Pester Lloyd - Abendblatt, August 1866 (Jahrgang 13, nr. 175-199)

1866-08-02 / nr. 176

— »O Politische Nuuvschan,1.August.Die»Wiener­ Abend­­pos«theilt die Verlängerung der Waffenruhe zwischen­ Oesterreich und Italien in den folgenden Morten mit : An Folge eines durch Vermittlung des fast­ französischen in der österreichischen Regierung mitgetheilten Wunsches des abinet ® von Florenz, in die am 2. b. zu Ende gehende Waffen­­ruhe zwischen den beiderseitigen Truppen auf weitere am Tage verlängert worden, um innerhalb dieser Frist den Abschluß eines Mastenstilstandes zu ermöglichen. Unsere Korrespondenten, in welche von Schwierigkeiten rück­­sichtlich des Waffenstillstandes mit Italien sprachen, waren also gut unterrichtet und die Unterhandlungen haben, wie die „Wiener Abendpost” konstatirt, in dieser Nichtung noch zu seinem Resultate geführt. Auch die Verlängerung der Waffen­­ruhe scheint nur eine Folge der nachdrudsvollen Vermittelung Frankreichs zu sein, wobei das Auslaufen der Flotte aus Toulon als reine wirksame Demonstration mit in Rechnung zu fegen. Italien strebt offenbar nach einer Wiederaufnahme der Feindfe­­ligkeiten, in der Absicht sich Trient­ zu bemächtigen und damit eine bei dem Friedensschluffe auszubeutende Scharfache zu schaffen. Wie die „Patrie” erfährt, machen die Friedenspräliminarien zwi­­schen Desterreich und Italien vom Trientiner Gebiete seine Erwähnung, und beschränken sich darauf, die Nothmeinigkeit anzudeuten, die Grenzlinie zwischen Oesterreich und Italien doch einen endgültigen Vertrag festzustellen. Die Friedensunterh­andlungen mit Preu­­ßen sollen, wie man versichert, dem Abschluffe nahe sein. Die Abreise des Königs Wilhelm von Nikolaburg lädt in dieser Beziehung das Beste vorauslegen. Ueber die Friedensprälimina­­rien treten wieder einige interessante Meittheilungen an’s Licht der Deffentlichkeit : Die , Batr­e" schreibt: Der in Nikolsburg unterzeichnete Ast fihert bloß die Durhhaltung des Königrei­ches Sachsen. Die preußische Regierung ist vollständig frei, Hannover und Aurbeisen gänzlich oder thbeilweise zwinterporkren. Die Einverleibung dieser Staaten wird­­ in Berlin als sicher angenommen. Auch der „Schles. Ata." wird aus Berlin gemeldet, daß Hanno­ver anmerd­­t werden soll. Berliner Zeitungen behaupten, als Erwerbungen Preußens seien in den Friedenspräsiminarien sti­­pulirt, die Elbherzogthümer, Kurhessen, Nassau und vielleicht auch Oberhessen, dann Frankfurt. Lachen würde seine Grenzen be­halten, aber gegenüber Preußen dieselbe Stellung einnehmen, welche die Elbherzogthüm­er nach den Weberbedingungen ha­­ben sollten. Die»Nordd.Allg.Zta.«leugnet,daß die Staaten Süd­­deutschlands mit dem neuen Bunde im Norden in Bunde­sbe­­ziehungen zu­ treten wünschen,und laßt durchblicken,daß der Eintritt des Südens in den norddeutschen Bund zu­ nichts Al1- gerein dienen würde,al­s die partikularistischen Elemente von Mann-wem Kurhesseirix utd Nassau zu stärken »Hinsichtlich der Parlamentswahlen enthält die »Provinzial-Korrespondenz«ein A­rtikel,welcher dadurch,daß ihn auch der»Staatsanzeiger«reproduzirt,besondere Bede­u­tung erh­ält.«E­r lautet: Die preußische Regierung geht mit den Vorbereitungen­ zur Einberufung eines­ deutschen Parlaments lebhaft vor.Abwe­­ehen von Preußen und von den gegenwärtig unter preußischer Verwaltung stehenden norddeutschen Staaten i ift die Aufforderung zur Vorbereitung der Wahlen zum Parlam­ent an folgende Staaten ergangen:an Sachsen-Lu­tenburg,Sachsen-Cobu­rg, Sachsen-Weimar,Schwarzburg Sondershagen und Schwarzburg- Rudolphstadt,Reuß jüngere Linie(Gera),Waldeck,Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe,Mecklenburg-Schiverin,Mecklenburg-Strelitz, Anhalt,Oldenbur­g,Braunschweig,Hamburg,Br­emen,Lübeck. Dem preußischen Landtage wird ein Wahlesetz für das deutsche Parlament auf Grund des Reichswahlgesetzes vom 12. April 1849 vorgelegt werden. Inzwischen werden vorläufig Vor­bereitungen für Die Sestitelung der Wahlbezirke bereits getrof­­fen. Nach dem erwähnten Gelde sol in Wahlbezirken von je 100.000 Seelen je ein Abgeordneter gewählt werden, für einen Ueberschuß von wenigstens 50.000 Seelen i­ ein besonderer Mahlkreis zu­ bilden, ein geringerer Ueberschuß aber unter an­­dere Wahlkreise verhältnismäßig zu vertheilen. Bei der nach der lechten Volkszählung ermittelten Summe von 19.255.189 Ein­­wohnern treffen auf den preußischen Staat, mit Eiundluß der Provinzen Preußen und Bosen, 193 Abgeordnete, die sich auf die einzelnen Provinzen so vertheilen: Preußen 30, Bosen 15, Brandenburg 26, Pommern 14, Schlesien 35, Sachsen 20, Mestphalen 17, Rheinprovinz 55, Hohenzollern 1 Abgeordneter. In hohem Grade charakteristisch sind die Vorschriften, welche die "N. A. 3." für die Parlamentswahlen ertheilt. Sie fordert die Anhänger Preußens zur Agitation in ihrem­ Heimathlande auf und warnt davor, großes Gewicht auf den Freiheitsgewalten zu legen. Hoffen wir — ruft das Organ Bismarc’s aus — daß bei der Bewegung zu den Parlamentswahlen der nationale Ge­­danke allein maßgebend sein werde und diese Hoffnung dürfte um so begründeter sein, wenn man sich in den außerpreußischen Landestheilen das Beispiel ar macht, welches Breuken, bei­ den legten Wahlen zu seinem Landtag gegeben. Al es dem preußischen Volke rar geworden war , bat die preußische­ Fortschrittspartei in jenem großen gewaltigen Augenblich der Entscheidung in der That daran bate, die Parteiinteressen über die der Nation zu teten, ging es über diese verwerfliche Aegitation zur Tagesordnung über,­­ wählte hundert und fünfundvierzig Konservative und die Reste der ge­schlagenen Partei sammelten sich in dürftiger Zahl nur noch deshalb, weil sie ihr eigenes Feld geschrei : „Diesem Ministerium sein Geld !" im legten Augenblick verleugneten. An dieser Thatsache mag man sich außerhalb preußens ein Beispiel nehmen. Lasse man die Fragen der inneren Parteien der Seite, organisire man die nationale Bewegung, rein und ohne jede selbstsüchtige Beimstehung, so werden au­­ch­ dahin gelangen, das „Deutschland der Deutschen” zu machen. Die Agitation für den deutschen Einheitsstaat hat, wie man weiß, auch in Süddeutschland bereit begonnen und hat die badische Kammer eine zum Anschlass an Preußen auffor­­dernde Motesse der Regierung übergeben. Aus der württem­­bergis­chen zweiten Kam­mer wird berichtet : An der am 29. Juli stattgefundenen Sibung der Kam­­mer stellte der Abgeordnete Dupernoy den Antrag : „Nahhdem zwischen Oesterreich und Breuken ein Waffenstill­­stand nebst Frie­denspräliminarien vereinbart und den bishe­­rigen Genossen von Oesterreich überlassen worden it, ihrer­­seits über Waffenstillstand und Friedenspräliminarien ein Ab­­kommen mit Preußen zu treffen, und da die in der einseitigen Ueber­­einkrnft Oesterreichs mit Preußen vereinbarten Friedensprälimi­­narien unzweifelhaft den Austritt Desterreichs aus dem bisheri­­gen deutschen Verband enthalten, so erklären die Unterzeichneten es im Interesse des Landes für dringend geboten, dak die Staats­­regierung bei den von ihr eingeleiteten Unterhandlungen über den Frieden in Gemeinschaft mit den übrigen Regierungen Alles aufbiete, um die politische Trennung desselben von dem deutschen Norden, die nicht nur ein politisches, sondern auch ein volfswirth­­chaftliches Unglück wäre, abzuwenden.” — Am Laufe der Ver­­handlung über diesen Antrag stellte der Abg. Deffner den Ge­­genantrag: „In Erwägung daß die miürttembergische Negie­­rung in Verhandlungen über den Frieden begriffen ist, hält die heutige Versammliung der Abgeordneten eine öffentliche Kund­­gebung in diesem Augenblicke von Interessen des Landes nicht entspechend.” — Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Aba. Deffner mit 50 gegen 20 Stimmen angenommen. Der „Moniteur” veröffentlicht ein Schreiben des Kaisers Napoleon an den Staatsminister, welches die Grundlagen für das die Organisation einer Arbeiterinvalidentaffe betreffende Dekret andeutet. :­­­ren Dr .

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