Pester Lloyd - Abendblatt, September 1867 (Jahrgang 14, nr. 199-223)

1867-09-26 / nr. 220

·. haben­ die Patrioten sich zusammengefunden.­Das deutsche­ Volt sei ein friedliches Volk,aber es verlange seine Selbstständigkeit und werde jede fremde Einmischung m­it der sittlichen Kraft zu­­rückweisen,an welche der Sieg sich fessele.Frankreich m­öge aus Montesaureu lernen,daß das Wort andere zu beherrschen suche, welches daheim im Innern nichts leiste . » Abgeordneter Günther(Sachsen):«Ein­ e Adresse sei eine scharfe konstitu­tionelle Waffe,man müsse sie nichts durch un­­nöthigen Gebrauch abnützen.Die Thronrede gebe keine Veran­­lassung zu einer solchen.Er erkenne den norddeutschen Bund an, aber von der Anerkennung der Thatsache zur»Sympathie-Erklä­­rung sei ein weiter Weg,den er nicht beschreiten könne.Man solle nicht in den Enden des vorigen Jahres wählen,nicht Leidenschaften wecken,die nur schlafen.Man«solle versö»l­nen, vermitteln,vereinigen;die Adresse störe auch­ die Har­monie der Parteien im Reichstag.Dank sind Sym­pathie für eine so un­­vollkommene Verfassu­ng solle m­an nicht aussprechen,damit treffe man nicht die öffentliche Meinung.Den Süden gewinne man nur auf dem­ Boden des konstitutionellen Bundesstaats.Die Ab­­neigungjl des Südens habe ihren Grund nur in den konstitutio­­nellen Engeln der Bundesverfassu­ng Wolle man aber blos das unverbrüchliche Recht der­ Nation­,ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen,aussprechen,so thue m­an dies am unbedingte­­sten­ durch Annahme der von ihm und seinen Freunden vorge­­schlagenen motivirten Tagesordnung.Die Adresse reize jenseits und beunruhige diesseits. Nachdem­ noch Dr.Braun gesprochen,wird die Gene­­raldebatte geschlossen.Graf Bismarck ergriff nach der Spe­­zialdebatte das Wort. Der preußische Generalstab über den Krieg von 1866. Unter dem Titel „Der Feldzug von 1866 in Deutschland” läßt der preußische Große Generalstab ein Geschichtswert erschei­­nen, dessen erste Lieferung, ein Fünftel des Ganzen, eben auss­gegeben wurde. Die diplomatischen Verhandlungen und die Rüstun­­gen, die Konzentration und Aufstellung der Armeen und die Operationen gegen Hannover und Kurhessen bilden den Inhalt des bisher Erschienenen. In dem kurzen, zweifellos aus Moltke’z eigener Feder gefroffenen Vorworte heißt es : „Die Schilderung kriegerischer Begebenheiten, an welchen die lebende Generation Theil nahm, wird fast immer von Be­siegten empfindlich­ berühren und selten den Sieger gänzlich be­­friedigen. Wer, ohne den Zusammenhang und die leitenden Mo­­tive zu fennen, mit zu handeln hatte, tegt dem persönlich Erleb­­ten meist einen Werth bei, den er für das Ganze nicht hatte. Ueber­ dies kann die Darstellung einer­­ weltgeschichtlichen Entwicklung nur den Nahmen bilden, in welchem auch die schönsten Thaten der einzelnen Abtheilungen wie der Individuen einen bescheidenen Raum einnehmen. Die Vergleichung aller Aufgaben führt die Ansprüche der Einzelnen oft auf ein beschränktes Maß zurück und berichtigt Irrthü­mer, welche selbst in den offiziellen Bericht un­­absichtlich einfließen.” Die allgemein geschichtliche Einleitung, in der die diplo­­matischen Verhandlungen und die Rüstungen behandelt werden, ist auf wenige Seiten beschränzt. Wir lassen die ersten Sage folgen : „Der Krieg von 1866 zwischen Preußen und Oesterreich war eine weltgeschichtliche Nothiendigkeit, er mußte früher oder später einmal zum Ausbruch kommen. Die deutsche Nation konnte z­wischen dem romanischen Westen und dem Hlaviischen Osten nicht dauernd in der politischen Schwäche fortbestehen, in welche sie seit ihrer ersten glorreichen N­atserzeit verfunden war. Während der Jahrhunderte, wo, Italien ausgenommen, alle Nachbarstaa­­ten Sich Konsolidirten, die Macht der D­afallen brachen und die Kräfte, oft ganz verschiedener Volksstämme, straff zusammenfaßten, wucherte in Deutschland eine Unabhängigkeit der einzelen Theile empor, welche die Gesammtheit zur Ohnmacht verdammte. Der Berfud, einige dreißig Souveränetäten in einen deutschen Bund vereint, als europäische Macht hinzustellen, befriedigte weder nach Innen noch nach Außen. hi . Ein tiefer Drang nach Einigung lebte zwar in der gan­­zen Nation, aber es wollten weder die Fürsten ihre Rechte, noch in angeborenem Sondertrieb die Völker ihre Eigenthümlichkeiten dafür opfern. Fünfzigjährige Erfahrung hatte gezeigt, daß jenes Ziel in dem Wege der „moralischen Eroberung“ niemals zu erreichen sei, und daß er dazu einer zwingenden Nothwen­­digkeit, und zwar von Geiten einer bene Macht bewürfe. Die geschichtliche Entwickung hatte nun aber zwei, zugleich euro­­päische Mächte in Deutschland erwachsen­ lassen, jede zu groß, um si der anderen unterordnen zu können. Auf dem Gleich­gewicht beider, also auf der Fünftlichen Spannung zweier sich aufhebender Kräfte, beruhte die Griftenz der Kleinstaaterei im übrigen Vaterland. Melde Bedeutung, Deutschland in der euro­­päischen Welt gewann, sobald Oesterreich und Preußen einträch­tig nach Außen wirkten, haben die Erfolge ihrer Bündnisse jederzeit gezeigt, aber in Deutschland selbst waren ihre Interes­­sen Íietschtetohíáe unvereinbar. Hier war nicht Raum für beide. Das eine oder das andere mußte weichen. — Oesterreich zuwar hatte eine außerdeutsche Existenz, Preußen hingegen konnte feine Stellung in Deutschland nicht aufgeben, ohne sich selbst zu ver­­nichten." Zunächst ist das Werk für die Armee bestimmt , aber au) dem Laien werden manche interessante Aufschlüsse geboten. „Mer mit Verständniß Yieft, bemerkt die „Schlef. 3ta.", wird beispiels­­weise Sofort erkennen, daß Falkenstein’s Operationen in den Za­gen vom 23. bis 26. Juni mit den Direktionen, welche von der damals noch in Berlin vomizilirten obersten Heeresleitung aus­­gingen, nur durchweg im Einklange standen. In gleicher Weise wird er dem dentenden Leser sofort rar werden, daß meber die thatsächliche, unverhüllt dargestellte Lage der Dinge, noch die dem General Fries von Seiten Falkenstein’s ertheilten Befehle ausz­­eichende Motive boten, um das Gefecht von Langensalza über­­haupt zu beginnen, noch viel weniger aber, dasselbe mit einer durchaus unauskömmlichen Macht bis zu jener blutigen Entschei­­dung durchzuführen.“ usd Deft, 26.. September. Bester Waaren,­ und Sn Brodukten ruhiger Verkehr, Effettenbörse. Raffinirtes Betroleum pro Oktober lieferbar, 100 3tnr. áfl. 17, ohne Gebinde. geschlossen. In Effekten war die Börse bei geringfügigem Verkehr ., Bannoniadampfmühl per Ultimo Ottober , in matter Haltung. Königsmühlartien á 620 geschlossen, blieben 620­­, 625 93. ER arrá 2120 begeben, Blum’sche Mü­hlenzertifikate mit 90 fl. Aufgeld gehandelt. Geschäftsbericht der Kornballe Bei etwas besserer Nachfrage für den Konsum haben sich die Weizen­­preise um 5 Er. gebessert. Gerste fest behauptet. — Die Statsbahn macht bekannt, daß wegen Ueber­füllung der­­ Aufgabsmagazine "die Zufuhr von Getreide aller Art zum Welter Bahnhof der Gesellsshaft Ichon für Heute Nachmittags wieder filtirt werden muß. V. Wien, 25. September. Die Ausgleichsver­handlungen sind zwar zum Abschluffe­n gelangt, allein die Börse scheint die gewonnenen Resultate nicht günstig auffassen zu wollen. Andersen verhehlt sich da sein vernünftiger Mensch, daß fest endlich eine feste Bali gewonnen it, welche in legter Sustanz beiden Theilen gleich zu statten kommen wird. Ungarn hat jedenfalls schon dadurch gewonnen, daß es das Obium eines Staatskanferotts von sich abgemäht hat, en die diesseiti­­gen Provinzen nun endlich die Ziffer der Last tennen , die sie unter allen Umständen übernehmen müssen , wenn sie es nicht vorziehen... sich dieselbe ‚doch eine Reduktion der Zinsenlast zu erleichtern. Man wird hier schließlich auch den Ausgleich adoptie­ren, nur etwa, weil er so gut ausgefallen ist, sondern weil er am Ende denn doch ein Ausgleich it­­est fragt es si nur noch, ob die Regierung auf der Sdee einer Unififation der Staatsschuld bestehen wird. Die Unififation der Staatsschuld ist ein frommer M­unsch, an dessen Realisirung ohne gelinden Zwang nicht gedacht werden kann. Will man den Staatsgläubi­­gern aber weder Vortheile bieten, noch sie z­wangs­weise zum Schnellpfeisendruch von Ei Umtaufe gegen Pentenpapiere­ verhalten, so muk man das Unifikationsprojekt als gef betrachten. Dagegen scheint die Vermehrung ver schive enden Staatsschuld dur eine eventuelle Vermehrung der Notenzirkulation kaum großen Sch­wierigkeiten zu unterliegen. Man wird wohl wahrscheinlich zunächst nur mit der Vermehrung der Salinenscheine den Anfang machen , aber da man sich denn doch gegen das Zurücktrömen­ derselben gar tantiren muß , nur dann ver­­mehren, wenn die Salinenscheine si nicht im Verkehr erhalten könnten. Wie sich die Napoleons zu­­ dieser Erhöhung der Rapiers­­elvemission stellen werden, ist nicht immer zu errathen. Momen­­tan wird der Kurs derselben allerdings doch niedergedrüdt , äußere Einflüsse wird vorübergehen und wir werden einen Schritt weiter auf der abschüssigen Bahn gelangt sein, So wird man die Notenemission allein das " Bien, 25. September. An der heutigen Barbörse wurden die tonangebenden Effekten deren Kursen abermals zu zu 180 und drücten sich auf 179.50. Valuten behaupteten supertein in Färb­en zu fl. 58—63. Ztr. Feigen 500 Ztr. Rosinen Eleme 9. von fhmüs 236.20. auf 235.60, 1860er Lose wurden mit 82.40 und 82.50, 1864er Rose mit 73.50 abgegeben. Napoleonsv’or hielten sich auf 9.90%. Um halb 12 Uhr wurden notirt : Kreditaktien 179.50­—179.60, Staatsbahnaktien 235.70, das Geschäft etwas lebhafter zembertsjänner 59 Thle. B. An der Mittagsbör­s­e wurde fester. Kreditaktien hoben sich bis 180.30, Staatsbahnaktien bis 236.30, 1860er Lose waren zu 82.80, 1864er oie zu 73.80 in Nachfrage. Zur Er­­lärungszeit um halb 1 Uhr wurden notict : Kreditaktien 179.80, Nordbahnaktien 1700, Staatsbahnaktien 236.10 ,­­ Karl-­Ludwigs­­bahnaktien 212.50. Banfaktien und gestrigen Notizungen. Um 12%/. Uhr notizte man : Kreditaktien 180.20, Nordbahnaktien 1705, Staats­­bahnaktien 236.30, Rarl:Ludwigsbahnaktien 212.75, 1860er 2oie 82.80, 1864er 2oje 73.80, London lange Gicht 123.90, b­onzb’or 9.91, Silber 121.75. T, 2. Triest, 24. September. Abruzzen in Fäfsern zu fl. 44, 300 Dr. fl. 21—24, 300 3tr. Korinthen Dr. oto. Fe­in und Früchte. Verkauft 1500 Sultaninen zu Angelormnen : 3000 tr. Feigen Calamata, 4000 Str. Rofinen Standhio, 6000 Ztr. sorinthen , 2000 Ztr. Sultaninen , 500 Ztr. gegen Smyrna, Rojinen Samos. redlau, 24. September. Weizen pr. September 85 Zhle. B. Roggen höher, gekündigt 1000 Str., pr. 2000 Pfo, pr. September 68—681­,— 69-68, Thlr. bei. u. B., pr. De September 53 thlr. B. Hafer pr. September 44 Zhlr. &. Reps_pr. September 94 Thle. B. Rübet fest, Iofo 11 Thle. B., pr. September u. September: Oktober 1077 Thle. bez. pr. April - Mai 111% Thlr. B. Spi­­ritus wenig verändert, Iofo 22 Thle. 6., 22, Thle. Br., pr. April: Mai 174—/ı The. " Miov, 23. Auguft. Mehl Ribmond und Hara Baltim­ ertra 36,000—37,000 rs., inter. fehlt, Triester ner SF 34,000—35,000 rs., Triester R. und C. Fontana und Ban­­nonia fehlt, oto. Chili 32,500—33,000 rs., California 32,000 bis 33,000 rs. Kurs und fließt Lissabon sehr fest auf London eröffnete zu 2121 d, zu 2174—21V2. d. nach Papier, indem Umfäße zu 21—21Y d. gegen Schluß der Bolt nur höchst uns bedeutend waren. Hamburg 840—850 rs., Frankreich 448 bis 454 rs. d­rachten haben in Folge zahlreicher Schiffsankünfte und mäßiger Frage eine fernere Erniedrigung erlitten. Der Markt forliegt flau zu folgenden Notizungen : Kanal s. 37.6—45, nördliche Häfen der Staaten s. 35—40, fünliche Häfen der Staaten s. 40-55. , oder abgegeben. Gibraltar Galamata Kreditaktien Staatsbahnaktien und die Kurse f. D. s. 40—45, eröffneten Verzinsliche Staatsfonds die an fl. 11, 6000 ‚Schtin. zu fl. und 1500 be. Del. Ztr. rothe Gerste pr. , etwas Verkauft 250 u. 6. — Zink fest. Napo: 9—_* 5380 Eingesendet. Kredit-Promessen, Ziehung 1. Oktober, Hauptir. 200,000 fl. Rudolph = Lofe, Ziehung 1. Oktober, Br 25,000 FE billigst bei L.ADLER, Mechtelstube, Dorotheagasse, Lloydgebäude. Verantwortlicher Redakteur : Karl Weigl­ries. 7 > N­ ­­ or 87 Wein, Dorotheagasse Nr. 14. —­est. 1867. Verlag der Belter Moyogesellschaft. .

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