Pester Lloyd, August 1868 (Jahrgang 15, nr. 183-209)

1868-08-04 / nr. 186

­ % Biel, August beginnt ein­ neues Abonne­mert. Wir ersuchen unsere geehrten Bo­ot » Pränumeranten, bevor Pränumeration mit Ende Halt abläuft, ihr Abonnement de zeitiger erneuern zu wollen, indem sonst, wenn die Präm­merationen spät einlaufen, leicht ohne unser Berfhulben Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Bräm­merationspreise sind mit Postper iendung: Gumjähig 22 fi, neunmonatlich 23.59 fr, halbjährig AL fi., dreimonatlich 5 fi. 50 fr, zweimonatlich A fil., monatlich 2 fl., mit separater Ver­wendung des Meendblattes pr Monat 30 fr. mehr. In Loco: Kür­zer­ Ofen in’s Han? gesandt; gonzjährig 20 fl., Halbjährig 20 fl., viertejährig 5 fi, uonatíte A fi. Sp Ír, Bert, 3. August. © p ganz ohne Bemerkung können wir ed denn doch nicht passiren lasfen, wenn einer unserer Wiener Korrespondenten — und zwar ein sehr gut unterrichteter — mit Bestimmtheit meldet, daß die Berichte, welche die Xlerifalen und feudalen Agenten des Battiano nach Rom senden, gerade nicht entmuthte gend fr die Rurie lauten, was sich darin die feste Zuversicht auf den baldigen Eintritt einer Reaktion ausspreche, daß Bieber — was wohl für und das Amt ereffanteste it — besonderes Gewicht, „auf die geradezu indifferente Haltung Ungarns der kirchlichen Frage gegenüber gelegt und dessen Schweigen als Zustimmung zu der Haltung der Ruine gedeutet wird." Es ist vielleicht nicht überflüssig, im dieser Beziehung ein klares, offenes Wort zu sprechen, ehe jenseits der Leitha auf eine unwichtige Vorauslegung unwichtige Schlüffe gebaut, ehe eine mißverstandene Neferde von geschieften Feinden und unges­chieften Freunden Ungarns zu unseren Ungunsten ausgebeutet wird. Che man sich in die Hitze über die „Haltung Ungarns gegenüber der kirchlichen Frage“ Hineingebet, sollte man sich vers­nünftiger Weise denn doch vor allem Anderen fragen, ob es denn für Ungarn in diesem Augenbilde überhaupt eine „kirch­­liche Frage“ gebe und zwar nicht etwa blos latent, sondern auch­ an der Oberfläche der Tagesgeschichte und in solcher Weise, daß dieser Frage gegenüber überhaupt Stellung genommen werden müßte? Die Antwort muß entschieden verneinend lau­ten. Wenn wir einmal davan gehen werden, unser Zivilgefek zu reformiren,, dann werben wir allerdings auf Schritt und Tritt an die kirchliche Frage stoßen. Wir wissen nicht — hof­­fen dü­rfen wir es noch immer — ob unser Klerus dann Flug genug sein werde, unhaltbare Positionen aufzugeben und sich auf die Berbheinigung des heute noch Möglichen zu beschränken ‚,welches er dann vielleicht um so eher zu behaupten in der Lage wäre. Aber selbst wenn uns diese Hoffnung trügte, selbst wenn der Kampf, der seit Monaten jenseits der Leitha withet, auch bei uns entbrennen sollte, welchen vernünftigen Grund hätten wir heute son, ihm entgegenzugehen, ihn aufzusuchen, ihn zu präzipitiren und freiwillig, ohne alle Nothwendigkeit, die günstigere Position des Angegriffenen mit der weit unvortheilhafteren des Angreifers zu vertauschen ? it einmal der langersehnte Moment der Reform unserer Zivilgesetze herangekommen, nehmen wir diese Reform in einer dem erfeuchteten Geiste unserer Zeit entsprechenden Queile mit alter Energie in Angriff und wirft sich uns d­an­n irgend eine ultramontane Reaktion entgegen, dann wird alle Welt ung Recht geben, wird alle Welt es als eine Pflicht politischer Nothm­ehr erkennen, wenn wir entschieden in den Kampf eintre­­ten und ihn schonungs- und, rücksichtslos zu Ende führen. Heute hat bei uns der Staat von der Kirche noch nichts verlangt ; sie hat ihm daher auch noch nichts verweigern können ; es it also auch weder ein Anlas noch ein Objekt für den Kampf gegeben. Dieser selbst wäre unter solchen Umständen nichts anderes, als was die Wiener eine „Heß“ zu nennen pflegen und zwar eine ae nicht bloß gegen eine reaktionäre Fraktion inners­halb der Kirche — denn eine solche Hat eben noch nirgends hervortreten künnen — sondern gegen die Kirche an und für sich und das ist das gerade Gegentheil heffen , was wir anstreben, wir, die wir nicht verhegen,, sons bern die Ansprüche des Liberalismus mit jenen der Religion zu versöhnen und in Einklang zu bringen bemüht sind. Kann man und mit fünf gesunden Sinnen zumuthen, einen Wind­­mühlenkampf zu eröffnen gegen einen Gegner, der vielleicht tre­gend einmal uns gegenüberstehen wird, wer aber heute schlechter­­dings nicht zu entdecken ist? Und wenn W wir ruhig zumarten, bis es bei uns eine sontrete kirchliche Frage geben wird, bis dahin aber in dieser Beziehung — so weit es sich dabei um eine innere Angelegenheit handelt — eine indifferente oder eigent­­­ig gar reine Haltung beobachten, i­ das ein Beweis für den Mangel an Liberalismus, für ein Gefühl der Gleichgiltigkeit gegenüber jenen erhabenen Sdeen der Zeit, welche von unseren Ge­sinnungsgenossen jenseits der Leitha, für welche die Frage aller­­dings bereits „bren­nend” geworben ist, mit soviel Energie und auch sehten bis fest mit einem verhältnigmäßig so bedeutenden Erfolge verfochten werden ? ! Die Haltung unserer Preise — mit ganz wenigen Aus­­nahmen — spricht für das Gegentheil und vor der Hand ist es ja aus den eben angeführten Gründen n­ur die Presse, welche fs mit dem Gegenstande, wenngleich nicht als einer inneren Angelegenheit, beschäftigen kann ; das einstimmige Lob, welches die Note Benjts­en Merfenbug erst kürzlich gefunden, solte wohl jeden Zweifel zu kannen geeignet sein.Vor unsere Legiis­­ative gehört die Lage nicht,oder wenigstens heute noch nicht, aber wenn es bekannt ist, daß bei und die bedeutenderen politischen Organe stets sorgfältig bemüht sind, mit den großen politischen Parteien Fühlung zu behalten, der wird aus den Stimmen in der Presse beiläufig einen Schluß ziehen Können auf die Gesinnung der großen politischen Parteien und er wird si eine ungefähre Vorstellung davon machen können, welcher Art die Haltung der Legislative sein werde, wenn einmal die kirchliche Frage vor deren Forum gelangt. Es ist und recht gut erinnerlich, daß auch vor Fahr und Tag von jenseits der Leitha der Vorwurf gegen uns erhoben wurde, wir ließen die dortigen Liberalen ohne Unterfrügung, wir kümmerten uns nur um die Sonderstellung Ungarns und lehn­­ten jede Solidarität mit den Freiheitskämpfern prüben ab. Auch damals antworteten wir: wir gehen den Weg, wen uns unsere Verhältnisse vorzeichnen und der unserem Unt­reffe am besten entspricht, allein wenn wir auch abgesondert süm­­pfen, was wir erringen, wird doch Allen gemeinsam zu Gute kommen!.... Nun, aus der von den Wiener Zentralisten sei­­ner Zeit beinahe für renktionär verschrieenen Politik Ungarns hat sich Schließlich für beide Theile ein lberales parlamentarisches Ministerium herausgewachsen. Wir haben dieses Ministerium für uns gefordert, haben den Herren v. Majláth und Ester­­házy den Stuhl vor die Thüre gefett, als wir den Moment hiezu für gekommen erachteten, und­­ wenige Monate später ergriff auch in Wien das Ministerium Atersperg die Zügel der Regierung. Es wird mit der kirchlichen Frage wahrscheinlich in ähn­­licher Weise ergehen. Für Ungarn steht diese Frage heute noch nicht auf der Tagesordnung, und was und­ nicht brennt, das blasen wir nicht ; wir brauchen unsere Lunge für uns selbst. Nennt man das Egoismus, so trösten wir uns damit, daß uns dieser Vorwurf nicht zum ersten Male von brühen zugeschleudert wir. Allen wenn der geeignete Moment für Ungarn gekommen sein wird, dann wird es auch zur ficchlichen Frage Stellung nehmen und wir sind überzeugt, daß an den Früchten unseres Kampfes die ganze Monarchie in derselben Weise partizipiren wird, wie sie das bisher noch bei allen von uns Durchgefochtenen frei­­heitlichen Errungenschaften gethan hat. Braucht man uns dann nicht mehr, hat man bis dahin schon aus eigenen Kräften alles nur Mögliche durchgeset — besto besser; dann kann man sich aber auch nicht beklagen, daß man durch unsere Haltung zu Schaden gekommen wäre. Aus dieser Ruhe werden wir uns weder durch das Drängen der Liberalen noch auch ein vorschnelles Triumphiren der Reaktionäre aufstören Lassen. Den Ersteren Haben wir eben unsere Meinung gesagt, die Letteren sind arme Tröpfe, die sich heimlich selber Fißeln, und dann im ein Gelächter aus­brechen, um der Welt glauben machen zu können, es sei ihnen so fantbatlisb wohl, wie — wie das Goethe des Näheren bes­­chrieben hat. Gönnen wir ihnen die Freude , sie haben ohnehin fast feine andere mehr. Uns thun sie damit seinen Scharen ; wir halten es mit Sofvates und lassen uns sogar prügeln, wenn wir nicht dabei sind. Sind wir einmal dabei, dann werden wir und unserer Haut schon zu wehren wissen und am besten lacht ja doch immer derjenige, der zuletzt lacht, SIEHE naja BEKE ESZ BEL EERTEH­RT ».s.,­« «,—»,« ,,...-« »sp...--. «W Bet, 3. August. (H) Der berühmte Ausspruch Oxenstierna’s, daß die Welt mit wenig Verstand regiert werden könne, wird bei uns von Tag zu Tag mehr zu Schanden. Die Debatten über die Wehr­­gebete überzeugen uns immer mehr, daß es bei uns selbst einer göttlichen Weisheit kaum gelingen könnte, irgend­einen Gefäß­­entwurf auszusinden, der auf die unbedingte Billigung aller Parteirehaftirungen rechnen könnte. Es dürfte nur wenig Künder geben, wo so viele einander Schnurstrade entgegengefegte Strömun­­gen einander bekämpfen, wie bei uns. Die linke Mitte liebt den Wehrgefegentkwurf nicht, denn er ist je nicht genug dualistisch. Im manchen militärischen Kreisen wird derselbe mit Argwohn angesehen, denn er erscheint jenen, den „fachkundigen“ Männen vom Schlage eines Crivich­o zu sehr dualistisch. Die Äußerste Linie bekämpft mit grimmigem Haffe die Gefets­entwwürfe, denn sie entsprechen nicht ihrem Staat Niveale, nicht ver oie eined vollständig souveränen Ungarns, mit einem Wort, sie sind nicht fenaratistisch. Aber auch die Nationalitätenfrak­­tion wendet sich von denselben ab und zwar aus zwei Gründen, ersteng, — bag ist der offene Grund —, weil jene Gefeßents­wirfe nicht föderalistisch sind, zweitend — und das ist wahrs­­cheinlich der tiefer Liegende Grund — weil sie der Berwirts­chung ‚gewisser separatistischer Gelüste gar zu energisch entgegen­­wirken dürften. Um auf­­ eine allgemeine Zustimmung rechnen zu können, müßte der Wehrgefegenzwwurf folgende Eigenschaften beriten. Er müßte erstens schroff zentralistisch sein, d. h. einer Boz­­ität entsprechen, welche Ungarn in ein größeres Ganze einschmel­­zen will ; er müßte ferner auch föderalistisch­­en, d. h. einer Politik Vorschub leisten,, deren Tendenz dahin geht, Ungarn in Stiche zu zerlegen. Drittens müßte er dann derart sein, daß er dem penie eines vollkommen fouveränen ungarischen Staates entspreche wie ihm sich die äußerste Linke träumt. — Biertenő müßte er streng personalunioni­­stis­ch sein , um dem Programme jener Partei zu genügen, welche sich die Ehe zwischen Oesterreich und Ungarn­ als eine platonische und dabei dennoch fruchtbare vorstellt. Fünftens müßte er den Wünschen jener Partei entsprechen , welche eine starke Monarchie und in dieser ein starkes , gesichertes Ungarn­­­­ und ein starkes, gesichertes Defterreich will. Freilich entflieh­en die eingebrachten Gefegenttoü­rfe nur den Wünschen dieser Tette- Seisheit Ins Gesicht gefehfeubert. Ex hat Behauptet, hat je bei einer geheimen Abstimmung den Gefegentwurf fallen Taffen ! Nun fragen wir, ist jene Partei feige zu nennen, die vor die­­ Oeffentlichkeit mit ihren Stimmen hinzutreten wagt und sich allenfalls auch den Alusionen, von Träumen und Leidenschaften des Bosfes gegenüberstellt ? Kann es vorausgefegt werden, mag jene Partei, welche vor Millionen nicht zurückschriet, wenn es sich um eine große Wahrheit handelt, von der Parteidisziplin, d.h. vor sich selb­st entschieden werde ? Die Agitatoren der Äußersten Linken haben den nicht zus rechnungsfähigen Theil des Volkes durch den Hinweis auf die Lasten des Steuerzahlens, des Tabafmonopols und durch andere ähnliche Mittel gegen das gegenwärtige Shtem aufger­iegelt. Sie haben die Leidenschaften jener Maffe zu entfeffeln gesucht, die sie so gern das , Bolt" zu nennen pflegen, als müßte man Broletarier sein, um zum Bolfe gerechnet zu werden. Und diese Leute wagen es die Majorität unseres Parlamentes der Feigheit, ver Furcht vor dem „Volke“ zu beschuldigen, wäh­­rend sie vor ihrem selbstgeschaffenen Jool im Staube Liegen ? ! Das ist zu viel selbst für den beschränftesten Verstand und — eben deshalb ist es gut, weil es fehlieblich selbst in den finster­­sten Köpfen jenes Licht entzünden wird, bei welchem endlich auch diese die Wahrheit zu erkennen im Stande sein ‘werden. von Partei, und — hine illae lacrimae, daher jene endlosen , wi­rde, weil sie bloß aus Barteidisziplin Ir venselben stimme, even , daher jene heftige Bekämpfung derselben aus ganz ver­­festebenen Grü­nden ; von der einen Cette, weil die Vorlagen der Hoee eines vollständig souveränen Ungarns, von der andern Seite, weil sie einer Politif nicht entsprechen, welche die unbedingte Negation nicht nur eines souveräinen,, sonden überhaupt jeden Ungarns sind. Wir ziehen aus dieser höchst originellen Erscheinung nur eine, aber eine sehr ernste Lehre, welche darin besteht, daß unsere Verhältnisse nicht darnach angethan sind, um ung­eschönen Illusionen bezüglich unserer politischen Lage hingeben zu können. Sich von s­chönen Träumen zu trennen, it immer sehmerzlich, aber noch schmerzlicher sind die Folgen, wenn man ich jenen Träumen gedankenlos hingibt und um die Taube auf dem Dache zu er­­haschen, soger den Sperling, den man in der Hand hat, davon­­fliegen laßt. Deaf hat das Grundübel, an welchem unsere oppo­­sitionellen Parteien laboriren, richtig erkannt. Er hat mit fester Hand in das Herz eines nicht umbedeutenden Theiles der Nation hineingegriffen, um von dort jene frankhaften Illusionen her­­auszureißen, die unserem Lande verderblich werden konnten. Er hat es bewiesen, daß es seit der Einführung der stehenden Heere eine besondere ungarische Armee im strengsten Sinne des Wortes nie gegeben hat, ausgenommen im Jahre 1848 ; in diesem Jahre aber stand sie auch in dem Momente, als sie entstand, der österreichischen Armee feindlich gegenüber. Das Wort „ungarische Armee" kommt in unserem Geietbuche öfters vor, es bedeutet aber nicht das, was man etwa theoretisch Dar­aus herausräforniren könnte, sondern etwas, was Dem, durch den gegenwärtigen Gelegentwurf angestrebten Zustande nahezu entspricht. Dieses Zurücführen der Fragen auf ihre positivrechtliche und historische Basis .­ Der eigentliche Kern. Die eigentliche Seele der Deofistischen Politik, während die Opposition einzelne Worte aus dem organischen Ganzen des staatsrechtlichen Syitems, einzelne Ideen aus dem geschichtlichen Nah­nen herausweist und auf dieselben das Gebäude ihrer politischen Forderungen aufs­baut. Es ist in unseren Gefegen die Selbstst­ändig­keit Ungarns ausgesprochen. Was bedeutet aber diese Selbst­­ständigkeit ? Wollen wir dies erfahren, so miüssen wir nicht das Wörterbuch, sondern das Korpus Suris in Hand nehmen. Nur so können wir erkennen, nicht was die Philologie und die Philosophie, sondern was unsere Geietgeber unter jenem Ausdruck verstanden haben. So kommt in unseren Gefegen auch der Anspruch: „ungarische Armee” vor und Die Opposition baut ihre Wü­nsche auf den Lexrclalis dhen Sinn dieses Anspruches auf, während Desi und seine Partei die Wirklichke­it aufsuchen und den Ausdruch fo ast legen, wie ihn die Gefeßgebung und die Geschichte seit andert­­halb Jahrhunderten fortwährend ausgelegt haben. Das it die P­olitik der wirklichen, nicht ideellen Rechts­­kontinuität ; das ist der wirkliche, im Leben wurzelnde Konstitu­­tionalismus. Alles übrige i­st entweder das Aufgeben der histo­­rischen Grundlage, die Negation der Rechtskontinuität oder es führt zum Aufgeben der Historischen Rechte und des Prinzi­­pes der Rechtskontinuuität. Und wir sind unerschütterlich davon überzeugt, daß in diesem Theile Europa’s, wo die Monarchie und wo Ungarn liegt, nur auf dieser Grundlage ein Staat möglich ist. Der Abgeordnete Roman hat heute die Fahne Behauptung aufgestellt, daß die Nationalitätstheorie mächtiger sei, als der Konstitutio­­nalismus. Nun denn — entweder ist diese Behauptung eine irrthümliche oder die Existenz der Monarchie, die Existenz Une­gar­d wäre eine im höchsten Grade problematische. Wir müssen und, wenn wir auch die Nationalitätsidee seineswegs ignoriren, dennoch mit einer fatalistischen Entschieden­­heit an die Idee des Konstitutionalismus anklammern, denn nur auf Grundlage des " lebendigen, in der Wirklichkeit wurzelnden konstitutionellen Systems haben wir eine Zukunft. Alles andere macht uns zu Sklaven revolutionärer Gährungen und führt über diese Gährungen hinweg entweder der staatlichen Auflösung oder dem Absolutismus entgegen. Wir leben inmitten entgegengefegter Strömungen, welche alle zu befriedigen unmöglich it. Wir brauchen eine freis­­innige, gerechte aber auch entschiedene, konsequente Majoritäts­­politik, eine freisinnige, streng verantwortliche aber auch starke, bis zur Kühnheit entschlossene Majoritätsregierung. Wir müssen diese Regierung, so lange sie ihrem Programme treu bleibt, aus allen unseren Kräften unterfrügen. Alle Elemente, welche die Monarchie und Ungarn erhalten wollen, mü­ssen sich jener Partei anschließen, die mit unerschlitterlicher Fertigkeit an dem Prinzipe festhält, waß der Konstitutionalismus die oberste unantastbare Micht des modernen Nechtestaates sei Herr von Simonyi hat heute dem Meinisterpräsidenten das blutige Bild Strafford’s mit den Worten entgegengehalten : „Das ist das Loos der Meinister, die gegen den Willen des Bolfes handeln !! Nun, die Geschichte ist nicht arm an Beis spielen und wenn es in unserem Lande soweit kommen sollte, daß man jenes oberste Prinzip angreifen mü­xbe, welches die Existenz­­bedingung der Monarchie und Ungarns ist, so wi­rben wir unseren Gegnern ein nicht minder blutige Bild vor die Augen halten, und ausrufen : „das ist das Loos aller jener, ob sie nun Minister seien oder nicht — Die gegen das unantastbare Hei­­ligthum unserer Rechte, unserer Freiheit, unserer staatlichen er­bensbedingungen anstürmen !" Herr von Simonyi hat der Majorität den Verdacht der WW »»,«»,..,s«««.s.»-,.«»»...,..:.«-—·«;L,:-s.—«.»·...-«,,- eza 27 ERÖ DEREN Bl EN ka ESEL RRNEEHBLAHR ; Ana dem Muterhanfe. Belt, 3. August Fortlegend unseren Bericht über die heutige Unterhaus­­fißung, in der die Minister Sadielaus Kovich verzichten auf Graf Andrásfy, Baron Cötböő v. Gorove, Horváth de Lönyay und Baron Bend­heim erschienen mwaxen, nehmen wir Die Ge­neraldebatte über das M­ehrgefeg wieder auf mit E3anädy. Neoner entwickelt die schädlichen Folgen der gro­­ßen stehenden Leere. Er hätte nicht gedacht, daß die ungarische Regie­­­ung das Vermählniß Bachs so vollständig aufrechterhalten werde. Bisher nahm man dem Volke mit Gewalt die Früchte seiner blutigen Arbeit und zapfte ihm das Blut mit Gewalt für fremde Unteressen ab, fest sei dies mit Zustimmung der Landtagsmajorität geschehen, nach­dem man einen Ausgleich eingegangen, der dem Lande moralist und materiell geschadet. August Trefort und das Mort. Blerander Roman kann den Gefekentwurf nicht annehmen, weil derselle eine ven Nationalitäten zugefügte Verlegung ist. Hätte Neoner diesbezüglich nur die geringsten Zweifel je gehegt, die Nede Ber­­csel 3, sagt er, der die Honverarmee zur Unterdrückung der nicht magya­­rishen Nationalitäten für wichtig hält, hätte ihn zur Genüge aufge­ Härt. Er weiß, daß hier immer eine gegen das Fürstenthum Rumänien agressive Politik befolgt werde, denn man entblödet si nicht, die tur­mänische N­egierung anzulragen, daß sie von Nationalitätenhader in Ins­garn anfache. Hier läßt man immer große Worte über den Konstitutio­­nalismus fallen, die betreffenden Nenner sollten sich aber erinnern, daß die Kraft, die in der Nationalitäten:$dee liegt, viel kräftiger an den Tag tritt, als jene, die im Konstitutionalismus fußt. Nebner erklärt schließlich, an der Abstimmung über den Gefegentwurf nur dann theil­­nehmen zu können, wenn früher die Nationalitätenfrage gelöst wird. Bussey verzichtet aufs Wort. Bonis: Geehrtes Haus !.(Hört, hört !) Nah al’ dem, was für und gegen den Gejegentwurf in dem Hause gefagt worden, werde ich die Aufmerksamkeit des Hauses nit lange in Anspruch nehmen. (Eljenrufe, hört !) : Meine Freunde Ghyczy, Tiba und Nyary haben den Stand­­punkt, melden ich dem Gejegentwurfe gegenüber einzunehmen gediente, gehörig illustrirt ; auch ich bin der Meinung, daßs die Menschheit die wohlthätigen Früchte der Zivilisation unter dem Schirme einer sicheren Konstitution nur dann genießen werde, wenn der große Tag der allge­­meinen Entwaffnung, eintritt (Beifall) ; ich halte aber auch dafür, daß, solange der Gehorsam gegen das Gefäß und die Achtung der Privat­­rechte nicht gleichsam in Saft und Blut der großen Majorität der Menschheit übergeht, dieser große Tag nicht eintöten wird. (Wahr ! Beifall.) Bis dieser große Tag eintritt, müssen wir noch vielen Käm­­pfen entgegensehen ; und nachdem ich wünsche, daß dieser große Tag meiner Nation­ala Nation­ee­ (Elsentufe), kann ich unmöglich blos das als meine legislative Verpflichtung erachten, was mein Freund Crandpy entwickel­e, daß ich die Br­ey auf das möglichst ges­ü­ngste Maß herablege, son­dern ich glaube, daß, nachdem das ganze Land von uns das „salus rei publicae suprema lex" erwarten, hab wir all auf unsere Waffen die gehörige und Aufmerksamkeit St um unter den Völkern als Bolt bestehen zu können. eifall. Bon d’esem Gesichtspunfte aus acceptive ich ba3 auf Grund­­lage der allgemeinen Wehrpflicht organisirte Vertheidigungd: und Land­­wehrsustem, von Gefegvorschlag als Grundlage der Spezialdebatte, weil ich selben für den geeignetsten und gerechtesten Modus zur Erreichung unseres Ziele erachte (Elsenrufe) ; ich erkläre jedoch, daß, inwieweit mein Glaubensbekenntniß, meine a­n dahin geht, daß die Sicher­­stellung der Idee einer ungarischen Nationalarmei, daß die Erhaltung des Nekrotenvotirungsrechtes nicht solche Modifizirungen sind, mel das System selbst stürzen würden, ich bei der Spezialdebatte bestrebt odifizirungen getroffen werden, melde der staatlichen Gristenz unseres Landes das Verbleiben dieser zwei Garantien au­ferier­en sollen, und falls dies nicht gesche­­hen könnte, erkläre ich im Vorhinein, daß ich den Gelegentwurf nicht votiren werde. Nachdem ich dies Be NK nur noch ein paar Worte an meinen sehr geehrten Freund Wilhelm gerb. Er bat in seiner mit dem strahlenden Antlige des Erfolges und, ich kann sagen, nicht mit alltäglicher Gloquenz gehaltenen Rede mit großer Sicherheit auf die bei der gegenwärtigen Umgestaltung eriworbe­­nen Lorbeeren der Rechten hingewiesen. d) weiß, und, wenn ich es nicht wüßte, hat mich von dieser Wahrheit die Rede meines geehrten Freundes neuerdings überzeugt, daß jeder Vergleich ein wenig binst; dennoch werde ich trotzdem meine Worte auf eine aus der römischen Geschichte geschöpfte historische Ges mwohnheit gründen. sein werde, daß unsererseits folde u EST in epem: man = Dem Grafen 2. Bejad­evich, Baron Raud­um ©. Pongrab murte von Seite der Regierung­ die Bewilligung zu den Vorarbeiten auf ein halbes Jahr für die Linie Effeg: Siffet Karlstapt:$iume ertheilt. ggg | Die große Speisekam­mer von Paris. («««­«nachder»Europa.«) Seitdem Paris durch Beseiligung der Barrieren eine der größten Städte der Welt geworden ist,deren Ausdehnung in das Schrankenlose vorläufig nur noch die Enceinte seiner verderblichen und unnützen Be­­festigungen ein Ziel setzt,hat die tägliche Versorgung seiner Bevöl­­kerung mit den erforderlichen Nahrungs-und Genußmitteln die Dimen­­sionen einer Frage ersten Ranges eingenommen Jeden Morgenmaß Paris,für sein Frühstück und für den Verbrauch des Tages eine ganz u­ngeheure Masse von Lebensmitteln beschaffen-diese Lebensmittel müssen regelmäßig in hinreichenden Quantitäten und zur bestimmten Stunde eintreffen und schnellstmöglich den unzähligen Konsumenten der Hauptstadt zu Händen gebracht werden.­­ Der Mittelpunkt,«welchem dies großartige und wichtige Geschäft der Verproviantirung seinen Ausgang nimmt-wenigstens dem wesentlichen Theile nach,sind jetzt die sogenannten­ Zentralhallen—— halles centrales.Diese,eine Schöpfung der neuesten Zeit,sind 1851 zu errichten begonnen und auch heute,obschon in der Hauptsache,noch nicht ganz vollendet.Man hofft jedoch,dies in zwei Jahren bewerk­­stelligt zu haben;alsdann werden die Zentralhallen eine solche Aus­­dehnung besitzen,daß kein anderer Markt der Welt sich ihnen vergleichen lassen kann.Der schönen Kirche von St Eustache gegenüberliegend, am Ausgange der Straßen Coquilliere,Montmartre,Montorgueil, Rambuteau u.a.,sind sie durch eine erst neuerdings eröffnete Straße, die Rue Pont-neuf,mit den am letzteren befindlichen Hallen verbunden. Das Ganze ist ein kolossaler und zugleich eleganter Bau,welcher, durchwegs aus Ziegeln,Eisen und Glas aufgeführt,in seiner Vollendung vierzel Pavillons umschließen wird,von denen bis jetzt bereits zehn dem Verkehr übergeben sind und unter seinen verschiedenen Dächern die dem Pariser Leben unentbehrlichsten Nahrungsmittel vereinigt:Fleisch, Fische,Geflügel,Wildpret,Butter,Käse-Gemüse u.s.w.Jeder dieser­­ riesigen Pavillons,unter­ denen gewaltige Keller,die sogenannten wesen-es,als Magazine und Niederlagen dienen,hat seine besondere Bestimmung,in dem einen wird das­ Fleischen gros und auktions­­weise verkauft,in einem andern im Kleinen und je nach Auswahl der Konsumenten;­ein dritter ist den Fischen,ein viertel der Butter und den Eiern eingeräum­t und so durch eine lange Reihe von Lebens­­mitteln fort.Das Schlachten und Rupfen des Geflügels geschieht in den erwähnten weiten Souterrains,hier sind auch Kaninchen,­Hühner, Enten und anderes Federvieh in Drahtkäfigen untergebracht,während daneben vergitterte Bassins,die von reinem Flußwasser durchströmt werden,die zum Markte geführten Fische enthalten.Von großen breiten Kommunikationslinien umgeben, welche direkt oder gungen auf das Land oder nach den Bahnhöfen laufen, gewähren die Zentralhallen für Ab- und Zufuhr unge­wöhnliche Bequeml­­­eiten, die ihrem Bertebore und ihrer inneren O­rganisation eine immer steigende Lebendigkeit und Regelmäßigkeit sichern müssen. Die Menge der allnächt­­lich gebauten Transportmittel streift an das Fabelhafte:­stens sechstausend Wagen gefallen achthundert Saum, ein unbeschreibliches Gewirr von Handfarren und Körben aller Art, zu deren Unterkunft es eines Raumes von nahezu siebenzig­­tausend Fuß bedarf. ever Wagen zahlt für diese Unterkunft einen vorigen Jahre dem ZFismus doc die sehr erhebliche Summe von mehr als fünfmal hundert und vierundachtzigtausend Franken eingebracht hat Wenn die Theater ihre Vorstelungen geendet haben ; wenn die Kaffeehäuser geschlossen werden und in den Wohnungen Lampen und Liter erleichen; wenn Paris im Begriff steht einzuschlafen , alsdann erwacht das Leben in den Hallen, Anfangs leise und langsam, als wollte er die kurze Ruhe der großen Stadt nicht stören. Als die Exften auf dem Markte erscheinen die Gemüsegärtner; halb schlun­­mernd figen sie auf ihren Karren, eingehüllt in ihre grobe schwarz und weißgestreifte Dede, während ihr friedfertiger Gaul­au halb im Schlafe seinen Weg zu machen scheint. Am Ziele angelangt, halten sie vor einem Heinen Schilverhaufe, wo ihnen ein Beamter der Seinepräfektur beim Scheine einer matten Laterne den Zettel einhändigt, auf dem bestätigt ist, daß sie dem Fistus den Preis ihrer Pläge richtig bezahlt haben, und zwar je zwanzig Centimes für einen Raum von drei und einen halben Fuß Länge und etwa sieben Fuß Breite. Aber ein erbärmliches Dbvad­ ist es, was sie dafür bekommen : in Regen, Schnee und Hagel müssen sie auf dem Trottoir unter freiem Himmel campiren, oft genug bis auf die Haut durchnäßt und vom Froste durchschüttelt. Chedem konn­­ten die arm­en Leute in den Schenken der Nachbarschaft gegen die Un­­bill der Witterung wenigstens zeitweiligen Schuß suchen, heute, seit Er­­richtung der neuen Hallen, ist ihnen auch diese Erleichterung genommen, und sie müssen eben Stand halten, bis sie ihre Waare an den Mann gebracht haben. Manche der Gemüsegärtner thun dies auf das Schleu­­nigste ; sie pflegen ihre Ladung den Dbítz und Grünzeughöfern oder den „Damen der Halle“ im Ganzen zu überlasfen, die wann den Einzel­­verlauf besorgen, geben ihrem pferde eine Handvoll Hafer und fahren so rasch wie möglich wieder von dannen. Man erkennt diese Breflirten sofort an der Art ihrer Vehikel, die niemals leichte zweiräderige Karren, sondern vielmehr schwere geschlossene Schutzwagen sind und in der That noch eine andere Bestimmung zu erfüllen haben, an Kohl und Kraut zu Markte zu bringen. Ihre Eigenthümer haben nämlich mit der zur Wegschaffung des Pariser Straßenkorbes konzersionirten Gesellshhaft Kontrakt gemacht, und sobald sie ihre Waaren 108 sind, eilen sie, die an den Straßeneden zusammengeführten Schmußhaufen aufzuladen, in denen sie einen trefflichen, zugleich leichten und warmen Dünger ges­winnen. 63 ist dies also ein Tauschgeschäft, ein gerieister Kreislauf. Paris gibt in der Form von Dünger zurück, was es in der Gestalt von Nahrungsmitteln empfängt. Noch immer ist es ziemlich stil in den Hallen, nur um den Pas­­ilon Nr. 3, wo von von Gisenbahnen her das Fleisch zusammenströmt, herrscht eine laute, rastlose Thätigkeit, denn vor sieben Uhr, wo der Einzelverkauf beginnt, muß sämmtliches Vieh zerftüdt und in paffende Portionen zerlegt sein. Unaufhörlich rollen dazwischen noch fort und fort die Gärtnerwagen heran ; auf dem Trottoir patrouilliren Männer auf und ab, an deren Rad eine silberne Medaille glänzt, die Aufseher der Hallenlastträger, die sich überzeugen, ob die Leute ihrer Kompagnie auf dem Plage sind ; zugleich kommen und gehen, in ihre Kapote ein­­gehüllt , die Wächter der heiligen Polizei, immer zu Zwei und Zei marsch­end und das Auge auf alle Winkel und Eden gerichtet, in denen sich Angehöriges verbergen könnte. Das erleuchtete Zifferblatt an der Kirche von St. Eustache zeigt auf drei Uhr, und mit jeder Minute wacht die Bewegung , die überdachte große Längenstraße, welche die einzelnen Bavillons in gleiche Gruppen scheidet und wo der Raum jedes­ Meters mit dreißig Gentimen bezahlt werden muß, fängt an sich zu füllen ; die Erstlinge der Saison, Blumen, Moose, grüne Baumz­weige werden herzugeschafft, feine Gemüse aus der obern Bretagne, aus Hossz coff und St. Bol de Leon, abgelanden. Die Luft unter diesem ungeheu­­ren Glasgemwölbe ist eisig, dennoch pflegen arme, obdachlose Bagabun­­den, die man von Ort zu Ort getrieben, von den Bänken gescheucht, auf welchen sie sich zur Rube niedergestredt, aus den Thürwinkeln ver­­jagt, wo sie sich niedergelauert hatten, gern hier, auf und zwischen Möhren­ und Cichorienhaufen, ihr legtes Asyl zu suhen, welches ihnen freilich auch rasch genug wieder streitig gemacht wird. Bon Frost Kap­­pernd, die Schultern in die Höhe gezogen und die Arme an die Brust gevrüct, haben sie sich hinter ein paar vergessene Obstkörbe verstect und versuchen zu schlafen. Ein Vollzem­­ener entwedt sie, weht sie auf, rüt­­telt und schüttelt sie und treibt sie fort; sie thun zehn Schritt, dann glauben sie sich nicht mehr beobachtet, lehnen sich an die Mauer und eilen, den gestörten Schlaf fortzufegen. Aber von Neuem werden sie aufgestöbert, verwarnt, bedroht . Alles umsanst, die Müßigkeit ist stär­­ker als ihre Willenskraft, sie suchen sich einen neuen Schlummerwinter, um abermals gefunden und nun auf die Polizeiwache geschleppt zu werden, wo ihnen das Xrrestlofal wenigstens das Recht gewährt, in Ruhe ausschlafen zu dürfen. Kurz vor fünf Uhr wird ein kleines Bult herbeigetragen, vor in welchem ein Mann von geschäftsmäßigem Reußern Blan nimmt. Er macht den Appell der Lastträger , antwortet einer Kiefer legt ein auf den Namensaufruf nicht, so kommt er, wenn er nachträglich eintrifft, für den Tag ans Ende der Liste, d. h.­­geht feines Geminiantheils verlustig, wenn­gleich er nichtövestoweniger ganz ebenso arbeiten muß wie alle seine Kameraden. Sowie die Uhr fünf schlägt, ertönt ein kurzes Läuten ; er bedeutet, daß der Verkauf der Brunnenkrefse anhebt. Alles ist jegt auf seinem Posten , der Auftionator, sein Schreiber, sein Ausrufer, der Repräsentant des Marktinspektors und der mit der Einnahme der städtischen Gefälle betraute Beamte. Jeder dieser Männer schreibt Ge­­genstand und Preis des Verlaufs nieder, man hat mithin unter allen Umständen eine dreifache Kontrole, die bei etwaigen G Streitfällen ents­­heiden kann. Die Brunnenkreffe, welche heute in der Ernährung von maris seine un­wesentliche Rolle spielt, ist erst neueren Datums in Frank­­reich eingeführt worden. 1810 nämlich errichtete ein ehemaliger Verwal­­tungsbeamter, Cardon mit Namen, im Thale „der Nonette zu St. Leo­­nard, zwischen‘ Senlis und Chantilly ähnliche künstliche Krefsengräben, wie er sole namentlich in Erfurt zu feien Gelegenheit gehabt hatte, und fand für sein Produkt in Paris einen guten Markt. Ein intelli­­genter Gemüsehändler, dem nicht entging, von welchem Werthe eine solche gesunde und billige Nahrung für die ärmeren Klaffen der Bevöl­­kerung sein müßte, förderte die neue Kultur mit allen feinen Kräften, und so sind nach und nach die Ufer des Nonetteflüßchens zu den ergies­­igsten Krefienbeeten geworden, während auch anderwärts der Krefienbau sich eingebürgert hat. Welchen Umfang er gegenwärtig gewonnen, bezeugt am beten der Umstand, daß im legten Jahre über zwölf Milli­­onen Bündel in den Bariser Centralmarkthallen abgefecht wurden. Man richtet­ die Kreise übrigens auf sehr sinnreiche Weise zum Verkaufe der, in großen auf Querbalfen stehenden Körben, in welchen man die fest­­gebundenen Pflänzchen längs der Seitenwände arrangirt, so daß jedes einzelne Blatt sichtbar wird, und der Korb nur mit ihnen gefüllt, sondern blos tapezirt ist. Sobald der Verlauf beginnt, lassen die Händl­­erinnen ihre an Schnüren befestigten Laternen in­­ die Körbe hinab, um die Waare genau prüfen und wahrnehmen zu können, ob die fünfund­­zwanzig bis fünfzig Dugend Bündel, welche in der Regel den Znhalt eines Korbes bilden, von mehr oder weniger feiner Qualität sind. It die Engroßversteigerung beendet, so geht an derselben Stelle gleich der Einzelabfaß an unter dem betäubenden Geschrei : „Grünes, Grünes Grünes!«« (Schluß folgt.) thiere und sich täglichen Miethzins von fünfundzwanzig zehn Gentimes erhoben — eine Steuer, von den Körben und ähnlichen mehr bis Behältnissen und Behifeln als in ihren Verzweis zu minde werden je fünfundvierzig Centimes, die, an sich geringfügig, im -

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