Pester Lloyd - Abendblatt, September 1864 (Jahrgang 11, nr. 199-223)

1864-09-16 / nr. 211

. an die preußisch-österreichi-. neuen Zollvereines » schen Spezialkonferenzen in Prag knüpfen.All­s preußischer Bevollmächtigter für diese Konferenzen ist nunmehr definitiv Herz geheimer Finanzrath Hasselbach bestimmt. Wenn man den Prager Konferen­zen eine über die Tragweite der Handelspolitik hineinsgehende Tendenz unterzulegen genutzt war,so zeigt die getroffene Wahl des Bevollmächtigten,daß man sich getäusch­t hat.«« 82.Paris,13.September."Der Kaiser wird fort­­während gedrängt, eine lebendigere Politik einzuschlagen. Allein er läßt Sowohl die Journale als al die ihm nahestehenden Ber­innen in ihrer leifen Kritik seiner Vassivität gewähren, ohne dieselbe aufzugeben. So hat er nicht ansprüchlich eine Berufung an die Bevölkerung der Herzogthhümer verlangt, son­dern sich mit der Hindeutung auf das Prinzip der Nationalität begnügt. Auch in der innern Volitif will er vorderhand nit von den Aenderungen wissen, die ihm N­ouher vorschlägt, er geht eben seinen eigenen ruhigen Weg weiter. In der Zolk­frage hat er den Minister des Auswärtigen beauftragt, den K­abineten von Wien und München jede Hoffnung auf eine Mo­­difikation des Handelsvertrages zu benehmen und diese bestimmte Neu­erung wird hoffentlich auch Preußen von jeder Konzession abhalten­­­ die zu einem völligen Scheitern der erlangten Eini­­gung mit Frankreich führen müßte. Der Besuch, den der König von Preußen in einfachem Miethwagen der Kaiserin Eugenie abge­stattet, hat natürlich wieder zu politischen Hypothesen Anlas gegeben. König Wilhelm habe, so heißt es, auf­ Neue die ge­wünschte Zusammenkunft mit dem Kaiser in Anregung gebracht. ‚Den großen Preis von 50000 $fanlen für die beste praktische Anwendung der Glottrizität hat ein Sabrikant, Ruhmtorff, erhalten. Ruhmkorff ist ein gebo­­rener Deutscher, lebt aber seit Jahren hier.­­ Politische Nundschan, 16. September. Preußen fängt nun ebenfalls an, über die Verschleppung der Frieden­verh­andlungen mit Dänemark ungeduldig zu werden — “oder sagt es über die Langsamkeit Dänemarks, um seine eige­­nen Zögerungen zu verlieden ? Die „Kreuzztg.“ meint, der Feh­­ler Liege darin, daß die Dänen nir über die Prinzipien allein, sondern zugleich über alle einzelnen Details verhandeln und Beschlüsse fassen wollen. Dies könnten die deutschen Groß­­mächte nicht zugeben und wollten sich allein über die Prinzipien aussprechen, den Zolak­ommissarien nachher aber die Schlichtung der einzelnen Detailfragen überlassen, damit man nicht in Wien über örtliche Verhältnisse abstimme, die in solcher Entfernung nicht bekannt sein können. „Laufen die Unterhandlungen, jagt die „Kreuzz.“, in der Weile fort, wie bisher, so dürfen wir viel­­leicht in Zeit von 12 Monaten den Frieden begrüßen I" “ Die „Norod. Allg. 3." erklärt die Verzögerung doch die Hoffnung Dänemarks, do noch ein Stück von Schleswig abzwichen zu können und äußert sich hierüber in folgender Weise : Mir achten die Beweggründe, welche den König von Dä­­nemark dazu veranlaßt haben mögen, der Deputation von Nord­­schleswigern, die nach Kopenhagen gekommen war, um gegen die Beschlüsse des Präliminarfriedens zu agitiven, eine dahin lau­­tende Antwort zu geben, es werde seine Bemühung gespart wer­­den, das nördliche Schleswig für das Königreich zu ber­wahren; seien all die Aussichten für den Nugendlich gering,­­ möchten doc die treuen Schleswiger die Hoffnung auf, beit­ere Zeiten nicht aufgeben. Wir achten, mie gesagt, die Beiweg­­gründe, welche dem Fürsten diese Antwort in den Mund gelegt, insofern sie aus dem sehr natürlichen Gefühle des besünderten Herzens entspringen, mit denen der Monarch einen Theil seiner bisherigen Staaten an eine fremde Herrschaft übergehen sieht ; — aber eine andere Frage ist es, ob diese Sprache politisch Flug genug genannt werden darf, indem sie Wünsche und Hoffnungen in der Brust der Bevölkerung nährt, M­ünsche und Hoffnungen, die eben nicht realisizbar sind. Hierzu kommt noch die in der That überraschende Langsamkeit, welche dänlicherseits bei den Friedensunterhandlungen als Richtschnur genommen zu sein scheint, um in Deutschland die Befürchtung zu eriweden, hab man in Ko­­penhagen noch immer auf N finne, die Früchte der Deuts­cen Jesulű zu verlümmern. Wir halten es daher für eine feh­­lerhafte Politik, wenn wir sehen, daß man auch in Kopenhagen das Seine dazu thut, diese Berichtungen zu mehren, die hof­­fentlich grundlos sind. Dänemark würde sich wahrscheinlic ‘am Schlechesten ‚dabei stehen, und die Londoner Konferenzen sollten in dieser Beziehung der dänischen Bolität eine Lehre gegeben haben. 63 ist schwer zu sagen, wo die Schuld liegt, denn jede der betheiligten Parteien glaubt durch Hinausziehen des­ Frie­­dens zu gewinnen, die Herzogthümer­­ selbst natürlich‘ aus­­genommen. Der Prinz von Wales ist bagen gekommen. Den weiteren Nachrichten entlehnen wir baute : Der Bariser „Moniteur” veröffentlichte am 13. die Rede des General-Staatsprokurators Dupin am 4. Septem­ber auf dem landwirtscchaftlichen Feste von Glas­mecy. Anfänglic­hieß er, die Bariser Blätter, namentlich der „Moniteur“, würden diese Neue gewisser heftiger Ausfälle gegen befreundete Staaten wegen , mich abdrucen. Der „Moniteur“ belehrt ang­reßt eines Betlern , indem er die Rede, mit den in gesperrter Schrift hervortretenden Angriffen gegen die Bundererelation und die Aktion der D­eutschen Hof machte in den Herzogthümern, wiedergibt. — Prinz­ Humbert soll während seines Aufenthaltes endlich dog nach Kopen­­­ in Baris im Gespräch mit einem neuen­ Freunde über die Be­­ziehungen zwischen Turin und Wien geäußert haben, „da­ss binnen Kurzem sehr leicht etwas ereignen , was x Meht sehr überraschen werde.“ Der Korrespondent der „Kreuz­­zeitung“ theilt dies mit, weil seit einiger Zeit die Mode von der eventuellen Anerkennung des Königreichg talten durch Oester­­reich ist. — Am 12. traf Prinz Humbert in London ein. Für die Eisenbahnfahrt war­ ihm der königliche Wagen zur Verfüg­ung gestellt worden. Der italienische Gesandte Marquis b Azeglio hat den Prinzen, welcher seine Referenz im Gesandtschaftsge­­bäude nimmt, bei der Landung empfangen. Muf den Abend war der Prinz bei Lord Balmerston , der auf einige Tage in seine hauptstädliche Wohnung zurückgekehrt ist, und dem Prin­­zen einen Besuch abstattete, zu Gaste gebeten. Der Provinzialrath von Mailand hat in seiner Ei­­gung vom 10. b. D. die Summe von 18.000 .%c06. votirt zu Gunsten der Komite s, welches in Mailand sich gebildet hat zur Unterftügung der Emigration — De­r ú­ort ist am 12. September Abendz um 6 Uhr nach Rom aurückgekührt. Seine Heiligkeit wurde, wie das bezügliche Telegramm meldet, mit ungeheurem Jubel empfangen. — König Franz von Neapel hat, wie die „ Gazette de France“ meldet, um Geld für seine persönlichen Bedürfnisse zu erhalten, die noch übrigen Bronzen und Basreliefs des Palastes Farnese für 100.000 Fres. an das britische Museum verkauft. — In französischen Blättern finden wir das folgende Telegramm aus Bern, 12. b. M.: Da Oesterreich die Auslieferung Langiewicz verweigert, so wird der Bundesrath die­ bezüglichen Unterhandlungen nicht fortlegen, ohne jedoch darauf zu verzichten, die Rechte, auf wel­­chen seine Forderung beruht, geltend zu machen.­­ In Algier ist dem alten Razziasofteme wieder nach seiner ganzen Härte die erste Hefatomike gebracht worden ; die Kolonnen des Generals Nartineau und des Obersten Pechot haben, wie bereits nach einer Depeiche Turz gemeldet­ wurde, eine kombinirte Bewegung im Nabor gemacht und das Ergebnis, das beabsichtigt wurde, erreicht. In der Provinz Oran bei den Sivi-Scheich, im, Sinpweitwinter A­lgeriens,­­begann bekanntlich der Aufstand. Seitdem ist eine Scheidung. erfolgt­­ ein Theil der Stämme, ist mit den Stanzosen, aber die größere Zahl steht auf der anderen Seite und beherrscht den Datengürtel, wie die Hochebene der Schotte, die zwischen der Sahara und dem Küstengürtel, dem Tell, sich) erhebt. Vorläufig biele Sektere rein zu fegen , tt Aufgabe der französishen Solak­ommandos. Die Wed-fm­­-Mansur, die Matabuts der Wled,Sthelif, welde mit einzelnen Schaaren in den Zell eingefallen waren, eine Abmheis­tung der Harrar und der größere Theil der Aufständischen im­­ Bezirke Ami-Mufla wurden von den zwei französischen Kolonnen überfallen, und nach Verlust ihrer Herren, Zelte und 400 Frauen ward die bewaffnete Mannschaft in die Bergschluchten getrieben,

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