Pester Lloyd, September 1867 (Jahrgang 14, nr. 205-229)

1867-09-17 / nr. 218

8 zater Versendung des Abendblattes vor Mon­a­t 30 Tr, mehr. Das präinumeration"vure aude ø,,Pss·kN­l-l-07p". Es Wir ersuchen unsere geehrten Bost-Pränumeranten, deren Pränumeration mit Ende September abläuft, ihr Abonnement je zeitiger erneuern zu wollen, indem fäuft, wenn Die Pränumerationen spät einlaufen, leicht ohne unter Versc­hulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Pränumerationspreise sind mit Postversendung: Ganzjährig 22 fl., halbjährig 11 fl., dreimonatlich 5 fl. 50 Fl., zweimonatlich 4 fl., monatlich 2 fl., mit fepa­­ Ein Blick auf den Nordbund, Aus Norddeutschland, 14. September. An dem Bereiche der preußischen Pichelhaube ist es jeht ausschließlich die auswärtige Politik , welche die Situation do­­minirt. Mit einer wahrhaft erschreckenden Stumpfsinnigkeit wer­­den alle Freiheitsfragen wie altes Gerümpel in den Winkel ge­­worfen. Leichtfertiger ist noch niemals eine Nation auf die ci farische Methode eingegangen , der Masse den Sinn für alles geistige und höhere Interesse zu wanken, indem man jedem mat­­eriellen Bedürfnisse aufs bereitwilligste entgegenkommt und selbst in Angelegenheiten der öffentlichen Sittlichkeit mit einer für den fairen Norden und dem protestantischen Mutterstaat unerhörten Lizenz nicht blos ein Auge, sondern beide auf ein­­mal schließt. „Panem et Circenses !" Dieser Ruf des kai­­serlichen Rom, bildet auch die Devise, die über der Schöpfung Bismard’s schwebt : man baut der Venus V­ulgivaga in Ge­stalt des Orpheums glanzvollere Tempel , als sie Paris oder London befigt ; man trägt Sorge, daß der Geschäftsmann, der Defonom vollauf Gelegenheit findet, das Leicht erworbene Geld in üppigen Vileggiaturen und Vergnügungen zu genießen; man sieht dem eben jet zu üppigster Entfaltung gelangenden Bör­­senschwindel durch die Finger, indem Mabdame Themis in Ber­lin wirklich die Blinde spielt, wenn es gilt, auswärtigen Ge­­treidelieferanten zu ihrem echte zu verhelfen. Für alle diese Begünstigungen verlangt man hohen Ortes nur Eines : den Verzicht auf jede Theilnahme an der P­olitik — und unzählige gerichtliche und ad­ministrative Daumschrauben werden allen Denen angelegt, die von dem Wahlrechte einen anderen als den von der Regierung vorgeschriebenen Gebrauch machen. Auch durch die Verlegung des Wahltages auf einen Samstag in dem Kulminationspunkte der Erntezeit weiß das Ministerium dafür zu sorgen, daß die meisten Bauern, die nicht unbedingt unter den Kommando des Wandrathes wollten, lieber der Stimmurne ferne bleiben. Dann wurden alle Soldaten, denen früher das Botiven verboten war , in Reih und Glied in das Wahllokal geführt , und das Gleiche geschah mit allen Arbeitern, die an königlichen oder staatlichen Unternehmungen beschäftigt werden. Zwar verbietet die sogenannte „Reichsverfassung" aufs Strengste die Annahme eines Stimmzettels, welcher durch irgendein­ Zei­­chen den Namen des Wählers verräth. Dennoch galt es für seine Beilegung­ des geheimen­ Abstimmungsmodus, wenn einige hundert Troupiers oder Taglöhner unter Führung ihres Haupt­­mannes oder Werkführers aufmarschirten und auf dessen Frage, ob Einer von ihnen gegen den Negierungskandidaten stimmen wolle, sich die obligaten konservativen Wahlzettel von ihrem Vorgefegten einhändigen Liegen und in die Stimmurne legten. Was aber das Traurigste ist, das ist der empörende In­­differentismus, womit heute, die sich „Nationalliberale" Ichim­­"epfen Taffen , auf diese echt imperialistische Manier, das inter­gente Bürgerthum durch das ungebildete Yanbwolf in und ohne Uniform niederzuhalten , wohlgefällig schweifwebelnd eingehen. Der ‚gebrilfte Bauer mit der Flinte und wenn er nicht in zweierlei Tuch steht, mit dem Stimmzettel soll , als gefügiges Werkzeug des Unifertiums, der Bourgeoisie die Luft vertreiben, fi mit Politik zu befasfen — das ist der langen Rebe kurzer Sinn , und die sogenannten Nationalliberalen lassen das nicht , nur über sich ergehen, sondern sie glorifiziren sich sogar darin m­it einer Naivetät,, als­ ob sie nicht die Leifeste Ahnung davon hätten, wie entferlich albern sie erscheinen, wenn sie sich in den Erfolgen Bism­ark’s und Molttes sonnen, anstatt zu begrei­­fen, daß die Prinzipien , die sie fünf Jahre lang gegen die preußische Regierung vertheidigt, bei Sabowva, soweit der nord­­deutsche Bund in Betracht kommt , jedenfalls eine viel gründ­­lichere Widerlegung erlitten haben, als Oesterreich. Ritter von der traurigen Gestalt, diese braven Christen und sehlechten Musikanten, die — um nicht befennen zu müssen, daß sie alle Ursache haben, über die Lösung des „Militärkonfliktes" in Sach und Asche zu trauern — sich auf die Chauvins hinausspielen und gleich eben so vielen siegreichen Marschällen erklären, daß „wir“ jeßt zu viel mit der großen nationalen Frage zu thun haben , um uns mit Freiheitsfragen beschäftigen zu können. Wahrhaft Haffisch sieht ihnen die Vornehmheit, mit der sie, die ihnen unerreichbaren Trauben für sauer erklärend, auf den libe­­ralen Umschwung der Dinge in Oesterreich herabbilden — so etwa, wie man, in den Reifeplänen, die ein Phiifiter im legten Stadium seiner Krankheit ansielt, sein Ohr zu sehenden pflegt. „Aber köstlich wird ihnen auch hie und da zum großen Ergegen des Volkes von den Wählern gedient — so dem Nationallibe­­ralen , bezüglich veffen sein konservativer­­ Gegenkandidat unter dem Jubel der­ Zuhörer in aller Seelenruhe bemerkte : „Ein Unterschied ist zwischen ung Beiden Heute wohl nicht mehr — nur habe ich, was wir gegenwärtig Beide sagen, seit 30 Jahren gesagt, während der Herr drüben seit einem Jahre sein ganzes Glaubensbekenntnig über den Haufen geworfen hat... also kann die Wahl doch nicht zweifelhaft sein.” Und in der That, sie war es seinem Augenblick‘, sondern­ entschied zu Gunsten des Konservativen , der mindestens nicht das Schauspiel: Kläglicher Meantelorcherei darbot ! Wie herablaffend an aber auch bezüglich Desterreichs‘ thut , die erste Frage an jeden, bei dem man halbwegs eine Kenntnig unserer Verhältnisse vorausfegt , ist denn doch in Berlin, namentlich seit der Salzburger Entrenue immer , ob man es für möglich halte, daß Desterreich sich, trog Meersfos, mit­ Frankreich gegen Deutschland verbinde. Die natürliche Antiwort darauf ist, daß die österreichische Regierung es in der punischen Treue noch nicht so weit gebracht, wie Preußen, das ungenirt mit Italien ein Bündnis gegen seine deutschen und österreichischen Verbündeten im M­orgen­schloß — dab es si aber um einen Kampf „gegen Deutschland“ im vorliegenden Falle gar nicht handeln könne , d­er vielleicht einmal um eine Unterstügung Süddeutschlands gegen etwaige vertragssinnige Beriuche des preußischen Junkerthrums , an Baiern, Baden, M­ürtemberg und Darmstadt unter feine Fuchtel zu bekommen.­­ Benn, aber an Preußen — dies, ist das schlagendste Argu­­ment. — von österreichischen Zuständen so absolut gar nichts verstehe, daß selbst seine offizielle Diplomatie sich allen Ernstes einbilde, gleichzeitig mit den Glaven und mit den D Magyaren auf die Zertrümmerung der Monarchie hinarbeiten zu können . Beweis heffen die berüchtigte VBrager Prokla­­mation an „die Bevölkerung des glorreichen Königreiches Böhmen" und die Unterftügung des Moskauer Kongresses durch Bismarcs Organe, sowie andererseits­ des Baron Werther farmose Februardepetche, welche die Ungarn als enragirte Freunde Preußens , dem sie die Wiederherstellung ihrer Verfassung zu­­schreiben sollen , schildert : Könne man body so viel selbst in Berlin begreifen, daß Oesterreich noch auf längere Zeit hinaus für seine innere Konsolibirung des Friedens bedürfe. Eine Allianz des Hauses Habsburg mit Frankreich sei daher durchaus nur, in defensiven Sinne denkbar , wenn nämlich Graf Bisz­mark uns durch Fortlegung seines Kofettirens, mit Ruß­­land und durch die Liebenswü­rdige Unterfrügung der panslavisti­­schen Agitationen Gottscharoffs den rothen Hahn aufs Dachh zu seßen suche.­­Andererseits haben wenigstens die Trümmer der ehemals liberalen Parteien ein V­orgefühl, daß es für Preußen weder wünschenswerth, noch auch möglich sein wird, den Prager Frie­­den und die Mainlinie einzuhalten. Nur die Versc­hmelzung des Nordens mit dem Süden kann der Bewegung einen wahr­­haft nationalen Charakter geben und ihre Leitung jener uns ferifique entwinden, welche mittelst der sogenannten „Bundes­­verfassung" Norddeutschland ein auf die Dauer geradezu uner­­trägliches M­ilitärjoch aufzuerlegen verstanden hat. Alle Welt gibt zu, daß die Erlösung hier nur von der Heranziehung der demokratischen Elemente Süddeutschlands ausgehen kan. Ehen deshalb machen si denn auch bereits im den maßgebenden Regionen zu Berlin zwei diametral entgegengefegte Richtungen geltend. Die Wunterpartei will um jeden Preis einen Kampf vermeiden, ‚wer einen ernsthaft nationalen Charakter annehmen, Deutschland einigen und ihrer eigenen Karte die Herrschaft ent­­reißen müßte. Sie sucht deshalb durch die Königin-Witwe mit Doesterreich auf einen freundlichen Fuß zu kommen und Frank­reich Bürgschaften für die Nichtüberschreitung der Meainlinie zu bieten. Aber selbst die Partei der „Kreuzzeitung”, wenn sie auch den von der Demokratie herbeigesehnten Krieg ver­­winscht, kann sich doch nicht der Ahnung verschliegen, daß pynastissche Bedürfnisse Napoleon zu demselben zwingen werden — Kurz, fast ohne Ausnahme betrachtet Riedermann den Aus­­bruch des Kampfes mit Frankreich als eine unvermeidliche Na­­turnothwendigkeit. Nun freilich tröstet man sich damit, daß Preußen in demselben Momente Süddeutschland an seiner Seite und N Rufland als Nabendekung haben werde. Aber ein­­mal wird Rufland die Zeit des Konfliktes nur benugen, um im Orient seine eigenen Geschäfte zu machen und dadurch sofort England zum aktiven Einschreiten gegen die Alliirten be­wegen. And­ererseits ist es unzweifelhaft, daß Süd­­deutschlands Sympathien Für Preußen sich mäßigen werden, wer dieses, sowie Oesterreich, die entgegengefeste Entwicklung fortfindet, die beide Länder seit acht Monaten " begonnen haben. Hoffen wir, dag Baron Baust der Mann ist, die günstigen Chancen, die im viefer Konjunktur für uns siegen, zu ver­­werb­en ! 3 = Der ungarische Reihentag wird am 29. d. seine legislative Thätigkeit wieder aufnehmen. Der Präsident des Abgeord­­netenhauses, Karl Szentiványi, hat nämlich an die Deputirten folgende amtliche Aufforderung gerichtet :­­ Geehrter Herr Abgeordneter! Da die Wiederaufnahme der am 3. Juli duch die eingetreten­en Ferien unterbrochenen Reichstagsverhand­­lungen wegen der weiteren Erledigung der obschmebenden Landesfragen nothwendig wurde, so werden die Reichstagsverhandlungen am 29. des laufenden Monats September in Belt, als dem gefeglichen Dite 028 Reichstages, fortgesetz werden, weshalb ich die Herren Reichstagspepul tirten amtlich erjuhe, an dem genannten Tage, in der T­ Hreütadz­eit zu erscheinen. — Belt, 16. September 1867. — Der Präsident des Ab­­geordnetenhauses Karl Sventivänyim. p. Die Kopifikationskommission des Unterhauses, deren Aufgabe er ist, die Vorlagen des Justizministers in Berathung zu ziehen, hat ich heute Vormittags Konstituirt. Zum Präses wurde Alerius Dózsa, zum Referenten Ludwig Horváth gewählt. Den Beginn der Belas­thungen hat die Kommission auf von 22. d., Vormittags 9 Uhr, festgelegt. Der Herr Minister für Kultus und Unterricht, Baron Joseph Götveö­s, hat Kommissionen ernannt, deren Aufgabe es ist, einen auf nationaler Grundlage beruhenden und den Anforderungen der Zeit ent­sprechenden neuen Lehrplan auszuarbeiten. Zur Distussion und defini­­tiven Feststellung der nunmehr beendeten Vorarbeiten hat, wie mispef „Tanırja“ meldet, Se. Erzellenz, auf den 20. b. eine große Konferenz ein­­berufen, in welcher der Herr Minister den Vorsig führen wird und zu der sämmtliche Oberdirektoren und Mittelfehul­ Direktoren eingeladen sind. X Berlin, 14. September. Der Reichstag, welcher gestern mit Krapper Roth seine erste eigentliche Sittung halten und 126 Mahlen verifiziren konnte, wird am Montag mit der Prüfung der Wah­­len fortfahren und am Dienstag seine Präsidenten und Schriftführer wählen. Man glaubt, daß die Wahl der Präsidenten auf die alten Männer , Simson,­ Herzog von Vielt, und Rudolph von­­ Bennigsen fallen wird, von deren Griterer bis fest aus gar zu feinem Zart­­gefühl von Verband­ungen des Reichstags fern geblieben it. Von dem Srlab einer Aoresfe haben die vominirenden Parteien Abstand genom­­men. Auch sind sie darüber einig, daß man die Regierung wegen der Stellung­ des norddeutschen Bundes zum Auslande und zu den süd­­deutschen Staaten vorläufig nicht interpelliren dürfe, und daß dieses überhaupt nicht anders geschehen könne, als im vollen Einverständnis mit dem Grafen Bismarc. D­ennoch und trog dem der Bundeskanjler in vertrauten Kreisen die Lage wirklich als eine friedliche bezeichnet hat, beherrscht alle Parteien des Neichstages ein Gefühl unbeschreiblicher Un­­sicherheit, das durch die aprilartig wechselnden Meinungen der inspirir­­ten Tagespressen wesentlich vermehrt wird. Dies Gefühl im Zusam­­menhang mit der Diätenlosigkeit muß den Neichstag nothwendig wieder in eine Lage bringen, in der wir den ersten Neichstag sahen, als er seine Arbeiten in wilder Jagd beseitigte. Im gouvernementalen Kreisen wünscht und hofft man lebhaft, daß der König auf seinem Ausfluge nach dem Süden (er begibt sich am 18. b. nach Mainau zu seinem Schwiegersohn, dem Großherzog von Baden und von dort nach Hohen­­zollern und Sigm­aringen) von den fündeutschen Fürsten begrüßt werden möge. E 3 scheint auch, Tab die S­iederberufung des Hausministers v. Schlesnig und dessen heute erfolgte Abreise nach Baden, die V­erwirk­­lichung­­ dieser Hoffnung anstreben sol. Zur Zeit jedoch hat man hier von der Bereitw­illigkeit der süddeutschen Fürsten zu einer Zusammenkunft mit unserem König durchaus seine Kenntniß, und in Bezug auf den König, von Baiern bezweifelt man sogar in Hofkreisen, dab er geneigt sein werde, den König Wilhelm persönli zu begrüßen. Der dänische Minister Duaade überreichte heute auf dem aus­­wärtigen Ministerium die Note seines Kabinets, welche die Anzeige von der Ernennung des Herrn Duaade als Kommissarius für die Verhand­­lungen in Betreff der Ausführung des Artikels 5 des Prager Friedens enthält. In unterrichteten Kreisen will man willen, daß die Negierung entschlossen it, die Abtretungsfrage noch vor den Wahlen ins preußische Abgeordnetenhaus zum Abflug zu bringen und daß die Verhandlungen deshalb fon in nächster Woche eröffnet werden sollen. Eine indirekte Bestätigung liefert auch die Wahl der gegenwärtig hier versammelten schleswigeholstein’schen Vertrauensmänner, unter denen sich sogar zwei Dänen befinden, und die überwiegend der ehemaligen gesammtstaatlichen Richtung angehören. Die Organe der national-liberalen Partei äußern daher auch ohne Unterlalt ihre Mitbilligung über diese Wahl, von der sie befürchten, daß sie nicht ohne schlimme Einwirtung auf den Umfang der an Dänemark zu machenden Zugeständnisse sein werde. Der Prinz­ Hohento­de, welcher seiner Zeit in Schleswig eine so tägliche Rolle spielte und dann in die Regierung in Breslau verlegt wurde, taucht plöslich aus der Verschollenheit wieder auf. Wie nämlich die „Kreuzjeitung“ meldet, würde er auf seinen Wunsch den früher von ihm­ bekleideten Pandrathsposten des Lutbliniger Kreises wie­­der übernehmen. Die von ihm in Schleswig begangenen Mißgriffe müssen also denn doch sehr arg ge­wesen sein, daß der Prinz­ trok ho­­her P­rotektion in die bescheidene Tandräthlihe Stellung wieder zurück­kehren muß, während zahlreiche Beamte gleicher Kategorie und niederer Geburt durch die Gunst der vorjährigen Ereignisse auf Präsidentenstühle gehoben worden sind.­­ Eine Nede des Freiherrn v. Eötvös. Der Landes-undbufiittenverein hielt am 15. b. Vormittags in der Schiekstätte seine sonftitulrende General­­versammlung , und wurde dieselbe durch den Präsidenten , Se. Erzellenz den Minister Baron Hofer Eötvös mit einer Ansprache eröffnet , deren wesentlichen Zuhalt wir in Nachste­­hendem­ wiedergeben : « Geschichte und Erfahrung—so beginnt der Minister­ bestä­­tigen es in gleichem Grade,daß die Freiheit und Wohlfahrt der Nationen nicht bloß von derenolitische Institutionen abhängt Die Freiheit,ja sogar die äußere Mastan­der-Völker wird vorzüglich von deren­­­­­­ N­00T­a­nn uni sozialem ujtd Kulturstande bestimmt,der sie zur Ausübu­­grpzurch die Verfassung gewährten Rechte und zum Gemtßjeswcrt Porthet­esahig macht,wom­it ihr Land von der Natur beschenkt worden..,« Sehr beschränkt ist die Auffassung Dereydic—w1cdresso Mcanche thun—-hieraus-die Nutzlosigkeit politischer Institutionen folgem IVer- ihr Raisonnement ist um nichts vernünftiger als­ das eines Men­schen,der aus dem Umstande,daß wir von der Luft allein­ nicht leben­ können,den Schlußziehen­ wollte,daß die Beschaffenheit der Lu­ft,die wir einathmen,keine Wirkung auf unser Wohlbefinden habe,und daran vergäße,wie an 1E11dc das gesunde Funttiotuiren aller OrganeIm seinen Körpers­,ja unser Leben selbst,hievon abhängt.Aehnlich verhält es sich mit jene Institutionen,die,indem sie unsere Freih­eitfichern,die Bt­.­­dinguanes Gebrauches unserer­­ Fähigkeiten­ und somit per Erwerbentl jenerüterbil­ern von denen uner Wohlstand und unnere Entwicklung in jeder anderen Beziehung abhängt. Nicht minder gewin­nt es aber auch, daß die besten Institutionen weder den Wohlstand noch die Größe der Völker sichern, sondern bloß Bedingungen hiezu find; ja, daß solche Institutionen, welche manche Völker zuweilen der Gunst des Syidials verdanken, nur insoweit sicher sind, als sie dem sozialen und Bildungsstande derselben entsprechen. € 3 ist behauptet worden — ich erinnere mich nicht, von wen, aber es ist behauptet und­ häufig wiederholt worden — daß jedes Bolt ans Ende diejenige Verfassung besigt, die es verdient. Diese Behaupt­­tung entspricht nicht der Erfahrung. Wir könnten mehrere Bölter an­führen, deren Zustände diesen Sat Lügen strafen. Daß aber sein Volt eine Verfassung, die es nicht verdient, auf Joie Länge ertragen fan, das steht meiner Weberzeugung nach außer aler Frage. Und hieraus dürfen in den Schluß ziehen, daß Diejenigen, die sich die Sicherstellung der Freiheit ihrer Nation zum Ziree gesetz haben, ihre Aufgabe nicht kennen, wenn sie alle ihre Bestrebungen ausschließlich nur auf Abänderung der politischen Spnstitutionen oder auf Sicherung derselben durch Gesete richten. 6 ». Das bildet nur einen Theil der Aufgabe, der sie sich gewidmet haben. Eben­so wichtig und zuweilen noch Sch­wieriger ist es, die Nation zum Genuß der Freiheit fähig zu machen, und es gibt keine Lage, in der wir diesen Theil unserer Bürgerpflicten nicht wenigstens einiger­­m­aßen erfüllen könnten. Und da jeder Schritt, den die Nation in der Ausbildung ihrer Kräfte vorwärts macht, sie der Freiheit näher beirat, so kann der Patriot seine Unthätigkeit niemals mit der Behauptun­g entschuldigen, daß er seinen Boden finde, auf, meldet er fir das an seines Vaterlandes und an der Befreiung seiner Nation arbeiten­önnte. Diese Welterzeugung war es, welche mehrere Patrioten im Jahre 1860 zu dem Gnt­chluse brachte, bab wir, da uns zu jeglicher politi­­schen­ Thäti seit der Weg verschlossen war, zur Förderung eines der wichtigsten Interessen der Nation — der Industrie, auf­ sozialen Boden das thun mollen, was unter den damals bestehenden Verhältnissen noch in unserer Macht gelegen war, und dieser Entschluß ist er, dem dieser Verein seine Gründung verdankt, . Es wäre überflüsst,von den Schwierheiten zu sprechen welche 11ntex den damaligenerhältnissen­ dercündiung eines solchen Peretnesz»im­on standen. Ihre Glöße bestand in der Maffe Heinricher Hindernisse, die im nicht freien Staate jeder Shätigkeit der Bürger im Wege sehen und die Sand und Kies den M­an­­eter ermüden, ihm aber, wenn er sie überstanden, nicht einmal die Vefniedigung gewähren, die wir sonst in der Ueberrein­ung großer Schwierigkeiten finden. Un­­ser Berdienst — wenn Diejenigen, die damals die Vereinsangelegenhei­­ten leiteten, überhaupt von Berdienst sprechen dürfen — unser Verdienst lag zuerst im unserer Geduld und er wurde reichlich belohnt durch die Unterfrügung, welche unser Streben­ förderte, durch die Theilnahme, die wir, als der Verein sr endlich fontituiren durfte, bei allen Alaflen der Nation regt 63 scheint mir and Überflüssie, die Michtigkeit der Anteressen, deren Pflege unser Verein sich zur Aufgabe gemacht, noch hervorzuheben. Betrachten wir den Einfluß, den in neuerer Zeit die Industrien auf die Wohlfahrt und die Entwickklung jeder gebildeten Nation ausübt, so wie den Huftand, in melcdem wir unser Vaterland in dieser Beziehung nden, so können wir betreffs der Wichtigkeit der vorgefegten Aufgabe nicht in Zweifel sein, und es dürfte vielleicht Niemand in diesem Vaterlande sich.­finden, der nicht erkennen würde, daß unser unleugbares Zurüc: fein hinsichtlic­her Iindustrie wohl zu unseren Hauptübeln gehört. Die Frage ist nur die: Ich wir diesem Webel abh­elfen können? und wenn wir’ Können, ob das Mittel, welches wir gemählt, uns zumäZmede führt? Mir begegnen in diesem Punkte ver­­schiedenen bivergirenden Ansichten. 63 gibt unter unseren Landsleuten Viele, die das Emporbringen der Industrie im unserem Vaterlande zu den­ Unmöglikeiten zählen und daher der Meinung sind, daß es es wäre , nach­ dem Unerreichbar­n gar niet zu streben und all unsere Kraft ausschließlich, auf Hebung der Feldwirtschaft zu richten. Undere messen dem Bereinswirten seine Mi­h­tigkeit bei, indem die Mittel, die wir zur Hebung der Industrie benühen können und zu diesem Z­ede benügen müssen, nicht duch Vereinsthä­­tigkeit, sondern nur durch die Negierung und die Legislative gesichert werden können. » Gestatten Sie mir, über diese Einwendungen , da ich dieselben mehrmals hörte, meine Ansicht auszusprechen. Umser Vaterland it ein Agrikulturland. Dank erfüllten Herzens erkennen wir die Wohlthat der göttlichen Vorsehung an , die, indem sie unsere Nation mit einem Frucht­­baren Boden gelaunt, einem großen Theile derselben erlaubt, den ge­­sünderten Industriezweig, denjenigen der si mit Produktion der Feld­­erzeugnisse bejaht, sich zu wählen. „ Die Landwirtschhaft ist die gleichsam von der Natur vorgezeich­­nete Hauptbeschäftigung der Nation und wird dies immer bleiben, und ohre Zweifel ‚gehört es zu unseren wichtigsten Aufgaben , auf diesem Gebiete vorwärts zu streben und unsere Landwirtschaft auf die mög­l­ie St ı b Sst dies aber ohne Ausbildung anderer Industriezweige möglich ? Der Redner geht hierauf zu den nachteiligen Folgen über, welche dadurch entstehen, wenn ein Yand blos die Feldwirthschaft betreibt, und weist nach, wie nothwendig die I­ndustrie Schon aus diesem Grunde allein ist. — „Und dennoch, fährt er hierauf fort, gibt es einen Grund, welcher noch dringender an die Nothmendigkeit der Hebung unserer vaterländischen Iindustrie mahnt, und liegt dieser Grund nur in der Abnahme der Fruchtbarkeit unseres Bodens, sondern in der Zunahme der Bevölkerung und in den Veränderungen , die sie in den legten­­den Jahren erfahren hat. Ungarn it, wenn wir es mit den anderen ful­­twirren Staaten Europas vergleichen, verhältnismäßig Schwach bevölkert. Besonders von den fruchtbarsten Gegenden unseren Vaterlandes können wir dies sagen, und ich zweifle nicht, daß dieses Land, wenn es auf eine solche Stufe der Kultur gebracht wäre, auf welcher wir z. B. Bel­­gien oder manche Theile Deutschlands e­rbliden ,, leicht noch einmal so viele Menschen fallen könnte, als die es jet bewohnen. Dem ungeachtet it es außer Zweifel, daß manche Gegenden "des Vaterlandes nicht so viel erzeugen, als zur Versorgung ihrer Bewohner nöthig ist, und daß demzufolge kaum ein Jahr vergeht, wo wir nicht in irgend einem Theile dieses gottgesegneten Landes Noth finden ; daß es ferner nur sehr wenige Gegenden im Lande gibt, wo die Feldarbeiten, wenn ra­­­ionell betrieben, die ganze Bevölkerung beschäftigen würden , da; endlic besonders in Folge der Klimatischen­­ Verhältnisse unseres Vaterlandes und in Folge des Umslandes , das unsere gesammte Wirthschaft sich nur mit der Erzeugung einiger Artikel befaßt, die Feldarbeit nicht das ganze Jahr hindurch die vorhandene Arbeitskraft beschäftigt. . Daraus folgt , daß alle die Gründe, welche man gegen die Noth­ mwendigkeit der Industrie aus der geringen Bevölkerung unseres Vater­­landes herleitet,, für einen Theil des Landes gar nicht gelten ; daß in anderen Theilen des Landes, nämlich in den Theilen, wo die Feldar­­beit nur die ganze Bevölkerung bescäftigt, alle die Uebel unausweich­lich sind, melde aus der Arbeiterkonkurren; und somit aus dem Herab­­linfen des Taglohns unter ein gewisses Via hervorgehen ; daß endlich ein großer Theil der gesammten Arbeitskraft im ganzen Lande Monate lang nicht verwendet wird. Ein Land, in welchem solche Verhältnisse BE­tt ohne Zwei­­fel auf dem Punkt angelangt, wo er zu den Hauptpflichten des Staats­­mannes und aller Patrioten gehört, dafür zu sorgen, daß dem Bott durch die Syndustrie neue Einkommensquellen eröffnet werden. — Der 3wed ist somit festgestellt ; um jedoch auch das Mittel dazu ins Meine zu bringen, begegnet der Neoner dem öfters vorgebrachten Ginwand, daß jeht, nachdem die Nation ihre Nechte zurückerlangt hat, nur die Ne­­gierung und die Gesekgebung es sei, von welchen die Hebung der In­­dustrie zu erwarten it. Die Vereinsihätigkeit wäre demnach bei Errei­­chung dieses großen Ziedes überflüssig. Was diese Hinwendung anbe­­langt, so gibt der Redner im Allgemeinen zu, daß auf dem Felde der Industrie probe Resultate ohne Mitwirkung der Regierung und Gesetz­gebung, also des Staates, nicht zu erreichen seien ; andererseits aber sei es gewiß, daß in Allem, wozu individuelle Thätigkeit erforderlich it, die Wirksamkeit der Staatsgewalt nicht ausreicht und daß hauptsäch­­lich, was die Industrie anbelangt, der Einfluß, welchen der Staat auf die Entseiderung derselben früher ausüben konnte , in neuerer Zeit bes­treächtlich vermindert wurde. Das Hauptmittel, welches die Stadien bis auf die neuesten Zeiten zur Hebung der Industrie in Anwendung brach­ . Die nothwendige Folge des­­­sen, bestand in den, von Imdustriellen überhaupt oder einzelnen Anzeigen ertheilten Privilegien und in der Besteuerung des Imports und Exports einzelner Artikel. Durch die Privilegien wurden ehemals die Industriel­­len aus fremden Ländern herangezogen , sehr aber, da das Prinzip der Rechsgleichheit in allen gebildeten Ländern Europas allgemein gewor­­den, wann sein Staat den Industriellen solste Vortheile bieten, welche disselben nicht in ihrem eigenen Vaterlande genieken. Und mas bie es der Industrie duch Schusjölle anbelangt , so gestatte immer fester Staat seine Industrie auf das Prohibitivsystem begründe, geeignet der­ Ausfuhr feiner Rohprodukte abhängt, die daß irgend ein­em wenigsten dieses für ein Land, dessen Vermögen und Finanzlage von Freihandels sei aber, daß die Industriellen der einzelnen Länder in der Konkurrenz,” "welche sie zu bestehen haben, nur in geringem Maße auf­­ die Unterjrügung ihrer Regierungen zählen, und nur durch ihre eigene Kraft zum Sieg gelangen können. Demnach hängt die Entwickklung der Industrie fernerhin, viel weniger vom Willen der Gefeggebungen, als von anderen Yal­oren ab, und die wichtigsten darunter seien die zried­­mäßige Bewügung der Rohmaterialien und die gewerbliche Ausbildung der Arbeiter. Die Hebung der Industrie sei eine Pflicht Aller, und wer große Zweck müsse durch vereinte Kräfte angestrebt werden. Hiezu soll der Industrieverein dienen, der aber allein zur Hebung der gesammten Idustrie seineswegs hinreicht , weshalb in verschiedenen Theilen des Landes für besondere Industriezw­eige­n besondere Vereine zu errichten sein werden. — Nach diesen Auseinanderlegungen schließt der Renner mit Folgenden :­evor ich den Präsidentenstuhl, den ich provisorisch eing­nom­­men, verlasse und so lange ich noch im Namen­ des gesamm­ten Vereines sprechen darf, erlauben Sie mir, in Ihrem Namen Denjenigen Dant zu sagen, die unter schwierigen Umständen die Angelegenheiten unseren Vereins mit so vielem Eifer geleitet, so wie deren, die durch ihr Beht an Mitwirken die Thätigkeit unserer Beamten gefördert haben. Die ein Eifer, dieser patriotischen Begeisterung haben wir er zu banten, daß unter Verein mit 1700 Mitgliedern und mit einer zuversichtlicheren Hoffnung auf Erfolg als irgend ein Verein, der im Baterlande erstan­­den ist, seine Thätigkeit beginnen kann, und daß ich meine Rede daher mit dem Aussprechen der Ueberzeugung schließen darf, daß die Grfül­­lung der großen Aufgabe, die mit unserem Vereine gestellt, fortan nur von uns selber abhängt ! Zur Tagesgeschichte. gest . 16. September. Die Neue, welche Freiherr v. B­eu­st­ im­ Bah­rhofe zu Brünn gehalten hat, wird ebenfalls anregend auf die poli­tische Diskussion wirfen. Der Reichskanzler Hegt die Besten Hoffnungen bezüglich der inneren Organisation der Monarchie und er ist der Eltern daß ach Außen der Wriede er­­halten bleiben Wird. Die Reve hebt besonders hervor, daß die Verhältnisse zwischen Oecsterreich und Preußen sich freundschaft­­licher gestaltet haben, was sich besonders in der Wid­erauf­­nahme der Verhandlungen über die kommerziellen Beziehungen bei­ der Neiche äußere. Des Orients scheint Freiherr v. Beust nicht erwähnt zu haben und Doch ist er c8 gerade, wo sich neuer­­dings drohende Konstellationen bilden. Aus Baris, 13. September, schreibt man bei „R. 2." : Seitdem in dem Verhältnisse zwischen Deutschland und Frankreich eine Phase der Beruhigung eingetreten ist, zieht vor Allem der Orient die Aufmerksamkeit unserer Regierung auf sich. Die Pläne Auklands treten dort immer deutlicher hervor, und eine Allianz zwischen Auf­land und der Türkei ist nicht unwahrscheinlich. Man fieht fest hier den Fehler ein, den man durc­­h Begünstigung der ruffischen Schritte­ zu Gunsten der canidiotischen Aufständischen begangen und die Pforte wie­der einmal von der Unzuverlässigkeit ihres Bündnisses mit den Westmächten überzeugt und die Meinung bestärkt Hat, daß­ es besser für sie sei, sich dem emergischeren und konsequenteren Aufland anzuschliegen. Der französische Gesandte in Konstan­­tinopel, Herr Bouree, it angewiesen, sich für die nächste Zeit eines selbstständigen Auftretens zu enthalten und sich dem englis­­chen Botschafter in Allem anzuschließen. Es ist dies um­­ so charakteristischer, als seit einigen Monaten England wie er im ganzen Orient den unterirdischen diplomatischen Krieg­ mit Rußland auf allen Punkten eröffnet hat. Die bedeutenden Rüstungen, welche in den legten Wochen, in Bezug auf unsere Marine begonnen worden­ sind, werden wohl nicht mit­ Unrecht mit dem Wiedererbvachen der orientalischen Frage in­ Zusam­­menhang gebracht. „Die Bolitit macht dem Kaiser viel Sorge . . . Gie willen, ser war immer der Meinung, daß die Mainlinie eine­­ neutrale Grenze zu­­ den Preußen und Frankreich bilden sollte, und so weit ich, bemerken kann, ist er von dieser Ansicht nicht abgegangen. Aber wir sehen, daß Preußen die Modifizirung Süddeutschlands fort betreibt. Tag für, Tag marschirt es moralisch an die Grenzen Frankreich. Sie werden dies aus der preußischen Thronrede erkennen. Graf Bismarc hält dem fran­zösischen N Kabinet sein Wort nicht, und darüber fühlt man so ent­­täuscht. Die jenige Politik des Kaisers ist, eine starre Militärmacht als eine Art Warnung für den preußischen Ehrgeiz auf den Beinen zu­ hal­ten. Sie­ wissen, wir, kaufen Pferde in Ungarn und­ rüsten uns­ seit langer Zeit, nicht zu einem Kriege, aber zum bewaffneten Frieden, Dies in die Cage. Ach bin gewiß, der Kaiser will keinen Sieg , aber ich höre,. Se. Majestät trägt Bedenken, Preußen sein ehrsüchtiges Merk­ voll­­enden zu haflen, weil dies zur Schöpfung einer Militärmacht führen würde, die stärker als Frankreich, und daher fir ung eine dauernde Bedrohung wäre. Nur, was kann ich mehr sagen, als Ahnen, die Versicherung ge­ben, das Fraakreich, bewaffnet bleiben und Preußen beobachten muß ? Eine solche Bolität ist gefahrvoll, werden Sie jagen. Das geb’ ich zu.” — Preußen — fügt der „Bolt’s Korrespondent hinzu — hat die Main­­linie thatsächlich schon überschritten. Wird­ Napoleon leiden ? . Dies Problem — sagen Viele — wird im Frühjahr gelöst werden. . Die „Zimes" gibt aus Anlas des Genfer Vriedengron­­gueises folgendes photographische Bild von Garibaldi: Mir denken nicht schlimmer von dem großen italienischen Bar trieten wegen seiner unglückkichen Schaustellung in Genf. Garibalvi ist ein einziger Charak­er — ein Mann von fast beispielloser Herzens, einfart. Seinen eigenen Instinkten überlassen, wird der General selten fehlgehen ; aber gegen die Eingebungen falscher Freunde ist er so­­ husz­los, wie ein neugeborenes Kind. Die größten Gedanken, hat man ge­­sagt, entspringen aus dem Herzen ; aber der Sat ist wahrer von ben erelten Handlungen. Nicht durch tiefe Serialität hat Garibaldi einige der unwunderbarsten Skaten unserer Zeit verrichtet. Was er ge­leistet hat, war das Ergebniß von Glauben und­ Liebe. Garibaldi’s politisches Credo hat seinen Verstand nie schwer besteuert. Als Patriot hate er den Desterreicher und den Priester mit dem ganzen hi eines liberalen Italieners, und auf diese Feinde ging er 108. mit einem Ungestüm,­ der wie Strategie wirkte. Alle seine Schlachten­ focht­ er entweder allein, oder mit einer Handvoll: Gläubigen, denen er für den Augendlich seine eigene Seele eingebaut hatte. Seine größten Erfolge wurden regelmäßig mit den geringsten Mitteln erreicht ; seine Mißerfolge waren am auffälligsten gerade da, wo die Bebe­­tendsten sittet aufgeboten­­ waren. Auf einen Mann dieses Ge­prägs lassen sich die getrobnten Vernunftgefege kaum anwenden. Garibaldi war immer der wenigst eingebildete, der wenigst eigensinnige Mann ; mit dem stärksten Glauben an die Gefelligkeit seiner Impulte verbindet er das zagste Mißtrauen in sein eigenes Urb­eil. Cavour, Vic­­tor Emanuel, Augusto Vecchi, sogar jeder von den bescheidneten F­reun­­den seines häuslichen Kreises, kurz jeder, auf dessen Einsicht und Recht­­lichkeit er vertraute, konnten bestimmend auf ihn einwirken. Unglückli­­cherweise laßt ihn seine Menschenkenntniß oft im Stich ; unzugänglich für alle anderen Schwägen, wird er ein Opfer seines liebevollen Ge­­müths. Lieben ist für ihn gleichbedeutend mit Glauben , und jeder Delilah , unter den sogenannten „Monsten der Aktion”, die seinen Nan­en mißbrauchen, gibt der Samson von Caprera nur gar zu bereit: willig die Xoden seiner Kraft­ für die Schere preis. — Gegen die Ber­­führung der Welt und seines allzu vertrauensvollen Naturellis möchte Saribaldi sich schmeiern, ein sicheres Asyl auf­ seiner einsamen nel gefunden zu haben , und in der That von jedem neuen Yehlschlag, kehrt er als ein weiterer Mann nach Caprera bein. Leider erregte ihm der langsame Todeskampf­ der weltlichen Bapitm­acht in der legten Zeit Ge­wissensskrupel über die unvollständige Erfüllung seiner Mission. Das Ge­ ichrei „Rom oder Tod!" durchgd­auerte ihn mit Erinnerungen­­ an Belletri und Aspromonte. Da rücte denn Garibaldi noch einmal in’s Feld gegen den Papst, und weil entweder die Wachsamkeit der italienischen Regierung, oder die Schläfrigkeit der Duk­iten an der Tiber,, oder die Cholera ihn an den­ Grenzen von Toscana und Umbrien ungeduldig werden ließ, war er Schwach genug, auf einen treulosen Rath zu hören und den Friedenskongreß in Genf zu befuen. — Ohne Zweifel it Garibaldi ein Mann des Friedens; er mwinscht mit seinem guten Herzen gewiß nichts sehnlicher als die Herabkunft 063 Gottesreiches auf Erden ; er glaubt an eine künftige V­erbrüderung aller Völker, und meint, daß nur die Monarchien und die stehenden Heere noch den Anbruch des­ Millenniums verzögern. Garibaldi ist auch sein balsstarriger Republikaner, denn aber und aber hat er den Marsini verlassen und verleugnet, um dem Ritter Emanuel zu folgen. Sa, Garibaldi’s Besuch in Genf zeugt für seinen maßlosen Optimismus. Der Bapst kann Frieden mit ihm haben, wenn er nur seine Tiara vom­ Haupte nimmt. Ebenso der Kaiser Napoleon, wenn er Nizza an tar lien zurückgibt und an Frau freih die Freiheit. And­elerte alle Sol­­daten und Fürsten, wenn sie ihre Schwerter und S­epter in Pflug, Scharen und Hirtenstäbe umwandeln. Garibaldi ist eben, wie gesagt, ein Mann von zu viel Gefühl, als daß er sich mit ordinärem Den­­schenverstand abgäbe. Und so­ll er nun auch nach Genf gegangen, in dem guten Glauben, daß die alte morische Welt zusammenfallen könne, wie die Mauern von Jericho vor einem Posaunens­all. Garibaldi bei Bard­e, in Marsala, am Joro-See, das ist er selbst ; aber in Genf wie in der Zuriner Kammer it er das, was Andere aus ihm machen. »sichst hohe Stufe zu bringen. Dei wurzelnde dee des Freihandels nicht,

Next