Pester Lloyd, August 1864 (Jahrgang 11, nr. 175-198)
1864-08-07 / nr. 180
‚Der Gewinn Deutschlands. Heft, 5. August. Der Sriede it so ziemlich gesichert, die offiziösen Organe und auch unabhängige Journale bereiten sich, den Hymnus zu Ehren desselben anzustimmen. Doch wäre es wohl noch zu voreilig, heute schon die Bilanz über Gewinn und Verlust aller beim Kriege brieft oder inbireft betheiligten Parteien zu ziehen. Mögen die Stipulationen, wie sie bisher zur Kenntnis des Publikums gelangten, unverändert dieselben bleiben und möge überhaupt die Feststellung der Detailpunkte kein Hindernß des definitiven Abschlusses mehr bieten ; die Erledigung der Fragen exit, welche alsparum von den alliirten Siegern untereinander und mit dem deutschen Bunte auszutragen sind, die Erledigung der Fragen über den Besig der Herzogthümer, über das Verhältnis Schleswigs zum deutschen Bund u. s. w., sieönnte eigentlich exit den genauen W Maßstab zur richtigen Werth- Trägung belsen abgeben, was aus der im cimbrischen Cherfoneg ausgestreuten Blutsaat für die deutschen Vormächte und für Deutschland aufgegangen ist. Daß gar vieles, was fest dem Ableben des Dänenkönigs Friedrich geschehen, nicht dazu angethan war, den deutschen Bund und die deutschen Mittel- und Kleinstaaten in behagliche Stimmung ob ihres Bundesverhältnisses und ihrer europäischen Stellung zu verlegen, das bedarf seines Nachweises mehr ; varüber noch zu sprechen, hießen Protokolle in den Bundespalast tragen. Welch schmerzlichen Eindruck insbesondere die von Seite Preußens erfahrene Behandlung — von den wegwerfenden Aeußerungen in der Kammer bis zum Gewaltstreich in Mendszburg — in Deutschland gemacht, Haben wir ja oft genug erzählt, und davon brachten die Kammerverhandlungen der deutschen Mittelstaaten tägliche Kunde. — Dennoch möchten wir nicht anstehen, schon heute zu behaupten, das, Alles in Allem genommen, Deutschland Grund genug habe, mit Befriedigung auf den Ausgang des eben stattgehabten Kampfes zu bilden. Wie die Erbfolgefrage auch geschlichtet werde, welche tägliche Rolle auch dem deutschen Bunde zugetheilt worden, und wie zweifelhaft es auch noch ist, ob es nunmehr „Deutschland bis zur Königsau“ heißen werde “ Eines ist gewiß: „Dänemark bis an die Eiver” existirt nicht mehr, der „verlasfene Bruderstamm" in der Stembherrschaft entriffen,, wovon Jahrzehnte geträumt und gesungen worden,, dag ist min erreicht. Diese vollendete Thatsache des Wiedergeminnes der verlornen Brüder scheint ung ein Ereigniß von so mächtiger, folgenschmerer Bedeutung, daß selbst alles für Deutschland Mißliche und Peinliche, welches dran und drum haftet, nicht im Stande sein kann, die gerechte Freude der deutschen Patrioten darüber ernstlich zu versümmern. It es doch im Leben der Gesammtheiten, wie im Leben des Einzelnen. Was man ein halbes Leben lang als Endziel seiner Bestrebungen und Hoffnungen und Wünsche mit sich im Gemüthe herumgetragen, wenn er dann endlich einmal eintrifft und erscheint, so geschieht dies höchst selten gerade auf die Weise und unter den Verhältnissen, wie die sehnsuchterfüllte Phantasie sich’s ausgemalt ; gar oft, ja zumeist wird die Erfüllung von Umständen begleitet, welche geeignet genug sind, einen herben Mißton in die sonst freudig erregte Stimmung zu bringen. Doch bald senft der Blid wieder von dem häflichen Beiwerf auf den Hauptgegenstand zurück und man beginnt den wesentlichen Werth des Erreichten erst recht zur wilrbigen. So an Deutschland und die Herzogthümer. Wohl haben seine unter schwarzroth-goldenem Banner geeinigten Reichstruppen das Befreiungswert vollbracht, wohl wird die Akte, welche die Losösung der Herzogthümer besiegelt, seine Unterschrift eines Vertreters Gesammmtdeutschlands aufweisen ; aber Deisterreich und Preußen sind da auch nicht, wie man vielfach geargt wohnt, blos für ein Protofoll und gegen einen Paragraphen der dänifejet, Berfaffung zu Felde gezogen, sie haben vielmehr um Tag gekämpft, wornach deutscher Nationalsinn und deutsche Nationalehre Verlangen getragen, um Schleswig-Holstein ist frei und deutsc. Ein deutsches Schleswig-Holstein heißt ‚aber — ganz unabhängig von dem formalen Anspruch, den das Verhältniß noch erhalten wird — nichts Geringeres, als deutsche Macht am Isthmus, der die Ostsee mit dem Weltmeer verbindet und somit Möglichkeit erweiterter maritimer Macht und Tätigkeit ; es heißt : die Sicherheit seiner Handelsemporien und seiner Nordgrenzen bei einem etwaigen großen europäischen Konflikt nicht mehr von dem Verhalten Dänemarks bedingt und daher seine Wehrkraft für die anderweitigen Grenzen ansehnlich vermehrt. — Deutschlands Gewinn ist sicher und umleugbar, welche Cindage an Ansehen sein verfassungsmäßiges Organ, der Bundestag, auch wieder erlitten hat. Leßterer Umstand verliert übrigens viel von seiner Bedeutung, wenn man erwägt, daß von Cinbuß e schiwer die Rede sein lan, wo man kaum besessen hat, — dag die neuen Niederlagen nur, eben flagrantere Kundgebungen eines franthaften Zustandes waren, der aller Welt niemals ein Geheimniß gewesen, daß dieser deutsche Bund, wie ihn Meetternich geschaffen und Schwarzenberg restaurirt hat, in dem europäischen Staatensyllen stets eine irrationale Größe gemeien , daß sein Gewicht nach Außen, und selbst den deutschen Großmächten gegenüber, tets der Wichtenberg’schen Nazität, dem Messer ohne Klinge, woran der Stiel fehlt, geglichen ; wer hat denn je Darvan gezweifelt ? Preußen namentlich, welches die Bundesverfassung immer gerne benütze, wenn es galt zu hemmen und zu hindern, hat, wo es die eigenen hegemonischen Bestrebungen galt, aus seiner Mitachtung gegen den Bund nie ein Hehl gemacht, und „ich vom Bund nicht majorisiren lassen“ ist eine alte Barrole des spezifischen Preußenthums. Trot all dem aber künnen wir uns dis Glaubens nicht erwehren, bag zulegt in der zwölften Stunde auch noch Preußen mehr Nachsicht auf Deutschland nehmen werde, als die bisherigen Anzeichen hoffen ließen, und daß die Pression der einmönthigen öffentlichen Meinung Deutschlands sich bei der Entnschlichtung der schleswig-holsteinischen Frage eben so bewähren " werde, wie sie unbestreitbar auf die Erweiterung und klarere Gestaltung des anfangs doch etwas zweifelskaten Kriegszwecks gewirkt hat. — Seinem Annestirungsgeliste sieht Preußen durch die Einverleibung Lauenburgs schon einigermaßen genügt, sein Einfluß in Schleswig bleibt ihm durch seinen Titel des Wiedereroberers und duch seine Machtstellung im deutichen Norden bei jedem sinstigen Herrn des Herzogthums gesichert. Dagegen wirde eine völlige Besugnahme Schleswigs durch Preußen nicht mindere, eher größere europäische Komplikationen hervorrufen , als die Einverleibung in den Deutschen Bund , aus purem Trog und Eigenwillen aber wird Preußen wohl seine Kandidatur aufrecht halten wollen , entgegen dem historischen Recht, dem Willen der schleswig-holsteinischen Bevölkerung, der öffentlichen Meinung Deutschlands , und entgegen Oesterreich. Oesterreich aber, das nicht minder kostbares Blut als Preußen zur Befreiung Schleswigs vergossen hat, will diesmal Deutschland gerecht werden. Es iut gar sein Grund, an dem vollen mit der offizisfen Versicherung der "W. Abopft." zu zweifeln, „daß die deutschen Großmächte sich, — pur) die einseitige Abschließung der Friedenspräliminarien, — nicht von der Pflicht der Deferenz gegen die Meinungen und Besschlüsfe des Gesammtorgans des Bundes entbunden fühlen” können und daß „die formale Abtretung an die beiden kriegführenden Corveräne seinen Abbruch thun dürfe an unwohlbegründeten Rechten und Befugnissen des Bundes und der Bundesbehörde in Bezug auf die Herzogthümer." Diese ziemlich offen ausgesprochene Ansicht Oesterreichs muß auch Preußen in Ehren halten. Preußen kann nimmermehr glauben , seinen Affirten mit den paar Millionen Kriegskosten, die es ihm früher restituirt , abfertigen zu dürfen. „Blut ist ein eigener Saft“ ; das gemeinschaftlich vergossene Blut fittet die vorher Getrennten fest aneinander ; aber es kann die Getrennten auch noch weiter auseinander dringen, den Spalt noch Haffender machen. Nicht die Uneigennügigkeit, aber die Klugheit, so glauben wir, wird Preußen lehren, mit Deutschland und Oesterreich ehrlich zu rechnen. mn ae kefet áászésá 7 I TEE CERTER ST TER ORT A Feine de kesadgyzál ERTL WATTTORFUSEHE EITHER a BETEN MARGIT: R. Wien, 5. August. Man versichert heute, bag die Nachricht , thum nen welcher zufolge das Herzogthum als theilweiser Erlag der Kriegsfesten v. Heffen sell geneigt sein, seine Nechte von Lauenburg an Preußen abgetreten werden soll, nur eine Konjeftur sei, und mag darüber noch gar nichts vereinbart sei. Das mag sein , indessen wird man doch nicht leugnen können, daß darüber zwischen den beiden deutschen Großmächten bereits verhandelt wird.ben dürfe. Brim Friedrich ist es immerhin, dag Prinz Friedrich wie in welche ein Keil Strelig, hineingeschoben in den Resis Preußens kommt, fallen. ist. Herzog. abzutreten, seine Ansprüche auf die dänische Königskront aufgegeben hat und jeit nur mehr Lauenburg verlangt. Schwerin in Hannover soll man große Besorgnisse in dieser Beziehung hegen, Besorgnisse, man aus der geographischen Lage Yauenburgs herleitet, da Preußen, wenn er sich einmal in dem Besitz dieses Herzogthums befindet, naturgemäß einen verstärkten Einfluß auf diese Staaten ausüben muß, zwischen welche D österreichischer Seits dürfte man kaum etwas einzuwenden haben, wenn Yauenburg zumal weder die Erbansprüche, welche der Herzog dr. Augustenburg, noch die welche der Großherzog Divenburg auf das Herzogthum erheben sün, besonders weit reichen und jedenfalls hinter den Ansprüchen des Prinzen Friedrich v. Hefsen zurückktehen. Wenn daher viefer leitere ein Arrangement mit der preußischen Krone trifft, und seine Ansprüche an die lettere abtritt, so dürfte sich dagegen kaum Etwas einwenden lassen. 68 bestätigt sich vollkommen , daß Diümemarf die Forderung aufgestellt hat, daß die Herzogthümer einen Theil der boznischen Staatsschuld übernehmen Diese Forderung ist als billig befunden worden, es wurde jedoch festgelegt, daßs das Ansehen vom 3. 1863 hierbei nicht in Betracht gezogen gegen flingende Auffällig Lauenburg Entschädigung auf das am Preußen werImmer wert a mr wen um würden. Eine solche Sprache führt ein Meinister, wer sich liberal nennt und ohne suffrage universel gar nicht leben kann. Nach den nun angefertigten Wahllisten haben wir 4668 Gemeindewähler. Da nun der Zensus eines Armwählers für die Kammer nach dem neuen Wahlgefet verfehle ist wie der eines Gemeindewählers, und außerdem noch die Personen mit kleiner Nationalisirung wegfallen, weil sie wohl für die Gemeinde, nicht aber für die Kammer unwahlberechtigt sind, so werben für die Hauptstadt Bukarest faum 4000 Urwähler, und auf je 100 Urwähler ein virester Wähler, also faum 40 diverte Wähler für die Kammer entfalten. Da haben Sie das Cogolitfehano’fhe suffrage universel. — Die 4668 Gemeindewähler werden den Wahlort in 16 verschiedenen Loyalitäten getheilt vornehmen, zu welchem Zmwede sie in 15 Sektionen zu je 300 und 1 Sektion zu 168 Wähler geschieden sind. Das Ganze hat den Zweck, eine bessere Regierungsbeeinflussung zu ermöglichen, und den fünftlich erzeugten Wirrwarr mit den 16 Abstimmungsorten dazu zu bemaßen, gewisse Personen von den Wahlen fern zu halten, andere Personen wieder unbemerkt an mehreren Orten abstimmen zu lassen. Die „Libertaten" macht Heute auf derlei Manöver aufmerksam, und warnt die Einwohnerschaft vor dieser von der Regierung aufgestellten Falle. — Daß die Ausgaben des neubefreiigten Budgets für das Jahr 1864 sic) auf 204.040,676, die Einnahmen aber blos auf 150.570,087 Blaster belaufen, in ihren Lesern bereits bekannt. Das Defizit ist mithin 53.470,589 Piaster stark, und sol durch ein Ansehen gedeckt werden, wobei Sie nur nicht übersehen wollen, daß mehr als der vierte Theil der regelmäßigen Ausgaben durch Anleihe beschafft werden muß, ein in der Geschichte der Finanzwissenschaft jedenfalls seltenes Beispiel. 7 Wien, 5. August. € 3 ist wunderlich, mit welcher Spannung in gewissen Kreisen der Ankunft des Mr. Pidering aus London entgegengesehen wurde, und mit welcher Michtigkeit die ganze Konkurrenzfrage behandelt wird. Aber nachdem sich einmal das öffentliche Interesse diesem Gegenstande widmet, so kann ich Ihnen mittheilen, daß Herr Bidering gestern in der That in Wien angekommen ist und zwar in Begleitung eines Ingenieurs und eines englischen Rechtsanwalts. Auf heute war die erste Besprechung des Baron Kalhberg mit demselben anberaumt, welche aber durch ein plögliches Unwohlsein des Barons verhindert wurde. Beftern hat sich sein Bevollmächtigter Dr. Kafka dahin ausgesprochen, Herr Pidering bringe die gefordere Garantiesumme mit und sei bereit sie zu erlegen. Es wird sich aber vorerst noch darum handeln, in welcher Form die Summe zu erlegen sein wird, damit sie wirklich Garantien biete und wer Staat nicht etwa im Handumdrehen einen werthlosen Wechsel in Händen habe. Herr Widering soi erklärt haben, er liege ihm hauptsächlich daran, für weitere Unterhandlungen in Oesterreich festen Fuß zu fallen und vor Regierung zu zeigen, was er zu leisten im Stande sei. Interessant ist aber das Faltum, daß in der That, wie es irgendwo hieß , eine Dritte Bewerbung vorläufig angemeldet worden ist. Es ist nämlich beim Handelsministerium eine Anfrage geschehen, ob dasselbe mit einem neu auftretenden Bewerber, dessen DOffert unter die Summe von 40 Millionen herabgehen würde (man deutete 381, Millionen als die Garantieziffer an) in Verhandlung zu treten geneigt sei. In Privatkreisen will man wissen , dieser vorläufig anonyme Bewerber sei der englische Barwir Masterman. Auf diese Anfrage entheilte jedoch das Handelsministerium die loyale Antwort, es könne vorläufig ein weiteres Offert außer jenen beiden, welche bei der Offertverhandlung eingebracht wurden, nicht berücksichtigt werden. Zu diesem Vorgehen sei das Handelsministerium duch die Ausschreibung der Offektverhandlung verpflichtet. Sollte jedoc ü der eine Konkurrent die Garantiesumme nicht erlegen, der andere aber von den über die Verhandlungsgrundlage hinausreichenden Beringungen nicht ablassen, dann exit könnte das Ministerium auf ein weiteres Offekt Rücksicht nehmen. Dieser mündlichen und anonymen Bewerbung wird übrigens sein Gewicht beigelegt. Die angebotene niedere Ziffer ist aber immer interessant , deren Effekten, in Staatspapieren, Aktien u. dgl. leicht erlangen könnte. Er verzichtet jedoch auf das höhere Erträgniß nur , um der Sicherheit der Anlage willen, und es ist wohl gewiß, hat , die eminente Sicherheit, welche pupillarmäßig Hypotheoivte Forderungen bieten, durch seine andere Deckungsart und namentlich nicht durch Effekten, welche doch mehr oder minder den Kurs- Schwankungen unterliegen, bewirkt werden man. Zudem sind die Kathegorien der Effekten nicht bekannt, welche die Bodenfrestanstalt für ihre pfandlosen Pfanpbrigfe bei ihrer eigenen Depositenkaffe hinterlegt hat. Sind es österreichische Papiere, sind es Bankpfandbriefe, oder Grundentlastungsobligationen oder Eisenbahnprioritäten ? Sind es etwa Brandbriefe des Credit Foncier de France ? Wir willen es nicht, finden es aber begreiflich , daß der Kapitalist zu wissen wünscht, auf welche Art ein Papier sichergestellt it, bevor er dasselbe zur Anlage benuzt. Es drängen sich aber noch weitere Fragen über diese Pfeudedechung der Silberpfandbriefe auf. Die obige statutenmäßige Bestimmung läßt die Frage offen, ob der Werth der zur Dedung verwendeten Effekten nach ihrem Börsenkurse zu berechnen sei, oder ob deren Nominalbetrag als Werth zu gelten habe. Es ist ganz gut möglich, daß die Anstalt als Dedung für eine Million Silberpfandbriefe etwa eine Million Temeter Grundentlastungen mit der Manfel Hinterlegt. Für Erstern beansprucht sie einen Preis von 99 (in Papier) während deren Degungspapier fi mit 71 beweichet, und dabei teäte noch der Widerspuuch ein, daß die in Papiergeld verzinglichen und seinerzeit vüczahlbaren Grundentlastungsobligationen als Bürgschaft dienen sollen für die in Silber zu erfolgende Verzinsung und Rückzahlung der Pfandbriefe. — Wir wiederholen, esst nur eine auch die Statuten offen gelassene Möglichkeit, welche wir hier anführten, daß aber diese Meöglichkeit auch zur Thatsache werden kann, ist ein Beweis der wenig kritischen Art, womit die Statuten der Anstalt geprüft wurden. Andessen bietet sich der Anstalt ein Mittel, um jeden Zweifel an der vollwerthigen Behebung ihrer Pfandbriefe zu beheben. Sie braucht nur ihren statutenmäßigen Verpflichtungen nachzukommen. Die Statuten schreiben vor, daß die Anstalt monatlich ihren Aktiv- und Passivstand veröffentlichen wird. Die Bopenfreitanstalt hat ihre Shätigkeit mit Ende April eröffnet. Seither sind die Monate Mai, Juni, Juli vergangen , aber es wurde noch fein Monatsausweis veröffentlicht. Sobald die Anstalt eine ausführliche Nachweisung ihres Standes zur allgemeinen Kenntnis bringen wird, dann exit sind positive Anhaltspunkte geboten, um den intern Werth der G Stberpfandbriefe zu ermitteln. P. Bufureft, 30. Juli. Die liberale Opposition hat si mit aller Lebhaftigkeit der auf den 7. August für unsere Stadt anberaumten Gemeindewahlen bemächtigt, um ihr erstes Lebenszeichen unter der Herrschaft des Staatsstreiches zu geben. Ihre Kandidaten sind Demeter Dratiano, EC. A. Rosetti, N. Golescn, Anton Arion, Jakob Melik, Gregor Argivopulos, Dr. Panait Satropulos, S. Mihalescu, Heinrich Winterhalder, B. Buesen, Oberst Gardesen, Professor Falcoien, EC. Panaiot, B. Constantin, A. Dettmar, R. ©. Pescar und N. 2. Gerafi. Unter den drei Gewählten, welche die meisten Stimmen erhielten, wählt die Regierung den Bürgermeister. Herr Cogolitidano hat sämmtliche Starostievorsteher zu sich beschieden, und ihren erklärt, daß, wenn die Kandidaten der Opposition gewählt werden sollten, die Wahlen annullirt und die Gemeinderäthe breft vom Ministerium ernannt werden. Wien, 5. August. Wie aus einer Wiener Korrespondenz des „Frff. Akt.“ hervorgeht, soll die österreicische Bodenkreditanstalt bereits für drei Millionen Gulden Pfandbriefe emittirt und untergebracht haben. Da die Ertheilung von Hypothefardarlehen ziemlich langsam fortschreitet und die faktisch erworbenen Hypothesen keinesfalls schon einen so hohen Betrag erreicht haben künnen, Anstalt offenbar troß der dagegen erhobenen Bedenken von ihrer statutenmäßigen Berechtigung Gebrauch gemacht, Pfandbriefe zur emittiven, welche nicht grundpbükherrlich sichergestellt sind, für welche sonach sein Nealpfand existirt. — Die Statuten der Bodenkreditanstalt gestatten verselben nämlich so lange, als ihre Hypothesardarlehen die Summe von Hundert Millionen nicht erreicht haben, Brandbriefe bis zur Höhe von zwei Millionen auf später zu erwerbende Hypothesen antizipamido gegen dem auszugeben, bag ein dem Nominalbetrage dieser Brandbriefe gleichkommender Betrag in Effekten, denen gleichfalls eine Realsicherheit zu Grunde liegt, mit der speziellen Widmung für die Deckung dieser Pfandbriefe in der Depositenwaffe der Anstalt hinterlegt wird. Formel ist die Anstalt daher im vollen Nechte, wenn sie Pfandbriefe ohne Nennsicherheit, welche nur durch andere Effekten gebecht erscheinen, ausgibt. Ob sie aber damit einen glücklichen Schritt gethan hat, möchten wir bezweifeln. Wer Pfandbriefe fauft, der begnügt sich bei den heutigen Kursverhältnissen mit einem geringeren Erträgniß als er es durch Anlage in an Zur Tagesgeschichte. Met, 6. August. Ueber die bününische Frage haben wir Heute nur Weniges zu registieren. Für die Eröffnung der Friedenskonferenzen werben noch Weisungen und Vollmachten von Kopenhagen gewärtigt. Die Grenzberichtigung wird, wie ferner verlautet, von einer besonderen militärischen Kommission in die Hand genommen, zu welcher von österreichischer Seite der Oberstlieutenant Schönfeld, bisher im Hauptquartier der österreichischpreußischen Truppen, designirt werden dürfte. Für die Behandlung der finanziellen Auseinanderlegungen mit Dänemark sol, aber erst nach abgeschlossenem Frieden, eine eigene Liquidations- Kommission in Shätigkeit treten. Während der Heimfall Lauenburgs an Preußen als Kriegesbeute jett von mancher Seite in Trage gestellt wird, hört man aus Hamburg, daß daselbst ganz im Stillen wichtige Berathungen stattfinden. Dieser Tage nämlich ist der Prinz Maja eingetroffen und hatte, wie es heißt, mit dem gleichzeitig inkognito angekommenen Herzog von Augustenburg in Streit’s Hotel eine lange Besprechung, welcher auch, angeblich von der preußischen Regierung mit einer Mission betraut der Prinz Anton von Hohenzollern beimohnte. Briefe aus Kiel melden, daß die österreichischen und preußischen Kommissäre mit verschiedenen hervorragenden Männern der Herzogthiümer Berathungen pflegen, und gab es sich darum Handle, geeignete, mit den Verhältnissen der Herzogthümer vertraute Persönlichkeiten zu den Friedensberathungen als Experte, jedoch ganz privatim und bezdiglich mit Bezug auf die Grenzregulirungfrage heranzuziehen. Die „Times" kommt abermals auf die Basis der deutschdänischen Friedensunterhandlung zurück, um den Dänen zu Gemüthe zu führen, daß sie weit besser gefahren wären, wenn sie sie der diplomatischen Zeitung Englands überlassen und nicht die Londoner Konferenz abgebrochen hätten. Ihr Ton, der gestern noch ein tröstender war, singt heute wie Vorwurf. Unter zehn Dänen — sagt sie — gibt er jmhmerlich einen, der bet der Meinung ist, daß sein Vaterland von England schmählic im Stich gelassen worden sei. Wir stehen fest mitten in einem Regen von Anlagen und Gegenbeschuldigungen, aber um nicht nur gegen uns selbst, sondern auch gegen die anderen neutralen Mächte gerecht zu sein, muß man hervorheben , eine viel viel unglücklichere Stellung die Kopenhagener Regierung einnimmt, seit sie es vorgezogen hat, allein zu stehen und ohne den Mann oder Beistand befreundeter Mächte ihren Gegnern entgegenzutreten. Vor wenigen Wochen faß die Londoner Konferenz, und das englische Ministerium arbeitete darauf hin, die deutschen Mächte mit einem Theile Schleswigs abzufinden. Diel war mehr aufgegeben worden , aber viel hätte selbst in so später Stunde noch gerettet werden können. Die Dänen hatten seinen Grund, eine kriegerische Dazwischenkunft zu erwarten. C3 war ihnen in den Hauptorganen der englischen Meinung gesagt worden, und sie fünnen billiger Weise nicht sagen, daß man sie jemals während der Dauer der so hat die‘ men s man m man Base Seen Defter Briefe Man sollven Teufel nicht an die Band malen— Blondin und seine kulturhistorische Bedeutung — Eine venetianische Naht — Dinköwer rahben, der zu fleinitt — Der hohe Statthaltereirgthbein Alliirter der Journalistis) . Die „Bundstage”, von dem fröstelnden Billabemohner im Schauer einer fahlen Zulinacht sehnlich herbeigewünscht, haben figg als der an die Wand gemalte Teufel richtig eingestellt. Sie sind da, und die sehartigen Thäler des „Ruminfels", so wie die finsteren. Wälder des „Schwabenberges" beherbergen mehr Fein ergrimmtes Geschlecht von Sommerbewohnern , das plaidumhüllt dem „rauhen Ort" die Spige bot, und zähnelnmhend gegen den stets bewölften Himmel sah. Der chronische Mittwocsregen, der die Arrangeure der Kaiserbadbälle zu dem teogig heroischen Ber Schluffe begeisterte, „daß biese Bälle fortan auch bei ungrinsligem Wetter stattfinden werden”, und der Negen, der mit einer Beharrlichkeit der „Konföderirten" dreimal die „Secesition" im biefangesfuftigen Neihen der „Pesti Unio“ gebracht, und der Megen, der als ein sicherer Nagelbug die Samslage traf, anmelden das so beliebt gewordene „Kränzchen" die Noten des Bürgerthums in den freundlichen Hallen des Edeligenhauses versammelte — dieser jüdische Dreibund Tiegt nun ein überwundener Gegner hat bin gestredt von den rächenden Sonnenpfeilen. Und wer anders hat uns diese sonnigen Tage gebracht, als Blondin der fühne Geilgänger, den man den Helden von Niagara nennt. Dem Sterne dieses muthigen Mannes folgen getrost Tausend und Tausende, ob er sie jegt zu einer Wasserpromenade nach der Margaretheninsel, oder zu einer Omnibusfahrt nach dem Stadtmärpchen Indet. Wer ihn dieser Tage auf dem hochgespannten Seile im bengalischen Glanze seines Nahmes einherschreiten sob, dem mußten aud) die hochragenden Verdienste vorschrieben, die si Blondin um die Kulturverhältnisse unserer Stadt erworben hat. Man suche nicht vornehm die Achseln siber diese Berhauptung. Blontin, so sagen wir, Hat sich um die Kunst und Natur in gleicher Weise verdient gemacht. Er hat die Unternehmung des Parttheaters mit einem neuen Lebensgeist erfüllt, und ihr mit der unminiderstehlichen Zugkraft seines Namens, jene Subliven zugeführt, welche zur weiteren Verfolgung künstlerischer Zwecke unentbehrlich, sind. Neue Dramen können in Szene gefegt, neue Opern aufgeführt, mit dem was er der Theaterfafia eingebracht. Blondin, das ist die wahre Subvention, Und wer anders als Blondin hat den schlafenden Natursinn unserer Bevölkerung geweht? Tausende, die bisher die Margaretheninsel nur von der Passage über die Kettenbrüche Tannten, hatten unter dem Banner Blondin’s den Fuß auf dieses gesegnete Öiland gelest, das ihnen bisher mit feinen saftigen Wiesengründen und feinen wogenumrauschten Laubgängen eine terra incognita gewesen. Solchen Leistungen gegenüber darf man nicht ungehalten sein, wenn der Becher des Enthusiasmus überbäumt, und wenn das gegen die Höhe des Geiles gerichtete Auge des Enthusiasten zuweilen geblendet wird. Und wenn es im Weichbilde unserer Stadt einen Kunstfreund gegeben, der sich bis zu einer Ohrenkrüde für Donato verstiegen hat, so finden wir nicht im geringsten darüber, wenn wir nun von einem Enthufigsten vernehmen, der es nicht unterlassen kann, seinem Gefühle für den Helden des Niagara in der Spende eines von ihm selbst verfertigten Ohrenteiles Ausbruch zu geben. Der Ausübende eines Gewerbes, das seine Apostel in einer steten rückschreitenden Bewegung erhält, hat das Net, mehr als ein Anderer für jenes Genre der Kunstproduktion zu schwärmen, welches das Cutzüden unserer Bäter gemesen ist, und wer weiß es zudem, ob der sinnige Spender nur von dem nationalökonomischen Ehrgeiz erfüllt wird, den seit einigen Monaten auf die Hebung der Hanfkultur gerichteten theoretischen Bestrebungen unseren Agrikulturvereines einen praktischen Ausdruck zu geben, und mit einem fühnen Berfudje eine Konkurrenz des vaterländischen und virginischen Hanfes, aus welchem bekanntlich das berühmte Seil Blondin’s gedreht ist, anzubahnen. Solchen Produktionen gegenüber , die ihre Zuschauer nach Zehntausenden zählen, kann man die ohnmächtigen Anstrengungen unserer Kunstinstitute nur bedauern. Die armen Theater, die gegen die gefährliche Allianz der Saison morte und der höheren Reize des Gauffertrums den Kampf muthig fortfegen, sie gleichen dem Niesen Ariostos , der wo im Zobe fortkämpft. Aber gegen Donato und Blondin sümpfen Riesen selbst vergebene. Drum haben die Herren vom Kaiserbade auch, etwas ganz Appartes ersonnen, um auf den verwöhnten Geschmach des Publikums eine Anziehung auszuüben. Sie wollen gleich eine ganze „venetianische Nacht" arrangiren. Die Herren haben nämlich, die Entbedung gemacht , daß der Mond, der sich in den Lagunnen der Dogenstadt spiegelt der die bunden Paläste des Canale grande und die Kolonaden des Mariusplages mit feinem märchenhaften Glanze übergießt, eigentlich derselbe Mond ist, der zu bestimmten im Kalender festgestellten Zeiten über Buba-Pest aufgeht. Die Hauptbedingung einer venetianischen Nacht wäre somit vorhanden, und die sonstigen Stlleinigkeiten, die noch fehlen, wie bald sind sie nicht zur Stelle. Der Kurhof des Kaiserbades ist leicht in einen Marfusplag zu verwandeln, wenn man die denselben flanfirenden Säulengänge in den finstern Marmor der Profuration Heide. Die Donau in der Nähe der Margarethen- Insel besitz so viel Phantasie, um für die Dauer einer Nacht die Rolle, der Lagunen zu spielen, und die Mitglieder unserer beiden Ruderflubs können diese improvisicten Lagunen mit ihren Gondeln bevölkern. In der den Gipfel des Blodsberges grünenden Zitadelle kann man sich leicht Fort Lido, im den Häusern der obern Donauzeile die Paläste des Canale grande vorstellen. Zudem ist es bekannt, daß sich von den Nachtfesten Benedigs gar Mandes in Buda-pest vorfindet. Aber das Programm dieser „venetianischen Nacht" hat auch eine humoristische Nummer, die wir hier nicht mit Still- Schweigen übergehen können. Es soll nämlich der berüchtigte Orwentopf, der noch heute in einem der Gänge des palazzo ducale sein unheimliches Grauen verbreitet, und der zur Zeit der Re publis die Aufgabe hatte, in dem weit geöffneten Aachen die geheimen Denunziationen aufzunehmen, auch in dem improvisirten Dogenpalaste des Kaiserbades zur Aufnahme von Klagen jeglicher Art angebracht werden. Der Gedanke ist gar nicht übel ; nur haben wir die beschreibene Bemerkung zu machen, das der Mund des Löwen viel zu geringe Dimensionen befsst, um die ganze Legion berechtigter Klagen beherbergen zu künnen, und was der Nachjen eines Mammuth oder Mastopon erforderlich wäre, um alles das aufzunehmen, was den Bewohnern der freundlichen Schwesterstadt , gegen das schlechte Pflaster der Christinenstadt, gegen die Berwahrlosung des Donauuferd und andere zu widerholten Malen gerügte Schäden am Herzen liegt. So viel wir hören, will man gegen diese harmlose Lenkerung des Repräsentationsrechtes keine Hinwendung erheben, nur sollen die Räter der Diner Kommune, da doc die eventuellen Beschmwerden an ihre Schreffe gerichtet sein dürften, das Leicht begreifliche Ansinnen gestellt haben, den Schlüffel des Samenbehältnisses in Verwahrung zu nehmen, um so, wie es sich gebührt, von den Klagen der Wertgenossen die erste Kenntnig zu erhalten. Der fid eines fanguimischen Temperamentes erfreun, der mag von tiesem Fett, welches für den 20. August, den Tag des heiligen Stephan anberaumt ist, die Abhilfe mancher liebelstinve erwarten, denn möglich ist es schon, daß diese Falschen Venetianer mit ihrem ridendo dicere verum mehr erreichen, als die ernsten Mahnungen der heimischen Breste, die oft spurlos verhallen. Wir unsererseits,wir verschmähen keinen Sukkurs,der ung in unserem Drängen auf Beseitigung eingewurzelter Uebelstände hilfreiche Hand bietet.Mit umso größerer Freude begrüßen wir es denn, wenn der hohe Statthaltereirath,wie dies in seinem jüngsten an den Pester Magistrat ergangenen Intimat geschehen,sich den Kläger die sich in der Lokalrubrik der Journale äußern,beigesellt,und dringend die Abbestelung mehrerer oft gerügter Mißbräuche fordert.Es war aber auch schon hohe Zeichen,das Bettelunwesen in solchen Dimensionen um sich greift,wiedieg in den letzten drei Jahren geschehen,so werden wircm statt»VM- tianisc«1erNächtet«bald«Mapolitanscherge«haben.Auf einem Gange durch die Palativgasse wird man oft von zehn widerlichen Gestalten molestirt,die auf Häuserdistanz voneinander posiirt sind,und vor unseren Augen sehen wir eine ganze Generation Von Bettlern entstehen,Rangen im Alter von 10—12 Jahren, die bei gefundenen Leibe für dieses sträfliche Handwerk erzogen werden.Hier ist es,mit Hintansetzung aller falschen Gemüthlichkeit,eine moralische Pflicht,ganz ernsthaft einzugreifen,um die jugendlichen Opfer eines für sie selbst,sowie für die Gesellschaft gefährlichen Müßigganges noch bei Zeiten auf eine bessere Bahn zu bringen. Was den zweiten Punkt anbelangt, auf melden der Magistrat, dem Intimate des Statthaltereirathes zufolge, sein Augenmerk zu richten hat, so ist dies das schnelle Fahren der Fraser. Aufrichtig gesagt, können wir diese Motion nur mit halbem Herzen unterflügen, jedenfalls aber haben wir dazu ein Amendement einzubringen, indem wir nämlich, die hohen und willkürlichen Sorberungen unserer Raffelenter der strengen Miederwachung der städtischen Polizei empfehlen. Der dritte Bunt endlich bezieht sich auf die Drehorgeln, diese partie honteuse unserer ohnebie nicht sehr rosig gebetteten musikalischen Zustände- Freilich wäre es eine Ungerechtigkeit ohne Gleichen, unseren Werfelmännern aus dem übermäßigen Ablesern Berchtedter Melodien einen Vorwurf zu machen, und den Antrag auf eine klassische Berevtung ihres Repertoirs zu stellen, so lange ein Kunstinstitut ersten Ranges nach einer solchen Mestaurirung seiner musikalischen Mission bedarf. Aber die Drehorgeln bleiben bei alledem eine Stadtplage, und wir unterlassen es nur deshalb auf eine nähere Motivirung einzugehen, um nicht Oftgesagtes wiederholt ableiern zu müssen und hiebuch nicht in dasselbe faster zu verfallen, für dessen Abstellung wir das Wort ergriffen haben. PeRBANT ; ; Kammern, a er Ment ne Eu hg La ...—.., ee ne wmesı pn sn nn immer 67