Pester Lloyd - Abendblatt, September 1868 (Jahrgang 15, nr. 200-224)

1868-09-26 / nr. 221

's f«--« r BA Re Da a sz gazt JENDBLATT DES PESTE (ie eingelne Russen Eoiter 6 fe. 3. BI) Samstag, 26. September | hi Bu­ ae » » «-«.· , Dugn­eulkuspgjeijeic des Nester Blond. Kopenhagen,25.September­(Amtlich.)Die russi­­sche­ Fregatte»Alexander Niwski«,worauf Großfürst Alexis sich befand,ist bei Haarboere unweit Lemvig gestrandet.Die vor Skagen befindliche dänische Fregatte wurde telegraphisch nach Haarboere beordert zur Hilfeleistung.Der Großfürst wurde gerettet und befindet sich gesund.Das Rettungswerk geht weiter sehr gut. « Hamburg,25.September­.(Getreidem­ark­.)Ge­­treidematt Weizen per Septem­ber129,Perszeptember Oktober 127,perOttober-November123,Roggen per September9­ ver­fremdethlober94,perOttober-N­ovember93,0el per September 201­4,­Herbst 201­3,Frühjahr 211s«,Spiritus-Angebot—.Frau. Stettin­ 25.September.(Getr­eidemarkt.)Weizenloko 72­­ 79,per September-Oktober 751s4,Roggenloko55——561s,,per September-Oktober56.Oelloko95­,2,per September-Oktober9«s4. Späritugloko191X­,per Septembekatober18. Zürich,25.September­.Ungeachtet höhere auswärtige Be­­richte,erhöhte Sorberungen hier nicht durchzufegen. Preise unverändert. Prima 28"/4—29, Mittel 25—27. »arid, 25. "September. (Mehlmar­kt) Ruhig. 74.50, 68, 65, 64, Spiritus per September 75, Frühjahr 69, Weizen 120 Kilos 33—35, feinere Qualität 37 50—88 50, Roggen 110 Kilos 22.25, ©­ríte 100 Kilos 21— 22.50, Hafer 21-23, Drl 82. London, 25. September. (Getreidebericht.) Weizen ruhig. (Getreidemarkt.)Bor­­unverändert. Marseille, 25. September. tath 440090 Halt.­­ Geschäft ruhig. Preis behauptet. Reafterdan, 25. September. (Getreidemarkt) Meizen Noggen fest, per Oktober 207, per März 207. Der per Oktober 30"/2, per Frübi­ br 32. war es, Freundshaft, Bus des Iinterhanse. Belt , 26. September. Der Borfigende, Präfitent Karl Szentiványi, eröffnete die heutige Sigung, in der Seitens der Regierung die Minister : Bar ron Edtvoß, v. Gorove, Horváth, v.Lónyay, Graf Miks und Baron Wendheim erschienen waren, um halb 2 Uhr Nachmittags. AS Schriftführer fungsten: Mihaly iun Paris. Nachdem der Präsident dem Hause von dem erfolgten Ableben des Abg. ob. Moldovan Anzeige gemacht, wurde zur Tagesord­­nung übergegangen. Der Bürgerentwurf wird hierauf in dritter Lesung angenommen. Die Centraliommission des Hauses legt ihren Bericht über den­ Gefegentwurf in Sachen der Ablösung des MWeinzehents vor. Der Bericht wird gedruckt und für Dienstag auf die Tagesfronung gefegt. Bi Suluk unseren Berichtes werden die Stimmzettel für tag f bsende Mitglied der 15er Finanzkommission abgegeben. X. Agranı, 24. September. die Sigung schon um 9 Uhr durch Präsidenten Herrn Vafenovich mit dem Beilage eröffnet wurde: die absolute Ma­­jorität aller verifisirten Landtagsmitglieder sei anmefend und dad Haug daher­ auch vollkommen bef&lußfähig. Nach Authentizirung des gertn­gen Brotpfades erhebt sich Ab­­gordneter Hervoic, um gegen die tendenziösen Berichte des Korrespons­­enten­ die „Novi Bozor", nein erst, dagegen hätt­e und Durbei­ce welcher hoffe (VIII. Sigung.) nicht nur die Landtagsmajorität, sondern auch die Person des altverehrten Präsidenten böswillig angreift, unter Bei­timmung­ des Hauses Verwahrung einzulegen. Nachdem Jást bent erklärt, er sein noch 11 Rebnir für den Majoritätentwurf vor­­auf ihr Wort verzietet, wird sondern Alles von ihrer Auffallend der Oppofition Herten Bufotinovic die Generalvebatte fort: ejebt. 8 szú Dbergefpan Kraljevic fagt, ex könne nur dasjenige wieder holen, was seine gleichgesinnten V Vorredner bereits so meisterhaft bes­träftigt­ haben. Nur Etwas habe er beizufügen. „So fürchte nicht die ungarische Suprematie, aufrichtigen dur die Art. Ungarn Banus." Bivins ! Mittel geg­n Reaktion ; Jovic. — Morgen Jubel da einem Dritten das Schiedsgericht überließen. Redner rednerd- Bischof Petrovic,­­ betont die Undankbarkeit gegen Kroatisch für die Opfer­ des Jahres 1848 , erwähnt, daß internationale Verträge mit der Zeit abgeändert werden können. Redner versichert, welche leider nict ver treten find. Er nennt das er fie will einen Zivilfan aus bem Grunde, weil Selacic gesagt haben sol, von der Adria bis Semlin mit entfalle und der Ausgleich sieht stimmten : Graf Jantovic, Dr. Stojanovic, Dr. Berlice 9 Uhr Früh „zuerst bin ist, namentlich die Kroatischen Küstenbewohner, begleitete die Gegner in Genial demselben ein brüderliches Bündniß, biese Worte, dann Bischof Spic spricht im Sinne feines Bor: Daß jeder Kroat mit dem Majoritätsentwurfe einverstanden ungarische Bolt das charakterferteste in Europa und unwünscht der Beifall begleitete seine Rede­ als tiefes Ausgleiches als Feinde der Dynastie an, welche ein „Finis Austriae“ wollen. Allgemein Nach kurzer Pause ergreift Herr Zurtc das Wort und eders legt seine Gegner paragraphenweise;·es fiel allgemein dieses Vorgehen auf,da eine solche Prozedur erst·in der Spezialdebatte vo­rzugehen pflegt-Redner betont auch,daß dieser Ausgleich nach 10 Jahren ab­­geändert werden könne,was aus dem Entwurfe selbst nicht zu ersehen ist und schließt seine lange Rede mit dem Antrage:Der Alltaxoritats- Ausgleichsentwurf wäre endlos ohne aller Spezialdebatte als fertiger Ausgleich anzunehmen.Werrauschendem Beifall und minutenlangen Zivilrufen stand die Majorität von ihren Eiten auf. — Nachdem sich der Jubel gelegt hatte, erwähnt der Präsident, daß die Spezialdebatte mit allen gegen 4 Stimmen angenommen sei. Wiederholter Antrag und Herr Bin: Lisung. Tagesordnung : die Fiumg­­ner Frage. daß heute XLIE: 1861, — die Nedner für die Landesintegrität der ift mehr geschehen, als Fiumaner Frage nachgelassen, auch in · hätten und Gegen den · eber die Erftirung der Kaiserreife und den Machttritt des Fürsten Am­ersperg hier folgen lassen, besonderen B­achtung unserer Leser empfehlen, weil derselbe von einem vorzüglich unterrichteten Manne stammt und im Wesentlichen jene An­­schauungen rechtfertigt, denen wir im Reitartikel des heutigen Morgen­­blattes über die Motive und die Bedeutung der jüngsten Wiener Borz­fälle Anspruch gegeben haben, erhalten Wir heute eine ganze Reihe von Wiener Briefen, indem wir namentlich den er­sten melde wir versellen der EEE es mer Se XX Wien, 25. September. Das Ereigniß des Tages ist die Zhatfahe, Daß die Reife Sr. Majestät des Kaisers nach Galizien, die morgen Früh hätte ange­treten werden sollen, auf unbestimmte Seit vertagt ist Eine prägnantere und deutlichere Antwort hätte wohl im galizischen Landtag auf seine gestern in zweiter und dritter Lesung beschlossene Adresse nicht werden können, als sie in dieser allerhöchsten Entschließung gelegen ist ; sie befundet aufs Neue und in der unzwei­deutigsten Weise den festen Entschluß des Monarchen, an der unter der freien Zustimmung der Vertreter der österreichisehr deutschen ron­­länder zu Stande gekommenen Verfassung unverbrüchlich festhalten zu wollen und muß jede in den reifen der Feuphalen und Ultramonta­­nen genährte Hoffnung auf die Möglichkeit eines Umsturzes nunmehr verstummen machen. Der galisische Landtag hat ohne Rücksicht auf die unter der Zustimmung seiner Delegirten vereinbarte Verfassung eine Abreise und eine Resolution betroffen, melche von der Rechtsbasis, auf welcher der Landtag selbst ruht, völlig abstrahlren und mit Forderun­­gen, speziell in der Resolution, hervortreten, die sich nicht erfüllen las­sen, ohne den kaum ausgerichteten Verfassungsbau zu zerstören. 63 kann uns selbstverständlich nit beifallen, dem Lemberger Landtage das Recht, eine solche Willensmeinung zu formuliren , abstreiten zu wollen, aber nicht3destomenigir­­önnen wir sein Vorgehen nicht bili­­gen. Schon der Konsequenzen wegen, die es im Gefolge hätte und im Gefolge haben müßte. Se. Majestät der Kaiser konnte, nachdem er mit dem fonntenen Entiehluffe, Galizien zu besuchen , diesem Nrcchs­­theile einen Beweis der Huld gegeben hatte, in dem Momente nicht eine seiner Provinzen betreten, in welchem sich die legale Vertretung derselb­n in rüdsihtäloser Ausübung eines Majoritätsrechtes von der Beifafsung lossagt. Hätte ein solcher Schritt nicht zu der Deutung Anlaß geben können , daß das Vorgehen des Landtags die kaiserliche Billigung finde ? Lebt wird man in Lemberg zu begreifen anfangen, hab man zu weit gegangen, andererseits aber auch erkennen, daß die provinziellen Sondergelüste eine Grenze finden müssen. Wir bedauern es um Saliziens willen, daß der kaiserliche Be­­such unterbleibt, da es der frei- Ioyalen Bevölkerung daselbst zu gönnen gewesen wäre, das a. b. Kaiserpaar an einmal in ihrer Mitte haben zu können ; gereiß wäre ein solcher kaiserlicher Besuch nicht ohne direkte geigen für das Land gewesen , indem doc einer oder der andere andeswunich hätte Erfüllung finden können. Daß es der gali­­zische Landtag so weit kommen ließ, können wir, wie schon erwähnt, nur lebhaft bedauern, während uns andererseits die Thatsache mit Be­­friedigung erfüllt, daß der Monarch seinen Entschluß,, an der Ber­­fallung festzuhalten, in so unzweideutiger Weise Tuno gab. Ueber bag Eh djal der galizischen Adresse Fan jegt sein Zweifel mehr obmwalten, sie will an Ge, Maj, den Kaiser gelangen und von demselben , dem konstitutionellen Usus zufolge an 048 verantwortliche Ministerium zur Beantwortung geleitet werden. Die die Antwort ausfallen wird , läßt sich heute angesichts des Unterbleibens der Kaiserreife Leicht deufen. (Vielleicht doch nicht ganz! R.) Hoffeniich werden sich an Angesichte der erwähnten Thatsache und ihrer hahen Bedeutung jene beruhigen, die nicht müde werden, Ministerkrisen zu erfinden und Reaktion u. |. w. wittern. Was speziell das Gerücht von der bevorstehenden Demission des Fürsten Auersperg an­langt, so dürfte dasselbe, falls es sich bewahrheiten sollte, unter den gegenwärtigen Verhältnissen des politischen Hintergrundes entbehren und nur in­ persönlichen Verhältnissen speziell in einem angegriffenen Gesundheitszustande seine Rechtfertigung finden. Die gegenwärtige Si­­tuation ist gewiß nit dazu angetstan, einem eventuellen Rücktritte des Ministerpräsidenten Fü­rsten Carlos Aurzo­ig hochpolitische Motive zu unterschieben. Hätte die waliziische Kaiserreife und etwaige mit derselben in Verbindung gebrachte Abmachungen den Fürsten zu diesem Schritte bestimmen können, so hatt­e seine eventuellen Bedenken einerseits gegen­­über der Thatsache, d.b .e. Mai, der Raiser den Ministerpräsidenten selbst zur Theilnahme an der R­ife aufforderte , andererseits Angesichts der nunmehr sogar gänzlich unterbr­ochenen Reife schwinden müssen. Mollte man jedoch annehmen mie kombinirt wurde, daß Fürst Carlos Auersperg sich von einer momentanen­­ Verstu­mmung leiten lassen konnte, so stünde dem entgegen, daß ja der Fürst viesen feinen Entschluß zurückzutreten in einem Mimente hätte ausführen müssen, in welchem er, seiner Ansicht rach, Ursache zur Verstimmung hatte, nicht aber heute oder­­ morgen, two eine solche Veranlassung durchaus hiet vorhanden ist. Unter den heutigen Verhältnissen wird dem­­nach der Rücktritttb desc $ürsten Carlos Auersperg, wenn er erfolgt, all eine reine Bersonab­frage anzufehben sein und auf politische Bedeutung seinen Anspruch erheben können; an dem­ Bestande des gegen­­wärtigen cisleithbanischen Ministeriums selbst wird in seinem Falle eine Veränderung eintre­tteten, ein Beweiß mehr, daß von der Verfassungsbahn an nicht ein Zollbreit abgewichen werden sol. Weder die Versänlichkeit, welche dem Fürsten Carlos Auersperg succediren würde, heute Shen Kombinationen anzustellen, wäre jeden­­falls verfrüht, da der Nachritt desselben noch nit Thatsache ist. Was fs einzelne Brovingblätter übrigens in dieser Richtung über die Aspi­­rationen des Grafen Taaffe berichten, ist nicht nur ferledbt erfunden, sondern auch offenbar zu dem Zwecke in die Welt gefegt, um den­ Grafen Taaffe in einer nicht zu rechtfertigenden Weise zu verdächtigen. Wer nur einigermaßen die Verhältnisse t­unt, weiß, daß gerade Graf Taaffe es ist, der die Vermittlerrolle zwischen den mitunter follivirenden Anschauun­­gen in den leitenden Kreisen übernommen hat, und es ihm noch immer gelang, selbhe mit seltenem Takt und großer Gewandtheit durchzufüh­­ren. Wenn man ihm nichtsdestoweniger die Role eines Mineurs zus­teist, so bekundet man damit eine horrende Unkenntniß der Ber­­hältnisse oder eine­r Böswilligkeit, die jedoch ihr Ziel verfehlt. Glaubt man nämlich durch Verdächtigung des einen Ministers einem anderen ein gewisses Relief zu geben, so täuscht man sich hiemit sehr, da bei der ausgesprochenen­­ Solidarität des Ministeriums der auf den Einen geworfene Schatten auch auf die Übrigen fällt. —ii Wien, 25. September. (Von einem Polen.) Als näch­ster Grund der Erftirung der Kaiserreife wird hier unter Anderem eine gestern eingetroffene russische Vorstellung angesehen, welche die Be­­wegung schildert, die sich auf Veranlassung der übertriebenen Nachrich­­ten aus Galizien in Kongreßpolen anbahne um befürchten lasse, daß die wilde Angesichte der Haltung der polnischen Führer, sowie derjenigen des Lemberger Landtages einen beunruhigenderen Charakter annehmen würde. Auch dir Kater von Rußland habe dieserhalb seinen beabsich­­tigten Besuch in Warschau, welcher ursprünglich auf künftige Mode festgefegt gewesen, einstweilen unterlassen. (Die ganze Mittheilung klingt etwas un­wahrssheinlich) 7 Wien, 25. September. Ich habe Ihnen die wichtigsten Er­­eignisse telegraphirt. Der Kaiser geht nit nach Galizien. Wir konnte er auch reifen, da das Mort des Landtages eine Bitte um den Bruch der Ber­affung war. Die I­ntere hat gesiept und die Krise ist vorüber. Graf Goludowati, welcher die Reise am meisten befürwortet hatte, ist bieher beschieden und wird sich nicht bloß um seine I­rthümer über die Haltung des Landtages, sondern auch um seiner Medve willen zu ver­­theidigen haben. Er wird Wien schwerlich mehr als Statthalter von Ga­­listen verlassen, sondern Baron Gablenz dürfte ihn sofort erfein. E38 ist so nicht bestimmt, ob der galizische Landtag aufgelöst wird, trot vor vorgenommenen Reichsrathswahlen ist dies wahrscheinlich, hat­mit die Herren die Stimmung des Landes erfahren. Sie sehen, Ihre Bemerkung zu einem meiner fanallen Briefe hat sich erfüllt, die Berfassung bewährte sich — Fürst ELEVE HŰ ist zurückgetreten. Man gibt ein Magenleiden als Ursache an, doch liegt die Wahrheit darin, daß das seit der Prager Kaiserreife arg getrübte Berhältnis zum Meidstützler die Demission des Fürsten hervorrief. Das Bolt hat Ursache sie tief zu bedauern, denn der Fürst fand mit der inh­altslo festen Offenherzigkeit für die Verfassung überall ein und hatte gerade darum in hohen Regionen wenig Freunde. Um so mehr bedauern wir seinen Rücktritt. V. Wien, 25. September. Ich sage meinen Dant für die Borsicht, mit der sie meine vorgestrige Nachricht aufnahmen, der zufolge der Ministerpräsident dürft­e­uersperg seine Demission einreichen solte; nichtsdestoweniger bestätigt sich die Mittheilung ihrem vollen Inhalte nach. Vorgestern überreichte der Fürst das bezüglich Gefuch und eines der nächsten­ Blätter des amtlichen Journals dürfte die Annahme desselben enthalten. Die Herren Dr. Gistra um Berger geben sich alle Mühe den Fürsten zur Rücknahme des Ge­­suches zu bewegen, unter blieben alle Schritte erfolglos. „Wäre ich gesund ich würde den Kampf unserer Gegner und wären ihrer Egebntah mehr als heute zu Ende füh­ren so aber bin ich leider franf und von einer Reizbarkeit,wiem ihb das Mergste befürch­ten läßt. Mit­­ diesen Worten soll der Fürst sein Vorgehen motiviren und personen, die ihn gestern gesehen, versichern, daß sein Aussehen auf schweres Leiden schlicken Tasse. Bezüglich des Nachfolgers gehen natürli­cheute die Nachrichten weit auseinander. Von verläßlicer Seite behauptet man, die Präsidentschaft im Kabinet werden zunächst ‚nicht wieder befegt werden, indeß trägt man sich auch mit dem Gerücht, daß man mit Anton Graf Auersperg Anastasius Grün­ in Unterhandlung treten wolle. Ich bemerkte hiebei, daßs der Reichskanzler schon zu Ostern 1867 daran dachte, dem i illustren Dichter ein Portefeulle anzubieten. Wie viel daran richtig, daß der Haferbau­­minister Graf Boroczy zur Statthalterschaft in Galizien und Florian Ziemiallomwärn­ing Ministerium berufen werden sol, wage ic) nicht zu ‚entjeh­iden. Mien ist heute wieder an Sensations­­nachrichten überreicht, die Phantasie schredt heute wieder vor seiner Kombination zurück. Ein mährisches Blatt läßt sich heute von hier beiten, der Gemahlin des Ministers des Innern seien in den besten Tagen Reliquien am Gefdent des b. Baters von einem Priester überreicht worden. Wer die Wiener rennt, wird begreifen, daß diese Nachricht sie in demselben Grave bes­chäftigt, als die, wie man sagt, nur für einige Tage verschobene Kaiserreise nach Galizien. Das Thatfähliche an der Madrid i­st fol­gendes: Zur Zeit der legten polnischen Inturrention flüchtete ein katholischer Geistlicher nach Mähren, dort lernte er auf einem Gute die Frau Dr. Gi8fra kennen, und ihrem Gatten­ dantt­ er es, das österreichische Staatsbürgerrecht und eine Stelle in Galizien erhalten zu haben. Von einer Reise nach Rom zurückgekehrt, wollte si der bodw. Herr der Frau Dr. Gistra erfenntlich zeigen und brachte ihr ein Stück vom Schleier der­ heiligen Jungfrau, ein Heine Kreuz aus geweihtem Holz gefertigt mit. Da Frau Dr. Gistra nicht in Wien­cien in Baden weilt, so wurden die Schäße ihrem Gatten über­­geben. in Ans Krafan.”) I. I, 24. September. © Die Korrespondenzen der verschiedenen Blätter haben so wun­­derbare Dinge über die glänzenden Vorbereitungen berichtet, welche seit einigen Tagen hier hätten getroffen werden sollen, daß ich bei meinem heutigen Einzuge in der alten Bolenstadt nicht wenig überratcht war, das zu finden, was man der Stadt gewöhnlich nachjagt: Diese polnische Kaftans, viel Geschäfte im Trödlerfache und sehr viel Handelsstimmung auf den Straßen. Von eigentlichen direkt auf die Ankunft Ihrer Majer­itäten bezügligen Vorbereitungen sah ich außer der simplen Auss­chmüdung des Bahnhofes und des Florianerthores wenig oder nichts. Näher eingezogene Erkl­ndigungen belehrten mich, daß die Straßen um der der Stadt bevorstehenden hohen Ehre willen rein getönt, daß einige schaphafte Pflasterstellen ausgebessert worden und daß endlich eine ey­artige Ilumination bevorstehe; die im Bau begriffenen Tribunen auf dem Wege zum Palais des Grafen Adam BPotocki, lag zur Residenz für ihre Majestäten designirt ist, befanden si des Morgens noch im Embryozustand und entgingen auf diese Weise meiner Aufmerkssamkeit fast gänzlich. Was aber wahr, nur zu wahr, das ist die grandiöse Theuerung der Wohnungen und der Verpflegung überhaupt, bei einer erquisften Schlechtigkeit der ersteren wie ber legteren Hotels, melde allem andern eher ähnlich sehen an auftändigen Gasthöfen, verlangen mit weniger als zehn Gulden für den Tag, und Privathäuser sind in ihren Ansprüchen nicht minder prätentiös. Dabei suht man vergebens die in Maffe zugeströmten Fremden, welche einem solchen abnormen Attentat auf die Geldhörten entsprechen würden. Man sagt mir wohl, daß die auf den Hauptstraßen aufs und abspazierenden Leute Fremde seien, ich halte sie aber zumeist für Insassen Krakau’s und seiner näch­­sten Umgebung. Wenn der morgige Tag nicht mehr an Neugierigen herbeiführt, so wird der fanstägige Empfang mehr den Anstrich eines Empfanges der Stadt Kralau als den des ganzen Landes haben, und wenn der morgige und übermorgige Tag an Ausschmüdungen der Straßen und Pläge nicht mehr bringen wird, als die feitverflossenen Tage, so dürfte dieser t­ADLif he Empfang auch Fein gar glänzen­­der­ werden. Selten hat wohl der Telegraph zwischen Lemberg, Krakau und Wien so ununterbrochen gearbeitet, selten sind auf den betreffenden Drähten so inhaltsserwere und zugleich so aufregende Depeschen beför­­dert worden, wie am heutigen Tage. Schon die Nachh­t von der An­­nahme der ersten Hälfte der Resolution, eine Nachricht, welche um die Mittagsstunde aus Lemberg hier eintraf, hatte in den betreffenden Kreis­­en die Tiebhafteste Unruhe hervorgerufen. Dieselbe wur 3 mit jedem Telegramme, das die v­erschiedenen Reden der Resolutionisten brachte, immer mehr und mehr, und erreichte ihren Höhepunkt, als gegen Nach­­mittag sich die Kunde verbreitete, die ganze Resolution sei fon in zweiter Lesung angenommen.­­­ergrößert wurde die Unruhe selbst in Hofkreisen noch dadurch, daß die auf heute Morgens angesagte Ankunft des­seren Grafen Gul­dovsty nicht erfolgte, und daß derselbe mittelst Telegramm anzeig te, er werde heute nicht kommen ; wann dies der Fall sein werde, wille er selbst noch nicht zu bestimmen. Daß man unter folgen Moralitäten allgemein an der Ankunft Ihrer Majestäten zweif­­elte und den Nachtritt des Statthalter für mehr als wahrssheinlich .) Diese Briefe wurden geschrieben, ehe noch die Giftigung der Kaiserreife in Kralau bekannt war. D. R hielt, versteht sich wohl von selbst. Die damit in Verbindung gebrach­­ten Konjunkturen, wie Auflösung­­ung von Neuwahlen u. f. Lesterer bald des galizischen Landtages, Huschrei­­che es gut und mehrlich mit der polnischen Sade meinen und die sich von der Reife ihrer Majestäten für eben diese Sade das Beste versprachen. Anmitten dieser Stimmung von­ Furt und Bangen traf die Nachricht von der Annahme des Botock’schen Antrages, welcher die Resolution in Vielem mildert, ein, und man athmete wieder auf. Dazu kam die Ankunft Sr. Hoheit des Herrn Erzherzog Albrecht, des Heren Landeskomman­­danten, sowie Sr. Frzellenz des Herrn Grafen Alfred v. Motocki, welche­­ nach seiner Ankunft vermöge telegraphifer Berufung nach Wien weiterreiste. Man betrachtete all dies als günstige Anzeichen für die nun betroffene­­ Ankunft der Majestäten und wurde bestärft in dieser Ansicht doch die darauf bezügliche Mittheilung des Herrn Erz ber3og­, die sich im Laufe des Abends verbreitete und die ich Ahnen auch telegraphii meldete. — — — Zur Stunde, da ich diese Zeilen nie­derschreibe — 10 Uhr Nachts — erwartet man noch immer ein Tele­­gramm des Herrn Statthalters aus Lemberg, das volle Klarheit in die Situation bringen sol. Für morgen Abends wird der Ankunft der Ab­­geordneten aus Lemberg entgegengesehen. w. wirkten Schlagäynli auf diejenigen, . Erlaf­ en des Ministers Gisfra in Der Bregenzer Angelegenheit, der Erwägung, daß über Ansuchen der Chemerber Johann Reiner und Maria Friederik­ Häußler die kompetente politische Bezirks­­behörde zu Bregenz am 13. Juli 1868 die vorschriftsmäßige Aufforde­­rung en ben gerichtet und 16. desselben Monats der Bezirksbehörde eröffnet hat, er könne wegen des Hindernisses" mixtae religionis, ohne fichliche Dis­­pens weder die Ehe versündigen, noch die feierliche Erklärung willigung Brautpersonen daß der Pan fpen Bekenntnise angehört, dieser Behörde nach Beibringung tigam3, hat als veranlafen, und die feierliche Erklärung Weigerung der Ehe vor der weltlichen Behörde, ferneren Erwägung, daß beide ver Umstand, a dem fatholischen, die Braut dagegen dem evangeliz ein in den Staatsgefegen enthaltener M Weigerungsgrund sich nicht darstellt , ist der Fall vorhanden, in welchem es nach dem Gefege vom 25. Mai 1868, Nr. 47 R. G. Bl. den Braut­­leuten freisteht, das Aufgebot ihrer Che durch die weltliche Behörde gebot und den Eheschließungsaft vorzunehmen hat, zu der Einwilligung Zur Che vor und in welchem Falle die politische Behörde der eingeschriebenen Ausweise und Behelfe, das Auf­ Duch jene Weigerung seitens des ordentlichen Seelsorgers des Bräu die Bartei ein Recht erlangt,ih­re Ange­legenheit vor der meh­ligen Behbörde auch zum Abschluße zu bri­ngen, nachdem das Gefek jenes R­ht nit von der fortdauernden des Seelsorgers, bis zum Abschluffe irgendwie abhängig erklärt , viels mehr den bes GSeelforger3 (Art. II, net, bab nad ber vorgeschriebenen Behelfe und Ausweise das Aufgebot den Chefschließungsakt „so fort“ vorzunehmen hat ; weil ferner bei der entgegengelegten Annahmen die Parteien belie­bigen und den empfindlichsten Verzögerungen ihrer Angelegenheit preisgegeben wären, während das Gejeg vom 25. Mai 1868 die Absicht, allen Weitwendig­­keiten zuvorzukommen, deutlich zu erkennen gibt, indem es zur Begrün­­dung des Rechtes auf Eheschließung vor hinreichend ansieht, wenn auch nur behörde zu verweilen und ohne von der Einen zur Entgegennahme der feierlichen Erklärung der bezüglichen Erklärung der nen Seelsorger, das eine oder das andere aus einem durch­gebung ohne die Parteien auf dem Wege der Beißwerde an und anord= nach Beibringung und weltlichen Bebö­de als zum Aufgebote oder der Einwilligung berufer Brautleute in verschiedenen Pfarrbezirken wohnen, langen, die ordentlichen beider Brautpersonen der Cheichließung wegen erfolglos angegangen endlich des Gefeges illu­sorisch gemacht werden könnte, Kann daher nicht gebilligt­ werden, daß Statthalterei in­folge der Eröffnung des Fürstbischofs von Briren vom 23. August zu Löbau nunmehr nahme der feierlichen Erklärung der Einwilligung bereit sei, mit Erlaß vom 24. August b. 3. nie Ehbeschließung vor der welt­­lichen­ Behörde als entfallen die Auf­­hebung b-8 von der Bezirksbehörde am 15. desselben Monates verfüg­­ten Anschlages die politischen Aufgebote­ verordnet hat. Nachdem Johann Reiner Briren erklärt hat, auf die Eingehung der Ehe vor der börde zu bestehen, so finde Sertfolger der oben ‚erwähnten ich das, gegen die den Beweis zu pre erklärt, und ganzen b. 9X., daß der Pfarrer des Aufgebotes und Entgegen: ferner laut des dem Brrichte des Ber a zu Bregenz am 28. Aug. b. 3. beigeschlossenen Brototolles, nach­esanntgabe Eröffnung des Fürstbischofes von der weltlichen Enatscheidung der mail Ber­tf. £. Statthalterei vom 24. Aug. 0. 3. ergriffenen Beschwerde des Johann Reis­ner Seine zu geben, und unter außer Kraftfegung der erwähnten Statts­halterei V­erfügung zu entscheiden, daß die Cheichließung vor der welt­lichen Behörde von Johann Reiner und Marie Friederike Häußler nicht aló entfallen anzusehen, und daß sein Grund vorhanden ist, dem von der Bezirksbehörde eingelei­tten Aufgebote Einhalt an thun. Es hat daber die £. Bezirtsh­auptmanns­chaft in Bregenz, in Bezug auf das Aufgebot und den Ehbeschließungsaft und der Marie Friederike Häußler das gefeslic obliegende Amt zu der ihr handeln. A Baris, 23. September. Die spanischen Ereignisse erzeugen hier eine Aufregung, welche zu dem Schlusse berechtigt, daß sie den französisgen Staatsorganismus mehr als sonst eine fremde Angelegenz­heit berühren. In den Ministerien herrscht Bestürzung, in den flek­tab­len und legitimistischen Kreisen Aufregung. Die Orleanisten tragen den Kopf höher, Republikaner, Italiener und Preußen fan­den in die Hände. Nirgends, als in Paris, wo alle Nationalitäten und Länder eifrige Repräsentanten zählen, kann man so den Geist sich manifestiren fehen, welcher die Regierungen und Bölter charakterisirt. Wollen Sie wissen, was die Feudalen in Böhmen denken, was bei den Preußen für Hintergedanken herrschen, wie die Italiener gesinnt und gestimmt sind, so fuchen sie dies nicht in Prager und nit in Berliner und nit in Florentiner Blättern: „Union“, " Monde", „Journ. des Debats“ und „Lieb­e” geben darüber besseren Aufschluß, noch mehr aber sagen Ihnen die lebenden Repräsentanten jener Richtungen hier, wo sie sich freier von den Rücksichten, melde die Verhältnisse der Heimath auferlegen, wo sie sich aber auch in anderem Liste zeigen, ordentlichen Seelsorger entgegengelesten Auffassung ersterer unter dem ·­­ ner entgegennehmen , — achttägigen Termin des Staates nicht zur Abgabe. 2 und 3) präklusiv abzugeben daß die I § in Der des Bräutigams zur cristlichen Religion ih­n benennen, und dessen Ablauf die politische Behörve, zur Vornahme ihnen die aufstellt in dem Falle, Anwendung der Ein, die worden sind und bei Robann B. 6­ie: anerkannten Hinderungsgeunde verweigert, vie Firhliche Ober:­winn die Ser Er in SE­GE BEREIT NERSENSEEE SESERISS SEITE EEE Die Narren der Liebe.*) Roman Han Moris Jöckal Auf einen Hauch­ des Herrn. Ferdinand Harter sah sich endlich seinem Ziele nahegerüct. Der reichen Segen versprechende Frühling war da, der alle Fel­­der mit üppigen Saaten bewechte, und es traf sich ein reiches Handels­­haus in Wien, das ihm einen großartigen Borschuß auf die Fehlung aller seiner Güter zu geben bereit war. Er brauchte nur, hinauszureisen, um das Geld zu erheben. Er nahm auf Angyaldy mit ih; es ist dies der legte Dienst seines Sekretärs, der sodann eine Verwendung bei der ungarischen Hof­­kanzlei erhält, wo seinen Fähigkeiten sich gewiß eine schöne Zukunft öffnet. Das Bankierhaus, von dem er den Vorschuß erhalten sollte, zog die Sache von einem Tage zum anderen hinaus, indem no& nicht alle Formalitäten erfüllt seien. Harter konnte nicht begreifen, was für Stru­­geln sie no haben können, nachdem ja die Felder schon alle abge­schäßt sind. Er mußte deßhalb mehrere Tage in Wien warten. Doch sollte ihm in anderer Weise das Warten verfaßt werden. Mit einem Abend t wurde zu irgend­einem wohlthätigen 3wede ein Ball gegeben, und Ferdinand Harter war einer richtigen Ahnung gefolgt, als er hinging mit dem Gedanken, dort Melanie zu finden. Wie hätte die schäne Frau dort fehlen sollen ? An einem solchen öffentlichen Unterhaltungsorte konnte Herr Lemming nicht wohl verhindern, daß Ferdinand Harter mit Melanie eine Konversation anknüpfe; bedítend konnte er darüber wachen, dab der Gegenstand des Gespräches sich nit auf verbotenes Zerrain verirre. Auf das hatte übrigens Ferdinand Harter er gar nit abge­geben: die geheimen Anmachungen mit Melanie konnte er brieflich führen ; wonach ihn fest verlangte, war , sie sprechen zu hören. Er liegt in dem Wohllaut einer weibligen Stimme etwas Be­­rauschendes, auch wenn das Gespräch fi über die alltäglichsten Dinge bewegt und Melanie besaß in hohem Grade vdiesen Zauber. Sie war zum Gutzüden, an wenn sie nur davon sprach, wie fast eg sei. Und es war in der That fast. 68 ging schon gegen Ende Mai, wie sollte er da jemanden ein­­fallen, den Saal heizen zu lassen ? Melanie aber schauerte zusammen, so oft sie vom Tanz auf­­ ihren Liß zurückkehrte. Auch dieser nervöse Schauer ließ ihr so gut; wenn sie die Schultern sofett schüttelte, mochte es dem, der ihr die­­ Spigenmantille darüber warf, wohl die Sinne berühen. — 63 ist wirklich fast hier drinnen im Saal! — In Ihrer Nähe empfinde ich nur Wärme, war das Komplis­ment, mit dem Harter darauf antwortete. Nein wahrhaftig, sehen Sie nur, auf den Fenster­­scheiben bilden sich Eisblumen. Das ist eine ungewöhnliche Erscheinung im Mai. — 6Gie bilden sich von den Bliden erstalter Frauen , scherzte Harter. Herr Lemming seinerseits fing an den Eisblumen auf den Fen­­stern eine viel größere Aufmerksamkeit zu widmen, während Harter über sie blos scherzte. Und da, hohe und hochgeborene Tänzer und Tänzerinnen, b­äten Sie gut daran, die Mutt einen Augenblif­f schweinen zu lassen und in die Knie fintend mit bebenden Lippen ein "De profundis ad te clamavi Domine !" anzustimmen Der tödtende Hau des Herrn fährt da draußen duch die Nacht und während da drinnen die Tanzmufik aufspielt, werden Länder zu Ashe!.... Das bedeuten die Eisblumen am Fenster.. . . . Am anderen Tage erwachte Herr Harter in Später Vormittags­­stunde; er war bei diesem Morgen vom Balle nach Hause gekommen. Angyaldy wartete schon lange auf ihn. Al man Herrn Harter das Frühfind hineintrug, ging auch Angyaloy zu ihm hinein. — Kun, was gibt Neues, lieber Emil? fragte ihn biefer in sehr heiterer Laune. Die verfroffene Nacht hatte den gnädigen Herrn in eine überaus rosige Stimmung verfegt. Als er von Melanie Ab­­idhieo nahm, prüdite sie ihm die Hand. Al Harter Lemming einen guten Morgen wünschte, machte er ihm zugleich die Mittheilung, daß er dieser Tage zu ihm kommen werde, um „ihre Angelegenheiten def­finitiv in Ordnung zu bringen. Lemming sagte, sein Besuch werde ihn sehr erfreuen. Herr Harter fragte also Angyaldy in sehr heiterer Laune, was es Neues gebe. — Die einzige Neuigkeit ist, daß wir diese Nacht vier Grad unter Null hatten. — Meiner Treu, das haben all wir auf dem Ball empfunden. Ich fürchte sehr, die vielen weilgefleiveten Damen werden sich dort Husten, Schnupfen und Rheuma geholt haben. —­­Sonst befürchten Sie nichts, gnädiger Herr ? Ich meinerseits befürchte, daß heuer halb Ungarn ohne Brot sein wird. — Die fommen Sie auf diesen Gedanken ? — Deil diese Naht die Fröste alles verbrannt haben. Den Rep ist erfroren, der Roggen stand in der Blüthe und ist zu Grunde gegan­­gen, der Weizen schießt eben in die Röhren und wird taube Aehren bekommen. Heuer wird weder eine Repshülse ein Senfforn noch eine Aehre ein Brotlorn, noch eine Traubenbeere einen Tropfen Most geben. Wir haben ein Mikrabr vor uns. — Ah das bilden Sie sich nur ein !­rief Harter, dem der heiße Thee den Schlund sehr verbrannt hatte. — Daß ich nit der Einzige bin, der sich dies einbildet, Sondern daß er Leute gibt, welche sichere Kunde davon haben, werden sie aus der Mittheilung Ihres Barquierd erfahren, der mich fon mündlich davon verständigt hat. Damit überreichte er Herrn Harter einen Brief des Bank­­haufes. Herr Harter aß in dem Briefe, daß den betreffenden Kaufleuten es unendlich leid thue, allein nachhdem dasjenige, wovor sie seit Tagen zitterten und worauf jeder Geschäftsmann mit dem Thermometer in der Hand ängstlich bedeutend Tauschte, nun wirklich eingetreten ist, näm­­lich daß in dieser­ Nacht hat Thermometer vier Grade unter Null fi­ L, so kann man volle Gewißheit darüber haben, daß diese Nacht Alles, aber an Alles, was grün war, erfroren sein muß; und es werden daher ungarischen Grundbefigern­ochlecterdings feine Borschüfte auf die heurige Fehlung gegeben werden. Nun, das war ein Schlag, der auch noch Herrn Harterd Thee­­tale umwarf. — Das it ja aber unmöglich ! rief er außer sich. Das wäre ja himmelschreiend ! Gott kann tod dies Land nit zweimal hinter einander so schredlich heimsuchen. Angyaloy preßte die Lippen zusammen, denen der Ausruf ent­­sc­hlüpfen wollte: „und wenn er gerade um euretwegen e8 so heim= fuchte 2 1" — Nein, er kann nicht fein! fohlte Harler und lief ans Fenster. Vor dem Hotel war eine schöne Mllee schattiger Akazienbäume. Die Blätter derselben waren fon alle schwarz und hingen schlaff herab. — Mein Gott, das ist ja eine verwüstete Walt ! Nicht wegen der verwüsteten Welt raste er, sondern wegen des verbrannten Hoffnungsgründ seiner Leidenschaft, das, als er fon am üppigsten stand, von dem Frost jener Schredensnacht gleichfalls vernich­tet worden war. — O wie grausam ist dag Schidfal, wie furchtbar das Vers­hängniß ! Samophl, sagte für sich der zusammengepreßte Mund, und das Schlimmste dabei ist, daß wir unseren Zorn darüber­ an Niemanden anglaffen können. Nicht einmal die Nation kann man dafür verant­­wortli­ machen. Ferdinand Harter ballte seine Fäuste und blidte zähneknirscend gegen den Himmel, al­suchte er einen Gegenstand, den er zum Kampf herausfordern kann. Auch der traf sich. Der Diener trat mit einer Visitenkarte herein. Ferdinand Harter lag auf derselben den Namen seines Sohnes. Der kommt wie gerufen ! — Der junge Herr Aladár! rief er wüthend , die Visitenfarte Angyaldy auf den Tisch hinwerfend. Er wagt­e­ noch, mir unter die Augen zu treten, nachdem­ er mir einen solchen Schimpf angethan ! Er sol nur hereinkommen ! Angyaldy wollte sich entfernen vor diesem Auftritt. Er dachte triftlich genug, um dieser freundschaftligen Begegnung nit im Wege stehen zu wollen. Sarter jedoch hielt ihn zurück. — Bleiben Sie. Sie sind mir hier nöthig. Ich werde mit die­­­em Jungen nie mehr anders, als in Gegenwart von Zeugen sprechen. Segen Sie sich an den Tisch, und stehen Sie nicht auf, wenn er herz einkommt. Er trifft mich heute gerade in der rechten Stimmung ! (Sortierung folgt.) Hortregung aus Rr. 220, -

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