Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1866 (Jahrgang 13, nr. 149-174)

1866-07-02 / nr. 149

daß ein „Hauptschlag“ die Vortheile unserer Konzentration zur Geltung brachte. — Die Festung Josep­hitadt mir nun in Folge der veränderten Aufstellung unserer Nordarmee ob wir nach Sobotka und vielleicht dann seitwärts nach M­ü­n­­zengräsß vorwärts bringen könnten. Wir waren aber kaum erst bis Oberbaugen genommen, al wir um 9 Uhr Vormittags Kanonendonner vernahmen, der von Münchengräg her zusommen fchien. Die von uns gleichzeitig entgegenkommenden fliehenden Zanpbewohnern zogen wir uns hierauf auf die Anhöhe bei Ober­­bauen zurück, wo wir in der That in der Nichtung von Mlün­­zengräß die bläulic-weißen Nauchmolfen des Geschüßfeuers und etwas später auch die buntlere größere Rauchwolfe eines Bran­des, vermutlich eines Brüdenbrandes SUTEEIgeN haben. Ost vernahmen wir auch in der Direktion von Sitfhin ber eine lebhafte und anhaltende Kanonade, während gleiczeitig in der sich vor uns ausbreitenden Thalung Truppenbewegungen sichtbar wurden. Wir fchlugen recht wieder eine westliche Rich­­tung ein, indem wir und, immer vom Donner der Kanonen begleitet, nach Bobrubec begaben, wo eben Se. Majestät ver König von Sachsen mit seinem Stabe anlangte, um mitten unter seinen Truppen zu sein, die seine Nähe sichtbar zu begeistern schien. Wir fuhren mitten durch die im Walde zwischen Nafilnice und Husi Zhota aufgestellte sächsische Reserve, die uns freundlich und ohne allen Anstand passiren ließ. Auf diesem Hügelrüden bot fi uns an lichteren Stellen ein sehr interessantes Bild dar, der Maud des Gefechts, der sich längs der Höhen Ähinschlängelte, die düsteren Wellen verschiedener Brände 2c. x. Um viele Zeit schien das Feuer auf der ganz­­en ungeheuren Schlagtlinie, von Mündengräg bis Gü­jdin natürlich vielfach unterbrochen, sehr heftig zu sein. Das Ges­chos führte fortwährend das große Wort. Wir brachten über das Zreifen folgendes Nähere, wenigstens in Betreff des Gefech­­tes bei Münchengräs in Erfahrung. Die Unseren waren Städte mit dem R Regimentöyulay und drei Bat­terien von Münchengräß über die Sierbrüde nach Kloster herübergegangen, um den Feind, der hinter diesem Bunfte dauerte , aus seiner Stellung herauszuladen. Unsere Batterien waren wenn auch heute früh von zwei preußischen Infanteriez­­olonnen angegriffen worden, die aus dem Walde und aus Hohl­­wegen hervorgebrochen waren , aber von unserer Artillerie, die­­ Breuben mit überlegener Macht den, Uebergang, über Kie ‚ler , eine wichtige Rolle spielen ; bisher ver ngelpunkt und das Pivot des Heeres, ist diese Weite für die nächsten Tage weilen vorgeschobene Spike. Wenn all dieselbe nicht besonders Stark ist und einer regem­e­nten Belagerung mit gezogenen Gefhügen nicht lange widerstehen dürfte, so ist sie body immerhin sehr respekta­­bel als Stillpunkt der Operationen unmittelbar vor und wäh­­rend einer Schlacht. Geben wir zu einigen Detailberichten jener Kämpfe über, welche am 26., 27. und 28. Juni im Norden Böhmens stattgefunden. Die Prager „Politit” veröffentlicht über vierelben nachstehende Korrespondenzen : Zwnngbun­glau, 28 Juni Nachmittags. Mir brachen sehr früh am Morgen über Brezno auf, um zu sehen, sie mit einem Hagel ihrer Geschäfte überschüttete, entseglich mit­­genommen wurden. Später hatte dann das Regiment Gyulay die Abtrennung der Brüde­rng Münchengräß zu, noch auf dem rechten Ufer stehend in heroisscher­­ Weife gedeckt, wobei es leider an unsererseits nicht ohne Verluste abgegangen sein sol. Auch auf der Linie Bovol,Brezina hatten die Preußen, die vom Alpiter aus dann die Stadt Münchengräbß mit Sohle, aefhoffen bombardirten, angegriffen. Bis Mit­­tag sollen ihre Bemühungen, so viel Blut sie ihnen hofteten, gänzlich vergeblich gemesen sein. Auch bei Sobotta hätten, hieß es, die Preußen versucht, durchzudrechen und habe es dort einen harten Strauß gegeben. Chenfo sol­lte auffhin eine förmliche Schlacht stattgefunden haben. Wir werden das Mű here bald erfahren. Für heute will ich Ihnen nur mittheilen, welche Brüden bereits bisher abgebrannt wurden, er­has­ten die bei Dehr, Kloster, Bachofen, Zdar und Zebrow. Jungbunzlau, 27. Juni... Vom frühen Morgen an bis spät in die Nacht wurde auf den­ beiden Straßen, die von Leurnau undliemesneh Mündengras, beziehungsweise nach Jungbungtau führen, gesämpft­. Der wichtigste Punkt, um, den gestritten ward, waren, Die Brit­e bei Provol, eine Stunde unterhalb­ Zum­tau, wo die ' zu erzwingen trachteten, unden slich auchin später Nacht erzwangen,während sie jenseits vererr in Hühnerwasser sich festsetzzen. Der Kampf war an beiden Punkten ein heißer. Es waren an demselben in Hühnermaffei ausschließlich unsere Hußa­ren gegen preußische leichte Reiterei, und zwar ein Zug gegen eine Cafabron, bei Podol von unserer Seite Martini-Infante­­rie, Jäger und Artillerie gegen preußische Infanterie und Ar­­tillerie betheiligt. In dem ersten Kampfe zu Hühnerwasser, der sich in dem Städten selbst entwnndelte, behielten unsere Hußs­­ten die Oberhand. Ein verwundeter preußischer Neiterober­­lieutenantit wurde von ihnen als Gefangener nach Münchengräb eingebracht.­­ Oesterreichische Offiziere, die ihn aufs Liebenswür­­digste empfingen, hoben ihn fel­­t aus dem Wagen. Von dem zweiten Kampfe vatelbst, der in den Abendstunden vorfiel, sind mir Detail3 no nicht bekannt geworden. Blutiger jedenfalls war der Kampf, bei Bodol. Die Preußen, mit Uebermacht anrähend, nahmen die hölzerne Werartalbrüche, wurden jedoch alsbald wieder zurückge­worfen. Sie zogen sich hierauf zurück, zogen Verstärkungen an sich, und nahmen hinter xaid aufge­­worfenen Erbmullen, gedechte Stellung. ‚Unsere Jäger suchten sie aus Kiefer in später Dunkelheit noch hinauszutreiben, ver­­mochten sich jedoch, von der nachzüdenden Anfenterie nicht ge­nügend unterstüßt, nicht zu behaupten und sahen sich genötigt, die Brüder zu räumen. — Gestern wurde in Ro3manoch ein preußischer Spion aufgehoben. Er rette sich in einem MWirthshause zu jährlichen Soldaten, und lek sich mit ihnen ins Gespräch über Stärke und Vertheilung unserer Positionen ein. "Einer der Soldaten erlannte in ihm einen Handmwerl3- burschen, mit dem er vor nicht Langem auf der Wanderschaft befannt, geworden. Er veranlagte seine Festnahme, und man soll bei ihm jener kompromittirende Aufzeichnungen gefun­­den haben. « Münchengrätz,27.Juni.Gestern sind die Preußen in Turnau eingerückt.Dieserbrücke vor der­ Start fanden­ sie zerstört,doch wurde ihnen von einem jungen Menschen aus Turnau eine seichte Stelle des Flusses bezeichnet,wo eine«Ab­­theilung Kavallerie hinübersetzte und sofort gegen Mittag in die Stadt einrückte.Ein großer Theil der Bewohner hatte sich geflüchtet.Die Zurückgebliebenen wurden von den feindlichen Reitern mit der Klinge gezwungen,massenhaft an der Hek­»·­stellung der Brücke mitzuarbeiten,über welche sodann das Gros der Preußen in die Stadt ging.Der Feind schrieb eine Re­­qlisition aus:15.000 fl.,1000 Stück Hemden,danthigarren und Viktualien.Die Bewohner aus der Umgegen flüchteten mit ihren Habseligkeiten in die Gebirge,die Verwirrung ist grenzenlos. die Böhmisch-Leipa, 27. Juni. P Dienstag streiften häufig preußische Truppen von Döbern , welche einen starren Borposten in Alt-Leipa hatten, in und durch die Stadt um er­kundigten sich nach österreichischem Militär Dienstag ging ihre Redheit Abend3 so weit, daß sie nicht nur die Stadt mit In­fanterie und Kavallerie durchstreiften , sondern auch die Gärten der Restaurationen, wo äfte waren, durchsuchten. Früh 9 Uhr durchfüh­rten feindliche Husaren wie­der alle Garsen und luden österreichische Jäger und dringen sogar in mehrere Privathäuser, Nachmittag um 2 Uhr, sperren Infanterie mehrere Gassen ab, um Lager zu suchen. Die ganze Bevölkerung it in großer Bestürzung und um 3 Uhr rädt eine Kolonne circa­ 80 Mann Infanterie, an der Spike ein Offi­­zier und ein junferlicher Offizier zu Pferd in­ die Stacht ein zum­ Rathhaus und verlangen vom Bürgermeister „alle Lebens­­mittel, die in der Stadt zu haben sind. Dieser Sorderung ist jedoch der Herr Gemeindesekretär Heinrich mit Entspfoffenheit entgegengetreten. " Man solle die Ansprüche in einer Ark id­­en, welche die Stadt befriedigen ‚Taritt, auch die Stadt hat keine bedeutende Bevölkerung und will leben. Nun stellten die Preu­­ßen ihre bescdeigenen Forderungen in Nachstehenvem, was ihnen auch gegeben wurde und sofort duch requirirte Stad­ten in Lager nach Neidstadt und Dobern­ gel­ajst­ werden mußte. Die Frächter sind jedoch noch nicht zurück : 4000 Pf. Hafer, 5000 Bigarren, 1300 fb. Neis, 225. Bfo. Tabak, 200 Bfb. Grau­­pen, 200. Bf. Sped,­ 1220 Pf. Rindfleisch , 32 Limer Bier, 500, Bf. Salz, 1300 Bfb. Brod; und­ 475 Po. Kaffee. Mit dieser Brandfchasung sind die Preußen heiter und fröhlich, ein geber Colbat, eine Zigarre oder Pfeife im Munde und mit dem Gesange aus Schiller ‚ein freies Leben führen wie” ins Lager " : « L .

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