Pester Lloyd - Abendblatt, September 1866 (Jahrgang 13, nr. 200-223)
1866-09-18 / nr. 213
tet waren, bringt heute die „Abendpost“ folgende berichtigende Erklärung : Die „Nordd. Allg. 3ta." will erfahren haben, 32. Baron Gablenz sei mit seiner Meinung über die künftigen Beziehungen Desterreichs zu Preußen in einen so entschiedenen Gegenfall zu den Ansichten maßgebender Kreise gerathen, daß man nicht nur das Projekt seiner Ernennung zum Kriegsminister wieder aufgegeben, sondern ihn gewiilsermaßen auch veranlagt habe, der unfreiwilligen Beseitigung durcie eigene Bitte um Berflehung in den Disponibilitätsstand zuvorzukommen. An all dem it sein wahres Wort. FME. Baron Gablenz hegte schon seit längerer Zeit den Wunsch, sie zur nothwendigen Stärkung seiner angegriffenen Gesundheit einige Ruhe gönnen zu dürfen. — Das Herannahen und der Ausbruch des legten Krieges ließen jedoch diesen tapferen, vielbewährten General jede andere Rücksicht bei Seite sehen, um freudig dem Rufe an Monarchen dur Uebernahme eines Kommando’3 zu gehorchen, in dem er sich wie stets als tüchtiger Soldat und pflichtgetreuer Diener begab. Kriensberen erprobte. Das die erneuerten Anstrengungen während des Feldzuges gegen Preußen das frühere Bedürfniß nach förderlicher Erholung noch steigern mußte, ist ebenso natürlich, als die bereitwillige Genehmigung seiner lediglich deshalb gestellten Bitte um D Verfehung in die Disponibilität. Wolitifee Gründe konnten hierbei umso weniger ins Spiel kommen, da sich befanntli österreichische Generale nur insofern und im Solange mit Politik beschäftigen,all eine besondere vom Monarchen ihnen anvertraute Mission dies fordert. Beizufügen tt fonah nur noch, daß die angeblich beabsichtigt getretene Ernennung des MS. Baron Gablenz zum Kriegsminister gleich der ganzen vorerwähnten Mittheilung der „Rorvd. Alg. 3ta." als völlig errichtet bezeichnet werden muß. Das offiziöse Blatt hält es also nach dem Gesagten für überflüssig, daß jene Generale, welche eben mit seiner speziellen Million beauftragt sind , fi mit Politit befassen, während er 906 allgemein bekannt ist, daß si bei dem militärischen Führer strategisches Willen mit politischer Bildung paaren sol, und daß ein bedeutender Feldherr auch ein bedeutender Politiker sein müsse. Man braucht wahrlich nicht in Verlegenheit zu gerathen, um für diesen duch Vernunft und Geschichte erwiesenen Rat die stichhafthaften Belege anzuführen. H ten, 17. September. Aus Konstantinopel kommt die wichtige Nachricht, daß die Pforte den Vertretern der Mächte ihren Entschluß angezeigt hat, den Prinzen Karl von Hohhenzollern ala Hospodar in den Donaufürstenthümern mit dem Rechte, diese Würde auf seine direkte männliche Deszendenz zu vererben, anzuerkennen, nachdem der in Konstantinopel antáebe Vertreter des Prinzen, Fürst Ghita, in dessen Namen die Annahme der von der Pforte vorgelegten Stipulation zusagte. Diese Stipulation beschränkt das Suzeränetäteverhältniß lediglich auf die Tributleistung. — Die Pforte sol ferner die Verhandlungen mit dem Washingtoner Kabinet wegen Anlaufes einer Insel an dasselbe zur Anlage einer Flottenstation im Mittelmeer abgebrochen haben. „Eine andere höchst interessante Nachricht it, daß die boznische Regierung an die Sabinete von Baris, London und Petersburg eine Note gerichtet hat, welche sich auf die in den Nikolöburger Präliminarien zur Sprache gebrachte Abstimmung im nördlichen Schleswig bezieht. Der Note ist ein Expass beigegeben über die Verhandlungen, welche auf Anregung Preußens zwischen diesem und Dänemark geführt wurden. In Wien, 17. September. Die lebten Berichte aus Candia lauten insofern ernster, als bereits zwischen den Griechen und Türken ein blutiger Zusammenstoß stattgefunden ast; man wird indes annehmen dürfen, daß die Ankunft Mustapha Bardas, die zur Zeit dieses Zusammenstoßes noch nicht erfolgt war, seiner Wiederholung vorbeugt. Auffällig it es bemerkt worden, daß die auf der Insel stehen ven egyptizer khen 2uppen fid jeder Cinmischung enthalten haben, eine Cr-IRA, die inveß vielleicht damit zusammenhängt, daß , der Bizetenig von Egypten eben jet mit der Pforte über die CErwerbung Canda"? " verhandelt. Ob diese Verhandlungen zum Ziele führen, läßt sich noch nicht übersehen . England ist entschieden gegen die Abtretung an Ägypten und befürwortet doch mit großer Wärme die kaufweise Ueberlassung an das Königreich Griechenland, welches allerdings seinen Augenblick räumen würde, den Kaufpreis schuldig zu bleiben. Die Anlagen der Pforte, daß der russische Generalfonsul in&anea (dendring, ein Grieche von Geburt) mit dem Aufstand nicht blos sympathisire, sondern ihn geradezu ermuthige, werden inzwischen immer lauter und sie werden durch die Thatsache unterstüst, daß die beiden Aufständischen vorgefundenen Gewehre durchwegs zuflüfhen Ursprunges sind. Auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika sollen der Begünstigung der Insurrention mehr als verdächtig sein. E 3 liegt übrigens zur Zeit sein einziges fremdes Kriegsschiff vor Candia. s.Wien,17.September.Ueber die Friedensverhandlung zwischen Preußen und Sachsen wurde bisher zwar wenig verlautbart,aber auch selbst das Wenige ist nur Kombination-Wir sind in der Lage verläßlichst melden zu können,daß König Johann von Sachsen erst am letzten Donnerstag das Antwortschreiben vom König von Preußen erhalten Ueberdesseanhalt wird uns mitgetheilt,es sei zwar höflich,aber beharre in der Hauptsache entschieden an den früher von Preußen geforderten Bedingungen.Anfangend das längere Verbleiben der sächsischen Armee in Oesterreich oder deren Rückkehr nach ihrem Vaterlande margelt zwar noch ein definitiver Befehl,allein eine gestern den verschiedenen höhern und niederen Kommandanten zugekommene Weisung lautet dahin,dass,falls Militärpflichtige,welche z.B.wegen Krankheit beim Ausmarsch der Armee in Sachsen zurückgeblieben, nunmehr wegen ihres Einrückens Anfragestellen,diesen die Antwort ertheilt werden soll,nicht wieher nach Oesterreich zu ihren respektiven Korps einzurücken,sondern deren Heimkehr in Sachsen abzuwarten.Von den sächsischen Offizieren wird diese dienstliche Weisung als ein Symptom der baldigen Rückkehr betrachtet,und dies umso mehr,weil verlautet,daß der Abmarsch am 21.d.M.von hier beginnen werde. Anfangend die orientalische Frage erscheint dieselbe laut den neuesten hier eingelaufenen authentischen Daten noch keineswegs eine allgemein brennende zu sein,«denn sowohl in Rumänien als Serbien und jenen türkischen Provinzen,welche an die Donau und Save stoßen,ist eine akute Bewegung noch nicht bemerklich.Auch deutet noch nichts Positives darauf hin,daß die Bevölkerung jener vorgenannten Länder in Bälde aufstehen werde.Anders ist es mit den griechisch-türkischen Provinzen,doch auch dort wird es davon abhängen,wie die Frage mit Candia zur Lösung gelangt.Thatsache ist,daß merkwürdigerweise England der Pforte dringend anruth,die Insel Candia an das Königreich Griechenland zu verkaufen.Da nun letzteres kaum die Geldmittel hiezu besitzt,so ist man zu der Annahme berechtigt,England werde den festzusetzenden Kaufpreis garantiren. Von einer Berufung des Internuntius aus Konstantinopel nach Wien weiß man hierin gut unterrichteten Kreisen nichts,ebensowenig,daß Oesterreich an der walachischen Fig. serbischen Grenze ein Observationskorps aufzustellen beactige. sz.Paris,15.September.Es heißt,die Unterhandlungen Dedes von Italien zu übernehmenden Antheils der römischen Staatsschuld seien beendet. Dieselbe wurde bekanntlich von dem italienischen Bevollmächtigten Herrn Manicardi mit der französischen Regierung allein geführt, während sich die Kurie nicht direkt betheiligte, sondern nur die nöthigen Materialien lieferte. Nach dem „Memorial diplom.“ bestände war französisch:italienische Abkommen darin, daß Italien Frankreich jedes Semester eine bestimmte Summe entrichte, melche der römischen Regierung zur Zahlung der Zinsen ihrer Staatsschuld überwiesen würde. CS ist aber kaum glaublic, daß das Kabinet von Florenz so weit in der Nachgiebigkeit gefangen sein sollte und ein solcher Vertrag würde fehwerlich jemals die Zustimmung der Kammer erhalten. Die Florentiner Regierung wird darauf bestehen,, daß ihre staatliche Existenz » , ev . . . FR: Si y Rd HA ad