Pester Lloyd, September 1868 (Jahrgang 15, nr. 210-234)

1868-09-19 / nr. 225

pränumerationg-­­Einladung, hiemit einzuladen. A: dem am 1. Oktober beginnenden neuen Abonnement erlauben wir ung zur Pränumeration überhaupt, sowie zur Erneuerung derselben auf den HE: OTD : ‚FP&DESTE3r 1 Monat­e n n­n Ra ” Morgen- und Abendblatt. Der „Bester Lloyd“ wird auch fernerhin als ein nach allen Seiten unabhängiges, entschieden liberales Organ die politischen und volkstwirthschaftlichen Tragen besprechen; durch seine aus findigen Federn stammenden Originalberichte in derselbe schon jegt eine weiblich bemngte Duelle für die gesammte europäische Presse geworden. Im Feuilleton des Abendblattes beginnt im nächsten Quartal ein neuer Roman, der in Paris soeben ungewöhnliches Aufsehen erregt : „Jean de Chazol“ von Mario Uchard. Schon der Umstand, daß die durch ihre Gebiegenheit bekannte „Revue des deux mondes“ diesem Romane Udhard’s ihre Spalten öffnete, bürgt für dessen Trefflichkeit, und bei näherer Bekanntschaft mit dem Werke, wessen Original erst binnen einigen Wochen im Buchhandel erscheinen wird, werden unsere Leser die Ueberzeugung gewinnen, daß sie einen der geistreichsten interessantesten Romane der neuen französischen Literatur vor sich haben. unseres Uebereinkommens mit dem Berlasfer wird die deutsche Ueberlegung zu­allererst im „Peter Lloyd“ erscheinen. . Das Feuilleton des Morgenblattes wird nach wie vor eine anziehende Abwwechslung vorzüglicher Originalartikel bietenz von größeren Arbeiten,welche daselbst erscheinen werden«und deren Manuskripte sich bereits in unseren Händen befinden, erwähnen wir bloß die eigens für unser Blatt geschriebenen „Dorfmemoiren” von Bogumil Goltz, ein Name, der jede Anpreisung überflüßig mach ; Herzberg: Fränkel, dem gestreichen Erzähler, der in diesem Werse eine der wichtigsten sozialen Fragen novellistisch behandelt : „Wilde Nate“, Erzählung von Richard Müller, der unseren Lesern aus vielen trefffichen Feuilleton-Artikeln vortheilhaft bekannt ist : „Aus dem ungarischen High-life‘‘, eine Reihe pflanter Skizzen, über deren Berfafjer und nicht mehr zu jagen gestattet ist, als daß sein Name zu den bekanntesten in der ungarischen Literatur zählt. EEE Alle mit 1. Oktober neu eintretende Abonnenten erhalten gratis den mit so außerordentlichen Beifalle aufgenommenen, in diesem Monate zu Ende gehenden Roman : „Die Narren der Liebe“ von Moritz Jókai. „Eine Mischehe‘ von Dr. Leon mit“ Wir ersuchen jedoch Dringendst, E­inseudung der Pränumerations­romans wünschen, Da wir sonst außer­vollständig in zwei Ostapbänden, eine Beigabe, deren Werth allein der vierteljährigen Pränumerationsgebühr gleichkommt, da von Dieser Separatausgabe des Iokat’schen Romanes nur eine beschränkte sofort zu erklären, ob die mit 1. taude wären, einem nachträglichen Begehren in Dieser Nichtung Folge zu geben, Pränumerations-Bedingnisse mit Postversendung: ganej. mit zweimaliger Postversendung, d. i. mit se­­parater Zusendung des Abendblattes fl. 25.60 hr. 91 monatlich mit zweimaliger Postversendung „ 19.20 n halbjährig » 5 78 „ 12.80 “ vierteljährig , n = ca LER 2 Monate , a 99 , 4.60 , 1 Monat n = a 00, fr Pest-Ofemn­s in's Haus gesendet: Ganzjährig 20 A., halbjährig 10 A., vierteljährig 5 fl., monatlich 1 fl. 80 kr. in Folge Anzahl von Exemplaren gedruckt wird, bei oktober neueintretenden Pränumeranten die Zusendung Des . ganzjährig mit einmaliger Postversendung fl. 22.—hr. 91 monatlich „ » hp „16.50, halbjährig a B) n n 77 vierteljährig ,, n h n.2090:, 2 Monate „ = > eken Mit wie weichen Gaben die Natur auch ein Land aus­­gestattet Haben mag — diese Gaben werden unter den gegen­­wärtigen sozialen Zuständen doch nur ein tobter Schag bleiben, wenn es zu ihrer Verwerthung an Intelligenz, Fleiß und Ener­­gie gebricht. — Wir haben dies in unserem Vaterlande oft ge­­nug erfahren. So hatte der Himmel unser Vaterland im ver­­flossenen Jahre mit einer ausgezeichneten Ernte gesegnet, und der reiche Segen daheim traf mit dem Bedarf des Auslandes zusammen. Dieser außerordentliche Vortheil wurde jedoch zum großen Theil auch­ Das Ungenügende der Kommunikationsmittel bewah­irt. Unsere Grundbesiger und Kaufleute erlitten dadurch enormen Schaden, weil sie außer Stande waren, ihre Waaren, ihre Frucht hinaus zu speich­en. Zu dem materiellen Schaden gesellte sich noch der mora­­lische,denn das Renomme unserer Kaufleute und Produzenten im Auslande litt darunter in hohem Maße. Wir trösteten uns damit,daß wir,gewitzigt durch die gemachten Erfahrungen,im künftigen Jahre diesen­ Uebelständen ein Ende machen werden.—Doch siehe,die Druscharbeit auf unseren Wirthschaften ist noch im besten Zuge,der Export ins Ausland hat kaum begonnen,und die vorjährigen Transport­­überstände zeigen sich auf der Theißbahn in­ noch höherem Grade,als im Vorjahre. Das ist also sein vorübergehendes,son­­dern em­perennb­endsUebel—und diciebel wird von Jahrquadr in der Maße zunehmen,in welchem die Produktion und die Fortsetzung der Theißbahnlinien vor­­schreiten.Denn­ weiit der Transport schon unter den jetzigen Verhältnissen so leicht ins Stockengeräth,um wie vielmehr wird dies der Fall sein,wenn einmal die Debreczin-Szatmär- Marmareser,die Großwardein-Klausenburger und die Arad- Karlstädter Bahn fertig sind und dem Verkehr übergeben werden­PL » " Manche su­chen die Ursache dieses Uebels in den mangel­­haften Vorkehrungen der Theißbahn-Direktion­ und in dem un­­genügenden Fundus instructus.Die Ursache dieses Uebels liegt jedoc­ch tiefer.Ein Blick auf die Karte Ungarns lehrt uns diese Ursae. Die Erzeugni­sse eines Gebietes,wie das der Theißbahn und der ihre Fortsetzung bildenden Linien,ist die Staatsbahn nicht im Stande,von Czeglád nach Pest weiterzubefördern, und ihr Pester Bahnhof ist nicht im Stande,sie aufzunehmen, da der Transport der Produkte des Banats,des Csongräder und Pester Komitats der Staatsbahn hinlänglich zu thun gibt. Es wird daher immer eine Strckung des Transports auf der Theißbahn eintreten und sie wird noch bedeutend zunehmen, wenn nicht die Theißbahn von Szolnok oder Czeglåd nach Pest weitergeführt wird und bis sie nicht einen eige­­nen Bahn­hof in Pest erhält. Es ist nicht bleses Interesse der Theißgegend,sondern­ bei der­ Wichtigkeit unseres Getreidehandels ein Landes­­interesse,daß von Szolnok oder Czeglåd eine neue Eisen­­bahnlinie gebaut werde,daß sie in Pest ihren eigenen Bahnhof habe und daß diesesahn mit den in sie einmündenden Linien in keiner Abhängigkeit von der Staatsbahn stehe. Bei der Konzeption der Theißbahn wurde ein großer Feh­­ler damit began­gen,daß als Ausgangspunkt nicht Pest,sondern Czeglöd angenommen­ wurde.Dieser Fehler muß jetzt korrigirt werden,aber nicht so,daß wir aus einem alten Fehler in einen neuen verfallen und die Theißbahn nicht nach Pest,sondern nach Hatvan führen. Diese Angelegenheit verdient die volle Aufmerksamkeit so­­wohl der Negierung und der Gefäßgebung, als auch der Bros­suzenten und der Handelswelt. Ach weiß wohl, daß ich diemit nichts Neues anrege, son­dern einer sehr verbreiteten Ansicht Anspruch gebe. Ich fenne die Einwürfe, die man dagegen macht und Habe nicht die Ab­­sicht, mich Hier­in eine Widerlegung detrelben einzulassen. Der gegenwärtige Zeilen will ich vornehmlich diese Angelegenheit der Aufmerksamkeit der Reichstagspepulisten aus den Cheißgegenden empfohlen haben, damit wir die noch Übrige Zeit des Reichs­­tages dazu bewüßen, die erwähnte Kommunikationslinie ins Leben zu rufen.­­ Bett, 18. September. August 4. Tiefort. Aus Anlaf der Kaiserreise nach Galizien beehrt und ein hervorragender polnischer Batriot mit nachfolgen­­der Zuschrift ; Herr Redakteur ! Wie es scheint, fällt es den österreichischen Pol litikern und Journalisten sehr leicht, sich in Slusionen zu wiegen und über den wahren Zustand der Dinge in der Monarchie fidh; doch Kon­­zeptionen des eigenen Geistes hinters Licht führen zu lassen. Es ist kaum einen Monat leer, daß man eine ganz imaginäre Geschichte von den politischen Parteien in Galizien und den geheimen Motiven ihres Auftretens fid gebildet hat, um die Symptome einer Unzufriedenheit und Opposition sich zu erklären, die reizbarer und entschiedener als ges­­wöhnlich, aber nach so vielen Täuschungen auch sehr natürlich ist. Ich habe mir damals die Freiheit genommen. Sie, Herr Redakteur, auf diese Sırthümer aufmerksam zu machen, melde so positiv und mit sol­­cher Beharrlicheit auftraten, daß sie selbst in den Spalten ihres ge­prägten Journale Eingang fanden. Seit der Wiedereröffnung des galizischen Landtages haben die Thatsachen selbst in eflatanter Weise die Raisonnements der Wiener Publizisten in Betreff Galiziens widerlegt. Die Opposition ist gleich in der ersten Landtagsfikung und zwar einstimmig zu Tage­ getreten. Die Herren Zyblisiewicz und Biemiallowafi und alle die eingebildeten Geg­­ner beeilten sich, ihr die Unterstüßung ihres individuellen Ansehens zu leihen. Die Wiener Politiker halten sich jedoch dur folche Kleinigkeiten nit für geschlagen und sind rüdfiHtlich Galiziens gleich bei der Hand mit selbst ersonnenen neuen Theorien ad usum Delphini, nämlich um sich selbst und der öffentlichen Meinung in der Monarchie weiß zu ma­­chen, daß, wenn auch die Dinge nicht zum besten gehen im Mutterstaat Gisleithanien — es troßdem erlaubt sei, wenn auch nicht ohne feinem Herger Luft zu machen über den Ungestüm undankbarer Malkontenten, sein Haupt ruhig hinzulegen auf den Buchstaben der Dezembergefege und die Augen vor den reellen Thatsachen verfließend, sanft zu träu­­men von der heiden Mission Deutschlands, zivilisierte Nationen einzu­­führen in die Zivilisation. — Die Sache und der Moment sind zu ernst, als daß Illusionen nit geführli werden sollten. Er lohnt sich der Mühe, viese Frage genügend und Klare zu bringen , wollen Sie daher entschuldigen, Herr Redakteur, wenn ich mir erlaube, Ihre Auf­­merksamkeit neuerdings dafür in Anspruch zu nehmen. Die Opposition gegen die Dezember Konstitution und gegen den gegenwärtigen Zuwand der Dinge in Difterscih br in Galizien mit aller Energie aus, und wie Sie sehen, ohne daß irgend ein Mann von Bedeutung und Ansehen oder auch nur ein einziges Journal zu finden wäre, welches sich, ich sage nicht gegen die Motive, sondern auch nur gegen die Opportunität dieser Opposition erklären würde. — Eine andere Thatsache, die nicht weniger geeignet ist, diese Opposi­­tion zu charakterisiren, it der Mangel an Präzision tüdsichtlich des Umfanges und dei Form der ve­langten Konzessionen. Bei Verständis­gungsart Ungarns mit Kroatien, der Zustand Kongreß­ Polens vor 1830, so­wie die jüngst veröffentlichten programme sind vielmehr Ver­gleihungspunkte und allgemeine Anspruchsform­en der­­ Bostulate, als die Biele uno als politische Program­me im eigentlichen Sinne des Wortes. — Noch auffallender ist die Abwesenheit von Präoskupationen der Renderungen, welche an der allgemeinen Verfassung der Wionaccie vorzunehmen wäre. Im Lande selbst besteht eine gewisse Abneigung, sich auf Fragen dieser Kat­hosse einzulassen, welche einerseits ihre Lö­­sung fon gefunden haben und andererseits nicht geregelt werden köns­ten, ohne vorläufig die besonderen Schwierigkeiten zu lösen und zu beseitigen. In Wahrheit, die Opposition der Polen in Oesterreich stößt sich nicht an dieser oder jener Form der Reiheverfassung; da das­­ ihnen vorschwebende Focal nicht der Geschichte der Vergangenheit der österreic­hischen Berfer angehört, vereinigen sich ihre intimen W­­ünsche in der einen Tendenz, für ihre Nationalität ein friedliches Asyl unter der fait fertigden Souveränität zu finden, und um die Landesverwaltung an das Land selbst zurückzugeben, um die Wunden, welche fremde Hände ihm geflogen, heilen und von Ojt und die Fähigkeiten der Nation frei entwickeln zu Eönnen im Kiefer bescheidenen Zufluchtsstätte des Bo­­lonismus, die aber rei ift an natürlichen Hıl­ 3quellen und eine große Zukunft hat. Gewiß, die Volen sind nur indifferent gegen alles Andere, was un­ter Monarchie die Gemüther in Bewegung sei. Ihr angeborener Liberalismus und ihre nationalen Leb­en machen sie empfänglig für jede gerechte und liberale Sache; allein sie haben zu sehr das Bewußt­­sein ihrer eigenen Invdividualität, ihr nationales Speal ist zu ergaben, als daß sie mit fremden Tendenzen sich zu durchdringen vermöchten und geneigt sein konnten, ihr Vorgehen fremden Plänen unterzuord­­nen. In der That ist es nur die nationale Verzweiflung oder die uns würdige Rolle, welche die Wiener Freunde sie spielen lassen, ihren ges­techten Reklamationen zu entsagen, um nur die Reklamationen der übrigen Völker der Monarchie zu ermit­igen, was die Bolen dahin zu bringen vermag, mit Elementen in Solidarität zu treten, die ihnen fremd sind, die aber an der gründligen Hinwegräumung Des gegen­­wärtigen Zustandes der Dinge im der Monarchie arbeiten. 34 glaube, so sehr die Bolen Galiziens Recht daran thun, wenn sie si nur mit der Lage ihres eigenen Landes beschäftigen, ebenso has­ben sie Recht, selbst vom allgemeinen Gesichtspunkte betrachtet, an Kon­­zessionen al­­ Los zu verlangen, was sie für nöthig erachten, um den Springfeuern der nationalen Entwickung die moralischen und materiel­­len Kräfte des Landes ihre volle Energie wiederzugeben. Absehend von Rechten, auf welche sie nie verzichtet haben, von heiligen Versprechun­­gen und feierlichen Erklärungen, kann Galizien nur im Verhältniß der inneren Kraft des Landes und der in den übrigen polnischen Brovins­zen dem inneren Regime Galiziens sich zum endenden Sympathien, und indem er in seinen unausgeregten Bestrebungen von dem einen Ziele der Kräftigung der polnischen Nationalität sich nicht entfernt, dahin ges langen, für die Monarchie ein starrer Schugwal und wirksiamer Damm gegen russische Aggression und gegen das Umsichgreifen der panflavistischen Propaganda zu werden. Von der anderen Seite trägt nichts so sehr zu dem Werke der Auflösung Oesterreichs bei, als dies Hineinzwängen Galiziens in eine uniforme Organisation, und dies fremde Regime, ohne alle innere Bande mit dem Lande. Diese unselige Bevormundung trübt die inne­­ren Beziehungen und erhält das Land in einem Zustande des Dahin­­sieh­ung ; das Mitbehagen, welches die Folge davon ist, verschärft die Unzufriedenheit. Der mit den reellen Lebensberingungen des Landes unverträglighe Zustand der Dinge begünstigt das Entstehen fastiöser Tendenzen, selbst solcher, welche eine andere fremde Herrschaft herbeiru­­fen; — zudem entbehren diese Tendenzen, welche einst doch eben jene unmissende Bevormundung wac­hgerufen wurden, selbst sei im Falle der Noth nicht der Ermuthigung. Die allgemeine Mıißstimmung bahnt den auflösenden panflavistischen Feen den Weg und zulegt zerbrödeln sich die polnischen nationalen Kräfte, so daß die russische Politik in diesem Boden, der ihr­ Grab sein sollte, Lebensreime und natürliche Triebkräfte für die neue Gebiete erobernde Propaganda findet. Mittler­­weile wird das Werk der K­onstitutionellen Umgestaltung Oesterreichs nicht ermangeln, die Folgen der Unzufriedenheit Galizien in verhäng­­nißvoller Weise zu empfinden. Die Opposition eines Landes von solcher Wichtigkeit gegen die der früheren Entwickklung abgewendeten, wo­nit feindlichen Traditionen wird nit umhin können, die Natur der Rekonstruttion d­­ Probleme der Monarchie in bizarrer­­ Weise zu somplis­ziren und zu fälschen. Die Wiener Politiker und Bublizisten sind indessen weit ent­­fernt in dieser Weise die Lage Galiziens und die Konsequenzen vieses unzeitgemäßen Antagonismus nach ihrem richtigen Werth zu beur­­theilen. — Die geringphäsige Behandlung des Landtages, indem man ihm nur einmal die Fundamentalgefüge mitgetheilt hat, durch welche die Februarverfassung abgeändert worden ist, — was zu thmn Herr v. Schmerling und seine absolutistischen Vorgänger nit unterließen ; die vom Regierungskommissär bei Behandlung des Gejeges über die beim inneren Dienst in Anwendung zu kommende Sprache abgegebene Geklärung in Betreff verschiedener Branchen der Landesverwaltung, rücksichtlich deren die Regierung nimmer vag Recht des Landtages in dieser Angelegenheit zu entscheiden, anerkennen will, weil sie dieselbe als zu ihrem eigenen Verb­rı gehörig betrachtet, obwohl das Grunds­gefeg vom 21. Dezember 1867 (Gefeb, wodurch das Grundgefeß über die Neic­evertretung vom 26. Februar 1661 abgeändert wird, S. 12) ansprüchlich feiljest, daß alles das, was nit zur Kompetenz des Reichsrathes gehört, der legislativen Vollmacht des Landtages anheim­­fällt ; die Erklärung, welche bei der Diskussion der an der Krakauer und Lemberger Universität in Anwendung zu kommenden Sprachen neuerdings abgegeben wurde; endlich das Rundschreiben des Ministers des Innern (vom 1. b. MR.) an den kaiserlichen Statthalter, welches aus dem Letteren ein außerkonstitutionelles Organ des­­ Regierungs­­einflusses auf die Legislative mat, indem es ihm aufträgt, darüber zu wachen, daß der Landtag die Grenzen nit überschreite, welche ihm durch die ministrielle Interpretation der Verfassung gezogen sind, und ihm zur Pflicht macht, es vor der Zeit sich angelegen sein zu lassen, daß derartige Fragen nicht einmal zur landtägligen Verhandlung ver­langen: — alles vas beweist, waß die Regierung nicht geneigt ist zu irgend einer Transaktion mit dem Lande, sondern daß sie im Gegen­­theil die gefährliche Bahn eines Eiemlsihhen Kampfes mit den allges­­einen Zendenten des Landes einschlägt, was nicht verfehlen wird, eine traurige Rücwirtung in den Gemüthern hervorzubringen. In welchem Maße die Wiener Breffje mit wenigen Ausnahmen dazu bei­­trägt, die Frage dur ihre häufigen Deklamationen gegen Menstion, Föderalismus zu verwirren und wie sehr sie dadurch die legitimsten Pfühle der Nation verlegt, wird man leicht beurtheilen können, wenn man die Artikel dieser Journale über die galizischen Ange­­legenheiten liest. Sollte es denn in Wirklichkeit so schwer sein, die Wünsche des Landes zu erfüllen, over bofst die Regierung auf irgend­eine andere Weise, al­soch einen Ausgleich mit dem Lande, die Opposition [08 zu werden, melde die Prinzipien des österreichischen Konstitutionalismus vißfrepitirt ? Das, was das Land unter den gegenwärtigen Umständen ver­­langt, ist weder eine Vermehrung seines Einflusses auf den Gang der allgemeinen Angelegenheiten des Reiches, noch selbst die Vernichtung eines einzigen Fundamental Gefeges der Konstitution. Herr Smolta selbst, nachdem er seinen radikalen Antrag, den Reichstag nicht länger zu beshiden, eingebracht hat, weist die Annahme zurück, als wäre es sein Wunsc, die bindende Kraft der Dezember-Gehege oder jener anderen, welche der Neichsrath geschaffen, nicht anzuerkennen. Was das Land verlangt, ist vielmehr nichts Anderes, als die volle Hebung der Auto­­nomie im „Inneren, ohne daß Un­dere Über die Angelegenheiten der eige­­nen inneren Verwaltung entscheiden würden, ohne daß das Land doch fremde Agenten verwaltet würde, welche von ihrer Herrs­chaft Fein ans deren Denkmal zurückgelassen haben, als die verhängnißvollen Tage von 1846, und die empörenden­­ Verfolgungen im Jahre 1864 gegen alle patriotischen polnischen Gefühle, als wären diese ein Hochverrath an Oesterreic.. Das Land will auf dem geieglichen Wege zur Befriedigung seiner Wünsche gelangen, indem es den gegenwärtigen Zustand als Aus­­gangspunkt annimmt und die bindende Kraft der bestehenden Belege unt­erschüttern will. Es sind aber die Wünsche und Bestrebungen des Landes,ge­­mäßigt und versöhnlich wie sie sind,ebenso allgemein­,als die Oppo­­sition eine einstimmige,von einem­ Gedanken beseelte ist.Nachdem­ Herr Zieminskowsky sein Programm veröffentlicht hatte,konstatirten alle Organe der Prissse,d­ xß es,i­enn man aufrichtig sprechensvolle,eigent­­lich gar keinen Untrschied zwischen den­ Wünschen gebe,welche von den­­ verschiedenen Fraktionen des Landtages ausgedrückt werd­­n,sowie es a­­chl einen in der öffentlichen Meinung des Landes gibt.d­iesem Gesichtspunk­t aus könn­te man also das Ziemialkowsky’sche Programm nicht eigentlich ein,,gemäßigteg««Programm­ nennen.Ein Meinungs­­unterschied existirt einzig und allein nur überdies Mittel,welche anzu­­wenden wären,um zur Realisirung der nationalen Wünsche zu gelan­­gen.Das erwähnte Programm schweigt über diese Mittel.Seither ist das andere Programm von Herrn Krzechnovicz und seinen politis­­chen Freiunden veröffentlicht worden.Es unterscheidet sie von dem vorhergehenden Programme nur durch die präzisere Bestimmung der Grundlagen des anzustrebenden Ausgleiches.Die Wiener Publizisten, welche die Vorahnung hatten,daß das neue Programm wenige­ gün­­stige Aussichten auf eine unbestimmte Befragung der definitisvhen Ents­­cheidung biete,ergossen sich in einen Strom von Schmeihungen gegen dasselbe,und tauften es das Programm der­,,Adelspolizei««.Als ob es eine solche Partei in Galizien gäbe,als ob man,indem man sich Täuschungen über die Wirklichk­it hingibt,dazu gelangenlernte,die Schwierigkeiten zu besiegen.Das Programmdisbeun Krzeczunowycz ist ein neuer Schritt in der Thätigkeit der nationalen Opposition gegen die in Wien vorwiegenden Herrschergelüste. Später werden die anderen nachfolgen, und wenn man si­e­nstlich mit der Natur des National­­geistes befassen würde, so würde man zur Ueberzeugung gelangen, tag das Land in Bezug jeder neuen Phase dieses Prozesses sich in offen­­fündiger Einmüthigkeit befinden werde. Die Frage über die Mittel der Opposition, diejenige Frage, melde wohl für die Zukunft der Monarchie und — warum soll ich es nit aussprechen ? — als für die Zukunft Galiziens selbst die wichtigste ist, bleibt nichtsdeftoweniger noch immer ungelöst. Der größte Theil der Landtagsabgeordneten nimmt noch Anítano, den Weg der offenen Feindseligkeit zu betreten, welcher zum Weußersten führt, aber im gan­­zen Lande grob­ bereits das Verd­ammungsurtheil über jede längere Verzögerung, über jede Verschleppung. Man kann es hören, wie selbst die gemäßigtesten Stimmen sich dahin äußern, daß ohne die volle,­­ verfassungsmäßig garantirte Autonomie des Landes , heffen Schid­al nichts Anderes sein kann, als das vergängliche Spiel einer fremden Bolität, deren legtes Ziel nichts weniger als gesichert ist. Die Fabelzüge zu Ehren des Herrn Smolfa, die Aoresien, die Retitionen an den Lanz­tag und manche andere totale Umstände zeigen zur Genüge, zu welchen Mitteln die öffentliche Meinung hinneigt. Die vom Landtage zur Prüfung der Anträge Smolfa’3 und Zyblikiewicz’8 entsandte Spezialkommission beschäftigte sich vor Allem mit denen des legteren. Die Frucht ihrer Arbeit wird eine neue Apresse des Landes an den Thron sein. Deutlicher und offener v­ielleicht als die vorhergehenden im Anspruch der Bedürfnisse des Landes, wird die neue Noresse den Kreis der inneren Autonomie des Landes nicht vers­taffen, sich auch weder in die Diskussion der allgemeinen Formen der Verfassung des Reiches, noch in die­ser Ausübung der höchsten Staats­­funktionen einlassen ; und trogdem das Land sich diesmal kaum zufrie­­den geben wird, wenn es nicht ernstliche Garantien dafür erhält, daß es über seine eigene Zukunft und über seine inneren Angelegenheiten selbst wird bestimmen können und daß die Verwaltung dieser leiteren ihm überlassen sein wird, — so bleibt doc das Feld der freien Bes­­tändigung noch ein genug weites . . Mas wird dad Cchidjal dieser neuen Heußerung des Vertrauens unseres Landes sein ? Es ist Dies eine Frage, welche Dant der eigenthümlichen Stellung Galiziens und den U­m­ständen, unter welchen sie herantritt, nicht blos die Polen im höchsten Maße berührt, sondern alle jene, welche in der Zukunft der habsburgischen Dionarchie etwas mehr zu sehen glauben, als­­ die Criz­sten­ eines humbertjährigen Staates — die Bürgschaft nämlich für die individuelle und nationale Unabhängigkeit. Wenn die Logik der Thatsahen die Begebenheiten der Welt senfen würde, dann könnte man hoffen, daß die Verständigung xvisden Galizien und dem Reiche unfehlbar zu Stande kommen werde; denn dies liegt ebenso im Interesse dieses Landes, wie im Interesse des Thrones, der cigleithanischen Regierung, der ganzen Monarchie und unserer Nation ; allein die Logik der Menigen ist anders, als die der Thatfahen, und alle Anzeichen, nur die Reife des Kaisers Franz Joseph nach Galizien ausgenommen, bringen uns auf den Glauben, daß Borz urtheile, vorgefaßte Entfeplüsse, Hartnädigkeit und Leidenshafth­eit ,

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