeugung und des Einflusses in höherem Maße als irgend eine Partei, irgend eine Mlaffe,, irgend ein Einfluss im Lande. St diese Zuslimmung nicht zu erlangen, so bietbit es bei den bestehbenden Gelegen, bei dem ber» gebraten Finanzzustand und bei d­em überge­­bragten Staatshauss­alt Diesen Zustand des­ Ber­bleibens nennt man im übrigen Europa „verfassungsmä­­ßige Regierung”. In Preußen Heißt dieser Zustand; „Notb­­rand“ (Beifall) ,­­ Allerdings lagt die Verfassungsurkunde, abweichend bavon, einen ganz apontalen Ausweg offen, der darin besteht, in einem genau begrenzten Sale dürfen Verordnungen, welche nur zur­ Aus­­führung der Gefege bestimmt sind, einmal in Widersprug tre­ten mit den Gefegen bis zum B Zusammentritt der Kammern , aber auch diese Nothverordnungen sollen niemals der „Berfaffung­sumwidderlaufen.“ Sie dürfen in Widerspruch treten mit Be­legen zweiten Ranges, nut aber mit Gefegen ersten Ranges, welche zusammengefaßt , unsere beschmworne Berfaffung bilden. Es gehört aber zu den unbestrittenen Grundlagen unseres öffentlichen Rechts, daß iie Beschränkung der Preßfreihe­it nur im Wege der Gefeggebung eingeführt werden darf, Art. 27.) Au­bin td) der Ansict , bag die Verordnung vom 1. Sunt ak­uell und virtuel die Wiedereinführung der Zensur ff, eine Ansicht, welche die drei Gutachten von Heidel­­berg, Göttingen und Kiel übereinstimmend ausspiegen. Die preußi­­sen Zeitungen bestehen nur noch dur die Erlaubniß des Ministe­­riums (Heiterkeit). So­weit die Verordnung reicht, besteht das Recht, der Wort und Schrift seine Meinung frei zu äußern durch re Yaubniß des Herrn Ministers. (Heiterkeit) Die Berordnung verstößt demgemäß gegen ein höchstes absolutes Verbotsgefeg und ist deshalb unverbindlic Überhaupt. SH femme zur politischen Seite der Frage. Es handelt sich bei der Preßverordnung um die erorbitanteste DOstropirungsmaßregel sett Einführung der Verfassung vom 31. Jänner 1850, Wir haben heute von dem Herrn Minister des Innern gehört, daß eine Leber­­legung von zweimal vierundzwangzig Stunden genügt hat, um die Minister schlüffig zu machen über eine­ Maßregel, deren schwere Bedenken noch ihnen als Staatsmännern nicht fremd sein konnten, eine Maßregel, von der sie wußten, daß sie einem der absoluten Bericotsgefege der Berfassung mindestens sehr nahe gebe, daß sie eines der höchsten Güter der beutlchen Nation, die geistige Treiheit in der Presse gefährde, Beifall. In zweimal vierundzwa­n­­zig Stunden­ fi über eine Mairegel schlüffig zu machen, an der alle omvidferten Erinnerungen des Unglücks der Bourbonenfeml­e hängen (Stürmisches Bravo), Das meine Herzen is wahrlich nicht die Weise, in der das preußische Volk erwartet und geglaubt hat, die Staats­­verhältnisse hier geleitet zu fehen, (Bravo), Das ist also die Garantie, die uns die beschworne Berfassung bietet, Eine Ber­­eicherung auf das Wort eines Mannes, auf Parole! (Lebhaftes­­ Bravo.) Ist fold ein Zustand in einem europäischen Lande zu finden . Wird irgend ein Land dur folche Art von Kabinetsberathungen segiert ? Kann dabei der Rechtssinn des Volkes bestehen? Gehen Sie (zur Ministerbank gewendet) dem Lande voran, indem Sie dem Rechte gegenüber Ihre Achtung bezeugen und ihm nit Meinungen substi­­tuiren, zu denen Sie weder durch Ihren Beruf no durch Ihre Ber­­ERRANG KENE GI der Heinen Staaten geben vorläufig Erlaß für die fehlenden Beitritteerklärungen der Großmächte. Von den zweiundzwan­­zig zum Kongreß geladenen Staaten haben bis fest fünf­­zehn im Prinzip die Einladung angenommen. Darunter Nom und Württemberg, als erste acceptirende deutsche Regierung. Die Notifikation der Annahme von Seite Ruflanns wird erwartet. Aus Wien ist die von uns fen ermähnte Antwwortenote abgegangen, worin vorläufig um die Mitthei­­­lung eines Kongreßprogrammes ersucht wird. Pariser Korr­respondenzen wissen auch bereits, in in welcher Form und in welchen Worten der König Ritter Emanuel die Einladung angenommen haben sol. Folgendes soll der Kö­­nig dem Kaiser der Franzosen geschrieben haben : „Ihre Worte, GSire, werden einen unermeflichen Widerhall in Europa finden , die an den alten Speen hängenden Fürsten werden nicht zum Kongresse kommen,­­oder wenn sie kom­­men, werden sie mit dem Hintergebanten erscheinen, sich vor Neugestaltung der Welt zu widerlegen. Man wird daher sich schlagen müssen ; nun wohl, desto besser ! In allen Fäl­­len wollen Sie sich erinnern, Sire, daß ich Ihr zuverkäffig­­ster A­llierter bin, und bag ich dreimal hunderttausend Mann zu Ihrer Verfügung habe." Nach einer anderen Duelle sol­ man in Turin wurde die dort eingelangte Nachricht, daß Napoleon geneigt sei, dem Wunsche der Großmächte gemäß, den Kongreß auf einige voraus bestimmte Fragen einzu­ fhränken, in große Bestürzung verfest worden sein. Das Protokoll, worin Großbritannien der Schirmherr­­schaft über die Ionischen Inseln entsagt und dieselben an das Königreich Griechenland abtritt, ist am sesten Samstag von den Vertreten der fünf Großmächte unterzeichnet wor­­den. Die Unterschriften stehen in alphabetischer Ordnung 1. Austria ; 2. Great Britain­, 3. France ; 4. Prufita ; 5. Ruffta. Die Testungsunwerse von Korfu werden vor der Ver­bertragung des Eilands an Griechenland geschleift werden. Peter Briefe während dort an jener Stelle, m­u fi Die Slerepeter­ und die­­ wie es gewöhnlich bei diesem Theater der Ball zw sein pflegt, Landfirage Freuzen, eine Hütte buch ihre Ceder bissen die Auf­­! wird Kiefes größere Bartspiel von den Debuts anderer Gäste merksam felt der Meinen und durch die sihone Verkäuferin die Blide der Großen auf fi zieht. Du erhältst die Süßigkeiten aus der Hand einer verzenten Oberösterreicherin, die durch ihre goldene Helmartige Haube an den „Herrn Oberlieutenant“ in „Dipheus” erinnert. Die „Kunst“ des Marktes Hat sich in einer Anmwandlung kamerabschaftlichen Gefühles an das Natio­­naltheater gelehnt, und das den Vorhof des Musentempels einfriedende Gitter ist in eine Tapetenwand umgestaltet, auf welcher die Helden der Weltgeschichte in Groschenausgabe par radiren. Da Fannst hier die politischen Sympathien des Käu­­fers flüchten, sowie die Geschichlichkeit der im Dienste des Ber- Täufers stehenden „Seenhände", melde mit einigen Pinselstei­­hen, dem veränderten Bedürfnisse der Zeit gemäß, das Roth­­hemd in eine Czamaria und den Garibaldischen Freischärler in einen polnischen Infurrentionshelden umwandeln. In der That sind es die heldenmüthigen Führer der polnischen Beer­gung, welche in der Gunst des Volkes am Höchsten stehen, und sowohl die flammenäugige Puptomwostoff, diese polnische Zeanne d’Are, welche in dem galizischen Grafen ihren Lyonel gefun­­den, als auch Maryan Langierwicz, auf dessen Fliegeriiege Thar­ten die Schatten der Internirung fallen, behaupten noch immer einen hervorragenden Rang in biesen wandernden Galerien, in welchen auch die minder Hangvollen Namen rines Lelewel, des unglücklichen Ezahowßfy und Anderer einen Plad finden. Unerbittlich sind dagegen bisher noch die Pforten dieser Ruth­menhalle den amerikanischen Generalen verfälroffen . Mende und Burnside, die erprobten Feldherren der Nördlinger, glänzen ebenso durch ihre Abwesenheit, wie Lee und Zadfon, der Stolz der Konföderirten, obgleich diese Generale auf Schlachtfeldern gestanden sind, die zu einem Grabe für Hunderttausende ge­­worden sind. Während der Marktwoche pflegt an unseren Theatern eine reiche Ernte zu erblühen, und in der That hatten sich beide Häuser eines ununterbrochenen Zuspruches zu erfreuen. | Auf der fäntlischen Bühne übt besonders das Gastspiel der Berfanf ausgebotenen Artikel beficht aus Meidern aller Art, | Bulyonffy eine bisher noch ungefjwächte Anziehung aus, and Der J­ahrmartt— Ein Konflikt,der nur durch ein Wunder gelöstt werden kann — Die Alert» főe Gruppe am Redoutengebäude - Um vier Zentner durch den Nothstand verfürszt) . Zu den wenigen Weberbleibseln der alten Zeit, welche bei uns dem nivellirenden Einflusse des Dampftoffes noch nicht ge­wichen sind, ist der Zahlmarkt zu zählen. Der Markt hat si zwar zivilisiet, er hat den patriotischen Slitter von ih get­rorfen , um in den modernen Brad zu f­lűpfen , er ist aus einer Ritterkomödie zu einem Salonlustspiel geworden, aber er ist noch immer da. D­iermal im Jahre hält er seinen Einzug, und die Stadtbehörde it nicht nur besorgt, der alten Sitte gemäß, das dbranende Schwert der Gerechtigkeit zu feinem Em­­fange auszuftecten, sondern sie beeilt si auch dem lieben Gafte stete im Mittelpunkte der Stadt ein Duartier anzumeisen, und sogar das drohende Hebel der Generegefahr ist nicht im Stande, sie von dieser eminenten Ausübung des Gastrechts abzuhalten, In Tömmt eg , dag man in Pest alles Andere nur nicht den Markt übersehen kann. Man braucht nicht daran erinnert zu­­ werden, man braucht seinen Kalender zu Mathe zu ziehen, Man steht eines Morgens auf, und sieht biz Landstrae, so wie den Anfang der Kem­pererstraße von einer doppelten Buben­­reihe übersät, während man nicht einmal sein Gert zu Hilfe zu nehmen braucht, um Dant dem Geruchssinne zu erfahren, dag die Tripelallianz der Wolle, Häute und Sch­auen in den großen Höfen der Röntgegasse ihr Lager aufgeschlagen. Das Gewühl auf den von dem Markte eingenommenen Straßen wäh bis ing­emendliäe, denn mit Verleugnung aller geometrischen Nothmendigkeit pflegen sich an solchen Zagen die Elemente des Verkehrs zu verdoppeln, während die Räume si verringern. Seine Aufersten DBorposlen hat der Detailmarkt in der Badgasse aufgeschlagen , Spielfarten und mollene Loden und feine Tiraillenre, Das Gros der auf der Lantstrafe zum umfreift. Diese komplizirte Bewegung erhält das Institut in stetem Athem, und man hört es auch nicht einmal, daß ein Direktor des deutschen Theaters in Pe­r Wunder" wirken müsse, um ss zu behaupten. Wir Haben diesen Dab stets nur halb geglaubt, sind aber von der Wahrheit beöselben­dDieser Tage vollends überzeugt worden. Wir halten es für unsere Pflicht diese unsere Mederzeugung and Anderen beizu­­bringen. Man höre also : Gegen Ende September schrieb die Direktion des flüchtigen Theaters eine Abonnementsankündi­­gung aus, in welcher den Abonnenten vom 1. Oktober 1863 bis zum Palmsonntage 1864 ein Anspruch auf 150 Borst.[­­lungen zuerkannt wurde. Num schreiben mir Heute bereits den 21. November, und es haben erst 32 Vorstellungen im Min­­terabonnement stattgefunden. Bis Palmsonntag aber hat die Direktion, obgleich das folgende ein Schaltjahr ist nur über­ 117 Zepenterabende zu verfügen, und es­st daher, wenn auch das Abonnement an seinem Abende mehr aufgehoben wird, platterdings eine Unmöglichkeit, das versprochene Maß von 150 Berstelungen voll zu machen. Wir befinden uns somit einer jener Berwidkerungen gegenüber, welche ihre Lösung nur von einem Wunder erwarten, und wir zweifeln gar nit daran, das die Tödliche Direktion uns dieses Wunder nicht vorenthal­­ten wird. Wenn auch gerade Fein Wunder, so war je­doch die Ent­­hüllung eines­ sehönen Geheimnisses, welche am Ausgange dieser Mode von Tunfsinnigen Flaneur überraschte. Heute Nachmittag sind nämlich die Schranken des Bretterhäuschens von dem Iin­­fen Edpfeiler des neuen Nedoutenbaues gefallen, und Aleris­chön gemeißelte Bajaderengruppe schwebte in freier Enjt. Der am unteren Theile des Schaftes Tanellirte, bis an die Zinnen des Baus hinaufragende Pfeiler erhält durch die lebendige Ber­­egung dieser aus vier tanzenden Bajaderen bestehenden Gruppe eine kunftmäßig Tomponirte und der Bedeutung drd Baus ent­­sprechende Defori­ung. Wir legen hierauf ein um so größeres Gewicht, als der vlastiffe Schmud eines Gebändes gemisser­­maßen für eine embolische Aufschrift zu gelten Hat, und somit die Way des Stoffes seine willkürliche sein darf. So Haben z. B. die am oberen Theile der Bacade angebrachten Figuren der ungarischen Nebenländer mit der Bedeutung eines Ballfan­­leg nichts oder nur sehr wenig zu schaffen, und hoffen wir, daß man bezüglich der Statuen, welche von den sechs Godeln der untern Etage getragen werden sollen, eine glünlichere Wahl treffen wird. Unserer Ansicht nach wäre die Ausbeute der mu­­­ffalischen Bestimmung des Saales, in welcher befanntli auch für Konzerte verwendet werden soll, eine sehr lohnende Aufgabe für den Künstler, und um so paffender, abó dem Tarzevalistiscen Elemente bereits duch bie­heinigen Gruppen Rechnung ges­tragen is. Unter den Schen­unwürdigkeiten niederen Genres, welche ich von der bemährten Zugkraft einer Marktwoche so gerne ín Schlepptau nehmen lassen, tritt diesesmal eine Erscheinung aus dem Reiche des Borstenvieh’s hervor. Wenn­ wir dieser Erscheinung die Salonfähigkeit im Feuilleton zugestehen, so ges­cchieht dies in Erinnerung jener entschwundenen Zeiten, mo dag „Schwein“ noch zu den vornehmsten Lederbissen und zur gesuchten Zierde der fürstlichen Tafeln gehörte. Das Schwein zudem, von welchem hier die Rede, ft öffentlich, ausge­stellt, und In einer vielbelaiten Affiche wird von ihm erzählt, daß es act Zentner fehwer fet, daß es dieses Gewicht trob bes herrschenden Nothstandes erreicht Habe, und mag es bei günsi­­geren Zeitläuften gewiß zu einer Schwere von zwöl­f Zent­­nern gebiehen wäre. Gemeiß wird man mit dem scharfsinnigen Ausfieler die Ungunst der Verhältnisse bevauern, welche der Entwisung solcher weiblicher Fähigkeiten im Wege­ fanden, dabei wird man sich aber im Stillen freuen, daß dieses Schwein nicht einige Wochen früher an die Oberfläche der Diffentlichkeit getreten is. Ein in Ungarn aufgewachsenes acht Sentner schweres Schwein hätte vieleicht während der­ betreffenden Ver­­handlungen des Finanzausschusses Herrn Sen­e die millfom­­mene Veranlassung geboten, um rücksichtlich des vom Finanz­­­ministerium verlangten NRothstandsanlehens eine weitere Million abzufargen i ­­ft (ME TET­TTET TEE Ten

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