Pester Lloyd, Juli 1868 (Jahrgang 15, nr. 156-182)

1868-07-10 / nr. 164

" Psst,9.Juli. Seitdem auch itt Reff einige Judwidueu verhaftet wurdent, denen eine Mitschuld an dem Attentat gegetkdett Fürstent Michael von Serbien zur Last gelegt wird,beschäftigt man sich immer lebhafter mit der Frage,welchettWeguttfere Regieru­ng den Berhafteten gegenüber einschlagen werde.Wird von serbischer Seite die Auslieferung verlangt,s Und wetn ein sol­­ches Beflattgen gestellt,wird es von der ungarischen Regierung erfüllt werden.Um diese Punkte dreht sich die Diskussion und mit leichtbegreiflicher Spannung sieht man der ersten Ent­­schließung unserer Negierung in einer völkerrechtlichen Frage entgegen. Unsere eigene Anschauung ist unseren fejern bekannt. Als von Wien her die ersten Gerüchte von Auslieferungsfor­­derungen zu­ uns herüberbrangen, bemerk­en wir, er scheine uns gar nicht zweifelhaft, wie die Antwort der ungarischen Regierung lauten werde ; wir meinten sehen damals, es werde auf eine Auslieferung n­ich­t eingegangen, wohl aber die Be­­strafung der in Ungarn aufgegriffenen Verbrecher nach unga­­rischen Gelegen nicht nur als ein Necht, sondern auch als eine Pflicht von Seite unseres Ministeriums betrachtet werden. Seither ließen wir es uns angelegen sein, authentische Auskünfte über den Stand der Angelegenheit einzuziehen, und indem wir dieselben Hier folgen lassen, geben wir zugleich unse­­rer Befriedigung darüber Anspruch, daß die von uns gleich zu Anfang ausgesprochene Ansicht auch von Seite der Regierung als eine durchaus forreste anerkannt worden is. Was das Thatsächliche betrifft, so Hat es seine Nichtigkeit damit, daß von Seite der serbischen Regierung das Verlangen an das ungarische M­inisterium gestellt worden sei, es solle ein der Theilnahme an dem Belgrader Attentate beschultigtes, auf un­­garischem Boden zur Haft gebrachtes Ambividuum ausgefolgt werden. An die ungarische Regierung traten nunmehr folgende Erwägungen heran : 8 besteht derzeit mit Serbien noch sein Auslieferungsvertrag, und es könnte daher vorkommenden Falles nur der Vorgang plaßgreifen, welcher gegenüber der Zürfei beobachtet zu werden pflegt und wonach die gemeinen Berbrei­cher gegen Zusicherung der vollsten Neciprocität in jedem ein­­zelnen Falle­­ ausgeliefert werden. Dies gilt für solche Verbre­­chen, welche man — im Gegensuge zu den politischen — ge­meine zu nennen pflegt. Im vorliegenden Falle handelt es es aber eben darum, ob das dem Verhafteten zur Hast ge­­legte Verbrechen nicht etwa in die Kategorie der politischen Verbrechen falle, bezüglich deren nach den gegenwärtig ange­­nommenen Grundlagen des europäischen Wölferrechts die Aus­­lieferung nicht gewährt wird. Imbeffen ist auch im dieser Beziehung seit einigen Jah­ren eine, wenigstens theilweise Modifikation der Ansichten ein­­getreten. Das europäische Wölkerrecht läßt bereits die An­schauung gelten, es sei der Meuchelmord, selbst wenn er zur­ Erreichung politischer Zwecke begangen wird, dennoch ein so verwerfliches Mittel, daß der sonst für zulässig e­rachtete Entschuldigungsgrund einer unter gewissen Umständen mit dem bestehenden formellen Staatsrechte in Konflikt gera­­thenden politischen Ueberzeugung, für eine solche gegen die einig unverleglichen Grundgefege der Moral und des Rechtes began­­gene Mitfelhat, nicht Plat greifen könne. Mit der förmlichen Anerkennung dieses Rates ist Belgien durch sein Gefäß vom 22. März 1856 vorangegangen . Hienach soll ein gegen die Person eines fremden Souveräns oder gegen eines der Mit­­glieder seiner Familie verübtes Attentat, wenn dieses den That­­bestand eines Mordes, Meuchelmordes oder einer Vergiftung darstellt, nicht mehr als ein politisches Ver­brechen angesehen werden. Awischen diesen Erwägungen mußte nun das ungarische Ministerium seine Wahl treffen. Die Entscheidung fiel für jene Ansicht aus, welche die ältere und die unbestrittenere ist, und welche das Asylrecht in den möglichst unweitesten Grenzen verpeftirt. Der Unterschied, den das belgische Gefeg aufstellt, wurde von Seite unsserer Regierung nicht adoptirt und­ die Auslieferung abge­lehnt. Da es aber der ungarischen Regierung nicht in den Sinn kommen kann,den Lauf der Gerechtigkeit zu hemmen und Schuldige der verdienten Strafe zu entziehen,so wurde der serbischen Regierung eröffnet,waß derseinzichtigte un­­ter der Anklage des Mordes vor ein un­­garisches Gericht gestellt werden wird Bleichzeitig wurde die serbische Regierung angegangen, die nö­thigen Daten und Aftenfunde einzusenden. Das Gericht, wel­­cs im Kieser Angelegenheit die Verhandlung zu führen hat, wird der Königlich ungarische A Justizminister delegiren. Er unterliegt seinem Zweifel, daß das durchaus Forreste Vorgehen der ungarischen Regierung und die entschiedene Wah­­rung des Afplrechtes insbesondere auch einem befreund­e­ten Staate gegenüber in den weitesten Kreisen die vollste An­­Wir betonen es nachdrück­chit, weil erfennung finden wird, wir ein ganz besonderes Gewicht darauf legen, daß der Staat, ausgesprochen haben. Dieser Umstand schließt nicht nur von Borne herein jede Mißdeutung der männlichen Haltung unse­­rer Regierung aus, sondern es ist damit auch ein gemwi­ch­tiger Präzedenzfall geschaffen, der uns sehr wohl zu Statten kommen wird, wenn irgend­ein Mal von anderer Seite, die vielleicht weniger Anrecht auf un­­sere Zuverkommenheit hat, ein ähnliches Begehren gestellt wer­­den sollte. Es war eine glückiche Inspiration, welche unseren Justizminister in dieser Frage geleitet hat und die Sympathie und Verehrung, die man bei uns allenthalben für biegen er­­leuchteten Staatsmann hegt, wird im ganzen liberalen Europa den freudigsten Widerhall finden. Politisch : militärische Briefe. (Neue Folge) RB­CS läst sich nicht leugnen , dag die Wehrverfassung eines Staates auf dessen politische, sittliche und selbst materielle Entwickklung einen ungemein großen Einfluß ausübt. Betrachten wir unsere Bevölkerungsverhältnisse näher, so finden wir, bag die österreichische ungarische Monarchie im Ganzen 16,095,534 männ­­liche Bewohner Rat; davon stehen im wehrpflichtigen Alter 3,304,328. Darunter sollen untauglich fein 40 p&t., so er übrigen 1,982,597, von welchen im schlimmsten Falle circa die Hälfte in Anspruch genommen wird; nun aber sind zu Arbeiten zusammen: 6,915,428. Dem gegenüber steht eine männ. Bevölkerung von 10,077,037 im Alter von 14—60 Jahren und circa 7 Millionen Frauen und Mädchen. Es ist daher circa der zweiunddreißigste Diensch im äußersten Nothfalle für den Wehrstand in Anspruch genommen, und in dem Maße, als die Bevölkerung wächst, wird si dieses Verhältniß bessern, keinesfalls aber nicht je ein absoluter Stillstand aller Gewerbe zu befürchten, ja nicht einmal im Kriege läßt sich ein­ bedeutender Ausfall an Arbeiterrast erwarten, da, wie oben gezeigt, circa 10,077,073 männliche Bewohner Dody wohl einen Bedarf von 6,915,428 Arbeiter beden künnen, wenn man auch von dem weiblichen Geschlecht ganz abstrahlrt und übrigens nicht außer Acht läßt, bag bei der Zahl der Hilfsarbeiter sogar Kinder in Rechnung gebracht worden sind, wir aber nur die männliche Bevölkerung vom 20. bis 32. Lebensjahre zur Drdung des Heer­­bedarfes in Anschlag brachten ; vergleicht man ferner die Größe des preußischen Heeres mit dem unfrigen, so stellt sich heraus, das dort circa der 21. bis 22. männliche Bewohner dem M­ehrstanve angehört ; ebenso günstig gestaltet fi dns Verhältnis hinsichtlich des stehenden Heeres im Frieden; in runden Zahlen gerechnet, steht bei uns circa der 125. Einwohner unter den Waffen, in Preußen circa der 60. Bewohner, das Wehrsustem erscheint also keinesfalls zu hart, umso weniger, als die ganze Intelligenz, die Geistlichkeit, ein großer Theil der Landwirthe, der Handelswelt und der In­dustrie, sowie der Beamten u. s. w. hinreichend begünstigt sind. Im national-ökonomischer Hinsicht greift also das neue Wehr­­system nicht störend in die allgemeinen Verhältnisse ein, in mora­­lischer Hinsicht wird es wohlthuend wirken auf das Bolt und, sa­­gen wir es aufrichtig, auf „das Heer“. In dem Momente, als die Intelligenz der Nation in allen Bannern des Heeres zum Dienst herangezogen wird, werden die Anforderungen an die Unter- und Oberoffiziere des Heeres erhöht, es genügt nicht mehr das, was bis jegt eigentlig auch schon nicht mehr ganz a­us­­gereicht hat. Tausende von Eltern übergeben die Hoff­­nungen ihbres Lehens dem Heere — die sittliche Erziehung gerade des krästigsten Theiles der Nation wird fortge­­fegt im Heere — ein Bolt, das Freiheiten hat, muß sie ver­­theidigen können; welche Summe von erhabenen Pflichten übernehmen Jene, welche wie immer berufen sein werden, auf diesen Theil der Erziehung der Nation einzuwirken? Das einfache Wissen militärischer Dinge genügt nicht mehr, der Bürger­fegte hat moralische Verpflichtungen gegenüber der Bevölkerung übernommen, er ist nicht mehr blos der B Vorgefegte jenes Theiles des Boltes, welches sich nicht Loslaufen konnte, er ist der militä­­­­rische Lehrer der Jugend jenes Theiles des Volkes, auf welchem dessen Zukunft beruht. Wenn die Erziehung einer Nation, besonders des heranwach­­senden Geschlechtes, der Unterricht, die Beredlung der Sitten wohl­­­­thätig auf das Bolt einwirken, wie groß sind die Pflichten jener,­­ welche gerade einen Theil der moralischen Einwirkung auf die­­ Jugend übernehmen, wenn das jugendliche Gemüth am empfäng­­l­­ichsten ist für jeden moralischen Einbruch, wenn durch unverstän­­dige Einwirkungen der Trog gebrochen werden sol, und das edhle Selbstbewußtsein des Jünglings vernichtet wird ? denn edhler Gehorsam, wir möchten sagen erhabene Tugend kann mit feinem Geld der Welt gezahlt werden, denn dafür gibt es eben gar feinen Lohn als den des eigenen Be­wußtseins. Gerade in freien Staaten kann sich aber jene Tugend am besten entwickeln, die so nöt­ig is, soll das Heer „das Bolt in Waffen“ seine heiligsten Güter, feine Gefege, feinen Monarchen, feine Freiheiten verthei­­digen können. Man studire das Wehrgeies, man betrachte die Konse­­quenzen, die sich aus demselben ergeben, und dann wird man erst ermessen können, was errungen worden ist, dann aber wird man all einsehen, daß es frevelhafter Leichtsinn wäre, das Erreichte in Frage zu fielen, weil man Ideen nachjagt, die unerfüllbar sind, solange wir auf dem Boden der pragmatischen Sanktion stehen. Die hohen moralischen Erfolge, melde man erfocht, als man den Verband, welcher zwischen den Ländern der b. ungari­­schen Krone und den andern Ländern Sr. Majestät besteht und der auf der pragmatischen Sanktion beruht, von gegenwärtigen Verhältnissen anpaßte, machten es möglich, daß die gemeinsame Sicherheit zwar einestheils doch ein­­ stehendes gemeinsames Heer gewährleistet wird, welches aber fünfzig ergänzt wird nach den Bestimmungen eines efetes, welches von den Vertretern der Nation frei berathen wird, aber dasselbe Gefeg gibt auch der Na­­tion die Waffen in die Hand zur eigenen Berbheinigung, und Ce. Majestät hat eben dadurch, daß die Regierung Allerhöchstvesselben ein Gefeß einbrachte, welches, seien wir offen — von einem groz­sen Maße von Vertrauen bittirt ist, auch Ansprucg auf den Dant der Nation. Die Hand der aufrichtigen Berführung ist Allen ge­­reicht, und selbst die Geschichte Englands nach den Zeiten der Revolution weist sein Beispiel größerer Mäßigung, weiterer Borz ausficht nach, als er Hier geschieht. Vertrauen erwect Vertrauen und die Zukunft wird ehren, bag Jene, die in die Kraft des ungarischen Volkes, in dessen coíe Gefühle ein so hohes Zutrauen retten, sich nicht getäuscht haben. DO $rag, 8. Juli. Der „Peiter Lloya” hat volltändig Recht gehabt, als er die Authenticität des Berichtes in der Leipziger „D. U. 3." über das Zwiegespräch Beutte mit dem celtischen Dioskurer­paar Palacky­ Rieger bezweifelte. An dem mitgetheilten Gespräc i­­in Wort wahr und wie ich vernehme, wird Rieger, der sich mit seinem Sch­wie­­gervater Balaczy auf seinem Gute Malecs befindet, dem wähst das Mader dementiren. Was den Ausgleich anbetrifft, so ist er bedeu­­tend in die Ferne gerückt. Die von Wien aus gegebene Bard­e: Biegen oder brechen, wird hier im buchstabliesten Sinne des Wortes befolgt. Zum Weberfluß hält sich hier seit Sonntag auf der Durchreise und Bad der Justizminister Herb­st auf, der schon persönlich auf die czechische OOpposition nicht gut zu sprechen i­ und allerlei Rathschläge den Ber börden mündlich ertheilte. Vorläufig handelt es sich um die Erft dung der oppositionellen P­resse, weil man glaubt, waß dann die Bevölkerung ohne Leitung wäre. In meinen legten Briefen habe ich ver Repressalien gegen die celtischen Blätter in böhmischer und deutscher Sprache gedacht, und heute füge idh nur bei, daß die Giftigung der sämmtlichen oppositio­­nellen Blätter die Frage einer sehr kurzen Zeit ist. Das neue Brekge­feß und die Schwurgerichte sind wo­cit in Kraft und nach dem Vreßgefege vom Jahre 1862 fehwebt über jedem Oppositionsjournale das Gespenst der Suspension, und es sol mit der größten Strenge darauf gesehen werden, daß etwa neu zu erscheinende Blätter nicht Fortlegungen der alten wären. Vieleicht schon in den nächsten vierzehn Tagen wird es Suspensionen regnen. Während der zeitungslosen Zeit tritt der Landtag zusammen, und da nicht anzunehmen it, dab vie Gehen sich an den Landtagsberathungen betheiligen werden, so sollen sofort dann die direkten Reichsrathswahlen ausgeschrieben und voll­­zogen werden, bevor noch die Suspensienzfrist der Journale abgelaufen ist. Man hofft in Wien, daß unter solchen Umständen die R­ichsrath­s­befhidung ermöglicht würde, was jedoch crechter Seit mit aller Entschiedenheit bestritten wird. Wer von beiden Theilen Recht behält, wird in wenigen Monaten Mal werden, und fast möchte ich nach mei­­ner subjektiven Anfit behaupten, daß der ministerielle modus proce­­dendi schmählichen Schiffbruch erleiden wird. Beust sol nur insoferne dahinter stehen, als er das­­ cisleithanische Ministerium: "in wefsen Bor­­gehen gegen die Grechen ruhig gewähren läßt und die Ausgleichever­­handlungen erst­ nach dem Scheitern der Einschüchterungsmethode in die Hand zu nehmen gebenft. Was die Neidsrathswahlen anbelangt, so werden sich die Ezedhen an denselben betheiligen, und bei der bestehenden Disziplin in sämmt­­lichen czechischen Wahlbezirken mit ihren Kandidaten durchdringen, welche aber die Reise nach Wien kaum antreten werden, und so bliebe dann Als wie zuvor. V Bürgermeister Klaudy ist vorgestern nach Wien abge­reist, um in Angelegenheit der Repressalien gegen die Breffe zu inter­­veniren ; helfen wird diese Intervention blutwenig. Wie ich früher gegen die Welterfrägung der czechiskhen Oppositionsweise mich geäußert habe, so möchte ich jegt wieder davon abrathen, dieselbe zu untersrägen, wie es in Wien geschieht, und jedenfalls hätte die Wiener Regierung mehr gewonnen, wenn sie das von Desk Kroatien gegenüber gegebene, und selbst von den ECzeichen belebte Beispiel der Mäßigung und Achtung der Landesautonomie und Nationalität nachgeahmt hätte, als die ohnehin aufgeregte Stimmung in Böhmen in fortwährender Erregung zu erhalten oder gar zu steigern. Allerdings wird sie es erzielen, daß die Demonstrationen von der Gasse verschwinden und die heftigen Angriffe der czechischen Breffe ver­­stummen werden ; sie wird aber nicht hindern können wenn sich der Bewegung Clemente bemächtigen , wie sei es ala BVerführer oder Ber: em : t ! B = et e tj 8. er e taj 8 a B B e­­ taj a er e = [ai e as 2 = So S = au o "a B. .. has e © => Q = et =; e ad erforderlich : Hilfsarbeiter bei der Landwirtschhaft . 3,089,551 Hilfsarbeiter bei den Gewerben .. . 1,021,985 Hilfsarbeiter beim Handel 73,615 Taplohnerr. Au­ante " 2,070,050 Schiffer ıc. ....... 37,923 Fabrikanten und Ge­werbeleute . 622,3­4 n­ EL Be­ ­­zufriedenen Bevölkerung Glauben und Unterfrügung finden werden. Mag man übrigens über beide Theile urtheilen wie man will. That face ist, daß die ungarische Regierung (und das wird hier laut aner­­kannt) zur Befriedigung der czechischen Forderung, ganz andere und weniger inkonstitutionele Diaßregeln ergriffen hätte, al­s8 die deutsche Regierung in Wien gethan.­­Wir geben diese Auslassungen unseren Herrn Korrespondenten, ‚mit denen wir sein Swend einverstanden sind, um verkürzt wieder, um m­it der Parteilichkeit geziehen zu werden. Unsere eigenen Anschauun­­gen , serziell bezüglich des Hinweises auf Kroatien, haben wir erst in unserem gestrigen Leitartikel ausführlich auseinandergefeßt. — Die N Reovaftion.) Aus dem Oberbhanfe, Bet, 9. Fur Das Oberhaus hielt Heute wiederum feine gewöhnliche Donnerstagfigung ab. Präsident Anton Majläth eröffnete die Sigung um 1 Uhr. Schriftführer Graf Gereon Radar und Baron Julius Nyáry Auf der Ministerbant Baron Béla Wendheim, Melchior Lónyay Aus dem Unterhause überbringt der dortige Schriftführer Graf Ladislaus Raday die sanktionirten und ypromulgirten Gefege über die Eisenbahnen Zäläng-Agram , Hatvan-Misfolg und über das nordöstliche Eisenbahnweg, nebst den Gefegen über Talat-, Lotto-, Bier , Spiritus, Wein: und Fleischsteuer, und das Punzirungs­­gefeß. Werner überreicht er den Auszug des Unterhausprotokolles vom 9. Juli , betreffend die Annahme des Grundsteuergefegent­­wurfes. Die genannten Gefege werden vorgelesen. Der Grund­­steuergefegentwurf wird der Finanzkommission zugewiesen. Hier­auf wird der Bericht der Finanzkommission über Stempel, Ge­bühren und Drngen durch Bericterstatter B. Julius Nyáry vert­iefen. Die Kommission empfiehlt im 5. §. eine den Sinn mehr prägzisirende siglistische Renderung, welche auch vom Finanzminister gebilligt und angenommen wird. Eine G­eneraldebatte fand nicht statt und die Spezialdebatte bestand aus einer Anfrage Erzbischof Hajnald’s an den Finanz­minister bezüglich des S. 17, ob nämlich die Befreiung derjenigen Beamten von allen Ernennungstaten, welche nicht vom Staate ers­nannt werden, sich auch auf diejenigen Geistlichen beziehe, die von den Organen des Staates für Benefizien präsentirt werden, wo der Staat als Grundherr zugleich das Patronatsrecht beftgt. Fi­nanzminister Vtanya­y sprach sich in dem Sinne aus, dag, da in selchen Fällen nur von Ernennung, sondern nur von Pr­äz­­entation die Rede ist, keinerlei Taxen erhoben werden dürfen, was sich, übrigens schon daraus ergibt, daß hier der Staat nur in einer privatrechtlichen Eigenschaft, als Grundherr fungirt. Das Gefeg wurde mit der bereits erwähnten figlistischen Mo­difikation im §. 5 angenommen. Schließlich meldete der Finanzminister, daß er bereits im vorigen Jahre tausend Stüd Zehn-Kreuzer Scheivenlinge nach der durch das neue Gefäß vorgeschriebenen Form und Gehalt prägen ließ ; da aber diese mit der Jahreszahl 1867 versehen sind und somit nicht in den Verkehr kom­men können ,­­ stelle er Davon 200 Stüd den Mitgliedern des Hauses zur Verfügung. Das Protokoll wurde noch in der Situng authentizirt und­ biefe um halb 3 Uhr geschlossen. 7 Aus Dem Ninterbanje, Bett, 9. Juli. An der heutigen Sigung des Abgeordnetens­hauses präsidirte Vicepräses Paul Somffih; als Schriftführer fungirten Em. Crengery und Bet. Mihályi Auf den Mini­­sterbänden : Graf Julius Andraffy, Lönyay, Br. Wend­­­heim und folterlich erschien auch Gorove. Graf Julius Andraffy: „Geehrtes Haus! Während meiner Abwesenheit wurde dur Hodofin und mehrere Repräsentanten eine Interpellation an das gesammte Ministerium in der Angelegenheit der Nationalie­tätenfrage eingereiht. Die Herren N Repräsentanten sagten in ihrer Interpellation, daß der Umstand, wonach die entsendete Kom­­­mission ihren Bericht noch nicht einsendete, das Bedenken in ihnen er­­weckt hätte, er habe überhaupt das Ministerium nicht die Absicht,­­in der Nationalitätenfrage dem Hause einen Gelegentwurf vorzulegen. An dieser Hinsicht stellen sie die Frage an das gesammte Ministerium, ob es wahr sei, daß das Ministerium die Kommission in der Vorlegung ihres Berichte behinderte oder behindert, und ob das Ministerium verfügen wird, daß nach Beseitigung dieses Hindernisses die Kommission je eher ihren Bericht abstatte. Graf Andrisfy weist nun die Vorauslegung zurück, als hätte das Ministerium je die Absicht haben können, seinem gege­­benen Worte und dem Beschluß des Hauses entgegen, die Vorlegung jene Kommissionsberichtes zu behindern. «­­Es ist wohl—fährt er fort-daß zu jener Zeit das Mini­­sterium die Kommission aufgefordert hat,auf kurze Zeit ihre Thätigkeit einzustellen und zwar aus dem einfachenuunde,weil das Ministrium nach allen Richtungen­ hin in An­spruch genom­men,fürchtete,dieser doch­­wichtige Gegenstand könnte früher vor dem Hause erscheinen,als das Ministerium selbst sich in alle Einzelnheiten der Angelegenheit orientiren und dieselbe gehörig studiren könnte.Dies Letztere ist jedoch schon seit längerer Zeit geschehen,und das Ministerium ist bereit seine diesbezüglichen Ansichten vor der Kommission oder dem Kuuse zu erst­­wickeln.Von Seiten des Ministeriums wartet also in dieser Hinsicht sein Hinderniß ab. Was die Kommission betrifft,­ so wird es gewiß sowohl den a. Herren Abgeordneten als an dem ganzen Hause bekannt sein, bab endelssohn’s ,, Paulus, aufgeführt beim Luther-Feste zu Worms am 26. Juni. u jüdische Mpostel und der deutsche Reformator; Duldung der uden, duch die Familie Mendelssohn­­ bewirkt ; da Kunstverl­­ichtung und Musik; die Aufführung; Wirkung des Kunstwerkes am Luther = Seite.) Das Oratorium Paulus von Men­delssohn ‘wurde am dritten Tage des Luther­­ Festes in der Dreifaltigkeits­­firche zu Worms aufgeführt. 68 war ein tiefsinniger Gedanke, bei der Feier von Lut­her Mendelssohn’s „Paulus“ zu wählen. Denn einmal konnte sein besseres Bild gefunden werden, "in dem der große Reformator zu erkennen war, als das des Apostels Paulus; dann war es ein Zeichen der aus dem Prote­­stantismus entspringenden Achten Humanität, den kosmopolitischen Germanen buch das Kunstwort eins Juden zu feiern. Schon die äußeren Verhältnisse haffen die beiden Nefor­­matoren als ähnliche erscheinen, mehr noch die Verwandtschaft ihrer Ideen. Beide Neformatoren waren Anfangs in den herge­­lernten Ansichten ihrer Zeit erzogen ; sie waren bestimmt, bedeu­­tende Vertreter der herrschenden Staatsgewalt zu merken — Paulus als Mitglied der einflußreichen Pharisäergenossen­­haft, Luther als Nechtegelehrter — Beide m wurden in gleicher Weise durch eine mächtige Naturerscheinung, die sie nach den Ansichten ihrer Zeit für einen Wint der Gottheit halten mußten — Paulus auf dem Wege nach Damaskus, Luther auf einem Spaziergange bei Erfurt — aus ihrer ursprünglicen Laufbahn herausgeschnellt und zur Kenntniß eines höheren Berufes gebracht. Beide Männer hatten dur ihre vorausgegangene Thätigkeit die großen Schäden in den die Menschen beengenden staatlichen und fichlichen V­erhältnissen auf's Deutlichste erkannt ; sie mußten bei ihrer Einsicht und ihrer wohlwollenden Gesinnung zur Betämpfung dieser Uebel gedrängt werden; ihr reformato­­rischer Drang brachte sie zum Bruch mit dem Bestehenden und zur Aufstellung neuer, das Menschenglack begründender Güte. Der Pharifäer Paulus war dazu bestimmt, die Macht des Pharifäerthums zu zerstören ; der Hechtegelehrte Luther hatte den Beruf, das Yo der römischen „Juristen und Klerikalen zu brechen. Der in der griechischen Stadt gehorne Jude war es, der die Nazarener aus ihrer engherzigen moralischen Anschauung herausriß ; der vom griechischen Geiste genährte Germane hatte die Fähigkeit, die noch in Banden der Autorität befangenen, reformirenden Vorläufer duch Die unbefangene Forschung zu freieren, kosmopolitischen J3deen zu erheben. Paulus war, nach Kenan’s trefflicher Zeichnung der erste Protestant, Luther war der zweite. Ueber ein Jahrtausend Hinaus, wie Brüder, wie ein erhabenes Gestirn Teuchten sie dei Menschheit voran auf der großen Bahn der Humanität. ‚In diesem Sinne wird es auch bedeutungsvoll, den bents hen Reformator durch ein Kunstwerk eines jüd­ishen­­ Mitstreiters zu feiern. An den Namen Men­delssohn knüpft sich die Idee der Duldung gegen ein unterbrüctes Bolt. Mendelssohn’s Großvater war es gewesen , der durch sein edles Wesen sich die Freundschaft unserer trefflichsten deutschen Männer errungen hatte. Leffing’s „Nathan der Weise“ das hohe Lied der Humanität, die erste eier der weltbürgerlichen Berbrüderung, war aus diesem Freundschaftsbund entsprungen. Der Entel des edhlen Mannes war bestimmt , dich, seine verehrungsmü­dige Be­­scheidenheit und Anmuth den Deutschen unseres Jahrhunderts ein schöneres Bild vom Judenthum zu geben, als sie bisher zu sehen gewohnt waren. Sein Paulus war der erste Anspruch der beider­­seitigen Hochachtung der 3­u­b­e Mendelssohn feiert den christ­­lichen Apostel, die deutsche Christengemeinde verehrte in dem Juden Paulus den Begrüder der Menschheit. Wen wäre es entgangen, wie unser protestanti­­s­ch­er Luther von allen everwennenden Mensen aller Glau­­bens - Bekenntnisse zu Worms gefeiert wurde? Wer sah es nicht wie das Wappen eines römischen Bischofs auf der Fahne eines Wormser Bürgers prangte ? Wer wäre u­nbe­­wegt an der sinnigen Demonstration der jüdischen Bevölkerung vorbeigegangen ? Wer nicht die ausgestrebte Bruder-Hand aus diesen Zeichen erkannt hätte, dem müßte sie aus Mendelssohn’s Kunstwert zum Verständnis kommen. Als die heidnischen (griechiz­ieren) Bewohner von Lufk­a zum Gott der Nazarener sich be­­nannten, da rief der Chor der zuschauenden Christengemeinde in erhebender Begeisterung : „Wir glauben all’ an Einen Gott!“ Und dieser Spruch leuchtete in schmuclosen Zeichen, als der Ausbruch einer beswieienen Judenfamilie von der Wand eines Wormser­­ Bürgerhauses. Der Jude Paulus und der Deutsche Luther reihen einander die Hand als brüderliche Meitstreiter ; der Jude Mendelssohn, bescheiden im der Terne flehend, zeigt den Germanen dieses Freundschaftsbündnis. Mit sanften Tönen spricht er die Worte der großen Vorgänger nach und bittet um Menschlichkeit, um Duldung für seine Brüder. Ihr glaubt am meinen großen Ahn­­heren ; ihr glaubt am euren Wahnheren,­ den Verehrer meiner Ahnen ; ihr Sproffen eines großen Mannes glaubt auch an die Entel des von euch Gefeierten ! Das war der­ Gebaute, der nach den bedeutungsvollen Vorgängen dieser Tage aus dem­ Mendels­­­­sohn’schen Werte uns entsprang. In sinniger Art hat Mendelssohn beide Ideen, die Feier des jüdischen Apostels und die.­eier der christlichen Gemeine in einer doppelten Handlung dargestellt. Die eine umfaßt die G­es­chichte des Paulus, dargestellt von einzelnen Personen und­ von Chören des Volkes der Yuden und Griechen , die ans bere die Betrachtungen der jenem Vorgang aufchauenden c hrist­­lichen Gemeinen. Man denke sich in einem gothischen Dom die Haupthandlung in dem etwas erhöhten Chor dargestellt; davor eine Schaar im tiefer Liegenden Duerhaus als Vertreter der ristlichen Gemeine, die ihre Betrachtungen über die Hand­­lung ausspricht, und im Langhaus die gesam­mte zuschauende und bhörende Gemeine selber. Bei der Aufführung wurden beide Hand­­lungen in Einem Raum und von Einem Chor dargestellt. Es war bes Raumes und beg buch den Mangel an Kräften an den einzelnen Drien eingeführten Brauches wegen nicht wohl anders auszuführen. Der besseren Weber nicht halber wollen wir aber hier beide Handlungen getrennt kurz hinzeichnen. An der eigentlichen Handlung wird die Geschichte des Apostels dargestell , so wie sie nach der Apostelgeschichte ers­tahlt wird, mit einigen Aenderungen und Auslassungen, von Ste­phanus’ Verurtheilung bis zu Baulus’ schließlicher Nachkehr nach Je­rusalem. Der erste Theil umfaßt die­­ Verurtheilung und Sreini­­gung des G Stephanus , die Verfolgung der Nazarener zu Jerusa­­lem­ durch Paulus , dann heffen Reise nach Damaskus , die Er­­scheinung auf dem Weg und seinen Uebertritt in die Gemeine der Nazarener. Der zweite Theil umfaßt das Lehrwort Paulus’ zu Antiochie in Pisidien, die Bergötterung von Paulus und Bar­­nabas zu Lyítra, dann den Aufruhr der Juden daselbst und Bau­lus’ Gereinigung , schließlich den Abjchien zu Ephesus und seine Abfahrt nach Jerusalem. Hut ersten Theil wird Paulus als der Rhar­fäer geschildert , der die Anhänger Yesu verfolgt. Vor der Erschei­­nung bei Damaskus sehen wir ihn ban miedergeworfen ; im Selbstgespräch gibt er seine Neue fund, eilt nach Damaskus, wird von Ananias geheilt , durch besfen Milde und Versührlichkeit ge­­­ührt und als begeisterter Verehrer der sold edle Gesinnungen erweckenden Lehren zur Gemeine der Nazarener gebracht. Im zweiten Theil wird Paulus als Apostel der Heiden vorge­führt. Die Zwischenstufe, in der wir ihn in der Apostelgeschichte als Nazarener blos in der Judengemeine Lehren sehen, ist hier übersprungen ; er kommt gleich zu den Heiden. Zu Antiochia in Pirm­­en wird er von den Juden vertrieben, weil sie ihn für einen vom Glauben abgefalenen Verräther halten. Im Loften aber wird er von den Griechen gefeiert, die ihn und Barnabas zu Göttern erheben. Paulus belehrt sie, daß er ein sterblicher Mensch sei und nicht mehr Ehre verlange, als die dem Meenschen gebührt. Bon den Juden wird er auch Hier vertrieben, weil er „wider bag Bon Ephesustehrt er dann mit dem Gedanken, den Kampf gegen­ dag ihn befeindende hohe Priesterthum bestehen und sein­ Leben für sein Wort einfegen zu müssen, nach Jerusalen zurück. In diese Handlung mischt sich nun der Chorb der Chrisen- Gemeine ein, indem er allenthalben die Ge­danken der zuschauenden Gemeine ausspricht. . Wir­ hören im I. Theil ihn den Gott der Christen pfeifen, dem­­ figg die Heiden unterwerfen müssen,­ wir vernehmen die Warnung an die Ungläubigen, den Trost an die bedrängten Nazarener,­­ die Auf­­munterung des gefallenen Paulus und die Verwunderung über die weisheitsvollen Wege der Beziehung. Im II. Theil hören wir den Triumphgesang über die Besiegung der Heiden, die Freude über den Ausgang der göttlichen Botschaft, das Frohloden ü­ber die Belehrung der Pusitaner­ („Wir glauben all’ an Einen Gott !"), die zuversichtliche Ermunterung zum Ausharren in dem legten entscheidenden Gang des Paulus und den Pobgesang ü­ber den endlichen Sieg von Not und Wahrheit über alle durch Bos­­heit und Lüge bereiteten Hindernisse. In der M­u­fik wird diese doppelte Handlung so gefie­­ven, daß die eigentliche Geschichte in der Form von f. g. Reci­­tativen, d. i. einer dem Gesang ähnlichen Singsprache, gleichsam von dem Grangelisten selber erzählt wird, die Chöre der mit­ thätigen Juden und Griechen rasch und kurz in die Handlung eingreifen und an Ruhepunkten der Chor ver gläubigen Christen- Gemeine sich in weiter ausgesponnenen Betrachtungen ausläßt. Die Recitative werden bald von Männern, bald von Frauen gesungen, je nachdem der Inhalt werberer oder zarterer Art. Oft ist auch nur die äußere Nachsicht auf den Wechsel der Klänge maßgebend : der Sopran leitet die folgende Handlung ein, wenn diese von einem Tenor dargestellt werden soll und umge­kehrt dieser die Handlung des Sopran. So führt der Sopran bei Stephanus ein (Tenor), der Tenor die Erscheinung bei Damas­­kus, die von Frauen dargestelt wird.­­ Unter den handelnnden Personen ist Paulus auch in der Mufik am meisten ausgezeichnet. Das troßige wilde Wesen des Pharisäers, dann die glühende Begeisterung des neubelehrten Chri­­sten ist durch heftige Ausbrüche und lang gedehnte pathetische Zü­ge ausgebracht. Diesem Charakter entsprechend singt Paulus mit hoher Baßstimme, die Fertigkeit und Zrog mit Clastizität und euer vereinigt. Paulus gibt das dhte Bild eines jüdischen Priesers, der sich in nationaler Gefangenheit äußert, dann aber zu freier, kosynopolitischer Anschauung sich erhebt. Dem trogigen Paulus ge­­genüber steht der ihmwärmerische Stephan­u­s , der in überspru­­gelnder Begeisterung alle Borsicht vergißt und für sein kühnes Wort den frühen Tod erleiden mag. Die helle Tenorstimme, die leicht gefäwungene Weise geben ihn als Heldenjüngling fund. Im me a mez 3 ISÁRÁRTÁSESERREK ES­KRENET sk v Fi

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