Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1865 (Jahrgang 12, nr. 226-250)

1865-10-27 / nr. 248

niemals von dem Charakter des an der Spite der Regierung stehenden Mannes abhängig sei. Im Jahre 1861 habe eine Regierung funktioniert, welche Ale Daran gewendet, um die Aronten in den Meidetag zu bringen und Biefelben den Ungarn zu entfremden, und beunach wurde der Agramer Canding für deren Schwesling ebenso un­­feustbar aufgelöst wie der Neiching in Pet, uno bie Ver­ 100%, sich buch Unterprüfung der Breffe und die bloße Schein­existenz der Yurispilitonen eine Negierungspartei zu gründen, blieben ebenso erfolglos wie in Ungern. Die Verifitationen auf dem nahen Aosamer Landtape, zu dem die Wahlen noch unter dem Einluffe des Bureaufran­gniss vor sie gegangen, würden mancherlei zu Zage fürren. Die Kroaten, meint „raplo,” wirken aus einer Kanzlereinennung im Geiste der "Belcsert Majlat­ijen Regierung Icon deshalb eine größere Besubigung schöpfen, weil diese Negierung jene Medhenge zur Bestegung der öffentlien Meinung verschmäht, in welcher die Regierung Sámmerlings das Non plus ultra­politischer Meisheit aufzufinden, vermeinte. Auf den Berwurf der „Offe, Bolt", Die selige Regie­rung habe bezüglich Kontienz mur die Erfülung der ungaris­chen Müniche im Auge, antworte: , Napló" mit folgenden Worten : r­ats Anderes fan der „Oftdentichen Bär“ am Herz­zen liegen, ai bak der im Zuge befindliche Nuzgleich, hat die Aussähnung der Böller fi — aleihniel um welchen Preis — zershlage ; sonst würde sie nicht den von Schmerling gewählten Weg empfehlen, der zu Allem, nur nit zum Ausgleich führen konnte, der unter allen Experimenten, die man jemals in der Polität anstellte, die unerhörteste Absurvität war. Man wollte, saß das ungarische und das sarvatische Bolt als Zwang ihren freien Willen kundgeben. Das Wort „Fiktion“ ist so eine zu gelinde Bezeichnung für dieses Verfahren. Was aber jene böswilige Verdächtigung von Seite der „Ofln. Wort“ betrifft, als Dewußte die gegenwärtige Regierung die kroatische Angelegenheit auch nur zur Befriedigung der Wünsche der Un­garn; so geht daraus nie das hervor, hab die „Ditb. Most“ jeven biesen Völlern günstigen Schritt für bedauerlich halt. bs EL bie wahre Freiheit, die Selbstregierung feldst des bent:­sen Volles zu sehr ein Splitter in den Magen, als daß es nicht bie der Ungarn und K­roaten sein sollte. Für sie gibt es nur Eine Nation : die Bareaufcatie ; nur ein Territorium , hat Feberpaten­. Ahr heißt „Oesterreichische Monarchie” so viel als Bentiaisation, und staatsmännische Weizheit ist ihre nut die Beizienigung, sondern die Unterbrüchung oder machts­ veltstijde Zuauihung der Bölfer. · Eine Lösung der kroatischen­ Frage,die nicht der Schmer­­ling’skhen.Zentralisation entspräche,würde natürlich i ungarn ebenso erfi seulich­,als der,,Ostd«Pos;««bedauet sich scheinen- Das;:der U­igar--si keine derartigen·Wünsche bezüglich­ Kroatiens hegt,wie die,dereis die»Ostd.Post«es zu beschuldigen wagt, it eine weltbelannte Thatsache, — dort, in der 1861er Vorehie, befindet sich das weiße Blatt für die Kroaten. Wären die „Ds. Bolt" und einige ihrer Getreuen auch im Stande, ein solches Blatt für Böhmen oder selbst für Ungarn zu lassen .“ Mieder haben wir einiger Wahlprogramme Erwähnung zu tun, in denen uns einzelne Stellen bemerkens­­werth erscheinen : · Emerich Fesch im Göllnitzer Wahlbezirk,charakte­­risirt das Verhältniß der Lä]nder·der ungarischen Krone zu­ den Ländern jenseits des Leithatm den Wortent»Dritter«­ider ungarischen­ Krone stehende Län­­dekkomplex ist ein unzertrennlicher Theil der österreichischen Monarchie.Die verbindendb­undidee ist:Bündniß, ni­chtEin,ileidung Dieses Bündniß kann nur tax-insichernan innig sein,wenn in dei­ Land ein­ jenseits der Leitha das­selbe Maß konstitutioneller Freiheit herrscht,welches­ unserem Vaterlande gesetzlich gebührt.Denngleich Fr­ei­­heit ist die wahre Einheit des Reichs­«« ·GrasLa·dt-s·laus Räcay in seinem Wahlschreiben an die Wt­isler in­ Derda,Batanrak­ Komitat,sat unter An­­deren-ex,,Milde­,au­srichtigsten Freude begrüßei die Verfas­­s««4"U2:ich-rjenietts der Leitha wohnenden­ Brüder, inne­ engen seiniemein­e Aufgabig wohl aber nach Thun­­ei zu befördern,drein ich bin überzeugt,so Wirtin­ unse­­­­­rer Verfassung,so werden auch wir in der ihrigen die sicherste Stütze unserer Freiheit finden Darum werden wir auch mit ihnen die unbestreitbar bestehenden gemeinschaftlichen Angelegenheiten als freie Nation mit freier Nation,von Fall zu Fall herathen und wagt­ragen­...Ich wünsche,daß unter den Kin­dern de­s Landes weder Nations noch Relt- Worts-Unterschied bestehen soll,mögen­ AlIe gleich theilhaftig werdender Wohlthat der­ gemeinschaftlichen Ver­­waltung.” Stephan Rönczi befinist sein politiches Pro­­gramm an die Wähler von Hóbrágh , im Bácser Komitat, kurz in den Worten: „m­eine endgültige Lösung ver obiwais tenden Fragen céh gegen­­ , können nur folgende Bedingun­­gen betrachtet werden: Integrität der ungarischen Krone im Sinne der pragmatischen Sanktion. Gelekliche Unabhängig­eit und Gelbstständigkeit nach dem Geseh-Artikel 10 von 1790 und den Gefegen von 1848. Eine unabhängige, verantwortliche Re­­gierung , mit dieser die Vereinbarung ver uralten munizipalen S Komitateverfastung, die Gleichberechtigung aller Konfessinonen und Nationalitäten, Unter­riggist , Breß: und Gewerbefreiheit , geregelte Gerichtsbarkeit. Die Magtstellung des Gesammtstaates ist außerdem­ ein Gegenstann erster Grwägung Die Annahme gemeinschaftlicher Angelegenheiten beüg­lich des allerhöchten Hofhal­s, des Melthandels, der Berthespit­zung, Staatsschuld uns ver auswärtigen diplomatisnen Verbin­­dungen — it ein Gebot ver Krengen Nordwendigkeit , in einer Meile aber, wodurch der geleglichen Unabhängigkeit des Landes seine Gefahr kroht.“ . Emerich Körmöczy k­ließt sein Wahltreiben an die Wähler in Dabas mit den Lehnworten : „Wir bürger ! Lernen wir aus der Vergangenheit und jeben wir in Die Zuk­­unft, soweit wir diese aus unserer Gegenwart erfassen können ! Jen steht vor uns Die Geb­itshalle unseres tautendjährigen nationalen Lebens. Viele rühmliche Beispiele des Kutriorismus leuten uns dort in erhabenen Bildern vor, aber in blutigem Koisr­t erscheinen dort auch trübe Erinnerungen krauriger Jaz­zionelereignisse, welche Die verwerbligen Saigen ber­­wietragt, des Uebermuids, der Selbstüberhebung und des Parteigeistes waren! Begreifen wir es, daß, wenn jemals, 10 heute die ibäsbarite aller patriotischen Tugenden, die Berle perselben, in der Selbstverleuanung beieht. Bergellen mit anserer patriotischen Begeisterung nicht, vab Die tenstitutionelle Leerheit, die gesicherte Wohlfahrte uns das Aufblühen der un­­garischen Nation nur im Verbande mit der österreichh­en Monarchie und unter dem erhabenen Hause Habsburg zu erz­choffen­d­, so wie Ungarn hingegen eine der wesentlichsten Grundlagen der Mionargie bildet: Ohne und würde die Mon­­achie sich auflösen wid ohne die M­onarchie könnten wir in­­mitten der vielen europäisgen Xölkergruppen in unserer naz­tionalen Größe nicht bestehen. Mitbürger ! Cine foöne und ruhmenlle Zukunft wartet unser und duch uns der gejammten Monschie, Wenn der gewünigte Ausgleich zwischen ung und der Krone zu Stande kommt und der konstitutionelle Zustand der und verwandten Balter jenseits der Leitha fid) beseitigen kann ; denn die österreichische Monarchie nun schon an den Bund­ gelangt, wo sie Die bisherige Tendenz ihrer auswärtigen Politik im Bern muß Son liegt das Verhältniß zwischen dem Dsten und dem deutschen Bund deutlicher hervor ; die schönere Zus­kunft der Monarchie kann ich nur im Osten eröffnen, wo der österreichische Kaiser bald mit dem ganzen Kraftaufgebote seines Reiches und mit Berufung auf die mehrhundertjährigen Nentsansprüche der ungarischen Krone seine Forderungen wird geltend machen künnen. Aber der Weg nam dem Osten geht nur duch­ das Herz der aufgesühnten ungarigen Na­­tion. Denn, je mehr wir uns ver Lösung der orientaliigen Stage nähern, verto merkbarer wächt der Schwerpunkt der Don­­archie nach Budanpest. Dies ü­­ber gewaltige Lauf der­­ Weltereignisse, über welchen ver­teilt einer höheren Ordnung an Schweben m­eint. Wenn die Krone und die Völker der Mon­­archie einmal zu diesem Bewußtsein gelangen werden, dann werden sie in brüderlicher Liebe, vereint mit der ungarischen Nation, den mächtigen Thron der auf konstitutioneler Grund­­lage neugebornen Dionarchie mit Treue und Opferwilligkeit umgeben. Mitbürger! Noch it alles Gute zu hoffen und zu erweichen, nd bietet fn der ungarischen Nation eine grobe

Next