Pester Lloyd - Abendblatt, März 1868 (Jahrgang 15, nr. 51-74)

1868-03-28 / nr. 73

> | Abendblatt des Pester Lloyd, Samstag,28.März. Nr. 73. (Die einzelne Nummer Tofket 4 Te. E. 35) Def, 1868. originaldepeschen des pester Lloyd., Wien,28.März.Im heutigen unterhause beantragen Pratobevera und Genossen eine Ausschus­­swahl von 9 Mitgliedern,welche das Gesetz über f­­inisterpensionen auszuarbeiten habe.Das Haus­­ nahm den von Rechbauer gestellten Antrag an, welchem ‚zufolge die Regierung aufzufordern sei, eheften ® einen 4 Geietentwurf über: Reorganisation der Gendarmerie — nach den Grundlagen, selche vom militärischen Charakter zu trennen — einzubringen. Florenz, 27. Mär. Die „Opinione” spricht von dem allgemeinen Budget für 1869, welches bei einer Gesammt-Einnahme von 804 Millionen und einer Gesammt-Ausgabe von 1004 Millionen ein Defizit von 200 Millionen aufweist, und sagt, das Budget " sei wegen der beiden Nebuzirungen vorgenommenen Rende­­rungen selbst für das M­inisterium noch kein endgiltiges. Die „Opintone” sagt weiter, der Minister habe das Defizit für das Jahr 1869 mit Hilfe der zu votirenden Steuergefege und weiterer Ersparungen auf 59 Millio­­nen veranschlagt. Das Blatt glaubt, daß das Defizit pro 1869, wäre es selbst noch größer, seine Beunruhi­­gung einflößen könne, wenn die Gefete über die Steuern , und Ersparungen vollet sein werden. Wien, 28. März, 10 Uhr 45 Minuten. Barbörje. Krebitastien 189.30, Nordbahn­­, Staatsbahn 252.20, 1860er £ ofe 82.30, 1864er Lofe 86.10, Napoleon d’or 9.23, Steuerfreies —, Lombarden 170.90, ungarische Kreditaftien —. fest. Stansfurt, 27. März Abendbör­se. Krevit:Attien 194.75, Staatsbahn 259.62, Amerikaner 75%, Neue: Steuers freie 51Ys, 1860er Lofe 7242, 1864er £ ofe —. Sehr fest. Hamburg, 27. Mär, Getreidemarkt. Termine flau. Weizen Tote. 178, per März 178, per­­ Frühjahr 179. Rog­­gen Iofo 134, per März 132, per Frühjahr 131%. Hafer stille, el per März 23", per. Mai 231, per Herbst 24, flau.­­­Jülich, 27. März. Getreidemarkt. Weizenges­­chäft fester, weil Verkäufer zurückhaltender, Kaufluft aber noch schwach, Vreife unverändert. Anhaltend Schnee und Res A x­genmetter. Mehelmarkt ruhig, per März quilt 88. We Paris, 27. Mi 92.50, pr. April 91.50, Mai-Juni 90, Juli-Au­ne ‚feiner 52—54 , Roggen 37 , Gerste 30—27 , Hafer London, 27. März. Getrei­demarkt. Englischer Meizen äußerste Preise, fremder eher ruhiger, aber: Mittmode­­preise behauptet, Gerste volle Preise, Hafer feiner sehr­ feit, ge­­ringer williger, Pracht­wetter. Pett, 28. März. P. ©. Seitdem dier ungarischen Delegirten aus Wien zus­tückgekehrt sind, haben in den hiesigen Klubs die Parteiberas­thungen über die zahlreichen zu erledigenden Gesehe begonnen und werden unermüdlich fortgefest. Im erster Reihe steht natürlich das Budget für 1868, denn wenn auch in Folge der unerwartet lange dauernden Dele­­gationsverhandlungen wenig Hoffnung vorhanden ist, den Staats­­voranschlag im Neich­tage noch im Laufe des Monats April, d. h. vor Ablauf der der Regierung auf vier Monate gewährten Steuervollmacht, durchzubringen, so sol doch das Möglichste ger­leistet werden, damit die neuerdings unvermeidliche budgetlose Zeit nicht lange mehr währe. Das Budget wird also in erster Reihe in Angriff genommen werden. Doc bevor die Regierung ihren Kostenvoranschlag vorlegen kann, ist es noth­wendig, einige Finanz- und Eisenbahngefege zu erledigen, da vor deren Erledi­­gung, d. h. vor ihrer Wotk­ung durch den Reichstag, das Bud­­get nicht festgestellt­ werden kann. Solche Gefege sind : die neue Spiritus, Zuders und Biersteuer, die Gefege: über drei neue Eisenbahnen, welche Staatssubvention erhalten sollen, und­ noch einige andere, die entweder, wie die eben genannten, auf die ein­­zelnen Zifferansälle des Budgets, auf die Ausgaben und Eins­nahmen von Einfluß sind, oder aber, wie das in der gestrigen Konferenz der Denkpartei durchberat­ene Gefeg über die Moda­­litäten der Gesetespublikation, wichtige Vorfragen bilden. In der Konferenz vom 26. d. M. wurden die erwähnten drei Eisenbahngefege vom Ministerium vorgelegt und von der Partei gutgeheißen. In der am 27. D. M. 7 Uhr Abends im Deat: Klub abgehaltenen Konferenz hat der Justizminister Horváth zwei Gefesporfchläge vorgelegt. Der eine enthält­ Bestimmungen über die Art und Weise, in welcher fünfzighin die Gefege Fund: gemacht werden sollen. 63 ist hiebei von der früheren Gepflos­genheit, «gemäß welcher die Gefeße nur nach Schluß des Land­­tages in den Generalkongregationen der Komitate Tundgemacht worden, Umgang­ genommen, und das amtliche Blatt als Or­­gan der Publikation bestimmt worden. Ein Gefeg, wenn die Zeit des­ Beginnes seiner Wirksamkeit nicht angegeben ist, tritt 10 Tage nach der Publikation desselben in Wirksamkeit. Der zweite Gefegvorschlag ist von­ bedeutenderer Trage­weite, er enthält Bestimmungen über die Regelung der aus dem vormaligen Hörigkeitsverhältnisse noch aufrecht­­ bestehenden Resisverhältnisse, deren einige Meberreste bis zum Augenblice, ihrer Erledigung entgegensahen. Mach diesem Gefegtnichlage­felder bezugsberechtigte Grundherr durch die betreffenden Befiser des dienstbaren Grun­­des für die jeweiligen Bezüge und Leistungen entschädigt. merz. den. Die Entschädigung wird der Staat­­enth­eber direkt oder mit ‚Beiziehung ‘eines Bodenkredit:Institutes vermitteln. € 3 wird, ein eigenes­ Lastenblatt in dem Grundbuche angelegt und­ durch eigene Organe die Durchführung der Entschäbigungsoperation, in Vollzug gerebt werden. Eine ziemlich lebhafte Debatte entspann sich hierüber, die unter den Koryphäen der Rechten im Beisein be3. Justiz= minister8 und. Franz Deat’3 noch lange fortgefebt wurde. In der morgigen Abendkonferenz­ wird, die für das Land hochwichtige. Frage neuerdings eingehend erörtert. " ,Szájadunt" bespricht die Brestl’sche Finanzvorlage : Die Besteuerung der Staatsschulden erscheine insofern sied:­mäßig, als vadurch ein Theil der Last des Defizit den Staats­­gläubigern aufgelegt wird, ob sich aber diese Operation auch Die Vermögenssteuer könnte nur ein Sozialist gutheißen. Nur derjenige, der die Ungleichheit des Vermögens für ein Uebel betrachtet, der diese Ungleichheit abschaffen will, könne der Besteuerung gutheißen, die einen Theil des Vermögens, wehs aus das Bolt seinen Reichthum, gleichzeitig aber auch der Staat seine Einkünfte schöpft, vernichtenn muß. Jedes richtige Steuers foftem daß die Quellen der Staatseinnahmen dauernd und unversü­gbar seien. Vom national­ökonomischen Gesichtspunkte könne dieser Theil der Finanzvorlage nun keineswegs gutgeheißen werden; allein es komme hier­e dafür zu sorgen, v diese Art gar nur auf nationals ökonomische Reinzipien an, sondern sei­e8 für Oesterreich eine politische Nothwendigkeit das Defizit zu deben. Es handle sich um Sein oder Nichtsein. Entweder die­ Defizite müssen ein Ende nehmen, oder der Bankerott ist unvermeidlich. Dieser Alternative­ gegenüber sei jede Maß­­regel gerechtfertigt, die zum Ziele führt. Was diese Maßregel übrigens in günstigerem Liäte ers feheinen Laffe, sei der Umstand, daß die ärmere Klaffe vor dies­­er Steuer verschont bleibt, = „Hon“ fragt, was eigentlich mit den Baarbeständen seinen verläßlichen Ausweis über die Höhe derselben gegebe wohl aber gesagt, daß der Kaffabestand genügend sei zur Deckung des Erfordernisses von 31 Millionen. Nun habe aber die Delegation nur 26 Millionen bewilligt, jedenfalls werde sich also ein Restbetrag ergeben und "die Frage steht so offen, wie dieser verwendet werden bringt „Magyar Ujság" eine Erlärung von­ vielen Mitgliedern dieses Komites, der wir Folgendes entnehmen : Der Sekretär des Comités, Mifár richtete, nachdem er seines Amtes enthoben worden, seien. Drei Mitglieder des Komités machten geltend, erfolgl ist. Die Regierung habe soll. — Meber die bereits vor zwei Tagen von und gemeldete Auflösung, des Honvéd: Centralkomites an den Präfidenten Be­nezel: ein Abdankungsfereichen. In der vorgeitrigen Sigung theilte dies der Präfident dem Komite mit, ohne jedoch dak diese Abwantung keinen Sinn mehr hat, da­selbe wag der Enthebung . Das­ sprang der Präsident zornig von seinem Like­ auf und gebot dem Schriftführer die Abdanzung Mitárs an, Protokoll zu nehmen. Nun wollte man zu einem anderen Ge­­Umstande der Tagesordnung«übergeben;allein da erl­örte ein Mitglied des Komites,daß manfiübet oder keinen nndeten Gegenstand beratben könne,bevor die Mikär’sche Angelegenheit abgewan-Darauf sprang"der Präsident abermals vo­ifeinem Sitze auf und rief:Ich habe den Beschluß ausgesprochen,die­ Abdankung wir DZ angenommen,hier muß dasv geschehen frag isch will.Ich wollte mich nicht darüber aussprechen,obvas so mit6. in meiner Abwesenheit berechtigt war,Mikak zu entheben,aber jentspreche icheg aus,daß das Komite nicht das Rechtbienn hatte. « Auf diese Erklärung trug Räk.óczy vie Mitglieder · a­n | | vom: Frage. Standpunkte müsse des außerordentlichen Rechtes billigen zum. Prinzipe haben, der gemeinsamen Kafja geschehen werde. Laffe," sei eine andere den Brief vorzus­­ i i­m "Memoiren eines gendarmen.*) Roman von Ponson du Terrail. — 8 wicht jener Herr, der so gut zu Pferde ritt und­­ dem wir manchesmal­ im Walde begegnen ? — Ja, Frau Barmin, antwortete ich. F auch spreche ich mit­ der Frau Baronin ganz ungenirt, daher Eg Warum fragen Sie mich nach dem Allen ? Sie­­ wortete, sie : fhien und ein wenig verlegen. — G Siehst Du, meine Liebe, das ich bin erst zweiunddreißig Jahre alt, ist zu jung, um man für das­ Witwe zu bleiben. IA möchte gern wieder­ heirathen. Da begriff­ig sogleich, daß: — Du glaubst ? — Dh, gewiß! er ist ja in die Frau Baronin verliebt. Hierauf wurde sie sehr voth und ich hörte, wie sie mir­ melte — Bielleiht fr­eres... ad that als wäre ich erstaunt und sie­ fuhr fort: — Du weißt gar nicht, daß ich gestern eine Liebeserfläs­tung erhalten habe ? Vom Herr v. Saint: Julien ? wer — Das weiß­ ich nicht, der Brief war nit unter­­schrieben. Worauf ich antwortete : der Brief ist gewiß von ihm. Als die Baronin hierauf ganz nachwenklich wurde, fuhr ich fort: — 63 würde also der Frau Baronin nit mißfallen. Fran d v. Saint-Julien zu heißen ? — Durchaus nicht, antwortete sie, es ist einer der ältes­­ten Namen in der Provinz. — Auch befist er ein schönes Schloß, fuhr ich fort. — Wenn sich die Sace machen sollte, antwortete sie, dann würden wir Schloß Beaurevoie bewohnen, denn ich bin einmal daran gewöhnt. Aber, fügte sie hinzu, wenn ein Mann Gaint, Julien beibt, und zu unserer Gesellschaft gehört, dann schreibt er seine anonyme Briefen, sondern er übergibt sie franz und frei. — Ah! hat sie das wirklich gesagt ? fragte der Junker. — Gewiß, antwortete Marton. — 6o brauchte ich mich ja blos vorzustellen ? — Das­ glaube ihm nicht. Sie müssen ihr morgens ein sehr respektvolles Briefchen schreiben, worin Sie bitten, sie befor­­den zu dürfen und müssen dieses Schreiben doch einen Ihrer Diener übersenden. — Und du glaubst, daß sie mir antworten wird? — Augenblicklich. Und dann geht Alles von selbst, — Gute Marten ! rief Herr dr. Saint:Julien, und ging davon, ohne an nur daran zu denken, sich um Wiyb zu er­kundigen. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch und ehe noch Marceline aufgestanden war, schidte Herr dr. Saint: Julien einen­ berittenen Diener nach PBeaurevoir mit einem Briefen, das folgendermaßen abgefaßt war : „Frau Baronin ! Einer Ihrer Gutsnachbarn erbittet sich von ihrer Güte die Erlaubniß zu einer Unterredung von wenigen Minuten. Ihr ergebener Diener Saint­ Julien.“ Zwei Stunden später brachte der Diener folgende Ante­wort zurück: „Die Baronin 9. Verne erwartet Herrn: v. _Saint: Julien." LIV. Die eg die budlige Marton im dem . Berbere, welches sie­ vor der Baronin, und Nikolaus Santerau am Morgen des vergangenen Tages zu bestehen gehabt. hatte, . sagte, . war. dad Mebel noch nicht sehr groß, „allein, nicht adestoweniger hatte das Köpfchen Fräulein Anette­ 3 fon seinen Weg gemacht. Fräulein Anette war­ erst sechzehn Jahre alt, allein sie fchien achtzehn, war heiter auf’3 möglichste, „b.handelte ihre, Mutter gern wie eine, ältere Schwester, und war fest überzeugt, daß das Leben ‚einem, Romane: gleiche. Marton ; hatte: ihr: so oft von Herrn C. Saint: Julien gesprochen, daß sich das Märe­­chen [don als Burgfrau: jenes­ alten Schlosses ab, welches: ‚sie eines Tages während ‚einer Spazierfahrt­ in der ‚Entfernung; erblickt hatte. An diesem Morgen war sie zeitlich Früh herabgekommen, und fand ihre Mutter, wie diese eben einen Brief las. — Mas mahst du hier Mama ? fragte sie. Stau v. Verne bemühte sich, ihrer Physiognomie, einen­ melancholisgen Anspruch zu geben. — Mein liebes Kind,­ ich denke nach. — Meber war.? — eher eine Menge Dinge. — Mein Gott, Mama, wie du, ernst­­ bist ! Frau dr. Verne zögerte nicht und, fragte ihre Tochter: — Hast du von Herrn von Saint:Julien. : sprechen gehört ? Anette ersöthete bin über die Ohren. — Warum fragst du das, Mama ? » « .­—Hast,du ihn schon bemec­kt?fube die ParocxitF fort.«« LGewiß..ck siht sehr gutzqueche. ——Und was denkst du über ihn? ".­­­I­ Jstet verheiratet? — Nein. : Ach wollte wissen, 4 die Millifchwetter und sprach — 99 glaube, daß Frau, Baronin , weshalb‘ sie "des seligen Tagen brauchten, auf daß Herr mich das Herrn Barons bin. Ich sagte anklopfen müsse hier alles fragte , ganze Leben da nichtzbestoweniger nur ein Wort v. Saint-Qulien. . . ich als zu ' a *) Fortseßung aus Nr. 72.

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